PHIhihihi
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Oyje

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...ein Drecksack hat nun doch meinen Computer erwischt, obgleich er gut bewacht war. Ich hab ein nicht zu neues Siemens-Lifebook, mit Win 2000 und noch Einigem, das alles bewahrt von einem Kaspersky-Antivirenprogramm. Einen vorigen Computer hatte verloren, weil das BIOS nicht schreibgeschützt, was ich also diesmal sicher nicht vergessen. Gleichwohl, irgendwer hat es geschafft, VOR dem BIOS und auch VOR der Systeminstallation sich genau da zu plazieren, wo die Maus montiert ist. Dieser Fehler wird sofort merkbar, wenn das Programm neu aufgezogen wird. Der Mauszeiger + Schalter flippt also völlig irrsinnig rum, schmeißt alle Schaltbewegungen durcheinander, solange die Maus (die erprobterweise funktioniert) eingestöpselt ist. Ich ging dann ins BIOS, die Einstellung zu ändern, und nun hernach blockiert da auch etwas die Tastatur (die's sonst tut), sodaß ich das BIOS-Kennwort nicht mehr durchbekomme. Nun muß meinen Computer per Touchpad steuern, suche nach einer Kur für diese dreiste Sabotage. Irgendjemand kund in solchen Dingen? 

01:50 - 4 June 2008 - comments {0} - post comment


offpage...

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Ts...Ts...Tsk, was tut mir die Welt an! Mein Antivirenprogramm ist dann doch nun auf den Trichter gekommen, daß chblog.ch nicht gut für meinen Computer ist. Frage ich also nach dieser Adresse, bekomme ich eine blanke Nachricht, daß diese  verboten (forbidden) sei. Dieser Verhalt läßt mir zumindest Gelegenheit, zu reflektieren, was, außer einer Gewohnheit, da mal einzuloggen, ich an dem Sender habe. Hm. En Haufen Perlen, für die ich keinen Gebrauch habe... Für einen Mitteleuropäer bleibt beim Anblick der Topics ohnehin der Seufzer: ja, wo sind sie alle geblieben, man hört sie jodeln (und manchmal flüstern) von allen Enden der runden Welt. Zuviel zum Lesen, hab die Zeit nicht. Dazu gelegentliche Hinweise, wie's mit denen aussieht, die gern auch zuhausebleiben. Krankfeiern, die Böcke hüten, Bier trinken. Naja. Also, für's erste ist es vielleicht auch genug, mir wäre, nach allem, was ich auch sonst hörte und las, ohnehin eher daran gelegen, mal die Schweiz per Fahrrad zu erkunden. Ist vielleicht auch gesunder so, kostet keine Elektrik. Und was sich hinter dem immer nächsten Bergrand verbirgt, kann mich nicht nur dort interessieren. Dieser Text hier schreibt sich nun in unserem Internetcafé, wo man nix aufspielen, nur unmittelbar schreiben kann. Nicht, daß da nichts zu erzählen wäre, aber zweifelhaft, ob am besten gerade hier. Immerhin, wenn wer sonst noch was von mir lesen möchte, da habe ich einen Input bei books.google.com, unter "Leo Hoeninger". Damit kamma gurgeln, was sich als Ergänzung zum Jodeln ja manchmal empfiehlt, zumal wemma sich in der Stadt jeden Tag rasiert... Die Weltreiserei sonst, wie sie sich hier öfter konstatiert, könnte man ja eigentlich ansehen als eine Art Stimmbruchfest, ne, die Indianer kennen solche Jugendfeste, wo einem die ganze Welt geschenkt wird, irgendwie. Man kann ja mal gucken. Stimmbruch, das wäre auch cognitiv zu verstehen: die eine Stimmlage ist die des mitherangebrachten Bewußtseins, die andere die der wirklichsten Wirklichkeit, wie sie einem geschieht. Was hier lesbar wird davon, das sind die Zwiestimmigkeiten dessen. Klar, ne. Reflektiert wird hier ja sonst nicht, außer mit den kommunsten Meinungen, die sich mittels Redensarten oder Dialekt ausweisen. Man kann sich bei Euch da wenigstens nicht vertun. Den Denker vorzustellen ist aber in Blogs allemal nicht üblich, es muß alles irgendwie Schlagwortcharakter haben, was man von sich merken läßt, irgendwas wie echter Dialog ist unwahrscheinlich. Über's Banale verlieren alle keine Worte, die jeweiligen Mucken kann man nicht debattieren, und die Politik ist auch nicht der Tempel der Erkenntnis. Kleine Nachricht hier, die mir nachgeht, hat vielleicht nicht jeder gehört (ich informiere mich gern bei www.nachrichten.ch): die Holländer haben gerade einem ihrer Generäle ein großes Tattoo auf offenem Platz gegeben, weil er zum Kommandeur der 1600 Holländer in Afghanistan bestellt worden war. Am nächsten Tag aber tötete eine Bombe dort bei den Wilden den Sohn dieses Generals, einen Leutnant, und dessen Kameraden, auf einer Patrouille. Man sagte dann, das sei nicht gezielt gewesen, hätte jeden treffen können. Diese Konstellation des Generalsvaters mit seinem Sohn in selber Truppe ist in Afghanistan schon einmal vorgeführt worden, in der Gestalt des damaligen Befehlshabers der sowjetischen Truppen im Afghanistan-Krieg. Der verließ an dessen Ende das Land als Letzter über eine Brücke im Norden, in Gesellschaft seines Sohnes, der Soldat in seinem Heer war. Und was den dummen Zufall angeht: als Leidensfigur steht der General da neben dem Bürgermeister von Köln, Schramma. Dessen Sohn, irgendwas über Zwanzig, kam um, als des Nachts in der Stadt ein paar Irre begannen bei einer Kreuzung ein Wettstarten, einer entgleiste, rammte die Verkehrsinsel, auf welcher der junge Mann Ampelzeichen erwartete. Die Brücke übrigens, über die der sowjetische General Afghanistan verließ, war MIR bekannt aus einem Traum 9 Jahre früher, gerade BEVOR die Russen nach Afghanistan gingen. Das sah ich dann, aus wiederkommendem Gedächtnis, als ich das Foto der Brückenquerung in der Zeitung sah. Alles klar? Wenn die Wunderkinder mal alle überleben! (Wunderkinder gibt's bei denen Bergtieren vielleicht öfter, weil einem am Gebirg, auf erste Zicken, auch allerhand Weitläufiges einfallen kann, ne. Hihi.)    Kann nun nicht nichts sonste sagen, wird Zeit, muß gehen. Warte auf keine Antwort, werde weiter im chblog lesen. Jemand Kalanda gesehen? Lange nichts mehr von diesem Grottenweib gehört...

01:18 - 22 April 2008 - comments {0} - post comment


un certain sens (von 1994)

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Zu erwähnen, daß ich die Glocken nicht gehört hätte, wäre die Atmosphäre nicht für über eine Stunde vollkommen still gewesen. Nur der Vogel rief mich manchmal, und zu einer Zeit sprachen wir ein paar Flötentöne lang miteinander, eher still - das Tier hört sehr fein. Manchmal brauche ich meine Antwort nur zu denken. Ein sehr intimer, feiner kleiner Geist. _________ Die Maus hat schwer gearbeitet und das Loch unter der Wand ausgehoben und erweitert. Fast spaßig, das zu sehen. Die Amseln lassen sich dankbar mit Korn vom Silo füttern, machen ein wenig Theater darum usw. Und dann pickt eine sehr ordentlich, wie ein kleiner Automat, und denkt mir zu, da sind sie erkenntlich. _________ Flogen vorgestern in der frühen Sonne und zeigten die grau durchleuchtenden, sehr feinen Fächer ihrer Flügel. Wer das malen könnte... _________ Das Wort ‚wih’ klang über der Kirchenstille wieder an. Nebenher wurde mir bewußt, wie ziemlich viele Menschen in der Feuerhöhle der Brücke schon bei mir gewesen, nicht nur hindurchgegangen sind. Die nicht zu zählen, die nur herblicken von der Brückenrampe (Sternenschädel), sind es bestimmt 40 - 50 oder mehr. Die kann man sich als alle zugleich gegenwärtig vorstellen, dann ist der Raum schon recht voll. 30 Pferde, 10 - 15 Hunde. Eine Amsel tat, als wenn’s schon wieder Käfer gäbe. Am toten Kaninchen (sehr naß geworden) wird weiter gefrühstückt, in sehr kleinen Portionen (Herzhöhle). Vielleicht die Meisen. Die Maus wäre zu klein, würd schon ganz im Rippenloch verschwinden. _________ Mo. 6:35 Aha. Vielmehr 6:40. Koliken wie wahnsinnig. Ich weiß, wann der Zug da ist, es ist aber nicht mehr dasselbe Muster von Klöppelbewegungen unter den Wagen, was mich weckt. Der Bahnhof ist nun fast fertig, und vor allem sind die Schienen auf den letzten 6 Kilometern neu. Der Zug gleitet einfach hinein und rollt nicht mehr über die alten Weichen, die ihn so bedeutend kennbar hin und her schuckten. Für nun sind’s die Lichter, woran zu merken ist, daß wir da sind. Hoch über der Stadt ein Mond, ¾ - , ein bißchen wie ein Flußmädchengesicht, rund, sentimental, mit einem Strang glatter Haare schräg über die Stirn dort wo der Schatten ist. _________ ‚crize’ steht mit flotter dummer Hand an den Beton des Treppensturzes gesprüht. _________ Radiotest. Oh ja. Hier gibt’s einen Sender, der spielt den ganzen Tag lang klassische Musik – da MUSS einfach gelegentlich etwas Richtiges dabeisein. _________ Noch in Köln, den Abend zuvor: ich hab’ mir eine Tafel Schokolade aus dem Automaten gezogen, sitze auf dem Bahnsteig und esse sie, da kommt ein runder, kräftiger Afrikaner vorüber. Ganz von der Schokoladenseite Afrikas. Charakter. Dann gehe ich den Bahnsteig hinaus, er steht da zwischen den Menschen, gutgelaunt, und macht mit seinem linken Bein eine Boogie- Tretbewegung, ein Ruck aus dem Lendenmuskel, der das ganze Bein schlackernd fest hochschnellen läßt nach vorn, von der flachen Sohle weg. Er spielt mir den Absatzautomaten, aus dem die Tafeln unten weg flach herausfliegen. _________ Was die meisten jungen Menschen dazu bringt, dies oder das sein zu wollen (per Raison), scheint oft zu sein: die Form. Das Formative bestimmter Typen- und Lebensbilder - in Ermangelung echter, eigener Lebenserfahrung wählen sie einen Weg, sich als Typ in einem dazu gehörenden Horizont aufzubauen, oder aufbauen zu lassen. Das ist die einfachste Weise. Es dauert sehr lange und kostet viel auf dem Wege von Irrtümern, seine eigene Idee von sich und der Welt herzu zu gestalten - und zu behaupten, vor allem. _________ Mozart? Ach der. Manchmal macht er pure Musik, aber meist, scheint mir, frottiert er sich nur mit Notenpapier. _________ Gothenstadt: die machen Musik weniger um der reinen Kunst willen als vielmehr, um Fingerfertigkeiten und Koordination sinnfällig zu exerzieren. Und die Musikstücke, die sie haben, sind danach. _________ Es wird Abend (Di. ) und gibt partout nichts zu bemerken. Paris besteht aus lauter trostlosen Typen, alle Karikaturen ihrer selber. Mein Blick hält sich an diffusen Lichtbändern, Reflexen in der Edelstahltür. Was sind die, Schattenanimateure irgend eines Zwischenreichs... _________ Mi. Es sollte klar sein, daß der Begriff der Freiheit, wie er bei diesen buddhistischen Erörterungen anklingt, eng zusammenhängt mit der Beweglichkeit der Augen in einem sonst reglosen oder anderweitig engagierten Körper. Frei ist der Mensch dann, wenn er zwanglos über die Beweglichkeiten seiner Augen verfügt. Karma und Samsara sind die Zustände, wo er das nicht kann bzw., wo er leidet, und daher nicht sieht, weil ihm die Nöte dazu keinen Geist lassen. _________ In der Physik ist der Äther kein Begriff mehr. Aber im Psychokosmos wäre es manchmal ganz gut, ein Bezugssystem immaterieller Art zu haben, vor dem Bewegungen und Veränderungen abgehoben wären von allen Nur-Relativismen. Diese sind eigentlich nur im Soziotop interessant, indem dort jede Veränderung die Empfindungen aller beteiligten Subjekte readjustiert. Or so. _________ Villette. Gesichtspunkt: Die intensive Interaktion dieser Menschenmengen, bei dem allgemeinen Akzent auf Moral (die Mediokren, die meisten, sind NUR moralisch - aber wie!) bringt es mit sich, daß sich die Selbstwahrnehmung polarisiert: die eine Seite meiner selbst (und auch dessen, was mich umgibt) ist mir exclusiv erkennbar, und die Abseite dazu ist es nicht. Daran z.B. hält sich deren Moralität hier, sehr. Das nutzen sie geradezu aus, in Gegenseitigkeit, daher oft diese Bissigkeit, auch Vanität ihrer Argumentationen. Die Touristen erkennst Du an dieser aufgekratzten Naivität, wo die Augen einfach obendrin schwimmen - die sind ihrer Erscheinung oft völlig unbewußt, müssen sich dafür an Gefährten halten, die sie erkennen können, schauen aber meist auch nur ungern über deren Gesicht hinaus. Die merken sehr genau, wie grell die Moralität dieser Stadt ist. _________ Gewühl, Samsara mit Gähnkichern. Einziger Lichtblick gelegentliche, einzelne Mädchen, deren Teint, Haut und Gesichtsschnitt anzusehen ist, daß sie aus irgendwelchen Dorflandschaften sind. In manchen Städtchen und Dörfern hat das sehr eigentümliche Typen, irgendwelche althergekommenen Familiengesichter, ganz was anderes als die öden Suppengesichter dieser lüsternen Stadt. _________ Tolles Stück aus der Philosophiegeschichte, paßt gut in moraille Landschaft wie diese: Philon, ein Jude aus Alexandria, sagt: Du bist besessen von den Menschen, Du bist besessen von Gott (guter Blick den sie da haben durch eine recht lebhafte Welt. Der Atem des Meeres - was mach ich in dieser sumpfigen Flußgegend, verflucht!) (Ich lese: Philon) der Geist der Menschen also, und der Geist Gottes. Beide wechseln einander ab. Der Erkennende, beidem ausgesetzt, ist wie ein Stück Land, wie ein Platz. Die Menschen, soweit es den Philosophen angeht, formen an seinen Perzeptionen, gestalten seine Erkenntnisfakultäten in der und der Weise. Wo sie nachlassen oder fortgehen, kommt der Mensch wieder in Gebrauch derselben, und nun erwidert er der Welt mit ebensolcher Gewalt, wie er sie hat auf sich einwirken sehen - in autonomer Gestaltung seiner Raison, wie in ihm selbst sie sich zusammenfindet - das nennt er den Geist Gottes. Das ist: logos. Man könnte ihn beneiden darum. Mit 17, 18 Jahren hab ich den Geist so erlebt, ich konnt reden bis daß es fusselt, und eines fügte sich zum anderen. Aber dann sollte ich ein Leben führen wie’s hier alle tun, und damit war’s dann vorbei. Ich mußte allen Willen, allen Geist aufbringen, mich zu verweigern, und welche Geistesarmut ich da zur Gesellschaft bekam, Du kannst es Dir nicht denken. Wo ‚Geist’ allgemein solch eine genügsame Gemütlichkeit ist, bei Denen, oder ein bissig moralisches Gefecht bei Diesen. Hast Du da nichts beizubringen, beispielgebende Dominanz z.B., siehst Du noch schlechter aus als mit nur schlechter Gesellschaft. Doch wie bemerkt: das ist der Geist der Menschen. Derer, die jede selbständige Regung fürchten. _________ Zuvor, aus dem Ägyptischen, der Begriff des Mâât, was so etwas ist wie der Originalgeist, der sich die Welt richtet in Unfehlbarkeit. Anklänge an einesteils: Tao, und, natürlich, christliche Ideen von der divinen Originalität des Erkennens & Bewirkens. _________ Alte Schule: Arbeiten (Garten, Haus)// Essen// Betrachtung. (Lehre. Geist.)// Was kann noch sein! _________ Mâât ~ Atman. Kann man sagen. _________ Weiter: Platos Konzept vom Wiedererkennen (in diesem Rayon zu sehen Nietzsches ewige Wiederkunft) ist ein toller Witz, allerdings. Da lacht etwas wissend in mir, unter dem Hals. Es ist etwa derselbe bewußtseinssteigernde Trick wie der, alles Wahrnehmbare, Wahrgenommene für eine Halluzination, für Illusion zu erklären. Auf einmal kannst Du die Dinge & Wesen anschauen ohne den Schrecken, die Furcht, welche - da hat er schon recht irgendwie - in sich ja schon Anzeichen eines Wiederkennens sind. Das einmal in ein logisches Statut gebracht, kann der Blick die Erscheinungen genau, d.h. objektiv betrachten: was ist es, das ich darin wiederkenne. Eine solche Betrachtsamkeit , wie das meiste bei Plato, ist nicht kritisch. Er sondert die Dinge nicht nach Phänomenen, sondern sieht ihnen Wesen hinzu, das sie im Blick ganzmacht, vervollkommnet, und dabei orientiert er sich nicht nach Phasen der wirklichen, physischen Existenz der Dinge, sondern nach der Idee usw. das kann man nicht verfehlen. Das Wiedererkennbarste ist das Konzept des Wiederkennens. Deswegen das Gelächter. Gastmahl: Eros = Verlangen (nach Verwirklichung). Fein fein. _________ Dann bin ICH mal schlau: womit umgeben sich diese Geister (das nun eher allgemein) - in welchen Kosmos stellen die sich? Um was damit zu sein, zu tun? Ein Horizont, Wesen, Geste. Geste z.B. das Erzeugen von Büchern. Wesen: Art und Weise des Umgangs. Das Raisonnieren dieser Geister will offenbar nicht die Welt bewegen, sondern zur Ruhe bringen, im erkennenden Blick. _________ Fast auffällig, wie Nietzsche und Kierkegaard sich bei Plato bedient haben. Kierkegaard z.B. und die insignifikanten Ereignisse auf der Peripherie seiner Existenz - das wirkt wie eine Wendung des Höhlengleichnisses, desgleichen die Ironie, die er auf alles & jedes Vordergründige wendet... _________ Moral, oder was ist diese Bewußtheit, das Ausgesetztsein an Menschen, in deren Bewußtsein ich mich nicht so einprägen kann, daß sie über den kürzesten Anschein hinaus mir Wirklichkeit zugeständen - ich kann solchen Menschen nichts erläutern, ich kann in solchen Menschen meine Lebens- oder Daseinsfigur nicht aufbauen, elaborieren, so verdeutlichen, daß das Abbild meiner Erscheinung in ihren Bewußtheiten selber lebendige Gestalt gewänne über die aktuale Anwesenheit hinaus - ODER DIE MORAL, welche eine allgemeine Matrix des Menschen- und Weltbildes unterhält, in der die realen Erscheinungen Wirkung haben, begrenzterweise. Die Konventionalität der hiesigen Moralen (es gibt deren mehrere, wie Menschenarten, Berufe, Befindlichkeiten gegeneinander) kommt daher. Das, was Moral für wirksam real erkannt hat, kann man sein ( = verkörpern) und in den Grenzen seines Verstehens und Vermögens animativ beleben. In diesem Zusammenhang wieder der hiesige Gebrauch des ‚Symbolischen’, indem das der moralischen Wahrnehmung ‚von etwas’ Signifikanz & Tiefe gibt, relativ. _________ Symbol, 3 Begriffe: _________ - das Anzeichenhafte für einen komplexeren Sachverhalt: die Radikalität eines ionisierten Atoms ist symbolisch für einen bestimmten Zustand der Elektronenhülle. _________ - exemplarisch: ein Individuum, das in Frankreich deutsch ist, verdeutlicht den Menschen hier Wahrnehmungen, die mit seiner Identität als Selbst nicht notwendig positiv zusammengehören. _________ - explikativ: „Dieser Stein sei nun die Sonne – und jener die Erde, und das Sandkorn ist der Mond“ Symbolische Itemisation. _________ Die Griechen haben doch in schon recht umfänglichen Städten gewohnt. Deren physisches Bild, aus einer gewissen Ferne und Höhe betrachtet, zeigte im Gefüge seiner Formen bestimmt dann schon diese Gesichter und Linien, die auch an heutigen Stadtflächen erkennbar sind, wenn man nur danach schaut. Auf einem guten Aussichtspunkt, in gesprächiger, gesättigter Ruhe, muß denen manchmal aus dem Weichbild etwas entgegengelächelt haben, wie sie’s selber gerne tun. Dann reden sie miteinander vom kosmos und meinen, da WILL etwas ganz sein und sich im Erkennenden als das Gute verwirklichen. Häng nicht so mit Deiner Nase an der Schrift - die geben Erkenntnisse nur wieder aus ERLEBTEM. Aber die heurige Idee vom Zusammenhang des Erlebens & Schriftenmachens reduziert sich ohnehin auf den Roman, und featurehafte, gehobene Kolportage. Ah! _________ Weiterer Brouhaha aus näheren Jahrhunderten. Amüsant. Ein Lachen, das nur ich selber wohl höre, in der Brust. Philosophie der Froschschenkel. Auf einmal spüre ich alle Nerven in meinem Körper / in meinem Leib - eine bestimmte Art, kurz zu lachen vor die Thymusdrüse macht sie spürbar, wie kalte Adern. _________ Der-Mensch-als-Lehre, verstehe ich eine Idee aus dem Gewühl von Positivismus, Kantianismus, Phänomenalismus, Pragmatismus - irgendwann wandte sich das Erkennenwollen fort von der apodiktisch-schlauen Welterklärung, und schaute nach dem Menschen. Das beginnt bei den Griechen wohl schon mit Diogenes & Sokrates, wurd dann wieder verwischt, bei Plato, verholzte bei Aristotelis. Die Lehre, meist, war das, was man dem Menschen hinzugab, und dazu bedurfte es der Wahrer, welche die Lehre um ihrer selbst willen betrieben. Das deutet sich ja schon in Platos Willen an, den Staat von Philosophen regieren zu lassen. Über längeres Nachdenken aber, in der Form von Moralistik und allgemeiner Gesellschaftslehre (das Wirtschaften, die Eigenschaften des Menschen an sich) kam es dahin, daß man Modelle erdachte der menschlichen Befindlichkeit, als Individuum, erkennendes und handelndes, die man den Individuen allgemein erklären konnte so, daß sie an modellhaften Menschenbildern abstrakterer Art - Lehren also - ihr eigenes Erkennen und Tun messen konnten. Was wiederum in seinen Widerständen und Auswirkungen den Philosophen & den Wissenschaften zu beobachte, zu betrachten und zu denken gibt. Das beginnt mit Denkern vor (Descartes, Pascal, Spinoza, für Beispiele) und in der Aufklärung, woher weiter der Weg in die Psychologie & Soziologie führt. Eben störte mich ein logische Spiel am Beginn des Artikels zu Melissos, einem alten Griechen, der auch etwas gesagt hat. Dort wurde die ® Sphäre ontologisch dichtgemacht, indem ihr, daß sie begrenzt & nicht unendlich ist, ein Begrenzendes hinzugedacht wurde (etre & neant, solche Glubscher) - das empörte mich spontan so, ich mußte doch erst mal einen Kaffee drauf trinken gehen. Hier aber kommt es damit weiter: nicht nur die Philosophie beschäftigt sich mit dem Menschen, insoweit er lehrbar ist, sondern vor allem, in einem alten, guteingespielten Spiel, die Moral. Und der kommt solche Wissenschaft gerade recht. Gibt ihr das doch Mittel an die Hand, auf jede externe, metaphysische usw. Herleitung ihrer Postulate zu verzichten und den empirischen erkennenden Menschen - den der selbsthaft inkorporierten Lehre - mit Empirismen zu versorgen, die ihm zu denken geben - in IHREM Sinne - solch philosophisch gebündelte Integrität kommt ihr da nur zu recht, man kann von daher die Gesamtheit der erkennenden Subjekte zum Depot erklären des notwendigen moralischen Meinens, dem sie’s gibt, und die Einzelnen können ihr nicht einmal ausweichen in eine religiös oder mystisch definierbare Verhaltung, die sie der Notwendigkeit direkten oder unmittelbaren Reagierens ent-zö-ge. Was Wunder, in der Folge machte sich das auch politisch bemerkbar - Zeit der Totalitarismen, die weit über das bloße, atavistische Bedürfnis nach Grausamkeit hinausgingen - die sind systematisch, und besorgen den Subjekten Sinn. Drauf dann, etwas netter grinsend, die nun überall erkennbaren Machenschaften zur Formung des allgemeinen, öffentlichen Bewußtseins, von der gewöhnlichsten Demagogie, über die Reklame, in die Medien, die immer unverschämter verkünden, wieviel geistige Selbstaufgabe sie von den Subjekten erwarten, weil sie das ja zu motivieren wüßten - „hier, sehen Sie selbst“. So. Und jetzt darfste mal denken. _________ ...alle Körpernerven. Zuvor glibberte mir über irgendeinem Stück Text, indische oder welche Philosophie betreffend, rechts und links das Rückgrat hinab - da ist eine eigentümliche Nerven-Muskellinie. Auf einmal war die ganze gewundene Zähigkeit draus, die einem durch die Suggestivität des Ringens all der Schattenriesen in den Augen entsteht. Gleichzeitig erscheint das für einigermaßen unglaublich, was an Komplexitäten körperlicher & psychischer Verhaltungen es verursacht, läßt man diese begrenzte Menge empfindender Nerven (im Körper), ein paar Sinneseindrücke, und ein unterbeschäftigtes Gehirn mit der Weltgeschichte allein - phantastisch, wie drunter & drüber das geht. Einziger Anhalt: das logische Pendel, dem in den diversen Philosophien gewiesen wird, wie sich das halten und renken läßt. Wenn also die Moral nichts zu denken läßt... _________ Die Perzeption Gottes, oder des Göttlichen, finden sie, nach dem Scheitern aller Beweise, für suggestiv, und suggestibel. Wie ein Doktor, der sagt: nehmen se das, dann geht es Ihnen zumindest subjektiv besser. Und objektiv ist es gut für die Moral. _________ Weiterhin evolviert, die Moral brauche etwas Absolutes (nicht unbedingt ‚Gott’, aber ETWAS) wie die Mathematik (sei genau: die Arhythmetik!) die Null. Nein, wahr! _________ Man sieht, wie die europäische Philosophie sich mit der empirischen Wissenschaft um die Wette entwickelt. Saumpferd, und Zaumhalter. Wer weiß, wofür das ist - das Pferd? _________ Bei dem kurzen Erstaunen über die Naturlaute, die in den indogermanischen (vermeinbaren) Ur-Worten anklingen, kam merkwürdigerweise Heidegger wieder ins Bild, seine Gesichtsmaske in dem Dunkel, aus dem diese fernen Laute bis in diese Gegenwart klingen. Da macht er Sinn. Da laufen Linien aus der alten Ferne von Menschen- und sogar Tierdasein her in diese Gegenwärtigkeiten jeder aktualen Zeit – mit denen einher hält sich ein archaisches Halbbewußtsein, in dessen Grund die Sprache vor allem Heideggers ruht, und demgemäß das damit mögliche Denken. _________ Dann erschien er noch einmal, in der wih, der Stille, die ich da unten in dem belebten Kirchenraum zu wissen verstand – was er ‚Sein’ nennt, das ist zum einen dieses in der allgemeinen, GEWOLLTEN Stille bei sich seiende, erkennende Subjekt, und das, was ihm in diesem Zustand seelischer Sammlung wahrnehmbar ist. Darin ist er ziemlich germanisch. Der Kult in seinen Formen und Eigengesetzlichkeiten ist eines, aber der lebende Geist der Menschen, die ihn tragen, ein ganz anderes. Wenn sie stille sind, sind sie die alten Heiden, denen solch ein kultischer Rahmen für ihre wih gerade rechtkam. Das ist ein Kleid, doch darin ist ein Leib. Der zeigt sich auch in anderen Dingen, in der Langsamkeit der Sprache, dem düsteren Blick, der Weigerung, andere Sprache zu nehmen und zu sprechen, als ihnen von klein auf in diesem selben Horizont auf den Leib gewachsen. Ich, im Verhältnis dazu, kann mich nur als Vogel bezeichnen. Frißt überall, sieht überall, spricht die Sprache jeden Windes, den er kennt. Die echten Vögel finden das korrekt und erzählen mir Geschichten. _________ Wie gewisse, geistigere, funktionalere Archetypen mit dem Herzen immer in Zusammenhalt gebracht werden - nur metaphorisch, aber bezeichnend. Es ist wieder die Gegend in der Tiefe der Hirnrinde, wo nicht nur die dauerhafteren Abbilder der äußeren Dinge wesen, sondern eben auch die Empfindungen, die der Mensch immer und jederzeit hat. Die Steuerung von Herz und Atem liegt am Hirnstamm, aber beide machen dem Menschen doch sensible Wahrnehmungen am Grund seiner Bewußtheit, können von daher gesteigert und zum alleinigen Inhalt der Bewußtheiten gemacht werden, usw. _________ Die einfachste Definition von ‚Symbol’ findet sich wohl darin, wie Cassirer die Sprache, Kunst usw., die symbolischen Formen angeht. Ein Symbol ist etwas, das etwas anderes eineindeutig repräsentiert. No less, no more. _________ Dann hoppeln wir bis Dilthey, und da wird etwas ahnbar, etwas Absolutes, das sie oft streifen, aber nie wirklich ganz zusammenkriegen: daß einer einen Text schriebe, der vom Erkennen und von der Erkenntnis handelt, indem, was er dazu an Worten, an Bedeutungseinheiten gebraucht, sich am Gebrauch der Worte im Text unmittelbar beweist – unmittelbar, doch nicht direkt, da man den Text dazu drehen und betrachten müßte wieder und wieder, wie ein Bällchen aus zerknülltem Papier, das sich selbst erläutert... _________ und damit zugleich ein Ende Erkennens & Wissenschaft. _________ ...und Feierabend. Womit beweise ich, daß ich Mensch bin! Mit meiner Körperkonstitution?? Da lachen ja die Tiere (und erzählen nur noch Witze. Eh, hast Du den schon gehört??) (gehört soviel wie: vernommen, begriffen - die Sprache der Kühe, der Katzen, der Vögel. Welche Sprache die Frauen sprechen, konnte ich noch nicht finden. Eine menschliche wohl, aber elementarer.) (Dingdong. Atavistische Philosophien. Rudimentäre / partielle / usw.)... _________ Lire (donc ecrire) afin d’alleger la conscience. Um nun den Finger an die Nase zu legen (Metro. Gothenstadt. Vorher einen langen Kuhblick die Chaussee hinauf geschickt. Gucken - ja. Aber durch das Gewühle GEHEN?!! Immerhin recht bunt. Und ein Metzgerladen in mittlerer Ferne, Leuchtreklame blinkend: rot - Stierkopf. Grün: Schweinskopf. Es ist aber Feierabend.): Conscience, was will das heißen! Mitwisserschaft der anderen Subjekte im Selbst? Kritische Schriften, Mystik, Logik. Unablässiges Gegenwartsbewußtsein? Da vielleicht diese neuere Philosophiegeschichte. Wissen um Dinge, um die Welt überhaupt? Warum schreibst Du nicht selber! Das weckt Nerv, wo Andere ganze Zeitalter verschlafen. _________ Fand ich, beim Überdenken mancher Sätze Sankaras hebe sich für Momente die Illusion im Bewußtsein wie gezupfte Hautflächen? Nun, das verwendet er selber, als Metapher, etwas anders, woanders. Die Oszillation des philosophischen Erkennens, wie prallender Schall manchmal, wie man es erkennen kann, betrachtet man das Gesamtphänomen philosophischer Welt- und Geistbetrachtung über die Zeit, hat in etwa denselben Effekt, aber, eben, viel gigantischer, titanischer in der Totale, nicht auf ein solches Individualbewußtsein wie das des S. begrenzt und seine allfälligen, einfachen, begreifbaren Dingbeispiele. Diese Philosophen müssen manchmal ganze Bergseiten abtragen, wollen sie dem Gewicht herkömmlicher Meinungen auf die richtige Seite helfen. Manchmal deuten sie diese Aufgabe auch nur an, und Jahrhunderte, ihretwegen, mögen die wahre Arbeit besorgen. Und dann beginnt jedes Original eine neue Arbeit. Das berührt die gewöhnlichen Leute nicht so. Solche Veränderungen erwartet man nicht in seinem (geistigen) Leben. Wogegen die Mystiker einem aus dem Moment heraus über die Wirklichkeit hinaushelfen, es braucht nicht einmal der Worte. Von den Philosophen nehmen sie allenfalls den Nippes, das, was ihrem ruhigen Verständnis bequemt. Philosophie, allemal, ist eine anerkannte und erkennenswerte Kulturleistung. Mit den Tieren muß ich reden nach ihrer Art. Aber den Menschen, denen kann ich was erzählen!! _________ Den EIGENTÜMERN der Symbole, der Formen! _________

09:30 - 5 April 2008 - comments {0} - post comment


Spanjodler

Posted in nicht spezifiziert
Wo ich doch im Allgemeinen hier nur ein wenig Qualität ablasse, mal schau'n ob's einer merkt doch dann wundre mich immer wieder, wieviele Schweizerkinder derzeit alle nur damit beschäftigt zu sein scheinen, mit Spaniolen irgendwo in der Welt zu fraternisieren was ist das?! Sonst Glubser, sehr alltagsnah, im Schlick steht sich's so... Tschuldje, hab Schluckauf, im Kopf. Gibt sich.

09:20 - 20 March 2008 - comments {0} - post comment


Ah komm, eh...

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Das ist so'ne Welt, wo Du nicht mal Deine Gesellschaft wechseln kannst, wenn's selbst nötig oder richtig wäre! _________ Was wäre ein Unterschied wie der, ein Etwas beim Namen zu nennen, oder: es herbeizureden. _________ Symboliade... _________ Zeitung:...mehr...Rechte für..., das heißt doch: Mehr Regeln zugunsten von... _________ das Symbol als Hüter des Gedankens... _________ ...aus Deinem Kopf ein Spatzenbad gemacht... _________ ein Sternenhimmel - wie versprochen... _________ Pourriculum _________ MONEY STEALS _________ Geometrische Stille _________ Fernsteuerung. Organismen steuert man mittels Bildern (jede Version Bild). _________ ...das Pathos, mit dem einzig sie diese freudlose Zivilisation bedienen, bedient, bedient... _________ Was man nicht selbst zu sagen gewußt: DAVON soll man schweigen! _________ "Alte Städte kennen ihre Sterne." _________ "So ist das nämlich: Glaub nicht, daß die Technik dazu da sei, das Leben zu erleichtern. Sie gibt ihm nur einen bestimmten Geschmack, den der reparierbaren Unzuverlässigkeit." _________ Einen Kopf hat man, damit andere Köpfe zu bemerken _________ ...Land, verguckt sich in Wasser, verliert darüber den Verstand... _________ Wie, wenn die Welt die Asche eines Gottes wäre - _________ Was für wasserdampfende Schatten wir sind, gesehen gegen die Dichte eines Neutronensterns...Weniger, Mensch, weniger als ein Hauch. Ein Nichts von einem Schatten. _________ ...geht eine Schwiegermutter über die Straße mit 1 Papagei. Die Schwiegermutter erzählt dauernd Papageienwitze; der Papagei erzählt Schwiegermutterwitze. Keiner hört dem anderen zu. Gelegentlich schauen sie einander böse an. Dann kratzt sich der Papagei bedenklich am Schnabel, die Schwiegermutter röchelt schnöde durch die Nase, und beide machen weiter. _________ Wenn man nicht geradezu megaloman wäre, sondern nur ein bißchen makro man könnte... _________ Land - nährt. Markt - füttert. _________ Kino, oder wo: "Frauen welkten unter seinem Blick" – wie schade. _________ Leute, die nicht intim miteinander sind, schweigen nicht miteinand. _________ ...without artificial favors... _________ Wort für den Menschen: das arme Tier. (Sprichwörtlich.) _________ a thick neck needs a thick collar. _________ be undetectable in the obvious! _________ Dunkel, das Dunkle: Jede formulierte, nicht ERLEBTE Erkenntnis läßt sich bezeichnen als "dunkel"; lichtlos eingeprägt in die Materie, welche im Lebewesen das tatsächliche Erkennen organisiert. Logik als: der Tastsinn des Geistes. Chiffren, Diagramme, Zeichen alle eigentlich eher dem Tastsinn als dem Gesichtssinn zugehörig - es ist die HAND, die schreibt und Geschriebenes meint (bedeutet gewöhnlich Verfügung über die Welt). Der Blick alleine kann nichts richten, gibt höchstens dem Urteil seine Evidenzen. Das heißt: vom Zeichen (Chiffre, Diagramm) für einen Welt- zustand zur Korrektur dieses Zustandes - oder des Zeichens - führt immer nur die Hand. Die Augen für's Lesen zu gebrauchen ist eigentlich Mißbrauch. Gehör oder Tastsinn wären dazu besser, doch sind beide mit gewissen Nachteilen behaftet: der Schall entschwindet im selben Moment, wo gehört, Verdeutlichung, akustisch, gibt es nur als Repetition. Und der Tastsinn taugt nicht, komplexe Zeichen, von weiterer Ausdehnung gar, zusammenzubringen. Das Auge dagegen sieht selbst komplexe Muster und weite Flächen zusammen, vergegenwärtigt sie mit einer Klarheit, die in den anderen Sinnen erst übers Begreifen finden muß ("Licht", im Blick, ist die kommentarlose Gegenwärtigkeit des Gesehenen, so licht, daß der Geist geblendet ist). Daher hilft es, die Chiffren des Hand-Verstandes im Auge vorzustellen, weil dort die Fähigkeit zum schnellen Ordnen nach wesentlich - unwesentlich, evident oder denkwürdig, die Versiertheiten des Erkennens wacher und näher beim Erkennen sind. Aber dunkel: das nur aus Begriffen erkenntnisgleich Zusammen- gefügte, das Erlernte, ist dunkel. In unheller Wirklichkeitsferne wartet es darauf, seinem Ebenbild im Wirklichen zu begegnen, ihm durch das Auge gegenüberzutreten - für wahr, es ist wahr: welche Empfindung ist das! Etwas wie das Erlebnis organischer Ganzheit: die Hautporen öffnen sich, die Haarbälge spannen sich, Adern erweitern sich, die Sinne greifen aus, das Für-Wahre wahr-zu-nehmen; der Solarplexus blüht auf, der Atem erleichtert sich, die Nieren erwärmen sich, Entspannung in den Gliedmaßen, oder Mühelosigkeit der Bewegung auf das Erkannte zu, in ihm. Es ist wahr, tatsächlich. Der Mensch, dem das äußere Abbild einer inneren Wahrheit begegnet, verkörpert diese. Er wird ganz an der Welt über dem zuvor Getrennten: die Wahrheit lag nutz-wirkungslos in ihm, und ihre reale Entsprechung war ihm ferne. Das Zusammenkommen beider legt eine Achse in die Wirklichkeit, vom Wahrgefundenen zur Wahrheit, durch die Sinne des Erkennenden. _________ Die steinernen Nester der Stadt. _________ Stolportage... _________ Das Bodennahe, in Rom etc. schilderten Basreliefs. Vollplastiken nur für Wesen, welche über den Horizont hinausgehen: Die Großen, Götter, Tote. _________ Setz Dich ruhig irgendwohin, und Deine Sinne gehen für Dich die Welt erkunden. Jeder auf seine Weise... _________ Die Sinne sind ein Kleid, das Kindern mitgegeben wird, und Vernunft ist: wie man sich anzieht. _________ Auf Witz ist kein Verlaß. Witz reißt ab. _________ Der wahrste Satz: mein Schatz, mit jedem wahren Satz, da blickest Du aus der Höhe reinster Erkenntnis die Fall-Linie des Erkannten hinab. _________ Achsen, die man gern und lange ausblicken kann - da ändert sich, im Wesen, nichts. Das ist rein. Der Blick wird still.

08:26 - 8 March 2008 - comments {0} - post comment


hors d'oeuvre

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Man lernt grad erst wieder schwer und langsam erneut, daß die Metaphysik unten, mit den Dämonen beginnt, und die geben recht viel um ihre materiellen Domänen. _________ Kein Müller redet gern VOM Bauern. Fällt ihm nicht ein. Geld. (Geld.) _________ Manche Fotos aus älterer Zeit kann man befragen, wie ihnen das wohl käme, was seither aus dem Flickball Erde geworden. Erstaunliche Lichter scheinen da. _________ Man kann die Leere des Äthers meditieren oder die Mitte der Welt. Beides findet sich innen, auch. _________ Glimmer gähnt, in einer für den Menschen ungegenwärtigen Phase. Atlas kratzt sich. Das ist sein Schorf. _________ Dio cane heißt: Du kannst es mit den gottgefälligsten Wünschen füttern - es wird doch nie mehr als Hund draus. Porco Dio: eine Sau wie das hat den lieben Gott aber auch schwer nötig. _________ Das unendliche Wir. Das namlose Ego Buddhas. _________ Ich war immer der Meinung, Kitsch sei lebenswidrig, eine Art Grabbeigabe zu Lebenszeiten. Das empfand ich schon so, bevor ich das Wort überhaupt kannte. Die Wespenmegären (Wespen fressen Aas) haben mir das vorgeschmeckt: "Kèèèètsch!!" _________ Das Klavier wurde erfunden vor Wäldern, daraus sammelte Altholz man, wie es fiel. Das ist eine Musik für sich: Frost, Wind, Äste. _________ Abel hat ein Lamm geopfert. Dafür mußte er es zunächst einmal schlachten. Also: es töten. _________ Wo Taten sind, da offenbaren sich - was sagen: Naturen. Mit Tatcharakteren kann man rechnen; daher ist die Figurenlogik des Schach. _________ Alter Trick: die Stichstelle einer Biene, Mücke, Schnake usw. zu umfassen und an der kleinen Beule in der Haut zu drehen. Lüstchen, Lüstchen! _________ "Literaaat!" Si si. Schau, wie ums Unsagbare er sich müht, redlich, redlich... _________ Deutsche kann man zu ungeheurem Eifer wachschrecken. Und, besser noch: wo der Deutsche vor Angst schwitzt, da lehrt er Andere, Schwächere den wahren Terror. _________ "Schatten ist das weich Nachgiebigste auf der Welt" breite ihn über gut harte Flächen. _________ Man kann Dummheit nicht verbieten. Das ist technisch unmöglich. _________ Der Unanständige reagiert nur auf Gemeinheiten. _________ "Wer gefährliche Freunde nicht erträgt, hat keine verdient." Solche Meinungen. _________ ...dort ist man nicht totalitär, sondern ganzheitlich... _________ Nicht das Extreme - das Ultimate gibt Macht. Extrem, das ist nur eine andere Definition der Gewalt: Zerren, Prellen. Das Ultimate beweisbar als: Kultur. Das Zusammentreten von aha Materie und Geist, in Dingen, so, daß es schlichterweise nicht zu überbieten, noch zu vervollkommnen wäre. Das Singuläre. Dinge, die NUR SO sein können, wenn irgendetwas daran perfekt sein kann. _________ Gebildete und Nachgebildete. Nach-Gebildete sind solche, die Vor-Gebildetes passend finden für eigenes Eintreten. _________ Früh war klar, daß es zwei Formen der Phantasie gibt. Die eine definiert sich als blumige Indifferenz, Vehikel aller geistig-charakterlichen Eskapismen. Die andere bewegt sich nur bei und über den Dingen, errät, erdenkt, sorgt für Pneuma - eine vergleichs- weise rationale Instanz. Die erstere Form verwickelt, verwischt, dekonzentriert, entmündigt. Die andere klärt und festigt Geistes- und Körperfakultäten. Die Welt ist so Eines, wie man sie fassen kann. (Und etwas noch...) _________ Gesunde Feinde im Haus, das macht Wetter. _________ Wiedergeburtsgeist erlebt alles wieder. Auch das Fiktive. _________ Großes Erlebnis: in guten Berghöhen auch die meiste logische Literatur unter sich zu haben - weiter, als Menschen (Autoren) fahren oder gehen können, schreiben die gewöhnlich auch nichts für den Kopf. _________ "Die einzige Zeitreise, die wir Ihnen anbieten können, ist die in den Irrtum des jetzigen Weltalters." _________ "Schlösser haben viele Türen." Je mehr Türen Dir nicht verschlossen sind, um so ungemessener Dein Geist. Hahaaah. Hohoooh. _________ Solche Menschen kennen Kinderblicke bald heraus: die das Beste von ihrem Leben schon gesehen haben. Eh, ich will mich wundern ein Leben lang, über MEINE Sichten. Die Augenlichter der Mitmeinenden sind oft zu verblendet. Die schalten beim Ende der Kulisse meist ab, äußerlich und innerlich. _________ Du kommst an, so siehst Du, wo Du losgegangen bist. _________ Wenn Sprache gut wäre, alles zu sagen, gäbe es kein Wissen. Was BRAUCHT Sprache - dafür ist sie da. _________ Neugeborene sind allwissend. Dann müssen sie ihr Leben lernen. Das ist ein Labyrinth für sich. _________ "Regentropfen sind Vögel ohne Körper." _________ Eros, wie er in die Leiber stolpert... _________ Spite sports. Ahnung. Ahnima.

11:02 - 5 February 2008 - comments {0} - post comment


Frammento d'un tempo bene

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Relativistik, eine kleine Hirngymnastik. Ein Platz in der Sonne nahe dem Ort, wo das Reh verwundet und getötet wurde. Mild schöne Zeit, gut Sicht am Waldrand entlang. Die Sonne hat mich wieder. Gute alte Dinge fallen wieder ein, der so viel unverstörtere Blick auf die tiefgestalte Landschaft, wo immer so Ähnliches zu finden, mit 16, 17 Jahren. Alles so klar, und alles so sprachlos gewiß. Auf dem Herweg Gespräch mit einer Spinne, die auf den Weg gekommen. Ein totgefahrener, schön metallgrün und goldigmatt gefärbter Käfer hatte mich belichtet. Gerade vorgestern war mir jener andere, metall-so-grüne wieder inne geworden, den ich versehentlich hatte oben auf der Börde überfahren, vielleicht vier Jahre her. Mit der Spinne ein kleines Verstellspiel, daß sie nicht soll versehentlich unter passierende Radler geraten. Dann geht sie genau in den ersten Grasrand zurück, haargenau an der Grenze, von einem Grashalm überdeckt den Leib, und läßt mich so weiter. Auf dem weiteren Wege eine bräunlich quergestreift Assel, eifernd. Dann, Gewißheit: ich insofern als Materie finde, es muß vom Beginn der physischen Welt an ein Belebergeist an allem Geschehen sein Gesetz gesehen haben, sodaß davon lebende Wesen werden konnten. Der Ur-Wurf des Alls muß schon die klare, physische Gewißheit in sich haben, daß es damit zu bewußtem Leben in der Materie kommt. Denn, sei mer logisch: sonst wäre keines daraus entstanden, in der Siebung aller möglichen, erst einmal nur atomaren und physikalischen Belebungen, durch vielerlei Sieb- und Filtereffekte zu tanzenden Wesen mit einem Gesetz, die physisch selbständig sind wie Körper im weiten All. An sich könnte man gut ein Powwow veranstalten mehrerer Väter und Söhne über diesen so elementaren Verhalt, zu mehreren, weil da gewisse ironische Süffisanzen weniger wahrscheinlich sind der Erzeuger, die somit ja in der Leitung gestanden haben der Linie vom Ur-Beleber zu den nachgeratenen Exemplaren. Das Philosophischste, was es gibt - das befirlefanzt Descartes sehr schön argumentativ - ist das schlichte Sichwundern über die reine Tatsache eigener klarer Erkenntnis in dieser Welt. Von da ausgehend kann man weiter philosophieren, aber eher wohl episch werden im bewußten Ablegen auf die Welt, in einer sich fügenden literarischen Sage, einem Poem. Da kann man besser fein sein, Erkenntnisdimensionen wechseln usw. Viele kleine Flortiere leisten mir hier ihre winzige Gesellschaft, zum ersten Mal in ihrem besten Licht. Nun tröpfelt's ein wenig, wie Rehpipi weit oben herab. Ich saß aber nur, im Sonnenlicht, drüben in der Stadt bei Blätterschattenspiel hatte mir der Arbeitstitel eines möglichen Tuns gefallen: Kaloridynamik im Wechselspiel von Licht und Schatten. Das liegt in der Luft - diesertage Ergänzungen zu der Archipelaginen- welt gefunden, wo das Wasser aus dem Ozean hochdampft, wirft in Wolkenform aber Schatten, und wo der Schatten einer Wolke das Meer überzieht, da kühlt die Luft zwischen beidem ab; ein Unterdruck entsteht, der die Wolke meist teilweise erst (schräg) unterzieht; die senkt sich und gerät in seitliche Bewegung damit. Bei einem Ozean übersprenkelt mit tausenden Wolkenschatten beginnen diese nun zu driften, zu gondeln, die Thermik beginnt, ob des schnelleren Wechsels von Licht und Schatten sich zu verrühren, und allmählich treibt die Corioliskraft die Wolken zu einem Zyklon zusammen... solche Sachen eben - könnt' man fein Labor aller Klassen drüber bauen. Und abhandeln. Hier aber - ich sitze für mindestens die acht Minuten im Sonnenlicht, die dieses braucht von dort bis hier hin, und eben, dann sieht die Sonne mich, sieht sich, was sie wirkt und was ich davon werde. In Landy hatte mich das immer unterhalten, einen Gullideckel nahe zur Seite im hellen Sonnenlicht zu sehen und die genaue Strecke zu spüren von der Lichtquelle an der Sonnenoberfläche zu dieser präzise gekanteten Rundplatte. Ein scheinbares Paradoxon hatte mich unterhalten, fiel mir hier wieder ein (Fliegelein, fein wassersilikatgrün irisierende Flügelchen, paradiert auf meiner linken Hand, widersteht gute Weile der lebhaften Luft - das also ist der aktuelle Gruß des Belebers - ich sage es und da weht es fort - tolle kleine Person): Also - während der 8 Minuten Lichtwegs von der Sonne zur Erde her wandert doch die Sonne im Himmel ein Stück voran. Ich gerate über die Logik ins Knibbeln, behalte aber die Lösung von damals in Landy übrig: die Sonne als fest im All strahlt Licht in alle Richtungen. Die Windung der Erde in Drehung und Bahnvorlauf läuft ganz einfach mit jedem lichtbeschienenen Punkt dorthin, wo ein Sonnenstrahl nach 8 Minuten eben grad ankommt. Da ist nichts fraglich: da, wo die Sonne erblickt wird, scheint sie auch eben. Aber nein, meldet sich der Sinn für's Paradox wieder: es ist ja, in einem genaueren relativistischen Sinn, egal, ob die Erde sich im All dreht oder das All sich um die Erde. Völlig gleichgültig. Das Gleichgewicht der Kräfte und Bewegungen ist dasselbe, egal, wie ich es anschaue. So gesehen, zieht die Sonne aber wirklich durch den Erdhimmel, und da, wo ich sie wahrnehme, war sie vor acht Minuten und hat sich schon weiterbewegt dahin, wo ich sie noch nicht sehe. Das entspricht genau einer schon beschriebenen Wahrnehmungsverschiebung bei Phänomenen im All, ferner weg. Dort ist der Zustand sichtbar, einer Galaxis etwa, (der Wind belebt sich sehr, spielt mir an Kragen und Weste), von einer Zeit eine Million Jahre her, und was nun dort geschieht, wird für genau solch lange Zeit unerkannt sein. Im übrigen ist so ja auch egal, ob sich die Erde um die Sonne dreht oder sich diese um die Erde: im Antlitz der Sonne sehe ich immer das schon 8 Minuten Alte, und dahinter verbirgt sich das noch Unerkannte, ob ich's nun räumlich deplaziere oder an seinem Platz lasse. Der heisere Pfiff der Sonne diesertage, der auf der Erdbahn Fahrt voraus (wieder Wind, gern gehörtes Glockenläuten vom Kloster her) seinen Weg nahm, möchte mir als spaßiger Beitext zu dem hier eben Bemerkten erscheinen. Im All ist eine klare Ordnung grade!! Und von dem Hauch wird man bestimmt noch hören: auch darin ist der Beleber. Hör die Glocken: der, den sie dort feiern, ward bekannt als der Menschensohn des Allbelebers, und zum Ausweis dessen, so die ganze Lehre, belebte er Sieche, Irre, Halb- und Ganztote. In diesem Verstande kann man sich nicht eigentlich täuschen... Da gegenüber ist das Kreuz des einen Unfalls, Narzissen und gelbe Blumen umher, das Grablicht vielleicht brennend. Wir arbeiten weiter an unserer Kritik der Bewegung, so und so. "Metamorphosen eines Nachmittags". Schönes Kapitel, nicht in eine akut von nun her bestimmbare Zeit geschrieben. Dahin also, wohin plausible Leser kommen sollen und wollen. Ne Art amerikanisches Rokoko, Biedermeier der Atomphysik oder solche Gegenden. Seinem Tag Bedacht geben. Es soll möglich sein... ...weiter ein bißchen gedacht, nur so mit dem Bild des Konzepts: Materie treibt also aufeinander zu, weil um jedes - massenhafte - Partikel der Raum schon so deformiert ist, daß dem nicht anders sein kann. Selbst die kleinsten Materiepartikel haben Masse und kontrahieren so Raum. Das legt die Vermutung nahe, die Kontraktion des Raumes und die Formung von Materiepartikel seien Elemente ein und desselben Prozesses. Womit sich so etwas wie ein Fluidum suggeriert - nicht das, was als Äther gilt - das sich dort verdünnt, wo Materie sich aus demselben konkretisiert. Der Ausgleich dieser "Verdünnung" geschieht aber als Deformation des Raumes - schon sieht man wieder Newtons Bottich rotieren und Einstein was daran finden. Dieses Fluidum hat keinen Massen- oder Materiecharakter in sich (die Relativitätserörterung begann ja damit, daß man vergeblich versuchte, die Materialität des Äthers nachzuweisen), da erst Materiecharakter erkennbar wird, wenn diese Kontraktion erfolgt. Damit hat man sozusagen eine Absolutform der Unschärferelation vor sich, da mit keinem materiellen Mittel, selbst der feinsten Partikularität nicht, nachgewiesen werden kann, daß dieses Fluidum existiert. Es kann nur aus den Eigenschaften des Raum-Zeit-Materie-Alls erschlossen und postuliert werden. Womöglich gibt es aber von diesen erwähnten Elementarien hier abgesehen noch Phänomene, welche diesen Charakter erörtern und erläutern helfen können, beispielsweise die Tatsache, daß Photonen nur dann eine Masse haben, wenn sie sich bewegen... Das andere: Subquantik. Es heißt: in Singularitäten, nach erfolgter letzter Kontraktion des Massenalls, werde sich in undenkbaren Zeitläuften die Materie doch auflösen durch Quantenzerfall. Da wende man den Satz: ex nihilo nihil fit in eine andere Formel: was in einer Form existiert und sodann verschwindet, das tut dies in eine Dimension hin, welche der vorigen protrahierter Existenz in allem Prinzip gleichen muß. Diese Dimension aber, in welche Materie entweicht bei Quantenzerfall, sollte dieselbe sein, in welcher die Subquantik sich postulieren läßt, das Pneuma dem Hauch, der Magnetik, dem Schwerefeld vergleichbar, worin aller Massen- charakter geschieht, ohne daß sich der Konnex auf eine einfache Mechanizität reduzieren ließe. Quantik verhält sich dazu wie einfache Felder definierende Numerik zu beispielsweise geometrischer Arhythmetik, Quadratgleichungen als einfachstes Muster. Diese lassen sich aus den Charakteristiken der Numerik ja in keiner Weise herleiten. Und doch lassen die Elementformen Jener mit denselben Partikeln sich darstellen wie diese... "Ja aber braucht man das?!" Wo man mehr können sollte als Fressen und Scheißen, schon. Sonst keine weitere Erörterung möglich. Diese Erwägungen sind an sich zu einfach, zu naiv, nicht wahr, wie Meinungen von Halbgeistern am Thresen sind. Ich brauch' das eigentlich nur, um mich zu beruhigen, die Ratlosigkeit zu mindern. Nebenher ein wenig (gestern schon) in den philosophischen Sachen gestöbert. Platons Behebungen mit den Dingen des Dion in Syrakus... Wie fürchterlich, aber ich werde das wohl heraus- kopieren und studieren, genauer, so nervend das ist. Dann ein Eckchen Heidegger, nur anatmen: das Phänomen. Bei Heidegger oft fühlbar die gründliche Tautologik des Textsinnes in einem fast abgründigen konkreten Verhalt des Textes in seiner materialen Form, als Schrift und Buch. Der ist fürchterlich ironisch, aber dabei erfrischend ernst. Später, mit Abstand und beim Weiterdenken im eigenen Film, kamen sonderbar die verschiedenen belesenen Partikel auf eine selbe Formel, da kann ich mich offenbar wirklich nicht vertun. Selbst mit oberflächlich schmeckendem Bedacht finde ich immer die Schriftstellen zusammen, die auch wirklich sprechenden Sinn machen mit dem, wie ich mir's so und so herbeigefunden und angedacht habe. Das ist gutes Beispiel für den Charakter dessen, was ich da eben im Ur-Elementaren Kontraktion nannte. ("Logos" impliziert, organisch-phänomenal, die funktionale Nähe zu "stoma" oder Mund. Die Kontraktion gleicht dem, wie sich der Mund im entspannten Gesicht zusammenzieht und durch den Preßdruck eine Materialisation, eine Verdichtung und Konkretion entsteht. Dabei ist doch die funktionale Mitte des Mundes, der Grund seines So-Seins, ein Nichts, die Öffnung, die Leere.) (Bewegung, Vektor erzeugt Kontraktion - da ist ganz allgemein der Zugang von diesem Konzept zu den sogenannten Superstrings. Es läßt sich nicht leicht definieren, was "Bewegung" in dem vor-materialen Fluidum sein sollte. Die Superstring-Lehre ist da kryptisch in mathematischer Form, der Polydimensionalität des Konzeptes.) Wieder: es läßt sich kein Willen, kein Akt postulieren, welcher die Entstehung der Materie veranlaßt hat. Diese muß entstanden sein aus einer Art Sog in der Dimension dessen, was daraus entstehend erst sein werde. (Schluck Milch: die Kälber werden so künstlich gefüttert, daß sie an einem Stutzen SAUGEN müssen mittels eines Zungenkrampfes, statt eine elastische Zitze zu komprimieren und sich damit die Milch praktisch zu injizieren - die Technik ist so offenbar widernatürlich, daß ich vermuten muß, das soll extra was sagen. Die Schindluderei zu relativieren, muß etwas daraus erdacht werden.) Der "Beleber" bzw. das subtile Prinzip, dem das entspricht, muß sich daher wohl selbst konzipieren als das, was sich in der soweit subtilsten Materieform, dem Leben, seiner selbst innewerden kann, dies manchmal in einer Form, daß ein an sich geistlos Existierendes vermeinen kann, ein Geist (gröber: Dämon) nehme in seiner Seele Wohnung (: eine Kontraktion, stomatisch, Ausdruck auch dessen, daß da ohnehin etwas hingehört, das transakt-Selbst ist und bleibt, was es sein will, indem es sich trans-agiert, usw.). Alle diese Aspekte, die Kontraktion, das perzeptive Verinnerlichen des Daimon - derlei zeigt sich hier in grober Form immerzu im Sozialbild. Menschen fallen regelrecht aus aller Form, wenn ich in ihre Nähe komme (Vektor), verengen absichtlich den Weg, alterieren sich daran, meine Erscheinung in sich abzubilden. Das ist lästig, marrant, wie das so heißt. Zu komisch an sich, aber es läßt mich wundern, wie nichtig Typen sein müssen, die meinen, auf derlei angewiesen zu sein. Die Augenlicht-Funktion ist eine Spezialisation der Wärme- fühligkeit. Diese ruht ja im Grunde der molekularen Energetik... Das heißt... (don't know) (aber solche konzisen Postulate machen Spaß, beleben, eben. Da draußen überall schafft sich derzeit Protoplasma neu in so vielen Formen. Und so, wie Grünblatt entsteht, so unmittelbar tritt das Sonnen-Himmelslicht darin auch in unmittelbare, spezifizierte Funktion.) "Die soweit subtilste Materieform" - das ist eine Vorsicht, es so zu nennen. So, wie die organischen Chemiebewegungen als Abschein des atomaren Prozeßbildes erscheinen mögen des Stickstoff-Kohlenstoff-Sauerstoff-Kreislaufs in der Atomsynthese der Sterne, so darf vermutet werden, daß rein physikalische, sehr gewaltige Kraft-Wesen in und zwischen den Sternen bestehen, vor denen das organische Leben vielleicht nur - auch in geistiger Hinsicht - eine lachhafte Schmutzspur ist. Vielleicht erscheint des- wegen die Weltvernichtung durch den Menschen so unaufhaltsam naturläufig. Solche Energie-Geister sind vielleicht nicht sterblich in einem organischen Sinn, aber dennoch einer unaufhaltsamen Zeitlichkeit unterworfen. Das All als gewaltigstes Selbstgespräch der Materie, die vernunftfähigen Wesen im Organischen als Zuhörer. Die reale Wahrnehmung aller zum Lebendsein gehörenden physikalisch-chemischen Funktionen als der lebende Beweis, daß das All sich eine wirklich wahre Sache erzählt. Das ist so selbstverständlich, daß es sich aus Materie verdeutlicht und exemplifiziert. Und wo es zu eigenem Bewußtsein in diesen Dingen kommt, da verwundert im Erkennen dessen selbst das All sich mit, dem das so selbstverständlich innewohnt. Wie kann Pascal nur behaupten, die unbelebte Welt sei geistlos! Solche Wahrnehmung gilt nur relativ, in einer perzeptiven Zwischenphase. (Aber ich bin dem Typ tief verpflichtet, gleich wo mich dessen Gedankenarbeit nicht wirklich interessiert. Es ist etwas Anderes: der ist mir in der Art, in einem soziokulturellen Horizont, sehr nahe.) _________ Man muß den Himmel nehmen, wie er ist. Das gilt für alle, die keine Engel sind. _________ ...welche Dinge immer auch geistige Aufmerksamkeit beanspru- chen - darin muß sich die Empfindung wiederfinden, daß ein für alle Mal etwas darin erreicht ist; dann kann man es nennen ein geistiges Gefäß...

05:27 - 8 January 2008 - comments {0} - post comment


Lesestöffchen...

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System ist der konstitutionelle Feind aller Charade. Bei dem, was so sein MUSS, statt sein zu können, hört das Spiel auf. Schweigen. Stille. Laß den Dekretierenden sein Wort alleine hören, nichts spreche ihm zu. Das gilt natürlich besonders, wenn System mit Gewaltsanktion einherkommt. Sistemato im Italienischen heißt: gebunden, gefesselt. Der guten Charade verbieten sich daher auch Spott und Hohn jenen gegenüber, die dem System nicht ausweichen können. Dafür sorgen die Systematoren oft selber schon, und hier kann Charade wieder einsetzen, indem sie beispielend die Gewalten dazu bringt, argumentativ überzuschnappen. Sie sind aber oft auch immun gegen die Wahrnehmung der eigenen Lächerlichkeit. Das Schauspiel macht daher am ehesten Sinn für wiederum Dritte, und die oder das Dritte, Weitere, das ist ja auch ein bleibendes Thema, so wie man manchmal sagt: sag das dem und dem, und ich möchte da nur der wissende Dritte sein. Alle direkte Konfrontation ist ohnehin nicht mehr Charade, es müssen immer Wege des Bedeutens seithin und weiterfort mit wahrnehmbar sein. Grenzfall solchen Verhalts: die direkt gestellte Rätselfrage, wo der Befragte angehalten wird und soll bekennen, im Prinzip, wie er in einer Sache fühlt, die er selber nicht genau wissen kann. Feine Ohren für die Timbres, die da anklingen. Ah so. Es ist nämlich immer interessant, die Meinung eines Naiven zu befragen. Darüber gibt’s Märchen, wo gezeigt wird, wie solche Fragen zu formen sind, und im Prinzip besteht das Gerichthalten, zumindest wie es alte Zeit kannte, aus solcher klug abgehobenen Fragestellung: wenn..., oder: gesetzt, daß... Von daher kommt ja wieder eine Praxis der Systematoren, als Staat, Gesetze in einem vereinfachenden Verstande vorzugeben, und was an zwingendem Zugriff sie dann erlauben. Daher ereignet gute Charade sich als freie Gesellschaft, ab von den Gezwungenheiten des Staates. Mit der Möglichkeit, daraus sich einen Lustgewinn eigener Art zu holen, wenn etwa für illizit erklärte, doch verlockende Aktionen ereignet werden (sexuelle Verführung oder die etwa zu Drogengebrauch), wo der Staat sich ein böses Auge darauf reserviert, und wo das Erscheinen von Staatsfiguren oder staatsmäßig so Meinenden als sichere Spielverderberei erkannt wird. Die Charade macht den Staat nicht zu ihrem Thema, auch nicht Anti-Staatstum, sie weiß, wo Freiheiten sind, die der Staat nicht bevorurteilen kann, ohne sich selbst unmöglich zu machen. Eine gewisse Herde, die vom Staatstum aber nicht loskommt, sucht, Staat selber charadenweise zu betreiben, als Politik, doch da diese immer nur auf notwendige Gegebenheiten referieren kann, die jeder verstehen und für wesentlich ansehen kann, tendiert das, was Charade sein könnte dort, meist zum leeren Bombast, zum Lächerlichen oder Ärmlichen. Staat und Charade sind eben im Prinzip zweierlei. Vorstellbar wäre, daß der Geist der Charade in ägyptischen und mesopotamischen Zeiten begonnen haben könnte, wo Kleintierherden und die von Rindern stets in Menschennähe oder gepfercht gehalten wurden, dem Zugriff des Menschen (= Staat) immerzu ausgesetzt, aber in diesen Bornen immer mit seinen eigenen Sorgen und Geschäftchen befaßt. Kluge Kinder vielleicht, die dem zuschauen konnten, selber aber nicht auf die Tiere übergreifen mußten (das taten Erwachsene, Knechte und Schergen), und verstanden, was die Tiere meinten miteinand. Von daher auch ein Sinn für Zicke und Bockigkeit als gelegentlichen Elementen der sonst unbemühten Unterhaltung. Charade sonst ist eher oral-zerebral, man erkennt den positiven Geist der Tiere auch leicht, wo man ihnen zu essen zuträgt, regulär als Fütterung nach Schema, oder besser gelegenheitlich, als eine gute Idee, die gerade imponiert und möglich ist. Die moderne Menschenwelt, seit Zeiten der Volksfeste und Fürstenbälle, versteht sich ja auch darauf, Gesprächigkeit zu fördern durch die Ermöglichung leichtfertiger oraler Genüsse (in den Heimat-ländern charadischen Geistes, Frankreich etwa, Sitten, einander mittels leichter Küsse als gute Gesellschaft zu akzeptieren). Daraus wird nachgerade eine ganze Industrie, welche Stadt- und Siedlungs-bilder mit lauter kleinen Gelegenheiten zu oralen Genüssen ausstattet, zunehmend standardisiert und automatisiert, wodurch der Typ des sinnverlorenen, oralen Autisten entsteht, dessen Wahrnehmungen sich etwa als Selbstgespräche äußern, Unterhaltung mit Geistern, die er sich vorstellen kann, bei der Möglichkeit, eine ganze innere Charade zu erleben, was, bei der natürlichen Kohärenz eines behaltenen Geistes in sich, genial werden kann, medial, hellsichtig. Mit der Sonderbarkeit, daß die Bewahrheitungen solch medialen Erkennens auch nur dem Einzelnen in seiner Wahrnehmung ganz erkennbar werden, wodurch seine Vereinzelung und Autistik sich nur vertieft zu einer intensiven Intimität mit der eigensten Welt - die ein Inbild ist der ganzen, allzurealen. Das ist bewußt und bekannt, die gesellschaftliche Charade mag und hegt solche eigenen Geister, zumal sie nicht selten über ihren Eigenerfahrungen wirklich weise werden, zu sprechen beginnen, daß sie gehört werden, zumal, wenn sie dabei über Allen gegenwärtige Dinge handeln, wie Physiker etwa mit ihren Welterklärungen oder Psychologen, die von dem sprechen, was jeder in sich finden kann. Solche Geister werden fein geachtet, auch geehrt (vom Staat meist) in Feierlichkeiten, die eine tiefe Ironie verbergen über die dochmalige Vergänglichkeit, also Eitelkeit solchen Wesens überhaupt. Ideale Oberfläche alles, die äußeren und inneren Tiefen Gestalt gibt. Solchen überaus geehrten Geistern kann auch die Charade nur staunend zusehen, wie sie selber mählich vergehen. Und daher, aus dem Erleben der Vergänglichkeit, kommt die allgemeinste Tiefe, die aller Welt erlebbar ist. Man hält das Alter für weise, weil es das eigentlich sicher erkannt haben müßte, vor allem Anderen. Weise ist es gewiß dann, wenn es das ins Allgemein-Allgültige weiß und nicht nur an den Phänomenalitäten eines bestimmten Zeitlaufs mental hängenbleibt. Nur eine Zeit erlebt zu haben, ist arm. Auch das ist seit sehr alt her bewußt, und daher ermöglicht die Menschheit sich Sage (die schon die Tiere kennen) und Bildung über allerhand Zeitläufte, aus denen wirkliche, allweltliche Tiefe zu schöpfen. Wer das erkennt und kennt, spürt sich dann wirklich schon dem Atem des Schöpfers nahe, welcher ja dem ersten wirklichen Menschen die Seele einhauchte. Dort auch wird endlich erkennbar, daß Staat-an-sich aus den Sternen kommt, den Unbeirrbaren. Was aus dem All auf die Erde scheint, ist unabweisbar, sehr weiträumig angelegt aber auch, weshalb den Wesen aller Raum auf Erden bleibt, sich im Verhalt dazu zu arrangieren. Gesellschaften wie die der französischen Gothenstädte, die da sehr bewußt sind und zum Beispiel als Tanzgemeinschaften sich formen, deren Bewegungen das Reguläre des Himmelstheaters in die Umgänglichkeiten der Charade umwandeln. Das allerdings hat auch System, doch aus den Regularitäten des Himmels sich herbeifühlendes - darin ist der Raum, den die Charade eben braucht, um zu leben. Raum, wie auch der soziale Raum, ohne den Charade nicht funktionieren kann, oder der Raum möglicher Bedeutungen... Erwünscht also die Gestalt des Sehers, weniger die des Deuters, da Deuten meist in Systematien endet, auch abstrusen. Darüber wirklich kann die Charade sich lächerlich machen, ein Thema, so vorstellbar, daß Schauspiel und Literatur sich darum bemühen konnten, denn beim Publikum der Charade sind Darstellungen durchaus erwünscht, die zeigen, wie es sein kann, aber nicht sein sollte. In solcher Verkehrung läßt sich mancherlei mit anbringen, das sonst, positiv, nicht so leicht sagbar ist. Wenn man also sieht, wie dies und das eigentlich nicht sein sollte - vielleicht fällt einem das Richtige von selber ein. Solche Darstellung florierte am besten in Italien und dann in Frankreich, als dort die Menschen zu merken begannen, wie das Königtum zunehmend zur Verstaatlichung aller Welt tendierte. Dann Napoleon als der wirklich herrschende, genial subjektive Typ, der allen minderen Autismen die Marke gab: wenn’s dazu nicht langt, vergiß es. Darauf folgend, mit Verzögerung, ein weiter Aufschrei: sie vergessen nicht es - sie vergessen SICH. Was wieder allerhand neuaufgezogene Systemien in Schwang brachte: aber wo sie sich vergessen, werden sie doch merken, wo es sicherlich verfängt, wenn’s weit kommt: total. Und so wurde mit einiger externer Gewalt (Chemie, Physik) ermessen, was so die Menschenmöglichkeit ist. Damit auch wurde das Sichselbst-vergessen allgemein organisierbar, fand seine Phasen der mindesten wie äußersten Beherrschung, und da nun kann die Charade allenfalls noch in neuropathischen und psychopathologischen Formen Eindruck machen: das Bizarre, also wieder Zickige. Vielleicht ist dieser vollhalsig-chaotische Drang zu Meinungen momentaner totaler Freiheit aber nur die Fortwirkung allgemeiner totaler Gefangenschaft der Tierarten, von welchen sie sich nähren - dies gleicht einer Geburts-angst, einem Würgen, das aus der zivilisatorisch verfaßten Menschheit nicht fortzudenken ist. Wer kann, trete einen Schritt zurück, wieder in die verbliebene, wirkliche, einfach lebende und sterbende Natur. Da ist unüberbietbare Wahrheit, die den Wesen auch bewußt ist, und also ist auch hier das Spiel, die Charade der Tiere.

03:49 - 13 November 2007 - comments {0} - post comment


...geschenkt...

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Ein Hund, der bellt, fühlt sich allein und weiß, daß er's nicht ist. _________ Hexen brauchen, so die Folklore, einen Satan, der mehr an Energien hat, als ihre Einfallslosigkeit vergeuden kann... _________ Zu Kindzeiten bin ich zeitweise etwas fall-süchtig gewesen, genoß etwas daran, beim Sprung oder Fall vorwärts auf die Hände der Erde zuzuschauen, wie sie mir entgegenkam. Das zeigt sich in den hier übrigen Erwachsenen dieser Lala-Lebenszeitkultur gern in anderen Formen, meist solchen der Asphaltsucht, Autofahren und sonstwie Dinge auf alle Vieren tun... _________ Eine Spinne kroch mir an der Arbeit vorbei. Sie verhielt, ich fand ein winziges Auge mit dem Blick, aber sie ruckte: das Guckauge, etwas größer, ist weiter unten und vorne. Dann, sobald wir einander damit liniengerade angesehen hatten, eilte sie weiter. Spinnen tun das öfter, auf einen Blick warten. _________ An Dreck kann man sich gewöhnen, aber nicht an falsche Form. _________ wise guys can be left to themselves. _________ Barbarenjugend, Barbarenstolz: öfter kopulieren, als man kacken geht. Einen Quotienten davon machen. _________ Bildung stinkt. Auf Gebildete kannst Du Dich nicht verlassen. _________ "Sei unser, Narr, sei unser!" "Sei meiner, mein eigener!" "Sei Deiner, ganz allein!" _________

04:59 - 21 October 2007 - comments {0} - post comment


Mi scusi...

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...wenn mich eben hier ein wenig breit durchgebracht. Es war grad die Gelegenheit, und ich Neuling habe erst finden müssen, daß mein blog noch Platz für viele, viele Einträge bietet. Und den Text möchte unbedingt plaziert haben, vielleicht nicht nur für die Schweiz. Ich selber bin ja nur als Gast aus dem Deutschen dabei, dem's hier gefällt und der sich erkenntlich zeigen will. Was das angeht, möchte raten, vielleicht mal in blog.de vorbeizuschauen. Ein Schweizerkind, daß etwas andere Töne hinzugibt, hat da vielleicht noch gefehlt. Wo es vielleicht auch ein Studium wert ist, die Akzent-Unterschiede zwischen hie und dort ein wenig zu bemerken. Ich sehe, daß man sich hier gelegentlich vielleicht ein wenig in Erinnerung bringen muß. Der Fortsetzungstext ist übrigens als intellektuelle Herausforderung des Gemüts geschrieben, in stressigster Gegend. Vielleicht rücke ich mit ein wenig sonstiger Literatur an, wenn's verspricht, was zu bessern. Und sonst ist ja Bloggerei genug hier, auch nur zu lesen, was Andere so finden. Saluti tutti sonst, bis später...

05:11 - 18 October 2007 - comments {0} - post comment


12 ...Terminus PHIhihihi

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...Tradition (auch schlechte, gerade die) als die Quasitranszendenz der Begrenzten... _________ 1 Nunctim... _________ Die "Idee" der Diesseitigkeit: Ideengeschichte - das kann doch, genau besehen, nur bedeuten die Dinge, die in ihrem Ereignischarakter eine Idee zu verdeutlichen helfen. So gesehen: wenn man die nominalistische Wendung in der Philosophie (seit Duns Scotus etwa) in ihrem weiteren Fortgang betrachtet - welche Idee verdeutlicht sich damit, was will das sein! Eine Wendung gibt's, die immer auf ihre sonderbare Weise Verstand daran findet; das ist die der Wiedergeburt, daß man also - das empfiehlt gewissermaßen auch die Ideenlehre - sein Dasein nicht als Zufall wahrnimmt, sondern lernt, eine gewisse Notwendigkeit dessen zu sehen, wie und wozu man geboren ist, und findet mit diesem gewissen Perspektivort die Wahrnehmungen, gerade mit den geschichtlich verbürgten Törns der Philosophie, zusammen. Schon zeigt sich eine Notwendigkeit auch darin, die nicht aus dem Sinn für Notwendigkeit bei den Denkern selber entspringt, sondern... 222 . . . Zahnstein der Weltalter. Zeit zum Nachdenken gehabt. "Also, wovon soll denn da die besondere Erkenntnis kommen, bei diesem - Artefakt?!" Ja, darüber denke ich nach. Ganz allgemein: aus der Differenz zwischen dem, was die Wirklichkeit ist und der notwendigen (nicht z.B. fahrlässigen) Differenz dazu im Konzept des Artefakts. Aus dem "Noch etwas", von dem die Erörterung in den Syracusaner Briefen spricht. Dabei eröffnet sich zunächst ein interessantes Problem, nämlich das, ob die Mathematik oder das, worüber sie ist, eine von der realen Welt differente Existenzdimension hat. Dann wäre nämlich das Problem nicht so sehr ein solches. Die Mathematik wäre die eine Absolute, die Realität, die sich notwendig von jedem begrenzten Konzept oder Modell von ihr unterscheidet, eine andere, und die Differenz zwischen beidem ist dann das, was geeigneten Sinnen sprechen wird, der Logos. Ich möchte solche Fragen hier nicht austragen, sondern weitere Aspekte plazieren. Das Artefakt insofern als rationales Weltzustandsmodell hätte eine essentiell nominalistische Form, indem es nur von dem spricht, was sich in kritischer, nominalistisch-rationalistischer Methode an Kenntnis aus der Welt erkennen und behaupten läßt, aber das Konzept des Artefaktes und sein Gebrauch, die Meinung oder Weisheit, wozu es gut sein soll, ist quintessentiell universalistisch. Man kann einen ganzen Pavillon scholastischer Klugheiten und Auseinandersetzungen damit aufziehen. Dann: das Artefakt ist im Prinzip allemal eine psychische Aktuation, indem es eben Welt-Wirklichkeit in einer bestimmten Form abbildet, so wie Auge und Geist abbilden, was sich bietet. Dabei ist Menschenwerk, das dies besorgt, nur ephemer, nicht wichtiger, aber so absolut elementar als wie Photonik und physiologische Chemie in den Abbildungsprozessen und gestischen Selbsteinnahmen (Perzeptionsformen) beim Duplizieren von Zuständen (Dingen) der Welt im Wahrnehmungsraum lebender oder auch unlebender (: camera obscura) Subjekte. (Man könnte ja sagen, die Welt bilde sich auch dann in einer camera obscura ab, wenn gar kein Licht von ihr dorthingelangt) (damit ein Begriff, was hier manchmal "Dimension heißt.) Ebenso ist ein solches Artefakt schon "Psyche", einfach indem es so existiert und duplikativ einen Zustand, eine Ereignisform realer Welt abbildet. Die Erkenntnis aus der Differenz kommt dem Menschen (oder wer das Artefakt sonst herstellt) nicht eigentlich daher, weil dort eine solche sein wird, sondern weil er sich tatsächlich als Exaktor betätigen muß, damit eine solche Abbildung ereignet werde. Solches Tun ist in einer Dimension mit solch möglicher Erkenntnis, weil eine solche ja auch nur als erlebt in irgendeinem Sinne kann wahrgenommen werden. Solches Tun schafft einen 223 Ansatzpunkt für Gewahrheit. Nebenher läßt sich ja auch nur die Bewegung des Merkur als anzeichenhaft für den elementaren Grund dieses Verhaltes, die Sonne selber, adressieren, und was dort der Merkurverzögerung etc. entspricht, läßt sich nur logisch gewahren (in seinen Effekten z.B. allgemein mathematisch-physikalisch bestimmen), aber nicht fixieren wie der Merkur auf seiner Bahn, daher dort von Anfang an kein Ansatz zu solcher Differenzwahrnehmung ist, die Gewahrheit diesbezüglich also ohnehin viel allgemeiner und offener ist. Mich unterhielt, als ich dieses Spiel zunächst ausdachte, der Gedanke, daß doch die Schweremitte des Sonnensystems nicht genau in der Mitte der Sonne liegt, sondern durch die Bewegung der Planeten so etwas wie walkend um diese her mahlt (...die Kühe kauen so wieder, des Mittags still vor der Sonne am Boden lagernd). Das spielt da auch, usw. Im Ganzen also wäre ich sehr vorsichtig damit, irgend einen absichtlich gesuchten Zeitraum in der Zukunft einfach mittels des Artefakts anzupeilen und zu befragen - die Sage von den allzu selbstinteressierten Benützern des Vogelnestleins bei Grimmelshausen beleuchtet in ihrer Weise, wieso. Aber es gibt ja noch die Vergangenheit und dort einen gut dokumentierten Ort. Keinen geographischen, sondern eher einen konzeptionellen, nämlich die Stellein den Briefen über die Syracusaner Dinge, wo die Erörterung des Kreises als Begriff für die Idee etc. so auffallend aufgelöst wird. Darumher ließe sich ein Zeitraum bestimmen, wo sich die sagenhaftesten der griechischen Denker bemerkbar gemacht haben, eine Gegend von vielleicht 200 Jahren. Und dazu wäre das Courbenartefakt vielleicht eine meinbare Zutat. Was im Hinblick auf die Zukunft immer guten Gewahrheitsanhalt gibt, nämlich die als das Futurum-II-Theorem (oder so) bezeichenbare Tatsache, daß egal, was wie werden und geschehen wird, wird irgendwann aber sicher geschehen sein, darf auch hier zu Sorgsamkeit raten. Man nehme daher als Material für solch ein An-sich-Ding vielleicht den Stoßzahn eines Schwarzmeer-Mammuts, das ja sicherlich weiter aus der sicheren (lebenden) Vergangenheit mit hinzutut als die Zeit, in der Griechenland dem Rest der Welt denken zu geben fand. Da ein (gerade ein solch spezielles) Ding hier auf Erden ohnehin nur Pfand wäre unwürdiger Meinungen über seine Kraft und seinen Wert - am besten schösse man es zum Jupiter, oder zum Uranus, wo's so bald Keiner von diesem Planeten mehr wird anfassen. Die Amerikaner wa-ren schon so frei, Totenasche (wie kunstlos!) auf den Mond zu schießen. Diese Weltzivilisation hat das Zeug zu all den Gesten, die ich hier so angezeichnet habe - sonst könnte mir solches Geding gar nicht einfallen. Ich lob' sie mir dafür und mehr will mir auch nicht einfallen, dafür zu behaupten. 224 Mir genügt der Spaß, derlei zu erdenken. Prima, Jungs. Und da ich alleine mit dieser Erdenkung eine sichere Differenzphase definiert habe zum sonst so kunstmäßig, denkerisch, zivilisatorisch und weltalltechnisch ohnehin absehbar sich weiterhin Verwirklichenden, wird es mir zumindest nicht an Erkenntnissen mangeln, die mich unterhalten dürfen wie solche Denke. Wie gesagt: ich hab' ja meine Hobbies, und nach solchen Sachen zu schauen, ist eines davon. _________ Der lauschigste Platz im All, möchte ich meinen, müßte da sein, wo fern in den unermeßlichen Räumen zwischen allen Galaxien, die solche Leeren umgeben wie die Schaumblasenränder, da irgendwo, als wo fast gar keine Gravitation mehr ist, und wo der launige Krach der Sterne denkbar fern ist. In solchen Räumen (die Erörterung des Pazifik hier irgendwo weist da hin) müßte doch irgendeine Art Hall zu vernehmen sein. Eine Schachtel dort, in der nur ein paar lose Dinge umherschweben, müßte sich doch als Ausbund relativistischer Gewahrheit beweisen, vergleichbar dem, wie man Infrarotteleskopie im Weltraum extrem verfeinert, indem man das Teleskop (~ Perspektiv) so sehr abkühlt wie möglich. Dem Simplizius sein Lausch- gerät, in ultimo, wäre solche Schachtel in der stillsten, leersten Gegend des Alls. An sich kann man derlei schon hier an der Erde recht einfach haben: in Paris. Die Abteile 1.Klasse in den dort abgestellten TGV-Zügen haben, wenn's gut über Mitternacht ist, eine solche Gemütlichkeit, solch dichte Stille in sich, kein Raumschiff da draußen könnte eigentlich absoluter sein. Dann dürstet mich, ich trinke aus einer großen Flasche stillen Mineralwassers, schaue sinnend danach in die Wasserfläche darin, eine kleine Luftblase schwimmt darauf, gerät in Bewegung, treibt, von den Magnetkräften in der Wasserfläche gezogen, mit verhaltener Beschleunigung an die Plastikwand der Flasche und haftet dort, so beiläufig, so bestimmt, und für ein paar Momente bin ich ein wenig fassungslos. So ist das ja wirklich. Und nichts sonst geschieht. Es kann bis vier Uhr morgens dauern, daß jemand vorne in der Lokomotive ein paar Schlüssel in die Armaturen setzt, Schaltbewegungen tut, die Ventilation anschaltet, den Zug in Bewegung setzt; und dann habe ich Grund, aufzustehen und mir einen anderen Platz zu suchen, in einem anderen Zug, oder irgendwo sonst schlafen zu gehen. So lange werde ich aber wohl nicht warten. Es wird mir schon irgendetwas Zeitigeres einfallen - wenn ich von dem, was das Mikroereignis in der Wasserflasche gerade gezeigt hat, wieder da bin. Es kommt nicht darauf an. Die Welt ist grad woanders. 225 Was (dazu) die Leute angeht, die gelegentlich da vorne in der Lokomotive ihre Gesten tun, so kann man von einem Spiel berichten, das sie öfter spielen, ein ganz einfaches. Dazu muß der Zug noch im (Lyoner) Bahnhof stehen. Die Reisenden sind schon seit Einigem ausgestiegen und fortgegangen, die Nachschau ist schon gewesen, und nun ist es die Zeit der Parasiten, also der wissenden Herumtreiber, die manchmal für einige Tage oder Wochen, seltene Einzelne für Jahre, da auf dem Bahnhof oder in den Anlagen weiter draußen durch die verlassenen Züge ziehen und nehmen, was sie von dem, das Reisenden zu viel gewesen, zu fressen gebrauchen können. Das ist auch mein Spiel, und gerade der Lyoner Bahnhof kriegt seine Leute satt. Das Fressen alleine genügt mir natürlich nicht. Ich schaue nach Zeitungen, hebe mir vielleicht Bücher auf, die für übrig dagelassen wurden, und auch sonst "lese" ich den Zustand der Züge, die überall herkommen aus dem Süden beim Ostrand der Pyrenäen bis in die Schweiz und Mailand. Da ist immer was, das sein Bemerken lohnt. Und das Fressen, das oft wirklich gut ist. Ich habe mir, wo sonst keine wörtliche Unterhaltung ist, angewöhnt, vor mich hinzusprechen nach Laune und Einfall, mache mir damit so etwas wie fortwährende Untertitel zu dem, was ich so finde, sehe usw., ganz beiläufig. Die einzigen agents, die dann noch durch die Züge kommen, werden die sein, die auf dem Weg zur bahnhofsauswärtigen Lokomotive noch einmal schauen, was sie (wohl für die Langeweile, wenn sie wieder zu Fuß hereingewandert sind und auf einen nächsten Zug zum Hinausfahren warten müssen) noch mitnehmen können. Denen, oder manchen von der Nachschau, begegne ich dann manchmal in dem Längskorridor eines Zuges, und dann folgt die Ansage des Spiels: der von der Technik sagt etwas relativ Unerwartetes, was mich ein wenig perturbiert und zögern macht, weist mich vielleicht mit irgendwelchen Worten auf den Bahnsteig, oder irgendsowas. Dann geht er weiter, ich stöbere weiter müßig durch den Zug (oder, wenn er mich hinausgewiesen hat, steige wieder ein dazu, sobald er außer Sicht sein will), rede da weiter vor mich hin oder mache mir grad keine Worte, aber dann irgendwo löst das Spiel sich ein; bei einem bezeichnend dazu passenden Wort oder einer eigentlich absichtslosen, aber ebenso passenden Geste im Fortgang meines Weges knackt es in den Relais, und der Andere hat, fern am Ende des Zuges, .................... 226 .................... Terminus

10:08 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


11 ...Fortsetzung 10

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Im Ganzen fehlt in den Zeitungen also die Wissenschaft, ein Ort, wo das Erken-nen bleiben kann, behält sich, und damit die Welt in Einem Blick. Während dieser Zeiten geschah viel in der Umgebung meiner Bahnhofsaufenthalte, vor allem in Paris. Direkt auf dem Rand des Lyoner Bahnhofs, wo ich meist war, wurde das neue Finanzministerium erbaut, und ringsumher in der 196 Stadt überall Brücken, Straßen, Untergrundbahnen, staatsmäßige Großbauten, denen ganze Stadt-Wohnviertel etc. Platz machen mußten, usw. Reiner Ehrgeiz, gut gekonnt. Einer dieser Bauten empfahl sich sehr, die Villette, ein Riesengebäude, modernistisch solide, auf der anderen Seite der Stadt, bei Kanälen und Bahnanlagen jenseits des Ostbahnhofs. Das Riesenhaus hätte sollen werden ein vollautomatischer Schlachthof, doch als es errichtet war, fand man, daß dafür kein wirklicher Gebrauch wäre und widmete es um. Daher es nun dasteht als ein Technikmuseum der neuesten Klasse, dazu Restauration, ein Kongreßzentrum, eine gute, wo nicht dicke Bibliothek und noch solches Kleinerlei, Souvenirs Souvenirs nach Art des Weltraum-zeitalters, ein Planetarium usw.usw. ein richtig guter Ort. Sobald das Ding eröffnet war, ging ich oft dorthin (der Kaffee ist auch gut, wo das Kleingeld dafür ich meist aber erst in den Zügen finden mußte, wenn Reisende hatten welches verloren im Sitzritz oder auf dem Weg zur Tür) und schaute, was ich finden konnte. Bei der Restauration im Subparterre, wo man durch weite Glasflächen zur sogenannten Geode, dem kugeligen Planetarium hin, auf ein Wasserbecken in einem weiten Hofraum schaut, sind mehrere große Aquarien, darin Fische aller Art aus dem Mittelmeer - eine wache, flotte, kluge Gesellschaft. Mit denen hatte ich zu Zeiten recht gute Unterhaltung, besonders mit klugen, kleinen Drachenfischen, einem Octopus und einigen großen Schwarmfischen, die interessante geometrische Manöver im Wasserraum zu vollführen belieben, vergleichbar den geistreichen Elaborationen der Schwarmvögel manchmal. Im Kongreßzentrum nebenan ist öfters was los, wobei es lohnt, einfach ein wenig Völkerschau zu halten mit den Menschentypen, die sich da finden. Wirklich interessieren und unterhalten kann vor allem die Bibliothek (zu Beginn fand ich schnell heraus, auf welchen schlauen Nebenwegen in die technische Ausstellung zu kommen wäre und schaute mich da um; der praktische Witz mancher Exponate und Vorführungen ist ganz gut, aber das Ganze wird nicht oft verändert, daher gab sich das, mehr oder weniger). Diese (die Bibliothek) ist strikt natur- wissenschaftlich aufgebaut, und viele Schüler und Studenten kommen aus der Stadt dorthin, um ihre Hausaufgaben, Referate etc. zu erledigen, unter Zuhilfenahme geeigneter Bücher. Mathematik, Medizin nehmen viel Raum ein, sind aber nicht rechte Nahrung für mich. Mich interessieren, wie anderswo auch, Lexika (Physik, allgemein), Ethnologie und Anthropologie als Kulturgeschichte, ein bißchen Zoologie, ein wenig Geographie und vor allem die Astronomie, die nicht schlecht ausgestattet ist. Da ich ein paar Hobbies in dieser Disziplin unterhalte und Material dazu fand, hatte ich gute Beschäftigung. Die allgemeinen, bilderreichen Dokumentationen astronomischer Phänomene lernte ich ganz nebenher etwas anders 197 zu gebrauchen, indem ich mir Galaxien, Nebel, Sternhaufen etc. eher gnomistisch-phänomenal musterte, also wie bei Naturformen hier an der Erde mehr den Bildwert allgemein ansah, das, was man meinen könnte zu sehen über die reine Dokumentation physischer Zustände im All hinaus. Schließlich bestehen optisch dichte Zonen des Weltraums in der Abbildung aus Lichtpunkten und dunkleren Flächen, oft dicht genug, und sind damit schon bildhaft genug. Was dort aber zu sehen ist, schaut man es mit solchen Augen an als wie Miniaturen oder Relief, gibt natürlich rein vordergründig intellektuell nichts her, was sich mit der Akribie reiner Astronomie vergleichen ließe. Es wird, bei geeigneter Laune, eher inspiriert lallende Literatur davon, und dafür, einem eine Ahnung für manchmal etwas unerhörte Sagbarkeiten zu machen, sind die Fotos ferner Sternmengen ganz gut. Nicht zuletzt: derlei, genau so, scheint für sehr lange aus dem All an den Platz, wo sich, so oder so räumlich und zuständlich, die Erde immer befindet, und da scheint schon Einiges durch, da gibt der Himmel Bilder zu manchen Zuständen auf Erden wie eine miniature Illumination zu Textseiten in Büchern. Das unterhielt, aber braucht seine guten Zeiten und Launen (stille Sonntage z.B.), um ganz wirken zu können. Alsdann gibt es noch wirklich praktisch nützliche Werke, ein Tabellenbuch z.B. der scheinbaren Planetenorte im tellurischen Himmelsraum, für eine Zeit von je 50 Jahren. Gedacht, gemeint war das wohl für Leute, die sich ein Horoskop herauszeichnen wollen, aber ich fand schnell richtigeren Gebrauch dafür. Da auch exzellent gute Sternkarten gleich nebenbei zu haben waren, benutzte ich die Tabellen, um die Wege der Planeten, Jahr um Jahr, durch den Sternhimmel als Diagrammlinien auszuzeichnen, und damit kann man unmittelbar in gewöhnlicher Wirklichkeit etwas anfangen, zumal die Dynamik der Planetenfahrten damit auch sehr deutlich wird. Nächst der immerhin vorhandenen Möglichkeit, dasselbe Thema in einem Computer filmisch animiert abzuspielen, ist diese einfache Kartenarbeit wohl das beste Hilfsmittel für jemanden, der die Planeten, rein so nach Augenmaß, als Anhalt nimmt zur räumlichen und zeitlichen Strukturierung des Weltbildes (wie's ohnehin sicher ist). Für Hobby-astronomen legt man mehrerlei Jahrbücher aus, die für's jeweils Aktuelle diese Dinge auch dokumentieren, manchmal mit Diagrammen der genannten Art, aber dann nicht für alle Planeten. Dazu aber reiche Anmerkungen über erwartbare Ereignisse, Sternbedeckungen, Konjunktionen, Eklypsen, Meteoritenschauer etc. Diagramme der Venusfahrt relativ zur Sonne, solche der großen Monde bei Jupiter und Saturn, relativ zu diesen (als seitliche Auslenkung längs eines Zeitvektors). Dabei auch, in einem Heft, jeweils ein Diagramm, das zeigt, wie die Kurvatur der Merkurbahn um die Sonne verläuft für jeweils ein Jahr. Der Planet Merkur läuft relativ exzentrisch, 198 in einer deutlichen Schräge seiner Bahnebene im Verhältnis zur allgemeinen des Planetensystems, und wo er in dieser seiner eigenen Bahnform stetig und ebenmäßig ist, entsteht doch ein optisch interessanter Effekt, weil die Erde, die sich im Lauf des Jahres ja selber um die Sonne bewegt, die Merkurbahn in verschiedenen Schrägen auf Aspekt bekommt und so der Merkur mal links, mal rechts, tiefer oder höher im Verhältnis zum Sonnenort in der Ebene des Zodiak erscheint. Diese Lineatur der scheinbaren Merkurbewegung zeichnet das Diagramm nach (bzw.: vor), und das sieht ganz gut aus, wie die Kurve, die eine verrückte Motte um ein Licht fliegt oder eine solche, welche das Ende eines um Fingerspitzen gewirbelten Kettchens nimmt, wenn man dabei diese noch ein wenig verdreht. Die Kurve ist sehr suggestiv, lebhaft, und prägt sich gut ein. Damit aber kommt es nun wieder auf das hier laufende Argument. Wenn ich von etwas so Sinnfälligem weiß, wie es diese Wickelkurve des Merkur um die Sonne ist oder auch die damit in anderer Wendung identische des Planeten in seinem Weg durch das Himmelsbild der Erde, so versuche ich, wie bei allem sonstwie Sinnfälligen auch, einen Dreh, ein Verständnis dafür zu finden, wozu das sonst wohl noch taugen mag, als Erkenntnismittel. Bei der Jahreskurve des Merkur durch den Himmelsbogen der Erde war das bald gefunden: rein phänomenales Anschauen der Linienform im Vergleich mit schon Bekanntem brachte da meist erstaunlich präzise Wahrnehmungen, die einem helfen, den allgemeinen Ereignischarakter eines damit durch-zeichneten Jahreslaufs zu sehen und damit eine allgemeine Ordnung, einen bildhaften Kategorienapparat, sozusagen, zu haben, auf den sich bestimmte, dem charakteristisch entsprechende Klein- und Einzelereignisse im Erden-Weltbild, rangieren lassen. Derlei zu haben, nützt allgemein der Ruhe des Erkennens, weil Dinge, die sonst nur als Elemente chaotischer Witzlosigkeit erscheinen wollen, auf einmal sich irgendwie einer allgemein kategorischen Ordnung entsprechend erweisen. Soweit für diese Phänomenalik. Aber da ist noch dieser Wickel der Merkurbahn um die Sonne selber. Ich machte mir keine Gedanken extra darüber, aber, wie ich dann merkte: das arbeitete von selber in mir weiter und präsentierte sich dann eines sonnigen Tages, als ich im Knechtstedener Wald ein wenig Muße hatte und ohnedies gute Denklaune, so: Für's Erste wäre es ja schon eine Idee, so viele Merkur- wickel, mittels geeigneter technischer Werkzeuge, in einem festen Medium (Holz, Ton, dergleichen) abzubilden, daß dies eine dichte Form gäbe, die einfach dekorativ interessant wäre (weil die Proportionen dieser Schwingung sehr angenehm sind). Praktisch wäre so etwas vielleicht brauchbar als Vase, oder eben auch nur als Objekt für eher ungefaßte, allgemein gewahrende Meditation. In dieser ersten Fassung gleicht das, was es sein kann, schon 199 ganz dem Vogelnest(lein), von dem ich damals noch keine fernste Ahnung hatte. Aber diese einmal deutlicher gewordene Idee arbeitete nun weiter: wo nun dieser Wickel, in seinen Koordinaten die wirkliche scheinbare Raumkurve des Merkur im All denkbar genau (wenn auch darin allgemein in fester Materie umschrieben) nachzeichnen soll, so bildet sich damit ja jedesmal eine bestimmte Zeitstrecke von mehreren Jahren ab, die beliebig in der Vergangenheit, weiteren Gegenwart oder Zukunft situiert sein kann. Die Möglichkeiten, den Ort des Merkur relativ zur Sonne und Erde geometrisch zu bestimmen, die Formeln damit, sind hinlänglich genau, aber sicher nicht genau genug, die Präzision über beliebig weite Zeiten zu garantieren. Gleichwohl ist die Fehlermarge im Prinzip dieselbe für dieselben zeitlichen Distanzen in Vergangenheit und Zukunft. Man könnte solche Wickel herstellen als Fassungen für einen gewissen Zeitbegriff auf bestimmte, sonstwie ausgezeichnete Zeiträume, beispielsweise große Kriege oder die Lebenszeiten mancher großer Geister, die sich für die Geschichte deutlich bewiesen haben. Nicht zuletzt: der Wickel als Modell der Merkurbahn für eine bestimmte Zeit umschreibt damit auch implizit den Ort der Sonne und deren Zustände in dieser real gewesenen oder seinwerdenden Zeit. Gewissermaßen ist solch ein Wickel die Neufassung des Bi-Themas bei den alten Chinesen, wo eine runde Jadetafel symbolisiert den Himmel, ein rundes Licht (Loch) aber in seiner Mitte die Sonne. Ein Merkurwickel-Artefakt, das sich auf die Lebensspanne eines bestimmten Menschen, oder die Zeitspanne eines Ereignisses (wie der 30jährige Krieg, nur für Beispiel) bezieht, umschreibt unsagenderweise damit auch modellhaft den Ort, den Zustand, die Zeit, wo die Sonne (Urbild des Lebenslichts etc.) den Merkur so um sich her in Bewegung hielt. Da die Wickellinie aus einer perspektivischen Entstellung gesehen ist, von der selber so um die Sonne ziehenden Erde her (ohne diese Eigenbewegung des Beobachtungsortes erschiene die Merkur-linie nur als Ellypse in einer statischen, schrägen Ebene), zeichnet der Wickel per se damit schon den Weg und Ort, durch selbe Zeit, des Planeten Erde mit. Diese Linie selber ist eine Aufeinanderfolge von Punkten, dort, wo die Erde an je einem ganz bestimmten Platz, sieht den Merkur an seinem da gleichzeitigen (die Verzögerung durch den Weg des Lichts im weiten All von da her mal außer Betracht gelassen, für hier) in Relation zum Ort der Sonne. Das gibt eine präzise Linie, deren Bezugspunkt (die Erde) aber allgemein sich bewegt währenddem. Wo der Wickel so abgebildet ist, ist das in keiner Weise sonst mehr sinnfällig. Man kann also dieses dreidimensionale Ding ansehen von jeder beliebigen Seite und Ferne her, obgleich es doch ein-eindeutig wahr ist nur von einer Warte her. Es verallgemeinert sich damit also auch der Standort, die Erde als Bezugsort. Bei vielen Merkurwickeln hat sich die Bewegung des 200 Planeten Erde vielmals aus ihren Jahresläufen um die Sonne darin abgebildet, aber der Ort selber über diese lange Zeit auf einer weit ellyptischen, fast kreisförmigen Bahn, bildet sich nur in einem Punkt, im Raum außerhalb des Artefaktes ab, und nur implizit, nicht materialisiert. Man könnte hier leicht Elemente aus der Erläuterung des Kreises als usw.usw. in Platons Brief über die Syracusaner Dinge wiederkennen. Bei solchem Thema wird auch gerne die Tangente miterwähnt und die nie genau genug beweisbare, aber aus der Idee solcher Geometrie ganz klare Tatsache, daß eine Tangente den Kreis nur in einem einzigen Punkt berührt bzw. dort mit ihm identisch wird. Auffallend geradezu, wie dann die Erläuterung in mehrerlei Weise aufgelöst wird und als in papierweißem Nebel verschimmert; damit aber kommt auch diese Erörterung an einen dezisiven Extrapunkt. Bis hierher könnte man all dies noch als eine Art Psychologie bezeichnen: etwas Sinnfälliges wird in bestimmter, klar deutlicher Form dupliziert, um damit eine allgemeine Wahrlichkeit geltender zu machen, die schon so ohnehin ist (Psyche definiert sich hier in allgemeinster Form als die Abbildung der übrigen Elemente einer Welt in einem Subjekt, ganz wie bei Leibniz die Monade definiert ist mit der Eigenschaft, die übrige Welt mit ihren Elementen in sich abzubilden; die Psychologie ist damit im Weitesten die Lehre, wie mit diesem allgemeinen Verhalt umgegangen wird, wie Gewahrheiten unterhalten und gestaltet werden). Aufblickend Husserl, auf Phoenixflügeln einschwebend Einstein, einige Physiker und Astronomen: also - das Weltall ist ein zumindest vierdimensional kategorisierbarer EREIGNISraum (Heidegger einen Meteor-stein für dieses Wort). Masse, als eine Wendung der Energie, besorgt darin eine Veränderung der Struktur in Form einer sogenannten Krümmung nicht nur des Raumes selber, sondern in einer Weise damit auch der Zeit, insofern zumindest als materiell geschehende (anders ist das nicht erweisbar). Gerade der Planet Merkur taugt zum Beweis dieses Verhaltes, weil er in seiner Bewegung merkbar gehemmt wird, einmal durch gravitationale Einflüsse von den anderen, langsamer durch den Raum sich bewegenden Planeten her, dann aber gewißlich und bewiesenermaßen davon, daß die Zeit dort im All, wo er schon der Sonne so nahe ist, durch deren Gravitation langsamer geschieht - von weniger beanspruchten Raumgegenden her gesehen. Einstein hat diesen Effekt postuliert und berechnet, und die Astronomen haben das eingemessen und verifiziert. Der Effekt ist (meßtechnisch gesehen) winzig, 43 Bogensekunden in 100 Jahren, aber real und in absoluten Maßen so deutlich, daß er kann in einem Merkurumlauf schon in etlichen Kilometern ermessen werden. Es wird ja nun so sein, daß dieser Effekt (der sich, das war hier vergessen, mißt am Perihelpunkt, d.h. dem sonnennäheren Punkt der Ellypsen-Langachse, wo die mit der Ellypse dasselbe ist) sich in einer 201 solchen Wickel-Courbe, wie zuvor beschrieben, mitabbildet, und zwar so bestimmt, wie diese dem Weg und Ort des Merkur im All gleich ist. Die Verzögerung der Merkurbewegung selber könnte man ja auffassen als einen Defekt, relativ zu der allgemeineren, freieren Raum-Zeit-Bewegung in gelasseneren Zonen des Alls. Da schwindet etwas, doch Empfindung sagt, daß das nicht einfach verloren sein kann, daher ein Postulat, das System Sonne-Merkur akkumuliere in einem Gegenstrom darüber Relativität - was hier nur ein naheliegender Begriff sein will, mangels anderer Worte. Da allgemeine Energie verloren geht, muß dies eine Energieform sein, die sich in gewisser Weise dort sammelt und gestaltet. Äußeres Anzeichen dafür ist die winzige Deformation der Bewegung des Merkur. Ein Modell dieser Bewegung bildet also diesen Verhalt unmittelbar mit ab, in dem Maße, wie es der tatsächlichen Bewegung des Merkur entspricht, und zudem, weil dieses Modell nicht zu trennen ist von der Bedingung, daß der Ort der Beobachtung auf der Erde sich auch bewegt, in so unendlich subtilerem, aber immer noch realen Glast relativistischer Verzögerung, weht wie ein fernster Schatten diese aus dem Artefakte mit, und sogar die der weiteren Allzonen, wo wiederum um so viel subtiler die Planeten usw. Daher das Ding zur Beleuchtung eines alten philosophischen Problems taugt, der Streitfrage zwischen Universalisten und Nominalisten, insofern sich mit Fug behaupten ließe, in dem Artefakt sei das, was die relativistische Verzögerung als relativistische Energie, oder so etwa, erzeugt, unmittelbar selbst vorhanden - im Maße, wie Eines dem Anderen entspricht. Man kann hier ohne Weiteres auch Gewahrheiten aus dem religiösen Feld hinzunehmen, etwa von der dort geltenden Gewißheit, daß Gott selber in der Hostie sei, wenn sie erst im Ritus ist dafür erhoben worden. Dies und das spricht, im Prinzip, von derselben Sache, vom selben Verhalt, gibt ihm nur zweierlei Ausdruck. Damit ist aber das Thema noch nicht erschöpft. Der Merkurwickel umschreibt ja die Sonne selber, und in dieser muß der relativistische Effekt um so viel stärker sein, als die Feldkraft der Gravitation darin zunimmt. Zudem entsteht allein durch die Energiedichte der Prozesse im Inneren der Sonne noch ein Mehreres. Auch dieses ist durch den Courbenwickel implizit mitabgebildet, obgleich man gar nicht nötig hat, die Sonne selber, das Nestei des Vogelnestleins, mitabzubilden. Es ist nicht gesagt, daß irgendjemand direkten und praktischen Gebrauch für das abstrakte Inkrement dieser sonderbaren Energie hätte, aber in allgemeiner Gewahrheit wird es sicher - auch OHNE bewußte Realisation in einem lebenden Sinnenwesen - Entsprechung finden, denn die Physika, woran erst lebende Erkenntnis dazu kommt, sind selber schon Gewahrheitsformen. Die relativistische Dichte in der Sonne ist eine absolute, meteorisch-physikalische Vergewahrheitlichung ihrer Masse selber, und so ist es der 202 Weg des Merkur und die Verzögerung hinzu, usw. Die lebende Erkenntnis ist ein Luxus im Verhältnis dazu, und daher ziert es diese, solchem Luxus luxuriösen Ausdruck zu geben. Die Courbe wäre ein Luxusartikel, Ausdruck einer Lebensweise, die sich zumindest in solchen Einzelheiten erlauben kann, zu Ganzem zu kommen. Bliebe immer noch zu erläutern, was das mit der Kraft der wunderbarlichen Vogelnestleins zu tun haben soll, seine Inhaber unsichtbar zu machen (Grimmelshausen auf die Figur eines Philosophen zu zeichnen würd ihm unrecht tun - er ist Literat, ein Ausbund an Erkenntnis, und hat zu GEBEN, wo andere eher winken und bleiben) (: der totgeschossene Soldat). Da ist einmal die moralisch codierte Sonderheit, daß solche Leute, welche vom Nestlein klar durchsichtig werden, davon aber nur in brumeuse Seelennot geraten können - derselbe Effekt, im Anschein, wie hier schon öfter erläutert als Durchklärung und Verschattung, exemplifiziert an den Kohlenwasserstoffen, der chemischen Depotform reiner Sonnenkraft auf diesem Planeten. Das entspricht sich so recht unmittelbar. Dann aber kann man wieder mit der Idee des Courbenwickels selber gehen: egal, wie er hergestellt wird und worauf er sich bezieht: er ist immer Modell, Abstraktion, dabei Konjektur, weil einmal der Merkur selber Realisation genug ist des Prinzips und seiner Wirklichkeit, und außerdem jede Verdeutlichung des wirklich Darstellbaren daran über den wirklichen und immer einzigen Moment hinaus, wo der Merkur, definitionsweise immer ein Punkt im All, an nur einem Ort zu einer Zeit, postuliert, aber nicht real ist. Das hat dem entsprochen, aber es ist nicht so, außer in einem einzigen Punkt. Von dieser Absolute abgesehen, wird der Wickel niemals, ob mit oder ohne relativistischen Effekt, die Merkurbahn hinlänglich genau abbilden, selbst nach einem Begriff allgemeinster Modellähnlichkeit. Wie in einer uneben haftenden Tapete (oder bei einer Tapetentür) wird immer so wirklich viel Spiel zwischen der Realität (: Heraklit) und selbst der besten Idee von ihrer Duplikation (~ Platon) bleiben, daß ganze Kontinente auf den Moment darin verschwinden können - mit dem Vogelnestlein gesagt - aber nicht inexistent werden, nur aus dem Begriff fallen. Beim Vorigen scheint dann auch ein Different zu Platon & Aristoteles auf (nicht: zwischen ihnen), indem die reine Wirklichkeit, die niemals, das wahre Heisenberg, kann WIRKLICH dupliziert werden, sowohl als prima materia kann verabsolutiert werden als auch für die Idee, die nur die Wirklichkeit selber ganz ist. Alles andere entspricht Freiheiten, die dem Erkennen selber konstitutiv mitgegeben sind, und hier mag Theologie finden, wer will - ich hab' damit, für hier, kein Argument. So. 203 Also: ganze Kontinente können verschwinden in solchen Genauigkeiten des Unwissens, aber die tauchen da auch wieder draus auf, mehr oder weniger. Illustrat dazu die sonderbaren Launen Jüngers in den zwei, drei Tagen vor seiner schweren Verwundung, in denen sich die Fast-Nichtexistenz ankündigte, oder vielmehr: die sie um so viel vorwegnahm, wodurch ihm eben, in seinem absoluten Charakter, um so viel gerettet wurde als es ihm brauchte, die Wunde selbst zu überstehen. Die Geschichte vom Vogelnestlein illustriert auf ihre Weise viele der Aspekte, die hier nun mehr mit modern-physikalisch vorgefaßter Idee erörtert wurden. so, wie die Courbe nun definiert und erläutert, also Begriff ist, braucht sie eigentlich nicht wirkliche Realisation, aber mancher reale Gebrauch wäre wirklich reizvoll. So könnte man Courben herstellen für eine so und so ferne Zeit in der Zukunft, und sie als Eck- oder Reflexstein etwas außer hiesiger Aktual-Weltschau stellen, um so über jene erst imminente Realität zu ventilieren. Man könnte, sozusagen, damit das Parfum solcher und solcher, nur realer Zukunft aufnehmen - durch die haarfeine Differenz zwischen dem, was das Modell adressieren kann, und dem, wie es dort wirklich wahr sein kann - von den Differents abgesehen, die durch Unvollkommenheit des Erkennens und Artifizierens selber in den Begriff kommen. Nach allem, was ich weiß, enthält derlei aber viel Potential zu wirklicher Katastrophe, und müßte mit einer Reinheit des Geistes und Gemüts besorgt werden, deren sich nur Asiaten (Konfuzianer, Zen-Buddhisten) mit einigem Recht rühmen könnten. An sich, wenn man fein ist, genügt wirklich die Idee davon, vielleicht ergänzt durch die einfachen und ohnehin anderswie schon praktisch notwendigen Elemente, die es zur Realisation brauchte - gute Rechner, gute Astronomie, gute Werkstoffe, präzise Werkzeuge und Maschinen, Menschen mit Blick für's so Wesentliche, Gewahrheit für das, was hier ja auch nur kann soweit angedeutet werden, dazu natürlich ein All, das IST, was dies hier (das Gemeinte) ohnehin nie wird ganz sein können usw.usw.usw. Es mag ja sein, daß man Einstein nicht versteht, aber was ich nie verstehen wollte, das war, weshalb das, was Einstein zu sagen wußte, das Letzte (und damit Wenigste) sollte gewesen sein, was es mit diesen Dingen zu sagen gibt. Weltraumfahrt in diesen Dimensionen - kannst Du vergessen. Aber in dieser Wendung hier kommt man zumindest um so viel weiter. "Das WAR aber jetzt die Bibliothek?!" Si Si. Ich bin's auch ein bißchen leid. Soviele Worte, und es muß keinem was sein, nicht einmal mir. Beim Nachlesen nun ist mir nur ein wenig schlecht, wie von zuvieler Heizung, in der Bibliothek. 204 phi4 Vividextrin. Jouecalin. Port de Caleçon. _________ (...dann wird schlechterdings gebetet. Für irgendwas wird's immer gut sein - DAS zumindest kannst Du glauben. Das Gute. Das Gut. Gutes an sich. So Gutes. Gut ohnehin. Gut Sein. Das Gute den Guten. Gutapercha. Gutural. Gutemiene. Dégouttant - le Temps.) (Das Gute ist, was der Zeit zu widerstehen nicht bedarf. "Es ist doch besser, wenn Geist bei allen Dingen ist. Deine beste Demut, Mensch: sei Dein eigen Maß - Du KANNST nicht sein das Maß der Dinge alle; doch müh' Dich nur, titanisch." Und lausche auf das All, so panisch. Seit der Vernünftigkeit bleibt unerörtert, ob Gott wohl SIEHT. Aber jetzt wollen sie mal hören. Wenn das so weitergeht in solcher Sinnenlehre...) _________ Im Fernsehen (vor Augen, die's nicht haben kommen sehen, das F.): Gymnastik. Höste figura. Und solches Zeug. Das Bekloppteste am Medium ist diese Genialität des Kalauerns in allen Dimensionen. Aber das ist dem Ägyptischen geschuldet, Kartusche, wie die Glotze ist, im Himmel der Canopen... _________ Diogenes (den sie nicht erwähnen, bei den Philosophen): "Besser ein wissender Hund als ein meinender Mensch!" _________ Aporische Charaktere... ...in hermetischer Welt. "yeah, what!" _________ Eine silbergraue Füchsin nannte mich "hoher Mann". Das läßt sich hören. Tiere machen (mir) gern Komplimente, und sind da gar nicht schwierig. Logisch, daß Menschen, die derlei nicht bekommen, das auch nicht gern verstehen. _________ Die Tierbalg-Lebensdepeschen haben gewöhnlich drei Siegel: Nase, Genital und After. Die übrigen Einzelheiten haben mehr erläuternden Sinn. So ist eben die Welt, sagt das. 205 Elefantinnen haben Brüste wie die Menschinnen unter den Vorderarmen. Das wird nicht allgemein bekannt sein. _________ Manchmal gestatte ich Mücken, sich an meinem Blut sattzutrinken. Eine, der ich dabei genau zuschauen konnte, sonderte dabei an ihrem Hinterleib einen dicken Flüssigkeitstropfen ab, eine blasse, eben schattige, dünne Flüssigkeit, ähnlich Mondlicht. Das tropfte ab auf meine Haut, trocknete an, und die feine Kruste, die davon blieb, bewahrte ich ein wenig auf. Es sind die meisten Mücken, wie die Ratten, nur dreist, und verdienen, zerdrückt zu werden. Aber erst hinschauen! Bei starkem Marslicht z.B. tauchen manchmal sehr gratige, große Mücken auf. Die mit seinem Blut zu füttern, macht eigentlich guten Sinn. Die beißen für den Mars, und das ist kein undankbarer Stern. Mars vergißt nichts, nicht im Guten, und nicht im Bösen. Außerdem ist der Mars schlimm, aber nicht dämonisch, wie Merkur oder Saturn. _________ Gachis gehen... _________ Wo diese Menschheit ein wirkliches Problem hat: Die Eifersucht (= Achtsamkeit) von Fürsten gibt ihnen keine Vorsicht mehr in sittlichen Dingen, und die Religion, die sie zu haben belieben, erscheint ihnen nur als Ausbund der Sittlichkeit, ergänzt mittels Dogma, und Raison (Protestanten). Eine wirkliche (ziemlich platonische) Idee davon, was das ist, der Himmel, dieser absolute Daseinsraum, in dem sich jede Einzelheit des Seins (um grad kein anderes Wort zu suchen) unmittelbar geistig abbildet, ist denen kein Begriff - was der Nächste nicht sieht oder dessen Sublimation, der höhere Psychecharakter des Nächsten als Priester, Heiliger, Erlöser usw., das ist dort überhaupt nicht gesehen, west allenfalls als sinn- und nutzlose Indulgenzen weitgehend personloser Art im Lebenscharakter mit. Die armen Menschen sehen nicht, daß gute Form, ganze, gute Meinung von sich, seinem Wahrnehmen, Tun usw. eine ganze, weiteste Wirklichkeit um sich findet, in der sie sich als wie in einem Absoluten erwirkt und abbildet (die kurze Bemerkung hier anderswo von dem Nirwana, das als einziges Kontinuum ein Wesen ganz sich selber wiedergibt). Wo die Gewöhnlichen derlei bemerken und kommen nicht umhin, seine, um's so zu sagen, Grazie zu bemerken, da eilen sie sich, psychologistische, sittlich-utilitarische Umwegigkeiten hinzu zu erklären, denn nichts, so ihre arme Überzeugung, 206 hat einfach seinen Wert in sich. Und dabei spricht die Religion, der zu entsprechen sie sich allezeit gerne rühmen, in so vielen Wendungen von gar nichts Anderem. Aber Religion, wenn's dazu kommt, brauchen sie dann eben auch nicht. Wo das Vorurteil gewöhnlicher Sittlichkeit infrage steht, darf diese eben auch nur gemeint, aber nicht verstanden sein. Ein Geist ist das, ruhelos polemisch wie jener der Pseudo-Herakliteer. Gewöhnlichste Ausfallform in diesem Verhalt ist die Unfähigkeit (wo nicht der Unwille), zu begreifen, was Respekt heißt (wörtlich: Rücksicht), als ein Betracht zur eigenen Haltung, zum eigenen Verhalten, der nicht dem Nächsten unmittelbar geschuldet ist, sondern eben einem Dritten, allgemeinen, in dem das Tun und Befinden Einzelner, auch in ihrer Interaktion, aufgehoben und allein schon der Bestimmtheit wegen, mit der sich Jeder dort wahrnimmt, Gestalt macht und sich so sublimerweise als redlich erweist, gerechtfertigt ist. Dies ist im eudämonischen Horizont, und Kant z.B. adressiert das recht gut, verfehlt aber ein wenig die Essenz des Themas, indem das Sittengesetz bei ihm, so abstrakt er sich da gibt, doch nur in ausdrücklichen Regeln und Meinungen bestehen kann. Kant ist nicht vornehm, und er bemüht nicht gern den Geist, sondern nur die Vernunft, den Intellekt der schon seienden Formen. Zu schade. Wo Leibniz z.B. einen weitesten Horizont eröffnet, darin Eudämonie als selbstverständlich erscheint, fördert Kant in Konsequenz seiner Unechtheiten nur die Dämonie in einer besonderen Form (praktisch dieselbe, die Sokrates um sein Leben brachte), indem bei einem allgemeinen, ausdrücklichen Imperativ, vernünftig zu sein als explizit sittlich, der Witz des damit Bornierten alle möglichen Umwege findet, abersittlich zu sein, und kann dabei auch noch erwarten, seiner unausgesprochenen Intellektualität wegen, die das Sittliche benutzt, um eben Dämonisches damit zu erwirken, die Dämonizität dieser Form von Sittlichkeit darin sogar zu verdeutlichen, als geistreich zu gelten. Die Dämonie zeigt sich darin, wie es den Einzelnen da gar keine Freiheit (im Konzept) zuerkennt und auch die Wahrheit der weiteren Welt, die sich nicht einfach so bannen läßt, ignoriert. Und was den Geist als diesen Raum absoluter, objektiver Wirklichkeit eines jeden angeht, also... In Amerika, als es zu Zeiten Reagans genug über sittliche Zumutungen arbiträrster Art zu stöhnen gab, kommentierte man die sonderbaren Unwitzigkeiten des präsidentialisierenden Schauspielers öfter mit dem Epithet "Ignoramus", ein Wort, das offenbar heißen soll: wir WOLLEN es nicht wissen. Damit bezeichnet sich eine Not, die nicht nur Reagan hatte - das ist ein Charakterzug, der Angelsachsen allgemein und wohl den germanischen Völkern überhaupt (Reagan allerdings ist Ire) kommun ist. Was man nicht zu wissen beliebt, WIRD man auch nicht wissen lassen 207 bei Anderen: da ist die Dämonie, die bannen und zwingen will, wo nicht anders möglich, so in der Form incontournabler Dummheit, machtbewußter Borniertheit. Na dann... Pereat mundus, wie's ja heißt. _________ Musik! _________ Centimentalitäten... _________ Feuilletonistenbrot: anschauliches Durcheinander... _________ "Das Leben - wieso!" sagt die Materie. "Das sind wir doch. Wir tun doch nur so." ("Zeig ihr, der Materie, was sie mit dem, was sie ohnehin ist, nicht so kann. Qualität gewinnt.") (Und sorgsam dabei mit den wirklich geltenden Vorbehalten der Titanen. Die Welt hat Spiel für Vieles, auch für gründliche Irrtümer. Eine Menschheit, die sich von Titanen bedienen läßt, geht damit in die Schule der Titanen. Darüber ist das große Bild dieser Zivilisation, im Weiteren, und daher auch erläutert sich der grundsätzliche Widerspruch aus manchen alten - und prinzipiell guten - Kulturen. Wer das nicht sieht, der wird in dieser Weltgeschichte nur dummen Unfug erkennen - als Spiegel seines eigenen Befindens. Die moderne Zivilisation beweist sich als rechthaberischer Spielverderber, und demgemäß die Töne und Gesten, die sie wiederbekommt.) (Dies bemerkt, weil in einer Zeitung - der FR - ein bißchen mit dem Chaos philosophiert wird. Solcher Chaosbegriff, wie er in den vorigen 2 Jahrzehnten divertiment ausgespielt wird, ist nur der letzte Reduit aller Argumente des Nominalismus. So gesehen: im All, im Inneren der Sterne SIEHT der systematisierende Blick Phänomene, die er nominalistisch-positiv nur mit Chaosformeln fassen kann, aber das ist bloße Abbildung. Was dort geschieht, ist vor allem wirklich, und damit notwendig in jeder Einzelheit. Damit sind Strukturmerkmale gegeben, die selbst dem, was als äußerstes Chaos erscheint, absolut im Grunde liegen, und kein Erkennen, 208 das es ernstmeint, kommt daran vorbei. Das Chaosgefasel hofiert einen Geisteszustand der Menschen, und Tiere (Eidechsen) in Gegenden, wo eine glasige Ungefaßtheit des Blickes, eine Aura feinflimmernden Egalseins, zur Grundfarbe des Bewußtseins gehört - auf Sandböden oft oder in titanischen Lagen wie im weiten Vorfeld der Alpen; das ist zu allgemein, zu gewaltig für die Fassung in den Kategorien, mit denen Menschen (einzeln) ihre weitesten Vordergründigkeiten systematisieren. Im Chaosbegriff, wie auch in den allgemeinsten Strategien global wirtschaftlichen Ausgleichs, zeigt sich eine durchaus nicht in sich schon falsche Tendenz, einen unbestimmten, allgemeinen Gewahrheitsgrund in aller Menschheit gleichermaßen anzulegen und zu unterhalten, vergleichbar dem technischen Effekt der Signalpräzision durch interferometrische Schaltungen in radioastronomischen und optischen Observatorien. Das ist billig, tendiert aber offenbar nur zu einem Tonusabgleich in Qualitäten, die ihr Gleichnis in katastrophalen Algenblüten haben. Sozial bildet sich das ab als diffuse Gewalthaftigkeit z.B., was wiederum nicht wundern muß angesichts der titanischen Elemente (Energien, Stoffe, Maschinen), die einigermaßen blindlings hineingemischt sind in die an sich normalsten und natürlichsten Lebensbewegungen nicht nur der Menschheit selber, sondern auch der geologischen, vegetalen, animalischen usw. Substrate, die sie wie ganz selbstverständlich zu ihrem Konsum beansprucht usw.usw.usw. Eine gute Diätlehre, die's genau nimmt mit dem, was natürlicherweise richtig ist für das Lebensregime, und automatisch mitbeachtet, was wie notwendig dazugehalten wird, wird früher oder später auch in diesen Dingen klarsehen. Wer nur bunt frißt, darf sich nicht wundern über chaotische Blümeranz in den Gründen seiner weiteren Wahrnehmungen. Und wenn sie da nicht mehr wissen, da werden sie falschtönend romantisch: man weiß ja nie, was es bedeutet - wo man selber nicht gerne genau ist. Alsooo - ) _________ Ein ähnlich situierter Nebenprospekt, aber in einer ganz anderen Dimensio-nierung: in Frankreich (und wohl auch hier) brachte Arte (welches Namens- wocht man mit katholisch hachtem R schreiben könnte, des Verses wegen) eine Dokumentation über die Albigenser, oder Katharer. Deren Weltweise konnte mich schon immer interessieren, einfach, weil ein so absoluter, guter Reiz ausgeht von dieser Nüchternheit vor der Welt, etwas, das z.B. auch der aramäischen Welt anzusehen ist, aus der jener Jesus von Nazareth seine originale Idee hat. Der kurze Text der Annonce für die Sendung erläutert noch einmal: die Katharer kamen vom Balkan her (von gewachsenem Kalk 209 vermutlich) und erlebten sich als Seelengeister, die aus dem Himmel (einer Auffassung des Alls wohl entsprechend) auf der Erde nur eingeboren sind "in die Hülle ihrer Haut" und nur eine Notwendigkeit kennen: aus diesem Behältnis, das sie wie gefangen (~ umfangen) hält, wieder, mit Chic, sozusagen, im Tode zu entkommen. Das klingt, auch in platonischer Seelenidee, recht wahr (verweigert sich aber z.B. dem, was bei Aristoteles der allgemeine, der Weltintellekt der Seele ist - dazu auch das hier schon Vermerkte über die Ur- und Weltsittlichkeit, Lao Tse usw.). Die im Ganzen aber manichäische, persisch vorgeprägte Idee spricht von einer elementaren Wahrnehmung, die auch woanders (im Dualismus vor allem der alten Perser) sich absolut behauptet, und bei der ein Blick in den weiteren Sternenhimmel an sich genügt, klarzustellen, was da spricht. Dazu muß erläutert werden, daß sich, einer langlaufenden Schwingbewegung der Drehachse des Planeten Erde wegen, die Sternbilder des Zodiak und das ganze Firmament nach Osten hin, linkswärtig, weiterdrehen im Verhältnis zu den großen Zeitmarken der irdischen Saisonen, zumal Sommer- und Wintersonnwende, den höchsten und niedrigsten Punkten des jährlichen Sonnenlaufs durch die Ekliptik. Deswegen heißen diese Marken, wo sie sich abbilden auf der Erde: Wendekreis des Krebses (Sommerpunkt), Wendekreis des Steinbocks (Winter), Widderpunkt (Frühjahrsbeginn), obgleich diese gar nicht mehr in den namengebenden Sternzeichen zu finden sind. Dieser Effekt der vorangleitenden Sternbilder ist schon seit über 4000 Jahren bekannt. Mit dieser allgemeinen Bewegung kommen aber nun auch zwei große, einander fast genau im Himmel gegenüberstehende Sternbilder näher an die Wendemarken des Sommers bzw. Winters, der Orion und der Ophiuchus oder Schlangenträger. Der Erstere ist auch einem naiven, ungeprägten Blick unmittelbar als ganze Figur unmittelbar erkennbar, der deutlich ein Maß zeigenden drei Gürtelsterne wegen (die zufälligerweise auch alle ungefähr gleich fern der Erde stehen, bei 1400 bis 1800 Lichtjahren), womit die übrigen Sterne, für Schultern und Knie (des Jägers Orion) leicht miterkannt werden (die Orionsage bei den Griechen ist interessant genug und leicht als das Vorbild für die Christophorus-Sage erkennbar). Die Indianer Mexikos fanden an diesem Sternbild offenbar das Urmaß für ihre Tempel-pyramiden, und die Jäger- und Hirtenvölker der alten Welt kannten allezeit darin die Proportion eines gestandenen, geistvollen Menschenbildes wieder, bis hin zur Figur und Gestik des Apoll und vergleichbarer Erscheinungen in anderen Kulturen. Dem gegenüber der Schlangenträger aber hat nichts von dieser Deutlichkeit, erscheint dem Blick vor allem als großer, dunkler, wie nachtleerer Schatten von ungefährer Gestalt bei der sonst dichtesten Gegend der Galaxis. Es ist müßigerweise möglich, auf eine Nähe dieser 210 großen Himmelsbilder, zusammen mit der Dramatik des Sonnenlaufs durch das Jahr, gerade über den Kopf des Orion hinweg und später vor den Füßen des Schlangenträgers vorbei, mit der Phänomenalik der Gesten beim Fußballspiel zu weisen, besonders, wo Heldentypen mittels Kopfball (Orion) den Ball am Torwart im Gedränge (Schlangenträger, dichter Schatten) vorbei ins Tor (der Galaxienbogen gleich links des Ophiuchus läßt sich als weitester Torbogen um die Welt sehen) bringt. Oder, älterher: der Bauer, Hirte, König steht draußen im guten Horizont vor Himmeln (Orion; der Sonnenglanz als Krone), von woher mit dem Lauf der Welt, des Jahreskreises, die Dinge sich sammeln in festen, mauerbewehrten Städten (das große Tor), da niemand sein Mensch alleine ist, und die Sittlichkeit, der Schatten aus der nahen Immergegenwart Anderer, nur Menschen, den Wert jeden Gedankens, jeder Geste, tendenziell mit vorbestimmt. Bezeichnend hierfür auch die Nähe der Sternzeichen Waage und Skorpion, für das Händlertum, Steinbock für die Ziege, die im Mittelalter und schon im Altertum dort überall mit zustand, und Schütze für eine Reiterei nach Art der späteren Marechaussée. Der Ophiuchus nähert sich dem Winterpunkt eher als der Orion dem Sommerpunkt, um eine Kleinigkeit, was dem sittlichen Vorbedacht Marke gibt dem Originalen und Naturständigen gegenüber, ausgedrückt in dem Anspruch an die Ressourcen im weiteren Horizont und der Insistenz auf Vorteilhaftigkeit des Handels damit, über die Billigkeit hinaus. Die alten Völker in ariden Böden (Perser, Katharer) aber bilden diesen Antagonismus der beiden großen Allfiguren viel absoluter ab in ihren Weltmeinungen, einmal in der dualistischen Sage von Ahriman und Ahura Mazda, dann aber auch in Komplexen, die beides sich durchwirken lassen: als die Heere der Perserkönige, ungeheure Massen von Kriegern, die in klaren, festgefügten Formationen auftreten und als Inbegriff die Elitegarden haben, deren Individuen möglichst alle dem Krieger-Hirtenideal des Orion gleichsehen. Dies akzentuiert durch die Figursymbolik (und auch wohl praktische Bedeutung) des Stiers, des Rindes, wo doch das Sternbild des Stiers gleich oberhalb rechts des Orion zu finden ist. In solcher Symbolik: die Sonne (= Kraft, Weisheit auch) geht vom Stier in den Halo des Orion, und wie die Blendung und der Schatten zugleich kommt diese Wendung als persischer Krieger über die Welt. Nicht in Platon eigentlich, aber in Aristoteles ist zu erkennen, wie solche Typik, ein deutlich sprechender Zorn eben in Sublimation, sich auch bei den Griechen Gestalt macht. Die späteren Katharer aber, wie andere manichäisch strukturierte Weltlehren auch zeigten, machen sich eine menschenschlichtere Idee von diesem selben Verhalt. Man kann den Weg der (soweit: himmlisch-irdischen) Welt ja so sehen, daß aus einer Allseite der Geist (eine Kraft, wie das, was als sublimierter Lebensgeist aus 211 der Nahrung, im Ausgriff auf den Horizont erhoben, in Lebenden übrigbleibt) teils durch und an der Erde in die Lebensindividuen geht, dort Gestalt gewinnt, und mit Blick dieser selber auf das unweigerliche Vergehen in der allgemeinen Materie wieder sich richtet mit Blick auf die Gegenseite des Himmels, sinngemäß also: aus der Klarheit und Imprägnanz des so kräftediagrammdeutlichen Orionhimmels entstehen die in sich selbsthaften Wesen, Pflanzen und Tiere, von welchen diese Kraft wieder zu selbstdeutlicher Menschen-Lebenskraft wird, deren allgemeinste Wahrnehmung ihres Verhaltes zur Welt ist ein diffuses Verströmen dieser Kraft mit der einfachsten Zeit (Körperstrahlung, Atemwärme, Feuchte usw., damit Grundformen der Sinneswahrnehmung und der Sinnwendung auf die Welt), was mit der kühlen, dunklen Leere des Schlangenträgerbildes gut Gegenhalt hat (in Wirklichkeit ist das All dort weder kühl noch leer, vielmehr voller Staubschatten und diffuser Wärme (: Kohlenkeller), zugleich aber ist gerade dort in Perspektive die Mitte der Galaxis, die Nabe sozusagen zu diesem großen Spiralrad des Gesetzes, und verdeutlicht damit eine Art funktionaler, wo aber nicht notwendig terminaler Finalität usw., damit: Glaube an ewige Seelenhaftigkeit...). An sich ist eine solche Schau und Empfindung für die Welt und die Existenz in ihr sinnig genug. Was den Katharern zum Verhängnis wurde, war aber einmal wohl ein mächtigerer und ausgeprägterer Geist aus selben solchen Verhalten (: Königtum, Handelsinteressen), dann aber etwas, das aus dem allgemeinen Charakter ihres bevorzugten Welttheaters kommt. Das Volk, das man als Katharer kennt, kommt von Kalkgrund im Balkan und bewies sich auch vor allem in Gegenden Südeuropas, wo gewachsener Kalkgrund ist aus meerischen Zeiten des Kontinentbodens. Man sollte sich verdeutlichen, aus welch einem ungeheuer allgemeinen, ungeheuer vielfältigen und doch immergleichen Lebensprozeß in einem warmen, sonnenhellen Meer das stammt. Die Lebewesen dort entstanden aus dem allgemeinen, ohnehin auftriebslevitativen Kontinuum eines Meer-Alls, verbrachten die beste Weile ihres Lebens damit, andere Meeresorganismen zu fressen in einem dort allgemeinen Reflexspiel, wo die Freßreaktion eine kleine Obstination wahrnehmen muß im allgemein Objekten, auf diesen Reiz unmittelbar reagiert und so in sich das allgemeine Gesetz sich beweisen spüren wird, nach dem Alles dort nur leben und existieren kann. Außerdem ist die Welt des Meeres verhältnismäßig sehr einfach, vergleichsweise: wie ausgefegt. Wo später Kalk daher das Festland formt und wird assimiliert, da beweist sich sein chemisch-physikalischer Charakter als eine Belebung und Deutlichkeit in Sinneswahrnehmungen, vor allem im Sehen, Hören, Selbstempfinden. Diese Deutlichkeit kann bis zur Obstination sich auswirken des Gesamtcharakters, auch seiner allgemeinen Selbst- 212 wahrnehmung, als Schärfe bis zum Schmerz. Diese Wirkung des Kalks schaut überall mit durch, wo er die Lebenswelt formt, so auch aus Mergel, wie er in weiten Teilen der Pfalz und des Schwarzwaldes zu finden ist in Schichtungen nahe unter der Oberfläche, oder entlang der ganzen Donau usw. (eine gewisse Reizlähmung, Gefühllosigkeit in Nervenenden selber, bei doch sonst lebendiger und kompletter Sinnlichkeit, macht dort weithin Charakter). Die Katharer und ihr geschichtliches eh Geschick geben das in gewisser Weise deutlich superstrukturell wieder, indem ihre Expansion dem Weg etwa von Schneckenschwärmen durch Meereszonen glich (von solchen ist nicht der wenigste Kalk), sich gewissermaßen obstinierte, einen Freßreiz totaler Art auslöste in der Mitwelt, die schon länger aus Gründen lebte geologisch und allgemein lebensweltlich späterer und entwickelterer Art (aus dem Charakter des schon alten Festkontinentbildes her), und wurden vernichtet so total, wie im Meer von Organismen nichts übrigbleibt als Skelett oder Schale. Dergleichen hat man durchaus übrigbehalten als die kälkenen Burgen und Städte (Carcassone), welche die Katharer sich erbaut hatten. Soweit für diesen Aspekt, obgleich sich noch Vieles dazu bemerken ließe, aber - die Ökonomie eben... _________ Ah so, und gar nicht egal möchte mir scheinen, daß gerade Heidegger ein Weltbild, ein Empfinden in Totale, artikuliert, das sich nicht wirklich von Katharerweise unterscheidet, und z.B. der (Pseudo-) Dualismus von Sein und Nichts beim flundernäugigen Jean Paul Sartre will nicht viel Anderes sein. Der kalte Schweiß einer diffusen "Angst" bei Heidegger kommt aus dem feuchten, dichten Mergelgrund seiner Weltgegend, aus der er nie weit weggegangen ist, und im Gegenschein des heroistischen Welttheaters aus Erstem Weltkrieg und faschistischer Selbstverdeutlichung fernerhin ontologisiert er wie im Schatten des Ophiuchus - der, wie gesagt, absolut gesehen keineswegs kühl ist - damit wieder die diffuse Hölle, die dem Martin H. solche Grund-Angst macht. Bezeichnend auch sein Herzleiden früh, mit dem er teilweise seine Wegwendung von der katholischen Religion motivierte - auch dies eher Ausdruck eines physikalischen Verhaltes in seinem Weltgrund, dieser originalen Gegend um ihn her. Das Herzleiden erscheint als eine Art Gicht, ein Abbild der Zersetzung des Mergelkalks durch Humussäure (was in seiner Landschaftsweite über das ganze Gebirge hin als ein ziemlicher, wo unhörbarer Krach wirkt). Die doch allgemeine GEISTIGE Sinnenklarheit und geniale Intelligenz, die er beweist, kommen aus 213 dem Kalk. Daß er aber nur wie in kühlem Nachtschatten denkt und spricht, aus der Uneigentlichkeit des originalen Kalkcharakters, indem der durch die organische Säure gebrochen und geklärt ist in einem Timbre wie bräunlich klarer Schatten. Seine Sympathien mit dem ersten Faschismus reflektieren auf die dem ähnliche Phänomenalie in Torfbruch und frischem Rodeland, aber sinnigerweise konnte er sich da nicht wirklich drauf einfinden - dort machen eben Sände, Silikate meist Supercharakter, und daraus entsteht eher Drachengeist (der Leviathan des Krieges). Das konnte er nicht so empfinden. Bezeichnend bei ihm, so wie im Alemannischen allgemein, eine patente Gottlosigkeit, die einen wirklich bestürzen kann, wenn man ihrer in ihrer Totalität ansichtig wird. Keine Religion kann da irgendwas, außer, die Gesten allgemeinster Sittlichkeit zu richten. Der Grund ist einfach nicht da, aus dem die Menschen überhaupt metaphysisch z.B. empfinden können. In manchen Gegenden Deutschlands, viel weiter nördlich, ist ohne weiteres ein Parfum, sozusagen, in der Himmelsluft zu spüren, aus dem unmittelbar Rom und seine Gegend des Mittelmeeres mitanklingen, für den, der jene Gegenden fern kennt. Aber im Badischen, im Schwarzwald, die doch so viel näher an Italien liegen (vor allem aber direkt in der Nebenzone der Alpen, diesem Ausdruck titanischer Kräfteverdichtung), da ist das alles weg und die Erde liegt da vor dem All, als wenn es gleichwohl keinen Himmel gäbe, das eben, was woanders in einer unmittelbaren Dichte mitgegenwärtig ist wie die Farbe, der Schein, der Duft einer Blüte. Zu sonderbar, und wirklich schade. Deswegen (weil dem so ist bis in die ganzesten Empfindungen der Menschen) (und auch der Tiere, wie ich finden mußte), gibt sich Heidegger partout nicht mit den Themen ab, die auch nur fern von Metaphysik wissen, nimmt allen Geist nur philologisch und phänomenal in seinem existenzialistischen Sinn, verblüfft damit alle Geister durch die Unvermitteltheit solcher Weltbildbegründung, und selbst die läßt sich sowohl philologisch als auch existenzial aus der weiteren Umgebung seines Lebensortes ablesen, wo sich nicht fern die ziemliche Bodenlosigkeit des Donautales eröffnet zwischen sogenannten Bluffs, d.h. hohen, steilen Kalkzinnen, deren Formen herausrasiert worden sind durch Verwitterung in mikrofeiner Kalkzersetzung, aus Moos- und Flechtenwachstum etc. In dem wunderbar breiten Moosboden, wo eine weitere Anomalie, das seitlich wegbrechende Wutachtal, zum Rhein hin, beginnt, ist ein landschaftliches Ebenbild erkennbar zum Tal von Sils Maria, wo Nietzsche für lange Zeit gelebt hat, und wo nicht wenige seiner Schriften entstanden sind. Vielleicht beleuchtet das gewisse Züge an seinem Raisonnement, wo man meinen will, ihn existenzialistisch verstehen zu können in einem so quasi heideggerschen Sinn. 214 Heidegger, ein Schelm wie der aber!! _________ "Mimmi, dimmi che cosa c'è la ragione!" Panto tanto sai la veritá. Oder sowas! _________ Man könnte sagen, könnte man, der Modernismus, Kubismus usw. seien ein letzter und ziemlich gelungener Versuch in idealtypischem Kunstschaffen gewesen. Was seither ist, reflektiert mehr auf die Unfähigkeit eines weiteren allgemeinen Kunstpublikums, anders als konsterniert auf alles zu reagieren, was nicht seinem unmittelbaren Geisteszustand entspricht. Was aber den Begriff von einem Publikum als weitestmöglichem Gewahrheitssubstrat betrifft, so ist ja dies auch eines der Probleme in der Staatswelt, wo doch da die Meinung, man müsse die allgemeingültigsten (philosophisch: wahrsten, soziologisch aber: allgemeinst vermittelbaren) Prinzipien zur Richtschnur des Beobachtens und Handelns nehmen, sich in dem Geltungsanspruch jedem einzelnen Individuum gegenüber Figur macht, ein totalistischer Republikbegriff, über dessen Geltung und Varianz ältere politische Ordnungen wesentlich klüger gewesen sind. Immerhin klärt man alle Subjekte von klein her auf in solchen Belangen (soweit sie wichtig genommen werden) und erzeugt damit im Allgemeinen ein geltendes, sich fühlendes Individualmuster von beispielhafter Banalität, wo zumindest Raisongesten meistens Resonanz und Entsprechung finden, selbst und gerade bei Abwesenheit sittlicher oder personaler Vernunft - wenn das kein Fortschritt ist! Dementsprechend: aus aktuellen Anlässen wird nun öfter über die sogenannte Allgemeinbildung vokalisiert. Kurzes Nachdenken bringt, daß damit wohl nicht eine Bildung gemeint ist grundsätzlicher und brauchbarer Strukturen und Elemente, auf und aus denen eine nennenswerte persönliche Bildung je nach Weltkenntnis und Lebenslauf sich fügen und verdichten kann, sondern nur solch ein Konglomerat von Bildungselementen im allgemeinsten Sinne (vergleichbar dem sonst gebräuchlichen fazilen Kulturbegriff), das in der Allgemeinheit der Subjekte (in diesem totalistischen Sinn) sollte sowieso, "irgendwie" anzufinden sein - eine Streubüchsen- wirtschaft mit dem Volkskörper, ohne jeden wirklichen geistigen oder kulturellen Anspruch. Und so, in dieser Scheuheit vor wirklichem Geist, wirklicher guter Raison, die heftig klappernden Gesten der Zurichtung des sogenannten Bildungswesens. Gott, sind die alle heimatlos, 215 selbst wenn sie an ihren Verhältnissen kleben wie nasses Sauerbrot! _________ Wie man Ahnungslosigkeit illuminiert... _________ "Warum soll man DAS denn SO sagen!" Ja, sagmer das doch mal so! Is doch egal. _________ Das philosophische Wörterbuch. "Selbstbewußtsein", zu Descartes: "Mentale Zustände im Sinne der cogitationes haben die Eigenschaft, daß ihr Auftreten nicht nur faktisch der Fall ist, sondern daß davon auch ein unfehlbares Wissen möglich ist." Stellt man in diesem Satz statt "davon" : "damit", so ist zwar es nicht mehr jedermanns Sache, das einfach für wahr zu halten, aber das erklärt, wie es sich positiv damit verhält, daß bei Descartes Seele (Erkennen) und Körper keine positiv definierte Interferenz haben. Darin liegt gewissermaßen eine Anleitung zu erkennender Meditation. Der Körper ist so nur das stillgestellte Gefäß, worin nun der Geist eine ganz bestimmte Freiheit hat, indem er völlig losgelöst von den Notwendigkeiten körperlichen Seins und Tuns sich nur seinen allgemeinsten Erkenntnissen überläßt. DASS er sich dann vor allem damit befindet, seiner Gewahrheiten selbst gewahr zu sein, ist nur gewöhnlich. Aber diese Gewahrheiten haben eine Form, haben Inhalte, die im Geiste aufgehen, gewahr werden und wieder vergehen, so, wie Sternbilder im Himmelsbild aufgehen, scheinen und wieder untergehen. Dabei bringt es die meditative Grundstellung der Gelöstheit von körperlichen Akten oder der Disposition dazu mit sich, daß sie nicht nach Ausdruck suchen und somit eine andere Qualität haben als z.B. logische Sinnungen - es sind Gewahrheiten meist völlig sprachloser Art, und insofern gleichen sie schon ziemlich der geistigen Form platonischer Ideen, sind aber gewissermaßen flacher, indem sie sich auf dem Grund des Bewußtseins abbilden, vergleichbar den Schatten an der Wand im Höhlen-gleichnis, von denen sie aber wieder elementar verschieden sind, indem ihr Erscheinen und Vergehen eben den Gängen im Sternenhimmel gleichen, dort also, wo Jene zu erkennen kommen, welche die Gefangenschaft der Höhle, das Feuer der Sonne (: Symbolik der absoluten Herrschaft des so genannten Sonnenkönigs) überwunden haben. Und: die Erkenntnisse dort sind nicht nur allgemeiner Art, überzeitlich repräsentativ allgemein, sondern haben eine gewisse Ordnung des Erscheinens, an der die Gewahrheit 216 Merkmale findet nicht nur, wie die darin abgebildeten Dinge sind, sondern welche und wie sie sein werden, der zeitlichen Erfahrung vorausgehend. Darüber wird Descartes nicht deutlich, aber das ist eine der Wirkungen sowohl der Betrachtung der Welt im Modus der Ideen als auch in der Form solcher Meditation in gelöster Seelenverfassung wie bei Descartes. Um das noch genauer zu sagen: solche Gewahrheit sieht Dinge kommen, die nicht äußerlich vorhersehbar sind und die sich noch nicht ereignet haben, nicht in Formen, die je nach Charakter des Meditierenden und seinem Ort im Weitesten der Welt diverse Erscheinung haben werden, meist als Variationen, aurale Veränderungen, die sodann aus der Stille her irgendeine logische Bewegung erzeugen, welchselbe sich nicht schon aus anderer gängiger Logizität erklärt, und irgendeine empfundene Sinnfälligkeit, vielleicht ein spontanes Wort, bringt das auf den Punkt. Was aber hinzu das wirkliche, äußere Ereignis sein wird, das wird dem in signifikanter Weise entsprechen. Wie Condillac sodann mit zwei, drei Worten auf Descartes referiert - wobei er ja kein bißchen auf das Problem der res cogitans / res extensa Bezug nimmt, zeigt, wie selbstverständlich Descartes verstanden wird in dem hier erläuterten Betracht. Auch läßt sich hervorheben, was an dieser Meditation metaphysisch ist: indem der Geist so in den Grenzen des stillgestellten Körpers aus dessen akutem Weltbezug sich löst, begibt er sich sozusagen in den inneren Raum, der dem allgemeinsten Raum um alles je Seiende entspricht, welcher der weitest gefaßte Ort metaphysischer Weltwahrnehmung ist. Das Befinden innerhalb eines zeitlich und zuständlich umgrenzten Kontinuums, das der Leib ist, ist, vergleichsweise mit dem weitesten Theater jedes jemals Existenten, unbequem genug, aber diese gewisse Freiheit des Erkennens darausher genügt, den Geist in diese selbe Dimension zu bringen, den Körper als Schwelle oder Begrenzung nehmend, als Anhalt, der an sich vor allem Gewißheit in die Wahrnehmung bringt und eine quasi mathematische Genauigkeit und Notwendigkeit darin, wie sich die weitere Welt im Selbst abbildet, und dieses in Jener. Wie in mathematischen Dingen auch, so ist da sonst keine Begrenzung im Sinne eines Endes, aber jede Menge möglicher Präzision im Sinne wahrnehmbarer Verhalte. Solche Wahrnehmungen (die descartischen) sind ohnehin Element der Selbst- und Weltwahrnehmung in jedem lebenden Erkennen, auch wenn es sich darauf gar nicht einfinden möchte, und insofern ist Descartes patent hermetisch; die Nichtüber- einbringbarkeit von res cogitans und res extensa ist der Ausdruck oder Schlüssel dieser Hermetik. Die Seele der Welt wandert durch den Geist, gelöst in sich als wie in einem Körper leblos. C'est ça. _________ 217 Encounter groupies... _________ Auch die Dämonen haben ihre Welt nur zu Lehen. _________ Ein Stern aus lieben Häuten - die Frau... _________ Und Michelangelo kann nichts dafür. Kleine Meditation über die Station: (entfällt) _________ (aber dies:) Die Märkte, das ist nicht die Welt der Künste. Die Kunst, das will hier nicht sein das optimal Künstliche, sondern wie ein nicht einfach nur von selbst werdend Ding genauestens zu dem wird, was es mit dieser Welt sein kann - das ist mehr, als ein Mensch mit überlegter Absicht kann hineintun (sehr schön die mögliche Referenz zum Totenbuch, den Moment, wo zur geschehenden Konzeption noch etwas hinzutritt, codiert dort als der Moment der Zeugung, wo ein weltverlassener Geist, "auf der Suche, zu sein", hinzukommt) ( das Wunderbare daran ist, wie wenig mystisch das ist, wo es doch Geist hat wie mystischste Momente). Das ideale Kunst-Werk, das ideal Geschaffne ist also jenes, das in aller möglichen Dimension so notwendig und wahr ist in sich und (Monaaade!) der Welt, wie Materie sein muß (in Strukturen vielleicht), um lebendes Leben sein zu können UND Geist damit. Ideales Schaffen daher geht mit einem Sinn, der DARAUF schaut, SO schafft, in dieser Weise genau und vollkommen ist. Gewisse Formen der Literatur, der Musik, inspirierter Malerei sind da banausenfester als andere Mobile. Und sonstige Kunst, die wachhält für die Möglichkeit, dies zu erkennen und zumindest zu meinen, gilt. Den Banausen erkenne daran, daß er nervös ist. Den Erzbanausen daran, daß er sich aber so meint. Man sagt nicht bald Gutes über Jaspers, und der fand ja auch eher Ungutes, darauf zu referieren. Aber wie manch Andere auch, so hat er mindestens eine Sache, womit er sich ausweist, und das ist hier: die Ruhe. Damit steht er recht unmittelbar bei dem Guten, dem seit 218 Platon sagenhaften. Mit diesem Perzept befindet er sich ganz gut neben Lao Tse. Ruhe und Bewegung einander bedingen, heißt es dort, und wenn man jetzt nur ein ganz klein wenig relativistisch ist - hihi. _________ "aus Gründen des Ungeists ver - bo - ten". . . usw. _________ Norm-Prägung. (e-Norm-Prägung). _________ ...und Deviates. Was nicht sein kann, versucht's mit Un-Sein. Daher eine Psychologie der Sottisen. Subtil-Sottisen. Subtisen. Grossières Unbewußtsein. _________ Der Unmensch als Unmaß der Dinge... _________ Jeder Punkt im Raum hat seine eigene Unendlichkeit um sich und jeder in der Zeit seine eigene Ewigkeit. Vielleicht nützt es, sich dessen gelegentlich zu entsinnen, damit den Antagonien des Phänomenalen ein wenig zu entkommen (: Nirwana)... _________ Wenn ich in deutsch beschränkter Gegend (für ein Beispiel) Dinge sage in einer dort fremden Sprache, einfach weil ich damit eine Wahrnehmung habe, die im Deutschen, der anders vorgeprägten Sprachformen alleine schon wegen, nicht selbstverständlich sein will, so wird die Gewöhnlichkeit sich darüber haben und sehr möglicherweise sagen: was redet der da, ich höre nur Laute, die mir nichts sagen. Also: die Gewöhnlichkeit wird immer eher versuchen, bei dem zu bleiben, was sie an sich schon hat, und ihr Vorurteil gelten machen, so lange das Meinbare ihr nicht genügt. Genügsamkeit solcher Art wird es immer vorziehen, sich mit Dingen zu beschäftigen, sich an ihnen zu entzünden, wo vom Real- und Sprachbewußtsein her es Reiz schon finden wird. In einiger Absolutheit genommen, definiert dieser Verhalt das, was das Ding an sich bei Kant ist, und ebenso ist hiermit beleuchtet, 219 wieso man Immanuel Kant an sich nicht mit Platon in einem Atemzug nennen kann. Was hier nämlich hinsichtlich verschieden einmessender Gewahrheit nur am Beispiel von Sprachformen und damit weiterhin kohärenten Wahrnehmungsfeldern bemerkt sein will, das läßt sich auch absoluter sehen, mit dem Vorhalt des Unterschieds etwa zwischen dem Geist, der Ideen sieht, und dem, der sich mit dem allgemeineren Begriff der Vorstellung behauptet, und damit läßt sich auch genauer bestimmen, wo Leibniz sich befindet, an einem Angelpunkt nämlich zwischen einer Welt, die mit Ideen sich bestimmt, und einer, wo Vorstellung den allgemeinen Charakter macht, und da, eben, läßt sich zeigen, wieso Leibnizens Verehrung für Platon zweifelhaft ist. Er denkt nämlich wirklich nicht daran, die Welt nach dem Konzept der Idee aufzufassen und auszugestalten, sondern postuliert, genau genommen, einen subtilisierten Universal-Nominalismus, indem der Verhalt, wie jede Monade alle anderen Monaden abbildet, eben der nominalistischen Weltannahme prinzipiell eher entspricht als der Idee, darin es auf ubiquitäre Gegenwartspräsenz anlegt und eben nicht auf die Präsenz eines jeden ideehaften ens in einer allgemeinsten Weite. Auch eine Supermonade des leeren, ungefaßten Raumes zwischen & quasi über allen anderen ändert daran prinzipiell nichts. Das ist, genauer besehen, schon Existenzialismus, und nichts sonst. Das möchte nicht egal sein und muß daher wohl extra ein wenig herausgearbeitet werden. So verdeutlicht, finde ich daher einen so geistreichen Versuch, sich an der Weltauffassung im Sinne der Idee vorbeizudefinieren, ausgesprochen degoutant. Das ist unbillig. Schon öfter habe ich finden können, daß eigentlich ganz intuitive, nur empfundene Wahrnehmungen, wie sie sich in der kleinen Bemerkung darüber äußerten, die Komplimentationen Leibnizens Platon gegenüber klängen unecht, so, als werde er gar nicht daran denken, es mit dem, was Platon meint, überhaupt aufzunehmen, sich auf die Dauer als das Richtige beweisen werden. Ich habe mich nun wochenlang weder praktisch noch in Gedanken mit diesen Dingen beschäftigt, andere Dinge getan und die Philosophiegeschichte (das wirkliche Buch) beiseitegelassen, gestern es aber wieder herbei-genommen, es nur aus dem Regal geholt und zurechtgelegt. Und prompt, anhand nun einer ganz anders beginnenden Beobachtung wieder aus meiner praktischen Umgebung, kommt es damit auf diesen Punkt, steigt mir über dem Schreiben diese Gewahrheit in den Sinn, und geradeso, eben, das weiß ich doch aus langer, eigener Erfahrung, kommen Gewahrheiten und Gedanken aus der Welt der Ideen ans Licht, steigen im Inneren fertig und sagbar hervor, ohne daß ich auch nur einen Gedanken in all der Zeit hätte bewußt darauf verwendet - selbst die Philosophie an sich oder diese ganze 220 Textsammlung hier sind mir Nichts gewesen. Das war egal. Aber dieser Verhalt, Platon & Leibniz betreffend, ist es nicht. Das ist so elementar, daß es keine Ignoranz verträgt. Monaden befinden sich, wie immer geistig man das sehen will, in einer Art Echoraum miteinander, also in einer Art Binnenzeit, deren reinste Form die reine Gleichzeitigkeit ist - und von Anderem wissen sie nichts. Das ist Existenzialismus, so, wie ihn dann Heidegger nur noch ein wenig akuter gefaßt hat, indem die verlaufende Zeit als Absolutparameter noch hinzugetan wird. Und was man dort fragwürdig finden kann, das gilt dann eben auch schon bei Leibniz, ist eben auch dort fragwürdig. Und wie schon öfter: bei Descartes kommt man zwar aus dieser Falle nicht hinaus, aber sie wird wie inexistent, indem die Gewahrheit, die weiß, daß sie existiert, weil sie realisiert und indem sie das tut, nicht als Vorstellung bestimmt ist, daher sich sowohl in die Gewahrheitsform der Ideen in weitester Ewigkeit finden kann als auch in solche Raisonnements, die mit der Vorstellung argumentieren diversester Form, als Anschauung abstrakter Art wie in der Monadenlehre, als Empfindung im Existenzialismus usw. Das ist divin! Denn niemand, der nach dem philosophiert (oder, genauer gesagt, philosophisch raisonniert) und dabei nicht konzeptio

10:07 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


10 ...Fortsetzung 9

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173 Pneuma der Seele, des Selbstes (statt der Welt) ist der Geist, in Form von Ideen z.B., wie sie nicht: das Tun meinen, sondern real auf die Weltfaçon Pneuma - Logos wirken, sich dort also verewigen wie die Welle, die eine Bewegung erzeugt. Die reelle Auswirkung, mit der ein Wesen sein körperliches Dasein überdauert, kann nur eine "unsichtbare", d.h. personlos mittelbare sein, die der Spuren im weiteren Realen. Das metaphysisch :richtige Leben richtet sein Befinden, seine Gesten danach ein. Aspekt auf: Wille zur Macht. Frage, was in diesem Sinn reinste Form des Daseins ist. Das zeigt sich wohl am Leib mehr als an dem, was ihn umgibt. Deontologie, besonders in der Diät. Damit auch spotlight auf Platon: "Lebe die Idee, die Du bist", als welche Du unbegrenzte Fortdauer des GEISTES in Deinem Dasein erwirkst. Die moralistische Weltschau des Weltgerichts veranschaulicht nur eine Auffassung, wie sie einfachen, barbarischen Menschen spricht. Der ewige Geist ist jenseits Gut & Böse. Damit ein Akzent des christlichen Sinns für Märtyrertum. Verblödet eine Welt, die nur Zwischenmenschlichkeit kennt und die Physik kommuner Lebenserhaltung. Die Idee zu leben, die man ist, das ist im Prinzip ein ganz großer Entwurf. Das eben, was aus jedem Geschöpf ein Simile Gottes macht (Sepia). Es geht nicht um's Gut- oder Bösesein, Rechttun oder Sünde im moralischen Sinn. Es geht um die Reinheit des Seins, des Selbstseins, die Phasenreinheit der Seele sozusagen, die nicht einfach Ich-Psyche ist, sondern inmitten der objektiven, leiblichen Seinsform in reiner Einmaligkeit das ist, als was für immer gewesen sein wird, in Selbst-verhalt und Auswirkung. Die Metapher des Baumes ist für solche Seele sehr weit verbreitet. Die Religion sagt nichts Anderes, aber in Gleichnissen aus der Welt jener Menschen, denen sie den Geist richtet, Vergesellschafteten, auf deren Seelen immer der andere Mensch wirkt, und das Tier. Dämon. _________ ...Eine andere Geschichtsschreibung also aus dem wirklichen Fortgang der Jahre (Planeten, Wetter, Meteorika aller Art) anstelle der Kriegsstaats- geschichte oder der Ephemergeschichte statistischer & soziologischer Art, die vor allem das Befinden der Parasiten in den Häufungen ihrer Errungenschaften beschreibt, den Scheiterhaufen der Eitelkeiten . . . _________ Das klingt manchmal an, und vielleicht ist aus dem, was es sagt und wie, zu sehen, in welchem Licht das zu finden gewesen: das ätherhaft klare, grenzenlose Licht der Berghöhen über der Riviera, wo Zeit eine ganz andere Dimension hat, eine kosmische, und auch der Raum, indem viele Bergformen 174 dort bei genauerem Hinsehen Figuren formen, die anderswo, etwa aus der Mythologie in Ägypten, bekannt sind. Ein Gebirgszug, 1800 m hoch, gleicht da z.B. der Pranke, von vorne her gesehen, der Sphinx; ein anderer Berg, nur ca. 2-300 m hoch in einem Talboden, sieht aus wie eine Motte usw.usw. usw. Die Pflanzen, die da auf ziemlich reinem Kalkgestein wachsen, enthalten viel Menthol und ähnliche Ätherstoffe, was den Rapport mit dem Sternenhimmel verdichtet etc.etc.etc. Da gibt es keine Vordergründe, und die irdische (geotektonische) Welt breitet sich sublim sinnreich vor dem Blick aus, in Weite und Tiefe. _________ Philosophisches Wörterbuch, Stichwort "Schicksal". Ah, das gibt hier Gelegenheit, zu bemerken, daß doch die deutschen Idealisten nicht für einen Deut metaphysisch sind. Wenn es Eines gibt, womit man erweisen kann, was mit dem Geist im Deutschen solcherart falsch ist, dann dieser elementare Aspekt. Diesen Typen ist die große, wirkliche Welt scheißegal, die illuminieren nur ihre idiosynkratisch verallgemeinerten Gewahrheiten für absolut. Als Geist genommen, ist das ein solch brechend gemeiner, um nicht zu sagen: vulgärer Dialekt - es verträgt kein besseres Bemerken. Und die, welche ausgerechnet davon nun auch nichts wissen wollen, kommen kein bißchen besser aus: Horizonte voller rechthabender Völkerscharen, und warte nicht auf Besseres, Wahreres - nicht dort! Wem zu raten sein will, der halte sich an das Wort "Geschick" statt dessen. Das ist personloser und damit wahrer über die Wirklichkeit, den Grund all dessen, was Geschöpfen Geschick bereitet. "Geschöpf", übrigens, dieses Wort sei zu nehmen mit Blick darauf (sieh mal, da ist Thales wieder!), daß in einem Lebewesen die sonstwie gleichgültigen Elemente der physischen Welt in bestimmter Weise zusammen- gebracht und unterhalten sind. Das Wort "Schopf" klingt dabei mit an (ob etymologisch wahrerweise, möchte ich hier nicht debattieren), d.h. das, was den Skalp und damit die Haut zusammenhält, und da ist alles drin, was das Leben ausmacht. Um Thales noch einmal zu bemühen: die Elemente, die sonst in der Welt nichts dergleichen eigentlich sein wollen oder müssen, werden durch einen Humor, den man das Leben nennt, vergleichbar so in somatotroper Bewegtheit gehalten, wie man Kalk und Sand mittels Wassers in etwas Drittes verwandelt, das sich nicht einfach wieder in seine Grund- elemente auflöst. Nur gleichnisweise. Es ist ja so, nicht wahr: wenn sich die Menschenmeinung wie beim üblichen Verstand von "Schöpfung", "Geschöpf" erst einmal bis in gewisse Meinbarkeiten verlaufen hat, und 175 affirmiert sich das nur noch mit der allgemeinen Richtigkeit der Begriffe, von denen das ausging, so muß man diese eben ein wenig illustrativ ausleuchten – vielleicht hilft das was. Von Geschöpfen mag wissen und sagen, wer will, aber von einem Schöpfer, alsooo - besser einen anderen Weg. So nicht. (Etymologie: "Geschöpf", das kommt wohl vom Wort "schaffen". Ein Geschöpf also ist wohl dann ein Wesen, das SICH schafft, indem es sich aus der Welt seine Elemente zusammensucht, sie assimiliert. Das Geschöpf ist das, was sich aus diesem Prozeß hervorgebracht hat in einer notwendigen Weise - es ist da gewissermaßen nicht frei in einem absoluten Sinn, so wie ein Lebewesen im Weiteren seiner Artikulationen doch absolut frei ist damit, wie es diese gestaltet. Der Prozeß aber der Assimilation von Elementen zur Ausstattung der ursprünglichen Lebensgestalt läßt sich gewissermaßen nicht infragestellen - das Lebewesen kann sich in dieser Hinsicht nicht überwinden, sich nur positiv darauf beziehen aus jedem Atom seiner integralen, lebenden Physik, oder im Gebrauch seiner Lebensenergie davon absehen und seine anderweitigen Daseinsbefindungen (Artikulationen) wahrnehmen. Das Geschöpf, das sich schafft, MACHT sich darin also nicht, sondern erhält sich nur und ist Geschöpf, indem seine übrigen Selbstungen, sozusagen, darin absolut umschrieben, umfügt sind. Es baut sich auf, und trägt davon ab, und über sich hinaus, also auch nicht wie von da her über sich, vermag es nicht. Die Welt umher aber nennt es besser: das All, eher als: die Schöpfung. Sprachgebrauch solcher Art ist bequeme, also schlechte Mythologie. Das paßt dem Menschen so, der seine fertigen Begriffe schon hat. Da fühlt er sich in SEINER Welt. Und wohin es damit kommt...) _________ "Wat is dat denn hier!" So kann man doch nicht mit platonischen Gedankenspielen umgehen! _________ "So habet Idee!" "Thanks heaven, grace your day." (Grüßende auf einem höheren Weg.) 176 Geschriebenes besser als bloße Worte. Gesten (Skulptur) besser als Schrift. Proportionen besser als Gestik. Wieso! _________ Kleine Worte aus einer großen Zeit... _________ "Im wandernden Taglicht wandeln unaufhaltsam sich die festesten Formen. Mach dem Licht Gesichte!" und derlei... _________ the sendup channel... _________ Schöpfung (Stichwort im Begriffelexikon): das, eben, was Geschöpfen zuhanden ist im direkteren Sinne zur Lebenserhaltung und der damit weiterhin kohärenten Artikulation, in zweiter Hinsicht, was da noch in weiterem Betracht sein mag. Da Geschöpfe notwendig begrenzt und endlich sind, können sie mit Fug nicht behaupten, dieses Feld der weiteren Daseinsbedingungen zu eignen (: Feudalgeist; die Welt ist ein Lehen, kein Besitz). Bezeichnend, daß der Begriff solcher Schöpfung vor allem die Juden unterhält und daher in weiterer Folge das Christentum und den Islam, Weltweisen, wo man sich von seinem Gott besonders gemeint findet. Darüber war ja hier schon woanders einiges Wort, der Auffassungs-unterschiede wegen hinsichtlich des Verhältnisses von unsterblich allgemeinem und vergänglich individuellem Intellekt, welcher Dissens bezeichnenderweise auf eine Ansage des Aristoteles zurückgeht. _________ Guru talk. Gibbering logic. Trueful smarts. Es muß konstatiert sein, daß es im Angelsächsischen kein Wort gibt, das direkt dem deutschen Begriff "Wahrheit" entspricht. Alle einschlägigen Worte dort haben einen Beiton von praktischer Logik oder personhafter 177 Wahrhaftigkeit. Solche Völker wissen von keiner und haben keine Metaphysik, wenn irgend dieses Wort etwas bezeichnet. So übel ja im Deutschen der Hang zum Substantivieren meist anschlägt, aber zumindest hierin hat man etwas richtig. _________ Höfische Gesten (sogenannte Umgangsformen): direkt als aus dem Gestenspiel guter Tiere erkennbar. Der Handkuß z.B. (wobei die Hand nicht wirklich berührt wird) abgleitet aus der Sitte vieler Tiere, die Welt anzunehmen in Einzelheiten, indem die Nase daran getippt oder sehr nahe gebracht wird. Der Handkuß ist die Geste, mit der man sich in die Aura des damit begrüßten Wesens fügt (sozusagen). Der kommune Wortgebrauch "erheblich" gibt den Sinn einer daher abgeleiteten Geste wieder: das Tier tut die Nase an etwas und hebt dann den so vorgestreckten Kopf, mit einer so ungefähren Bedeutung wie: das ist was! Da ist eine Helligkeit, mit der weiter-zuempfinden es sich vornimmt. Das chinesische Jahr des Pferds steht an: Pferde vertrauen mir gerne, kommen nahe heran, wenn ich das auch erwarten kann, und halten mir die Nase nahe an den Leib, atmen da Wärme und andere Strahlung, ganz ruhig. Manchmal, wenn ich die Hand hinhalte, lecken die mir lange mit ihren seidig festen Zungen in die Handfläche. Merkbar nehmen die da nicht etwas heraus, sondern GEBEN mir eine bestimmte, extra gemeinte Empfindung. Da ist eine deutliche, spürbare Analogie zu Geld (Papiergeld), wie es manche Völker, wo man seit jeher mit dem Pferd lebt, in dichten, lappigen Rollen spazierentragen (Türken, Zigeuner, soweit ich selbst derlei gesehen habe), auch zu der alten chinesischen Sitte, statt mit Geld mit Seidenstoffrollen zu bezahlen... _________ "Der Deismus behauptet eine Indifferenz Gottes nach dem Schöpfungsakt." "Was meint das schon!" der Deismus macht es sich zu einfach, indem die Weitläufigkeit des Logos nicht gesehen wird. Aus dieser alleine wieder kann nicht einfach ein meinender Gott postuliert werden, und die immer nur sich selbst präsente Vernunft verliert für solche Dinge völlig den Begriff. Si si. Gute Vernunft ist nach dem Maß der Welt, wo die selbst sozusagen schon vernünftig ist, also: Vernunft fordert und formt. Verdammt noch mal! _________ ...sich selbst geschenkte Protestanten... 178 Das Problem des Descartes mit der Unverbundenheit der res cogitans und der res extensa kommt wohl damit, daß er in gewisser Weise keinen inneren Atem hat, und dies daher, daß er, sensibel wie er an sich ist, zu sehr totes Fleisch ißt. Rindfleisch vermutlich und solches vom Hirschen. Über Empfindungen damit wird der Geist sehr still und klar, aber kann sich in gewisser Weise nicht bewegen. Der Kernsatz des cogito ergo sum ist auch der präziseste Ausdruck der Wahrnehmung aus solcher Stille. Nicht zufällig auch ist die direkte Nähe zu Pascal, den der Geist der Kuh in anderer Weise plagt. Die Kuh hat eine Periode von drei Wochen, und wer sich ein wenig mit Geist bei ihr umschaut, dem zeigt sie nicht nur ihre präzisen Gewahrheiten und Meinungen mit ihrer Welt, sondern: er wird immer wieder (im Stall) diese oder jene einzelne Kuh finden, die still, wie ein wenig glühend, den Kopf vom Trog weggewendet hält und sich nicht sprechen lassen will. Das ist: sie hat Einkehr, aus einer bestimmten Phase ihrer Periode. Das kann man mitbedenken in Anbetracht von Pascals fiebriger Frömmigkeit, seiner Furcht vor der Konkupiszenz (im Dialekt von Leuten bei der fränkischen Kuh weicht das Wort auf zu: Konkubiszenz - eine Färse, die ich gut kannte, und die mit Anderen zu einem feschen, lustigen Stier war in den Pferch getan, lag wochenlang fast ängstlich da, die Gebeine sorgsam an den Leib gezogen, und kontemplierte die Sache, die von ihr erwartet wurde, wirklich sehr) und seiner finalen Krankheit, wo er sich bezeichnenderweise nur konnte mit warmer Milch nähren lassen. Die Fliege, der spaßige Teufel, macht da auch noch Schatten auf seiner Seele. Condillac, der so einfach zumindest mit einem der zentralen Probleme des Descartes fertigwird, hat seinen Geist dazu vielleicht vom Reh. Dort ist man genialer (und vor allem frei), tut sich kein bißchen weh damit, aus jedem Moment heraus die Welt vollkommen in gutem Augenmaß zu haben. Kühe leben in Herden, mit Blick und Empfindung auf deren weite Mitte hin. Rehe formen kleine Gesellschaften sehr selbstbewußter Individuen, die sich fortwährend darüber unterhalten, was die Welt gerade jedem Einzelnen ist. Die Muße gilt als wichtige Voraussetzung philosophischen Erkennens beim Menschen, das wohl auch deswegen, weil der Mensch gelernt hat, müßig dies und jenes Tun von Tieren mitzusehen und sich davon geistige Bewegung anregen zu lassen. Das ist eines seiner besten und vielleicht das einzig wirklich wahrhafte geistige Talent, das er hat. Die evangelischen Tiere, Adler, Löwe und Stier, haben derlei auch in sich, verschieden akzentuiert. Dort ist es, wo man weise wird, d.h. eine Weise hat, deren Wahrnehmungen und Gesten für sich (die Weise) sprechen, wie lebendes Gesetz in lebenden Tieren, die man gut sieht. Was die Erläuterung zunächst zu Descartes angeht, so muß ich ein wenig darauf bestehen, daß dem so ist. Mit dieser Lehre lassen sich noch ganz andere 179 Verhalte beleuchten. Für hier aber soll nur noch einmal akzentuiert sein, wie er ein akutes Problem hat, Körper und Seele zusammen in einen funktionalen Verhalt zu bringen. Daraus spricht die Mimikry eines ganz anderen allgemeinen Geistes, als es im Sinn der Menschen die Philosophie an sich ist. Frankreich hat zu der Zeit schon die kanadischen und andere Indianer kennengelernt und deren, sagen wir, Metaphysik des Großen Geistes. Dazu diese gewisse Verschlagenheit der Indianer, wie die nicht nur Tiere zu überlisten wissen durch Verstellung, sondern auch den Geist der europäischen Menschen. Diese haben damit heute noch ein Problem (in Amerika), wo es Indianer in solcher Souveränität gar nicht mehr gibt und die Weißen sich sicherlich nicht mehr für Europäer halten. Der Indianer, verkleidet als alte Frau, gibt dem unabweisbaren weißen Mann ein Rätsel, und er gibt es den Galliern, die für seine Wahrnehmung, im Unterschied zu den Angelsachsen, wenigstens eine Seele und interessanten Geist haben. (Mit Angelsachsen kann er nur Geschäft oder Krieg machen, und dann vorführen, wie man sich selbst zerstört.) In Frankreich haben sich auch sonst die Geistformen ferner alter Kulturen recht unmittelbar abgelichtet (China), sobald es verläßlichen Kontakt mit diesen hatte. Da wirkt immerzu die druidische Klugheit fort, die schon die Römer eingefordert hatte und ihnen zu wirklicher Weltmacht mit guter Raison verhalf. Und bei der hohen literarischen Form, die solcher Geist da schon lange hat, übersetzt sich das Rätsel in ein philosophisches Problem, gebunden an den Köder eines interessanten Erkenntnisfortschrittes. Allgemein wäre es eine interessante Aufgabe, die Entwicklung der sogenannten abendländischen Philosophie ein wenig zu konturieren mit einer parallel dazu herausgearbeiteten Geschichtsschreibung zunehmender Interaktion mit anderen Kulturen, auch der Erschließung der Binnenressourcen des Kontinents. Da ist viel interessante Wahrheit. Hinzu die Geistergeschichte der Kommentare aus den Vestigien des ägyptischen Geistes, der sich vor allem durch die Gesten der Römischen Religion und die Ereignungen in Italien seit der Renaissance, also unmittelbar nach dem Enden der Kreuzzüge, bemerkbar macht. Vor allem die Reformation geschah in Reaktion auf Machenschaften, die man vielleicht ein wenig mit diesem Seitenblick sehen könnte. Da spricht eine ähnliche List, diesmal in Respekt auf die animistisch verbockten Deutschen im Walde, wie da fernerhin es die List der Indianer ist, den Galliern ein gutes Rätsel zu stellen. Dies alles hier will natürlich keine Philosophie sein, sondern nur wieder literarische Konjektur. 180 "Ihr habt doch vill eh so Vieh, oder nit?!" Weiter: es ist nicht nur totgeschlagenes Fleisch, was dem Descartes sein Rätsel macht, sondern auch das Holz der Dielen, worauf er seine Füße stellt, woran er sich hält und worin er sich bettet. Auch darin ist ein Lebens-prozeß unterbrochen worden, mit aber allgemein anderem Effekt: daher kommt die genaue Faser, sozusagen, seines Denkens bis zu dem Satz: cogito etc. Der sich heutzutage als einzig mögliche Denkart gebende Utilitarismus, wie er gern alles schon Gewesene und Bekannte nur noch nach seiner Halbart erklärt, kann einem schwerlich deuten, weshalb es den einfachen Menschen in der Feudalzeit bei empfindlichen Strafen verboten war, anderes als Fallholz, das also die Bäume selber abgeworfen oder an den Sturm verloren hatten, für Brennholz zu gebrauchen. Dabei ist das so einfach: aus artemisischer Vorsicht, die nicht ohne Not irgend ein Tier oder eine Pflanze verletzt oder stört. Wo große Bauten, großer Staat mit extra dafür geschlagenem Holz errichtet (und betrieben) werden, da ist schon Raison im Spiel nach der Art großer Gewalt, wie sie ganze Wälder brechen kann. Die kleinen Leute auf das Übrige des Lebensprozesses der Waldbäume zu verweisen, empfiehlt ihnen eine Vorsicht, mit der sie ihre gute Seele behalten können und sollen, in einem artemisischen Sinn. Die Gewaltethiker der Neuzeit sehen darin nur die Machtgeste - das ist Unfug. Solche Regeln umhegen Daseinsfelder, in denen lebende Sorgsamkeit ihre guten Gewahrheiten finden kann. Und wem das nicht hilft - _________ Nur moderne Zustände, oweh! _________ ...ce drôle d'electricité... _________ the sitting theatre... _________ nur logisch. Nur Scheiße. 181 Der Ritus umschreibt, gemessen, den Geist. Der Kult stopft Zumaß mit Empfindung. Methode ergetzt sich an der Präzision der Instrumente. Die Art bedarf nicht viel, zu sein. Was wirklich wahr ist, hat noch nie der Worte viel bedurft (: Lao Tse). Worte macht man, damit Vorurteil Raum gibt (Sokrates). Wer sich nicht kritisch zu Aristoteles befindet, befindet sich falsch ("wie wahr ist das denn jetzt!"); aber wer sich so befindet, befindet sich wie er selber. Das ist der Dreh (wie man hier früher sagte). _________ Sein und Nichtsein: nur das Schauspiel muß leben. Daseinsnüchternheit. Der Satz, mit dem Heideggers Geltung begann: "Der Bub will was sein." Der gottlose kleine Schalk! _________ (Zurück: Es war noch nicht das letzte Wort aus jener Bibliothek; damit:) Eben, im Nachlesen des dort ausführlich Vermerkten schaudert mir doch, nicht über die Formel, sondern über die Ungeheuerlichkeit dessen, womit sie sich finden mußte. So gesagt: ich würde das Kriegstagebuch nicht einmal mehr mit der Kohlenzange von weitem her anfassen. Eine ungeheure Widerlichkeit kommt mir nur davon wieder. Als ich einmal Zeit und Geld dafür übrig hatte, bin ich mit dem Fahrrad nach Paris gefahren, von Aachen her, ein Stück weit durch das Maastal, dann über die Ardennen nach Dinant, von dort über die Höhen westlich des Maasgebirges hin zum Tal der Aisne, längs deren man über Compiegne leicht nach Paris kommt. Überall dort an der Straße finden sich Gedenkmäler für Schlachtfelder, teils auch aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein kleiner Ort namens Asfeld war mir in der Karte auf- gefallen, seines deutsch klingenden Namens wegen, den ich als Aasfeld deutete, raisonnierte des Längeren darüber, daß wohl in fränkischen Zeiten müßten nicht wenige Geier in diesem Land gewesen sein und gar, daß der Geier geradezu eines der Wahrtiere der fränkischen Welt gewesen sein müßte, wie die Kuh und der Bär. Asfeld ist ein fast ungefaßt hingestreutes Agglomerat barackenähnlicher Häuser in einer weiten Acker-Hochebene. Ich kam (gegen Ende des Winters war das) des abends gegen halb Zehn in Sichtweite des Platzes, und seltsam: sobald ich das bemerkt hatte, er- 182 loschen zunächst weiträumig leuchtende Lichtbogenlampen bei unerkenn- baren Anlagen am fernen Rand des Ortes. Dann wurden Zug um Zug alle Straßen verdunkelt. Auch Häuser ließen ihr Licht verlöschen, und nur zweie, an denen ich dann auf der völlig dunklen Ortsstraße vorüberkam, ließen noch matt Licht aus buntverglasten Haustüren schimmern. Das war mir (die Verdunklung) ganz recht, weil ich gerne in guter Dunkelheit unterwegs bin, aber die Trefflichkeit dieser Abschaltung erstaunte mich natürlich. Bei der mittleren Aisne (Karl Martell hat da irgendwo ein Gehöft gehabt, wo er sein Alter verbrachte und dann starb) finden sich ziemlich viele Soldatenfriedhöfe, französische, deutsche, amerikanische, englische, holländische und sogar italienische. Bei manchen zeigt man in Fotodokumentationen, eine welch schlammige Malaise diese Plätze ursprünglich gewesen sind, da man die Gefallenen unbedeckt in flachen Erdgruben bestattete. Bei einem deutschen Platz verweilte ich, las einige Namen auf den Grabmälern - das müssen welche weit aus dem Osten, aus Preußen selber, gewesen sein, mit sehr vielen polnischen Namen dabei. Die Friedhöfe dort folgen nahe aufeinander; dann steigt die Straße ein wenig an, wo keine mehr sind, aber eine Tafel zeigt ein Diagramm der Gegend und der Fronten damals, als um einen flachen Sumpf hin links fern genug vor dem Hügel-Randgebirge des Tales eine intensive Schlacht stattgefunden hat, ohne dezisive Veränderungen. Da, wo die Straße auf die Höhe eines flachen Hügelausläufers kommt, ist rechts eine große Weide vor einem Waldrand. Eine Rinderherde weilte dort. Wenn ich auf meinen Wegen an Rinderweiden vorbeikomme, halte ich eigentlich immer an, nehme Stand, damit die Lieben mich zur Kenntnis nehmen können, und gewöhnlich dauert es nicht lange, bis daß einige zu mir kommen, und wir unterhalten uns für eine Weile in Gesten und Gesichtern. Die Kühe merken immer schnell, daß sie an mir einen vor sich haben, der ihre Sitten kennt und ihre Empfindsamkeiten beachtet. So mögen Kühe es beispielsweise nicht, wenn man sie zu streicheln versucht. Der Comment geht so, daß sie einen Menschen (der da zu antworten versteht) mit der Nase begrüßen. Die tippen sie gegen die hingehaltene Hand oder, wie bei mir oft, an die dafür vorgestreckte Stirn. Und so weiter - da ist ein ganzer Kalender von kleinen, so und so sprechenden Gesten- und Blickefolgen, der nach Gefühl aufeinander folgt. Wenn ich für die Kühe derart gegenwärtig geworden bin, gammeln (um das Wort dafür zu nehmen) sie mir meist ein paar Figuren in ihrem Herdenbild vor, verstellen sich ein wenig, so und so, oder bestellen einander Dinge, die sie in solcher Gegenwart mit ein wenig Prinzip gesagt haben wollen, bocken Andere zurecht oder beginnen, einander mittels Hals- und Schulterleckens auszuzeichnen. Die Kühe beweisen mir also oft, was die Geltung in ihrer speziellen Gesellschaft ist, nicht selten 183 auch durchaus mit geistigem Akzent. Kühe sind ein weises Volk. In Nieder- sachsen, wo ein feiner Kuhstamm weitverbreitet ist, brachte ich einst Odermennig-Samen mit, von einer Pflanze, die den Kühen praktisch was ist. Dort, wie anderswo damit auch, hielt ich denen, wenn wir soweit dawaren, die Hand mit diesen Samen hin, und eigentlich jedesmal drückte die Kuh, mit der ich sprach, mit Bedeutung die Nase auf meine Hand: tu das runter, laß das los, streu das aus. Wenn Kühe meine Ausstrahlung (für viele Tiere scheine ich eine Art Halo zu haben, wohindurch sie zu ahnen, zu wissen verstehen, was sonst so an Ihrerlei und deren Welt ich schon bei mir kenne), wenn die meine Austrahlung für einige Zeit deutlich gespürt haben, knicken sie oft eines oder beide Ohren reflexhaft nach hinten, ganz so, wie in England und anderswo einfache Soldaten mit Händen parallel zur Kopf- seite salutieren. Das Ohr bleibt für eine Weile so, knickt dann wieder nach vorne, winkert vielleicht mehrmals wieder usw. und das Sonderbare ist, daß viele Kühe das ohne jeden bewußten Verhalt tun mit dem, was sie sonst so schauen, mit mir mimisieren usw. - das wirkt ganz automatisch. Bei dieser Weide nun, noch in Sichtweite jenes Sumpfes im Talboden diagonal (süd-östlich) gegenüber, saß ich beim Zaun nieder und erwartete, daß dieses normale Spiel der Unterhaltungen auch hier beginne. Ich saß, schaute, wurde auch gesehen, aber nichts dergleichen sonst geschah. Die Herde, mehrerlei Muster meist heller, glattfellig einfarbiger Leute, hielt sich zumeist bei dem vielleicht 200 m entfernten Waldrand, und davor veranstalteten sie merkwürdige, lautlos ruhige Transaktionen. Manche bauten sich ein wenig auf, zeigten sich durchaus, aber kamen kein bißchen nahe. Andere gingen umher, ganz gelassen, von einer Weidegenossin zur anderen, nahmen da so und so Anstand usw. und alles blieb schön bei sich dort in hell blassem, ein wenig buntem und schon warmem Mittagslicht. Gelegentlich schien unbedeutsam diese oder jene Kuh sich beiläufig zum fernen Sumpf zu orientieren. Manche, die mich ein wenig bestimmter ansahen, zeigten sich ein wenig näher her, bis vielleicht in 40, 50 Metern Nähe, wichen dann ruhig wie Nebel wieder zurück, zwei, drei Mal, jeweils seitlich auf der Weide versetzt. Das alles in etwas, das ich bei Kühen für geisterhafte Stille halten muß, denn sonst haben sie Bestimmtheiten in Gesten, Atem usw., die sehr lebendig wirken. Schließlich, als nicht viel mehr geschehen wollte, stand ich auf, grüßte winkend, und fuhr in meinungslosen, aber sonst freundlichen Blicken davon. Ich verstand: der Sumpf dort, der Tausenden von Soldaten das Leben gekostet hat, gehört seit Büffels Zeiten den Rindern. Sumpfböden sind so etwas wie heilige Plätze den Rindern. Wo sie, an Weiden etwa, matschige Ecken haben, stehen sie oft stundenlang reglos mit den Hufen im Mott, denken an gar nichts mehr, halten sich aber in sonderbar still 184 inspiriert wirkenden Versonnenheiten da auf den Füßen. Was Menschenblicke stören kann, Dung, Pisse, Durcheinander aller möglichen Unnennbarkeiten, ist da völlig egal. Eine Kuh mit den Füßen im Schlamm befindet sich da in einer Art Nirwana. Die ist irgendwie weg, obgleich sie einen verklärt anschauen und noch dies und das meinen kann. In manchen alten Sumpfböden hat man Skelette von Uren etc. gefunden - vielleicht gehen manche Rinder mit Absicht dorthin zum Sterben. Jener Sumpf da drüben könnte aber auch für Rinder und andere Tiere ein Mineralschlamm-Freßplatz gewesen sein, so nahe wie er vor einer interessanten Waldhügelseite liegt. Das stille Gestenspiel der Kühe verstand ich so, daß sie mir wiedergaben, wie Soldaten damals auf Kompanieplätzen etc. sich verhalten haben, und das wallende Ungefähr zum Schluß erläuterte, wie die einander feinden Angreifer jeweils sich im Boden genähert haben, aber eigentlich niemals über sichere Schußentfernung nahe herankamen. An einer anderen Strecke der Straße weist man nach rechts hin zur eher felsigen Hügelseite, zum sogenannten Chemin des Dames, der so heißt, weil man dort, vielleicht zu Zeiten Louis XIV oder XV, einiger lauschiger Höhlen wegen einen Promenadenweg für vornehme Damen aus der weiteren Gegend angelegt hat. Im Krieg wurden diese Höhlen ausgebaut, erweitert, als Kasematten benutzt, und eine wilde, lange Artillerieschlacht hat ihretwegen stattgefunden. Dieser Kriegsplatz gehört damit eher zu Hirschen und Rehen, deren letztere bestimmt, bevor der Weg gebaut wurde, die Höhlen oft besucht haben, um dort zu wittern, zu harren, zu lauschen. Es ist leider so, daß, wenn denen solch ein kleiner Himmel auf Erden verdorben wird, auch nur durch die in solchen Dingen relativ feinfühligen Artemisier (die Adligen), sich auf lange Sicht verdeutlichen muß, eine wie empfindliche Heimsuchung das ist, und die Mittel und Wege, das herbeizubringen, finden sich immer, alleine schon aus den Abgründigkeiten der Menschheit, welche die primale Störung schon herbeibrachten. Die Noblen müssen oft ihren Wahrtieren nahetreten, weil die wissen und sehen, was aus übriger Menschenheit unvermeidlich sein will. Die Hirschen haben solcher Dinge wegen noch einige große Zacken auf die Menschheit, welche weit davon entfernt ist, diese alle schon gemerkt und verdeutlicht bekommen zu haben. Die Bibliothek. Die Tagebücher Jüngers aus dem Zweiten Weltkrieg las ich gleich hernach, und damit erst kam ich auf die hier mehrmals gebrachte Bemerkung, ein wie naiver Mensch Jünger ist, ganz gerade, völlig unreflektiert, aber nun, mit der Quasi-Bohême seines Pariser Umgangs, voller Façette. Ich konnte finden, daß ich selber, der seine Ecken in Frankreich kennen sollte, da Anzeichen finden darf, die mich etwas angehen dürfen, 185 rein signifikativ - aber dafür kann Jünger selber nicht, das hat ihm Frankreich so zugespielt, so wie ich, viel später, die Dinge zugespielt bekommen habe, die dem entsprechen wollen. Das nun hier auszutragen, ist wirklich kein Platz. Jünger IST in Frankreich durchaus so positiv angenommen worden, wie er das selber erleben konnte, aber da er ein so gerader, nur in sich selbst wirklich echter Mensch ist, erfolgte das, was Reflexion hätte sein können, aber ihm selbst eben so nicht einfallen wollte, im Wechselspiel seiner Bekanntschaften und Begegnungen. Also: das, was sich zwischen ihm, dem Geraden, und vielen Bekanntschaften in Frankreich und in Belgien abspielt, besorgt in Gewahrheiten der Aspekte, wie sie dem späten Leser erscheinen mögen, gleich unauffälligen Spiegeln in lebenden Bildern das, was solche Reflexion hätte sein mögen. Frankreich nimmt Jüngern wirklich so an, wie er anders nicht sein kann, und besorgt das, fein, präzise, denn: es ist Krieg. Das macht Deutlichkeit, und das ohne allen sonstigen Falsch. Wo er sonst mit anderen deutschen Soldaten, Offizieren meist, über Staat, Macht und politische Sitten nicht: reflektiert, sondern raisonniert, hat er ziemliches Format. Es ist aber zu sehen, daß auch Jene bei den Stäben, die ihn da so vorteilhaft und ehrgültig plazieren, ähnlich um ihn denken, wie Frankreich ihm in ehrlichem Spiel das hinzufügt, was sprechen soll, wo er es nicht tut. Der Shiva-Aspekt macht sich hier auch deutlich, als dieser Halo reflektiv sprechender Verhalte um seine grazile, aber essentiell stille Figur. Ein wenig rottig wird das zum Schluß, als er in seiner Naivität geradezu bloßgestellt wird, indem er sich, fast wahnwitzig, dazu herläßt, einen Befreiungsaufruf mit Blick auf einen möglichen Putsch zu verfassen. Ein anderes, dieses Spiel wie ein Diamantpunkt akzentuierendes Nebendetail taucht mit obstinater Insistenz lange und wiederholt auf: eine nicht weiter erklärte Affaire um einen Tresor und was er darin nicht entdeckt finden möchte. Das will heißen - und auch da muß er das nicht selber meinen - das Gefüge all dieser vielen Ereignisse usw., wie sie zu diesem Buche werden, will eine hermetische Signifikanz beweisen. Dieser Belang signifiziert, was das Tagebuch, als manchmal koketter Spiegel eines Bilderbogens von geistigen und charakterlichen Ereignissen, sein soll: hermetisch gefügt und von diesem Aspekt her alleine aufzuschließen. Shiva-Mystik. Alchemie. Im Ganzen, wieder, ist das viel subtiler, intelligenter und façettenreicher, als man es hier überhaupt anreißen könnte. Ich mag auch hinweisen auf die topologische Gleichheit des Halo-Bogens um tanzende Shiva-Statuetten mit dem hier länger zuvor präsentierten Eisenreif. Was anhand dessen spezifiziert wurde, gilt auch hier, nur, daß diese Ebene innerhalb des Halo (: Zwielicht :: Dämon) von der Figurette des Shiva durchbrochen wird. Die Zwielicht-Ebene des Fidurenhalos aber hilft erklären die sonderbare, 186 seidenhafte Dünne der Bewußtseinsfolie, woran sich alle die Ereignisse etc. abbilden. Was im Halo der Zwielichtschatten der Bildebene ist, pariert sich hier als diese wesenlos wirkende Helle des Bewußtseins, das alles, auch die Akte der eigenen Person, praktisch völlig meinungslos abbildet. Wo er raisonniert, ist er zuverlässig unerhört gebildet und bewußt - und kein bißchen mehr. In Frankreich, bei einem mondän-façetieusen Bürgertum, wo er sich gut befinden würde, sagte man damals gelegentlich zu solchen, deren Scherze etwas zu gewagt auskamen: you're too much, Du bist aber ein bißchen stark. Und das ist er, so, wie er ist. Too much. Was ist das SONST! Und keine Antwort, erst recht nicht aus späteren Tagebüchern oder gar der bloßen Literatur, die er da noch produziert. Soweit - Bfff - Nach diesen Sachen hatte ich erst einmal genug von unfachlicher Literatur. Für einige Monate las ich nur Zeitungen, trank Kaffee, gab mir auch nicht so viel Zeit für diese Sachen, weil es im Städtchen einen guten Stoffladen gibt. Was ich dort kaufen konnte, wollte auch was werden, und dazu brauchte es übrige Zeit für die Nadelarbeiten. Aber prinzipiell blieb ich der Möglichkeit eröffnet, wieder, womöglich durch Zufall, anderen Stoff (literarischen) in dieser Klasse zu finden, anzunehmen, umzusetzen. Solange da nichts spielte oder rief. Im Ganzen beschränkte ich mich auf gelegentliche Besuche beim Philosophenregal, mußerte da nur ein wenig rum, entdeckte dabei die Predigten Meister Eckarts usw., spielte mit den leisesten Möglichkeiten der Philosophiebücher, so, wie das weiter oben hier beschrieben ist ("Ah Du!", Platon usw.) und kam damit zu gewissen Gefügtheiten, die eine Basis abgaben zu dem, was dann als das hier beim Beginn des Textes praktisch improviso Zusammengeschriebene erscheint, alleine angeregt durch eine recht summarische, aber adrette "Kleine Philosophiegeschichte". In derselben Zeit, aber bei Gelegenheiten außerhalb der Bibliothek, konnte ich merken, wie einige bis dahin ziemlich gleichgültige Sachen in Bewegung gerieten. Bisher eher meinungslos unentschieden gelassene Dinge wollten auf einmal in die Form bestimmter Wahrheiten, oder so, und im Ganzen hatte ich den Eindruck, Einiges, das ich bisher so gar nicht entwickelbar gefunden hatte, finde mit Anderem zusammen, und nicht Weniges davon tendiere, quasi auszureifen. Dazu muß man sagen, daß ich mir in zwölf Jahren einen ziemlichen Berg von Notizen zusammengeschrieben, in denen ich immer wieder Wendungen, Fassungen, auch Humore etc. eingeübt hatte. Das klärte nun bei manchen Sachen rapide durch und brachte Vieles von dem, 187 was hier geschrieben steht, in den Atem. Bei der bewährten Unmethode, Philosophie immer nur so passager anregend mitzunehmen und wirklich nie irgendetwas systematisch durchzubüffeln, nahm das kleine Theater oben in der Bücherecke an sich nicht viel Zeit. Wenn ich mich dort festnisten wollte, müßte ich aber so studieren. Die Geschichte, nebenan, gibt's ja auch noch. Aber ich bin der Mensch, der für die meiste Zeit nun mehr geschrieben als gelesen hat. Einfach Schrift fressen kann ich nicht; das kann mich gar nicht interessieren. Also saß ich nun meistens wieder drunten im Parterre, am breiten Vorderfenster, und las dort die Zeitungen. Dort sind 2x2 Sitzplätze, die ich ja nicht alleine benutze. Mein Vorzugsplatz ist manchmal okkupiert. Daher sitze ich an Plätzen, wo die Regale mehr in den Blick fallen. Wie üblich: ganz nebenher traf mein Aufschauen eines Tages dort auf vier schmale, sonderbar gebundene Bücher. Könnte sein - ? ich riet, wußte mir aber nichts, stand auf, schaute nach, ah! Grimmelshausen! An sich fällt mir dazu nichts ein. Sagenhaft ist er, doch in einer Weise, die so alleine mich immer noch nicht dezidiert hätte, extra was drum zu geben. Es ist aber so, daß vor vielleicht zehn Jahren ich mit dem Rad zur Weser hinüber in dann deren Tal hinangefahren bin. Mußte irgendwie sein. Das Wesertal gab was, zeigt einige reizende Besonderheiten wie die, daß dort sehr dichte und fruchtbare Lößlagen sind, die aber talauf immer schmaler werden und schließlich nur noch da und dort plackenweise, wie händevoll hingeschmissen, vorkommen. Ich fuhr ein wenig ins Hessische, nach Kassel, dann nach Thüringen, bis Eisenach und Meiningen. Dabei kam ich irgendwo eine Landstraße entlang, rechts davon ein Bahndamm, bei einer Wegsenke eine Abzweigung nach rechts durch diesen hindurch: nach Grimmelshausen. Ja gut, dachte ich damals, da wird der vielleicht herstammen. Fuhr die Straße weiter, gerade hinan bis wieder auf Ebene mit den Gleisen nebenan, noch ein Stück weiter geradeaus, wo neben der Straße eine Leitplanke verlief. Wo die dann nach Einigem enden wollte, hatte einer auf mich gewartet - das tun manche: Kaninchen und vor allem Mäuse, diese praktisch überall, passen mein Kommen oft ab und laufen ganz nahe vor mir über den Weg. Ich denke mir, die machen sich da eine Karma-Rechnung: über die wachen scharfe Jäger, denen ausgesetzt zu sein immer Lebensgefahr bedeutet. Wenn die nun, aus sonstiger Notwendigkeit oder nicht, jemandem wie mir, der sie zumindest nicht geradeweg für Beute ansieht, über den Weg laufen, so haben die für soweit praktisch eine Ausgesetztheit gut und gewinnen damit ein Quantum existenzialer Freiheit - an sich, in einer Rechnung. Ich muß sagen, daß mir diese oft sich wiederholenden Einhandlungen solcher Art karmatischer Unpikiertheit ziemlich auf den Geist gehen, weil gerade Karnickel und Mäuse, nebst Ratten, mir sonst eine ziemliche Pest sind, mich nicht nur 188 parasitär, sondern systematisch heimsuchen, mir in abartigen Stratagematas irgendwelche Superioritätsmeinungen von sich demonstrieren wollen. Das ist kein bißchen witzig, sondern wirklich blöde Pein. Was aber hier nur still auf mich gewartet hatte, das war ein Maulwurf. Als ich nächst ihm angekommen war und hatte ihn noch gar nicht bemerkt, klackte er unter der Leitplanke wie grüßend hoch, fuhr unmittelbar darauf herum und war in einem der nicht wenigen Löcher dort verschwunden, bevor ich noch vorbeigefahren war. Ah, der gefiel mir, wie mir Maulwürfe überhaupt gefallen, als die einzigen Nager und Wühler, die sich angenehm zu machen verstehen. Oft genug, wenn ich nichtsmeinend in irgend einer stillen Ecke der Natur nur Zeit für mich und Alles hatte, sind welche von denen einfach so, wie: "ich glaub' ich muß Ihnen was sagen", aus einem nahen Loch direkt zu mir her klabastert, machten aber, sobald ich sie bemerkte und wandte mich ihnen angenehm überrascht zu, auf der Stelle "nee, nee, so nicht!" kehrt und beeilten sich ein wenig komisch, wieder in ihrem Loch oder in einem Laubnest zu verschwinden. Andere Nager sind hinterhältig, wühlen sich unter und hinter meinem Lagerbett ein, bauen da unablässig und oft ärgerlich lärmend, mit widerlich klingenden Gierwut-lauten, weiter und steigen mir oft genug mitten in der Nacht, wenn ich schlafe, auf mein Kopflager und kratzen mir (die Mäuse) mit sonderbar meinenden Pfotenbewegungen am Skalp, oder schlimmer (Ratten) hängen mir unversehens ihr weich gesträubtes Bauchfell auf den Schädel und schnurren damit in einem Haßtriumph, daß ich schaudernd und angeekelt davon erwache. Aber Maulwürfe kommen immer des tags, einfach so, unverstellt, und wollen nur nicht mißverstanden sein. Außerdem sind die interessant sinnlich; wenn es gelingt, sie in eine Hand zu bekommen, wühlen sie sich darin voran mit unerwarteter Pfotenkraft, schubsen mit dem dicken, runden Kopf da an, wo sie hinauszukönnen meinen und dabei winden sich, also - Der in Thüringen empfahl mir daher diesen Ort, wo's nach Grimmelshausen geht, und so war mir diese Entdeckung der Bücher hochwillkommen. Den Simplicissimus habe ich seither nun durchgelesen, fand ihn erheiternd alleine deswegen schon, weil da (wieder) vom Strolchen auf alten, damals doch meistens noch erdenen Wegnetzen berichtet wird, die nun längst mit Wut seit meiner Kindheit her meistens, sind mittels Asphaltierens etc. der Raserei überantwortet worden. Bei Grimmelshausen, in dessen Landschaften, ist alles da, voller Kraft, was ich in meiner Kindheit noch habe von der alten Welt wirklich dasein gesehen. Daher gab es viel, und manchmal sonderbar, zu lachen. Ist wahr. Aber das allein, und die Simpel-Geschichte, sind noch nicht Alles. Anders als üblich, so nahm ich mir von dem Buch (Simplicissimus) an die 120 Seiten (doppelt) kopiert mit, um sie zuhause, an meinem Zeltplatz mitten in den Äckern zu lesen, wo der Text, der darin 189 abgebildeten, wirklichen Weltschau wegen, wohl eher hingehört als in irgend ein modern zugerichtetes Haus. Dort sehe ich allezeit des Nachts die Planeten um den Himmel gehen, und in dem damit syntonen, ziemlich absoluten Zeitsinn (der ja bei Lernet-Holenia besonders auf seinen Vers kam) erschließt sich, was Grimmelshausen da schreibt, erkennbar besser. Was einen erstaunen kann, ganz allgemein, das ist die intens dichte und klare Bildung, welche so zu seiner Zeit muß ziemlich allgemein gewesen sein, und die einhergeht mit den so präzisen Respektsformen, die in den Briefen, wie sie im Laufe der Handlung manchmal ausgetauscht werden, sich Ausdruck machen. Im Werdegang der Figur des Simplicissimus wird auch allerhand echter Kenntnis der Wissenschaft, im Besonderen der Chemie und der Astronomie / Astrologie erwähnt. Dabei wird er in den Gesten der Chemie so präzise, daß zu merken ist, wie das wohl nicht nur angelesen ist. Das Vorwort erwähnt, Grimmelshausen habe sich von den damals geltenden, humanistischen Literaten ziemlich mißachtet gefunden - was von hier her sowohl verständlich (der gängigen Bildungsmeinungen wegen) als auch unsinnig erscheint, weil aus der ganzen Romangeschichte, der Dichte, Elastizität und Klarheit der Sprache und was sie WIE abbildet, eine immense, intensive Gebildetheit spricht, wie sie wirklich selten zu finden sein wird. Allgemein würd ich sagen, daß die Geschichte des Simplicissimus den Geist des Arktur abbildet, des tanzenden jungen Bären. Der Arktur selber, ein Stern, befindet sich im Sternenhimmel in einer Gegend hoch über dem Jungfraustern Spica, die selber gelb und eher schattig ist, dieweil Arktur blau und dicht leuchtet. Arktur ist der Hauptstern des Sternbildes Bootes, das meist mit den Nachbarsternbildern Krone (auch als Becher gedeutet in älterer Astronomie) und Herkules als eine zusammengehörige Gruppe aufgefaßt wird. Diese Stern- bilder stehen recht hoch im Himmel und sind daher über die meiste Nacht und lange über's Jahr deutlich zu sehen. Auch das Umfeld dieser Sternbilder-gruppe ist nicht uninteressant, indem sie einmal über der absteigenden Seite des Zodiak schweben, wo also die Sonne in die Wintertiefe hinabzieht (immer, vor dem Sternenhintergrund, nach links, entgegen der Tages- drehung des Himmels, die so erscheint, weil auch der Drehimpuls der Erde sich linksherum dreht). Diese Seite des Zodiak, wo die Sonne entlangzieht, wenn Bäume und Felder (hier auf der Nordhälfte des Planeten) fruchten, der Ertrag des Jahres merkbar wird und heimgebracht sein will, könnte man nennen den Gang des Weltgerichts. Es scheint so, als käme da jedesmal, wenn die Sonne oder die Planeten ihren Weg aus der Höhe des Himmels herabnehmen, deren Meinung (um das so zu nennen) mit den Dingen der Erdenwelt als aktuativer Aplomb in bezeichnenden Ereignissen zur Geltung, vergleichbar Gerichtsurteilen. Müßigerweise könnte man ohnehin 190 zeigen, wie sehr Staats- und Gerichtsgesten elementare Ähnlichkeit zeigen mit dem, als was die Bewegungen der Sonne, der Planeten im Himmelsraum erscheinen, schon alleine in der elementaren Gestik des Auf und Ab, gewisser Verzögerungen etc. - von daher auch bestätigt sich eine Auffassung der in der Philosophie so sinnstiftenden "Urbilder" als Wahrnehmung der prinzipiellen Ähnlichkeit, gar Gleichheit, der Formen und Gnomien (Gesten) im Himmel und bestimmten, hauptsächlichen Entsprechungen an der Erde, nicht nur in der Menschenwelt, denn diese kann sich auch nur beweisen mit den Kräften und Kraftformen der Elemente, der Wesen, womit sie es notwendig zu tun hat. Und so weiter. Auf dem Zodiak zeigen sich also besonders das Sternbild des Löwen, der Jungfrau, der Waage im direkten Umfeld der eben genannten Bildergruppe, hinzu der Schlangenträger mitsamt dem Schlangenkopf, welches Sternbild, manchmal als das 13. des Zodiak apostrophiert, sehr über der Wintertiefe der Planetenbahn in die Höhe steigt, bis in die Gegend des Herkules-Bildes. Der Simplizius also wird (später, nach der eigentlichen Geschichte) gezeichnet als ein hünenhafter, wohlproportionierter Kerl von ruhigem Gemüt (Charakter in Konsonanz sowohl mit dem Herkules als dem Bärentänzer Bootes (Sternbild des Arktur- Sternes), der auch als Jäger bezeichnet wird, ganz wie Simplizius in seiner besten Zeit als glückhafter junger Held in Südwestfalen). Die Zodiak-Neben- bilder charakterisieren daher manche allgemeinen Erscheinungen im barocken Weltbild umher - der Schlangenträger die zunfttüchtigen Städte und das Karawanenwesen, worauf Simplizius dort so trefflich ablegt, raubt diese letzteren (nach der Art von Bären-Hinterhalten) aus und wird geradezu reich davon. Die Virgo gehört zu bestimmten Aspekten adliger Weltschau und Art damit, und der Löwe zu einer allgemeineren Land-Herrschaftlichkeit, wie sie das schon ziemlich entwickelte Territorial-Fürstentum und auch die damit konsonanten Formen weiträumiger Kriegführung charakterisiert. Soweit für den Typ des Simplicissimus selber. Grimmelshausen selbst, der Literat, beweist sich sonst mit der Geschichte als ein Ausbund an tautologischer Finesse, indem er nicht nur den Text in seinen Nebensachen so einfach montiert, sondern auch noch durch den Gang der erzählten Ereignisse diese ohnehin wie naturläufigen Effekte genial benutzt, den Blick des Lesers zu bremsen, während sich die Erscheinung des "Jägers" Simplizius damit illuminiert. Im Beginn der Geschichte ist die Tautologik geradezu krass, viel stärker und deutlicher als in dem erwähnten Beispiel bei Garcia Marquez - der noch kindliche Simplizius wird gezeigt in der Gesellschaft des literarischen Einsiedlers (als dessen leiblicher Sohn er viel später erkannt wird), lernt dort zunächst einmal, in und aus Worten einen allgemeineren Sinn (das Wort Gottes in seinen Formen) zu erkennen, dann zu 191 lesen und zu schreiben, wobei er diese gewisse, besondere Buchstäblichkeit erwirbt, die später den Kommandanten von Hanau an seiner klaren Schrift so verwundert. Als der Einsiedel stirbt, umarmt er seinen jungen Adepten sehr fest und ausdauernd: darin ist unschwer die innige Festigkeit des Kontaktes zwischen Drucktafel und Papier zu erkennen (dieses wurde bei der damaligen Technik davon intensiv skulptiert). Folgt einiges Durcheinander, was den Helden zunächst nach Gelnhausen, dann in die Festung Hanau bringt, mit einem Akzent wie: auf die Toten (die Unerweckbaren), wie sie in ganz Gelnhausen auf der Straße liegen, ist solche Mühe ohnedies vergebens, und bei den schon Klugen, aber etwas durch ihren Lebenscharakter Bornierten braucht es besonderen Witz, den Geist zu retten. Damit die Ereignisse, worüber er sehr hergenommen, zum Narren gemacht wird usw. Dort ist die Tautologik drastisch: die technischen Zustände des gedruckten Buches erscheinen symbolisiert als der Arsch (die beiden Blatthälften mit dem Kniff inmitten), zu eilige Scheiße signifiziert die so ähnlich pechflüssige und stinkige Druckfarbe; deren Dunst, solange sie nicht wirklich trocken ist, aber auch die Emanation des linear durchgelesenen Schriftsinnes als schrecklicher Furz; die bröckelige, aus Bleistücken doch gefügte Schrift der Buchstaben als Kotzbrei aus dem Hals des betrunkenen Kommandanten usw. In dem allen ist G. drastisch wie nur möglich, aber alleweg genial. Folgen weitere Ereignisse, der Raub durch die Kroaten, der Hexenflug, vor allem, womit gesagt sein will: die Sprache muß sich etwas anders verstehen, es braucht wohl so etwas wie Magie. Etc.etc. Ich kann das wirklich nicht in der ganzen Dichte erörtern, wie es sich nachweisen ließe. Es ist ein Genie, das dort spricht und die Dinge so selbstverständlich in genialer Ordnung hat, und ich bemerke eben nur gerne, wie klar und dicht das an manchen Orten der Geschichte besonders wird. Zu genau zu sein, würde einen, eben, so nahe an den Text selber nur bringen, daß er nicht bekömmlicher wäre als das schlimme Theater der Ereignisse in und um Hanau. Allgemein zeigt sich, daß die gewöhnlichen Tautologien, wie sie die Seitenformate strukturieren, hier ganz selbstverständlich stimmen, obgleich ja sicher dieses moderne Buchformat nicht im gleichen Raster ist mit sowohl dem Manuskript wie den ersten Druckausgaben. Ah, das ist so wahr, wie man's nur eben finden kann. Die Geschichte im Ganzen nun so zu erörtern, hat eigentlich keinen Zweck. Es läßt sich aber in dem längeren Kapitel der Zeit des Simplicissimus als junger Held ("dat Jäjerken", der tanzende, junge Arkturbär) in Westfalen herauszeigen, wie nun das tautologische Prinzip bis zur Illumination ausklärt, und das ganz in Konsonanz mit der Geschichtsfigur selber. Die Nähe des Arktur zum Sternbild Virgo erweist sich dabei in mehrerlei Weise, einmal, indem er in einem Stift, dem sogenannten Paradeis, 192 bei schönen und wohlmeinenden Stiftsdamen, einmal sich gründlich sättigen, dazu sich in einer Bibliothek Bildung erwerben und bei einem hessischen Kürschner, der gleich ihm da Salvaguardia hält, das Fechten und Kämpfen erlernen kann, ergänzt durch das Lernen der Wege und vieler Jagdtricks bei einem Jäger. Da, sagt er, kommt er so richtig in die Figur, wird in kurzer Zeit zu einem so jungbärenhaft ganzen Wesen (der Hesse, dabei, will nicht egal sein, indem die Landschaft in Hessen am ehesten der idealen, himmlischen Bärentanzidee passen will - die Menschen selber sind auch oft danach). Folgt Gelegenheit zu erster, selbstgewählter Ausstattung mit Waffen und Kleidern (grün, wie ein Jäger), und dann die längere, intensiv belebende Phase des Bärentanzes, das Ausforschen, Auswarten und Berauben sowohl der Feindgarnisonen selber als der Karawanen, die von daher ihren Weg nehmen wollen. Da wird alles dicht sinnlich, indem es um Stoffe, Geld, Juwelen, Schmuck überhaupt usw. geht. Qualitäten, die sich im Himmel finden im Feld zwischen Arktur, Spica (Virgostern) und dem Löwenbild, als viele, viele Galaxien (diese sind einem kundigen Blick, bei geeigneten Bedingungen, ohne Weiteres mit bloßem Auge erkennbar). Endlich, als das alles so seine Geste, seinen Prospekt gehabt hat, wird er technischer, berichtet von seinen besonderen Hilfsmitteln: einem Perspektiv (Fernrohr) und einem Gerät, mittels dessen er Laute bis über den Horizont auslauschen, daher seine Genossen anweisen kann, was als Nächstes richtigerweise zu tun bleibt. Diese Geräte erscheinen ein wenig magisch, signifizieren vor allem innere seelische Klarheiten, die aus der Selbstwerdung des illuminativen Bärentänzercharakters mitentstehen. Ich kann von mir sagen, daß ich solche verfeinerten Sinne habe, aus einem Welt-Seelengeist, wie er aus allgemeiner Erlebensgeschichte wohl oft entsteht. An sich, äußerlich, bin ich eher schwerhörig, besonders bei Menschenstimmen, die sich vor allem in den Gewohnheiten innerhalb Häusern herausgeprägt haben. Auch bin ich kurzsichtig genug, daß ich Sterne und die Schattenränder am Mond nicht mehr genau sehen kann. Aber das scheint kein Schade zu sein – im Gegenteil: die Ungenauigkeit direkter Wahrnehmung bringt es mit sich, daß ich einwärts direkter Sinneswahrnehmung, wo in der Auffassung des Bemerkten ohnehin die Sinnesdaten müssen mit mehr ungefähr gefaßten Perzeptionen, die in ihrer Dynamik mehr dem Charakter des Atemleibes gleichen, abgeglichen werden aus einer Art genialer Schätzung, Dinge präziser wahrnehme, als sie selbst guten Sinnen direkt erscheinen können. Katzen haben sich oft und gerne in spielerischen Gesten mit mir unterhalten, und von daher, möchte ich meinen, habe ich sympathetischerweise eine innere Gewahrheit, aus der ich nachts in klarer Luft fast ebensogut nicht: höre, sondern: perzipiere wie eine Katze, und beim Augenlicht beweist sich 193 die Präzision eher in einem ahnenden Wissen um die guten Momente für besondere Beobachtungen, wie bei Meteoritenfall exemplifiziert. Die Ungenauigkeit meiner äußeren Sinne schützt mich geradezu vor zu akuter Wahrnehmung, welche doch oft eher blendet und bannt. Dies alles macht natürlich erst Sinn mit einem klaren Soma (Diät) und einem in sich wachen, präzisen Bewegungssinn, der auch auf leichte Anregung schnell und genau antwortet, selbst im Ungefähren. Solcherart also ist die sinnliche Klarheit, der mit dem Fernrohr und dem Lauschgerät des "Jägers" objektive Form gegeben wird. Ist bis dahin die Tanzfigur des Bären dicht und lebendig geworden, so folgen nun technische Präzisionen, die wieder texttautologisch verstanden werden können: es werden Schuhe ins Bild gebracht, denen die Absätze unter den Vorderfuß getan sind; Pferde werden linksherum mit den Hufeisen benagelt - das einmal mitten unterwegs, wo doch das Hufeannageln eine wirklich schwere Arbeit ist. Dazu werden die Bewegungssinne des Auf und Ab (besonders in der Gespensterszene, wo er den Schatz findet, der ihn für ein Leben lang hätte salviert) verdeutlicht und teilweise umgekehrt. Alle üblichen Wegesinne werden so aufgelöst durch den Gegenlauf, äußere Verwirrung usw., und der kundige Blick sieht doch dort, daß damit dem mittlerweilen Gewöhntsein der Bewegungssinne des Lesens selber, zeilenweise von links nach rechts und oben nach unten, Einhalt geboten wird, während im Textbild selber, das wie filigran durchsichtig wird, die Gestalt des Jägers selber innehält, Stand gewinnt und wie leuchtklar wird. Wie die danach folgende Geschichte vom Fund eines Schatzes im Keller eines gespenstischen Adelshauses zeigt, darf man sich das vollkommen genügen lassen - das langt für immer, indem solch reine Divinität der Erscheinung sich nur in irdischen Variationen des doch vollkommen gewordenen Themas verbrauchen und abbilden kann. Aber dies ist die Sache selber. Bezeichnenderweise da etwa die Szene, wo er wie einer von Stand mit jungen Adligen bei den Stadtmädchen auf Schau geht und wird beeifersüchtigt, für komisch genommen, weil er virgin ist und auch bleiben will. Dem antwortet ein Mädchen sehr positiv: das Virgo-Spica-Thema; die Spica ist in sich selbst eher unhell, begeistert die Sinne eigentlich nicht, aber in Distanz zum Arktur sowohl räumlich wie in sensualen Qualitäten (der Arktur ist lebhaft hellblau) ist eine interessante, sprechende Spannung. Auch muß man hier wohl den Charakter von Sternen hinzusehen, die das weitere Bild dort beleben, besonders den schönen, lebhaft flackernden Antares im Skorpion (damit die aufflammende, helle Eifersucht zwischen ihm und den anderen Stutzern usw.usw.). Tja. So, wie das Buch, die Geschichte, oder das sinnliche Ereignis der Simplizius-Saga bis dahin ist, wüßte ich einen idealen Platz dafür neben 194 einem anderen, dem Tibetanischen Totenbuch. Dieses ist das Register, aus dem der Simplizius ein leuchtendes Beispiel vorführt, in vollkommenster Entsprechung. Im Totenbuch wird ein Bild der Erscheinung hervorgestellt, da sollen vergegenwärtigt sein die Farben des Regenbogens, bis auf die grüne, weil diese Phase dort nicht vollkommen ist. Wie im Simplizius auch, so kann man bei bestimmten Stellen (die deshalb so heißen) des Textes anhalten, sich auf das Vergegenwärtigte mit aller Vorstellung richten, und soll dann eigentlich sich daraus lösen, etwa, indem man von dem offenliegenden Buch aufsteht und schaut nach Weiterem; es lesen aber die so Gewöhnten meist weiter, bis ans Ende des Buches, wo's recht unruhig ist und nur noch Wiedergeburt wartet, ein Verfang in gleichgültiger Wahrnehmung der Zeugungsarbeit irgendeines Paares, Tier oder Mensch; "ja, das ist so" sagt das in solcher Gewiß-Gewahrheit - wo der Leser aber in die Phasen-schau gerät, da das Grüne will fehlen, da sagt ihm die Vergegenwärtigung schon, daß er da, und wohl immer, zu weit geht, indem er sich von der Perzeption "grün" treiben läßt, so wie natürliches Grün treibt oder der tanzende Bär als der "Jäger" sich in der grünen Landschaft Westfalens rastlos, aber mit Energie und Sinn, umtut. Ideal buddhagleich aber ist die still inten-se, leuchtend durchsichtige Qualität "grün", und Grimmelshausen gibt den Tibetanern ihre Raison darin rein wieder (vergleichbar den Widerreden, mit denen er den Simplizius sich behaupten läßt gegen Andere), indem erst das Spiel des Jägertanzes umgeht und er dann sich in dieser Phase, wo der Text illuminiert anhält, in leuchtender, dicht grün umschienener Bodhissatva-Klarheit nur so vergegenwärtigt; deshalb alleine schon gehört er direkt zum Totenbuch. Ein anderes Moment, das ihn mit dem Totenbuch in geradezu identische Ordnung stellt, ist das Ideom (sozusagen) des Wunschkörpers, wie es die Tibetaner vorstellen: in einer Seelenwanderungsphase erkennt der Wandernde sich als ein Wesen von äußerster Sinnen-Seelenvollkommenheit, kann Dinge in aller Schärfe sinnlich wahrnehmen, selbst wenn er zu Leb- ( = Leibes) Zeiten blind, taub usw. gewesen ist. Wie sich das verhält, habe ich ja da eben an meinen eigenen Wahrnehmungen herzu erläutert, und wo man sich mit Platon daher befindet, ist damit auch nur klar. Klarheiten gibt es ja bei Grimmelshausen oft, in leuchtender Tiefe, wie etwa in der Sage vom Mummelsee, welche die Simplizius-Geschichte im Ganzen beschließt. Dies alles, was ich hier nun erörtert habe, ist mir aus der tatsächlichen, einfach systematischen Lektüre der Geschichte geworden, aber was mich zuvor daher für die Sagenhaftigkeit des Grimmelshausenschen Geistes einnahm, war wieder eine Kleinigkeit, die das glückliche Händchen erwirkt hatte. Zu Beginn hatt ich, wie üblich, nur Textproben da und dort aus den Büchern durch den Kopierer gezogen, und dabei war das Ende 195 einer der Geschichten um das wunderbarliche Vogelnest, mittels dessen Menschen sich unsichtbar machen können, benutzen das zu ihrem vermeintlichen Vorteil und finden nur Verderben. Das ist bezaubernd, traf aber ohnehin auf eine aktuelle Erdenkung in mir, gerade zuvor gefunden, die doch zu gut damit paßt. Ein solches kleines Vogelnest besteht aus lauter Gräschen, ringsumher alle ineinander gewoben. Darin ruht nicht nur der Vogel oder das Vogelpaar - das könnten die meistens auch in Grasnestern, Zweigen usw. schon, sondern: in solchem Nest wird ja das Ei (an sich) im Vogelleib erwirkt, gelegt, bebrütet - da ist jeder Vogel Phoenix. Soweit über Vogel- nester an sich. Aber nun: weshalb man da sollte im Klardurchsichtigen einfach verschwinden, bei doch erhaltener und weiter wirkfähiger Körper- lichkeit - das ist nicht erklärt, bleibt ein Wunder, der Zauber der Geschichte. Aber, wie gesagt, das kam mir wirklich recht. In Frankreich die ganze Zeit (besonders in den 80ern) bin ich ja nicht nur umhergefahren, auf die Berge gewandert, hab nicht nur meinen frugalen Tag besorgt mit dem, was Reisende in den Zügen an Essen liegen ließen, und hab mich nicht nur mit spaßigen Tieren unterhalten, sondern, ich wollte ja auch ein wenig Ordnung und Mitte in meine so allgemeinen Wahrnehmungen bekommen. Dazu half mir einmal das Studium der vielen verschiedenen Zeitungen, die neben Dreck und Eßbarem die gewisseste Ware auf verlassenen Zügen sind. Das alleine half, meinen in deutschen Existenzunmöglichkeiten ziemlich verklebten Kopf wieder klar und lebendig zu bekommen. In ziemlich kurzer Zeit erwarb ich mir eine recht fertige Kenntnis der französischen und italienischen Sprache - nur so perzeptiv, in der Schrift; sprechen kann ich in diesen Zungen praktisch so wenig wie zu Beginn - und fand Belebung in der Wahrnehmung so vieler verschiedener Ereignisformen, Menschencharaktere (nach Typen, Nationen, Zuständen) wie nur irgend möglich, so, wie sich das dort abbildete. Vor allem zeigte sich, daß Zeitungen geistig sein können, etwas, das an deutschen (oder germanischen überhaupt) Zeitungen mir nicht gelingen will, zu finden. Dort bleibt's - was den Intellekt angeht, Ereignisse sind da öfters schon was - beim Charakter, und Geist, das ist dem, wie's beißt, und es IST nicht genug. Feuilleton hat ja manchmal was zu bringen, aber das taugt im Ganzen und Einzelnen wohl doch nur zur Anregung, als Humorisation für Funktionsformen des Intellekts, die eher mit Intestinalwahrnehmungen gehen. Was los, aber nicht das, was sein will.

10:05 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


9 ...Fortsetzung 8

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Die frühen Herrschaftsformen, das Pflanzensystem und ein feudales Regime, das den Herrschenden über länger hin wechselnde, dabei praktisch sinnvolle Aufenthalte weit über das Land (die Nation) ermöglichte, dazu das Jagd- und Kriegswesen, welches zusammen mit den religiös erwünschten, weiten Wanderungen auch nach Italien z.B. für Bewegung und Kenntnis der Welt in ihren manchmal großen Charakterunterschieden sorgten, sind klug gerade darüber, daß eben das noch so gute Leben in festen, unverrückbaren Vordergründen bannt und damit den Geist verdirbt, den es aber doch unweigerlich braucht, um mit einer ganzen Welt samt ihren Unwägbarkeiten zurechtzukommen. Wie sich Frankreich und Deutschland zueinander befinden, in Lebensformen wie im Geiste, das zeigen manchmal die Antilopentiere (Kühe, Rehe), wenn sie ruhen und zu sich kommen. Wie der träumende Drache, so lagern sie sich dann auf ihrem Boden, drehen (mit einem sonderbaren, blinzelnden Lächeln um die Augen) den Hals mit dem Kopf zum Leib hin, lagern ihn darauf und haben ein Traum-Ruhekissen zwischen der Erde und den Sternen, welchselbe nun ihnen den Traum machen, zusammen mit dem Wind. Da ist alle Weisheit und Wahrheit beieinander, die sie nur je brauchen werden. Im Gleichnis heißt das: Deutschland, das ist die Erde und das praktische Tier, wie es auf seinen Beinen steht 154 und nach seiner echten, nur praktisch realen Welt schaut. Frankreich aber macht den Geist wie die Sterne, der Wind (und die Meteorologie), wo der Kopf diese Wahrnehmungen sich in den Leib hineindenkt, sich auch aus der Muße des Leibes humorisiert. Das sind zwei ganz verschiedene Welt- und Geisteszustände, aber doch aus einem integralen Erleben. Dementsprechend der verschiedene Grundtonus und der elementare Akzentunterschied des Geistes in Lebensformen, Sitten, Weltspiel und Philosophie. _________ Hegel hat genau dieses deutsche Problem, die Vordergründigkeit und Wahnflucht. Sein Logos-Begriff ist zu kurz, zu akut, ganz wie bei den Nominalisten. Nicht umsonst gehören Logos und Pneuma unmittelbar zusammen, indem das, was als Welt-Logos bezeichnet werden kann, eben nicht nur in der Gestalt der Dinge und ihrer im Prinzip unmittelbaren Relation besteht. Was Hegel da produziert, das ist verallgemeinerter Wahnstutz, aber keine Episteme (der dritte der heraklitischen Grundbegriffe, die unmittelbar zusammengehören). Hegel kaspert wie ein hysterisch gewordener Pseudo-Herakliteer und vergißt, daß die Welt einen langen Atem hat, den, womit sich der Welt-Logos auch über weite Strecken hin, durch Zeit, Raum, Dichte (Energie) gestaltend beweist. Die Welt hat Dauer über die beweisbare Solidität der Phänomene in ihr hinaus. Vielleicht wäre Hegel dieser Unfug erspart worden, hätte man zu seiner Zeit von der begrenzten Geschwindigkeit des Lichtes und anderen solchen Selbstverständlichkeiten gewußt. So aber kann er nur auflaufen in der Negativform des mit solchen Physikas möglichen Erkennens, hat alles klar, sieht alles licht, und doch ist es nur Blendung, eine Welt von akuten Vordergründigkeiten in aller Weite von Raum und Zeit, und kein Spiel, keine Elastik, kein Pneuma darin, eine Verfehlsform mystischer Klarheit, wie sie doch in Eckehart so vollkommen spricht, selbst wenn er selber in seiner Sprache manchmal das Erkennen eher bricht als positiv formt. _________ Es scheint nötig zu sein, darauf hinzuweisen, daß Geist und Wahrheit nicht dasselbe sein müssen. Dazu immerhin, das zu beleuchten, taugt dialektische Triadik. Geist alleine ist nur und vor allem eine mögliche Form, die einer Qualität mehr, der Wahrheit, bedarf, um wirklich zu sein in einem Sinne, wie es der Begriff der Idee meint. Der Intellekt ist der Raum, in dem Beides zusammenkommt. Dies alles sind Topoi diesseits, binnen der Erkenntnisoberfläche. Die Welt ist in sich wahr - da bedarf es solcher Extragewahrungen nicht, obgleich sie (das wahre Condillac) daraus 155 emanieren und guten Gebrauch beweisen als Analoga zur Gestaltung der Gewahrheit und Wahrnehmung der wirklichen Welt. Usw. _________ Das Fernsehen zeigt (auf Dreikönige) einen Clip, da man den Dalai Lama intensiv in die Kamera sprechen sieht. Ich sehe, daß ich damit nichts direkt anfangen kann - das ist zu getrieben, und ich will meinen, er ist da so intens und ein wenig dämonisch in Verdeutlichung des Charakters der Technik, die seine Aufführung ja kolportiert. Die Tibetaner verstehen sich auf titanische Wahrheit wie sonst bald nicht ein Volk auf Erden, außer vielleicht den Ägyptern und den mexikanischen Indianern (ja gut, die Deutschen, die Europäer überhaupt auch, aber - ). Wo der Lama so erscheint oder auch in gewissen Zeitungsannoncen für die Tibethilfe, da ist immer diese widrige Dämonie mit dabei. Aber in anderen Dingen hat er mir, ganz beiläufig in Gesten, schon sehr geholfen, interessante Dinge zu finden, die hier in den Bemerkungen mitspielen. So war er einmal zu Besuch in Europa, in Deutschland vielleicht (die heiligen Männer fliegen ein wenig zu gerne mit Flugzeugen) und wurde gezeigt, wie er ein wenig sonderbar vorgeneigt und ein wenig nach links verwunden wie in einer Bittgeste verhalten so dastand. In jenem Jahr fanden auch andere, ganz sonderbare Sachen statt. Der Jupiter stand sehr tief im Himmel; ein offenbar sehr weltweiser Rattenvater nistete gleich bei mir an meinem Lagerplatz unter einer Brücke bei meinem Heimatdorf, und im Wetterhimmel selber geschahen ganz ungeheuerliche Sachen, woher die Inspiration zu dem, was hier über Eckehart, den Geist des Hasen und die klare, gefahrwitternde Panik des Vorfrühlings bemerkt ist. Diese Geste des Lama aber traf mit zwei, drei anderen, wirklichen Wahrnehmungen dort zusammen. Der Bahndamm, wo ich da lebe, ist recht interessant in den astronomischen Himmel gebaut, so auch darin, daß man den Mond zuzeiten genau am Bogenrand der Brückenwölbung entlangziehen sieht. Schon früher, im Gebirge, hatte ich mir ein Auge gemacht für das Vergehen und Erlöschen des Mondes und mancher Sterne an Bergrändern. Hier, zuhaus, schaute ich öfter zu, wie das Sonnenlicht köstlich, gleich Syrup, in den Horizonträndern (flach wolkig meist) erlosch, oder wie es zuallererst in Morgenhorizonten gleißend hervorquoll. Auch war immer Gelegenheit, dem zeitweiligen Verlöschen der Sterne an Ast- und Zweig-rändern naher Bäume zuzuschauen. Das ist wirklich unterhaltend, weil das nicht einfach geschieht, sondern da ein gewisser Moment ist, eine halbe bis zu zwei Sekunden lang, oder mehr, wo der Schattenrand erst die Öffnung der Pupille im schauenden Auge durchmißt, und dieses "Duweißtschon" wie ein wissender Seitenblick, als es da einleuchtet im Vergehen des Sterns, 156 schaut eben auch aus den Worten Platons, wenn man nur eben mal in die Texte schaut, um zu finden, was da wohl grad der Geist ist. Beim Mond aber an diesem Brückenbogenrand, wenn das Auge für die Bewegung der Sterne richtig wach ist, ist zu erkennen, wie er aktuell sich bewegt, d.h. Erde und Himmel sich gegeneinander weg drehen. Das zu sehen, muß man ein wenig den Atem verhalten (zu der Zeit übte ich auch eine Meditation, die mir, vielleicht von der Ratte her, eingefallen war, atmete so wenig wie möglich nur so in routinierter Ventilation, sondern hielt den Atem im Leib, ließ nur aus und atmete wieder zu, wie ich spürte, daß der Leib nach Sauerstoff verlange - das kann so stundenlang weitergehen und macht den Leib-Atem-geist ungeheuer fest & klar, mit entsprechender Wirkung auf die Erkenntnis- fähigkeiten des Geistes, des Hirnes mit den Sinnen). Wo man aber so stillhält im Atem-Lichtgeist des Leibes, da wird, wie sonst manchmal auch beim Liegen und Schauen ins ungemessene All der Galaxis, eine Art Lift bemerkbar. Der so atemfeste Leib scheint sich ein wenig in den Himmel zu heben, und mit der Geste des Lama im Nebenbild fiel mir auch prompt ein, wieso. Ich nahm Papier und Stift her, kannte die Formel, nach der Zeitlauf und Raumferne bei Orbitalbahnen berechnet werden (eine der galileischen Formeln wohl), wußte ja auch, in welcher Distanz zur Erde geostationäre Satelliten umfahren, und rechnete mir daher zusammen, daß hier in Europa die Zentrifugalkraft aus der Erddrehung wohl 1/40 ungefähr des Massegewichts jedes physischen Körpers, auch der festen Erde usw. allevieren müßte. Daraus wohl entsteht bei geeigneter, klarer Konzentration auf damit funktional direkt verbundene Effekte, wie der Lauf der Sterne, des Mondes usw. im Himmel einer ist, dieses Liftgefühl. Dieses selber nannte ich die Seele, die Fliehkraftseele des Körpers. Da ist ein sicherer Effekt, der sehr vergleichbar ist dem der Beseelung aus dem großen Atem des Meeres, wie er vor allem bei Platon den Geist so klar und dicht macht. Die Phänomene, woran sich das verdeutlicht, sind unmittelbarer und akuter als der Atem aus dem Himmel über dem Mittelmeer, aber die Empfindung, die von daher sprechen macht, ist in demselben absoluten Raum. Die Figur des Lama aber verdeutlicht auch noch einen Aspekt aus dem Hausbuch der Tibetaner, dem sogenannten Totenbuch (ich nenne es, solcher Wahrnehmungen wegen, eher: das Buch jenseits Tod und Leben, weil es von Dingen spricht, die für Tote und Lebende gleichermaßen gelten): dort gibt es einen Horizont von Wesen, genannt die Wissenhaltenden. Diese haben meist die Gestalt von Tieren, die wieder manchmal Menschengestalten zerreißen oder einen Leichnam als Keule umherschwingen (die Pferdegöttin - das Gleichnis paßt gut auf den Rittergeist). Woanders im Totenbuch heißt es: man muß auch anhalten können, um nicht dauernd von einer Wesensform in die andere gejagt zu 157 werden. Und so beleuchtet sich, was das heißt: die Wissen-HALTENDEN, weil eben, wie Interferenzwirkung an einer Schneidkante, im Innehalten eines wissenden (seiner Welt weisen) Wesens das spürbar wird, was einem dieses andere, selbsteigene Wesens-Wissen zu sagen hat. Dies zeigt sich dann in meiner kleinen Garten-Felderwelt, wenn bestimmte Tiere sich nahe (sehr nahe, für allgemeine Verhältnisse) zu mir gesellen, halten sich da still für einen längeren Moment und lassen aus sich oder aus ihrer Welt auf mich emanieren, was sie wohl meinen können. Da tun sich besonders hervor die Rehe (die oft nach kurzen Bissen in ihre Lage sich wieder aufrichten, schauen zu mir her und lassen es merkbar durch ihr Auge zu mir herströmen), der Hase, der Habicht und die Amsel. Der Habicht setzt sich auch gerne auf Zaunpfosten bei der Kuh, und die beiden, Kuh und Habicht, halten dann sooo - für ziemlich lange Licht miteinander; da scheint gutes Verständnis miteinander zu sein. Hasen hab ich schon angetroffen, wie sie unmittelbar mit Raben bei Feldecken zusammensaßen und unterhielten sich so insgleichen. Der Hase spielt aber auch gern geometrisch-dynamische Theoreme, hat klare Sachen auf die Sonne, die Sterne zu zeigen und führt mir manchmal genauer vor, was er meint, witzelt schonmal über pow! Gewehrschüsse, oder baldowerte mir einmal in gut sichtbarer, mittelferner Feldlage mit anderen vor, als wenn er da ein Grabenloch anlegte und grübe sich mit einer Schußwaffe ein. Da zeigt er ganz speziellen, dramatischen Sinn, kann einem richtig Ungemütlichkeit projizieren, und diese Szenerie damals spielte durchaus mit bei meiner Leseweise der Ereignisse um Ernst Jünger in der Todeswüste des Ersten Weltkriegs. Die Amseln, wie die kleinen Strauchvögel überhaupt, haben viel mehr Spaß an wirklicher, lebendiger Bewegung - da spricht das Verhalten insgesamt mehr als das Innehalten. Amseln sind sehr feinfühlig, erraten mich aus dem Herzen viel vollkommener, als es äußere Beobachtung zustande-brächte. Als einmal die Kaninchen hatten bei meinem längeren Fortsein den Garten verwüstet, schimpfte ich, gar nicht laut, darüber vor mich hin, und aus dem Busch vielleicht 50m weit weg, wo die Amsel mich wirklich nicht hätte direkt hören können, stimmte eine mit tief empfundener Empörung leise gluckend zu. Amseln in vorgartenreichen Gegenden wachen gerne auf das Menschenhaus, hüten das, so wie man sein eigenes Nest hütet, und oft, wenn ich an solchen Plätzen vorbeikomme und eine Amsel sitzt gerade im Vorgarten, da zeigt sie mir in kleinen Verhaltungen, welchen Charakter die Menschen und der Haushalt haben. Da sind sie das lebende Adreßschild des Seelenwesens an diesem Platz. Und genau dies meint der Term: wissenhaltende Gottheiten (: Wesen) tierischer Gestalt. Daher, weil das oft so spricht, habe ich mir mehr kursorisch einen weiteren Kalender solcher Wesengeister angelegt, die hier eher Wissenhalter-Charakter machen als im 158 vergleichsweise wilden und titanischen Tibet. Da sind natürlich die ohnehin menschennahen Tiere mit dabei: das Pferd, der Hund, die Kuh, die Mücke, die Fliege, Rabe Hase, Amsel, Rotkehl, Meise usw.usw. usw., das hat nicht leicht ein Ende. Im Totenbuch gibt es auch ein großes Bild, das Toten- gericht, wo Yama, der Totengott, auf einem Menschenleichnam steht. Dieser wird Nara genannt (eine weite Assoziation mit "Narr", als wie eitel nichtig, ist möglich). In der Welt der Tiergeister gibt es dann auch ausgeprägte Formen, die nur Nara-Charakter haben, als da wären der Wurm, die Maus, die Ratte, das Kanin, die Taube, irgendwie blindwütig hervorlebende Wesens-Halbgeister, die immer Anderen zur Beute fallen werden und keinen autarken Geist haben, nur ephemere, oft despotisch sich erweisende Intelligenz behaupten und auch an anderen Wesen nur das Unfreie und Begrenzte wahrhaben wollen - Wesen ohne wirkliche Seele, die aber auf ihre Weise sehr tyrannisch zu sein verstehen in einer Art böser Moralistik. _________ Ewige Wiederkehr: Nietzsche ist doch vor allem Literat (manchmal meine ich, der sei ein Avatar, der eines iranischen, etwas verdorbenen mystischen Studenten (oder so etwa), etliche Jahrhunderte her, der etwas beweisen wollte - das würde sich zum Beispiel verdeutlichen im Paradigma des Willens zur Macht, auch in dem Nara-Schicksal Nietzsches, dem Zerbrechen, als er gerade das Wesentlichste schon gesagt hat (die Materialsammlung zur Umwertung aller Werte, dieses wirklich gute Zeug) und nur noch an sich denkt, aus erstem Erfolg, als die Welt etwas um ihn zu geben scheint; das ist aber wirklich nur literarische Konjektur meinerseits), daher die "Ewige Wiederkehr" erst einmal sollte bei der Literatur selber ansetzen, der Mechanik von Buch und Schrift. Alles wiederholt sich da, Blatt, Spiegel, 30-40 Zeichen, damit dann Worte als Zeichenfolgen, aber nun hier wird es lebendig, weil diese Wort-Zeichen Bedeutungen implizieren und im Gang der gedanklichen Argumente unablässig in ihren Bedeutungen nuancieren. So aber, wie Worte in mehrerlei Bedeutungsnuance anklingen (sonst wäre das Wortemachen ja nur Stereotypie), lernt schon jedes wache Kind, aus dem Gebrauch der Worte die Idee des damit Bezeichneten herauszuhören (DA ist die Vernunft in ihrer apriorisierenden, antizipierenden Fakultät!), nimmt das selber an (das Wahrnehmen) und versucht es, wenn möglich ganz bewußt, selber zu verwenden, vergleichbar der Integration von verschiedenerlei Sinneseindrücken, um z.B. dem Bewegungssinn (der ja auch eine integrale Leistung ist, nicht nur eine einzelne Funktion oder eine mechanische Addition solcher Funktionen) Gestalt zu geben. Dabei kommt es wohl zunächst öfter zu Irrtümern, weil die Bedeutung des ideell Erfaßten begrifflich noch nicht 159 genau genug umgrenzt ist, aber jederzeit Präzision annehmen kann: der reine, kluge Intellekt der Latenzzeit, wo auch das Leben selber sich mehr entäußert als es sich umgrenzt oder auf Soliditäten verwiesen findet. Diese allgemeine Offenheit für weitere Bedeutungspräzision schon soweit angenommener Begriffe und Ideen reflektiert bei Nietzsche in dem Satz, der Erkenntnisprozeß sei niemals abgeschlossen - das muß man eher so sehen wie den Himmel, der bei allen begrenzten und bestimmten Begegnungen und Akten der Elemente und Wesen mitgegen- und gewärtig bleibt. Auch das Erkennen mittels Ideen, Konzepten und Begriffen beschränkt sich (tendenziell) niemals auf das nur bestimmt damit schon Besagbare und arbeitet z.B. in der geistigen Dimension, wo Gleichnisse und Analoga praktisch (in einem tätigen, wachen Geist) immer erprobt und in einem müßigen, nicht notwendig bewußten Spiel kombiniert werden, an den Möglichkeiten, allein per Gewahrheit und etwas Sinnesfunktion Sagbares und Meinenswertes aus sich und der Welt zu exaktieren. Das Bewußtsein dafür gleicht elementar dem Sinn für moralische Wahrnehmung, aber Moral selber ist kategorisch, hermetisch und rigide, und eben daher kommt Nietzsches Wetterstrahl gegen die Moral, die Moralischen und die Moralisten. Dies hier nun fiel mir ein, weil an einer Stelle des Textes, wo es gerade ein paar Seiten weiter ist als das Kapitel "Nietzsche", eine Texttautologie eigener Art erscheint, indem da dreimal an derselben Stelle der Zeile ein W steht, zunächst ein kleines, darunter zwei große. Ein genauerer Blick deswegen sieht, daß bei den beiden unteren auch das ganze Wort sich wiederholt: Werden. Und ohne einen weiteren Blick auf das, was das Schriftfeld umher sagt, weiß ich doch, daß dieses Wort sich nur wiederholt, weil es da in zweierlei Nuance, zweierlei semantischem Kontext aufscheint. Und damit der Ansatz zu dem hier grad Bemerkten. Wo Materialismus ganzen Sinn macht: Jedes eigene Ding oder Wesen, das Anderem gewahr werden kann, besteht doch aus Materie. Und diese Materie ist doch immer, elementar, eine andere als die, aus der ein anderes Wesen oder Ding besteht. Und dieser Unterschied nach Materie hie und Materie da besteht doch absolut, aus dem Urgrund her, wo Materie erst entstanden ist und unterscheidbar wurde, das eine Quantum vom anderen. Da ist eine Faser bis in die letzte Wurzel der Weltesche hinab, an der ein guter Nerv ist nachzudenken über das Wesensgleiche und das konkret Verschiedene, und vielleicht ein Ansatz, die pythagoräische Weltlehre von Form und Materie ein wenig zu verdichten. Alleine schon, wie man das Mitexistente ansehen kann mit diesem Aspekt! Was vermag denn da das Eine über das Andere, wenn nicht im Geiste! Und was kann dieser sein! 160 ...Kampfschwimmer des Unbewußten... _________ ermittelte Daseinszwecke (Heidegger)... _________ Die Ökonomie des Unwillens... _________ ...die Atome der sinnlichen Wohlfahrt... _________ Turbo-Protzentum. _________ Seine Schoßhexe... _________ Technologisches Lumpenproletariat... _________ Eudämonie: Die Menschenwelt ist doch nun schon so alt und hat ihre wirklichen Großartigkeiten. Da lohnt es, sie in ihren Werken und Errungenschaften daraufhin anzusehen, was da spricht, und wovon im Weiteren (Weisheit) das sprechen mag, was da spricht. Notwendigerweise kann ein solcher Blick sich nicht darauf beschränken, nur die Existenzbedingungen, und Meinungen damit, der lebenden, wesenden Menschen selbst anzusehen, aber die Ereignungsformen des Daseins selber, die Bedingung zu solcher Weltschau sind, dürfen per se auch als gut gelten. Das zu erkennen und zu würdigen unterhält auch die Klugheit, die nicht umsonst als Tugend gilt (indem sie den Klugen in gutes Maß mit den erkennbaren anderen Tugenden bringt, ihn dort erhält). Über solche Belange, meine ich, äußern sich vor allem Nietzsche und Heidegger, auf zweierlei sehr verschiedene Weise. Strukturalisten wie Merleau-Ponty spielen die Klugheit eher praktisch aus, lassen die eudämonistische Perspektive dabei unerklärt. Das versteht sich da gewissermaßen von selber. Gerade Paris mit seinem Reichtum und seinem manchmal himmlischen Klima läßt dem Geist da viele Freiheit und Möglichkeit, großzügig über eine (gut gespürte) Welt zu empfinden, die Dinge, wie sie sind, gut sein zu lassen und aus einer ätherhaft feinen Aura mancher Zeiten nach dem zu schauen, was da eigentlich 161 der Menschheit den Geist macht, denn offenbar ist es da mit den irdischen Vordergründen der Menschenwelt alleine wirklich nicht getan. Dem hilft zu erkennen auch ein Witz auf, den anderswo zu finden nicht leicht gelingen will, indem z.B. an manchen Plätzen Bauten stehen, bei denen das Erkennen vor Verdutzheit implodiert, oder immer wieder Gags plaziert werden (auch in der Reklame), die von einer weither gekommenen Gedankenarbeit sprechen, ohne selbst den Intellekt unmittelbar zu sehr zu beanspruchen. Das gibt den Menschen Ahnung, wie sie allgemein im Stadtbild immer sinnfällig unterhalten wird, und damit eine Art geistiger Permeationsfläche, wohindurch eben der Blick sich öffnet für solch eudämonistische Ausschau. Da spricht Laune, die tief wach hält, und die Zeitlichkeit verliert ihre bezwingende Vordergründigkeit. Der Boden der Stadt gehört (gewissermaßen) den Eidechsen, der Himmel den weitschauenden Vögeln (das zeigt sich vor allem an bestimmten Bautenformen) - damit die Fixheit im Tagesleben und die überzeitlich-zeitlose All-Klarheit im Geist. Diese beiden Elemente vor allem unterhalten und energetisieren die Sinnlichkeit dort, der sonst das Tagbild der Stadt eher widrig ist. Paris hat Atem, richtigen Äther. Auf einer der Vorort-Bahnstrecken, die ich gewöhnlich mindestens einmal pro Tag entlangfuhr, sieht man jede Menge noch wie dörfliche, und mittelalte moderne Besiedlung, dazu Gewerbeplätze, wie sie gleich neben die Eisenbahn passen. Linkerhand irgendwo in dieser Gegend mit Namen Alfortville eine modern eckige Schule, zwei oder drei Stockwerke hohe Pavillonbauten. Während einer dieser Fahrten meinte ich, im Seitenblick dorthin, gesehen zu haben, daß ein Objekt, so hoch wie das Gebäude, in Form eines riesigen Füllfederhalters, da aus dem Schulhof bis an die Dachrinne lehnte. Ich kam bald genug wieder dort vorbei und schaute extra, aber nichts dergleichen war mehr zu sehen. Zu sonderbar. Ich hätte können schwören, das Ding dort genau gesehen zu haben. So ist das mit der zeichengebenden Eidechsenfixheit (in der Gegend der Bahnanlagen zur Wiederherrichtung der Züge, nicht viel weiter draußen, sind jede Menge davon, aber natürlich nicht mehr in der großen Stadt selber - die Eidechsen kommentierten das so, daß einst eine zu finden war, die war tot und stand dabei auf ihren Beinen, fest auf den Kabelkanaldeckel geheftet, mit Blickrichtung (des Kopfes) gegen die Stadt hin; die Kabelkanäle dort, zwischen einem Aschenpfad und dem Bahngeleise, sind der Aufenthalt der Eidechsen - daneben lungern die gerne herum, sonnen sich darauf und verschwinden fix darin, wenn Lebendes sonst in die Nähe kommt). (Eidechsen sind eine Gesellschaft für sich: 162 in einemTierladen in N** sind meist welche ins Schaufenster gestellt, und mit denen sind kluge Unterhaltungen durch die Augen (mit Gesten) jederzeit möglich. Die zeigen oft, bei Sonnenschein, auf alte Sandziegelgiebel gegen- über, mit dem Bedeuten, da seien (zu Biedermeierzeiten circa) Ihresgleichen gern dran herumgeklettert - das kann ich glauben. In Griechenland, das doch ein quintesentielles Echsen- und Reptilienland sein müßte, habe ich wirklich gut Ausschau gehalten, aber in all den Zeiten, wo ich dort weilen konnte, hat sich nicht eine einzige gezeigt. Das schien mir doch sehr Bedenkliches über Griechenland zu sagen. Das kann gar nicht wahr sein. Eidechsen zeigen sich wirklich gerne und sind auf ihre Weise sehr mitteilsame Leute. Wenn da, in gut heißer Gegend, gar nichts sein will, dann ist was kaputt. Ich weiß allerdings bis jetzt nicht, was, denn das Griechenland der Menschen scheint sonst ganz in Ordnung zu sein. Manche Eidechsen sind nicht einmal scheu. Im Burgpalast von Mailand, der ganz aus Ziegeln erbaut ist und sehr große, lauschig kühle Höfe hat, hielt sich einst eine an der Wand, lief auch nicht weg, als ich mich näherte; also sprach ich zu ihr, zeigte ihr einen Finger und machte deutlich, daß ich, piano piano, damit an ihre Nasenspitze tippen wollte. Das war ihr durchaus recht, und sie hielt still, schaute heiter, daß ich ihr tatsächlich ganz eben die Nase berühren konnte. Das ist ja der Grußort der meisten Tiere, die Nase, wo der Atem ist und man sich auf die Welt wendet.) Was Witz in Paris angeht: mein Vater, der als Ingenieur öfter in Frankreich zu tun hatte, besuchte dabei auch gelegentlich Paris, eher wie ein Tourist. Machte natürlich Fotos von diesem Aufenthalt, und einmal kam ich dazu, diese, zwischen vielen anderen, die er hortete, zu sichten. Dabei fiel eines total aus aller Gewöhnlichkeit. Da hatte er ein Individuum abgelichtet, einen schmalen Menschen, vielleicht 30-35 Jahre alt, der über die Straße dahergekommen war in einem schwarzen Anzug, ein etwas prätentiöses schwarzes Cape um die Schultern gehängt, mit leuchtend rotem Futter. In der Rechten hielt er eine schwarze Mappe und trug in der Linken eine mindestens 40 cm lange, breite Feder. Ah, verstand ich, ein Literat! Aber was das soll, eine so spezielle Ausführung des Typs! Filme (8 mm) hatte mein Vater auch fabriziert, als er mit einem befreundeten Architekten in Paris gewesen ist. Ein Projektor war zur Hand, und ich schaute mir das an, in einer kleinformatigen Projektion auf die nahe Wand. Es war nicht viel Besonderes los. Die breiteste Szenerie gab eine Fahrt mit dem Auto durch die Stadt. Mein Vater lenkte und fuhr, sein Compagnon filmte. Als die Tour eine weite Kurve über die Place de la Concorde nahm, hakte der Film und begann, durchzubrennen. Also schaltete ich hastig ab, aber dabei drehte sich der Schaltknopf ab, wodurch der Projektor praktisch unbrauchbar wurde. Ich ließ den Film so darin, wie er festgeklemmt war, und stellte den ganzen Apparat weg. Auch solche 163 sekundären und tertiären Ereignisformen um den Focus Paris muß man, meine ich, noch mit in den Witz der Stadt rechnen. Derlei beweist sich auch in anderer, noch viel gewaltigerer Hinsicht, weil doch diese immens moderne und technisch, zivilisatorisch usw. anspruchsvolle Stadt weitverzweigte und gut gepflegte Nerven hat mit einer ganzen, wirklichen Welt. Usw.usw. _________ "Kadervorbehalt..." _________ Ein bißchen Langeweile. Ich wüßte mir noch ein, zwei allgemeinere Themen, die hier gut Raum machen würden, finde aber, es ist die Zeit nicht dazu, das jetzt anzugehen. Ist grad nicht die rechte Tiefe im Plafond. Was kann ich sonst tun (nach dem Abendessen)! Die interessanten Gegenden des Planeten-himmels für dieses Jahr (sehr! interessant) habe ich schon herausgezeichnet, und die für's nächste wären eine Idee, sicher. In dem Wust von Papieren fällt mir ein Sortiment Kopien aus dem Wörterbuch philosophischer Begriffe entgegen (zufällig interessant die sonst eher kursorische Erläuterung aus dem Chinesischen, Shen und Gui, Geist und Dämon). Auf einer Umseite aber eine längere Notiz aus der letzteren Zeit der Bibliotheksbesuche in D. Da hatte ich mir Zahnarztadressen auch herauskopiert und die Stadtkarte aus dem Telefonbuch. Zeit für einen Besuch beim Zahnarzt ist es bei mir nämlich eigentlich immer, und ich komme verreckt nicht dazu, ganz abgesehen von den Unmöglichkeiten, sich mit Eintags-Behandlungsscheinen aus dem Sozialamt gut versorgt zu finden oder der immer geltenden Wahrscheinlichkeit, an irgendwelche nonchalanten Wurstfingerdreher zu geraten, die mein Gebiß schlimmer weggeben, als sie's zu bearbeiten gefunden haben werden. Eine allgemeine Schau über das in der Karte abgebildete Siedlungsland der Gegend, dazu die vielen, vielen Namen im Telefonbuch - ach, meine Seele will verzagen angesichts der Allgemeinheit gewöhnlichsten Menschengeschicks (lauter Existenzadressen), die sich darin abbildet, und das Siedlungsland im Rheintalboden, schon auf Sand in der Tiefe auseinanderlaufend wie Steine in einem Sandhaufen nicht zueinander-halten, zeigt mir: da will kein Anfang sein und kein Ende, mit solchem Dasein - nicht einmal die Marksteine des Sittlichen, Geburt und Tod, haben dezisiven Wert. Keine Grenze, keine Mitte, the sands of time singing, Sirenentöne wie in den fluchtigen Weiten des Weltalls. Bei mir auf der süßen Lößcrotte gleich über der Uferkante des Urstromtales ist alles von so selbstverständlicher, Leben atmender Notwendigkeit, Alles spricht einander zu und hält zueinander, gibt einander das Leben hinzu, und dort sieht Alles so vergebens aus, 164 nur von Tagesgesten wie notdürftig zusammengeklammert, also - aber der Sirenengesang aus dem Talboden (beim Nachschauen in Berichten über die famosen Rheinlaufänderungen seit dem 15. Jahrhundert, die das halbe Land dort von der bergischen auf die Neusser Seite brachten, fand sich die geologische Karte, wo die langen, einander überziehenden Sandfahnen aus den Eiszeiten schön abgebildet waren) - da kam unmittelbar etwas wieder, und das liest sich in der Notiz (unverändert, wo ich das Sagbare darin vielleicht noch genauer fassen würde) so: Die Erde ist der Somagrund des Lebens. Die Erde träumt das Leben. Das Leben träumt die Frau. Die Frau träumt den Eierstock. Der Eierstock träumt das Ei. Das Ei träumt das Wesen, das es sein wird, und schon die Erde, Traum des Alls, hat es gewußt: so trägt Dich die Welt hervor. Vergehest Du aber, so wieget sie Dich ebenso wieder davon. Wer zu vergehen weiß, des Wesen findet auch manchmal aus dem Weltgrund wieder in Lebensgestalt. Die Erde, das All, WILL werden, was das Wesen dann ist - daher ist ihr Traum ungebrochen bis in die seinen Träume... Was "Sein" heißen soll, also, setzt bei Descartes (und, hier nun bemerkt, bei Leibniz) an, aber so: Wesen und Dinge existieren erst einmal nicht notwendig, um sich als solche in Anderen sinnlich abzubilden (ein winzigster Käfer, der hier über's Blatt kroch). So, wie das Selbst Descartes', das sich bis zu letzter Selbstbewußtheit reduziert, selbst von seiner Körperphysik abstrahieren muß, so ist jedes Seiende in der Welt dies selbst ohne Betracht auf seine Objektivierbarkeit. Das, soweit es sinnliche, bewußte Erkenntnis angeht. Physisch natürlich ist es nicht so abscond, da es dort obskur wahrnehmbar bleibt und ohnehin sich negativ dialektisch auf das Ganze der übrigen Welt bezieht. Was das Einzelwesen ist, kann die Welt nicht sein, und was die Welt, das Einzelwesen nicht. Das versteht jedes Tier. Von diesem Verhalt her auch ein Schlaglicht auf das gestörte Verhältnis des Barbaren, des Artwesens mit einfachstem Weltgeist, zur Differenzwahrnehmung in Artgenossen, aber auch dem Tier - mit dem neigt er, sich zu vermischen und zu vergleichen. (Der nimmt das Tier also nicht nach dessen Art wahr, öffnet seine Psyche zur Eigenpsyche des Tiers, sondern argumentiert geistlos 165 inclusiv: wir beide zusammen sind... - damit ein Verweis auf die Gründe, weshalb die Menschheit dazu tendiert, unnötig viel zu viel zu werden, auf Kosten aller Natur, selbst ihrer eigenen.) Die Transzendenz (Pseudo- transzendenz) des Alle-wie-eins-Sehrvieleseins, ohne Rücksicht auf gutes Weltspiel, ist ein atavistischer Törn angesichts der Endlichkeit und Begrenztheit des eigenen Daseins, der Unfähigkeit, die Welt über die Grenzen des eigenen Vergehens hinaus zu erkennen und zu bewirken. Und dabei haben die Ägypter so viel getan, dem Geist da aufzuhelfen. Fraglich, ob der krude, ametaphysische Materialismus (Ratte, Maus) damit einfach nur eine Folge der Sinnenverarmung im Lebenskommunismus ist, oder ob das allgemeinere, konzeptionelle Gründe aus solcher Wahrnehmung hat. Das Problem ist jedenfalls so alt wie Barbarenart in der Welt. "Psyche" als das an der Welt, was sich im Menschen (Lebewesen) abbildet. Damit ein Ansatz (: Pneuma), mit dem Konzept der endlichen Abbildung einer endlichen Welt in der endlichen Dimension eines Psychewesens im Empfinden und Erkennen über die endliche Dimension von Sein & Abbild hinauszukommen. Dies liegt nahe und ist in der Natur der Psyche angelegt, alswo diese eine transzendente (bei Kant: transzendentale / für hier bemerkt) Dimension in sich hat, bei der Beschaffenheit der Welt (Dimensions- unterschied des Unmittelbaren zum Ferneren, nicht direkt sinnlich Wahr- nehmbaren) über den unmittelbar realisierbaren Raum, auch den Zeitraum, hinauszukennen weiß. Die sonderbare Zeichenkultur der Menschen, wo Zeichen, Bilder, Schriften auf der einen Seite solch transzendierende Wirkung leicht tun mittels geeigneter Effekte in anregbaren Selbsten, zugleich aber eine Kultur der De-Transzendentalisation gehegt wird, wo weitschauende, lebende Erkenntnis sich wie tot niederschlägt in finalen, jede Geistes- bewegung beendenden Abzeichnungen der Welt, oder der Verhalte in ihr. Der Intellekt der Hefe. Oder: Semiologie, was heißt da Sein und Nichtsein... (Das wird in dem Übrigen hier am besten verdeutlicht in der kleinen Studie über den Unterschied von Nominalisten und Universalisten.) Anderer Weltalter schönstes Wetter mitgenießen können: welch ein Himmel! Was liegt an dem, was nur ich selbst erlebt haben werde, gar noch mitsamt allem lauten Kommentar der Zeitgenossen! ... Soweit die kleine Originalnotiz. Beim Abschreiben zu Beginn wurde mir doch ein wenig übel im Leib. Vielleicht, weil das Abendessen noch nicht 166 ganz assimiliert sein will, oder weil mir der Sand da aus dem Kartenbild so silikaten mit durchschaut, oder auch, weil das oben auf dem Ackerlöß geschrieben ist (vermutlich), der für die Empfindung, welche einem längerer Aufenthalt hier auf dem physikalisch ganz anderen Gegengebirge macht, wirklich etwas sehr stark ist. Ich selber dort drüben blühe und energetisiere mich mit diesem sehr dichten Boden bis in das letzte Atom meines Leibes - da ist kein Unterschied im Empfinden zwischen mir und der Erde, durchklärt von einem Atem, der unmittelbar aus dem weitesten (Nacht-) Himmel in mich eingeht. Aber zudem ist das Geoklima gerade hier auf dieser Sandschieferklippe ein wenig unbekömmlich, wirkt sich zu bestimmten Tageszeiten stark entstellend aufs Psychosoma aus. Das ist im Menschenbild ganz deutlich abgebildet, und auch die Stadt drunten, so, wie sie sich im Nachrichtenbild der hiesigen Zeitung, auch in deren Textkonzept selber, abformt, spricht von nichts Anderem. Mit anderen Worten: ich würde hier, aus dem Lebensgefühl vom reichen Löß her, niemals ungenötigt längeren Aufenthalt nehmen, allenfalls, wie oft woanders auch, nur für kurze Weile, auf Fahrten, dort ein, zwei Nächte, höchstens, flachmachen (in der Landschaft ohnehin, nicht in Bauten oder gar im offenen Streubild der Stadt). Solche Gegenden (vergleichbar) gibt es nämlich viele in Deutschland, und von daher (Fahrten) habe ich so meine Gewahrheiten und sinnreichen Gewohnheiten. Von diesen unmittelbar so notierten Gedanken dort zu lesen also macht mir diese Empfindungsdifferenz zwischen Dort und Hier unmittelbar wieder bewußt, aus dem Leib her, wo die Selbstverständlichkeit und Totalität solchen Empfindens zuhause ist, sozusagen. Der Beginn der Notiz ist, auch in der Wortwahl, von etwas romantischer Anmutung (im Sinne jener Kulturzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts), und was da sonst geschrieben ist, liegt praktisch im Perspektivpunkt vieler Dinge, die hier im Weiteren des Heftes ein wenig ausgefahren wurden. Die Notiz markiert gewissermaßen das, was hier öfters als das Standnehmen bei Heraklit berufen ist, ein Sichfassen, um von daher sodann, bei geeigneter Anregung (die kleine Philosophie- geschichte) und genügender Muße und Laune, aus diesem Begriff her loszulegen. Im Übrigen soll die Abschrift nur zeigen, wie sich sonst die Weltwahrnehmung bei mir literarisch umsetzt, mit etwas anderem, selbstverständlicherem (damit aber auch unanbringbarerem) Timbre als in den hier improviso ausgespielten Wendungen, bei denen immer, so oder so, der Hinblick mitspielt darauf, daß ich dies nicht einfach für mich schreibe wie jene Notiz, sondern ein wenig Dichte kondensiere in einer ganz klar vorgegebenen zuständlichen (räumlichen, sozietären usw.) Gegend. Die Notiz hat alles das in einer Hand, was hier dann in so vielen beiläufigen Gewahrungen noch einmal herausgearbeitet ist. Dazu ist das das Siegel, 167 sozusagen. Die Semiologie erscheint mit darin, weil die kopierten Umseiten aus dem Philosophie-Kompendium unter Anderem darüber handeln. Solches Zeug zu lesen, zu sehen nur, macht mir Übelkeit, diesmal im Geist, und wiederum das Stückchen über Nominalismus / Universalismus darf erläutern, wieso. Gerade eben brachten Zeitungen ein Foto des als Semiologe geradezu berüchtigten Umberto Eco, anläßlich seines 70. Geburtstages. In seinem sicher beachtlichen Selbstbewußtsein schaut er aber so unangenehm scharf aus den Augen - das muß den doch selber schmerzen, unmittelbar und mit dem, was sich ihm so ersieht. Was der schreibt, kann ich so wenig lesen wie die großartigen Feuchtheiten des Garcia Marquez, aber aus anderen Gründen. Für meine Wahrnehmung ist das wichtiger Kindergarten, was der da verkauft. Der zeigt den Leuten ihre Nasen in SEINEM Buch umher, und, o.k., mir bekommen die Genialitäten der alten Griechen besser, wo ich wenig lesen muß, um zu verstehen, positiv, wovon das Ganze spricht, und im Aufblicken davon finde ich unmittelbar noch zudem zu wissen und zu erkennen, alleine aus dem inneren Blick, den so wenig wirkliche Wahrheit mir macht. Was soll ich mir mit solchem Zeug wehtun, das genau so NICHT ist. Ecco. Becco. _________ Wie das ist, wo alles Lebende zusammenhält: die (mit Kant z.B.) zweck- bewußten Halbgeister denken immer so flott an der lebenden Wirklichkeit vorbei - also! Die Kuh hat einen Zweck, die gibt Milch und wird zu Schnitzel; der Wurm hat einen Zweck, denn er lockt den Fisch auf die Angel und nährt die Amsel; der Mensch hat einen Zweck, denn er darf sich in die Liebe Gottes finden; das Atom hat einen Zweck, damit die Welt, aus so vielen Atomen, auch einen hat - das ist alles so vernünftig und schaut nicht einen Moment lang hin, womit es das wirklich zu tun hat. Hat doch keinen Zweck - Kant, der wäre bei Heraklit nicht einmal im Kasperltheater möglich. Aber in Preußen erklärt er eine ganze Welt, die ihre Zwecke kennt und dann den Geist für beliebige Indulgenzen übrigbehält. Schließlich: wo Alle gleich vordergründig sind im Faktischen und in der Moral, gehen dann nachhause in ihr An-Sich, da bleibt ihnen viel zu raten, was in allen anderen An-Sich so gleichermaßen jenseits der Zwecke wohl tatsächlich lossein mag - ach Du lieber Gott, das ist doch interessant! Eine so richtig hekatische Zinnspuckerwelt wie das! Alsoo - in der wirklichen Welt der Wachsamen und Gewahren ist das schon auch ein bißchen so, aber es ist nicht auf die sehr begrenzte Gegend menschlicher Zweckgesten reduziert und was in dem Geheck sonst noch an Grillen blühen mag. Wenn ich, in meiner kleinen Gartenwelt, den Tag mit Fliegentotschlagen verbracht habe und bringe den 168 Abend mit Lesen und Schreiben bei Kerzenlicht herum, dann findet ein Seitenblick zum Lichte dort Ameisen, die einen Fliegenkadaver sorgsam fortschleppen, einen Käfer, der blindlings um die Kerze läuft, vielleicht eine Motte, die mich frech-fröhlich anschaut, gibt mir ein Augenlicht wieder und startet schließlich los, in ein paar Kurven nach der Kerzenflamme zu schlagen, gondelt aber dann davon und ist mir das, was ich will für Lebensgenossenschaft gemeint haben: nicht fatal verrückt. Eine andere, die dann herbeikommt, weiß das viel besser und stürzt sich, nach flatternden Beschwörungen, in der Flamme zu Tode. Aber selbst dieser Motte sage ich, wie der anderen, die hören kann: mach kein' Scheiß, flieg Dich nicht zu Tode. Selbst wenn ich doch vorher weiß, daß sie keine Vernunft hat, die sie retten könnte oder mir gar zeigen: ich weiß das schon, frag' mich nur drum, ist sie für mich als ein lebendes Weltelement vorhanden und jeden Atem wert, so lange sie nicht ihre Dummheit getan hat. Die Ameise läßt nicht verkommen, was ihr Volk gebrauchen kann, aber selbst da, wo der Zweckgeist am ehesten sein Muster zu sehen meint, sehe ich eher einen Sinn wirken (also: Sinnengeist) als einen Zweckgedanken. Ameisen denken nicht - das habe ich schon oft erprobt, und nie irgendwas dergleichen gefunden. Aber Ameisen wissen sehr sinnhaft manche Gesten zu erwidern, und das ist manchmal wirklich reizend. Auch die totgeschlagenen Fliegen sind zunächst einmal frech sinnige Gesellschaft gewesen, und erst, wenn's zu bunt wird, MUSS ich mit denen aufräumen. Da setzt es ein langes, gymnastisch forderndes Spiel, wo sie mich ärgern, verstecken sich teilweise, lassen Andere eher vor die Fliegenklatsche laufen usw. und die klügsten, die alle Anderen haben vorher draufgehen lassen, WOLLEN schließlich erledigt sein - das ist so sonderbar mitanzusehen. (Was "spanische Fliege" meinen will, sieht bei diesem Fliegenklapp-Theater dann auf einmal ganz anders aus: manche Typen von Spanierinnen ärgern ihre Männer geradeso, und wie das ausgeht, gleicht der willigen Resignation der letzten, klugen Fliegen, wo in dem Menschenspiel nach solchen Mustern, ohne kontrazeptive Klugheiten usw.usw. Tja. Die Fliege war schuld. Aber es geht da nicht um Zwecke. Finalität markiert in sich noch keine Zweckidee, einen Zweckverhalt - mitnichten.) Demgemäß ist also auch alles übrige Getier mir jeden guten Blick wert. Ich sage nicht: ach Du kleiner Käfer, was soll ich mit Dir reden, Dich holt gleich doch die Amsel, und ich schaue auch die Amsel nicht dafür an, daß sie mir Käfer aus der Welt pickt, sondern für das, was sie ohnehin, auch damit, ist. Jedes Tierchen macht seine Spur, und da ist es ganz und gar erkennendes Leben - was soll ich mir den köstlichen Blick darauf und damit verderben, daß ich unzeitig ihm seine Begrenzungen hinzusehe - die Lebenswelt ist nicht moralisch, und ich hätte nichts davon, es zu sein 169 im Unterschied dazu oder mit Meinung dagegen. Zweckedenken aber ist minimalmoralisch, da ist die Moral zugegen, aber wie tot. Ach. Also lebe ich mit allem, was leben kann und möchte, im reinen Licht bester Genossenschaft, und da der Tod, auch der größerer Tiere, mithinzugehört und die Ameise nicht immer alles erledigen kann, liegt auch manchmal Aas im Landboden, oder vielmehr erstmal: zu Tode Gekommenes. Aas gehört zur Lebenswelt des Landbodens dazu wie Pfeffer, der die Sinne der Lebenden schärft, ihnen die wirkliche Welt näher an die Sinne bringt, so, wie sie zum ganzen, wirklichen Daseinsleben dazugehören und gebraucht werden. Da zeigen manche Tiere sonderbare Moralität. Manche Tierarten opfern z.B. von ihrer Gesellschaft, bringen sogar Artgenossen mit hervor (die Fasanen), die als eine Art Dummies von vornherein zur Beute für die Jäger und Verfolger bestimmt sind. Ganz deutlich spielt sich da vor, wie alle miteinander wirklich ehrliche und geniale Artgenossen sind, aber wenn der jagende Tod naht, dann scheidet sich das Bild nach sehr Klugen, die richtig listig sind und der Jagd geradeweg Paroli bieten, und anderen, die gar nichts derlei bemerken und fallen unmittelbar zur Beute. Füchse hausten da einst umher, die mich sofort - zunächst einer - gleich im ersten Moment begrüßten, als ich dorthinzog. Dann waren's zwei, ein Rüde und eine Fähe wohl. Dann tauchte ein kleiner Fuchs auf, der hatte eine lahme Pfote und kroch offenbar in einer dichten Schonung unter, die sonst die Rehe und die Fasanen bewohnten. Der Kleine blieb da wohl, bis daß er wieder einigermaßen beieinander war, lebte vielleicht von Schnecken und Mäusen, und die Rehe hatten gar nichts gegen den. Als er wieder gesund war und schon größer, machte mir das Sorgen: ein Fuchs, das ist normal. Zwei Füchse, das mag angehen. Aber drei, ist das nicht eine Gefahr für die übrige kleine Welt da? Irgendsowas haben die Füchse wohl auch gemeint, oder, wie die Amsel, meine Gedanken erraten. Es dauerte jedenfalls keine zwei Wochen, danach, da fand ich den kleinen Fuchs tot an der Straße, war er in ein Auto gelaufen, usw. Der Habicht zeigt gern, wie man solch eine kleine Welt mit Geist regiert. Hält sich einen ganzen Schwarm von Tauben, die er regelrecht hütet, fliegt denen im Allgemeinen nur ein wenig Himmel mit, wenn die sich tummeln, richtet da die Gesten; irgendwann spielt ihm solch legere Regierung diese oder jene Taube zu, und dann ist sie fällig. Aber die Tauben bestehen sozusagen auf ihrer Autonomie, und so finden sich öfter welche, die sich zum Sterben in Strauch und Brennesseln gelegt haben, wo er sie nicht unbedingt zeitig genug findet. Aas sind die Tauben auch, nicht nur Blutbeute etc. Ähnliches mit Kaninchen, Mäusen usw. Kaninchen treiben's, bis daß wieder die Mixomatose etliche erledigt, und damit sehen sie kein bißchen besser aus als in den süffisanten Schlechtheiten, die sie sonst merken lassen. Der Habicht hält manchmal 170 ordentliches Gericht: dann legt er mir deutlich eine gute Beute vor (Kanin), läßt sie etliche Tage daliegen, und schließlich, wenn ich die Geste so verstanden habe, nimmt er sich seine Sache vor. Oder er hält ein Blutgericht, nimmt eine Taube so scharf auseinander, daß der Kadaver nur so kleckert vor Blut, und das so abgelegt an einem Platz, den ich selber zuvor ein wenig angerichtet habe, Gras dorthin gepflanzt usw. Der Habicht unterhält eine geradezu divine Liebe zu mir, oder zu dem, als was ich erscheine, und zeigt mir dies in manchmal unerhörten, genialen Gesten. Strafgerichte macht er auch, kurz und fertig. Mit Mäusen muß ich oft aufräumen und baue manchmal Fallen, Todesfallen oder Fangfallen, da mich die Totmacherei, so sehr die Aasviecher extra darum fragen, geniert. Wenn ich eine Maus fange, kann ich sie deportieren, vielleicht in eines der ferneren Dörfer, und da gilt ein ökonomisches Gesetz: wo schon Mäuse sind, ist die Tafel verteilt. Bringt jemand also eine fremde Maus hinzu, wird eine zuviel sein - nicht unbedingt diese, und die zusätzliche Exposition von Mausfell wird einen Verfolger im Auge (Greif) oder in der Nase (Katze) jucken, was niemals ohne Jagderfolg erledigt sein wird. Eine wird bestimmt übrig sein. Die Katzen haben mir dieses Gesetz ausdrücklich bestätigt, denn wo einer Katze etwas so zukommt, da hat sie ein wissendes Aufblicken gut, und die, welcher solch ein Maushandel zugutegekommen war, hob darüber das Gesicht, MICH dafür anzusehen. So geht sie, die Bilderbuchsprache der Tiere. Auch die Mäuse produzieren scharenweise Dummies, denn sie sind das Fritten-Kleingeld des Jagdbodens. Vielleicht hängt damit die unappetitliche Gewohnheit der Mäuse zusammen, Nachgekommene schon wieder in Tracht zu bringen, bevor sie noch haben ihre Augen öffnen können im Nest. Wo also Fallen sind (komischerweise braucht es die gar nicht: eine Zeitlang mußte ich nur einen Eimer voll Wassers in die Bude stellen, und so sicher, wie's Tag wird, war am Morgen da eine hinauf- und hineingesprungen und ertrunken), da laufen fast alle Mäuse im Bau dorthinein, aber immer taucht irgendwann eine Polytechnikermaus auf, macht sehr kluge, bedenkerische Gesten und sagt, sinngemäß: wie war das nochmal? Dann läuft noch eine andere hinein, und drob kommt die Technische wieder, zeigt: ah, ja klar! Und nie werde ich diese Maus mit einer Falle oder einer anderen bekommen, die sie studiert hat. Dann muß ich, leider, Gift anwenden, und obgleich die Mäuse längst die Giftweizenkörner aussortieren, wenn ich derlei dabeitue, erwischt es sie damit doch immer. (Auch sind die Technischen durchaus nicht immun dagegen, sich im Wassereimer selbst umzubringen.) Aus diesem Spiel also haben die Mäuse einmal IHRE Sache gemacht, ließen eine der Ihren in eine Fangfalle laufen, wo ich sie arretierte (um sie zu deportieren), aber da war etwas zu gut: am nächsten Morgen lag sie darin mit fünf oder sechs Jungen 171 am Leib. Zu komisch. Solch ein Mäuse-Wochenbett riecht sehr stark, stank mir geradezu in der Luft des kleinen Zeltraumes, also machte ich ein polytechnisches Muster davon, trug das (nun mit Stoff etc. ausgestopfte) Mäusenest hinüber dahin, wo ich meinen konnte, daß da ein Fuchsloch sei, und ließ es da. Brachte der Maus Pranzi jeden Tag, und die machte einen Punkt davon, sich jedesmal - Auge! - erkenntlich zu zeigen, wenn ich für sie gesorgt hatte. Leider kamen schon bald zweie von der Brut um. Daher trug ich den Käfig zurück in den Garten, verbrannte die kleinen Kadaver und stellte die Falle - des Geruchs wegen schon - nicht ins Zelt, sondern draußen auf den Wegansatz. Ich konnte die Maus ja nicht deportieren, weil sie woanders kein Nest haben würde etc., und sie zu ihrem Volk da wieder ins Zelt zu tun, kam nicht an - die Mäuse SIND eine Pest, da kommt derlei nicht infrage. Am übernächsten Tag, als ich nachschaute, war sonderbarerweise der Käfig verschleppt; ein Stoffetzen hing lang heraus, und eine der kleinen Mäuse fehlte. Wie das? Eine Katze? Ein Vogel? Auch tags später war an dem Käfig geplündert worden, und nur ein Mausbaby war übrig. Aber wieder nächstentags fand ich auf dem Gartenabsatz unter dem Zelt den aufgerissenen Kadaver einer feisten Ratte; die hatte das Mausnest geplündert, die Kleinen aufgefressen, war aber auf dem selben Flügel vom Habicht (ein Weibchen, muß ich vermuten, weil das ein sehr großes Tier ist) ergriffen und regelrecht hingerichtet worden. Zur Bestätigung fand der Vogel sich nächstentags, als ich etwas weiterab vom Zelt auf dem Gartenabsatz saß, aß oder tat sonstwas, wieder ein, setzte sich direkt neben dem Zelt auf einen Weißdornast und sah mich lange still an. Dieser Sitz beim Zelt ist offenbar einer seiner Lieblingsplätze, wo er bestimmt öfter nach seinen und meinen Dingen schaut, wenn ich fortbin. Auch sonst fliegt er mir gerne leise, geniale Großartigkeiten vor in dem Raum vor-unter diesem Außenplatz in einer Böschung, wo ich Holunder und Brombeeren weggerautet habe, eben damit dort die Vögel - was die auch gerne tun, mit Verve - einen Extraflug haben. Das langt auch für den Habicht, zeigt er mir, indem er immer wieder mal durch den Raum unter-vor meinem Platz hindurchfladert. Weil nämlich: wo ich die Lieben erfreue und meine das so, da erfreuen die auch gern mich - und meinen das so. Mit solchen Sachen hab ich kein Problem, zu verste- hen, was Eudämonie heißt. Und das Jagdgeschäft - das geht ohnehin im- mer weiter, im Großen wie im Kleinen. Ach ja, und das Aas, die Verunglückten, Terminierten oft aus erkennbarer eigener Absicht: die Tiere mögen das durchaus, wenn man sich ein wenig noch um gewesene Lebensgenossen zu tun macht, sie also von der Straße oder wo sonst sie zuletzt liegen- geblieben sind, ein wenig beiseiteträgt und zum Vergehen etwas plazenter bettet. Besonders gezeigt haben mir das die Amseln, die ja ohnehin gerne 172 die Sitten der Menschen beobachten und wie: hüten, daher wohl die Dinge um Menschentod vielleicht kennen. Als einmal eine vor ein Auto geflogen war und lag tot auf einer Wohnstraße, da trug ich sie beiseite und legte sie unter einen Wacholder (oder dergleichen) in einem Vorgarten. In der folgenden Zeit fanden sich dann Amseln, die mich unter ähnlichen Sträuchern hervor extra und deutlich grüßten, dabei eine Impression wie Klarheit, auch Heiterkeit projizierten. Ah, das darf wohl so stimmen, und was bei Amseln so ausdrücklich stimmt, das gilt wohl so auch bei anderen Tieren, und daher mache ich mir gern, wenn was zu spät gewesen ist, die kleine Mühe, frisch tote Tiere aus dem Weg des eiligsten Mißachtens zu tragen. Nach der Idee meiner sonstigen Lebenswelt sind das meine Leute, die mir auch in ihrem Tod soweit etwas noch sind. Das ist nur eine von den vielen kleinen, beiläufigen Ordentlichkeiten, die ich bei aller sonstigen Muße unterhalten kann, und der große Geist der Lebenswelt vergißt einem so etwas nicht. ...in den Papierchen noch weitere kleine Notizen, etwa diese: Allgemein: an einem beliebigen Ort findet der Betrachter eine Weltszene, die sich in mehrere Zonen teilt: das Selbst, das selbst Bewirkbare, den Horizont- prospekt, das emanativ Gewärtige jenseits dessen, dann diverse Zonen, die fortschreitend immer deutlicher, aber remoter den Endgültigkeits- charakter der Welt verdeutlichen: Fremde, Feindseligkeit, Not und Nötigung. Was damit der Satz meint: bleibe im Lande und nähre Dich redlich! _________

10:02 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


8 ...Fortsetzung 7

Posted in nicht spezifiziert
Die Beiden hatten allerdings auch eine Schlangenhaut zu zeigen, die einer schwarzgrünen Grasnatter, ein wirklich harmloses Tier. Das Fell schwamm in einer Wasserbrühe, und die Schlange selber gab's nicht mehr. Es war wirklich sehr familiär, sehr genial dort. Ich bekam erste Hinweise auf Dörfer und Wege an Bergen und in den Talschluchten umher, mußte dann weiterziehen, aber wußte, wohin ich zurückkehren konnte, und daß ich mir die Landschaft umher aneignen würde, Fuß um Fuß. Und das hab' ich auch getan, über acht Jahre hin, wann immer ich mich - sehr oft - in die Gegend 133 bringen konnte. Auf diese Weise habe ich die Berge und Täler geschenkt bekommen - der Aufenthalt zu Beginn war eine Geburtstagsfeier für die, sagmer, Copine. Vor allem aber, nachdem die Menschen mich, der gar nicht richtig reden konnte, angenommen hatten, lernte ich die Tiere kennen. Adler, Dohlen, Falken - die wie die Verrückten haarscharf nahe um Bergkonturen rasten - Heuschrecken, Libellen, Kröten, jede Menge frecher Forellen, deren viele sich in den Wasserstürzen über zackigen Kalk flache Wunden in die Schuppenkleider gerissen hatten, die sahen aus wie die taktischen Markierungen an RAF-Flugzeugen. Welse zählten den Bach durch. Auf dem Berg, wo ich mit Jupiter an jenem Morgen hinansteig, schien oben mit langem Hals eine Hirschkuh über den Hangrand herab zu mir zu schauen und mich zu erwarten! Skorpione kamen mich besuchen, wenn ich Feuer machte. Ein Fuchs ließ sich sehen, ein anderer erschreckte mich im Garten, wo ich mich sielte - weil er sich selbst erschreckte. Es gab Walnußbäume und viele Kastanien, worunter Pfifferlinge wachsen, und jedes Jahr im September kommt eine Bagage von Wildschweinen und frißt alles auf. Mir haben die Pilze und Kastanien gelegentlich ein wenig zu überleben geholfen. Bis zur letzten, aber seligen Erschöpfung habe ich mir dieses Land hereingezogen. Und die Schlangen waren immer dabei. (Fledermäuse ohne-hin auch, überall.) Einmal träumte ich einen düsteren, harten, traurigen Traum (auf den Bergen wesen Alpgespenster und, wie anderswo in Frank-reich auch, lieb spöttische Luftmädchen, die gerne einen Mann zum Belachen haben wollen, aber das ist reine Liebe - die können ihn nicht wirklich haben, deshalb warten sie auf seinen Dämmerschlaf und lachen ihm dann, so aus der leeren Luft, nah ans Ohr; liebe Geister, wirklich, Seelen ähnlich der, die mir im Kino zur Seite gesetzt worden - wer's nicht glaubt, braucht's nicht zu nehmen - ich hab' schon, mir tut's nicht leid). In dem düsteren Traum sah ich also eine kleine Schlange, die ich in ein Armbandetui tat, und leise, dunkle, kalksteinfest kühle Stimmen sagten mir etwas von Familie, wozu ich gehöre - eine Schlangenfamilie. Am Morgen, als ich hinab auf der Talstraße den langen Weg zur Stadt am Meer zu wandern unterwegs war, fand ich die kleine Schlange, von der ich geträumt hatte. Ein Motorrad war ihr mitten quer über den Rücken gefahren, und sie war tot. Ich hob sie auf, legte sie ein wenig geringelt in eine Lücke zwischen den Steinen einer lockeren Gartenmauer, ließ sie so, schaute aber in das klare, starr dunkle Auge, wovon mir ein sengend kühler Schauer durch die Seele ging, vergleichbar in der Rückengegend, wo sie überfahren worden war. Dazu der kalte, scharfe Rand ihrer starren Pupille, nicht ungleich den Brillen, wie ich sie früh bei manchen Nonnen und Ärztinnen zu schauen bekommen hatte; das Licht darin wie ein kaltes Gift, das der Tod ist. Den Traum merkt' 134 ich mir wohl, ging für nun weiter. Als ich längere Zeit später wiederkam und schaute nach ihr, war sie noch da, aber von den Ameisen aufs weiße Skelett heruntergeputzt worden. Überall haben die Schlangen sich finden lassen, lagen oft - rotbraune Gartenschlangen, dick wie ein Daumen - faul und dreist quer mitten über meinen Weg. Als wenn sie was dafür bekämen. Die schienen in sich sowas wie zu kichern, wollten vielleicht sowas wie gekitzelt werden. Ich blieb gewöhnlich so lange zuschauend davor stehen, bis daß sie sich - nach Minuten - dazu bequemten, irgendwie davonzukriechen. Oft fand ich im Fluß Schlangen, die hatten zugemacht und sich in einer stillen Tümpelecke zusammengerollt, eine die Nase direkt hinter einen Steinrand gehalten, wo Millimeter davor der Wasserstrom vorbeifloß - so konnte sie spüren, was stromauf vielleicht Drama macht und sich was dazu einfallen lassen. Im Flüßchen wehten lange Büschel eines Tanggrases, und darin verbargen sich andere, von denen ich Grund hatte, anzunehmen, daß sie, falls sie zubissen, etwas dreckige Zähne hätten, nicht gerade stichgiftig, sondern nur, daß es die Wunde gründlich entzünden würde. Es hat mir aber nie eine etwas gewollt - die sind viel zu träge, cool. Was hätten die davon, bei meiner dicken Haut! Außerdem sah ICH mich vor, keiner zu schaden, aus reiner, meinungsloser Sorgfalt. Der Fluß gehörte ganz den Fischen, den Kröten, den Libellen und den Schlangen. (Weil viel Dreckholz und Schrott längs überall darin lagen, machte ich von dem Holz ein starkes Feuer auf einer Kiesbank im Fluß; nicht lange, da erschien eine drei Fäuste große Unke mit roten Augen, die mich gerade an-sah wie: was ist das denn hier! Sah sich das Feuer mit an, und nach einiger Zeit fand ich sie nicht mehr. Aber in den drei Jahren circa, die dem folgten, zogen mehrere Feuer über die grasigen Berghöhen, kauterisierten die Olivenbäume, die da überall in Etagengärten wachsen. Das größte, wildeste Feuer stieg jenseits der Berge bis in die Ufergärten am Meer hinab, verbrannte ein paar Villen und schmorte durch die Holzschwellen der Eisenbahn, während dieselbe langsam darüberfuhr. Da's auch noch Abend war, hatten die Interrail-Clowns an Bord eine richtig tolle Zeit, die sie bestimmt nicht vergessen werden. Ein schönes, feierliches Feuer fraß großartig durch den Hang über Monaco, als die Prinzessin mit ihrer Tochter schwanger ging. Vielleicht kommt davon noch mal was aus dem Mädchen wieder. Bis jetzt raucht es jedenfalls nur Zigaretten.) Das Spiel mit den Schlangen ging für mich noch eine Weile weiter. Irgendwann kannte ich den Fluß, und der Fluß kannte mich. Zeichen dessen waren zwei Welse, die mir in aller Ruhe ihre Steinchen vorwendeten. So, etwa, hatte ich nun auch alle meine Steinchen gesehen. Die Schlangen im Fluß sind lustiger als die oben im Berg, aber diese wieder können einem eher, wie ein langsam heranwedelnder Finger, Bestimmtheiten weisen. 135 Die Schlangen im Fluß, als ich wieder einmal dort badete, lachten mich geradezu an - nicht mit Stimmen, aber in solch wiegenden, wasserheiteren Bewegungen. Die nannten mich ihren Adam und wollten was von mir haben, das sie auch bekamen. Da waren sie sehr zufrieden. Wieder gute Zeit später wanderte ich auf der Meerseite die Straße hinab und fand da Schlängelein, wie winzig kleine Ottern, gerade anderthalb Finger lang und dünn wie ein Bleistift. Winzige, aber sehr knackfest trapezförmige Beißerköpfe hatten die, hellgraue, geradeweg calciumfarbene, sehr winzigfein geschuppte Kleider mit scharf präzisem Zickzackmuster, schwarz, zu beiden Seiten bis auf den Rücken. Die lagen da selbstbewußt faul mitten am Straßenrand, als wenn's keine Autos gäbe. Da mußt' ich ein bißchen helfen. Diese wirklichen Schmuckstücke muß der Traum gemeint haben als das, was ins Etui gehört. Und die Familie... Wenn ich die Schlangen nun eigentlich alle kenne, so muß ich auch deren Königin kennenlernen. Das fand sich sehr weit flußab, wo es sehr still wird vor einer kleinen, eckigen Klamm, darin das tiefe Wasser fast ganz anhält. Dort ist es so still, daß ich einfach Furcht habe, in dieser nicht langen (vielleicht 150 m), nicht wirklich tiefen Klamm (3 m vielleicht) zu schwimmen. Gleich draußen, wo das Wasser ganz seicht über Kieselgrund abrieselt, ist der Badeplatz einiger Kinder aus dem kleinen Flecken wohl 200 m weiter. Aber von der Bergseite her möcht ich verreckt nicht in dieses stille Wasser gehen - es ist zu unheimlich. Ein paar alte Bäume schauen ungefähr von unten herauf bis unter die Wasserfläche, und man kann nicht längs durch die knickige Klamm schauen. Nie im Leben werde ich da hineingehen, vielleicht nur, weil dieser Wasserspiegel, so still, tabu ist (sagte eine Kuh, irgendwie, viel später, mit der Nase haarscharf über dem stillen Wasser ihrer Zinktonne). Aber wieder aufwärts, wo noch Strömung spielt und das Wasser Laut macht - da spielten sie dann, die Königin der Schlangen und ihre Gespielen; vier, fünf von den da üblichen, ähnlich Würfelnattern, hingen so und so bei den Randsteinen, als wenn sie sich an diesen festhielten, um nicht fortgezogen zu werden in den Wasserstrom. Und dann die Königin: in Größe und Aussehen wie eine Ringelnatter, kam sie stolz mitten im schönsten Flußschwall dahergeschwommen, den Kopf aufrecht aus dem Wasser gestellt gleich einem Schwan, die Nase nach vorne gerichtet auch wie ein solcher, das Haupt gezeichnet und geformt wie ein Samthäubchen, aber lackschwarz, mit großen Schuppenplatten bedeckt, wie wohl üblich. Schlängelte sich elegant voran, ganz gelöst, und verschwand dann irgend- wo seitlich. Das muß sie sein. Keine der anderen Schlangen hat je den Kopf gehoben, alle hielten die Nase vorn und machten keine sonderliche Extraidee von sich. Nur diese hier - die muß es sein. 136 Lange, lange vorher, als ich noch oft im Haus meiner Eltern schlief und im Entferntesten nichts von jener Gegend wußte, hatte ich von diesem Platz, dem Fluß geträumt: als wie von dem Pool im Garten des Hauses, wo nur noch im unteren Teil des Bodens Wasser war, darin das Wasser-Tanggras, wie's der Fluß dort hat. Dazu eine eklige Travestie von Empfindungen über schleimigem Gewürm, gar nichts Anderes als was ich für die Schlangen im Fluß, zwischen diesem Gras, gefunden. Sogar die einzelnen Schlangen könnte ich hervorzählen, die zu dieser Ekelvision als Schleimgewürm herhalten mußten. Ich kenne die Stelle im Fluß sehr genau, die der Traum als den schlubbrigen Poolboden so lange voraus abbildete. Dort fällt ein kräftiger Wassersturz in ein tieferes Felsenbecken, vielleicht bis zu einem Meter tief oder mehr, zwischen großen, runden Kalkboliden. Unter dem Wassersturz wogt dick das Wassergras, und darin verstecken sich, lang mitwogend, die paar Schlangen, wie die auf dem Haupt der Medusa. Zum Baden ist der Platz prima, aber man sollte nicht versehentlich durch das Gras auf die Schlangen treten. Die beeilen sich nicht, beiseitezugehen, und man kann sie nicht sehen. Auf einem Vorbergausläufer über dem Becken, vielleicht 6 m hinan, ist der Hauptboden eines Terrassengartens, der sich 60 m nach Flußab zu einer Flußschleife rechtshin erstreckt, langsam flach absteigend. Über dem Badebecken auf dem Hauptboden ein paar Gebäude- ruinen, und in einer davon fand ich einst einen italienischen Stahlhelm aus dem Kriege, ziemlich dünngerostet. In dem Nachbargebäude, auch eine blanke Kalksteinruine ohne Tür, habe ich wohl einmal, als das Fressen, das ich hatte mitbringen können, war schlecht gewesen, nach einem grauwürgenden Auskotzen für längere Zeit matt am Boden gelegen, mit Blick durch den Türrahmen nordwärts zu einem nahen Bergkamm hin, und so in meiner jetzigen Schau auf alles Verrückte und Lachhafte, was ich mit Fluß und Bergen habe kennengelernt, scheint mir diese halbe oder ganze Stunde, wo ich so da gelegen, nicht krank, nur zu matt zum Aufstehen und Fortgehen (durch das Tal und dann 250 m eine Bergschneide hoch, um gleich da hinab wieder zu dem Dorf zu kommen, da die totgefahrene Schlange gefunden und salviert, nach dem Traum) als einer der seligsten Momente in dieser ganzen Zeit, weil von da her ich wie in Vision all das mit dem Berg gegenüber aufscheinen sah, was NICHT ich konnte wirklich am Land tätig selber gefunden haben, gesehen und ergriffen haben. Das ist das Mehrere, und zeigt sich nur dem, der es eben gar nicht ergreifen kann. Das Tal wäre eine gute Heimat für einen Djinn. Hier will keiner keinem was. Alle Menschen sind längst fortgegangen, und die Welt, ja gut, gibt's. Aber da ist ein langes Stück hin. Was gibt's zu wollen!! 137 So. Jünger im Großen Kriege (wieder): im Ganzen gibt es zu diesem Bericht für hier nur eine Sache zu erörtern, die mir auffallen mußte, die wesentlich genug ist, die aber wirklich nicht jeder sehen kann, der im Erkennen solchen Belangs nicht ein wenig geübt ist. Ich weiß nicht, ob Ernst Jünger das selbst wird bemerkt haben - weise genug ist er allemal, aber insofern als durch sein agonisches Miterleben zu intensiv identisch mit allem Geschehen, einfach über solche Reflexion hinaus. Wie bemerkt: er ist naiv im besten Sinn des Wortes, das heißt: völlig ohne jede solche Reflexion, und mir, indem ich den ungeheuerlichen Text nur lesend abbilde, das heißt: in dem schon Reflexion selber dazu bin, kommt diese sacht gezeichnete, in sich bezügliche und so grad eben strukturierte (diese Worte mühen mich und wollen nicht einfach), komplexe Einzelheit quasi selbstredend zu Bewußtsein, ohne daß ich diese Erkenntnis suchen oder herbeidenken müßte. Das geht gewissermaßen einher mit der unbemühten Prädisposition, die ihre Gelegenheiten findet, sich zu beweisen im glücklichen Händchen, im glücklichen Auge für gute Momente (bei Meteoritenfall) usw. - dahin spricht, was da als einige Ereignisse unter vielen nur so mitspielt, von einem subtilen Gesetz, wie folgt: Die meiste Zeit lang lagen den Deutschen in den Gräben englische Soldaten gegenüber. Die hatten einander wirklich scharf drauf. Eine ganze Zeit lang berichtet Jünger vor allem, wie und auf welche Weise seine Kameraden (die ohne Stahlhelm auf Schützenwache standen) von Gewehrschüssen aus dem Gegengraben erwischt wurden. Die Formel, die sich aus den Berichten herausarbeitet, und die ich hier eigentlich nur fragmentarisch verdeutlichen kann, beginnt aber bei einem relativ müßigen Moment, wo nicht solcher Druck auf dem Graben liegt. Jünger steht mit einem Kameraden; beide sprechen miteinander, da bemerkt er im Augen- winkel, wie drüben ein englischer Soldat ungeschützt und scheinbar sorglos über Deckung umhergeht. Das Gewehr eines anderen Soldaten zu ergreifen, wie im Drill herzählend zu zielen, zu schießen, sind ihm (Jünger) Eines. Er trifft, der Soldat fällt auf den Rücken, bewegt noch für einige Momente die Arme und liegt dann still. Das bedeutet nichts sonst, wird nur so berichtet, wie es wohl geschehen ist. Aber damit, meine ich, beginnt eine Folgereihe von ebenso beiläufig mitbeobachteten Gesten und Ereignissen, die insgesamt - und das eben soll hier herausgezeichnet sein - ein Exempel formen für das Gesetz absolut gewogenen Ausgleichs im scharf vorgespannten Raum dessen, was bezeichnet werden könnte als die Nemesis des Schlachtenglücks, des Kriegergeschicks (Jünger bezeichnet sich öfter bewußt als Krieger, was etwas wirklich ganz anderes ist als: Soldat). (Die Worte, weiter, kommen mir schwer - nicht der passager mitgemeinten Töterei dort wegen, oder aus moralischen usw. Nebenempfindungen, 138 sondern weil das, was da zu sehen ist, so selbstverständlich und klar ist wie das Licht - als Photonik - , die Begriffe aber dazu nur ungefähr sein können - das liegt teilweise daran, wie ich die Formel (was viel leichter käme) nicht einfach erläuterte und erst dann die Ereignispartikel, welche sie substantivieren, einfach zufüge, sondern daß ich mit der Folge der Ereignisse selber gehe, und allein schon die wirklich lange, zähe Zeit, die alles enthält, zusammen mit Mühe, Pein und Not, worüber selbst Jüngers Bericht nur wie streift, die aber spürbar sind wie dem das Lesenden die Schwerkraft, so unmittelbar, zwingen mir diese sich in der Mühe des Wortefindens verdeutlichende Verhaltenheit auf - zudem hatten die Menschen zu jener Zeit deutlich ein völlig anderes Gefühl für die weilende und die geschehende Zeit - sich das zu verdeutlichen ist der Kriegsbericht so unvergleichlich wie in dem, was er ohnehin reportiert.) (Und dies auch, wie abgelegen es nun erst einmal erscheinen mag: der philosophische Patron dessen, was hier nun zu Gesichte will, ist Karl Popper. Was der lehrt, kann ich mir nicht aneignen, weil, wie gesagt, der, hier dieser allgemein das Heft füllende literarisch-intellektuelle Prozeß mir tatsächlich nur in solcher praktischen Meinung geraten kann, reine Objektivation nur mir wirklich manifester Wahrnehmungen. Darin bin ich kein bißchen weniger naiv, als mir Jünger erscheint, und politologische, soziologische usw. Streumuster zu perzipieren, darauf philosophierend zu referieren, wie ich meine, daß es Popper tut, ist mir denkbarlichst fremd. Aber neben dem, was der beweist, zeigt er in unwesentlich erscheinenden Dingen Phänomen, das hier ziemlich unmittelbar mitspricht. Ich habe dessen Staatsarbeit, um das so zu nennen, nur soweit gelegentlich angelesen, daß ich weiß, wie wenig mich das in dieser Form angeht. Nur der Jazz, am Werk bis in die Zeitungsfeuilletons eben durchkratzende Nebengeräusche, das, was er nur mal eben mitgesagt hat, will hier, ganz so eben, Reflex hinzutun - kein bißchen mehr. Das ist einmal die Einzelheit, wie er sehr schlicht lebt, als einzigen Bildschmuck in seiner Wohnung das Bildnis des Hasen, von Albrecht Dürer, in einer Kaufhausreproduktion, sehen läßt - das sieht wie nichts aus, will nicht notwendig, sondern nur irgendwie, zu dem Hasen (ebenso wie der Soldat gedankenlos erschossen) in Jüngers Weltkriegs- theater erscheinen, "aber" man sollte den Hasen, das lebende Wesen, kennen, wie ich, zu dem er öfter des Nachmittags an den Feldrain kam, nahm heiter Platz in ziemlicher Nähe, mir etwas zuzudenken - so sollte man den Hasen selber kennen, um hier nur ein wenig achtsamer beieinander zu lassen, was nur so ganz eben erscheint. Das ist, aber nicht wichtig, ließe sich sagen. Sonst aber hat Popper, Sir Popper, sich mit der Bemerkung empfohlen, bei Worten mit dem Ungefähr eher zu gehen als mit der philologischen Bleiwaage - das will nun hier, wo Worte, selbst guterwogen, trotzdem, 139 für mein eigenes Empfinden, durchaus danebenstehen, ein wenig helfen - vor allem mir, weil dem, der's nur so liest, solche Schwierigkeit mitnichten wahrnehmbar sein muß.) Die Formel, also (in Elementen): mehrmals rettet Jüngern nur so wie mein Aufblicken in einfliegende Meteoriten, so, treffliche Geistesgegenwart, nicht seine, sondern die seiner Kameraden (immer bestimmter, einzelner). Eine größere Begegnung (kompanieweise, circa) mit dem Gegner bringt eine andere Ordnung in die Reihen. Es gelingt einmal, eine ganze englische Kompanie zu umzingeln und gefangenzunehmen. Jünger, da wohl schon Leutnant, unterhält sich für länger mit deren Offizier, durchaus freundlich und herzlich, sorgt, soweit er selber kann, für faire Convoyance der Gefangenen, des Offiziers im Besonderen. In einer irgendwie bezaubernden Unverschämtheit nimmt er an und auf sich Dinge aus dem Zeug, das Feindsoldaten verloren haben (im Tode) oder verlassen: gute Unterwäsche aus dem Tornister eines gefallenen französischen Offiziers zieht er dort am Fundplatz sofort an, und lebt von den für ihn wirklich üppigen Essensvorräten des englischen Offiziers - nicht ohne seine Kameraden davon mitzuversorgen. Im Rahmen des hier Gemeinten erscheinen diese Dinge als Chiffren für: Immunisation (die Wäsche) und: Naturalisation (die gute Kammer) - nicht wichtig, wie der Hase sagt, aber: das ist. Immerhin: es ist Krieg (: die gründliche Zerstörung aller Häuser, Dörfer, Städte, als das deutsche Heer sich etwas weiter zurückziehen muß) - essentielles Nirwana, in Fetzen. (Daher - hier findet sich nun zumindest dieses Wort - ist wohl Karma der Kapitelbegriff für die Formel). Bei der Umzingelung, oder bei einem anderen Angriff durch die Gräben finden die Stürmenden einen einzelnen englischen Soldaten, der an der Grabenwand zusammengekauert nicht mehr wird für sein Los können. Einer der Mitstürmenden schreit Jüngern zu: "knall ihn ab, den Hund!", aber Jünger tut gerade das nicht. Sein Engel versteht: nein, er ist nicht schlecht. Es ist Krieg, und er IST Krieger - mehr nicht. Diese paar Einzelheiten sind, im Ganzen, die Gewichtssteinchen, womit seine Geschickeswaage vorjustiert ist, in dem hier meinbaren Betracht. Er wird für einige Weile auf andere Kriegsfelder getan etc., kehrt aber, soweit ich mich entsinne, nach diesen Aufenthalten wieder in diese ursprüngliche Frontgegend (in die er gleich zu Anfang, als Rekrut schon, gestellt worden war) zurück.Folgt eine wirklich große Theateroperation ("Großes Prinzip!!"), ein Generalangriff in Gegenwart des Kaisers und Hindenburgs, der aber scheitert, weil die Feuerführung der deutschen Artillerie nicht mit den (beachtlichen) Gewinnen der Frontkämpfer voranweiß. Darum, an sich, scheint es nicht zu gehen, aus sonst unerkennbaren, nur spürbaren Gründen, usw. Schließlich aber (Jüngers Bruder wird in seiner unmittelbaren 140 Nachbarschaft schwer verwundet und nur durch die energische Initiative Ernstens gerettet) kommt das, was hier Evidenz machen will, auf den finalen Punkt. Das Bild wird ungenau, teils aus äußeren Gründen, aber auch durch Veränderungen in Jüngers Wahrnehmung. Bei seinem Tod vor diesen wenigen Jahren wurde ausgetragen, er habe zuletzt einen solchen Unmut gehabt, gewissermaßen nicht mehr gewußt, was ihm diese Welt soll, oder er sich mit ihr. Genau solcher Unmut aber plagt ihn wenige Tage vor der Verwundung, die ihn um ein Haar damals schon getötet hätte. Das ist so berichtet. Da genau in dieser Zeit geschieht dann ein signifikantes anderes Mißgeschick: beim Deckungsuchen in einem Granatentrichter stolpert er und fällt mit dem Knie in die, mi scusi, Panikscheiße, die ein anderer Soldat dort gelassen hat. Jünger weist seinen Burschen, der mit dabei ist, an, ihm das vom Stoff abzukratzen mit einem Messer. Es muß hier doch unbedingt gesagt sein, wie absolut die Verehrung seiner Soldaten für ihn ist, seiner praktischen Weisheit wegen im Chaos des Schlachtfeldtheaters, die Vielen den Balg vor dem Schlimmsten bewahrt hat, und seiner glänzenden Tapferkeit wegen. Als es bis hierhin gekommen ist, ist er schon mindestens ein Dutzendmal verwundet worden. Nun aber, bei einer eher unwichtig erscheinenden Attacke über einen feindlichen Graben hinweg (dieser ist zum guten Teil noch unfertig; ein ganzes Stück ist nur in Graswasen vorgestochen, nicht einmal angegraben) (: "noch eben") wird er mitten im Sprung voll getroffen, stürzt in den neuen Grabenboden hinab und liegt dort, dem Tode wirklich nahe, für eine ganze Weile, bis daß er gefunden und notdürftigst versorgt wird. Dabei meditiert er GRAS, woneben gleich seine Wange liegt. Ich möchte so unmüßig sein, gerade hier wieder auf den Hasen Vermerk zu geben. Jüngers Leute würden sich für ihn in Stücke reißen lassen, das haben die nicht nur geschworen, sondern oft bewiesen. Und so ist es nur ganz selbstverständlich, daß einer seiner Besten ihn durch dichtestes Feuer davon in Sicherheit zu tragen unternimmt, wird ihm dabei unter der Figur zu Tode geschossen. Der Zweite, der ihn im Hagel erst finden muß, schafft es, ihn zu retten, wird aber selber darüber schwer verwundet. Jünger überlebt (sonderbar, das so zu sagen), und das Exempel, die Formel, ist mit diesem allen auch komplett. Dies alles hier Bemerkte hat eine solche Ereignisschwere, daß möglicher- weise das, was gezeigt werden soll, wieder nicht durchschaut, daher soll es nun wie ganz obenhin in wenige Sätze destilliert sein: Jünger erschießt diesen (taktisch so harmlosen) englischen Soldaten, gedankenlos, aus einem reinen Reflex (wie er ihm ist angeübt worden). Das ist, um unnötig deutlich zu sein, strategischer Unfug. Verwundet wäre der Getötete eine schlimmere Last für seine Seite gewesen als so terminiert. Dieser ganze Sprachgebrauch, 141 wie ich ihn dazu verwenden kann, ist durchaus, mit einer gewissen Notwendigkeit, frivol, weil es hier um den Tod eines ganz eigenen, bestimmten Menschen geht, exemplarisch herausgetrieben. Die ganze Töterei umher, das Inferno (der Tartaros), Aas, Verwesung, Vergeudung, Alles, ist nur Krach neben diesem einen Tod. Soweit Jünger einen wirklichen (nicht moralischen) Fehler gemacht hat, wird er geprüft, auf der Waage des wirklichen, unablässig geschehenden Krieges deswegen gewogen, situativ angeforscht: hast Du das gemeint? Bist Du ein Mörder? Weißt Du dem Gegner gerade zu begegnen? (der Offizier; er sieht einen Gegner, keinen Feind usw.) - so, dieser hier nun wirklich nicht weiter detaillierbare Prozeß findet da statt, klar erkennbar. Die kapitale Szene des großen Angriffs, Kaiser und Generalissimus zugegen, macht besonderes Argument: das ist ÜBER-HAUPT sträflich (nicht das Töten, sondern der Mißgriff, der dem Feind nur einen Soldaten wegnimmt, statt ihn verwundet, als eine Last für ihn, zurückzuschicken), sträflich, aber kein Verbrechen. Jeder Soldat (Kämpfer) MUSS (...die Scheiße) diese Raison haben, nicht erst bewiesen bekommen. Einfachem Drillreflex blindlings zu gehorchen, ist falsch. Des generellen Argumentes wegen wird eine ganze Division vor die Barrage des unverrückbar nagelnden eigenen Artilleriefeuers geschoben, als in ziemlich dicke Gefängnisgitter. "Das kannst Du glauben". Die rein menschliche Schuld, die Jünger darüber hinaus dem englischen Soldaten gegenüber hat - woneben all die Aashackerei umher - ich möchte mich für diese notwendige Saloppheit wirklich entschuldigen - allenfalls Argument-Umstand macht, muß gesühnt werden, in einer Form, usw. wie gesagt: mir langt's, weil dies wirklich weder mein Argument noch meine wirkliche Unterhaltung ist. Es möchte nur diese Sache für mögliche Leser jenes Kriegstagebuches ein wenig verdeutlicht sein. Es ist mir, leider doch über allem, wovon es spricht, soweit was. Und damit, bitte: gut! _________ Phww. Was geht den Philosophen etwas an... _________ ("Und das ist die Bibliothek??") (Das auch. Das auch.) (In Köln...) ________ 142 Coulant. Ich schreibe diese Dinge mit einem Kugelschreiber. Das macht sich allgemein mitbemerkbar darin, wie Worte und Gedanken aufeinander folgen, einander ergänzen. Die Tintenpaste auf der Innenseite der Minenspitze klitscht ein wenig, muß immer so und so, je nach Wendung der Schriftlinie, abgezogen werden, wird dabei etwas weicher und "gibt" sich (dieser Effekt ist mir schon seit längerem bekannt; ich bevorzuge aber, mit Tinte zu schreiben, weil das nicht so anstrengt und ein besseres Schrift- bild gibt) (vielleicht mit der Pastosität einher kommt es, daß ich länger nachdenke bzw. mir Zeit lasse, bis daß ich mich wieder mit meinen Themen beschäftige, weil ich gewissermaßen die Schreibanstrengung erst vergessen muß, um mich dann wieder mit einiger Kraft auf das Darstellbare zu konzentrieren). Daher läuft sich das Denken ein wenig in Fahrt, erwärmt sich, gewinnt eine optimale Dichte und Geschwindigkeit, um dann bei einem verhaltbaren Punkt sich vorläufig zu terminieren. Die Schreibpaste im Stift hat dann wieder Ruhe und kann sich an der Innenseite der Kugelspitze erneut verfestigen. Solch pastoses Festkleben nennt man in Amerika "pitch", was auch Pech heißt, oder eine gewisse, verhaltene Spannungsspitze, in der Elektronik, oder in einem Witz. Da klebt sozusagen für einen Moment (dieses Wort wäre eine mögliche Übersetzung für "pitch") das bis dahin coulant geläufig gehaltene Bemerken an einem Effekt fest, wie vergleichsweise ein Stein mit Butter an die Wand geheftet, und löst sich danach langsam ab. Pitch ist wichtig für Geschichtenerzähler, die gelegentlich einfach ein paar Momente Zeit brauchen, um bei gutem Atem zu bleiben. Pitch heißt auch Der Dreh und Schmiß, mit dem ein Baseball vom ja so genannten Pitcher auf seine Flugbahn befördert wird. Die Wissenschaft dabei ist, ihm einen solchen seitlich drehenden Drall mitzugeben, daß ihn die Magnuskraft im Wechselspiel mit der umgebenden Luft, idealerweise bis zur Unberechenbarkeit für den Batter, den, der ihn mit der Keule treffen muß, seitlich ablenkt. Ein so gelungener, wie in einer langen Schraubenlinie sich windender Ballwurf heißt screwball. Dieses Wort wieder wendet man an bei sogenannten screwball comedies, deren Witz unvorhersehbare Kurven nimmt und oft genug in einem Pitch endet, bei dem das Publikum innerlich anhalten und in Gelächter ausbrechen soll. Batter übrigens ist ein Wort mit ähnlichen Konnotationen: so nennt man Zeug, das durch Stampfen oder Schlagen pampig geworden ist und dem Löffel etc. einen gewissen Pitch mitgibt, wenn er daraus zäh hervorgezogen wird und plötzlich freikommt. _________ 143 Novalis, wie er Parmenides aufzufassen hilft. Dazu ein wenig kapitale Physik: Einstein hat erklärt, die Physiker haben verstanden, die Astronomen haben's eingemessen, ein Literat hat gesagt (nicht frag, welcher, aber der gilt, sonst wäre er nicht dafür kolportiert worden) "das ist", und muß sonst nicht mehr gesagt haben: die Schwerkraft, welche das All (laut Einstein) geometrisch deformiert, tut dies in mehr als der Dimension, daß Bewegungen im Raum deformiert werden, sondern in einer mehr, gleichnishaft wiederum wie rechtwinklig aus dem Raume selber (an Raumpunkten exemplifizierbar als Verzögerung, also wieder in einer raumhaft direkten Anschaulichkeit), insofern als in der Zeitdimension. Das darf sich behaupten, da der Effekt der Sonnengravitation dafür stark genug ist, um solche Verzögerung am Lauf des sonnennächsten Planeten, Merkur, nachzuweisen. Das wurde unternommen und auch glücklich bewiesen. Die gemessene Differenz entsprach sehr dem, was Einstein dazu errechnet hatte. Das bleibt erst einmal so: Das Realisierte ist das manifest Reale. Es bleibt zu sagen, daß dieser Effekt nicht nur da real ist, wo er am Planeten selber real und damit manifestativ ist, sondern auch im leeren Raume selber, wo der Planet gerade gar nicht ist. Der Planet ist das Wort dazu, aber der Effekt in sich ist der Atem, der das Wort (als Leibatem) formt und (als Pneumadruck) invigoriert. Das alleine (der Atem, die Artikulation ohne Pneumadruck) "spricht" (: Heraklit, Logos). Nun um so mehr: zur Mitte der Sonne hin nimmt dieser Effekt zu und erreicht dort ein Maximum. Das heißt: inmitten der Sonne findet sich ein Fokus relativistischer Zeitverzögerung (und damit wie identischer Raumverdichtung), der aus dieser Mitte in sich den atomphysischen Ereignissen selbdort Charakter macht und aus diesem Ereignisfokus her die übrigen atomaren Prozesse im Sonnenkörper insgesamt tingiert. In anderen Bemerkungen hier wurde ja schon darüber gehandelt, dies ließe sich phänomenal ausdeuten wie verdichtende Durchklärung und Schatten zugleich, und die Blüte zeige mechanische, physische, chemische Charakteristika, welche dies wie formelhaft objekt wiedergeben. Dort, wo das auf den Punkt kommt, findet sich der Nektar, eine besondere Zuckerart. Zucker aber erscheint oft so, daß er verdichtet, calziniert und als Bräune Schatten hält, welchselbe Effekte praktisch nicht leicht voneinander zu trennen sind. (Sinngemäß durch weitere verwandte Kohlenwasserstoffe, damit die Bräune von Öl, Gilbheit von Diesel, Kerosin und Benzin.) (Kommuner Halbverstand weiß ja nun, was "Schwarze Löcher" sein sollen, bleibt aber bei deren Phänomenen - das ist da auch bewiesenste physikalische Beobachtung - am Ereignishorizont der Realisierbarkeit in Phänomenen relativer Vordergründigkeit stecken. "Das können wir nicht wissen" sagt das. Doch, wissen schon (wo ist die Logik selber!) aber nicht 144 beweisbar beobachten. Dort also, in sogenannten Singularitäten, ließe sich dieser bidimensionale Effekt in vermehrtester Dichte behaupten, als quasi den blendhellen Halo eines Engels, in einer Raumzeitdimension, wo für ein Empfinden, gemessen an den Grunddaten irdischer Ereignishaftigkeit, die Zeit längst bis zur Unerkennbarkeit angehalten hat, und der Schatten als Kontrast dazu ist so scharf genau als wie die Buchstäblichkeit und Akuität der elementarsten Materiegesetze (der Subatomik, für Beispiel) so etwas wie zu untermauern. Denn, nicht sei's vergessen: die Welt ist Eines, und Alles, was die Welt ist, hält einander in Kurs, in jeglichster Dimension.) Es bleibt also, für den Gang dieser Erfindung nun hier, dabei, daß, wo eines sich positiviert, es darin ein Komplementär mitunterhält (keine reine Negation), das ihm elementar gleicht wie der Schatten, und in diesem elementaren Sinn auch mit ihm identisch ist, vor einer allgemeinen Matrix, aus der (wo sie solch bestimmterer Existenz gegenüber gelassen gleichgültig ist, an sich) die Prominenz bestimmterer Existenz, als ausgeprägte Form, Differenz macht. Novalis, der so gut ein aphoristischer Geist wäre wie die hier schon dafür Gelobten (Nietzsche, Valery), insofern aber ellyptischer bleibt, bringt den Verhalt auf die Form des Satzes, daß doch, wo er ist, etwas Anderes - genau das, was er in Materie und den elementaren Kräften, welche sie zu solchem Leben formen, ist - nicht ist. Das beleuchtet aber, was der gute Verstand des parmenidischen Satzes sein sollte: nur Sein ist, Nichtsein ist nicht. Dieses Nichtsein des Nichtseienden ist eine sehr positive Sache, insofern es das genaue Reziprok der Positivität ist, aus welcher das Sein erst ein Sein ist. Einfach genug. Am Lidrand wird dabei ein Reflex wach, lenkt das Auge aus sich heraus, ohne Weiteres im Raum welthafter Objektheit umher nahezutragen. Das Augenmerk fragt gewissermaßen die Stirn: laß mich denken: was kann das sagen zu Materie, die nicht so ausgesprochen spezifisch seiend ist wie das Leben, und eventuell: wo und wie kommt das Erkennen aus, löst man es damit aus der relativen Nötigung, ein Werkzeug zu sein des Lebens in seinen speziellen Notwendigkeiten. Usw. Derlei z.B, denkt sich gerne ganz von selber; das kommt ohne Mühe irgendwann auf den Reflex, und wird, wie ein Sandkorn, das auf eine vorgespannte Saite fällt, schon nennbares im Intellekte zu Klange bringen. Das ist nicht für nun hier. "Ich bin, indem ich darin nicht bin, wo das nicht ist, das so nicht ist, indem ich bin." Oder so etwa. _________ 145 Vom eisernen Ring wieder zu des Platon gelöstem Schaublick: als Übung für die Kunst reinen Erkennens (da grüß mir Husserl) zu empfehlen, daß man aus sich (dem Aug) hervorblicke mit dem Vorhalt, wie nun das, was sich abbildet durch die Wirkung der Pupille, einen Belang hat, indem es das durch einen bestimmten Raum-Materiepunkt in dieser selber tut. Also nicht alleine: wie bildet ein Objektpunkt draußen sich im Retinagrund drinnen ab, sondern: was und wie geschieht (mehr als nur) Abbildung, indem diese durch den einen Punkt im klaren Raum des Pupillenkörpers geschieht. Dies sei auch Gebühr dem Sokrates. _________ Eckehart (Hand, Glut), kommun gewendet: der Kontext macht den Gestank. Dazu bemühe man sich, wenn was nicht klar ist, auch zu Lao Tse. _________ ...ah so: Sokrates. Bei einem dieser "Ah, Du!" Kurzblicke in die Gespräche des Platon etc. (das sind wohl oft bis zu 20 sehr tief ernst wache Gesichter umher, auf die kein Text zeigt), ganz letztens, handelte Sokrates über die Form, erläutert als Begrenzung des an Farbigkeit schon objekt soweit Perzipierten. Später fand ich, dem entspricht ein reglos leichter Blick eines Auges am äußeren Jochbein darunter hinab. Dazu muß das andere in sich latent wach zurückweichen - womit sich der Sinn für die eher diffuse, aber schon dichte Perzeption der Farbigkeit als vorgängiges Merkmal erklärt. Und den seidig schimmernden Nachmittag, in dem genau diese Erörterung stattfand, finde man mit hinzu. Selbst wenn Platon nur später referiert – Auch das ja in einem ganz genau zeitlich, räumlich, dynamisch fixierbaren Momentum, so sind doch die Worte, die Blicke etc., die das, egal wie auch möglicherweise unvollkommen, wiedergibt, auch wieder geschehen zu präzis real einem solchen Moment. Usw. Heraklit richtet sich schweigend den Ärmel. Merleau-Ponty einen gutgespitzten Bleistift dafür. Usw. Now really... _________ Der Bann ist da am stärksten, wo er ganz selbstverständich ist. _________ Intellektual-Zonards... _________ "Es ist nicht so." 146 Es muß doch, für die wahrere Ordnung, gesagt sein, wie nahe Parmenides neben Heraklit gehört. Die gehören vergleichsweise so zueinander wie die Dioskuren, auch etwa mit dem Sinn deutlichen Charakterunterschiedes der Zwillinge. Dies läßt sich aber nur gleichnishaft zur Verdeutlichung gebrauchen, in den Einzelheiten nicht direkt, wie argumentativ, ausspielen. Es geht hierbei um Gewahrheit (wie in der griechischen Philosophie ohnehin), nicht eigentlich um meinende Präzision. Und Parmenides bleibt so und da, wie und wo er ist, so, wie die Sonne sich gleichbleibt, egal, was aus ihrer Kraft auf dieser Erde wird. Mit Heraklit aber faßt das Erkennen dort Stand, von wo es mit Sein und Erkennen in dieser wirklichen (wirkenden, erwirkten) Welt vorangeht. Gerade solche Aspekte vertragen Verdeutlichung, damit das Erkennen sich präzisiere, ähnlich dem, wie die Gitterfestigkeit eines Holz- und Kohlekörpers der Hitzestrahlung der Verbrennung Halt und Präzision gibt. _________ Aus dem Fernseher: weshalb der Pazifik ein so besonderes Meer ist. Als einziger Ozean erstreckt er sich ohne genauere Begrenzung vom Äquator bei seiner Mitte her weit um die Wölbung des Planeten in alle Richtungen, mit seinem Wasserkörper auf diesen gestülpt wie eine riesige Kontaktlinse um ein Auge. Und wie eine solche wölbt er sich, der Fliehkraft aus der Erddrehung wegen, auch in seiner Mitte auf, zieht von den Rändern her Wasser zu dieser hin. Die Fliehkraftwirkung ist stetig, wird aber strukturiert durch die ephemere Wirkung der im Tages- und Monatslauf darüber wegziehenden Erzeuger von Ebbe und Flut, Sonne und Mond. Durch die fern an den Rändern liegenden Zuflüsse aus dem Polarmeer nördlich, die Nachbarozeane südwestlich und -östlich entsteht eine Oszillation in dem so vorgespannten Wasserkörper, in sicherlich sehr langen Wellen, soweit die den ganzen Ozean durchwirken. Aus diesen allgemeinen Koordinaten zur Dynamik des Wasserkörpers, der der pazifische Ozean ist, spricht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bau des Octopus-Auges, im Weiteren auch seiner Figur (der vibranten Strömungen wegen, die sich in den Tentakelformen und dem Wasserdüsenantrieb seines Körpers abbilden). Etwa das will die Erörterung berufen, wo es heißt: aus dem All wirken, eher ziehend als treibend, die Kräfte so auf die Erde (deren Fliehkraftmotor dabei die Haupt- Vorspannung liefert), daß Lebensformen sich fast notwendig in diese strukturierten Kraftreservate hineinentwickeln, denn solche Entwicklung muß notwendig mit Kraftgesetzen gehen, die sich auseinander ableiten lassen und da konsistent sind. Das Geniale an diesem Gesetz ist, daß die großen Verhalte, die dem Ganzen des Kontinuums und Mediums seine Urstruktur richten, sich auch in jedem seiner Punkte beweisen, etwas variiert und 147 mit anderen korreliert mittels Strömungen oder Oszillationen, welchselbe Grundformen vorgeben für die Gestalt und Artikulation daraus entstehender und sich darin erhaltender Organismen. An den festen Kontinenten ließe sich ähnlich erweisen, wie die Lebewesen bis in Einzelheiten des Körperbaues aus diesem Gesetz nach ganz bestimmten Kontinentformen geraten sind. Der Mensch scheint da wirklich eine Sonderspezies zu sein, indem er sich hat seine Schädelform vom Mond herausmodellieren lassen wie auf einer Drehbank, einer Töpferscheibe. Der Mensch hebt seinen Kopf anders in den Himmel als andere Tiere, die mit ihren trigonometrischen Schädeln eher Fixstern-Konstellationen an die Erde zu halten scheinen. Der Mensch, vom Mond angeregt, fühlt mit der Gänze des Planeten und kommt mit seinem sphärischen Kopf zu ganz anderen Ideen, Beweglichkeit betreffend. Damit, daß er seine Arme ganz von der Aufgabe löst, den Körper nur zu stützen und zu bewegen, richtet sich auf und kann nun diese Artikulatoren bewegen um sich her, im Ganzen sphärisch montiert, in Konsonanz mit dem in dem Schädel ausgeprägten Sinn. _________ Kleine Einkünfte. In der Zeitung wohl kommt ein Item vorbei, das hier wirklich noch gefehlt haben will. Als Descartes seine Sache gesagt hat, kommentiert ein anderer französischer Denker (den Namen hab ich nun wirklich vergessen, meine aber, er begänne mit C.), daß, sinngemäß, abstrakte Wahrnehmungen sich im Erkennen zusammenfinden einfach aus dem, wie sich die Wirklichkeit in ihm abbildet. Die "Philosophiegeschichte" erwähnt diesen Denker, durch den erst Descartes zu einer ganzen Sache wird, nicht aussprüchlich. Und dabei stimmt dort auf einmal Alles. Das erkennende Subjekt sieht den Erkenntnisraum klar und bestimmt vor sich, und der Logos erscheint so, wie, und da, wo er hingehört. (Condillac, übrigens, heißt der Wahrste.) Kant braucht es danach nicht. Kant ist gut, Kant hat was für sich, aber in diesem Belang ist das Gültigste schon gesagt. Interessant das Spiel: Descartes windet sich ein wenig sehr, wo er etwas erklären soll, was nicht sein originales Argument ist (ein hier ja schon erwähntes Thema), und zwei Worte Condillacs stellen Alles zurecht. Na, da ist mal ein Denker, von dem ich wirklich lesen möchte. _________ ...technischer Anstand... 148 Pneuma. Tanz der Subquantik: auch Schrödinger wird zu den Philosophen gezählt, befindet sich wohl da gleich neben Heisenberg. Was im Besonderen seine Wellenmechanik besagt, konnte mir so nicht bald jemand beeinzeln. Es wird aber über S. berichtet, er sei geradezu empört gewesen über die Mechanizität dessen, was mit Planck das geltende Weltbild der Physik werden wollte. Ich meine so viel zu verstehen, daß Elektronen in den Atomhüllen nur deswegen endlos dort oszillieren können ohne Energie-verlust, weil die Frequenz, in der sie schwingen, eine geschlossene (stehende) Welle auf ihrem Perimeter formt. Wird diese elementare Harmonie gestört, verändert sich also diese Frequenz, so entsteht ein crack, und das, was man einen Quantensprung nennt, findet statt. (Die Kuh meint:) Derlei findet im Inneren von Atomen immerzu statt, in einer Art harmonischen Spiels, wo die Energie wie in einem Hangelnetz fortwährend umherschwingt, und manchmal entstehen durch Impulsaddition Spannungsspitzen (pitch), wovon dann Energie nach draußen abgegeben wird. Das alles vermute ich nur, habe da sonst keine spezielle Kenntnis... _________ "Das ist ja mir an sich was" / was meint Apriorik... _________ "Weiber sind ein Tier für sich." (Bauernweisheit) _________ Alexandrinische Mathematik: in einem ruhigen Moment sah sich mir im inneren Blick ein Manöver hier anderswo erwähnter Fische aus dem großen Aquarium im Subparterre der Villette. Die machen da wirklich manchmal sonderbare und witzige Sachen, auch genetisch: ein vielleicht zwei Hände langes Fischchen, das wahrscheinlich dort in den Aquarien, die ungesehenerweise dazugehören (so, wie zum Zoo noch eine nichtöffentliche veterinärische Anlage hinzugehört, wo Zooinsassen manchmal für Monate verschwinden), das da also aus Laich neu erwachsen ist, hat einen Knick im Rücken, der seinen ganzen Körper einen Winkel von ca.120° formen läßt. Damit schwebt das meist direkt unter der Wasseroberfläche und schwingt da nur leiernd still umher, guckt ein wenig aus den Augen wie ein etwas schwachsinniges japanisches Schulmädchen. Ich verstand: die Fische kommentieren damit auf die engen, zu stillen Existenzbedingungen in den Aquarien (damit die Erscheinungsform als verkrücktes Individuum). Wo diese Fische normalerweise leben, da sind sie nicht von spiegelnd starrem Glas umgeben, und das Wasser ist ewig in großartiger Bewegung, aus sehr 149 weiträumig herwirkenden Ursachen. Die anderen Fische spielen manchmal sinnige Symmetrien, um die Glasspiegelung zu kommentieren. Aber dieses Tier zeigt die Totale des Aquariumszustandes, das bei allem engen Lärm darin doch wie totenstille Wasser, die spiegelnden Glaswände (die über schräge Knicke aneinanderstoßen) und die unnatürlich stille Wasserober-fläche, die es den Fischen so wohl besonders angetan hat, weil das ja ohnehin die absolute Begrenzung ihres Lebensraumes überall ist, wo aber (bei Meerfischen) nicht so. Hinzu die künstliche Beleuchtung und nur fern, durch die große Glaswand des Raumes nebenan gesehen, dann und wann vielleicht (sehr vielleicht) ein Stern, in winzigster, durchblendetster Himmels-aussicht, und Mondlicht als Helle. Immerhin schaut das Aquarium ein wenig mit auf die lebendigere Wasserbecken-Oberfläche draußen im Hof - von außen, oben her, woher Fische ja Wasserflächen gewöhnlich nicht zu sehen bekommen. Das Knickfischchen hängt sich also vor allem unter die Wasserfläche, um dort mit seiner Körperform die Reflexion des Lichtes daran zu kommentieren. Es spricht wohl für die Intendanz des Platzes, daß dieser Freak lange im Aquarium gelassen wird. Andere Genossen, nach denen ich schauen konnte - der Octopus (der sehr gesprächig ist), die Drachenfischchen - bleiben nie wirklich lange. Aber der Knickfisch wurde über Jahre dagelassen und man konnte richtig zusehen, wie er alterte. Das so einzurichten, spricht von einer Klugheit mit sprechenden Zuständen, die ich dort habe oft wirken sehen. Was ich da aber habe zwei Fische in meinem inneren Blick aufführen sehen, das war ein geometrisches Theorem, in dessen Entwicklung (ein paar genaue Gesten, nur einige Momente lang) auf einmal eine unendliche Perspektive spürbar und erkennbar wurde, in mehreren Richtungen. Derlei tun die größeren Fische dort öfter - die bewegen sich wie Illustrationen und Beispiele zu einem mathematischen Lehrenbuch. Und die Art und Weise, wie die das tun, würde ich für hier bezeichnen als alexandrinische Mathematik, nach der Stadt in Ägypten, wo die größte Bibliothek der Antike gewesen und vernichtet worden ist. Diesen Geist der Fische, wie er in begrenzten, inspirierten Beispielen vom interessant Unendlichen spricht, kann man auch leicht wirken sehen im geistigen Gestenspiel orthodoxer (Christen), zumal bei Slawen. Da ist diese selbe sprechende Beiläufigkeit, die mit wissen läßt nicht eine Meinung (derlei hat nur polemische Dimension), sondern wirklichen Geist. Es ist die alexandrinische Mathematizität, welche aus Russen so gute Schachspieler und aus Polen solche scharfen Strategen macht. Der Pessimismus der Gnosis kommt ebendaher: aus dem Meer, in dem man von allen Gesetzen des weitesten Alls wissen, die man dort spüren kann, aber, so weit das Meer auch ist - es ist, als Lebens- und Erkenntnisraum der 150 Fische etc., begrenzt. Zudem macht sich da vielleicht das Salz bemerkbar, wovon das Wasser zäher wird, welchselber Wirkung kein Meertier sich entwinden kann. Das genaue Komplementär zum Pessimismus der Gnosis ist der Optimismus Leibnizens, und richtiggehend interessant ist, zu sehen, wie die Menschheit will meinen, sich den freien Blick ins ungemessene All zu versalzen, um sich in der somit bornierten Nahwelt ihre allen Pessimismus rechtfertigenden, abgründigen Indulgenzen (: Nietzsches zufriedene Düsterlinge) zu gönnen... Die Welt IST wohl schlecht, sagt der Düsterling und sorgt mit Energie dafür, daß sie's um so mehr ist. Auch dieser Charakterzug gehört zur Orthodoxie dazu. _________ ...Magie der Werte... _________ Sinn: eine Nüchternheit. _________ Das Weltgeistgeschäft geborener Literaten... _________ Intellekt: wie sich sieht, sich liest, was sich der Apperzeption bietet, unstrukturierter als solche Erkenntnis (für Beispiel diese Sache mit Ernst Jüngers Todesschuß im Weltkrieg). Immanuel Kant ist in solcher Weise der Denker aller möglichen Grundformen intellektueller Apperzeption. Bei Kant empfiehlt sich wieder und wieder das Bemerken: Ja, aber... Das ist nicht nur dort so. _________ Oweh. Oweh. Eine Frau die mich wirklich kann. Oweh! _________ "Hunnie Pie" (Sie schiebt 'ne Schnute. Aber nicht im Gesicht.) _________ Noch einmal: Was Kant da anhand der Begrifflichkeit der Vernunft erörtert. das ist der Intellekt. Intellekt solcher Art denkt Ganzes aus der Welt, aber nicht notwendig die Welt als Ganzes. Woanders wird dazu erörtert der 151 hermeneutische Zirkel (oder so etwa), der eben auch, in einer Art Begriff konzeptioneller Freiheit, die Erkenntnis begrenzt, mit allerdings offenen Grenzen. Es klingt dabei an so etwas wie ein Belieben, mit einem Beigeschmack von Indulgenz. Das paßt ganz gut zu bestimmten politischen Sitten und ist DEShalb gut gesehen. Muß dazu wirklich gesagt sein. _________ Geist, Nachfüllpackung. Geist, Rührwerk. Geist, Räucherkammer. Geist, Rutsche. Geist, Vorratshalde. Geist, Verkehrsstau... _________ "Wo bleibt die Chole!" Cholastik. _________ Kant hat nicht nur mit dem Geschmack keine Sache, sondern auch nicht mit der Ehre. Das muß nicht wundern, da diese wirklich nicht leicht in einen verallgemeinerbaren logischen Begriff zu bringen ist. Was den Platon Blut und Wasser kostet, die Ehrlosigkeit des Tyrannen, der nicht weiß, was ein Wort sein darf - derlei könnte Kantn niemals passieren, und das ist ein wirklich schlimmer Makel. Wenig Zweck aber, darüber zu Menschen zu sprechen, die allenfalls von Ehrenhaftigkeit wissen. _________ Condillacs Blick sieht, was für sich spricht. Was mehr braucht es, um alles Mögliche, das im weitesten Sinne "gut" heißen könnte, zu erkennen! Gerade darin ist er schon über Kant hinaus, der sich selbst am meisten im Weg ist, weil er alles erklären muß. Nietzsche hat das Wort geprägt, manche Denker widerlegten sich selbst mit einem einzigen "denn" - genau das trifft auf Kant zu. In der Reinen Vernunft hat er alles definiert, was es braucht, die wirkliche (sittliche, politische usw.) Welt richtig mit Erkennen anzuschauen, und er bräuchte nur sich an den Geist solchen Erkennens zu halten mit Blick auf die Wirklichkeit - was für großartige, originale Aussagen wären da möglich. Stattdessen muckt er im Angesicht unangreifbarer Gewalten und sagt: DENN das ist bei der Reinen Vernunft schon so rechtfertigt. Und genau das ist es nicht; da ist er kein bißchen besser als die schlimmsten Bigots alter metaphysizierender Schule! _________ Fichte - das ist so lächerlich, da möcht es mir das Buch hohnlachend in die Ecke schmeißen. Was sich alles Denker nennt! Länger schon hatte ich 152 vermutet, daß eine Drüsenstörung den Typ so egoman macht, und sein Abbild auf einem Bucheinband gab da hinzu - die Thymusdrüse scheint ein wenig stark zu sein. Davon quillt es ihm so im Gesicht umher und die Augen stehen etwas getrieben falsch im Kopf. Viele dieser deutschen Philosophen-charaktere im 19. Jahrhundert (Fichte, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche) wirken so, als sei vielleicht aus der Ernährung mit Geflügel und Ei, der Drüsenapparat nicht in guter Ordnung. Dementsprechend eine Getriebenheit, die nichts mit den Kraftgesetzen wirklicher, vernünftiger Lebens-beanspruchung zu tun hat und ein Selbstbewußtsein, das eine ganze Welt für sich haben muß, ohne wirklich etwas damit schaffen zu können. Das ist etwas so ganz Anderes als die bewiesene Lebenskraft der Griechen, welche einfache Gründe sieht, wo auch wirklich welche sind: in der Welt, die man selber ganz natürlich auch ist. Bei Schelling zeigt sich, im Unterschied zu den anderen Idealisten, noch guter Grund, genau so. In gewisser Weise ist er das in phänomenalistischer Wendung, was dieser Satz Condillacs in abstracto oder absolut sagt: ein der wirklichen Welt positiv eröffnetes, gerade darin ganz eigenes Bewußtsein. Auch spricht bei ihm, was schon die Erkenntnis Platons getragen hat. Es zeigt sich aber bei ihm, was auch sonst im eher geschichtlich allgemeinen Wesen sich öfter beweist, nämlich, wie der gallisch-romanische Geist einige Gesten relativ abstrakt und in guter Energie tut, und im Deutschen antwortet etwas, träger und vordergründiger, davon positiv angeregt, aber eher aus dem Charakter, dem Fühlen her, statt aus direkter, akuter, selbstbewußter Wahrnehmung. Das Selbstbewußtsein der Deutschen zeigt sich sympathetisch angeregt und findet sich und das, was es zu sehen findet damit, wahr genug, aber es ist damit wie schlafwandlerisch, in einer Art Dornröschen-Bann gebunden, wo der Geist in Frankreich fix und wach ist, manchmal bis zum Schmerz. Das ist nicht nur im Geistesleben so und liegt wahrscheinlich begründet in dem Unterschied der Landformen, der Lage der jeweiligen Nation in der wirklichen Welt. Frankreich hat wohlbekannte und vielbefahrene Meere auf drei seiner Seiten, und seine besten Lagen sind durchsetzt oder sogar gefügt aus, und mit, Kalkgestein, das alles ein- mal Teil von Meeresorganismen gewesen ist. Solches Kalksediment ist der Rest einer Lebenswelt, die in sich schon eine ungeheure Energie gewesen ist und damit recht unmittelbar zur Kraft der Sonne. Das leuchtet vor Klarheit alleine in seinen Strukturen, denen, woraus es entstanden ist. Gerade Paris steht zum besten Teil auf gewachsenem, karstig filigraniertem Meerkalkgestein. Dort treffen auch zwei andere Grundelemente hinzu: der leichte, etwas schattenschmutzige, immer feuchte Sandboden Nordfrankreichs (für die etwas schlechte, aber nüchterne Realistik, die z.B. 153 Element des Revolutionsgeistes ist), und von der vulkanischen Mitte Frankreichs weither noch das Flintgestein, hart, orangegelb und reflexgenau. Damit die Tüchtigkeit, Rationalität und Härte, wie sie z.B. bei den Kriegsgeistern um Napoleon her sich Ausdruck macht. Deutschland dagegen ist schon denkbar fern vom Atem wirklicher Meere, besteht zum größten Teil aus Silikatbruch aller Sorten, überzogen und durchsetzt mit Mergelschlicken, die einen gewissen Lebenstonus ausstatten, aber nicht selber Lebenscharakter formen und bestimmen (wie im Löß, der auch nur so kann, wo er nicht zu sehr durchsetzt ist mit Sand oder Humussäure), dazu ziemliche Weiten von Waldböden, die zwar wach machen, aber keinen Horizont mitgeben (Heidegger). Deutschland ist das quintessentielle Drachenland und schafft vor allem selbstbewußten Charakter, der aber zur Monomanie und zum Irresein tendiert, ähnlich dem Geist starker, aber paranoider Tiere. Solcher Geist sieht eine Welt dicht und deutlich, auch klar, aber kommt nicht hinter diese bannende Vordergründigkeit, mit der die Sinne darauf fixiert sind. Und wo das nur denkt, da wird es schnell wahnhaft (: Hegel), weil dort auch nur dieser selbe Weltcharakter, woraus es in sich ja lebt, wieder hervorschaut und kann eigentlich nur in wie verhornter Empfindung von sich weg raisonnieren - zur wirklichen Reflexion fehlt dem meist die lebende Erfahrung von wirklich Anderem, auch einer Souveränität, die vom gekonnten Wechsel mehrerer, vieler solcher Horizonte entsteht.

09:59 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


7 ...Fortsetzung 6

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phi3 Buy, buy, buy! Buy what you can, and what you won't sell again will be called your personal property! _________ Was Gesten sagen: "Wo das Gesetz ist, da findet's auch leicht ins Maß." Das heißt... _________ Die Spottfee (ein ziemlich heiliges Wesen)... _________ Landlauf / Hauslauf _________ "Nichts gibt es umsonst" - das liest sich besser (wahrer) als: es gibt nichts ohne Bedingungen. Beispielsweise: aus welchen Gründen Mensch und Tier erst subsistieren, das hat seine unbedingten mittelbaren Wirkungen in Charakter, Sitte und Geist. Das wirkt unmittelbar in der Physiologie, und wie sich das daraus hervorgehende Leben empfindet, so, sinngemäß gesagt, die Grundfarbe, das Elementarmuster des Lebensbildes. Solche Dinge vertragen viel feine Betrachtung und sind gern in sich wahr, so wie Nahrung wahr ist dem Leib, dem sie zuträgt... _________ Wie Tiere einander bei Namen halten: "Der kleine Stutz" sagt die Amsel (gestisch), als ich sie für Weisheit über den Zaunkönig ansehe. Der Stutz, das ist der kleine, steile Federstoß über des Zaunkönigs Hinterecke... _________ Kleiner Weg durch die Bibliothek. Die kleine Stadt D. hat sich vor einigen Jahren eine Bibliothek erbauen lassen, eine recht freundliche. Die soll nicht gebieten, profilieren oder wichtigen Intellekt füttern, sondern nur ein wenig gebildet unterhalten. Es gibt die üblichen lokalen Zeitungen und ein paar ordentliche fernere. Dazu ein ziemlich verläßlicher Kaffeeautomat. Hinter der Theke arbeiten nur Mädchen in ihrem Ställchen. Da ich keine berufbare Postadresse habe, kann ich mir keine Bibliothekskarte ausstellen lassen, aber das ist ganz gut so. Von meinem Platz bis dorthin sind es vielleicht sieben Kilometer, die mit dem Rad zu fahren mir angenehm ist und eine wache Temperatur in den Kopf trägt, mit der die Zeitungen zügig zu lesen sind, und wenn mich das in den Platz eingesessen hat, fällt mir sodann 111 müßigerweise eher ein, was mich nun an den Büchern selber interessieren könnte. Zehn bis fünfzehnmal pro Monat mache ich mir wohl diesen Weg. Da ich mir nichts Bestimmtes vornehmen muß, ist es weitgehend meinem allgemeinsten Zeitgefühl überlassen, wie sehr ich mich womit beschäftige. Die Ausstattung der Bibliothek ist mäßig im Volumen, aber ziemlich gekonnt. Im allgemeinen Klima des zweistöckigen, atriumweis gefügten Raums machen sich natürlich je nach Wochentag und Jahreszeit diverse Nebensachen mitbemerkbar. Wenn's im Sommer heiß ist, wird eine Terrassentür geöffnet, und man kann sogar dahindurch auf einen kleinen Balkon, worauf zwei Tischchen, vier Stühle, eine kurze Aussicht über Souterrain-Gartenböschung, einen kleinen Parkplatz und eine unwichtige Spielecke für Kinder bei büschereichen Hausgärten. Wie woanders auch oft, so verändert sich das Verhaltensklima deutlich, sobald geheizt werden muß - die Mienen und Gesten an der Theke werden dann merkbar ein wenig tyrannisch (gelegentliches Nachdenken ergab, das könne rein physikalisch keinen rechten Sinn haben: jeder Menschenkörper ist mindestens doppelt so warm wie die Raumluft und braucht für soviel Volumen, wie er einnimmt, keine Heizenergie, gibt dem Raum sogar etwas mit; es geht aber offenbar nicht um solche Dinge). An Freitagen und an manchen anderen kommen die kultivierten Barbaren, bringen im Ganzen immer mindestens vier Kinder mit, und der Platz verwandelt sich in eine Mischung aus Fingerbasar, öffentlicher Toilette und Krabbelstube. Die Kinder (bis zu sieben Jahren meist) spielen Nachlaufen und Verstecken zwischen den Regalen und bewegen sich dabei NIEMALS ohne lautes, eiliges Getrampel (über einen scharf polierten Granitsteinboden und ein recht feines, helles Parkett). Manchmal, meistens vor Mittag, unterhalten sich bestimmte Bibliothekarinnen über interne Sachen, wie oft sonst auch bei solchen Gesprächen mit einem ziemlich nierenwinsligen Timbre (besonders zu Heizzeiten) und der dynamischen Ausdauer fortwährenden Wasserlassens. Derlei bin ich gewöhnt und nehme denen das nicht übel, obgleich es in seiner wirklichen Ausdauer schon einige Nerven trifft und eine Empfindung intestinaler Übelkeit erzeugt. Ein vielgelobtes Rezept, überaus feines Schmorfleisch zu kochen, rät, dies kurz anzugaren, bis daß sich die Poren geschlossen haben, und dann ca. 4 - 6 Stunden das Ganze bei geschlossener Casserole gerade unterhalb der Siedetemperatur simmern zu lassen. Danach zerfließt das Fleisch auf der Zunge, zarter als wie Butter. So ähnlich geht's wohl diesen Weibsen, indem die erwärmte Luft vor allem die flüssige Phase ihrer Leiber ein bißchen unnachgiebig aufheizt und damit einen Druck auf die Nieren erzeugt (neben einem auf die Lunge, der nicht so unmittelbar Nerv macht, aber dafür auf die Dauer erschöpft). Ich selber bin es gewöhnt, 112 Sommer wie Winter an denkbar freier Luft zu leben und zu atmen und kann sagen, daß es so leicht nichts Besseres und Angenehmeres gibt, selbst bei starkem Frost (gegen den ich mich mit Bahnen aluminierten Stoffes abschirme, der meine Körperwärme unmittelbar reflektiert; bei wirklich starkem Frost tauche ich ab und halte Dämmerschlaf - solche Zeiten dauern nie lange und bessern insgesamt nur die Lebenslaune, weil nichts das Soma und den Geist so klärt wie ein für einen oder zwei Tage bis auf die Knochen durchbeißender Frost). Die überall von jenseits des Horizontes herwehende Nachtluft, durch nichts gedämmt als dünne Plane, SCHMECKT von der Zunge bis ins Blut, dergleichen kennt kein Hausschläfer: eine zarte, im Solarplexus vibrant resonierende wirkliche Süße. Hier in diesem geschlossenen Raum kann ich derlei nicht haben, lasse meine Umgebung aber soweit auskühlen, daß der Körper Wärme abgeben kann, und das hält zumindest wach. Manchmal dreht irgendwer die Heizung auf ohne mein Bemerken (maßlos nach gedankenloser Gewohnheit), und finde ich mich dann daneben ein, so merke ich das unmittelbar, weil die Wärmestrahlung (nicht die Raumhitze) an meinen Schädelknochen selber als Widerstrahlung merkbar wird und eine gewisse Übelkeit erzeugt wie von einem kälkenen, flächigen Scheuern. Natürlich drehe ich dann die Heizung sofort auf Null, und diese Blödheit schwindet in der Folge auch sehr bald. Was ich da mit meinen kühl konditionierten Skalpnerven, in der Schläfe vor allem, so bemerke, reflektiert ja auf rein physiologisch nachteilige Effekte, und diese machen sich eben bei den falsch beheizten Bibliotheksmädchen auch nur bemerkbar, selbst wenn sie da oberflächlich nicht besonders empfindsam sein sollten (die boilende Reizung der Nieren hat den Nebeneffekt, die Nervenempfindungen insgesamt zu stauchen, das heißt, die direkte Wahrnehmung für diesen Effekt ist ohnehin gelähmt, und daher wird das erst bewußt, wenn er ohnehin schon zu stark ist - das geht so ähnlich wie beim Rauchen, das einen allgemeinen dumpfen Druck oder Schmerz in der Lungenfläche erzeugt, welcher aber wieder durch das Nikotin der nächsten Zigarette gedämpft wird usw.usw.usw.). Diese Jammerzeiten bei der Theke erledigen sich früher oder später, wohl, wenn das Wasser sich bemerkbarer macht als die Niere selber, aber das dauert und wiederholt sich, meist an Vormittagen, wenn die Mädchen eben sicher in der Mummelwirkung des Raumes angekommen sind und nun für etliche Stunden nichts Anderes mehr kennen werden, mit einprägsamer Regelmäßigkeit. Ich weiche öfters davor aus ins ferner gelegene Obergeschoß, wo man Fenster nahe zu zwei Seiten einer Tischgruppe öffnen kann und so zumindest einigen Atem bekommt. Die Anlage des großen Raumes ist sonst recht klug. In dieser Etage tagen öfters Hausaufgabengruppen, die ihrerseits ziemlich ergiebige Schwatzblasen zugange zu haben pflegen, auch hier oft mit diesem 113 winselnden (find' sonst kein Wort, das paßte) Beiton. Gelegentlich steigen dort auch juvenile Lebensart-Simulanten durch, die fürchterlich chemischen Parfümdunst um sich verbreiten. Derlei geht an sich auch vorbei, nervt aber deutlich und unmittelbar stärker als die Laute an den Mädchentischen, und die Nase kann ich mir dagegen nicht ebenso zustopfen wie die Ohren gegen allzu oberflächliche Echos und die Leidenstöne von den Schularbeits-tischen. Die Parfüms sind meist von einer dermaßen aufdringlichen, anorganisch chemischen Widerlichkeit in ihrer Grundnote, daß ich wirklich nicht verstehe, wie die Typen selbst in diesem Dunst Atem finden mögen; vielleicht verhält es sich damit ähnlich einem anderen Effekt des Rauchens, nämlich, daß der Teergestank in Raucherräumen selbst für Raucher selber viel abartiger riecht als der Qualm einer aktuell inhalierten Zigarette, und dieser selbst wieder erstens diese Empfindung übertäubt und einen Binnenraum erträglicherer Aromate um den Raucher hüllt. Der Ekel vor solcher Kaltqualmigkeit ist eines der brauchbarsten Motive, sich die Fleppe abzugewöhnen. Im Ganzen aber ist die Bibliothek, abgesehen von den D-Zug-Eisengeländern um den kleinen Abgrund des Atriums, ein verhältnismäßig wirklich freundlicher Platz. Der Vorzugsort da oben in der sonnenlichten Nachmittagsecke zwischen den beiden Kippfenstern ist auf zwei Seiten umstellt mit den Regalen für Philosophie, wohl 50 Bände (Ostseite) und Geschichte (mehrere Regale weit, Nordseite). Aus einem kleinen offenen Abgrund in der Südwest-Raumecke rangelt sich eine Pflanze empor aus dem Parterre, und durch das Fenster dort unterhalb schaut man steil auf die Wohnstraße vor dem Haus. In zwei Lagen vor dem Fenster, mittlere Höhe und eben darüber, ziehen sich Blendroste entlang. Es ist einem nicht untersagt, den Kaffee hier mit hinaufzunehmen. Gleich zur Linken stehen drei Regalborde (oder vier) hoch die Bildbände zur Zeitgeschichte seit 1900. An sich blecke ich nicht einfach nur zum Gucken dort hindurch, aber wenn z.B. in der Zeitung Themen anschlagen, die sich damit ein wenig auskleiden lassen, schaue ich mir gerne diesen oder jenen Jahrgang durch, nicht selten mit kleinem, aber interessantem Erkenntnisgewinn (desgleichen lohnt es manchmal, zu den ja sonst herzlich ungenauen Aktualnachrichten aus aller Welt in den Atlas zu schauen, nicht fern drunten im Parterre). Natürlich habe ich mir den Bildband zu meinem Geburtsjahr (1950) ein wenig genauer angesehen. Genau auf den Tag gibt's da nur das Kuriosum eines jungen Elefanten, den man zu Werbezwecken in der Wuppertaler Schwebebahn mitnehmen wollte; er geriet aber in Panik, durchbrach die Seitenwand und stürzte in den Fluß (ohne sich ernstlich zu verletzen). In summa derselben Woche brannte fern in Tokyo ein schöner, klar gebauter Tempel ab, zwei Stockwerke hoch, aus vergoldetem Holz, mit einer Phoenix- 114 figur oben auf dem Dach. Der Tempel soll einige Jahre später wieder aufgebaut worden sein. Erstaunlich ist seine ziemliche Ähnlichkeit mit dem Bibliotheksbau hier selber. Was die wirkliche Lektüre sonst angeht, so muß ich sagen, daß ich zu derlei (wie auch zu anderen, praktischen Sachen) in einer Weise das absolute Händchen habe wie vergleichsweise manche Musiker das absolute Gehör. Ich kann von mir sagen, daß ich in 98% der Fälle noch nie ein Buch in (solch gutsortierten) Bibliotheken aufs Geratewohl aufgeschlagen habe, ohne an dem, was mein Blick dort fand, unmittelbaren oder im Laufe weiterer solcher Hernahmen mittelbaren intellektuellen Gebrauch zu finden. Das ist schon lange so, und ich wundere mich darüber so wenig wie über den spontanen, meist sehr freundlichen Zuspruch von Tieren, die mir meist immer etwas Bemerkenswertes zu sagen (also: zu zeigen) verstehen, sobald Beiderlei einander gewahr ist. Ich frag' mich nicht in solchen Dingen, ich benutze es. So lohnt vor allem das Philosophenbord solche spontanen Einsichtnahmen quer durchs Bord, vor allem, weil sich da über die Zeit oft ein Kreuz-und-Quer weitläufig miteinander reziprozierbarer Ideate ansammelt, zu dem ein oder zwei Bemerke einen Schlüssel geben, nach dem sich daraus eine kleine Erörterung oder ein längerer Aphorismus wie von selbst fast erdenkt und schreibt. Um sich zu Letzterem Appetit zu machen, lohnt immer ein Blick in einen der nicht wenigen Bände Nietzsche. Ich möcht sagen, daß es bei dem, neben den nicht unbeträchtlichen philosophischen Augenmerken vor allem diese eine Kunst für mich zu finden gab: wie aus drei, vier Beobachtungen, von denen meist nur eine aktuell zu sein braucht, wunderbare, in sich selbst sprachlich dicht gefügte Satzgruppen entstehen, die Aphorismen eben. Nach meiner sonst nicht sehr bemühten Belesenheit bringt nur noch Paul Valery solche zugleich in Beobachtung wie Aussage dichte, kräftige, und sprachlich perfekt geformte Aphorismen zustande. Aphorismen solcher Perfektion gleichen fein geschnittenen Gemmen, die nicht nur ihren Beobachtungsgrund mit durchscheinen lassen über das direkt Vermerkte hinaus, sondern in ihrer wie Qipu vernetzten Sprachstruktur einen Air, eine konzise intellektuelle Vibration erzeugen, die von selber, relativ abstrakt, im Geist weiterwirkt, dort fernere Assoziationen weckt und manchmal unterhält. Vor allem diese Kunst der ursprünglich meist sehr beiläufigen, sich durch eigentlich mühelose Denkarbeit anreichernden und aus dieser Verdichtung zu bis da unerdachten Subtilitäten findenden Beobachtung gibt es bei Nietzsche zu lernen, neben einem mehr beiläufigen Sinn für korroborierenden Streusal von einfachen Beobachtungen, die in ihrer eigenen Menge (zwei dichte Bände) schon eine ziemliche Welt abbilden. Auch das Druckbild der Nietzsche-Schriften in sich ist, egal in welcher Ausgabe, ein solches, daß aus der Blattfläche zwischen den 115 gedruckten Buchstaben eine ziemlich intensive Helle hervorscheint. Nietzsche selber hatte es ja derart mit den Augen, daß ihn schon gewöhnliches, bedecktes Taglicht schmerzhaft blendete. Ein ähnlicher Effekt des Schriftbildes ist zu finden in Musils "Mann ohne Eigenschaften", wo ja auch nicht wenig (von den Protagonisten) über Nietzsche dilettiert wird, und worin eine ganze Strecke des Romans (wenn's denn der passende Name dafür nur sein kann) über solche Wahrnehmungen der müßigen, liebenden Geschwister thematisiert. Dort spielt wohl die kalkig-sandige Helle des Bodens im weiten Donaugrund bei Wien, und eine Hellsichtigkeit allgemein so intensiv angeregter Sinne für die Mitgegenwart des Sternenhimmels im hellen Sonnentag. Dort ist dieses Buch wirklich bezaubernd, während sonst viel geredet und raisonniert wird, zu viel für meine Geduld, wo ich das Buch aber ohnehin mindestens zweimal gründlich durchgegessen habe. Es ist allemal nicht vergebens. Ich find' halt für solche Luzidität hier nicht leicht antwortenden Prospekt, konnte nur einst in den Meeralpen, von einem Gipfelgebirge im Sonnentag, nach einer knisternd dichten Sternnacht oben, diesen geradezu mystischen Effekt des spürbaren Sternenlichts im Tage selber erleben. Das ist etwas ziemlich Absolutes und läßt sich nicht einfach durch absichtliches Erkennen- und Findenwollen herbeibringen. Den ganzen Tag lächelte dieses Bewußtsein aus den Augen; ich war wirklich bezaubert. Auch dort in den Bergen ist solcher heller Kalkgrund, in den tieferen Zonen mit dichten Streifen blassen Tons durchschwirbelt. Die Bibliothek: bei den Philosophen ohnehin das Lexikon der philosophischen Begriffe und der Philosophen selber. Einstein wird zu diesen gezählt, ebenso Schrödinger, Heisenberg und Planck. Die philosophischen Begriffe unterhalten vor allem da, wo beispielsweise chinesiche Items erörtert werden, auch weiter von der Hauptstraße abliegende Themen bei den Griechen. Diese Sachen wirken oft wie den Seelenraum leis erweckende Klingelspiele, denen fein nachzulauschen lohnt. Zwei oder drei Bände auszugsweise Platon stehen im Regal, in die ich anfangs (das Händchen) nur so passager aufschlug, las einen Absatz oder zwei und schloß leise den Band wieder, behielt meist ein Echo derart davon wie: "Ah Du!! Wir unterhalten uns gerade über..." und im Atem, wie Hauch, blieb mir das Ungefähre davon halbbewußt, meldete sich nicht selten später bei Anderem, um dort wie Lächeln den Blick helle zu machen für das darin wie Konsonante. Grad hier nun in der vergangenen, durchwachten Nacht, die mir gleich Gelegenheit gab, zu sehen, wie eine Eule und vielleicht ein kleiner Nachtfalke sich direkt vor dem Fenster zu tun machen, ging mir auf, wie man das so besonders Originale der doch gar nicht elementar philosophierenden Römer qualifizieren könnte, was die Griechen so faszinieren konnte. Dies ist vor allem 116 die packende Sinnfälligkeit, mit der die Römer das von Griechen so tief Erdachte in ganz praktische, im Katholischen z.B. leicht wiederkennbare Gesten, als Lebensübung, Riten usw. umsetzten. Wer derlei nur praktisch kennt, hat einen unvergleichlichen Zugang zu den Themen (nicht nur Weisen) griechischen Denkens. Als sinnfälliges Gleichnis fiel mir dazu ein, wie in den Syracusaner Briefen des Platon (die für recht wahr, aber nicht ganz echt gehalten werden) die Idee als Begriff am Beispiel des Kreises erläutert wird. Als ich das zum erstenmal las, gingen mir die Augen eher so auf, daß diese Erörterung, die alles zum Kreis als geometrische Figur Gesagte gleich in mehrerlei Weise auflöste, ohnehin nur papierenes Gekritzel sein wollte, das implizit fragte: ja hör mal, mußt Du Dir einen Kreis erst denken, wenn Du im Auge Platons selber, an der Iris, doch sinnfällig einen solchen vor Dir sehen kannst! Schon früher fand ich zu meinen, das Absoluteste, was es zu Platon zu bemerken gebe, sei die ziemlich sichere Tatsache, daß er selber verdammt noch mal gelebt hat in einer ganz präzisen räumlichen und zeitlichen Ferne, über die hinweg er geradezu selbst zu Jedem spricht, der dies, von seinen Schriften aufblickend, nur merken will. Und nun, mit diesem zweiten Aufblicken, sah ich regelrecht Platons lebendes Auge wie direkt vor mir in dem schon alten Gesicht, wie es der spätere Bildstock abbildet. Ja, wahr: und nicht mich sieht er damit an (dies eher beiläufig, mit dem (rechten, äußeren) Irisrand), sondern in eine ihm selbst gewahre, ungefaßte Ferne, mit einem leisen Weh in der auch nicht ungetrübten Pupille, daß ihm selbst dieser Blick in nicht ferner Zeit vergehen werde. Nun, sagt die Moira, das ist nur so. Von daher aber, diesem Erkennen des lebenden Auges des Platon selber, kommen die weitläufigen Bemerkungen am Beginn dieses Textes her. Sich räuspernd, nicht fern daneben, Heraklit. Es blieb zu sagen, es bleibt zu sehen. Usw. (wie es bei Grimmelshausen, diesem Weltmeister, öfter heißt). Die etwas kokette Bemerkung vom Narziß, sich spiegelnd im ungemessen fernen Auge Gottes, ist eigentlich nur ein catch - wer liest dann nicht einfach nur aus müßiger Neugier weiter! Der Spiegel auf Platons eigenem Auge aber ist ziemlich gewiß, und damit sieht er ja nicht JEMANDEN an. Also gut, aber, man kann diesen Spiegel ja ein wenig vergeistigen. In Zaragoza (wo nicht fern von der Stadt ein Gedenkstein für eine dort zu Tode gestürzte Besatzung aus dem Flugzeugpark der Legion Kondor steht) zeigt man das Wahrzeichen einer der Invicta-Legionen (der XX. vielleicht), die dort Garnison gehabt hat, eine Eisenstange, an deren Spitze ein Eisenkranz mit etlichen Strahlenstacheln umher. Das Symbol des Sol Invictus. Die Strahlen erlauben, mit Blick auf eine gerade vergangene (nun), sehr eindrucksvoll über den Zodiak gestreute Planetenkonstellation, die Assoziation mit dem Zackenhalo um die Stirn des Kronos. Der Ring 117 selber aber, so mit Fingern umfaßt und in den Raum gehalten, umschreibt ja nur eine beliebig genau denkbare Ebene in ihm, eine leere Kreisfläche, die einige eher präzise fühlbare, aber explizit aufwendige Erwägungen über mögliche Abbildungen von der einen weiten Seite diesseits der Ringfläche in jene auf der anderen erlaubt, praktisch belanglose, aber wie die Allwelt des Kronos sooo still gewaltige, eh, Ahnungen, denen nur ein wirklicher Begriff genügt, nämlich der still reflektierende der Finger, die diesen sonst leeren Ring ein wenig sinnend façettieren lassen, vielleicht in einer sternklaren, fein dunklen Nacht am tyrrhenischen Mittelmeerufer. Der Ring, unter anderem, schließt seiner Materialität wegen das Sternenlicht aus der leeren Fläche aus, dessen Schatten er nur in der Ebene übrigläßt. Das genügt vollkommen zu Materialisation eines lichtlosen Substrats, das einen Spiegel zu nennen mir einfiel, obwohl es doch nicht in irgendwie deutlicher Weise dessen Eigenschaften hat. Da ist nur etwas, das im schauenden Geist ein wenig szintilliert, und ich möchte diesen beiläufigen Zauber auch gar nicht weiter elementarisieren. Ein weiteres Auge aber ging mir damit auf, diesmal das des korsischen Falken, oder eben: Napoleons. Derselbe hat ja ein sehr präzises und wissendes Interesse für die Geschichte, verbliebene Anlagen, Artefakte, Strategien etc.etc. der römischen Heere gehabt. Die Sinnfälligkeit, die einem mit diesem leeren Spiegel-Ring irgendwie als schwarzer Spiegel selbst einleuchten kann, findet in Gegenständen des nach seiner Herrschaft (dem Regime) so genannten Empire-Stils unauffällig deutliches Beiwerk. Dort liebt man schön proportionierte, meist schwarz lackierte und damit schwach spiegelnde Schrankmöbel, sehr reizvoll mit bronzen hellen Beschlägen dekoriert. Das ist ja an sich nicht wichtig, spielt aber wie absichtslos beifällig der mit dem Ring so suggerierten Sinnfälligkeit zu. Allgemein (weil auch dieser Aspekt eigentlich keine Vertiefung erträgt) läßt sich mit diesem Akzentwechsel vom erscheinend-schwindenden Kreis im Syracus-Brief und Platons Irisrand zu der kernigen, nachtmagischen Begrifflichkeit des Eisenringes, subtil akzentuiert durch die Sinnlichkeit von Empire-Schränken, der Blick lenken auf den deutlichen Charakterunterschied zwischen dem Mittelmeer östlich Siziliens und dem westlich, zwischen der tyrrhenischen Küste und einer Länge etwa von der Camargue südwärts (die Zone vor der Ostküste Spaniens sinkt dazu, vielleicht des kontinentalen Abendschattens wegen, wie tiefbraun schattig aus dem Blick, und der Meeresschlauch südwärts zwischen Spanien und Marokko schimmert schon weißgrünlich opak, von der Lichtfülle des offenen Atlantik westlich Gibraltars - nur so, für erläuternde Vision). Die Grenze zwischen diesen beiden Meerhälften läßt sich am Nordrand haarscharf bestimmen, mit dem einen, steilen Felsengrat, der bei Menton, der südlich-östlichsten Stadt Frankreichs, 118 die Grenze zwischen diesem und Italien markiert, dort nur 20 Meter Uferbreite übrigläßt. Westlich davon ist helles, klares Kalkgebirge, das in andere, noch härtere und klarere Gesteine übergeht. Nach Osten, durch ganz Ligurien, ist ebenfalls Kalkgebirge, aber hier karstig geschrotet und überall dunkel fleckig wie mit Tintenfischfarbe besprengt. Ziemlich genau südlich dazu auf ihrem Meridian Korsika und Sardinien, Marksteine, von denen her westlich das ganze Mittelmeer in klare, scharf zeichnende Ränder gefaßt ist und, mitsamt dem Himmel dazu, eher hellblau erscheinen will, mit einer irisierenden Note ganz im Farbspiel der Trikolore Frankreichs. Die Zone zwischen den Inseln und der italienischen Westküste mag den Sardinen, Octopoden und Thunfischen gehören, auch recht hell, aber seiner Lebendigkeit wegen, auch im Uferbild Italiens, so etwas wie eine gemütliche Suppe, sicher wärmer als die westwärtige Weite. Ab Pisa südwärts vielleicht verwandelt die Welt zu Lande sich, vulkandurchsprengselt, in einen Garten, die Vulkane darin und deren Umland große Blüten. Halbwegs von Neapel bis Sizilien beginnt ein eher zum Ostmittelmeer gehörender, erzen schmierender Schatten, der sich in Griechenland fortsetzt, Gebirge voller Eisenerz etc. Die Finsterkeit dieser Zone könnte erläutern helfen die zu finsteren Tyranneien neigende griechische Eisenzivilisation. Der Blumengarten setzt sich derweil durch Sizilien fort, über die liparischen Inseln bis nach Malta. Dem gegenüber antwortet auf dem Westrand der Syrte das lichte, liebliche Paradiesgartenland um Kairouan (auf diesen Platz wies mich ein Wortspiel, aus einem Aphorismus Valerys abgezogen, das selber überhaupt nichts dergleichen berief). Von hier an (der Südostecke Italiens) ostwärts wird das Meer nun dicht warm (dazu: Parmenides), sehr hell hier auch, aber mit einem eher weißen Schimmer, bis hin zur kleinasiatischen Küste. Nördlich dazu das Thrakische Meer fast schwarz und anscheinend ziemlich kalt. Am Peloponnes wieder die Erzschmiere, woran die Achäer ihr Blut schärften. Der weite, warme Tümpel aber südlich der Türkei, mit Zypern, dem Levantegarten, Ägypten umher, wird (in alter Zeit) regelmäßig von den phosphat- und nitratreichen Nilwässern durchpulst, von deren Mulm wohl vor allem Octopoden, deren Verfolger, und Mollusken leben können, da das Meer für Plankton viel zu warm ist. Bekannteste Beute aus diesem Wasser ist wohl die Purpurschnecke, die's ohne die Nilwässer dort wahrscheinlich gar nicht gäbe. Gewöhnlichste Beute ist der Tintenfisch, mit dem die Phönizier in aller Welt ein wenig Falschlicht machen gehen (Byblos, bekannte Bücherstadt, ist eine phönizische). Die Adria sieht man am besten an als die westlichste Lagune Asiens, wie deren als Ostsee, Schwarzes Meer, Kaspisches Meer, Aralsee und noch einige kleinere so vom großen Westmeer, dem Atlantik, und vom westlichen Mittelmeer her 119 langsam auf den Kontinent kleckern, bis da etwa, wo die Wirkung der Westwinde, vor dem Gegendruck häufiger Hochdruckdome, vom Indischen Meer und von Novaja Semlja her, sicherlich endet. Auch Napoleon kam im Prinzip nicht weiter nach Osten als das, nicht die Goten und nicht die rezenten Deutschen. Naja. Die Bibliothek. Ein I Ging steht zwischen den Philosophiebüchern, dem man ganz gut seine Orakel glauben kann (das Händchen, auch hier). Umseitig des Regals, Abteilung Religionen, eine schöne Sammlung von sekundären Sprüchen Lao Tses, still und praktisch interessant; eine seltsam poppige Ausgabe des Tibetanischen Totenbuchs, das Tao Te King. Die Bibel, der Koran, Talmud etc. alles fein da, aber um diese Schriften bekümmere ich mich praktisch gar nicht. Im Geschichtsregel, ebenfalls umseitig, hat sich eine reich illustrierte, mehrbändige Geschichte Deutschlands empfohlen (Siedler?), dazu starkes Material über die Kreuzzüge aus dem 19. Jahrhundert (Henne van Rhyn, vermutlich), eine Geschichte der ersten römischen Caesaren, eine der deutschen Kaiser bis zu den Staufern. Zusammen mit sonstigen, teils physikalischen (ein fotografierter Meteortreffer im Mond kürzlich) und anderen Daten ließen sich darausher richtige kleine Extraschmöker hervorschreiben. Das will hier nicht weiter wichtig sein. Eine französische Königsgestalt aus den Kreuzzügen, Louis (oder Jean?) Philippe (der mit dem einen Auge), erschien mir sehr interessant, und darüber würde ich gerne Genaueres lesen. Das Frankreich, in dem ich jahrelang denkbar freizügig umherstöbern konnte, schaut sehr nach dem aus. Für's Nähere hatte man ins Regal gegenüber, wo der Blick beim Heraufsteigen über die Wendeltreppe (rechtsdrehend) leicht darauf fällt, eine Biographie Charles de Gaulles ausgestellt, dieser selber als Fotografie auf der Titelseite. Ausgesprochen gern habe ich ihn in diesem Foto jedesmal begrüßt ("Monsieur"), gelegentlich die Nuancen in seinem Gesicht studiert. War die Welt noch in übersichtlicher Ordnung, als man mit seiner largen Präsenz jederzeit rechnen konnte! (Si si). Diagonal gegenüber der Fenster-Tischecke im Atrium-Oberraum das Astronomie-Regal, aus dem ich mir öfters Anregung und Daten hole. Die übrigen Regale sonst, Wissenschaft, Literaturgeschichte etc.etc. interessieren mich, rein so, nicht sehr. Lange Zeit habe ich mir nicht antun können, die etlichen Regale voller Romane im Parterre, ostwärts, bei großen Fenstern mit Lesetischen, zu einem offenen Platz hin, überhaupt auch nur auf Autoren oder Titel hin anzusehen. Romane geben mir gewöhnlich nichts. Oft viel zu kolloquial, phantastisch egal, im allgemeinen nur mit drei, vier wirklichen Ideen ausgestattet und (immerhin) moralistisch oder so geartetem Charakterkolorit und Reflexion, fordert mir das viel zu viel leer 120 murmelnde Lesezeit ab, wo doch in lexikalische Kompendien ein Blick genügt, um immer interessant Neues zu finden, und das dutzendweise, Seite um Seite. Lexika gibt's jenseits der Romane mehr als genug, zweimal Brockhaus, die ganze, so gediegene Britannica, Biologie, Physik, Astronomie etc., und etliche Duden, von denen mir der etymologische am meisten gefällt, der manchmal überraschenden Seitenblicke wegen entlang den Fernwegen alter Kulturen, die beim Erklären der Worte mit anfallen. Das ist ziemliche Musik. Auch das Handbuch des deutschen Aberglaubens fehlt durchaus nicht. Natürlich ignoriere ich die Bellettristik nicht rightaway, begann aber mit einer Schau nach deutschen Gedichtautoren, als etwas über Friederike Mairöcker, dergleichen, in der Zeitung erschien, aber da ist nichts, gar nichts. Keine Gedichte, keine Dichter. Doch, immerhin: Hölderlin. Drei oder vier Bände, aber daran interessierte mich vor allem die lesenswerte Biographie zu Beginn. Mit den Gedichten selber habe ich noch nie irgendwas anfangen können, finde das Zeug zu gewollt, wenn auch interessant gebildet, im Ganzen zu großartig. Immerhin kann ich mir das Vergnügen gebildeter Bürgerlicher zu anderer Zeit gut vorstellen, die sich derlei im sommerlich stillen Garten gegenseitig laut vorlesen. Dafür ist das ziemlich geeignet, macht sicherlich gute, klingende Artikulation. Mich unterhalten im Garten vor allem Blumen und Vögel - ich brauche derlei wirklich nicht. Aber die Biographie liest sich gut, besonders anschaulich der Beginn, wo der Blumenreichtum der schwäbischen Wegraine und Wiesen recht dicht durchleuchtet und geradeweg duftet. Da ist mir Literatur aus älterer Zeit immer am leckersten: wo Dichten aus dem Land selber durchscheinen, derengleichen seither, und zum großen Teil in der Zeit seit meiner Kindheit, reineweg vernichtet worden ist. Das bekommt das Bild eines Weltlaufs seither in mir wach, aus dem ich selber dies und das aufnehmen und manchmal ausspielen kann. Unliebe Ignoranz verträgt es, gelegentlich gut mit so geklärtem Blick angeschaut zu werden. Ah, sie haben. Nee nee, was sie sind! Auch nicht unwichtig vielleicht die wirklich harten Lebensbedingungen Hölderlins etc. während Schulzeit und Studium. Was Menschen alles ertragen dürfen, um zu werden, was sie nicht sind. Und sonst - o.k., Hölderlin haben sie. Bei anderer Gelegenheit, ganz im Vorübergehen zufällig, fiel mir ein rötlicher Einband auf ganz unten am Ende des Regals: Lernet-Holenia, Mars im Widder. Von L.H. meinte ich vor langer Zeit den Gaulschreck im Rosennetz zu beschauen gehabt zu haben, fand den amüsanten, klugen Stil, diese adrett wienerische Ironie wirklich interessant, konnte aber mit der sonderbaren Geschichte gar nichts anfangen. Muß dann finden, daß ich wohl den L.H. verwechsle mit Herzmanovski-Orlando. Naja. Immerhin ist auch da eine so starke, klare Helligkeit, die aus licht dunstigen Himmeln oft durch Hecken und Bosketten zu leuchten scheint. 121 Da war dieses hier aber ganz anders, eine geheimnisvolle Räuberpistole aus der Zeit gleich vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Der Nachtext berichtete, L.H. habe den Roman von der Zensur nicht zur Veröffentlichung freibekommen, weil er, größtenteils Tagebuchnotizen während einer Reserve-übung berufend, ganz offen vom heimlichen, systematischen Aufmarsch in der Slowakei berichtete im Vorabend des Angriffs auf Polen, und damit die Propagandasage von der polnischen Provokation decouvrierte. Wie üblich, so schnitt ich mit dem Daumennagel erst einmal mitten ins Buch hinein und fand mich sofort in sicher interessanter Gegend, weil Fahrten durchs kühl nächtliche Wien beschrieben wurden, mit Mars und Saturn hell leuchtend im Himmel. Da ich nun seit Jahren schon die Planeten selber auf ihrem Weg durch den Himmel mit wissenden Augen verfolge, packte mich die unmittelbare Präsenz der Planeten absolut. Ich habe, einfach durch Hinschauen, den Clip der verschieden schnellen Planeten zu beobachten gelernt, und aus dem damit entstehenden, verschieden phasierten Zeit- und Raumgefühl (der Planeten im großen Bogen des Zodiak) wußte ich wie unmittelbar, alleine aus diesem sicheren Sinn, wie jene Augustnächte dort in ein und demselben Zeitbogen mit dieser selbst ausgeklärten Zeit nun hier in einem Stück sind. Dadurch wird die nur schattenklar deutliche Gegenwart der Stadt (Wien), ihrer dunklen Straßen, viel gegenwärtiger, als es gewöhnlicher, irdisch vordergründiger Geschichtsfolgen-Begriff vermitteln könnte. Hier an der Erde hat sich rasant alles Mögliche verändert, aber dort im klar leeren Himmel, nicht ein Deut (was diese Planeten angeht - an sich schon doch, aber das ist hier jetzt nicht wichtig). Überhaupt nichts steht von daher, mit diesem reflektiven Zuweg aus dem stillen Planetenlichter-himmel, dem Zugang in die übrige Szenerie der Geschichte (einer Erzählung eher), im Weg, und so las ich, in mehreren, tageweis durch die Besuche in der Bibliothek sequentierten Portionen, diese Militär- und Spionage-Putschisten-geschichte. Die Story, die alles zusammenhält, ist ein bißchen blaß süß, wie Pferdegras, aber die astronomischen Gewahrnahmen und die sehr dichten Details und Totalen aus den Notizen während der Mobilmachung und des Aufmarsches im geisterhaft schönen Sommerbild vor der Tatra, dazu des Vormarsches bis an den Bug (Lug) (vermutlich) haben nicht leicht ihresgleichen. Selbst wenn mich die Räuberpistole der Erzählung irgendwie blaß enttäuschte, weil da wenig erdacht und recht viel herbeigebogen war, so haben sich mir die Landszenen an der polnischen Grenze und auch einige der Charaktertypen, zumal der Soldaten, fein eingeprägt. Ganz, ganz picobello, wie grazil geschliffenes Glas. Ich bin nicht sattgeworden an der Geschichte, aber alleine die so ganz beiläufigen astronomischen Präzisionen haben mir einen Atem gemacht, der vielleicht hier im Vorigen geholfen hat, die 122 Beobachtungen zu Leibniz in neu eröffneten Planetenhimmeln gerade so überhaupt, so, aufzufassen. Dieser Atem ist dabei weder ein ventilativer, noch der hier öfters vielbesungene Atemleib, wie er daraus entsteht, sondern eher eine ganz ebene Anspannung der Rippenbogen bis zum Brustbein hin, wodurch sich insgesamt das Skelett anders trägt - die Beine stellen sich von daher mit besserer Sehnenspannung, etwas nach hinten zur Ferse hin akzentuiert, aus dem Oberskelett hinab an die Erde, ganz eben seitlich zueinander ausgestellt: die Spannungsfigur des so menschengleichen Orion-Sternbildes. Solche Spannung, noch viel stärker auf dem Rippenbogen, ist mir bekannt aus der ersten Adoleszenz, als ich mich zunächst einmal mit System nach dem Sternenhimmel ausschaute. Damals bekam ich ein einfaches Fernrohr geschenkt, womit ich den abends in guter Höhe südlich findbaren Saturn beobachten konnte, seine Ringe leicht erkennen, hatte aber sonst nicht die Spur von einer Ahnung, weils kein Datenmaterial dazu gab, wie ich heute leicht welches zu finden weiß, und brauche auch kein Teleskop, um, mit aller Forschungsmusik seither ohnehin, ziemlich gründliche Sachen aus dem Himmel der Planeten wie des weitesten Alls zu lesen. (Auch hier zeigt sich, was bei den Büchern das Glück des wissenden Händchens ist: ich kenne wohl einen absoluten Kalender, wie er im All selber einfach materiale Wirklichkeit ist, indem es mir wirklich oft gelingt, ganz beiläufig, in einem meist gerade absichtslos sich hebenden Seitenblick, soeben ins Bild fegende Meteoriten aufzufassen.) An dem einen oder anderen Abend, wenn ich so auf der Gartenterrasse, eigentlich ziemlich ratlos, schaute mir den immerhin klar identifizierbaren Saturn an, kam mein Vater, ohne Weiteres selbst ein saturnisch-marsianisches Menschenexemplar, in die durch Hauslicht unechte Dunkelheit heraus und sowas wie ergötzte sich am Tun seines Ältesten, baggerte mich dabei in seiner schief jovialen Art an, wie es ihm eben niemals besser glücken wollte, gab ein paar überzeugte Bauch- und Halstöne von sich, die er statt brauchbarer Wahrheiten über die wirkliche Welt so allgemein für mich übrighatte, und hätte nicht ein Motiv gefunden, auch nur einen Blick selber nach dem (ja immerhin sowieso gut sichtbaren) Planeten durch das Rohr zu tun. Ich stand für etwas Reelles an, immerhin. Mehr brauchte es nicht, ihn zu beruhigen, und er kehrte ins nahe, helle Wohnzimmer zurück zu einem Bier und seinen verreckten Zigaretten, derengleichen er schon in den spätesten Vorkriegshimmeln Lernet Holenias gefressen hatte. Mehr als einmal ist der Saturn seither um den ganzen Himmel gezogen. Ich habe die Venus zu sehen und zu mögen gelernt, die allen Pflanzen Kraft zugibt und denen, welche direkt von diesen leben. Der Jupiter rief mich eines wunderklaren Frühestmorgens aus meinem Schuttquartier in der winzigen ehemaligen scuola eines Bergdorfs dort 123 im Süden - da sammelte ich mein Zeug auf und machte mich davon, bis zum späten Mittag, langen Weg hinan bis auf 1900 m Höhe, hatte dabei vor dem steilen Berg, so lange nicht die Sonne aufgegangen war, diesen mir da noch namenlosen, sehr hellen Stern gegenüber vor Augen und weiß seither ziemlich um seine Wege, seine Bleiben, seine besondere Wahrheit. Ich weiß seither von der köstlichen Interaktion beider, des Jupiter und der Venus: wenn beide zusammen sich den Himmel teilen, erscheinen wunderschöne, leuchtende Farbspiele von stark Rot und Blau in den Wolkenbänken um den Horizont, und die hohen Wolken bauen ausgebufft dichte, feierlich mattgrau glänzende Wolkenskulpturen so in den Himmel, daß es scheint, als schwebten sie einem gerade eine Armlang entfernt vor den Augen. Ich habe die Wege und Orte des Mars kennengelernt, nicht wenig davon auf der Eisenbahn in Frankreich. Wenn er stillstand, seine Kurve zu nehmen, dann stand auch ich ganze Zeiten lang, ohne sonderliche Idee, wieso, bis daß mir endlich einfiel, daß er ja gerade dann selber sich scheinbar nicht regte (während aber Erde und Mars recht rasant aufeinander zufuhren). Zu anderen Zeiten war sehr schön auszumachen, mit welch flottem Clip, bestimmt eine Daumenbreite vor dem langen Arm, er seinen Marschweg durch den Himmel nimmt, Tag um Tag, eher wie ein steigender Indianer als wie ein marschierender Soldat, so flott, so entschieden. Den Saturn mußte ich erst wieder finden, habe ihn die meiste Zeit bis da garnicht gesehen, hab einiges über ihn zu verstehen gelernt, seine Wege in der Allerwelts-Menschenwelt, auch irdischer Materie, in Form unvermeidlichen Verderbs. Das ist einer der Wege der Welt. Der Mond ist mir lieb geworden als großer Gong, der manchmal neben Planeten, womöglich mit diesen neben Schicksalssternen des Zodiak, auftaucht, und bestimmt gibt es dann soo große Zeitung, die erklärt haben wird, was in irdischen Begriffen soll das nun wieder gewesen sein. Die Sonne. Ach, die geniale Sonne. Wem sagen, was doch keiner wird ihr ansehen wollen. Alle Kühe beten zur Sonne, schwören beim Jupiter und leiden still beim Saturn. Nur den Merkur wollte mir bisher nie gelingen, klar zu sehen. Ich meine, in meiner ersten Kindheit ihn bemerkt zu haben in solch vanillebuntem Himmel, aber hier, zu meiner klarsten Zeit - no chance. . . . . . . Die Bibliothek: einmal Lernet-Holenia hatte mir diese reine Schau auf den Kriegsbeginn 1939 eröffnet (berichtet, es sei während des ganzen Feldzuges staubknochentrocken heiß gewesen), war es irgendwie nur logisch, daß ich mich nun endlich nach den Tagebüchern Ernst Jüngers umsah. 124 Lernet-Holenia, der im Zweiten Krieg nur anfangs als Reserveoffizier teilnahm, hatte aber als junger Soldat schon im Ersten gestanden. Jünger- Bücher waren ziemlich welche da, das Kriegstagebuch des Ersten Weltkriegs und die Tagebücher des Zweiten problemlos mit dabei. Mit dem Lesen, d.h. doch Aneignen der Jünger-Tagebücher hatte ich mich bisher ziemlich vorgesehen. Es wäre mir irgendwie unbillig erschienen, mich zu seinen Lebzeiten darüber herzumachen, so sonderbar das klingen mag. Es gibt noch ein paar andere Autoren, deren Bücher ich mir zu deren Lebzeiten, und damit gar meiner, nicht würde reinziehen, wie etwa dem Handke seine Sachen. Viel zu wichtig! Oder ganz egal. Vom Handke habe ich mir gerade soviel angesehen, zu finden, daß er müßte ein ziemlich patenter Büchermacher sein in einem vor allem mir speziell erkennbaren Sinn, insofern er sich gut auf Texttautologien versteht, eine Kunst, die ich selber recht perfekt (das glückliche Händchen) verstehe und von der ich daher an Anderen gut zu schätzen weiß, was sie selbst in dieser durchaus naturläufig unbewußten Fertigkeit zustandebringen. Tautologien sind vergleichbar den Schnallen und Clips an alten Büchern, bestehen darin, daß an bestimmten Stellen des Textbildes, vor allem an den Unterzeilen, wo es auf die Blattecke kommt, die sodann ja muß zum Weiterlesen gewendet werden, das Blatt übergeblättert, dort, ganz passager, ohne jede angestrengte Absicht, werden sich Textformen, als Worte, Bedeutungen, vielleicht Teilsätze finden, die in wie wissender Bemustheit diesen Verhalt unauffällig kommentieren. Die Tautologien müssen beiläufig und im Textintegral durchaus selbstverständlich sein, sonst sind sie eben keine gute, d.h. absolut treffliche Kunst. Ich halte diesen Sinn sprechendster Nebensachen für meine eigenste Entdeckung, habe jedenfalls noch nie von jemandem, der von Rhetorik, Grammatik, Semantik oder Schriftstellerei abstrakt zu handeln versteht, irgend ein Wort über diese hermetische kleine Extra-Kunstfertigkeit bemerkt gefunden. Ich bemühe mich aber auch kein bißchen um solche Schriftenwisserei im Allgemeinen, habe dafür weder Zeit noch direktes Interesse. Für mich ist die Literatur, wie ich sie übe, eine rein praktische Sache, weil ich pausenlos und viel notiere, und dort schon, in Notizbüchern, oft genug solche kleinen Nägel und Kniffe unterbringe und dann auch gelegentlich bemerke. Ein wirklich guter Autor, möchte ich meinen, kann derlei, ohne es zu wissen oder bewußt zu wollen, im Gang einer selbstredenden Geschichte so, daß die Tautologien sowohl in seiner Urschrift wie in einem different formatierten Druckwerk oft genug erscheinen. Bei sehr versierten, mit ohnehin gut durchklärter Sprache arbeitenden Autoren habe ich derlei oft genug finden können, und eben auch (möchte ich meinen, denn ich mache mir da kein Gedächtnis) beim Handke. Mehr will ich von dem eigentlich gar nicht wissen, 125 da ich im Ganzen meine, die wahrste Literatur wird sich zwischen wirklich gebildeten und sagenswerten Individuen finden, die tatsächlich nur einander erstmal gründlich Nennenswertes zu lesen geben. Das ist, meine ich, eine Angelegenheit des geistigen, intellektuellen Atems, weil Schrift dem Rezipienten es völlig freiläßt, wann und zu welchen selbstgesuchten Bedingungen, auch: mit welcher selbstempfundenen inneren Stimme, er sich das vergegenwärtigt, was ihm will in solcher Besonderheit gesagt sein. Manche Autoren übrigens sind mit Tautologien outrightly naß platt, so, wenn z.B. Garcia Marquez einen Roman beginnen läßt beiläufig genug, und irgendwo auf Seite 2, wo man schon zwei Satzspiegel vor sich hat, heißt einen seiner Provinzhonoratioren seine Mittelscheitelfrisur weisen. Da kann ich nur den Affen zum Balbieren schicken, spare mir seufzend die urwaldfeuchte Geschichte und bedanke mich für soviel überflüssiges Papier. Marquez ist eben echt, wirklich literarisch echt ehrlich. Mir sagt er damit, es sei wirklich kein Stoff für mich; ich laß es gern gelten und nehm's ihm wirklich nicht übel. Die Seitenfresserei der ohnehin nicht Raffinierbaren ist schließlich sein Geschäft. Ich gönn's ihm. Ich, weil ich ohnehin mein heiteres Spiel mit allen Schwarm- und Staatstieren habe und die Literatur erstmal nur als Ausklärungsform meiner eigensten Wahrnehmungen (Gedanken z.B. mache ich mir nie eigentlich selber, sondern schaue nur müßig zu, wie sie aus Verschiedenerlei von selbst, da und dort her, in mir was werden wollen), hab'mit den Kleinen, den Lieben, ein noch ganz eigenes Spiel, genau mit solchen Tautologien. Die Tibetaner haben in ihrem Kosmos der Buddhas und Bodhissatvas auch einen, gekleidet in ein tief blaues Gewand, der hält ein geschlossen (~ hermetisch) Buch in der linken Armbeuge und ist genannt der Buddha der Tiere. Es wird erläutert: das Buch signifiziert die Gabe der Sprache, welche dem Menschen eignet, den Tieren aber so nicht, und der Buddha trägt nun das so in Menschengeist logisch verbal extra Erschlossene den Tiehieren zu. Soweit der exoterische Untertitel. Meine lieben Geister aber, die ja, wie hier schon in anderer Weise bemerkt, es durchaus mögen, eidetisch finit abgebildet zu werden, auch in denkbar logisch-abstrakten Formen (wo doch Geometrie, Logik usw. in jedem Tier, siehe das zu Descartes, Kant usw. Vermerkte, lebende, integrale Wirklichkeit sind etc.). Ich hatte mir den Buddha, eben weil mir die Tiere immer zu Spiel kommen von selber, ohnehin extra vermerkt und gedachte, wie das so meine Gewohnheit ist, das soweit Verstandene in mir sich selber ein wenig zurechtdenken zu lassen. Oh, aber die Kleinen, zu denen der ja staatsmäßig eher fast gehört als zu mir, kamen wirklich sehr bald, verdeutlichten: das mit Dem da, das ist schon was, aber das geht so... Sodann in der Folge mindestens mehrerer Monate, aber eigentlich ohne wirkliche Begrenzung 126 über mehrere Jahre, während ich wie üblich alle Witzchen und Sinnigkeiten, Skizzen, Meinungen usw. usw. gerade so notierte, wie's anfiel, kam ich immer wieder an bemerkenswerte kleine Szenen, die Tiere mir zuspielten oder zeigten (da tun sich manche sehr hervor: Bienen, Spinnen, Greifen, Katzen, Hasen, auch Hunde usw.), gaben mir so und so viel zu spannen, zu denken und zu reflektieren, und meist etwas später, wenn ich Zeit fand und hatte die Hände frei, schrieb ich mir das soweit Bemerkenswerte in mir zupaß findenden Worten auf, und siehe da: aus der Kollusion der Tiergesten, der situativen Elemente und meiner händigen Worte für die Notiz kam es ohne Weiteres fast jedesmal so hin, daß eine Texttautologie nicht nur zeilenweise und wörtlich auf einen Textabsatz, Seitenende usw. auskam, sondern auch oft noch gewisse Strukturen im Textbau oder seinem Erscheinungsbild mit gestischen Zuspielen etc. der Kleinen in eine selbe Form kamen. Das ging wirklich gelöst in nicht wenigen Notaten so weiter, bewies mancherlei Spielart, und wenn auch in letzter Zeit nicht mehr solche Reime das gemochteste Spiel sind und die Tiere (Eule und Fledermaus etc.) mir Schmuckbildchen anderer Art servieren, so ist doch sicher das Letzte und Äußerste dazu bestimmt noch nicht gesagt. Now that's Jazz. Genau so ja schreiben die Kosaken ihrem Zaren einen Brief. Und die Tierchen sind subtil: aus Büchern gibt man doch nicht erst heraus, sondern zuallererst einmal hinein. Die prima materia, wie's bei Aristoteles will gelten, ist erst einmal das Ding, oder besser (schon steht Platon gleich dabei): das Ereignis. Dann der begreifende, verstehende, signifi-syombolisierende Intellekt. Und vor diesem doch erst entsteht eine semantische Duplikation, und dies alles will doch integral zum Ereignis selbst gehören, es verallgemeinern, damit stärker vergültigen, als es in sich selber, als reines, freies Spiel-Ereignis schon ist. Und, he! Wenn es einen Buddha der Tiere gibt, der ja die Tiere nicht selbst gemacht hat, aber so gut ist, Jenen so gern und bestimmt etwas zu sein, was die ihm, auf irgendwie reziproke Weise, auch sind & sein werden, so sind doch die Tiere das Erste, der Buddha ist das Zweite, und das Buch halten beide zwischen sich. Usw. usw. usw. Natürlich trumpfen die Tiere bei mir keineswegs so auf: die spie-len mich so freundlich, so unwiderstehlich bemerkenswert an, daß nichts mir genehmer sein wird, als ihre Geste usw. zu verewigen (Schrift, das ist ja verewigte, oder verewigende Geste). Das geht mit fast genau solcher, fast bewußtloser Selbstverständlichkeit wie der Textgang zu den sonst üblichen Rändern, Clips und Tricks. Tierleben haben saubere Ränder (zwei der Amselindianer, die bei mir ein kleines Festmahl besucht haben - Haferflocken, die fast alle höheren Tiere mögen - kamen dann tags oder zwei später und fochten mir von der Dachrinne bis auf die Bodenrampe hinab, und wieder hoch, hinab, wieder hoch, ihr gutes 127 Gesetz vor, denn das tun Tiere auch gerne, gerade die Landgenossen, die ich gar nicht erst extra füttern muß: mir ihr Gesetz vorfechten. Mein wissend mitschauendes Erkennen ist denen gut Salböl genug zu ihrem sonst doch nur selbstverständlichen Lebensappetit...). (Natürlich dürfen Schrifttautologien kalauern oder dazu einladen.) ...Tierleben haben saubere Ränder, und so hat es auch ihre Sprache, der Geist ihrer sprechenden Gesten. Jünger, also - einfach gesagt: ich durft's wohl erwarten können, daß er's nicht würde wiederhaben wollen, nicht so. Es wäre auch falsch, zu meinen, ich hätte nun gezielt seinen Tod ausgewartet - so auch nicht. Es war irgendwie die Idee, sich zusammenzunehmen, nicht vorwitzig zu sein, irgend so. Und nichts frug mich drum, das zudem. Ich hätte auch noch zehn oder zwanzig Jahre lang diese Schriften für gut sein lassen, ohne jede Neugier, wirklich. Gerade der ist doch der Typ, zu dem sich Vorwitz und Neugier wie verbieten - das muß der mir doch nicht erst schreiben, und dann, wenn's im Prinzip schon zu spät ist. Usw.usw. Es ist ihm gelungen, ein gut angezähltes Stück über hundert Jahre alt zu werden, und die Grunzer, die zu seinem Centennium miterklangen, verrieten genug von der ziemlichen Gewißheit ihrer Äußerer, mit Sicherheit niemals auch nur annähernd so alt zu werden - und mit Figur! Bis auf die Jahrtausendmarke hat er es um so wenig nicht gebracht, und das ließe sich bedauern. Ein Jahrhundertmensch zu sein ist ja auch was, ein ordentliches Maß. Bei seinem Tod, meine ich mich nun bestimmt zu erinnern, mußte er nicht alleine auf den Weg gehen. In Gallien gilt er gern und eher etwas als hier, bestimmt seiner präzisen und wahrhaften Tagebücher wegen, die, wie sich zeigte, alleine mich auch interessieren konnten, denn die eher polyglotten oder nur literarischen Opusculn bürsten Anzüge vor, derlei würde ich ohnehin nicht anziehen, erinnere mich auch nicht vorteilhaft der Zeiten und Zustände parallel damit. Aber die Kriegstagebücher - die sind absolut. Die hat er, so zu sagen, zu keiner Zeit, als er sie schrieb, alleine selbst in der Hand gehabt, so, wie die Notizen, wo mir die Kleinen und die Lieben etwas hinzudiktieren, auch nicht in meiner Hand alleine liegen. Die Kriegsszenerie, wie sich spät zeigte, ereignete sich insgesamt als ein großer Text, in dem er selber nicht mehr als ein Buchstabe sein konnte, dafür aber einer an intensiv bewußtseinsfördernd herausgehobener Stelle. Der übrige Text des Schlachtfeldes bildete sich sozusagen durch ihn privilegiert ab. Ernst Jünger ist ein im besten Sinne naiver Mensch - er reflektiert nie über das elementar direkt Abbildbare, den Welt-Wesenstext, wie er sich ihm unmittelbar - mit Fluchten, Prospekten hinzu - darstellt. Da ist kein bißchen von dieser vieldimensionalen, elastischen Durcharbeitung intellektueller Gewahrheitsmöglichkeiten, wie mir 128 das so selbstverständlich ist, daß es in kleinsten und egalsten Bemerkungen mitspricht, ohne daß es auch nur irgendwie explizit ahnbar wäre (auch das übt sich mit der Elastik und gleichzeitigen Entschiedenheit Nietzscheaner Aphorismen ein - das käut im Geist weiter wie der scharfe Zahn der Kuh, unbemerkt, aber wirksam). Es eh scheint also bei manchen gut alten Völkern, wie es die Gallier sicher sind, da eine sich ziemlich offen beweisende Ordnung zu geben, den Chic des Ankommens, Weilens und Wiedergehens betreffend. Als ich mich längere Zeit in Nice rumtreiben konnte einmal, wie oft, annoncierte die Zei-tung die Vorführung eines kleinen Films, den französische Lagergefangene in Deutschland während des Krieges gedreht hatten, mittels Kameras und Filmmateriales, die sie dort hatten eingeschmuggelt. Der Film selber, wie sich zeigte, bildete zwei, drei dieser Tricks ab, aber wahrscheinlich nachgestellt. Die Filmvorführung sollte gratis sein, und war somit fast das einzige Divertissement, das ich (der für Jahre damals ohne jeden Pfennig Geld lebte) das ich mir gewissermaßen gönnen konnte. Ich ging also an dem hellen Nachmittag zu der angekündigten Vorstellung. Nicht viele Menschen, etliche Frauen, saßen in dem Saal, und ich suchte mir einen Platz, der zu beiden Nebenseiten frei hatte. Gut. Monsieur hat einen Platz gefunden. Aber fast unmittelbar, wie von einer leisen Hand aus dem weiblichen Teil des Auditoriums herbeigeführt, tauchte eine feingliedrige, blonde, wirklich hübsche fille zu meiner Linken auf und nahm da Platz, durchaus bestimmt als ordentliche Ergänzung zu mir. Das sollte und wollte nichts sonst sein, stellte nur ein gewisses Dekor her, das nun mal so sein sollte - c'est la coutume, monsieur. Das begriff ich ohne weitere Erklärung, nahm die Ergänzung genau so freundlich an, wie sie mir zugesellt worden, und alsbald konnte die nicht sehr lange Filmvorführung beginnen. Als sie beendet war, verabschiedete ich mich von meiner stillen Nachbarin und ging, wie's sich nicht an-ders gehörte, wieder zurück zum Bahnhof, wo ich den Rest des Tages, wie immer sonst auch, in den abgestellten Zügen verbrachte. Dieses leise Prinzip, daß Pärchen nun mal zumindest für's Dekor komplett sein müssen, hat sich mir dann bei mehreren Gelegenheiten exemplarisch bewiesen, und zwar nun, wo ein Dieser mußte endlich seinen letzten Weg gehen, und ohne Eile, aber bestimmt erkennbar in diesem Gesetz leiser Ordentlichkeit, gesellte sich ihm ein in sittlicher Schätzung so ohngefähr gleichrangiges Wesen hinzu. Das Kapitelzeichen dazu gab - in umgekehrter Ordnung - ein wirklich schon für ein ganzes Leben miteinander verbundenes Fürstenpaar. Ein wenig unerwartet starb die alte Fürstin in Liechtenstein, und ich meine ziemlich genau zu wissen, daß der Fürst selber ihr keine zwei Monate später ins Grab folgte. Einfach so. Kein Kommentar. Das schickt sich wohl so. Hier nun vor vielleicht zweieinhalb Jahren, um 129 soviel später, scheuten mir Rehe bei Ingelheim (mit Rehen war ich da schon lange in einem tiefen, weltbewegenden Gespräch) denselben Verhalt auf ihre Weise vor. Ich fand im Straßengraben neben dieser engen und holperigen Landstraße die Überreste eines Rehes, das die Füchse schon tüchtig ausgeweidet hatten, und das eine richtige Aasfahne auf sich hatte. Ich mußte erst meinen Tag besorgen, kam aber später wieder, organisierte ein Stück flachen Kartons und lud den Kadaver darauf, trug ihn sodann etliche hundert Meter weiter nach rechts in die flachhügelig sandigen Gärten. Auf dem Weg hatte ich gut Gelegenheit, das Aasparfum mit einzuatmen. Das ist ohne weiteres ein bißchen stark, bringt aber nicht üble kleine Erkenntniseffekte mit dem, was davon mit in den Atemleib gelangt. Die fast fleischlosen Gebeine bettete ich in einer Tannengruppe auf Sand, so daß der Schädel hügelan in Richtung auf den Sonnenuntergang schaute. Nicht fern von diesem Platz, kurz vor Heidesheim, nahm ich selber später Nachtlager, weil der feine Sand dortselbst ein ziemlich nobles Bett gibt, träumte dann während der Nacht drei nacheinander mich knallig wachschreckende kleine Alpträume. Einer erzählte davon, daß im Tod das Soma, wenn alle Lebensfunktionen erlöschen, schlagartig erblindet, vergleichbar so, als schösse einem von innen her eine feine, hellgraue Kotze wie in einem Kotzkrampf gleichmäßig bis in die letzte Pore. Der andere erzählte von den Gärten umher, einem darin wie ein porphyrener Brunnen so gefaßten Wasserlauf, den ich dann später dort auch fand, und der dritte Traum hatte offenbar so mit den Rehen selbst nichts zu tun, galt eher den Leuten, die da ewig schon leben. Ich hatte dann wirklich und für lange woanders zu tun, kam nach vielleicht einem Dreivierteljahr wieder und fand was: an der Aasfahne schon fernerher kenntlich einen nicht ganz so ausgeweideten Rehbock, Stöcke auf dem schönen Kopf, dessen schwarz leere Augen vom Grabenrand her in die nahe vorbeisausenden Autos blickten. Ich ließ ihn für nun liegen, fuhr ein ganzes Stück weiter ins Hessische, kehrte nach etlichen Tagen wieder und wollte nun nach dem Rechten schauen. Zu der vorangegangenen Ricke hatte ich ein Plänchen: sollten die Gebeine nun klar genug sein, so wollte ich zumindest den Schädel mit über die Laurenziberg-Gegend da gleich westlich zu einem imponierenden Kuppenberg fahren, der schön weit umher, flach und schwarz bewaldet wie der Skalp eines römischen Jupiter, da zwischen den anderen stak. Vor diesem Waldrand, der auf eine weite, flache Wiese kam, wollte ich den Rickenschädel plazieren, zu dem Todesort hinüberblickend, die Beinknochen etc. wie eine kleine Kasse davor gebündelt, und etliche von meinen Gartenpflanzen davor und umher ausgesät, damit diese Pflanzen vom Reh-Totenmal her in alle Richtungen mögen dahinwandern und erzählen, wer sie geschickt. Das war mir ernst genug - die Rehe dort sind sehr schmeichelhaft und dick familiär 130 zu mir, das sind, neben den Kühen meiner Heimatdörfer, meine wahrsten Verbündeten. Zudem lebt auf dem Laurenziberg, der quer zwischen dem Rheintal und der lebhaft skulptierten Berglandschaft nach Kaiserslautern hin liegt, eine ziemlich unternehmende, zahlreiche Rehbagage, die Schnur macht bis zu einem Vorberg über Bingen und die Berge über Kaiserslautern. Vom Laurenziberg aus sieht man leicht zwanzig Kilometer weit auf jeden Flecken Land, wohindurch der Rehsteig führt. Dieser lange Weg scheint so etwas wie die Bewährungsprobe für Herangewachsene zu sein. Dahin drauf steht viel in fester Hufschrift vor die Aussicht geschrieben. Diese Bande, zu der wohl die beiden Getöteten gehören, würde sicher irgendwann den Schädel, die Gebeinkasse und die Blumen finden, und dann würde mich interessieren, was sie deswegen in die Klaue schreiben. Den Rehbock nun, bei dem ich ganz klar sah, daß er sich nur die Krone hat wachsen lassen, damit seinem Gespons bedingungslos in den blöden Tod zu folgen, wäre natürlich willkommen, die geplante Schädelstätte mit ihr gemeinsam zu beziehen. Aber ach! Die Ricke war längst weg, von dem Gärtner beiseitegetragen, dem der Platz gehört. Und auch der Rehbock war weg. Solch ein Krickenkopf mit Schmuck ist ja auch ein bißchen Geld wert. Was mir egal gewesen wäre, weil ein schöner, wahrhafter Totenkönig wie der in seiner eigenen Gegend unvergleichlich viel mehr gälte. Naja. Schade, so und so. Noch bevor ich aufladen und weiterfahren konnte, hielt flott ein Auto neben mir, und ein junger Typ, ziemlich wie fetzender Disco-Landlauf, fragte mich irgendwelches diffuses Zeug, auf das ich fragmentarisch nicht antworten konnte, aber das genügte ihm zu einer ungefähren kleinen Bedankung. Er fuhr weiter, und ich konnt meinen, der Bockskopf werde bei einem seinesgleichen gelandet sein, wo er sicher nicht am falschesten bliebe. C'est la coutume. Und im Weiteren meine ich oft genug, aber hier nur in zwei erinnerlichen Beispielen - gut im Gallischen gesehen - diese feine Coutume-Regie wirken gesehen zu haben, nach der man nie Eines von der guten Art alleine heimgehen läßt, sondern gleich jemanden, geradeso gestellet, hinzuträgt - nie länger als drei, vier Tage später - der aus dem Gang zum Hades den eines Pärchens macht. Das eine ist von gerade diesertage: der Sänger Gilbert Becaud ist an Lungenkrebs gestorben. Schade genug. Aber keine drei Tage später meldete man den Tod ebenfalls von Angèle Durand, einer Chansonneuse, für die's halt auch genug gewesen. Sicherlich hat sie Becaud gekannt, beide machen einander einen Chic, und so gehen sie nun beide. Das geschieht ganz sicher viel öfter, als ich es hier berufen kann, aber durch blindes deutsches Zeitungspapier kommt derlei feines Dekorum nicht zu Gesicht. Ernst Jünger aber, dem gesellte sich Arletty bei, und die beiden kannten sich sicher; das hat er selber so notiert. 131 Ach. Holenia also, das schien nun ein Hinweis, daß das Tagebuch aus dem Ersten Weltkrieg genügend an der Zeit wäre. Wie gesagt: eilig war's mir damit überhaupt nicht, aber so brachte ich nun mehrere Nachmittage damit zu, dieses scharfe kleine Buch durchzulesen. Die rein elementaren Nöte, welche die Grabensoldaten zu ertragen haben, sind ja nun schon Pein genug: Kälte, Nässe bis zur alles einebnenden Überschwemmung, Hitze, Dumpfheit in den Erdhöhlen, dazu armes Fressen und als Gag eine Latrine unter Feindbeschuß. Das ganze etonnante Theater des Frontkrieges kann und will ich hier gar nicht kommentieren. Es sind nur ein paar besondere Einzel- heiten, die mir zu denken machten. Einmal das sich immer wieder beweisende besondere Glück, das E.J. in all dem Stahlgeschmeiß hatte. Besonders eindrucksvoll der Moment, wo eine Granate direkt neben seinem rechten Fuß in die Erde knallt, aber nicht explodiert. Ein anderer, wo ein Bekannter, der neben der Straße, auf der J. zu Fuß nach seinem Bau unterwegs ist, ihn ruft, ein paar Momente lang mit ihm redet, und just in dem Augenblick, wo er ungestört sonst hätte eine nahe Kreuzung erreicht, krepiert dort eine dicke Granate, die ihn sicherlich getötet hätte. Die Kämpfer sind harte und tapfere Soldaten, aber bei manchen wunderlichen Ereignissen haben sie echt keinen Verstand. Mitten in einem heftigsten Artillerie- und Feuergefecht taucht auf einmal ein Hase zwischen den Explosionen und dem Menschen-tummel auf, und blöderweise fällt einem Schützen wirklich nichts Anderes ein, als augenblicks auf das Tier - das ein verdammtes Glückszeichen ist - anzulegen und es zu erschießen. Die Allgegenwart der verschütteten Leichen, des Aasgeruchs daher und der Scharen an ihnen fressender Ratten wird eindrucksvoll beschrieben, aber kein Wort mag wohl die wirkliche Wirklichkeit wiedergeben außer für jene, die das unmittelbar selbst erlebt haben, und denen die Sinnfälligkeiten damit aus Eigenem wieder einfallen werden. So, wie Jünger sich selbst erlebt und darstellt, als die unerschütterlich ruhige, schmale, feste Figur, die einen sechsten Sinn hat für den Weg, den Granaten und Geschosse kommen werden, den Menschen zu nehmen haben damit, das alles in diesem stacheligen, ewig alles umher dreschenden Halo explodierender Schrapnells und Granaten - mir wollt' was einfallen: so ähnlich wird doch der tanzende Shiva dargestellt (in metallgegossenen Figurinen). Die Encyclopaedia Britannica (Jünger hatte meistens Engländer in den Frontgräben gegenüber, denen es materiell deutlich besser ging als den Deutschen) versprach da wohl am ehesten gehaltvolle Information. Aber Weniges genügt, an sich: kriegerischer junger Gott mit einem Zug ins Dämonische. Das bei solchen Lexicalias öfters glücklich danebentappende und damit meist viel interessantere Informationen herausspielende 132 Händchen für's Buch brauchte hier nicht weit danebenzufinden: ein Foto zeigt Shiva oder einen ihm nahen Dämon in einer anderen Erscheinungsform, als vier Oberkörpertorsi mit Köpfen auf vier Seiten um einen Lingam gruppiert. Nun, das trifft recht gut; die Jüngers, das sind vier einander offensichtlich charakterlich und wohl auch körperlich recht gleiche Brüder, um eine markante, aber sich sonst nicht weiter herausarbeitende Vatergestalt. Erstaunlich die so präzisen Träume Jüngers von langen, genau wiedergegebenen Gesprächen in der Familie, und das immer wiederkehrende Motiv der Schlange, in Träumen, in Erzählungen und realen Situationen. Auch hier die etwas störende Besinnungslosigkeit, mit der Schlangen erschlagen und getötet werden, selbst wo sie harmlos sind (meistens). Ich würde nie einer Schlange derlei antun, denen noch viel weniger als allen übrigen Tieren. Das hat kein moralisches Motiv oder dergleichen - Schlangen sind mir einfach angenehm, seitdem mir in den Bergen, obenauf wie in einem eng gewundenen Karst-Flußtal, wo ich ganz alleine baden und umherstalken konnte, die Schlangen in rauhen Mengen begegnet sind. Solch kluge, manchmal wirklich witzige Leute! Alles Mögliche haben sie mir gezeigt oder zu merken gegeben. Manche kamen wie verabredet an bestimmte Pfadstellen, sobald ich dort nur eben Platz genommen hatte. Meine ganze Kenntnis der Berggegend dort begann damit, daß ich per Anhalter zu einem Col de Turini im Gebirge wollte, in der (vielleicht nicht falschen) Meinung, das werde nach Turin führen. Auf der Landstraße fand ich eine totgefahrene kleine Schlange, nahm sie, zog ihr die Haut ab, wodurch ich ein paar Ginsterspieken längs hindurchsteckte, und wollte so mit dieser kleinen Drecktrophäe weiterkommen. Fast unmittelbar danach hielt ein Auto. Ein junges Paar saß darin und ein kleines Mädchen mit nacktem Unterleib. Die beiden nahmen

09:57 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


6 ...Fortsetzung 5

Posted in nicht spezifiziert
Soothsaying ist eine ganze Wesenshaltung, nicht nur ein Dienst an 88 Menschen, daher hat das nur Sinn, wenn ein Soothsayer zu welchen Gewahrungen seine Sache zu sagen weiß, unabhängig davon, ob ihn jemand hören wird deswegen - er festigt seine Gewahrungen damit allgemein, und es genügt, wenn er selber gut hört, was ihm zu sagen wird, angesichts Dieses oder Jenen, allen Möglichen in der gewahrbaren Welt. Juden, die viel umherkamen als Wanderer und Händler, leben in solchem Eigenhorizont (werden aber oft ihre Witzigkeit nicht los). Buddha kann man als einen kapitalen, kosmischen Soothsayer ansehen. Die Banalform des Soothsayings sind Redensarten, Sprichworte und Stoßgebete, die jeder kennen und beachten kann. "Ach ja, laß gut sein" ist das beste, vorläufig letzte Wort eines Soothsayers. Soothsayer müssen zuhören können bei Nöten und Plagen gewöhnlicher Leute, achtsam sein und ein gutes Gedächtnis haben. Ein solches kann man nicht haben in Vordergründigkeiten, man braucht ein allgemeinbegriffliches, eidetisches Gedächtnis, in dem Wesens- und Unwesensformen allgemeingültig aufgehoben sind und sich je nach besonderer Situation präzisieren lassen - so funktioniert gutes Gedächtnis und auch guter Geist, wo doch in einem so allgemein vorgestimmten Seelenraum, der geübt ist an den Erscheinungen in ihrem Kommen und Gehen, auch schon einmal Gewahrhaftigkeiten aufsteigen (dabei hilft das Selbstsprechen bei nur mäßig aktuellen Wahrnehmungen), die nicht aus direkter Sinnfälligkeit plausibel sind, aber in der Folge zeigen, wie sie imminenter Aktualität vorherwissen oder assistieren. Das ließe sich erklären mit einer allgemeinen Ahnung aus Wahrnehmungsgründen latenter Art, einem lebendigen Gefühl für die Bewegungen des Klimas, die oft im Körper eher wahrgenommen werden als im Bewußtsein, das ja erst bei einer gewissen Reizdichte Vor-stellungen produziert. Vernunft, wie bei Kant, läßt sich gut verdichten und festigen durch die Übung des Soothsaying oder besser, des Besprechens. Logisch spricht das für sich, indem einer, der ruhig eine Sage zu jedem Ding, jeder Sache sagt, die er gewahrt, eventuelle Irrtümer oder verfehlte Meinungen, Haltungen usw. (ein selbstzentrierter Bewegungssinn, wie ihn Einzelwanderer leicht erwerben können, gehört mit hinzu) in seiner besten Ruhe ergänzen oder berichtigen kann, ohne durch die Vordergründigkeiten des Sprechens und Dialogierens mit Anderen, extremerweise Hohn, Beschämung usw. verstört zu werden. Gute Wissenschaft z.B. ist meistens ein solches (methodisches) Selbstgespräch, das hernach aus vorläufigen Eigenerkenntnissen die praktischen Dinge prüft, und erst dann darüber zu Anderen spricht, wenn das klopffest ist (daher wohl das Sprichwort: klopf auf Holz!), was es so meinen kann, daß es auch für Andere selbstredenden Sinn hat. In dieser Façon bekommt die Vernunft den Charakter der sogenannten intellektuellen 89 Redlichkeit. Volkstümlich, beim eher schnellfertigen Machertum, nennt sich das Verantwortlichkeit, verfehlterweise: Schuld, Dummheit und Sünde. Ein Soothsayer tut gut daran, sich einen Blick (: eidos) für das Sprechende in allen möglichen Formenspielen der Welt zu machen (damit Leibnizens Lehre von den Monaden in ihren gestuften Vorstellungsfähigkeiten, passiv in den Mineralien, gleichgültig dynamisch in denbeweglichen Elementen (Wasser, Luft, auch Planeten, Sterne usw.), latent charakterlich in Pflanzen, sinnlich in Tieren usw.), Ähnlichkeiten und Analogien z.B. in Formen verschiedener Aggregaturen passager gelten zu lassen und als Anregung in Denkvorgängen mitzubenutzen, Pflanzen-, Wolkenformen z.B. totalisierend eidetisch und nicht nur dingbewußt funktional anzusehen, also auf sprechende Plastik oder Diaphanie, und nicht materialistisch verkürzt. Vor allem aber der mimetische Geist der Tiere ist gute Unterhaltung. Indem der Soothsayer (oder Schauer) auch sein bestimmtes, lebendes Verhältnis selbst haben muß zu jedem Element, jeder Qualität und Regung in einer ganzen Welt, nicht nur in banalisierten Vordergründen, befindet er sich damit elementar wie jedes wache, weltweise Tier, und Geister solch verständiger Art haben immer etwas Wesentliches, auch Geistiges, ineinander zu erkennen. Daher kann der Rauner, wo er sieht, daß ein Tier ihn bestimmt bemerkt, auch zu ihm sprechen und wird finden, daß ihm geantwortet wird - in den gestischen und perzeptiven Möglichkeiten des jeweiligen Tiergeistes. Dies wird weniger die Form haben eines dialogischen Gesprächs als die eines sich immer weiterspielenden gestischen Tanzes. Wer mit solchem lebenden Wissen einmal bei den Tieren angekommen ist und HAT sein Gespräch, der ist bald berühmt und wird finden, daß Tiere von selbst zu ihm kommen, ihn grüßen, ihn auch durch Wegbleiben warnen usw., und auf Wegen durchs Land wird er sich nicht wundern müssen, wenn ihm manche - extra kluge - Tiere zu begegnen wissen wie verabredet. Da ist viel los, und die Tierwelt (eine Republik) führt einen feinen Kalender. _________ Interessant für sich (Animismus, Totemismus) ist es auch da, wo aus MENSCHEN monadische Selbste (sozusagen) hervorschauen, die eher pflanzlichen oder tierischen Charakteren entsprechen. Entstanden ist derlei wohl in archaisch einfachen Kulturen, wo den Menschen keine Weltsage hilft, aus den Vordergründen (: Höhlengleichnis) ihrer Lebenswelt zu kommen (dem halfen zunächst höhere Formen des Schamanismus auf, dann die großen, weltbegründenden Religionen). Dort liegt ein Bann auf horizontlosen Seelen, und in diesen bildet sich vor allem das Mythische ab: das Gewaltige, und das, welches sowohl Sein wie Nichtsein beweist, 90 indem es erst lebt, dann stirbt und vergeht. Der Animismus der Höhlenmaler z.B. arbeitet damit, daß solcher Seelengeist auch in den Tieren selber arbeitet. Wenn Tiere merken, daß jemand oder etwas sie abbildet, dann kommt eine ahnende Neugier in denen hervor (der Kalender, eben) und treibt sie, ihr Ebenbild zu kommentieren. Das tun die, und Menschen, die darum wissen, können darauf warten. Reineweg genial und geistig (: Urbilder) wird das da, wo sowohl Mensch wie Tier in bestimmten Sternbildern den Charakter eines Tiers erkennen. So machen Katzen z.B. die tollsten Sachen, wenn ein Planet (der Mars, der Jupiter vor allem) durch das Sternbild des Löwen zieht, besonders, wenn er, wie öfter der Mars, in diesem Sternbild eine seiner Wegschleifen fährt und sich dabei der Erde nähert, hell wird. Manche Menschen-Lebenstypen formen eher Pflanzencharakter nach. So scheint in Westfalen die Eiche ein Alles dominierender Charaktertyp zu sein, wie auch in manchen Gegenden Englands und Neuenglands (: Hickory-Eiche), weiter nördlich in Amerika und in manchen Gegenden Asiens (Tibet, China) die Tanne, dort aber vermischt (wie sonst eigentlich auch) mit Tiergeistern (Bär, Hirsch, Luchs), die damit oft erscheinen. Zu vermuten ist, weil die großen Ur-Religionen solchen Geist mitaufnehmen, daß z.B. das Gebot der Freigebigkeit (nicht nur des Almosen spendenden Mitleids) im Islam sich aus der Mimetik der Palme usw. herleitet, die ihre Früchte von selbst gibt und nicht erst muß darum gefragt werden, etc.etc. Der animistische Geist zeigt gewisse elementare Ambivalenzen, weil seine Wesens-Objekte sowohl seiend wie nichtseiend (aber dann gut erkannt : Jagdgeist, Opferwesen) wahrgehabt werden. Darin liegt ja der elementare Zauber des beschwörenden Abbilds, indem dieses die Form produziert, wo das damit signifizierte Lebewesen elementar NICHT ist - da kommt es und sagt: aber ich BIN, und listiger Menschengeist weiß es bei dieser Selbstbehauptung zu nehmen, eventuell zu fangen und zu töten. Das ist weit über einfachen Köderzauber hinaus, der dem Tier nur Futter anbietet und eine eventuell ausbeutbare Genossenschaft, wie beim Hund, der oft selber dann gefressen wurde, wenn nichts Anderes mehr dawar, oder bei den übrigen Tieren, die sich der Mensch domestiziert und damit nahezuhalten gewußt hat. An dieser Grenze zwischen der ästhetischen Bezauberung freier Geister und banaler Domesti- kation des für dumme Beute Gehabten beginnt wohl die auch philosophisch und in Kulturformen deutliche Scheidung zwischen dem Idealgeist und dem tendenziell (Aristoteles) oder offen Materialistischen. Besondere (totemistische, kultische) Formen nimmt der Animismus an, wo in alter Jagdzeit bestimmte Tiergesellschaften gehegt und nur gelegentlich ausgebeutet werden, der Hirsch zum Beispiel, der Bär, Ur, Elch usw.usw., dieser Tribut verzehrt wurde, die Körperreste aber, vor allem die Schädel, 91 kultisch bewahrt wurden als ein reales, exemplifiziertes Abbild, das ja im Körpergeist der lebenden Tiergesellschaft, zunächst im Mutterleib vorgeformt (damit gewisse Kulte der Tiermutter) und dann im lebenden Exemplar selber aus seinem Weltspiel ausgeformt worden ist. Da spricht Mehrerlei, einmal ein Sinn für den allgemeinen Welttheater-Horizont, der diesem Tier und seinen Artgenossen den Lebensleib gönnt, wovon der Mensch (nicht alleine - informeller findet sich derlei auch bei anderen Jagdwesen, beim Bären zumal, der mit toter Beute "spricht" und sie sprechen läßt, solange noch etwas davon hervorschaut) sich selber nährt, und das nicht nur in körperlicher Hinsicht, denn, außerdem, hält er damit (Ahngeist) dem Tiergeist die ohnehin unvermeidliche Vergänglichkeit vor (um ihn zu besänftigen - Tiere antworten durchaus positiv darauf, wenn man sich um die Körperreste von Artgenossen etwas sorgsam begibt, sie z.B. aus dem Weg trägt und an plazenterem Orte, wie man ja sagt, bestattet, d.h. ein wenig mit Dekor nur so ablegt), behält auch einen Rapport, eine Art Gedächtnis, in seinem Leib, dem tierleibgenährten, wenn sein Schädel, die Knochen usw. quasi taktil bemerkbar bleiben, und zudem denkt sich von diesem Pfand her, wo ja Erkennen und Wissen des Tiers lebendig zugegen gewesen, gut weiter in die draußen fortlebende Gesellschaft seiner Art- und Familiengenossen, "hört" quasi, wenn von dort zu dem Vergangenen gedacht wird, wenn irgendetwas eines der lebenden Tiere schwach oder sonderbar macht, und findet daher gelegentlichen Anlaß, Weiteres daher zu jagen. Antilopentiere, die sicher von Jägern, Tier wie Mensch, bewartet werden, haben in ihren Gesellschaften eine Art Gerichtsordnung, womit ausgehandelt wird, wer von den Lebensgenossen nun sicher eher als die Anderen zur Beute der Jagdfeinde werden soll, und Rehe z.B. scheinen da eine ausgesprochene Selbstopferidee zu haben, suchen manchmal den Tod und machen auch, in ihrem Welt-Geist, extra Raison damit. Bei Tieren, die selber auf solche denkenden, richtenden Antilopentiere usw. jagen (Bären), bildet sich das weiter ab als eine Verschißordnung, indem Lebensgesellschaften einzelne Genossen zu Gelegenheiten regelrecht rausschmeißen, damit die sich um Weiteres kümmern, ganz beiläufig solch exponierte Beute finden & jagen, damit sich ihrer Horde oder Bande empfehlen. Nicht umsonst ist der Bär das Wahrtier Rußlands: dort ist dieser Mechanismus öfters zu beobachten, wenn aus dem Staatsrat gewisse Individuen geschaßt werden - das bringt die durchaus nicht um; es zeigt sich nämlich meist, daß sie dann Wichtigeres und wirklich Interessanteres zu tun haben, als tote Zustände zu regieren. Eine Spezialwendung nimmt das Thema (Animismus), wenn Menschen in entwickelteren, aber immer noch einfach strukturierten Lebenszuständen statt Pflanze oder Tier das Ding zum Charakterinbegriff machen (damit ein 92 etwas besondereres Verständnis des Terminus "Ding an sich" bei Kant). Die Hochform dessen ist der feudale und religiöse Kult mit sehr symbolischen Gegenständen, Heilige Lanze, Kelch usw. Immer noch hohe Kultigkeit zeigt sich in der Verehrung der Gegenstände geistigen Gebrauchs, des Buches an sich, etwa (Bibel, Meßbuch usw.) und feierlicher Kleider, besonderer Gebrauchsdinge wie Sitzen (Thron), Tischen (Altar), Schrein & Schrank usw.usw. Diese Dinge sind geschätzter, als Gelegenheiten zu besonderer und prinzipiell freier Benutzung, als jene, welche einer unmittelbaren Not entsprechen - dort entsteht ein eher abseitiger, uneigentlich strukturierter Nebenkult mit Dingen wie Geräten des Tötens, Behältnisse für Ungutes (Gift, Körperreste, z.B. die Canopen in Ägyypten), Gegenstände des Bestattungswesens usw. Derlei ist immer noch nicht profan, aber eben nicht Teil des hohen, hellen Horizontes. Auch den Charakter solcher Dinge bilden manche Menschen als quasi-animistische Geistform aus sich hervor ab, und etwas weiter, bei den Werk- und Richtzeugen für das ohnehin Notwendige, findet sich sodann ein Wesen, wo geschlossene Kommunen als kollektives, vereintes Quasi-Selbst aus diesem her die Wendungen und Fakultäten damit weisen, wie etwa die Freimaurer oder manche Orden. Da ist das Ding-Geistwesen, im Prinzip immer noch Animismus, schon sehr weltgeistig, indem zu Dingen höheren Gebrauchs so sehr ein Welt- (Materie-) Horizont dazugehört wie zum Ahn-Tier sein lebensweltlicher Eigenhorizont. Dann aber wendet sich der Geist ins Götzenhafte: wo der Nächste, sein Lebensspiel als Beruf oder Geschäft usw. verinnerlichter Gegen-Stand wird, und die Geräte seines Geschäftes mit in den Begriff gehören. Das sind einmal die Formen der Existenz, welche allgemein und unmittelbar zum Bestand und Umsatz relativ fest gefügter Kollektive gehören. Sodann die Menschen, Dinge und Zustände, wo die so sittliche Gesellschaft oder Gemeinschaft sich leiblich formt und festigt. Wie es sich befindet, ist diese Ebene des Seins, Meinens und Tuns durchaus tyrannisch, sinngemäß wie ein dreijähriges Kind, das nicht für sich selber kann, aber genau spürt und weiß, wessen es bedarf, und äußert seinen Willen damit. Der Typ Buddhas, aus einer so schon entwickelten, aber einfachen Menschenwelt entstanden, hebt davon ab: der niemals hat solche Not gekannt, aber weiß um sie und kann z.B. künden von Zuständen des Leibes und der Seele aus dem Alter zuvor, wo man gut gestillt seinen Schlummer hat und sich die Welt träumt (: Maya), in sehr wissenden Traumsinnen, wie sie da und dort wirklich ist - der Maya helfen dabei die Blumen, die Insekten, von wo her solches Wissen (um reale Dinge und Gegenden um das Kindlager her) herbeiweht. Buddha ist der Götze, der nichts zu wollen braucht. Andere Götzen sprechen eher von dem, womit man sich hat. Und niederträchtig wird es da, wo nur noch 93 Menschen einander vergötzen. Das ist alles alte Sage so, findet sich immer neue Formen, und braucht hier nicht weiter erörtert zu werden. Politik! _________ "Wie recht hab' ich denn jetzt!!" Ist das die Demokratie?? ("Ich ja auch, ich ja auch!") _________ Gelehrte wollen sie alle sein / nicht unbedingt im Anspruch guter Schule. Ach... ("ich weiß dat nämlich!") _________ Was bei den Griechen das Trioditis-Mal vor der Haustür - diese Funktion hat im Deutschen der Kleinsassen vielleicht der Vorgarten. Dort stellt man motivisch verstehbare Dinge auf, Gartenzwerge, kleine Karren, Räder usw., und sagt damit doch etwas - zumindest spricht ein solcher Zustand von der Rührigkeit des Hausbewohners, auch von seiner Gewahrheit für die Gärten, Häuser und Menschen um seinen eigenen Platz her. Auch scheint sich da, wie oft sonst in den Meinungen und Unterhaltungen solcher Menschen, deren Weltbild etwa so unübersichtlich ist wie das der einfachen Leute zu des Sokratis Zeiten im Labyrinth der Athener Vorstädte, ein spezieller Sinn für kalauerhafte Wortsymbolik zu beweisen, indem Namen und Worte eben nicht dort einem allgemeinen Bildungshorizont entsprechen, nur wie Rätsel mitgenommen werden und in ihrer Unerklärtheit aber assoziative Anklänge wecken in der Sprache, welche diese Leute wirklich verstehen. Banales Beispiel: den Namen "Geranie" für die Blume deutbar zu haben wie: Geh ran hie, welcher Wortverstand ja fast dasselbe sagen könnte wie die Symbolik des Trioditis-Males. (Die Linguistik Saussures würde hier, im Assoziativ-Psychologischen, eher Sinn machen denn als eine allgemeine Erklärung des Charakters der Sprache überhaupt. Saussure dürfte sich, bei dem sehr regen Sinn in Frankreich für Wortwitze, vielleicht öfters gewundert haben über die assoziative Nähe seines Namens zu "Chaussure" (Schuhwerk), und solch ein latenter Sinn für assoziative Sonderbarkeit der Sprache insofern als System von Lauten und damit sonst witzlos verbundenen Bedeutungen ist Grundelement seiner Sprachlehre. Das bürgerliche 19. Jahrhundert beweist sich ja auch sonst als das psychologischer Totalisationsversuche. Nietzsche prahlt geradezu damit, ein welch toller Psychologe er ist, und seine Freundin, 94 Lou Salome, assistierte später dem Sigmund Freud in seinen Menschen-beobachtungen. Vor allem Adler hat dann eine Lehre geboten, in der kalauerhafte Verdeutungen aus der etwas beschädigten Nahwahrnehmung unbedingt nur sozial lebender Menschen eine gewisse Rolle spielen.) Der Sinn der einfachen Deutschen für kalauerhaft symbolischen Gebrauch sonst unverstandener Worte ist ja recht allgemein und wird auch mit einer gewissen Systematik benutzt, oder gestärkt in dem Sinne, daß Tabloid- zeitungen jede Neuigkeit, selbst wenn sie ausführlichere Information vertrüge, auf die kürzestmögliche Form reduzieren, mit dem Refrain: da sieht man mal wieder. Und dieser Refrain ist gewissermaßen der catch, der Inbegriff jeden so kurzfertigen Mitguckens ohne jede Reflexion oder Tiefe, weil da meist ohnehin nichts ist, was wirklichem Erkennen hülfe. Aber der Sinn für kalauerhafte Nebenklänge ist immer dabei, hat auch manchmal eine symbolhafte Dimension, wenn Situationen oder Elemente in ihnen müssen oder können erst bedacht werden, erhalten dabei Namen aus dem Begriffe-repertoire der Mitdenkenden, oder aus dem, womit sie in kommunen Denkweisen attachiert sind, mit einem Effekt manchmal hernach der Verblüffung ("dumbfounded" heißt das in Amerika, wo solcher Halbgeist auch sehr bekannt und gehegt ist) über scheinbar welterklärende Aufblicke, die daraus erfolgen. Bären und Hunde blicken manchmal so auf aus Wahrnehmungen, in die sie sich hineingeschnüffelt haben - aber da macht solches Assoziieren auch unmittelbaren physiologischen Sinn - was man von Menschen, die scheinwitzigen Assoziationen aufsitzen, nicht unbedingt sagen kann (außer, daß sie aus der Anspannung halbverstehender Unweisheit wieder zu Atem kommen). Daher eben gehört der Hund ("beim Hund!" ist öfter ein Ausruf bei Platon) zum Hekate-Wesen dazu. Deutsche, die sich mit dem Spiel der Halbwitz-Sonderbedeutungen auskennen, sagen dann manchmal von sich: die haben Ahnung. Das ist, also, mit Absicht weder Wissenschaft, noch Moral, noch sonst irgend ein Sinn mit geistig entwickelten Genauigkeiten wirklicher Weltauffassung, sondern nur solch ein klarer Nebel des Bescheid-wissens (wo es eben nicht einmal auf bewußte Wahrnehmung des Witzes ankommt) im allgemein Unübersichtlichen seiner Daseinshorizonte. Der einfache Deutsche verwendet so wenig als möglich an Geist auf die reale Welt, das, dem er alleine sowieso nichts kann, stellt sich seine Meinungen damit zurecht, und was ihm Sinne und vielleicht Intellekt darüber hinaus sein können, das gehört seinen Delektationen. Es kann einem schon manchmal das Auge wehtun, zu sehen, wie dieser flache Sumpf mit Öffent- lichkeitswerten bedient wird. Populistische Politiker erholen sich manchmal in diesem Garten. Daß Intellekt, Sinne und weitere Wirklichkeit etwas sein könnten, das lebhaft, präzise, detailliert und mit durchaus delektativen 95 Effekten für's Gemüt zusammengehört, als Geist ein und dasselbe sein können, belieben die Halbwitzigen besser nicht zu bemerken - man könnte seine kleine Vorlieben des Selberwasandresseins darüber verlieren. Was ist das "Hehe" des Halbwitzigen aber gegen das satte Gelächter dessen, dem eine wirkliche Welt wirklich antwortet, dem sie ganzen Sinn macht! Wenn der Halbwitz merken muß, daß da Einer Genaueres und Wahreres an der- selben Welt findet als wie er, dann möchte er davon erzählt haben (vielleicht künstlerisch) oder dies, was ihm nicht selber leuchtet, nach den Begriffen seiner Billigkeiten für sowas-wie-Wahnsinn ansehen dürfen. Man muß ihm nämlich - da ist er kleiner sittlicher Tyrann - etwas dafür geben, daß er brav ist, und bei diesem Unprinzip, das von der Volkspolitik gern gehegt und bedient wird, ist er völlig gewissenlos. Diese Gewissenlosigkeit ist sozusagen die leere Luft, in der seine sonstigen Meinungen erst ihren Rand zeigen. In solchen Typen, könnte man sagen, ist die sittliche Tyrannis, vermehrt um die witzige Klugheit des (von der Sitte wie: gefressenen) Sokrates zu kleingeistiger Existenzialsophistik amalgamiert. Das kennt eigentlich nur einen Imperativ: Man darf ihm nichts können. Das, wie man sieht, ist der Ausdruck einer existenzialen Not, und kann sonst nicht viel mehr sein. _________ "Wahr ist, was nicht weggeht" (zum Vorigen)... _________ "Seien Sie nicht genial! Das sind wir AUCH nicht!" (dasselbe) _________ ...ein gewisser Intellekt beginnt da, wo etwas boshaft ironisch die impliziten Lebensmeinungen und Haltungen meinungslosen Halbverstandes kommen-tiert, sowas wie enteignend witzig im vorher hier erläuterten Sinn, ausgesagt werden, als eine Art Untertitel zu Naivitäten. Sowas macht wach, ist zwar kein Geist selber, regt aber an, sich präziser selbst mit seiner Welt und den eigenen Meinungen von ihr zu beschäftigen. Wo dem nichts wirklich antwortet oder Sinn gibt, bekommt das wohl zunächst eine Form destabilisierender Neurose, ein Effekt, den psychologisierende Sozialisatoren gern benutzen. Manche Lasterhaftigkeiten finden hier ihr Futter. Die Siebzigerjahre in Deutschland bestanden fast nur aus dem psychologistisch aufgefrischten Geheck solcher Strategien - soweit nicht einfach nur meinungslos arbeitende Weltgeschichte bedient werden mußte. Davon (diesem pseudohedonistisch geblendeten Gewühl) gab's im Weiteren Ausfallformen: den Terrorismus und moralistische Massen-Gutmenscherei im politischen Horizont, und die Entwicklung eines 96 Phänomens, das als Mobbing notorisch geworden ist, in der banalen Arbeitswelt Nur-so-Sozialisierter... _________ Interessant, die Wendung: Laß das sein! Man könnte mit der Schreibweise experimentieren, Interpunktion hinzufügen usw... _________ "Et IS ja Alles datselbe, ne!" _________ ...your silent enemy... _________ "Die politischen Tiere Europas"... _________ "Was Du selber siehst, muß Dich keiner lehren" (Weisheit des Tigers, des Literaten). _________ "Enfin - on aura tout vu." "Oui, mais: comment!" _________ "Laws, man, are painted eyes!" _________ Aristoteles / Kant, "nus poïetikos" (oder: Intellekt): die Chinesen haben (im I Ging) das Sinnbild der Sonne über dem Bergrand oder des Auges über dem Zaun. Um das also so zu nehmen: die Sinne sind der Zaun (durch den z.B. Winden wachsen) und der Intellekt, das selbsttätige Erkennen damit ist der Blick, der dahindurch sieht, was zu sehen ist, und schaut, was er meinen mag... _________ "Seien Sie doch nicht so delikat!!" Argument bei Undelikaten. _________ 97 Für Sündige (sozusagen) ist Geschichte bevorzugterweise das :Vergangene, das, wo man vielleicht schlecht gewesen ist und möcht' nicht dran erinnert werden. "Geschichte" heißt aber wörtlich: das, was geschieht, also das Feld der Erscheinungen, wie sie unbegrenzbar ein Herkommen und ein Hingehen haben, prozeßhaft gewärtig im ewig darin weitergeschehenden Moment. Heraklit spricht von nichts Anderem, und mehr braucht er auch nicht zu sagen, so, wie des Platons Konzept der Idee, einmal hinlänglich erklärt, auf immer für sich spricht. Von Heraklit ist auch bekannt, daß er auf die Orgiastiker flucht und nicht viel Gutes zu sagen findet über die bornierte Zufriedenheit (und damit Rechthaberei), mit Verlaub, der Fresser, welche die Welt nicht sehen wollen, wie sie ist, sondern nur das an ihr, was sie meinen wollen. Diese Leute nennt er "Vieh", und feucht, also so etwas wie Mistvolk, indem ja, was da geschieht, als Geschichte allenfalls gemütliches Gewühl ist. So aber ist die wirkliche Welt nicht, die doch zum größten Teil NICHT aus solch selbstvergessener Vordergründigkeit besteht, und woher das auf Jedes, nicht nur die Menschheit, kommt, was man das Geschick nennt, ein Wort aus selber Wurzel wie "Geschichte" und "geschehen". _________ Aristoteles wieder: die Metaphysik als eine Lehre, welche sich um die weiteren Gründe besorgt, aus denen die Erscheinungen sind, das, was er "Sein" nennt und neuere Philosophie wohl das Dasein oder das Seiende, befaßt sich perspektivisch mit dem, was bei Heraklit das Spiel des Logos ist und damit im Weiteren die Episteme, wissendes Standhalten, das über die unmittelbare, sonst nur vordergründige Anschauung dessen, was gewahr sein kann, hinausweiß. Wie die Dinge gehen, das doch macht das Wissen. _________ ...damit kann man Wissenschaft begründen. Aristoteles will eben nicht zeigen, sondern lehren. Er besorgt nicht das allgemeine Bild einer Welt, sondern den Menschen, der mit ihr etwas kann. Platon spricht nicht so als von einem Gott wie es Aristoteles tut, und woran der dabei denkt, das ist wohl die Figur des thronenden Zeus. Platon lebt aus dem nächtlichen Atem des Meeres, Aristoteles dekretiert vor dem Berge. Er ist aus dem Horizont der Hirten. Dort sieht man die Welt weiträumig objekt, und mit dem Geschick der Tiere sieht man, was aus den Dingen wird. Platons Wesenselement ist die Ruhe, die Gelassenheit; des Aristoteles ist eine Art Zorn, damit ein Sinn. _________ 98 "Ihre PERSÖNLICHE Geschwindigkeit!!" _________ Archiphänomenales: Das Urgesetz von Form und Materie, wie es die Pythagoräer, dann Aristoteles und jene in der Folge berufen, hat seinen ersten Anhalt in der Beobachtung, daß auf dem festen Lande, wo ja die Menschen natürlicherweise leben, und wo an anderen Lebewesen sie zu Genauigkeit der Wahrnehmung finden, eine Grundspannung besteht zwischen der blanken Erde und dem Himmel (damit beginnt auch Lao Tse). Die Erde ist elementar firm für die Wahrnehmung, der Himmel aber zeigt schon ein erstes, grundlegendes Formelement, indem er dauernd in Bewegung zu sein scheint, dreht sich unablässig, ist nach wechselnden Proportionen mit Sternen bestückt, zeigt eine überzeitliche Bewegtheit, indem die Sonne, der Mond und die Planeten unablässig, mit Gegenlauf-phasen in den Planetenschlingen, entgegen der Tages-Drehbewegung des Firmamentes dort hindurchwandern. Zudem - damit die Form, oder vielmehr die Formgebung oder Formwerdung Argument werde, erscheint als Hauptelement darin die Sonne, ohne die (auch in geologischer Hinsicht) keine Formen aus der Erde entstehen können, als Pflanzen, Tiere daher, auch als allgemeinste Interaktion, nach Tag- und Nachttieren usw. und den damit sich ergebenden primalen Erkenntnis- und Geistformen. Zudem bewegen sich Sonne, Mond und Planeten nicht nur in einem deutlichen Kreisbogen über den Himmel, sondern mit dem Weg durch den Zodiak (jedes mit seiner eigenen Zeit: der Mond monatlich, die Sonne jährlich, die äußeren Planeten in 2-, 11- und 29-Jahreszyklen (soweit damals bekannt) - wodurch die Zeitläufigkeit als weiteres Ur-Formelement abstrakter Art kennbar wird) steigen sie auch auf und ab im Himmel; konsonant damit erblühen, reifen und vergehen Pflanzen, richten Tiere ihre Gesten ein usw. Dann, was die bemerkbaren Harmonien angeht (das ist im Norden merkbarer als im Süden), so gibt es Zeiten des scheinbaren Unmaßes, starke Regenzeiten im Süden zum Beispiel oder das hervorbrechende Chaos aller Pflanzenkräfte im Frühjahr des Nordens, aus dem aber durch Stillung und Ausgleich hernach deutlich harmonischere Naturbewegungen sich herausarbeiten. So ist hier im Norden leicht zu sehen, wie ab Juni circa ein Takt in die physiologischen Bewegungen der grünen Natur kommt, wenn die arbeitenden Kräfte nach Ausprägung des Blattwerks ihr weiterhin gültiges Maß gefunden haben und nun selbsttragende, harmonische Schwingungen darin aufbauen, mit den Wechselfällen des Klimahimmels als Stimmung, als Gegenmaß. Symphonische Musik seit Haydn und Händel circa entwickelt das oft, komplimentiert damit die Gemütslage von Fürsten, die selber auf Jagden 99 für lange durch die Wälder ziehen und dies natürlich kennen. Das Unmaß oder Chaos gehört elementar mit zu einer Welt, in der Formen immer erst neu wieder entstehen oder sich bekräftigen müssen, und die Mystik, etwa bei Eckart, weiß um Wahrnehmungen, welche an der Grenze zwischen Chaos und göttlich klarer Ordnung sich finden - seine Predigten z.B. rufen gerne eine Art Chaos im Seelenraum seiner Zuhörer an, indem er geglaubte Sätze zitiert, dann unmittelbar kontrarisiert, was eine Art Entsetzen hervorruft - sodann perlt er ihnen tauklare Wahrheiten, unmittelbar überzeugende Erkenntnisformen in den Geist - das macht er oft, und balzt geradezu mit der Liebe Gottes vor den wachgerufenen Seelen, daß es eine Schau ist. Eine spezielle Form des Frühjahreschaos ist findbar in frühesten Morgenstunden in Wäldern, wenn zunächst einzelne Vogelstimmen wachwerden (oft wie ein enthusiastischer Schrei: "das stimmt, ist wahr, es IST die Welt, die ich grad geträumt habe" usw.), wonach sehr schnell ein kurzes Spiel weniger Wechselstimmen folgt, dann aber auf einmal der ganze Wald erwacht zu ungeheurem, allgemeinem Vogelgeschrei, ein wirklicher, unendlicher Lärm, den zu belauschen einfach die Sinne, besonders bei frühaufgestandenen oder übernächtigen Lauschern, überfordert. Da ist nur noch ein allgemeines, fast schrilles Rauschen, in dem aber nun, weil in dem Lärm der Gehörsinn nach erkennbaren Strukturen sucht, ganz automatisch, Klänge wahrgenommen werden, derengleichen man seit der Gothik als Kloster- und Kirchengesänge weiblicher Stimmen kennt. Die Litanei- und Singübungen, wie sie seither bis in diese gerade verflossene Zeit zum Schulwesen mit dazugehörten, kommen wohl genau daher. Natürlicherweise sind solche Zustände nicht überall so zu finden. Dazu braucht es Auen-Mischwälder mit Grasboden, von dessen Körnern und Kleingetier so viele Vögel überhaupt erst leben können usw. Wo die Wälder einfacher sind, nur aus Buchen, Eichen oder Koniferen bestehen wie in weiten Gegenden Deutschlands, da leben wenigere und andere Vogelarten, die teilweise auf Raub angewiesen sind (Häher, Elstern, Spechte, dazu körnerpickende Finkenarten usw.), und die nicht laut werden, im Allgemeinen, nur gelegentlich nach Gefährten rufen in den Weiten ihrer Reviere... _________ Was Platons kluge Nebenblicke angeht: eine seiner Erörterungen ist darüber, wie die Arhythmetik eine vergeistigende Wirkung schon hat, wie darin das Erkennen aus dem Phänomenalen ins Abstrakte findet. Dies wurde von Aristoteles teilweise so übernommen und entwickelt (wo er sich sonst aber eher mit der Logik beschäftigte), dann von den 100 Weiteren eher nur mitgenommen und mehr allgemein argumentativ verwendet, indem die Offensichtlichkeit mathematischer Wahrfindung zu erklären helfen sollte, daß der (menschliche) Geist elementar dazu eingerichtet ist, nicht unmittelbar sinnfällige Wahrheit zu erkennen und damit die Welt in ihrem Gesetz durchschauen zu können. Dies ist ein anderer Wahrheitssinn als der logische, der im Ganzen auf die Erläuterung, die Wahrheitsempfindung in den Fluchten des in Phänomenen sich aushandelnden Logos gerichtet ist. Logik ist sozusagen trans-eidetisch, aber Mathematik ist prinzipiell abstrakt. Die meisten Denker, auch Kant, gebrauchen mathematische Beispiele nur als ergänzendes Motiv in der Behauptung, daß dem Menschen Wahrheit prinzipiell erkennbar, und wesentlich Element seiner Weltauffassung ist, aber der Gebrauch dieses Motivs oder Argumentes ist logisch, dazu kollateral fakultativ und nicht notwendig, wie mathematische Wahrheit in sich ist. Erst bei Leibniz kommt das Erkennen darüber hinaus, indem er aus prinzipiell geometrischen Betrachtungen auch eine Weltidee entwickelt, die nun wieder elementar der platonischen entspricht, und nicht zufällig ist Leibniz - ausentwickelten GEOMETRISCHEN Betrachtungen, auch ein Genie in arhythmetischen Dingen, wo er die Infinitesimalrechnung auf seine spezielle Weise begründet. Wie schon bemerkt, befindet er sich damit an einem ersten komfortablen Ort in einem neuen, zum Kosmos hin in Freiheit eröffneten Platz, und erst hier, wo deutlich die Grenze überschritten ist aus erdenweltlicher Selbstbezogenheit des Erkennens, wird die Weite des platonischen Horizontes, die reine, klare Offenheit zum All hin, wieder erster Grund erleuchteten Erkennens. Die Tibetaner, die ohne Weiteres, wie Indien auch, von Platon wußten und seinen Geist in ihre eigenen Lehren miteinfügten, würden Platon als einen Bodhissatva bezeichnen, eine erleuchtete Menschengestalt, deren Geist absolut für sich spricht und damit induktiv das reine, gute Erkennen in Anderen weckt und belebt. Aristoteles ist ein Guru, ein Lehrer und gewissermaßen Richter, indem er Kategorien für konkretes und bestimmtes Erkennen und Tun gibt. Leibniz aber ist ein kleiner Buddha, ein Geist, dem ein ganzer eigener Kosmos antwortet, und dessen präzise Wahrnehmung damit nicht nur den Geist hat, wie Platon (oder auch die vorsokratischen Elementarphilosophen), sondern in der Durchklärung, Durchgeistigung solchen Absolut-Erkennens den Geist sich selbst Funktion sein läßt, etwas, das die Denker seit der Antike oft in tautologisch klingenden Attributionen als das Wesen Gottes ausgesagt haben: die Idee der Ideen, das Gute des Guten, die Wahrheit der Wahrheiten usw. Es sind auch geometrisch-arhythmetische Überlegungen gewesen, welche das ptolemäische Weltbild in diesen neueren Erkenntnishorizont auflösten. 101 Kopernikus sah die Planetenbahnen noch als Kreise an. Erst Kepler, in einer beispielhaften apriorischen Wendung mittels Gesetzen, die aus der Geometrie der Kegelschnitte bekannt waren, auf das bis dahin nur unvollkommen Erkannte, brachte eine eindeutige, prinzipiell und absolut richtige Idee in dieses vorläufige Konzept des Kopernikus, und damit eben fügte sich das Erkennen als mit einem Schlußstein in eine Form, die nun zur Basis der leibnizschen Weltschau werden konnte. Der aber befindet sich damit, wie schon bemerkt, wieder elementar so wie Platon: genial, EIDETISCH (nicht nur logisch) apriorisch, aus einer allgemeinsten, geistig vollkommen klaren Idee souverän über alle Einzelwahrnehmungen verfügend. _________ Logik ist zwingend, aber Mathematik ist selbstverständlich. _________ Zu Leibniz muß man aber doch sagen, daß die Leseweise für die gestuften Vorstellungsformen der Monaden dem entsprechen, was er selbst an den Dingen sieht, wie sie ihm erscheinen. Er sieht z.B. den Sinnencharakter des Tiers, die Verhaltenheit der Pflanze, die Passivität der Materie und sagt: das ist die Form der Vorstellungskraft der damit umschriebenen Monade selber. Das muß so nicht wahr sein. Was die Monade ist, das zu definieren und klarzustellen ist er perfekt. Aber wie diese wirklich ist - das kann er nicht wissen, nur meinen. Die Welt ist so groß, und der Mensch sieht nur so viel - das muß er ja meinen können, kann aber von allem, was er sieht, nur bestenfalls inspiriert denken oder meinen, aber nicht so um das Wesen der Dinge wissen, daß ihm Endgültiges wie diese Aussagen über den Charakter der Monaden im Besonderen, wie in diesem Beispiel, gelingen möge. Dieser feine Unterschied muß da gemacht werden, angesichts der Unbedenklichkeit Weiterer, die solch ein Wort über das Wesen einfach für ganz und endgültig wahr nehmen und achten dann nicht weiter auf ihr Tun. Das ist das Problem mit allen Lehren, die Totalen produzieren und nicht ALLES extra erklären können. _________ "Mais - c'est rigolain, ça!" (Monet)... _________ Appetitus cunnus _________ 102 "Sie sind doch auch Männchen. Das verstehen Sie doch!" Ein nicht großer Hund zeigt: er trägt seine Dötzchen wie Mädchen ihre Zöpfe. Er gehört auch einem. Dasselbe ist so gut, dies nicht einmal zu ignorieren, und weiß damit, bei welchem Namen ihn zur Ordnung zu rufen. Manche Weiber brüllen ihre Köter an, daß ihnen der Unterleib wehtun muß: der soll da bleiben, wo er hingehört (zu einem groben Begriff von Idee)! Eine läßt alles tierisch Männliche kastrieren, das ihr in die Nähe kommt, nur ihren Köter nicht. Vielleicht versteht jemand diese Selbstverständlichkeit... Was Kynik heißen soll, erklärt sich vielleicht damit, wie Hunde über ihre Sphingen- und Muskelreflexe verfügen: die können derlei bewußt mit spastischem Impuls ruckhaft anspannen. Wo Hunde bestimmte Dinge miteinander tun, da hängen die, kommen für eine Weile nicht voneinander los. Das haben Menschenweiber nicht nötig. Als Greiferinnen haben sie ganz andere Möglichkeit, ihre Männchen im Fang zu halten, besonders, indem sie sich nicht so sehr mit diesen selbst verklammern, sondern anderes Gegreif mit in den Hangel nehmen. Das ist eine der Grundfiguren der Sitte. _________ Der Barbar: Es soll alles nicht(s) sein - wenn man's nicht selber ist! _________ Der Optimismus der Ahnungslosen... _________ Aristoteles / Averroes / Siger von Brabant: die individuelle Seele ist sterblich, nur der Eine Intellekt der Menschheit (und der, muß man sagen, aller Lebenswelt) ist ewig: das entspricht chinesischer Idee (von Canetti so kolportiert im "Überlebenden"), daß der Mensch, wie er dort im Ahnenkult gesehen wird, eine Lebensseele hat, die ihm durch die Zeugung mitgegeben wird, und eine Weltseele (das, was bei Aristoteles "durch die Tür (die Sinne) kommt"), welche (dort: relativ) unsterblich ist. Man würde sagen, dies sei der Geist oder weltfähige Intellekt im Unterschied zum Wesen, das einem miteingeboren ist. Mir selber erschien das in dem Begriffspaar "Körpergeist" / "Visitatorgeist" als plausibel, lange bevor ich diese Dinge (außer bei Canetti) zu lesen bekam. Der Körpergeist ist auf die existenziale, einfache Befindung des Selbstes bezogen und kann prinzipiell über diese Bornen nicht hinaus. Der Visitatorgeist aber kommt damit, daß jedes Individuum, das nur ein wenig weltfähig ist, d.h. sich selber oft genug in wechselnden Horizonten wiederfindet und kennt, fast automatisch etwas lernt, das dem allgemeinsten Gesetz der Welt entspricht, etwas, das zwar in individueller Erkenntnis 103 realisiert und organisiert wird, aber eben sich nicht auf die Erkenntnisse des Individuums reduzieren läßt. Schon die Kommunikation mit anderen Wesen, Mensch oder Tier, über solche Belange setzt einen allgemeinen, die einfachen Formen individuellen Erkennens überschreitenden Intellekt voraus. Dies ist ein lebender Geist, im Prinzip, durchmischt mit den Charakteristiken der Weltelemente, die da notwendig mit im Begriff sind. So, wie das bei Averroes und Siger extra akzentuiert und verabsolutiert erscheint, hat das starke Ähnlichkeit mit dem Geist der Juden, deren Begriff des Lebenden Geistes oder des Lebenden Gottes sehr dem zu gleichen scheint, was hier als der ewige, allgemeine Intellekt erscheint. Dieser Gott-Geist ist zwar überindividuell, absolut insoweit, als er nicht begrenzt ist auf die Wahrnehmungen und Aussageformen Einzelner, etwa der Propheten, aber die Hermetik, mit der dieser Daimon sich einzig um das Geschick dieses einen Volkes bekümmert, mit Zorn, zeigt ja, daß er die Objektivation (sozusagen) dessen ist, was der unsterbliche Weltgeist dieses einen Volkes ist. Die Juden (Salomon z.B.) wissen nichts von einer Welt nach dem Tode, welche allgemeinste Metapher vor allem eine Transzendenz und Freiheit über die Bornen des subjektiven, allgemein durch die Nichtexistenz des Selbstes begrenzten Erkennens in weiteste Horizonte des Seins bedeutet. Der jüdische Gott spricht nicht vom Sein, sondern nur vom Sollen einer Exi- stenz, die sich per se nicht infrage stellen lassen kann ("Ich bin der ich bin" etc.). Darüber sind die Griechen, als weltkundige Kolonisatoren, die Römer als ein schon zu republikanischer Zeiten imperiales Volk, bald hinaus. Dort hat jeder Einzelne in ziemlicher Erkenntnisfreiheit Sicht auf die Einzelheiten und das Ganze, wie es das welterobernde Menschenwesen anfindet und in allgemeinen Begriff bekommt. Das hat Atem. Der jüdische Geist hat sein Blut und damit den Zorn, der nur Grenzen setzt, aber keine Weiten öffnet für den Blick. Die Erlösersage ist ja geradezu die Herausarbeitung dieses Freiwerdens aus der nur sittlichen Hermetik und der (da noch unqualifizierten) Überwindung dessen, was für gemeinstes Erkennen mit der Sterblichkeit, dem Tode verdeutlicht ist. Das ist, bei dem Messias-Glauben der Juden belassen, ein eschatologisch codierter Begriff der Transzendenz des leben- den Erkennens. Die, welche die Lehre von der Vergänglichkeit der Individual-seele und der intellektuellen Weltseele (des Intellektes) verurteilten, sahen wohl, daß man damit im Ganzen wieder auf die alttestamentliche Sicht zurückkäme, auch wenn das Erkennen des allgemeinen Intellektes mittlerweile klug geworden ist im Beherrschen einer weiten, wohlverstandenen Welt. Das ist eine Regression, so wie das Weltbild des Aristoteles in Prinzipien regressiv ist gegenüber dem des Platon. Dies ist alles wohlverstanden und mmacht sich vielen Ausdruck, etwa bei Thomas von Aquin, der in allem 104 aristotelisch fundierten Welt-WERKbild der Menschenhorizonte aber immer die freie Mitte des Erkennens und Tuns, also den Platz Platons, akzentuiert. Die Meinung von der Sterblichkeit der Individualseele, der Unsterblichkeit des Einen, Allgemeinen Intellektes ist auch prinzipiell gnosisch, und auch darin eine Regression gegenüber dem hellen, weltergreifenden Erkennen im Lichte eines ewigen, transzendenten Gottes. Zudem bricht dieses Konzept das Erkennen an der Grenze zwischen dem Individuum und dem Allgemeinen. Dadurch verliert das Erstere ein gutes Stück seiner Freiheit im Erkennen und Meinen vor einer Welt allgemein erkannter Deutlichkeit und Klarheit. Das ist gnosisch, pessimistisch, und der Pessimismus solcher Art versteht sich eben nicht auf das Gute, sondern auf die Verfehltheiten des Selbstes davor. Weshalb sollte man eine solche Erkenntnisform, oder Matrix, bestärken oder nur gelten lassen! Die Griechen hatten ursprünglich nicht viel Sinn dafür, ein allgemeines Reich zu begründen. Die allgemeine Verfassung einander bekämpfender Stadtstaaten reflektiert auf den Sinn für persönliche Tüchtigkeit, wie es ihn braucht zur Kolonisation in barbarischen Gegenden. Platon verkörpert das Optimum an Gelassenheit dieses Typs, Aristoteles das Optimum praktischer Weltfertigkeit. Das genügt für eine gute, eine große Erkenntnisordnung. Die Römer aber erkannten früh, daß es ihnen nichts hilft, nach solcher Ordnung zu leben. Dort umher leben landsäßige Stämme, mit denen es eher Sinn hat, sich zu verbünden, Macht miteinander zu akkumulieren und ein republikanisches, allgemein begründetes, formales Rechtswesen als Paradigma zu instaurieren. Dieses begrenzt die Individuen nur allgemein und läßt sie sonst in ihrer landläufig möglichen, allgemeinsten Freiheit. Genau deswegen hat Rom zwar gute Ethiker und Gesetzeslogiker hervorgebracht, aber keine so grundlegenden Geistesgestalten wie Aristoteles, Platon usw. usw. Gerade das antike, römische Christentum akzentuiert doch die grundsätzliche, absolute Freiheit des Individuums selbst im Widerspruch zu den allgemein gesetzten Grenzen (des MEINENS über die Welt - dies bezieht sich nicht auf die unabdingbaren Begrenzungen des Sittlichen). Das Alles wird durch die gnosische Tendenz dessen, was Averroes und Siger da postulieren, getrübt und ist so durchaus nicht wünschenswert, usw. Der Dekalog wird gelegentlich erwähnt - im Grunde besteht er nur aus zwei Sätzen: Du sollst Gottes sorgsam achten, und: Du sollst Deinem Nächsten nicht zu nahe treten. Die Zehn Gebote sind nur Präzisionen dieser beiden Grundgebote (phänomenal: man hat zwei Hände, aber zehn Finger daran). 105 Zum Vorherigen noch: die begriffliche Trennung nach ewigem Allgemein-Intellekt und individuell vergänglicher Seele zeigt aber auch, wie es da in ersten Andeutungen auf die Wende zum modernen Geist kommt, angefangen mit Duns Scotus. Das Individuum muß sich doch bei solcher Welterklärung elementar verlassen fühlen und hat daher Grund, erstens vordergründiger SEINE Welt anzusehen und zudem diese Sicht gelten zu machen, daher die Akzentuierung des Willens. Dies ist die Grundlegung einer verallgemeinerbaren Weltsicht, wie sie bei Hobbes und Hume, also wieder Geistern von der Britischen Insel, viel später System wird, mit weiteren Folgen bis in den modernen Materialismus, und erst dort wird offen und allgemein sichtbar, wie eine solche Weltdeutung nicht mehr befreiende Schau, sondern Ideologie ist. Die Rationalisten, nicht zuletzt auch Kant, haben besorgt, das Erkennen zu subjektivieren, sein Erkennen aus einem sonst allgemeinen, im Großen geschehenden Welt-Erkenntnisprozeß auszukoppeln. Das Meinen, so klug es auch ist, ist da stärker als das wirkliche Verstehen - wie sich das prinzipiell verhält, wurde hier ja schon in dem kleinen Exkurs über Uni- versalisten und Nominalisten erörtert. Als ich vor nicht langer Zeit das erste Mal im Lexikon über die Thesen des Universalismus las, ohne irgend eine Idee von dem allgemeineren Zusammenhang, lachte ich ab einer bestimmten Stelle spontan auf (das passiert mir öfter, wenn ich bei manchen Sachen auf einmal merke, WAS da spricht und wovon). Da wußte ich sofort, daß ich nicht nur ideogrammatische, logische Wendungen verstanden hatte, sondern die Sache selber. Vor solchem Verstehen erscheinen Nominalisten, Rationalisten usw. vor allem als eine Art Nörgler, und spätere, rein materia- listische Geister (wozu man schon Schopenhauer zählen muß) als reineweg verdorben. Selbst die Deutschen Idealisten machen sich da vor allem als klug (Hegel) oder egomanisch (Fichte) dekadent. Das Sagen ist da allemal wichtiger als das wirklich Besagbare. Interessant bei all diesem ist, wie im realistischen, aber auch immer divin inspirierten Italien Geister da verstehen, bei aller Modernisation doch die allgemeingültigen Gewahrheiten zu behaupten, alleine vom Akzent des Erkennens her das Über- und Außer- individuelle, gar das jenseits des Gesamt-Intellektes nur der Menschheit, als grundlegend beizubehalten: die Natur (Bruno), die Macht (Macchiavelli und das Renaissance-Fürstentum), schließlich das All, wie es wirklich ist (Galileo wieder). Das sind Totalen, die sich nicht einfach individuellem oder aus solcher Verlorenheit verallgemeinertem Halberkennen fügen - das ist nicht vordergründig und steigert den Geist in dem, was bei Platon, eben, die Wachheit ist der Wächter, der Wach- und Achtsamen. Solches Erkennen bleibt eben prinzipiell naturrechtlich und ist durchaus nicht nominalistisch, indem es sich um das kümmert und besorgt, was auch ohne seine richtige Erkenntnis 106 unweigerlich das Geschick der Menschen und der Tiere formt. Nicht der Nominalismus hat die moderne Technik erfunden und geformt - dessen moderne Ausläufer befassen sich nur damit, wie man sie, auch in uneigentlichen Meinungen, benutzt. In den neuesten Zeiten, die man hier miterleben kann, zeigt sich ja lärmend, wie derlei sich in seinen selbst- bezogenen Vordergründigkeiten zum großen Teile ad absurdum führt. Men- schen haben keinen großen Sinn für ihren Platz im Weltganzen und geben sich daher mit titanischen Vordergründigkeiten zufrieden, oder was das ist: viel, viel Lärm um recht nichtige Existenzen. Nominalisten etc. sind nicht original, so wie Galileo, wie Leibniz original und heiter sind. Einziger Licht- blick im Geheck der Vordergründigkeiten, wie so oft, eine Art Witzteufel in Frankreich (der in der Antike schon verstanden hat, Julius Caesar nach Gallien zu locken, damit die energische Kraft der Römer eine große Aufgabe fände, sich raffiniere und durchkläre), wo man oft gratig und gelegentlich überspitzt sagt: also..., und: aber..., und so eben wieder den Wachsamen feine Ohren macht für das, was sein will, und das, was sein WIRD. Haha. _________ Das hier zu Beginn über den großen Atem des Meeres Bemerkte kommt mir natürlich nicht von ungefähr. Zwanzig Jahre lang habe ich Zeit gehabt und Gelegenheit, das Mittelmeer längs seiner Nord- und Ostküste kennenzulernen, von Iskenderun an der Ecke zwischen der Türkei & Syrien begonnen, bei Latakia in Syrien selber, dann in Spanien bis hinüber jenseits Gibraltar, wo schon der Atlantik beginnt (diesen selber in Portugal gut gesehen), dann an der Riviera, ganz Italien hinab bis an die Südseite Siziliens, die beiden Adriaküsten, ein Stück Griechenland und Thrakien bis an das Schwarze Meer. Ich sollte es kennen. Aber davon alleine kann ich noch nicht verstanden haben, was ich hier zu sagen weiß damit. In den späten 80ern, als ich viel und oft in Südfrankreich weilte, viel in die Berge hinan und über die Uferhöhen wanderte, kam ich einst an einem blendend schönen Sommer- nachmittag einen Weg entlang bei neueren Residenzen westlich Monaco. Ich hatte eine Sicht voraus von Meerpinien, die links der Straße zu den Appartmenthäusern hinwiesen, und vor diesen, hundertfünfzig Schritt mir voraus, sah ich zwei Frauen miteinander stehen und sprechen, eine panisch stille, wie stumme Szene in balsamisch dichter Luft. Im selben Moment wußte ich: das muß die panische Stille sein, von der die Alten zu berichten wußten. Ich ging nicht weiter dorthin, sondern ließ das Mysterium bei sich. Ähnlich dichte Sommerluftszenen habe ich zuvor nur in meiner Kindheit gesehen auf dem Dorf im Lößland, bevor eine faule Welt davon gemacht wurde. Ich ging einen Seitenweg nach rechts hinab, was mir den Blick öffnete 107 auf eine nicht große Bucht, und in dieser selber war etwas zugange, das die Gegenschau abgab zu der Szene unter den Pinien. Das Meer ist dort gewöhnlich hellblau, und hellgrün, wo es ans flache Ufer kommt. In dieser Bucht aber durchmischten sich, ganz eben sichtbar, diese Farben; es schien, als sei die Bucht ein großer Topf, in dem durch die Sonnenwärme des späten Mittags ein großer Konvektionswirbel sich in sich selber drehte, ein ganz leichtes, fast unmerkliches Brodeln. Jahre später fiel mir zu dieser unvergessenen Beobachtung ein, solche Effekte müßten zu tun haben mit der Form und der Dramatik von Amphitheatern. Zu diesen ist erstens zu bemerken, daß sie oft in ziemlicher Nähe zum Meer angelegt sind, nicht selten sogar mit direktem Blick darauf. Die Trichterform des Publikumsplatzes hätte ein gutverständliches Herkommen aus dem weiteren Alltagsleben der Menschen, die solche Theater benutzen. Die haben meist Gärten in der weiteren Umgebung ihrer Stadt, die immer wieder verkrauten und geputzt werden müssen. Dabei fällt viel Schnittholz an, das man zu großen Haufen auftürmt und erst einmal trocknen läßt. Zu geeigneter Zeit bringt man Feuer mit aus dem Herd des Hauses (damit die Kulissen des Theaters, fürderhin), legt das bei der vorderen Mitte des Reiserhaufens an und schaut sodann zu, wie die Flamme faßt, sich in die Zweige hineinfrißt und schließlich mit rasanter Lohe durch das ganze Material fährt. Dabei entsteht eine sehr hohe, flächige, intensiv golden leuchtende (: Oreichalkos) und heiß strahlende Flammenzunge. Wenn diese am kräftigsten ist und gerade wieder tendiert, sich zu mindern, wird in dem Reiserhaufen ein steiler Trichter ausgebrannt sein, in den man nun das übrige Holz von außen her nach und nach einwirft, damit sich das konsumiere. Ein solches Feuer ist sehr dramatisch, und seine Hitze macht den Körpergeist jener, die an ihm arbeiten, in einer Schockwirkung sehr ernst und wie bestürzt. Wenn aber das Feuer sich aufgebraucht hat im Holz, so bleibt im Ganzen nur eine dichte weiße Aschenschicht übrig, unter der nun die noch lange weiterglühende Holzkohle so etwas wie murmelt. Es kann zwei Tage lang dauern, bis daß die letzten Gluten darin erlöschen (in Monaco habe ich mich einmal dazu eingefunden, wie der Fürst am Ende des Februars auf dem Platz vor der Devote-Schlucht, worin vorne, beim Hafen, eine kleine Kirche steht (die der Devote, der Patronin der Monegassen), rituell ein Boot verbrennt; ich kam recht spät und es war eigentlich alles schon vorbei, mußte dann finden, daß die Feuerwehr, die das alles mitbewacht, die Zunderreste des Bootes einfach mit Wasser abgelöscht hatte, fand das ein wenig sehr profan). An diesem Ereignisbild des Garten-Fegefeuers ist ja nun ohne Weiteres die Dynamik des kathartischen Effektes zu erkennen, auf den das tragische Drama abzielt. Die Menschen, welche man in den Wettspielen der Dramatiker fragt, 108 welche Tragoedie die beste gewesen sein wird, haben da ja eine Empfindung, an der sie die Kunst des Schauspiels messen, und deren Urmaß ist das Erlebnis des alljährlich mindestens einmal stattfindenden Garten- Fegefeuers, wie es fast jeder von Denen aus seinen Haushaltsgesten kennt. Aber nicht nur dies macht den Effekt des Theaters aus, sondern auch ein Beimerken von diesem zu Anfang beschriebenen Siedetopf-Effekt in nahen Meerbuchten her. Man wird wohl die Schauspiele am nicht mehr frühen Nachmittag spielen, und enden lassen, wenn noch eine gute Spanne bis zum wirklichen Sonnenuntergang ist. Um diese Zeit aber ist der Siedetopf-Effekt in den Buchten am stärksten. Die Fische dort werden sich von diesen subtilen, aber voluminösen Strömungen umhertragen lassen, die sie zwei, drei Mal vielleicht so im Wasserkörper der Bucht auf und ab tragen. Die Menschen aber, die das Schauspiel sehen, wollen ebenso willenlos matt vom dargestellten Geschehen mitgenommen werden. Wenn dieses vollzogen ist und die Katharsis erwirkt, ist das subtile Chaos dort draußen in der Bucht am vollkommensten - alles ist durchmischt, und die Fische, die sich in die Tiefe ihrer seligen Willenlosigkeiten davongeträumt haben, müssen wieder zu sich finden. Ähnlich ist das Blut der Menschen um den Schauspielplatz in einem sonderbaren Zustand, wohl mit nicht wenig Stickstoff durchsetzt, vergleichbar dem Blutbild nachmittäglich träumender Säuglinge. Wenn nun die Sonne sinkt, wird es durchaus nicht kühl werden, aber die Dichte der Mittagshitze läßt nun merkbar nach. Der Nächste wird wieder spürbar. Es ist diese dichte Hitze, aus der die Philosophie des Parmenides ist, von daher weiß er, daß es nur Sein gibt und kein Werden. Das Drama, das in solcher Dichte der Luft nicht physisch erinnert werden kann, weil die Leiber nicht spüren, was sie sehen (so, wie man in kälteren Gegenden die Bewegungen Anderer sympathetisch fühlt anhand feinster Wärmewahr- nehmung des anderen Leibes im Grund der Augen), da sie selber weder Wärme aufnehmen noch abgeben können, erleben das Drama wie einen Traum, und wo sie dann sich schließlich erheben und gehen davon, zum eigenen Herde, wohin sie die jetzt stark sinkende Sonne weist, werden bis in den späten Abend hinein, wenn es dann vielleicht etwas kühl wird, diese gestaute Hitze aus sich abstrahlen, bis zu einem Moment, wo der Körper dessen innewird und so etwas wie schaudert - ohne daß es umher wirklich kühl würde - nur "brrrrr" sich faßt, vergleichbar dem, wie ein Hund sich schüttelt, um Fell, Sehnen und Nerven in eine neue Ordnung zu bekommen, und erst dann beginnt das Leben wieder, erst ab dann haben die Menschen wieder eigene Worte. Das Drama erzeugt diese Effekte nicht selber, aber es stimmt sich damit, fragt, fast augenzwinkernd (feuchte Aschenträne): ist wahr, ne! und ein tiefernstes, fast sardonisches Lächeln, nur im Ober- 109 gesicht, antwortet. So ernst macht gute Hitze, und Vergleichbares kann man auch ohne Weiteres fern allen Amphitheatern und dem Meere erleben in sommerverlassenen Stadtklüften über Asphalt. _________ Niemandsland (oh!) ungekonnter Träume! (110)

09:54 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


5 ...Fortsetzung 4

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Die wichtigsten Leopardengeister aber fand das 19. Jahrhundert in Amerika, dem kontinental fernen, kartuschenhaft isolierten. Vielleicht mußte Leopardi leiden, damit man einen uneigentlichen Begriff dafür habe, wie Amerika die Alte Welt verdirbt, frivolisiert. Das war da schließlich lange schon merkbar. _________ In der Stadt ist das so eine Meinung daß, wo etwas schlicht ist, da muß es sich für ordinär halten lassen, und wo schön, da darf es das nicht für sich sein. (Damit ja auch der Wortgebrauch "schön" in der Addestration der Kinder.) _________ Stoa (spätere): Eudämonie des römischen Essigs... _________ brain jerks... _________ Die Menschen bedenken so Vieles nicht, was doch ganz selbstverständlich ihre Wahrnehmung (Sinne, Laune) formt bis in die abstraktesten Meinungen darüber, was die Welt ist und bedeutet, vor allem die recht unmittelbare, zugleich subtile und gigantische Wirkung einfacher klimatischer Verhalte. Da ist zunächst die alle somatischen Funktionen direkt belebende Wirkung der Sonne, dann die feinere der Sterne auf einer Reflexebene der allgemeinen Wahrnehmung, daneben eine vergleichbare aus dem Spiel und den Charakteristiken des Wolkenbildes. Wo derlei interessant genug ist, entwickeln Menschen leicht einen guten Sinn für's Symbolische (formenreiche, feste Wolkengestalt), oder für plausible Geschehensfolgen ihres sonstigen Weltbildes, wo die Wolken eher flächig ziehen und sich dabei verändern, speziell in manchen Mondabenden. Das erstere macht sich Ausdruck in plastischer, symbolhaltiger Kunst und in manchen Theaterformen (auch in Tanzspielen bei einfachen Völkern usw.) (gemischt mit Gestenspiel aus der Vegetation), dann im dramatischen Übergang wie beispielsweise in Stücken der deutschen Klassik, bei Mischung mit eher dem Geschehenscharakter des Wolkenziehens. Dieses in seiner reinen Form inspiriert den Film. Hochdruckzeiten erleichtern und verdichten den latenten Atemleib, der im Körper sich diffus dicht befindenden und im Lebensprozeß sich bewegenden und umsetzenden Atemseele (Sauerstoff). Menschen (Tiere auch) sind zugleich lebhafter und gelassener, empfinden genauer und selbstbewußter, haben eher einleuchtend wahre Ansichten über die Welt, 66 wie sie ohnehin ist - der Leib und seine Atemseele nehmen da teil am rein physikalischen Charakter eines weit ausgedehnten Hochdruckdomes, so wie Fische ja auch Teil einer allgemeinen physikalischen Gewahrheit sind mit dem weiten Wasserkörper, in dem sie sich befinden und bewegen. Bei sinkendem Luftdruck machen sich dagegen Verausgabungsempfindungen geltend, weil in Umkehrung der Hochdruckzustandes der osmotische Druck und die Atemleibdichte im Körper sich abbauen, der Aktualatem der Lunge zugleich stärker arbeiten muß, einmal, weil die Luft schwächer ist (sozusagen), die Vitalfunktionen im Leib selber aber auch nicht so direkt antworten. Der verminderte Sauerstoffdruck überträgt sich ja auch träger von Element zu Element. An offenem Feuer lassen diese Effekte sich in reiner Form, nur physikalisch, zwanglos beobachten. Niedrigdruckzeiten fordern daher von den Vitalfunktionen zurück, was Hochdruckzeiten dem Körper schenken, und wo bei diesen sie allgemein und hell sind, wie eben der Himmel ist, so macht sich im Wiedergeben der Kraft nun vor allem der Lebenskraft-Charakter jedes so geforderten Lebewesens bemerkbar. Menschen merken dann am ehesten, welche Organe oder Verhalte in ihrem Leib am miserabelsten sich befinden, atemleiblich gesehen. Leichte Neuralgien von daher machen sich bemerkbar oder diffuses Unbehagen rein körperlich empfindender Art. Dies ist am stärksten, solange der Luftdruck sinkt, normalisiert sich gewöhnlich, wenn er sich stabilisiert, egal auf welcher Ebene. Wo sich die Atmosphäre auf längere Zeit hin mit niedrigem Luftdruck stabilisiert, da ist der Himmel meist grau-hell bedeckt. Die Wahrnehmung des Selbstes und Anderer ist damit kühl nüchtern; die Wahrnehmungen und Bewegungen zentrieren sich im Leib selber, wie er in seiner tragenden Festigkeit ist. Zu solchen Zeiten ist gut merkbar, wie der Atemleib und der, worin die solideren metabolischen Funktionen, vor allem der Fettumsatz (der ja Sauerstoff verbraucht) stattfinden, ineinander wirken. Der Körper insgesamt befindet sich auf einem niedrigeren Tonus-Niveau, gleicht elementar in diesem Zustand am meisten einem ruhigen, frischen Leichnam, in welchem ja auch nach dem Erlöschen des Atems und der aktiven Lebensfunktionen noch der dann diffus verdämmernde Atemleib latent gegenwärtig bleibt. Es ist zu sehen, wie manche Menschentypen in ihrem Lebensregime durch eine naturläufig so empfundene Diät sich zu humorisieren verstehen, indem sie milde Reize, so oder so metabolisch besonders interessante Nahrung etc. mit Verstand für Empfindungsrhythmen azyklisch (nicht: antizyklisch) als Korrektiv gebrauchen, zu welchen Mitteln vor allem Fleischgenuß, Fette, Zucker und Würzen gehören, meistens ergänzt durch ein Quantum Alkoholes. Nicht umsonst wird assoziativ der gebrannte Alkohol mit dem sternklaren 67 Nachthimmel in Zusammenhang gesehen. Das geht aber auch weiter mit der überzeitlichen Lebenserfahrung, daß Wetterlagen sich auf die Dauer nur bessern können. Klare Sternennächte gibt es nur bei Lufthochdruck, und so hat Sternchen-Alkohol vor allem körperzuständlich-meditativen Wert: damit empfinden sich die anderen metabolischen Wahrnehmungen der Latenz-Regimes innerlich in solche Dichte wie der Leib selber, wenn er sich wohlbefindet bei Hochdruckwetter ohnehin. Natürlich hilft alkoholische Selbstkonzentration (Bier darf man bei diesem Regime nicht selbst- verständlich mit einbeschlossen finden, weil es insgesamt energetisch und perzeptiv anders wirkt - der Kohlensäure wegen schon, näher beim Horizont des aktuellen Umsatzes von Sauerstoff in Kohlensäure) hilft solche künstliche Intensivierung der metabolischen Empfindung nicht, wenn klimatisch bedingt die Empfindungen ohnehin schief gehen und instabil sind. Damit erläutern sich Frustrationsempfindungen, welche der Alkohol nicht behebt, sondern allenfalls verdeutlicht, mit oft praktischen Folgen des Mißbehagens und Zanks zwischen Trinkgesellschaftern und Weiteren. Zudem verdirbt gewohnheitsmäßiger Alkoholgenuß das Empfindungsleben der Sinne äußerlich und innerlich, verfälscht damit in zweiter Linie die Wahrnehmung der Mitwelt, den Sinn z.B. für das richtige Nahrungsregime, und stört nachhaltig das metabolische Gleichgewicht, wovon im Weiteren wieder Mißbehagen selbst in guten Zeiten, weitere Störungen des Diätsinnes, die wieder das Mißbehagen bestärken usw. Alkohol KANN guten Sinn machen, aber eher so, wie die Sternmetapher andeutet: als Tropfen in den Teich des Lebensgeistes, vereinzelt und mit Sinn für Rhythmus analog den Rhythmen des Klimas, klar vom Üblichen unterschieden, so wie Sternpunkte im All nicht sture Muster bilden oder ineinanderkleben etc. An sich läßt sich ein fast gleicher, aber eben nicht das Bewußtsein so unmittelbar verändernder Effekt erreichen durch den Genuß natürlich zucker- haltiger Früchte, dabei besonders die Rosine, die ja physikalisch dasselbe ist wie das, woraus eines der Lieblingsgetränke der Menschheit entsteht, der Wein. Da der Alkohol in diesem ja nur die Pervertierung des Zuckers ist, der sich in der Traube ohnehin findet, läßt sich sagen, er treibe in oberflächlicher (wo auch klarer) Blendung Empfindungen hervor, welche aus dem organischen Zucker der Rosine usw. eher als kristallfein schatten- deutliche Erkenntnis merkbar werden. Ganz sinnreicherweise erläutern die Weltzustände, die mit beiden vor allem erkennbar sind, das obendrein: beim Wein sieht das Herkommen z.B. das Rheintal, Sinnenlaune wie Sonnenlicht auf Wasser gespiegelt, Klirren und Gelächter eher als Gesang, intensive Vordergründigkeit des Bacchantentums (dahinter eine Angängerei wie Hefe, Knöterigkeit wie Trester) - zur Rosine aber gehören wie dromedar- 68 oder eselaugig solch reglos wohlgestalte latente Sichten wie ein sonnen- und sternloser Trockendämmer meist südlicher und südöstlicher Land- schaften (Tonerde), wo die Rosine meist her ist, Sizilien alther, Griechenland, Tunesien, Persien usw. Von der Rosine entsteht ein Sinn im sozusagen inneren Augengrund, den man mit Nietzsche als zufriedene Düsternis bezeichnen könnte, eine innere Landschaftssicht vergleichbar reglos ewigen ägyptischen Weltbildern, tonisiert von der feinen Anregung der Fruchtzucker-aromate in der Trockenfrucht. So ist der Horizont der Weintraube ja selber; das ist nur genauestes Abbild ihrer Lebensform, ihres unmittelbaren Horizontes mit der Welt, in der sie entsteht, wächst und durch Trocknung auf die Deutlichkeit dieses Charakters konzentriert wird. Ich vermute, daß der Islam den Alkohol (= Wein) vor allem deswegen verbietet, weil die Traube eben für solchen Gebrauch verwendet werden soll. Alkohol ist verderberisch für jene, die ihn umstandslos haben können und im Weiteren ein unsicheres und frivoles Handelsgut (die Phönizier verdeutlichen am Nahhorizont Griechenlands die dekadent-laszive Düsternis (: Laios, der Vater des Oedipus) eines Lebenszustandes, der sowohl Rosinen und Wein, Schaffleisch und Octopus etc. ins Regime mischt - da wird der Geist nicht finster (Ägypten), düster, dunkel oder dergleichen, was ja noch positive Eigenschaften sind, sondern unlicht lasziv, unordentlich aus Unmut usw.; Carthago wiederum zeigt, wie am richtigen Platz (die klaren Gartenböden Tunesiens) und bei etwas Mäßigkeit derselbe Grund auch bestimmte, klare Weltweise zusammenbringt, eine Weltschau, wie sie z.B. auch in Burgund zu finden ist - das Maß macht die Musik, bei etwas gut resonierendem Welthorizont). ...Rosinen aber lassen sich leicht herstellen, bilden einen interessanten Nahrungsfaktor, sind praktisch und leicht transportierbar und auf dem Wege zugleich schon gute, die Sinne festigende Nahrungsergänzung für Mensch und Tier. Der innere Horizont, der aus ihnen entsteht, scheint am ehesten der Weltschau des Dromedares zu entsprechen. Das schaut so klar reflexklug, etwas düster und mit einem unmittelbaren Sinn für solch archaisch stille, aride Landsichten. (Meist ist aber nicht zu sehen, wieso man sollte aufwendig Trauben ziehen, wo doch die Palme Datteln gibt, die auch recht dicht zuckern...) (Für die Bildung: die Syracusaner Trauben sind seit alther berühmt, wurden wohl ebenso zu dem bekannten, tief dunklen Wein wie zu Rosinen verarbeitet - der Name "Korinthen" für solche zeigt ja, wie üblich die Trockenfrucht bei den Griechen gewesen ist. Die spezielle Unterhaltung zwischen Platon, dem eher apollinischen Typ, und Dionysios, dem finster zerwühlten Dionysier, macht nicht wenig Charakterbild mit eben diesem Verhalt um die Traube, als 69 Hefebeute oder als Nahrung des klügeren, ernsteren Sinnencharakters. Die Groteske, welche das ganze böse Spiel der syracusaner Dinge ist, die irgendwie ungeratene Figur, die Platon selber dabei abgeben muß, egal wie gut seine Erkenntnisse und Motive, sind wohl zu sehen damit, daß die Weinrebe selber schon einen etwas unguten Charakter in Menschen-Welt- bilder bringt (dazu die Sage, der Typ des Dionysos) und daß der Anbau von Reben, damals schon eine Monokultur mit abstrakten Vermarktungszwängen, wie plantagenweiser Olivenanbau, Fischerei usw. auch, unabänderlich Unbilligkeit ins Gesellschaftsbild dieser einfachen Menschheiten bringt, denen selbst die klarste und bestimmteste Weisheit nicht einfach beikommen und gebieten kann.) Zurück zur nordischen Natur: der Superzustand der klimatischen Depression ist die Wintersaison; bei reglos unhohen Wettern stagnieren natürlich auch die Lebensfunktionen der Pflanzen und Tiere. Klima ist ein Weltzustand, nicht nur ein typisches Mißbefinden einzelner oder kollektiver Subjekte. Im Winter erlischt alle metabolische Arbeit der höheren Pflanzen, die Insekten sind fast spurlos aus dem freien Weltbild verschwunden, viele Tiere nehmen Winterschlaf oder tun nur das Nötigste an Daseinsgesten. (Damit eine Typenverdeutlichung, einmal solchen Tuns, aber auch in der Wahrnehmung übrigbleibender Tiere im offenen Land also: Fuchs, Reh, Rebhuhn, Hase, Wiesel, Raben, Krähen und Greifen, alles Tiere, die nun sichtbarer sind, dies auch wissen und sich daher auch deutlicher, meinender verhalten, somit seit alther die Charakterfolklore der Menschheit mitgestalten. Die Wege letzhiniger Menschenwelt bringen ja eher eine verkürzende, verblödende Tendenz dazu in Form des Hundes, der mit seinen ephemeren, halbwitzigen Vordergründigkeiten den in Kürzen der Haushorizonte Bornierten zu erübrigen hilft, sich mit dem Naturbild, wie es wirklich und von selber ist, überhaupt nur kognitiv abzugeben. Das bleibt da beim gemeinen Zweck und findet nicht leicht zu wirklichem Sinn für das weiterhin Umgebende.) Seit alther entwickelt ist also eine Weltbesorgung in den Binnen- orten der Menschheit, womit die zuvor beschriebenen Praktiken der Selbst- humorisierung angewandt werden. Man belebt die Wahrnehmung, indem Menschen auf Märkten zueinandergebracht werden, dort sinnendeutliche Reize hinzugetan (Licht, Musik, Zucker, Alkohol usw.), die Menschen zudem ermuntert werden, ihre Lebhaftigkeiten (nicht: das Leben selber, das Hoch-druckhimmel-sommerliche z.B.) zu pflegen und zu unterhalten, und überhaupt wird die ganze Winterzeit angefüllt mit Gelegenheiten und Festen, wo die inneren Belebungsformen im sonst latent-reglosen Dauercharakter klimatisch-niedertypischer Stagnation geübt und berufen werden. Dabei teilt sich das Bild ganz nach dem Muster des eben über die Traube als Rosine 70 und Weinfrucht Gesagten: in der sich verdüsternden Zeit, wo die sinkende Sonne den Horizont akzentuiert, wird vor allem der Sinn für's Süße, damit speziell Innige und wie feinaromatischer Zucker so Sinnige bestärkt. Sobald aber die Sonne wieder steigt und damit so etwas wie Blendung entsteht weil diesem Licht noch keine physiologische Reaktion in der Natur umher antwortet), verlagert sich das allgemeine Regime auf die Nahr-Reizmittel Fleisch (gesalzen, wie Kassler oder Eisbein - das Salz hilft, das Soma in einer allgemeinen Reizebene geradeso zu stabilisieren - rein somatisch, nicht nur im Empfinden - wie vergleichbar der Sauerstoff, der Zucker; diese allerdings werden ja prozeßhaft dauernd umgesetzt, während Salz eher staut, die somatischen Prozesse sowas wie staucht), dazu Fett + Zucker + Stärke (Karnevalsgebäck usw.) und Alkohol (Gelagewesen der Karnevalszeit). Das ist allgemein so bekannt und üblich und endet erst, wenn im Vorfrühling die leis schmelzende Wirkung erster neuer Aminosäurebewegung im Pflanzengrund spürbar wird und bald die grünende Natur mitsamt ihres Schleiers von Insekten aller Art und dem Spiel der wiedererwachten Lebens-geister sonst erneut direkt aus der unmittelbaren Kraft der Sonne, des Alls damit, zu arbeiten beginnt. (Das Osterei macht für's Empfinden einen Punkt davon, daß nun die Arbeit der Aminosäuren (Eiweiß!) dicht genug sein müsse, die darauf aufbauende, glukoseproduzierende Photosynthesearbeit der Pflanzenzellen zu tragen.) Dabei scheint nicht unwichtig zu sein, wie im schon voll ergrünten Frühling, bei windstillem Wetter insgesamt, Mensch und Tier Atem und damit Sauerstoff in sich hineinfinden, der aus Pflanzen-Synthesearbeit unmittelbar umher entstanden sein wird. Davon wird die aus dem Mittelalter her wohlbekannte Mai-Mystik, eine beseelte Klarheit, die sich aus sonstigen Reizen der unmittelbaren Zeit nicht einfach erklären ließe und auch nicht aus einer allgemeinen sonstigen Lebenserfahrung. Konsonant mit diesem Effekt ein ganz leiser Akzent von Gichtigkeit, des physiologischen Charakters wohl wegen der Trennungsarbeit von Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff in der Pflanze, und eine überhelle Sinnenklarheit (dem entspricht die Lebhaftigkeit der Regungen besonders der Vögel im Walde), die wohl direkte funktionale Analogie zu dem unablässigen Umsatz von Wasser in diesem Prozeß, der auch gleichzeitig als Taukondensation deutlich wird. Von da an sind auch die Menschenleiber, wenn zugleich etwas müd und mürbe vom Winterregime, im Ganzen wieder auf Hochdruck-Klimazeiten eingerichtet, welche, genau wie die Natur umher, die tragenden Funktionen und Strukturen zu festigen helfen, welche am selbstverständlichsten sind in den großräumigen Elementardomen solcher Hoch-Zeiten. Ein Nebeneffekt oder Schatten dieser Frühjahrs-Ungemessenheit noch unvollkommen in Takt miteinander gekommener Vitalfunktionen ist, 71 daß viele kleine Tiere von der Unmittelbarkeit und Totalität des elementaren Tosens umher und in ihnen selber einfach getötet werden, so wie später, nach der Getreideernte (so, wie sie heute erfolgt, rapide und radikal) scharenweise Mäuse an den Feldrändern zu finden sind, die einfach aus panischem Schreck tot hinfallen, weil all das, was ihnen Zuversicht machen konnte, das nährende und beschattende Korn, auf einmal weg ist und der leere Himmel voller Gelegenheit für fliegende Verfolger unvermittelt statt dessen aufscheint. Ein solcher Panikcharakter haftet übrigens dem Getreide selber an, weil es so völlig auf den Ereignishorizont eines einzigen Jahres je fixiert ist und abstirbt, bevor es noch andere Jahre, auch nur andere Saisonen sehen und erleben könnte. Das wirkt so weit bis in das Befinden und die Sitten der Menschheit hinein. Das Wintergetreide erläutert daher das Charakterbild der Sozial- und Gewohnheitstrinker, zumal auf Gerstenbier, und das Sommergetreide die banale Witzigkeit der Urlaubssitten (Schwärmerei in Analogie zum zuvor erfolgten Pollenflug in den Getreidefeldern) zu der Zeit, wo das Getreide reif wird und eingefahren. Dazu wieder auch bliebe der Extraaspekt im Sittenbild zu bemerken, wie der Tod der Nächsten, oder auch allgemein, nicht tabuisiert, aber in einer kommunen Meinung als Abwesenheit inszeniert wird. So wie die kommunen Menschen der banal zugerichteten Lebenswelt nicht dabei sind, wenn das Korn geerntet, also der Tod der Pflanze (die ja schon vertrocknet ist) vollendet wird, so läßt die Funktionenteilung aller wie Ährenstände und Vorratskammern so fragmentarisierten Nahverhältnisse es gewöhnlich nicht zu, sich um Leiden und Tod seiner Nächsten (wozu auch ein vom Ganzen, dem All ins Einzelne findendes Daseinsmuster gehörte statt eines horizontlos zeithackerisch fragmentierten) selber wirklich zu bekümmern. Einzig der endlich tote Leib bleibt übrig, ein Analogon zum Brote, das sonst der allgemeinen, schwärmerischen Ignoranz aus den verlassenen Kornfeldern zu Tische kommt, dort Phänomen macht. Daneben bemerkenswert eine allgemeine Schnödheit, den Sinn für Nachkommenschaft und deren Mensch- werdung betreffs, Abbild der Tatsache, daß ja nur die Pflanze stirbt, die Saatkörner aber Embryos sind, welche nun zum allermeisten Teile zerstört, d.h. zermahlen, getötet werden. Reflex daraus wäre der Lärm, mit dem vor- gerechnet wird, was einen Brotverdiener die Erziehung und Ausstattung seiner Kinder in wirklichem Geld - und nur Geld - kosten wird - nach aller Mühle. Geld ist dabei - aus der Hermetik alter Mühlenstädte - synonym mit Getreidekorn. Ein Saatkorn, das wiederkommt, wieder anwachsen wird, ist bezahlt - in der Logik der Getreideökonomie - mit sovielen unzähligen anderen, die nur zermahlen werden, die nur als anonym totgeriebenes Wirtschaftsgut die Existenz des Überlebenden umgeben und charakterisieren, 72 usw. Da ein Gutteil des Getreides zu Bier und Schnaps verarbeitet wird, welche das allgemeine Zustandsbild der Menschheit zu charakterisieren und zu tonisieren helfen, die allgemeinen Konsumsitten mitmotivieren, gibt dies ein ziemliches Bild unbedingter Uneigentlichkeit und bedingter Eigentlichkeiten, die dem Imperativ des Egalseins nicht entgehen sollen. Wer bei solchen Zuständen Geist machen will, muß sich mit den Dingen stellen, die unleugbar gegenwärtig sind (im Allgemeinsten: wie der Himmel, das, was in ihm ist und von ihm her auf der Erdenwelt Charakter und Ereignis macht), und die nicht selbstverständlich mit durch den Mühlstein passen, so, wie man Früchte und Schmuck, Dinge feinerer Empfindung, auf den Mahlstein stellen kann, und nur letzte Dummheit kann meinen, das gehörte dortselbst mit hindurch. Alle bewiesenen Dinge aber können dort nur endlich sein, und jeder Geist, den man dem Ding nicht sofort ansieht, ist zuhöchst verdächtig. Der Trunk wiederum darf helfen, den Geist des Dinges zu ergründen. Bei diesem, wie beim Brote auch, macht sich mitbemerkbar die Hefe (beim Brote, noch stärker, die Säuerung und das Backfeuer), bei solchem Ergründen also fast kalauerhaft aspektativ, indem vergleichsweise die Hefe ja nach und nach zu Grunde sinken muß, wo sie im flüssigen Substrat hat ihre Arbeit getan und den merkbar durchklärenden Alkohol erzeugt. Wenn solcherart Betrachtung sich ergründet hat, so ist ihr dann auch klar, was sie bemerkt haben wird, und um wirkliches Erkennen wirk- licher Verhalte ist es ihr nicht zu tun, soweit sich das nicht in diesem ewig wiederholbaren Pompenzyklus abspielt des Sichwunderns, des Ergrün- dens und des soweit bedingt für klar Habens. Viele Literatur, auch in der Philosophie, ist allein in den Empfindungsbornen dieses Zyklus und seiner weiteren Umstände zuhause, und dementsprechend ist der Aussagewert ihrer Eruditionen. Für das Weitere der Welt (das "Vorhandene" Heideggers im Unterschied zum "Zuhandenen") haben solche Geister nur uneigentliche, reizhaft angeregte, aber im Sinne des Spieles von Pneuma und Logos unerkennende Wahrnehmungen. Da ist kein lebendes Spiel. Wenn ich derlei manchmal bemerken muß, beliebe ich mir, zu sagen: Ihr seid keine Menschen - Euch grüßt kein Tier. Das ist, in diesem Verhalt, schon so. "Mensch" heißt dabei ein Menschenwesen, in dem die gewöhnlichen Tiere (und manche andere Menschen, öfters z.B. wache, dreijährige Kindertypen, in der Lebensphase, wo der Charakter Buddhas gründet) spontan und ohne weiteres einen Lebenscharakter wie sich selbst entdecken, der sich also selbstverständlich in den Koordinaten der Weltelemente (weiteste Natur) befindet und bewegt wie sie. In den übrigen Menschen :ereignet sich etwas für menschlich, was der natürlichen, erkennenden Lebendigkeit wacher Tiere nicht entspricht. Dort wirken eben gemeinere und anonymere Agenzien, 73 welche das Menschenwesen durch Reizung und Tonifikation mitbewegen, so, wie, einfacher gesagt, der gewöhnliche Mensch immer auf dem Wege sein wird aus einer Tür zu einer anderen (oder derselben) Tür, und ganz selbstverständlich in einem Haus, einem Bett zu schlafen erwartet, ohne jede Variation. So wirken viele Kommunitäten der Menschen- Lebensführung weglenkend von der Natur, daß ein darin befangener Mensch die Aufmerksamkeiten im Spiel der Tiere gar nicht bemerken wird, selbst wenn sie deutlich gezeigt würden. Es ist der Horizont nicht. Zu den Wetter-Großformen bliebe zu sagen, daß diese in zweierlei Form geholfen haben, Weltgeschichte zu machen. Einmal: die weiten Hochdruck- lagen haben manchen Völkern, die nicht eigentlich Reiche formten, oder formen wollten (wie doch die Perser, Römer, Griechen und Deutschen) (aus der Kraft der Erde gegründet), in zeitweiligen Expansionen begünstigt, so die skandinavisch-russischen Hitzhochlagen die Expansion der Goten, die Azorenhochs jene der Mauren, die eher gemischten Phänomene aus Schwarzmeerhochs und Einflüssen von Nil und Indischem Ozean her die Eroberungen der Türken usw. Solche großen Bewegungen ergaben sich damit, daß Völker, die sich in diesen Klimaten besonders wohlbefinden, denen folgen, soweit sie spüren, daß sie ihnen noch rechtgeben, d.h. ihre Kraft zu behaupten helfen. Selbst die Züge der Hunnen werden wohl einem solchen Kraftgesetz entsprechen, das aber zu weit in Asien gründet, um hier anders als in Nebenformen merkbar zu sein, etwa als Element in den Windzügen, welche von Novaja-Semlja-Hochdomen über das Schwarze Meer und den Balkan nach Europa getrieben werden. Bei offenem Feuer zeigt sich, daß solche Ost- und Südost-Windlagen sehr hitzige Glut machen aus schnell zerfallendem Brennholz, und sonst recht chaotisierend wirken. Die andere prägende Wirkung des Großklimas zeigt sich bei den gründ- licheren, seßhaften Völkern, welche feste Reiche schaffen, sich gegen daher auch unvermeidbare Widrigkeiten festigen. So behauptet der Lebens- charakter der Franken sich vor dem West- und Nordwind, der der Sachsen und Ostseeslawen gegen die schleichende Kälte von Osten und von Norden über die See her. Italien hat mehr mit rein erdreichlichen und damit verbundenen Nöten aus Meer und Gebirge zu tun, das macht die Völker dort, ohnehin von tollen Mittelmeer-Hochzeiten begünstigt, so realistisch. Ein anderer, weniger positiver Effekt ist die unvermeidliche Dekadenz der Menschentypen und ihrer Lebensverhältnisse, welche daher kommt, daß sie den gewöhnlichen klimatischen Nachteilen, so, wie sie bei Beginn beschrieben wurden, nicht ausweichen können, daher eben von schlechten - nicht nur widrigen - Zeiten so geformt werden, daß die Körperselbste sich dem nachbilden, wie schlechte Klimate ihnen zäh und ungut die Kräfte aus 74 dem Leib ziehen. Damit einhergehend ein kompensatorischer, nicht aber explikativer und korrigierender Moralismus, der schließlich die Dominanz eines allgemeinen Charaktergemischs von existenzialisierenden und moralisierenden Uneigentlichkeiten hervorbringt (eins von Nietzsches Themen). Das ist alles so bekannt und hat viel Not und Leid, damit auch viel Literatur gemacht. Die Menschen, solcherart schief befindlich, wissen nicht frei zu sein, können sich nicht leicht dazu finden, sich selbstzentriert zu beleben und beispielsweise sich wandernd und schaffend Lebenserfahrung in der wirklichen weiteren Welt zu finden, aus der man die schlechteren Zeiten besser erträgt und vielleicht sogar weise ist über ihre Art, ihr Kommen und Gehen mit anderen Zeiten. Die so weggestillten Menschentypen moralisieren mit aussichtslosen Hoffensideen usw. und vergeuden Nerv und Atem zudem auf das, was sie nicht hindern können. Auf dieser Perspektivlage entsteht dann ein staatlich organisiertes und garantiertes Wohlfahrts- und Rentensystem, dem die aktiveren Menschen in sehr merkbarem Anteil zuarbeiten müssen, was die Schlechtbefindlichkeit in alle Menschheit eintreibt wie die Säuerung durchs Brot. Zudem verfälscht wird das durch die Einmischung des banalsten Hoffnungssubstituts, des Geldes mit seinen quasi versalzenden Effekten. Das hat so keinen Sinn, keine Aussicht und kein Ende, weil nichts dabei zu sich selbst findet und dem elementar Nächsten, woher alleine Kraft, Zuversicht und Realitätssinn im besten, allgemeinsten Sinn des Wortes sich wiederherstellen können. Das Übrige ist notwendig nur dekadent. _________ Am Nil müßte es doch sehr viele Libellen geben - wieso hat man davon nie gehört, nie gezeigt bekommen! (Oder vielleicht: ist das Mâât?) _________ Die Monade; Frage: Wie deformiert man einen Punkt? (Antwort: Indem man ihn bewegt!) _________ Im Garten stand ich und hatte eine Frage: jagen Eulen auch Fledermäuse? Zeit verging (ein paar Tage). Dann stand ich, bei Anbruch des Abends, wieder im Garten, und die Antwort kam vorbei: einträchtig flogen Eule und Fledermaus an mir vorüber, Flügelspitze an Flügelspitze, die Fledermaus zur Linken. Ein kurzer, wahrer Moment viel später bringt (Eulenauge): Von dem, 75 was Licht ist in der Welt draußen, wo es mir als Reflex erscheint, geht eine kontinente Instanz aus der fernsten Ursache, jenseits des Phänomenes selber doch (das, was die Photonenbewegung erst verursacht) durch alle materialen (atomaren usw.) Stationen, das äußere Auge, die Retina, den Nerv, die Neuronen in den Ort des sehenden Bewußtseins selber davon, und auf diesem ganzen Wege ist das Ereignis "Licht", das mehr ist als Photonik und neuronale Bewegung, sich gleich, in sich ganz identisch geblieben. Das ist das "Licht", in dem Platon's Ideen z.B. ganz unmittelbar erscheinen, und somit DIREKT sind. Die Fledermaus erörtert: sie ruft ihren Ultraschallschrei nach außen und treibt zugleich diese Schwingung durch den Gesichtsknochen nach innen zu den Ohren. Wo also Echo aus der Außenwelt wiederkommt und informativ verfälscht ist, da wird aus diesem und aus der Vibration durch den Gesichtsknochen ein Interferenzfeld erzeugt, bei dem die Originalfrequenz von Ruf und Schädelvibration sich, da identisch, gegenseitig löscht, und nur der Signalschatten des Objekts bleibt geklärt übrig. So das Prinzip. In einer ähnlichen Wendung flippen Motten ums Licht, und ergötzen sich Façettenaugentiere an den lichtklaren Qualitäten der Augen-Glaskörper größerer Tiere. Fliegen wimmeln den Kühen und Antilopen nicht nur deswegen um die Augen, weil dort Säfte umher sind, die sie mögen, sondern auch der Reflexe und der transparenten Luzenz der Augen selber wegen. Die können das, des oben beschriebenen Verhaltes wegen, sehr genau, nicht: sehen, sondern: wahrnehmen. Fliegen und Mücken orientieren sich solcherart aber auch um andere, abstraktere Lichtheiten wie jene des Raumes zwischen Subjekten eines fliegenden Schwarmes usw. Die Motten erläutern: das Ganze sei doch recht einfach für die Façettenaugen, gleiche dem Effekt, wie Leuchtdioden Licht erzeugen, nur eben nicht emanativ, sondern rezeptiv: ein Façettenauge erzeugt in sich eine mit bestimmten Lichtphasen kohärente Nervenschwingung (auf molekularer Ebene wohl), und wo das Licht von außen einschwingt genau in Phase mit dieser Schwingung, da entsteht überhaupt kein Widerstand; das Licht geht dem Tier ein in seinen inneren Lichtgeist, wie Butter, und allenfalls die kleinen Frequenzstörungen im Einen wie im Anderen verbrauchen, als cracks oder wahrer Signalwert, neuronale Energie. Das ist da ähnlich dem Sonareffekt im Kopf der Fledermaus. Augen gleichen elementar den Blüten, bei denen der Identitätsfaktor des "Lichtes" ganz entsprechend dem da oben Bemerkten, so Charakter macht, daß eine unmittelbare Entsprechung ist zwischen dem relativistischen Schmelzpunkt in der Sonnenmitte und dem Nektarpunkt im Grunde jeder Blüte. Das beiden elementar gleiche Auge sieht die Blüte, sieht das Sehen und das "Licht" - eh voila: was den Äther sieht 76 (diesen Schmelz), das ist mehr als dieser. "Wo ist Geist!" Ja, wo! _________ Lachen ist der Ausdruck unmittelbarer Wahrnehmung solche Kohärenzen - da fällt im inneren Raum der Selbstwahrnehmung eine Phasenschwingung, vielleicht als gespiegelt wie im Laserkristall das Licht, in sich zurück, existiert, gleicht sich aber phasenlöschend aus und wird wie unsichtbar (Grimmelshausen). Was eigentlich passiert denn da dem Narziß, an seiner Lache! _________ Blindsassen... _________ Schopenhauer, mal wieder: richtig schauderhaft, was der zum Besten gibt. Bei dem Zeug darf man wohl nicht die sich zur selben Zeit allmählich entwickelnde Spiritistik außer Betracht lassen. In der Kurzdarstellung seiner Thesen und Meinungen erscheint er als wie ein (beturbanter) Amateur-Hypnotiseur, der zumindest weiß, wie sich die Leser (die Leser, über die Nietzsche später gar nichts Gutes zu sagen wußte) vom Buche in den Halbschlaf ziehen lassen, sich auch gerne, mangels besserer Unterhaltung, davon bannen lassen. Insofern als Literat ist er darin deutlich schlechter als die Epiker und Romançiers, vor allem Russen und Franzosen, die einem Bürgertum, das Zeit zum Lesen hat (und oft längere Zeit in Sanatorien verbringt) richtig was zu lesen geben, mit Drama, Moral, Eros, Weltklugheit - davon hat der alles nichts. Schopenhauer ist Händler, der raisonniert seinen Basar, kennt seine Stadt, kultiviert seine Vorlieben und Abneigungen. Er negiert den freien Willen, weil Kunden hinnehmen müssen, was es gibt, und er im Horizont der Bürgerstadt (Frankfurt) auch von nichts Anderem wissen will, als was er sich ohnehin bieten lassen kann. Ein im Grunde ziemlich kleiner Mensch, der nicht gerne weiter denkt als da, wohin sein Pudel laufen kann. Schopenhauer ist oft unterhaltsam, aber trotzdem meist eine Zumutung: er ist sich selbst im Weg, und darüber spricht ja auch sein Raisonnieren. Philosophie kann man das eigentlich nennen, dafür ist es viel zu idiosynkratisch. _________ ...eine solche Kindheit gehabt! geschätzt als kleiner Geisttöter. Weil's funktioniert hat, mag er gar nichts Anderes mehr sein... _________ 77 "...ein alter Glaube der Menschheit, daß Wahrheit darin bestehe, das zu denken, was an sich ist, und so, wie es an sich ist." (zu Hegel) Das ist nicht die Definition der :Wahrheit, sondern die des :Geistes. _________ Es gibt nicht viel zu schreiben in diesen Dingen ohne zumindest ein bißchen literarischer Anregung. Dabei kommt es nicht auf Systematik, Wahrheit mit Format oder sowas an, sondern braucht es nur die figura, mit der ein Literat dies oder jenes Wörtchen vorbeiträgt so, daß mir was dazu einfallen kann. Ganz dem Weg der Güter tragenden Gestalten gemäß im Höhlengleichnis - ein Schatten des Wahren genügt, und ich kann Dir was erzählen von daher, wo die Dinge her sind. Oder: auf dem Jahrmarkt den Philosophen geben auf's zugerufene Wort hin. Bücher kommen gewöhnlich über einen Markt zu mir, oder an dessen Rand entlang. _________ Um alles Ideengetu (eine Objektsucht) ein wenig abzustellen, mit Platon die Frage: was ist die Befindung der Welt um ein ideal sich befindendes Selbst! Alles Übrige findet sich daher, und IDEE, die man meinen kann, ist die Form jener zwanglos im mußestillen Geiste heraufsteigenden Gewahrheiten, die meist aus der Ahnung vom remoten Sein und Geschehen einer müßig bei sich gelassenen Welt entstehen, und die dem sodann hernach Erfahrbaren entweder eine vorgewußte Erscheinungsform oder einen für geistigen Begriff notwendigen Vorhalt geben. Derlei muß man erlebt haben; das kommt nicht aus Schriften. Gute oder auch zuträgliche Philosophen geben Anderen meditative Ruhe, gestalten das geistige Sensorium und wissen, da und dort stutzen zu machen, damit Raum entsteht für diese fein atmende Stille. Diese muß nicht dem bewußten Willen zu Gebote sein, daher ist bei solchen Denkern nicht Not zu rigorosem Rationalismus (der viele Formen hat). Derlei ist Lärm. Nietzsche z.B. darf daher ruhig wiedersprüchlich erscheinen - er insistiert nicht umsonst darauf, die Musik zu haben. Und wer sie nicht hat, dem hilft auch nicht das Studium der Noten. Nietzsche originalisiert da natürlich aus einem allgemeinerem Empfinden her, das das musische Schaffen schon seit einigen Generationen beseelt hatte, mit dem Entstehen eines Sinnes für Musik als Werk, als ganzes, ideenhaftes Ereignis. Was gibt es eine sinnfälligere und zugleich geistigere Verdeutlichung jenes wieder- holten Satzes, daß das Einzelne nicht das Ganze sei, und Dieses nicht Jenes, aber auch die Variante: die Idee ist mehr als der Gedanke, der ihr entspricht (Leibniz), mit anderen Worten: nicht der einzelne Ton macht die Symphonie, sondern das Ensemble aller Töne, jeder im Geiste des Ganzen. 78 Wieviel philosophistisches Geschwafel kann man mit dieser Beobachtung erledigen! _________ Himmlisch: eine doch sehr schöne (und in Giebelrosetten des Gothischen verdeutlichte) Wendung des Paradoxons, wie der Gott jenseits allen Welt- Seins mit dem zusammengehöre, der die Welt hervorbringt und gestaltet, ist der Zusammenhang des Zirkumpolarkreises mit den Wirkungen der Zentrifugalkraft (Giebelseiten der Gothenkirchen schauen nach Westen, wo im Sonnenuntergang die Drehung der Welt am sinnfälligsten ist) in der Erddrehung (welche den Zirkumpolarkreis ja erst miterzeugt). Diese ist am stärksten merkbar in den Breiten Europas. Leichtheit gehört zum Grund-muster der Belebung. Divus, das ist das Mittelmeer. Zeus, der Berg darüber. Theos - das gehört zum Polarkreis-Drehimpuls-Schwung. Das gehört zu Plotins Thema, dem Gleichnis Wasser aus Quelle, Licht aus Sonne, Baum aus Wurzel usw. das ist alles in derselben dynamischen Klasse damit. Die Gleichnisse sind nicht einfach dahergesagt. Plotin, das ist schon fortgeschrittene römische Zeit, wo man den Norden kennt. Damit (dem Schwung) illustriert sich auch die sehr alte Bewegungsrichtung von Norden nach Süden: Goten nach Rußland / Kleinasien, Deutsche nach Italien usw. das ist nicht nur die Sonne, sondern dieser Schwungimpuls, der sich ja besonders auch im Klima zeigt. In einem gewissen Kontrast dazu die Völker, die einfach nur auf etwa gleicher Breite dem Tagesweg der Sonne folgen: die Kelten, die Hunnen. Deren Kulturformen sind kruder, phänomenalistischer, vordergründig. Das durchgeistigt sich nicht, bleibt willkürlicher, weil die Sonne, wo man ihr nur so folgt, nichts erklärt - das nimmt nur kein Ende in seiner stets witzlosen Wiederholung. Die Goten sind auch eher Barbaren, expandieren eigentlich wahllos, erst nach Süden, dann nach Westen usw. Die schon entwickelte Alte Welt im Süden hat es ihnen vielleicht zu einfach gemacht, Kriegerbarbaren zu bleiben, die nur herrschen mußten, wo sie andere Völker anfanden. Jeder kennt die Farbe des Polarsterns, sein gutes, unhelles Licht. Stern der Vorsehung (Pourvue). Einen besonderen Schmelz zu den Westzügen der Barbarenvölker (die Urvölker des Germanischen damit auch) kommt hinzu bei der sagen-haften Geschichte der Drei Weisen aus dem Morgenland, die daher ja auch nach Westen zogen bis nahe vorm Mittelmeer, von Sternen (Planeten, wie man meint) geleitet: Planeten, wie Mond und Sonne auch, bewegen sich 79 im Himmel selber nach Osten, abgesehen von den alljährlichen Kehren, wenn die Erde schneller vor ihnen auf ihrer Innenbahn vorbeizieht. Wer nach Westen zieht, sieht diese also praktisch zu seiner Linken, im Süden, durch den Himmel in Gegenrichtung vorbeiwandern. Das ist eine sinnige mimetische Wiederholung des Effektes, daß der Langzeitweg der Planeten, der Sonne usw. der Richtung des Himmels-Tageslaufes (von Osten nach Westen) auch entgegenläuft. Das macht den Sinn (die Weisen waren Astronomen) hell, still witzig, und solcher stiller Witz ist öfter auch zu spüren in den Haltungen eher als offen dargestellten Meinungen des orthodoxen Geistes, dessen Völker ja auch im Ganzen östlich des Mittelmeeres leben. Solcher Witz wird auch merkbar in den Regeln, nach denen die Zeit für das Osterfest bestimmt wird. Selbst wenn man das alles erklären kann, bleibt dieser blinzelnd feine Reiz im Himmelsbild merkbar... _________ Selbst die besten der nachgearteten Philosophen (besonders im Deutschen, seit Descartes) haben diese konzeptionelle Schwierigkeit mit dem Unterscheiden und Anwenden der Begriffe Zweck und Sinn. Die Existenz an sich jedes Dinges in der weitesten Schau der Welt ist in sich sinnhaft. Wer das aber auf einen Zweck bringen will, verirrt sich im Pseudo-Logos. Das heißt doch nicht: Werte, sondern: Selbstwahrnehmungen in Hinsicht auf etwas. Die aktive Form dessen ist die Tugend, die reale die Tat oder Handlung. _________ Sizilien ist, wie Korsika, Zypern, Kreta usw. zu groß, um einfach der stille Garten der schönen Frau zu sein. Daher diversifiziert sich das Bild. Die Welt dort, Tier und Mensch, wird zu einem Ausdruck grazilen Weltgeistes, wenn nicht, wie in Sizilien, die sittliche Eifersucht um die Schöne als Weltpfand überhand nimmt. _________ "Das darf man aber eigentlich. Nicht??" _________ Zuspiel aus der Zeitung: die alten Griechen aßen ungesäuertes Brot. Hatte mich schon gewundert, welches Brot das sein mag, das Platon sich in sei- nen Syracusaner Briefen genügen ließ, mit Blick auf die Unanständigkeiten der Lebewelt um ihn her... 80 "Ich bin eifersüchtig, und ich kann Ihnen schaden." Die Kreatur des sittlichen Komposts (weitgehend das, was Nietzsche "die Moral" nennt, in Exemplaren). _________ "I will now fix you with this here trick-word, if you would kindly refrain from moving your bloody eyeballs for a while!" _________ Ordnung, um das hier so zu sagen, ist ein vereinfachter (vereinfachender) Ausdruck des Empfindens für Maß und Sinn. _________ Tolle Sache eigentlich: sich in einem Film wiederzufinden, den man sich niemals selber ansehen würde... _________ Mental Potholes (Potholed Minds) _________ "Sie haben das studiert??" Nee. Ich hab das verstanden. _________ Schmusige Wert(e)sophistik... _________ "Vorstellung", wie sie bei Leibniz und später, etwas bornierter, bei Schopenhauer gemeint sein will, entspricht unbedingt den Begrenzungen und Freiheiten der körperlich-seelischen Konstitition des Erkennenden, also den tatsächlichen Möglichkeiten der Sinne und Körperfakultäten. Bei Merleau-Ponty, im Strukturalismus auch sonst, wird das ja noch einmal extra herausgearbeitet, indem z.B. mit dem Begriff "un certain sens de Paris" nicht nur die Laune, der Humor, die Gewohnheiten des lebenden Selbstes mit den Allgemeinzuständen des Platzes bedeutet sind, sondern auch eine geläufige Aufmerksamkeit damit, wie man all die kleinen Zeichen und Ver- haltensformen von Dingzuständen, Menschen, auch Tieren, die im Ganzen niemals gleichbleiben und sich dauernd in den Einzelheiten verändern und zutragen, als strukturiertes Material für seine WELTwahrnehmung 81 mitbenutzt, diese mittelbare Intelligenz, die ja nicht die eigene ist, die aber im Zutragen und Anrichten der Partikel, selbst in Achtlosigkeiten, Zerstörung usw. der Effekt von Wahrnehmungen, Einsichten, Meinungen usw. ist, annimmt und das eigene Befinden, Wahrnehmen, Meinen usw, wie: nach- bessert. Gerade Paris, aber auch Frankreich allgemein, ist in diesen Dingen sehr klug, sehr bewußt, sehr weltweise seit alther, und die Reklame z.B., die manchmal speziell nicht nur sich auf die Gewohnheiten der Menschen dort allgemein richtet (eine allgemeine Idee von immerfertiger Welt- Läufigkeit, als billige Reiseempfehlungen über den ganzen Planeten, usw.), sondern manchmal ganz genau auf den Humor bestimmter Stadtgegenden, arbeitet mit feinem Witz an der Subtilwahrnehmung von Nebensachen mit. In der Temple-Gegend, einem der ältesten Plätze der Stadt, zeigte sich beispielsweise für solch spezialisierte Humor-Reklame, einst ein Plakat, das nur an diesem Platz Sinn machen kann und daher nur in diesem einen Exemplar existierte: die liegende Steinfigur von einem Templergrab hält eine Cognac-Flasche unter den gefaltenen Armen, und der Text dazu sagt: encore une que les Sarrasins n'ont pas eus - Zumindest eine, die die Sarazenen nicht gekriegt haben. Das ist nicht nur witzig, sondern soll eben auch den Sinn für geschichtlich abliegende, aber bekannte Kleinigkeiten mit wachhalten usw. usw.; die übliche Reklame bleibt natürlich näher an nur modernen, auch banalen Gewöhnlichkeiten. Barthes hat sich ja, wohl schon zu Merleau-Ponty's Zeiten, mit solchen quasi vernünftigen Funktionen der Reklame und anderer Nebensachen der Allfälligkeit für ein überzeitliches und überörtliches Bemerken aus den sonst nur situativ kurzen Daseinsplätzen heraus beschäftigt.) _________ Die Engländer haben von alther einen gewissen Hang, in geistigen und ganzen Dingen ein wenig, manchmal ein wenig sehr, den Advocatus Diaboli zu geben. Das kann in seltenen Fällen die Gestalt annehmen eines zickigen Engels voller abscheulicher Empfindungen, der im Himmel selber mit den gerechtesten Argumenten die falschesten Töne macht. Aus diesem Irrsinnscharakter erläutern sich solche phänomenalen Figuren wie Richard Löwenherz, Cromwell vielleicht, so intentional etwas schief deutende Denker wie Duns Scotus (der Schotte ist, nicht Engländer, daher wohl dieser Verhalt mehr andeutbar vorführt als bedenkenlos ausfährt), sodann die mechanistischen und utilitarischen Denker der Voraufklärung, selbst Darwin in seiner denkerischen Unentschiedenheit. "Die Welt IST wohl schlecht – wenn man nur denkt!" so etwa die Parole dieses Intents. Hinzu wäre zu sehen, welchen Denkern bzw. ideologischen Gestalten England letztendlich einen 82 Platz gewährte, beziehungsweise gewähren mußte, notabene Marx und Freud. Dem allen liegt wohl eine Beschränktheit und Schlechtheit im allgemeinen Nahrungssubstrat zugrunde, verschärft durch die sich in der scharf gezeichneten Klassenstruktur abbildende Tatsache, daß Land und Naturressourcen dort hermetisch beschränkt sind, die Tierwelt z.B. bei aller Durchmischung und gelegentlichen Auffrischung doch in einem grundsätzlichen Sinn inzüchtig ist. Das widersprüchliche Klima nicht zu vergessen, Nordatlantik, Nordsee, dazu der etwas grotesk kontrastierende Golfstrom mit seiner Wirkung. Das alles macht in einer ebenfalls so hermetisierten Menschheit, die vor allem erst einmal abstrakten, von den Möglichkeiten widriger Naturwirkungen allgemein vorbestimmten Wagemut beweisen muß, um über ihre eigenen Bornen hinauszukommen, sich in einer superstrukturellen Daseinsmimetik darstellenden (also: nicht nur vorstellenden) Charakter. Es ist eben nicht leicht ein gelassenes Leben möglich in hermetischer Welt. Der allgemeine Anspruch auf höhere geistige Wahrheitsgeltung kommt damit, daß Britannien keine kleine Insel ist, daß dort deutlich voneinander unterschiedene Völker diese selben Grundwahrnehmungen haben, und daß die höchste, und hinsichtlich der weiteren Welt freieste Kaste, der normannische Adel, Platz und Geltung auf dem Kontinent auch und in der weiteren alten Welt, des Mittelmeeres zumal, hat und behaupten kann. Der Utilitarismus in seiner absichtlichen Ignoranz für das, was er nicht selber meinen MUSS, geht einher mit dem Sonder-charakter der neben Normannen und Sachsen die Wege zum Kontinent unterhaltenden Flandern, welche wie die Normannen sich auf beiden Seiten des Kanals halten und behaupten, als Händler. Der englische Geist artikuliert daher gerne gedanklich verdichtete Meinungen für solche anderen Völker mit, die in ihrem allgemeinen Befinden ein wenig (oder sehr) durch widrige Weltbedingungen (schlechtes Klima, arme Böden, horizontlose Lebenswelten) in sich isoliert sind, die daher sich eher mit eigentlich vagem Zweckempfinden sozialisieren und eher einem metaphysizierenden Mangel- und Hungergefühl folgen als den müßigeren Gewahrheiten sich wohlbefindender Geister, denen eine allgemeine Gunst des Daseins ohnehin die Sinne befreit und löst, ihnen zwanglos Erkenntnisse ermöglicht, die so auch eher für sich sprechen. _________ Ja gut, noch einmal: Schopenhauer (der schöne junge Mensch, mit einem Hauch von Ziegendämon) (vielleicht der Angorawolle wegen, die geholfen haben wird, ihn reich zu machen). Sehr schön, sehr geistreich die Verdeutlichung gegenüber Kant: anstatt das Objekt (Ding an sich) logisch 83 zu obskurieren, verdeutlicht er den vorstellenden Geist wie eine diamanten fluide Seelengestalt in den Grenzen des sinnbegabten Leibes (vielleicht helfen da Brunnen mit im Maintalboden vor dem Taunus). Das ist so superb - solche Geistgestalten gibt es sonst nur in Djinngeschichten aus 1001 Nacht (oder als die Bornen im Paradies). Himmlisch. Solche klare Geistesschönheit kommt wohl vom Indischen Ozean her und dies wieder paßt gut zu den indisch-pessimistischen Anwandlungen späterhin. Doch Vorsicht: von der Existenz wagt er nur zu raunen. Er ist Händler und Kapitalist, und zu seiner Zeit bahnt sich schon - Napoleon hat das aufgebracht - das Projekt des Suez-Kanals an. Daher z.B. pessimisiert er, zeigt das Wunderlicht aus dem Garten Gottes und sagt gleich dabei, das werde wohl - so tatsächlichkeitssinnig ist Thoth - nichts mehr sein. Das Jahrhundert nach dem Suez-Bau wiederholte die Manier mit der Errichtung des Assuandammes, der den Nilhochwassern ihre pulsende Kraft nahm und damit den Monsunableger des östlichen Mittelmeeres verdarb. Irdische Auswirkung daraus: der Ruin des Libanon (Parallele zu seiner Entwaldung durch die Römer) und der endlose Hader überhaupt an der Levante. (Zu bedenken wäre, ob nicht dieser Monsunhimmel gute Zeit früher die Ausdehnung der Türkenherrschaft auf dem Balkan nach Nordwesten begünstigt habe.) Schopenhauer (der Bericht, der Kommentar) spricht von der Hand, dem Auge, die nun mal notwendig Medium der Wahrnehmung und zugleich der Vorstellungsfunktion sind. Das liest sich so weiter: die Geologie, oder strategische Politik, die beschäftigen sich beide mit eben dem, was da über Ozean, Suez usw. ja nur als Beispiel bemerkt ist - aber nach ihren bestimmbaren, begrenzten Zwecken, also: wie die Spanne geht, wie die Hand tastet und kratzt. Das ist Thoth. Das Auge aber findet sich beispielsweise, um seine völlig andere Funktion zu verdeutlichen, nicht in dem zweckbegrenzt Mitschauenden, sondern in einem anderen Subjekt, welches eben zusammenschaut, IDEE findet am Erkannten - da ist der Horus. Wenn Schopenhauer von Indien spricht, dann spricht da nicht Indien, sondern Ägypten. Das will nicht egal sein. Der Pessimismus bei ihm will ein durchaus gnosischer sein - auch die Gnosis gründet in Ägypten. Die Überklarheit der Figur des vorstellenden Erkennensgeistes vielleicht Abbild der durchklärenden Phosp**** und anderer Vulkansalze im Nil. Der Pessimismus wiederum, dieser gnosische Schatten, eine chemische und physiologische Verausgabung, der andere Effekt dieses selben Verhaltes. Beides bedingt einander. Parallele dazu in der relativistischen Kondensation in der Sonne und um sie her. Auch dort polarisiert wahrscheinlich etwas nach Überklarheit und Erschöpfung, wie, sehr sinngemäß, Zucker aus 84 Blütenseim belebt, erfrischt, davon aber auch Ermüdung entsteht, final als Zuckerkrankheit. Die persische Lehre von den beiden widerstreitenden Mächten des Lichtes und der Finsternis paßt gut daneben ( :: Yin / Yang), und sonderbar aus diesem Formenkreis die offensichtliche, nicht obskure Vergleichbarkeit mit den einander im Himmel gegenüberstehenden Sternbildern Orion (unterm Sommer-Hochbogen der Sonne) und Ophiuchus (über dem Winter-Talweg des Sterns) (Platon / Dionysios, usw.usw.usw.) (Des Raisonnierens über solche Dualismen ist kein Ende, wie eben auch die Sonne ewig ihren Weg nehmen wird, über den einen hinweg, zu Füßen des anderen hindurch...) _________ Auge / Blume / Sonne / Relativistischer Schmelz: Erkenntnis, die hehre Gelassenheit des Platon, entsteht im direkten Gegenschein zu jener Mitte in der Sonne und aller Schwerezentren im All, und weil die relativistische Verzögerung ein transzendenter, ewig gleicher Prozeß ist, deswegen endet die Elation im immer möglichen, ewigheitlichen Aufblicken auch nie. Die relativistische Kondensation ist nicht Analogon, sondern direkte Ursache dieses geistvollen Wohlbefindens. (Der relativistische Tautropfen findet seine absolut so verstandene Entsprechung im Wasserborn des Taufsteins.) _________ "Wenn Einer was sagt, haben Andere auch etwas zu sagen" – daher kommt der Nominalismus. _________ Lao Tse warnt vorm Reden. Platon warnt vorm Schreiben. Aber beide haben nicht schlecht Worte übriggelassen, als gute Welt-Geist-Literaten. _________ Leibniz, wieder: Seitenblicke. Galileo - das ist zu seiner Zeit wohlverstanden, wird sonst nicht offen argumentiert. Galileo voraus gingen Kopernikus und Kepler. Dieser wieder hat sich empfohlen durch die kleine Genialität, einige der sogenannten platonischen Körper weiterzuentwickeln, indem er einfach die Polyederkanten verlängerte, bis daß sie sich mitten über der Fläche, an die sie ursprünglich anstießen, zusammentrafen. Dadurch entstanden die sogenannten Keplerschen Sternkörper. (Außerdem betrieb er eine bemerkenswerte Astrologie und hat ziemliche Bücher darüber geschrieben.) Ein ebenfalls schon lange zu Leibnizens Zeit bekanntes 85 Prinzip war das der camera obscura, der Lochkamera. Es wäre ja gut denk- bar, daß diese Dinge dem Leibniz geholfen haben, das Prinzip der Monade zu entwickeln, zusammen mit der schon erwähnten neuen Möglichkeit, die Planeten nicht nur anzusehen darauf, wie sie auf die Erdenwelt wirken, sondern: aufeinander. Feste Objekte, egal ob Atome, Steine, Lebewesen, Planeten usw. kann man ja ohne Weiteres so ansehen wie hermetisch in sich gefügte Körper, die in sich selbst einen einartigen Binnenraum einschließen, welcher in jedem seiner Raumpunkte eindeutig korrelierbar ist mit jedem Masse- und Raumpunkt im All umher, wo diese doch in ihrer gesamten Eigenart als von den Objektgrenzen umfügt dasselbe bleiben. Das sieht sich mit dem Prinzip der camera obscura so, daß jeder Punkt darin das All auf alles Andere umher, besonders aber auf die Materie des Objektes sonst, abbildet. Alle Raumpunkte bilden also das Um-All noch einmal in verdeutlichender Weise (für den hermetischen Eigencharakter - deswegen: "Monaden haben keine Fenster") besonders ineinander ab. Und dasselbe gilt auch für den Raum NICHT in Objekten eingeschlossen, sondern zwischen ihnen, wie der Allraum zwischen den Planeten usw. Lebende und daher so oder so (Wachs- tum der Pflanze, Bewegung der Tiere etc.) in ihrer Form, ihrem Ort veränder- liche "Objekte" artikulieren sich aber nicht nur als latent passiv abbildend in diesem Welt-Raum, sondern durchwirken ihn, sich selbst gestaltend. Das ist rein realerweise so und bedarf in dieser Hinsicht keines Motives extra. Die All-Monade aber, der Inbegriff allen freien Raumes um jedes Besondere, Begrenzte, Materielle, ist der Aufenthalt, sozusagen, des Logos, der zunächst einmal nur die Möglichkeit bedeutet, daß jedes Ding & Wesen sich in ihm befindet und in der :besonderen Form des Logos in allem Weltgeschehen mit Anderem interagiert. Diese reine Freiheit, die keiner weiteren Spezifikation bedarf, formt wohl den Grundzug dessen, was sich als der Optimismus, eine elementare Empfindung reinen Freiseins an sich, bei Leibniz darstellt. Die All-Monade ist auch das Medium, wo schon nicht notwendig der Daseinsort, des Blickes Gottes, sozusagen. In der Darstellung ist zu spüren, daß Leibniz dabei eine allgemeine Richtungsempfindung im Raume, wie weiträumlich von steil oben auf die Erdoberfläche herab, sieht. Das wunderte mich, weil das so deutlich ist, daher habe ich ein wenig nach- gerechnet, daß zu Leibnizens bester Lebenszeit die drei äußeren Planeten alle auf dem Scheitel der Eklyptik, in der Sommerhöhe der Sonnenbahn, zu finden waren, besonders Pluto, der äußerste Planet. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und danach von Optimismus zu wissen, will sonst eher sonderbar erscheinen, und Voltaire hat ja auch dann sehr heftig gegen Leibniz deswegen polemisiert. Dreißig Jahre, das bleibt bei dem Krieg aber immer zu bemerken, ist auch etwas mehr als die Umlaufzeit des Saturn, 86 des viertäußersten Planeten, der für gewöhnliches Sehen der äußerste der sichtbaren Planeten ist. Man kann sagen: die äußeren Planeten waren zu jener Zeit lange noch nicht entdeckt, aber die allgemeine Änderung in der Auffassung dessen, was das All und die Planeten wirklich sind, hatte absolut die wirkliche Möglichkeit für die Menschheit eröffnet (manche Tiere sehen z.B. den Uranus ohne Weiteres, und sogar den Neptun) (Katzen, Eulen etc.), beim selbstverständlichen Fortgang der Beobachtung und Forschung im nun als räumlich frei und nicht nur wie ein Bann auf die Erdenwelt scheinenden All diese Planeten zu finden. Und Leibniz, dieser kluge, wache Geist, spürte das. Zugleich, weil die Planeten noch nicht objekt, also perspektivisch begrenzt, wirklich erkannt waren, diese Empfindung von so etwas wie himmlischer Gunst. Das ist nichts Irdisches im Sinne einer Moral, indem ja auch die Dinge und Wesen auf der Erde als einzeln und frei vor dem All wahrnehmbar geworden sind. Illustrationen aus jener Zeit zeigen, daß auch Städte und Plätze eine large Weitläufigkeit haben, die Häuser klar voneinander entfernt und Menschen, Tiere, Karren usw. bequem vereinzelt im weiten Bodenraum. Bei Grimmelshausen erscheint öfter die Redensart: der alte Kaiser, was wohl nicht das leibliche Alter des Menschen meint, der's ist, sondern eine Respektivität für die Erscheinung des Herrschers insoweit als die Mitte einer Staatswelt, die schon unvordenklich lange so ist. Der Seitenblick, den man sich dabei denken kann (ein innerer), sieht wohl ein wie laubbraunes, archetypisches Menschenprofil, und so ähnlich könnte man sich den Pluto versinnbildlicht denken, wenn er, wie in dieser Zeit hier nun wieder, in der Tiefe des Zodiak und damit nahe über dem Horizont ungesehen scheint. Was die anderen Planeten angeht, die ungesehenen, aber wohlgefühlten, so könnten dem Neptun entsprechen die Schweden, dem Uranus aber (der auf seiner Bahnebene rollt, phänomenal dem Rollwagenwesen gleich) die wallensteinische Façon der Kriegführung als wie eine dichte Wolke, die über die Erde wallt und rollt und sich aus dem erhält, was sie aus dem belagerten Lande an sich ziehen kann, usw.usw. Der Saturn, wie er während des Dreißigjährigen Krieges einmal ganz um den Himmel zog, ja selber auch als ein (trabantenreicher) Körper im All kognosziert, bildete sozusagen das sonst noch Unerkannte, aber absolut schon Bewußtseins-Imminente wie ein Schattenspiel in irdischer Materie ab. Das ist natürlich keine Doktrin (diese Schau) - Leibniz mag ja auch alles Mögliche sein, aber doktrinär ist er bestimmt nicht. Die Menschheit aber, ach, mußte ja weiter, das All beobachten, Planeten einmessen, Störungen herausrechnen, die auf jene Unsichtbaren wiesen, nach ihnen forschen, sie finden, und schließlich sogar mit mechanischen Apparaten in den Weltraum selber ausgreifen. Dazu aber muß man die Erde, den Planeten selber, 87 und die Menschheit, die an ihm keine Ruhe hat, hart rannehmen. Und dann zeigt sich: die Menschen machen Fehler, da lachen böse Götter. Die Planeten nämlich sind der Hort der Titanen. Nur gottverlassen können die Menschen wagen, sich damit anzulegen. Und so, wie diese feine Welt nun öfter erscheinen will... Die Griechen haben doch schon gesagt: wohin, Antaeus, ist Dir nicht gut?! (Ha ha.) (Ha. ha.) _________ Leibniz, unter Anderem, hat der Menschheit ein Gutteil der mathematischen Instrumente herbeigedacht, womit die Planeten konnten errechnet werden aus den Bahnstörungen der anderen. Ein meteorisches Monädchen wie der! Ein nicht nur welt-, ein ALLgeschichtlicher Geist! _________ Eine nordisch-volkstümliche Form dessen, was Platon für die alte Welt des Mittelmeeres sein kann, ist der Soothsayer, den man auch typischerweise kennt in der Spielart des Rauners, des Besprechers oder Goden. Ein Mensch also, der nicht nur eine allgemeingültige ewige Idee von der Welt hat, sondern auf bestimmte Lebenswelt-Topoi spricht. "Soothsayer" heißt wörtlich so etwas wie Besänftiger, auch: Seufzer (als solches kehrt das Thema wieder in bestimmten Literaturen, wo die Seufzerthemen bestimmter Menschheiten behandelt werden, "ach ja", teilweise in Schriften und Schauspielen seit dem Barock bis in die Deutsche Klassik, ab wann sich aber dann der Geist mehr ins Realistische wandte, und die Sprache verhärtete und pervertierte, bis hin zu den Propagandasagen des Faschismus, oder den Leckerheiten hernach des wieder republikanischen Alleskönnens). Ein Soothsayer kommt umher im Land (Kierkegaard spielt auf den Typ, auch Hamsun, der viel reist und Vorträge hält in kleinen Gemeinden), sieht, wie es den Menschen geht, und spricht zu ihnen von dem, was es, mit Maß und guter Meinung, dazu zu sagen gibt. Beim Goden kommt, wie beim Priestertum, noch eine mythenhafte Gestik dazu, ein Sinn auch für Kraftworte usw. Am entwickelsten, und oft ein wenig verkommen, ist dieses Spiel in Amerika, wo es sagenhafte und nicht selten groteske Geschichten gibt von Wanderpredigern, Zauberern, Heilern usw. Die Heilsarmee ist eine Verbandsform dieses Wesens. Ein Soothsayer (Nietzsche ist, der Predigersohn, oft etwas von diesem Schlage) muß natürlich seine eigene Weise, seinen Geist haben.

09:52 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


4 ...Fortsetzung 3

Posted in nicht spezifiziert
an sich, so ungewiß wie der fassungslose Geisteszustand, in dem das sokratische Fragen die sich Mitbefragenden schließlich läßt, dies eben jener Hermetik wegen, in der das Tun und Wesen der Menschenstadt sich nur auf die Bautenstadt und ihre Wegnetze begrenzt. Hinzu Gewahrungen aus dem Ensemble insgesamt hervor, ins noch ohnehin Erkennbare, ins überhaupt Elementare. Platon als aus dem Ur-Adel der Stadt, also in seiner Genealogie dort ansässig seit jenen Zeiten, wo die Weite der Landschaft ziemliches Wildland gewesen ist, weiß sich daher eine Schau, wie sie den freien, wilden Tieren ohnehin selbstverständlich ist, und dies sucht er Jenen zu vermitteln, die von der Sagenhaftigkeit des Klein-Atheners Sokrates auf die Höhe wohl des Hügels gelockt worden waren, von wo die Stadt sowohl wie das Umland und das Meer selbstverständlich in einem Blick (: eidos) sichtbar waren. Dortselbst wohl stiftete seine Landschenkung später die Akademie. Hekate, die zauberische Hüterin dieses Wegesinnes, mit dem Sokrates sein geistiges Argument fand, galt zunächst als eine Titanin (in Vorderasien, wo ihr Geist her ist - Kult wäre das falsche Wort), jene der Sterne, der Nacht und des Meeres. Das sind auch die drei großen Elemente, die bei den sonst im Häuser-Wegnetz der kleinen Stadt Behaltnen selbst dann spürbar (Meer- atem) und sichtbar (weiter, hoher Nachthimmel) bleiben, wenn die ephemere Logizität des Tage-Wegwesens keine Rolle spielt. So oder so bleibt also das Volk mit seinen Häusern und Haushöfen in den Dimensionen der Hekate, sei das nun die titanische, elementare Nacht oder das Wegewesen zwischen all den anderen Volks-Aufenthalten in der weiten Stadt. (Auch dazu hat Thessaloniki gute Beispiele, mit den flach in der Meerebene sich erstreckenden Vorstädten, im Ganzen ziemlich fest gefügte Gemeinden; regelmäßige Häuserlabyrinthe durchsetzt mit Werkhöfen, ummauerten Grundstücken usw.) Das Daimonion des Sokrates (was der Bericht darüber als "Gewissen" übersetzt) ist also auch nur die personalisierte, eigentümliche Form des Wissens und Empfindens nicht nur über den logischen Verhalt alleine, wie das Wesen der Menschen in den Wegelabyrinthen ohnehin ist, sondern solch ein Ahnen, wie es sich damit unmittelbar befindet. Aus Gegenden, die mit solchen Zuständen weitgehend vergleichbar sind, habe ich schon früh Beispiele witzig-sinniger Hellsichtigkeit von einfachen Menschen (auf der Straße oder bei ihr) kennengelernt, daß beispielsweise in N**, wenn ich in freien Zeiten ein wenig umherstromerte, also mich diesen trioditischen Halbgewahrheiten nach Ahnung und Gefühl überließ, aus Gesprächen von bestimmten Menschentypen am Wege diese sonderbare, wissende Witzigkeit sprach, ein Wort oder eine Wendung, was sich mir ein wenig einprägte, und dann fand ich, zwei oder drei Hausecken weiter und auch eine Zeitlang - 45 zwei Minuten oder so - danach irgend etwas, das diesem Witz antwortete, das ihn erst dazu machte - nichts Statisches, sondern irgendein beliebiges kleines Ereignis, das nicht schon zugange gewesen sein konnte, als die Hellsichtigkeit mir den Witz hinzugab. Das also ist der hekatische Geist, oder die Geistesgegenwart des sokratischen Daimonion, eher eine Gewiß- heit, ein Gewißsein als ein Gewissen. Die Gewissensform selber ist nur eine Entstellung, so, wie die Erscheinungsform des toten Tierfleisches eine Entstellung des Tier-Lebenswesens ist, vergleichbar der tyrannischen Niedertracht, die Jedem entgegentreten kann und insistieren: aber Du weißt doch!! Auch das macht Argument sowohl bei Sokrates wie bei Platon, wenn sie mit jenen, die noch nicht (oder vielleicht nie) ihre Weisheit haben, sich über die Merkbegriffe angesichts möglicher Bosheit, Tyrannei und Niedertracht im Menschlichen (immer dort im nur Menschlichen) unterhalten, als über die Tapferkeit zum Beispiel, die Tugend, Wahrheit und Wahrhaftigkeit etc. sowie Platons ganzer Kalender über die Spielarten des Staatswesens und des Staats-Unwesens. Für die Kuriosität: bei Fotos von Empfängen im Kreml, vor allem in der Jelzin-Zeit, ist oft eine sonderbare, ziemlich feine Skulptur zu sehen, nicht allzu genau erkennbar; anscheinend tragen da mehrere Figuren miteinander eine Art Kalottenschild mit sehr scharfen Rändern. So etwa muß man sich ein Hekate-Trioditis-Mal wohl vorstellen. (Als weitere Kuriosität: an einer Bildwand eines Tempels in Tibet sind Menschengestalten gezeichnet in gekammerten Feldern, die eine weitläufige Ähnlichkeit zeigen mit gewissen, elementaren Typen des Bürokraten- und Apparatschik-Wesens in bester Sowjetzeit. Vor dieser Wand aber, sehr vergleichbar der nur halb so großen Skulptur in dem Empfangssaal des Kreml, steht eine wunderbar fein gearbeitete Dämonengestalt aus tiefrotem Holz oder Stein, anscheinend eine Kriegerfigur, mit einem Gesicht ähnlich einem Schnabel, der aufgesperrt ist, eine Zunge darin sich geringelt hervorstreckend - sofort dürfte einem einfallen der Alkoholismus Boris Jelzins, der dieser Statue auch weithin allgemeintypisch nicht unähnlich ist. Zu der hervorgeringelten Zunge darf einem einfallen, wie Wodkatrinker wohl nicht selten mit halbgelähmter Zunge so schnalzen, in einer ausgewachsenen Form des Milch-Schnalzers mancher Säuglinge. Die Bären schnalzen auch nicht selten so, wenn sie gewisse Meinungen äußern.) (Ah so: diese Gestalt tritt also sehr plastisch, arche- typisch wie die großen Dämon-Skulpturen der Maya in Mexiko, vor dieser flachen, wie Ikonen so irisierend grundierten Bildwand hervor. Als Zeichen hält sie einen schmalen Speer, eine Lanze, mit einer Mondsichel statt einer Spitze. Die Tibetaner haben weitere solcher Bildwände, in denen unschwer 46 die Typik eines gewissen Preußentums (DDR-typisch) oder eine wild intensiv gestaltete Bildlichkeit des Jüdischen erkennbar sind.) Zum Trioditis-Thema, weil das alles ja mit titanisch tiefer Klarheit vom Geschick spricht, gehören vielleicht auch die übrigen Dreiheiten, weiblich: Die Grazien, die Parzen etc. etc. _________ Hermes und der Weg der Seelen durch die Unterwelt - ja sicher, das ist einfach genug. "Da kann ich Ihnen folgen" sagt das eine Wesen zum anderen, soweit ihm dieses auch deutlich weist und Spur gibt. Da sehe ich, da empfinde ich, da habe ich ja was - und was sonst ist, das weiß von keinem Bleiben, ist wesenlos wie der Weg durch die Unterwelt - was eigentlich eine Nachtwelt ist, eine ohne Tages-Vordergründe, auch eine andere als jene der Hirten und Wächter, welchen der Wind und die Sterne durchaus Geschichten erzählen - aber das ist nicht beim Hermes. Die Gewahrheit solcher Art ist irgendwie wesenlos, verloren, gleicht dem Sinn von Hund, Schwein, Bär für Spuren und Gewahrheiten, denen ein ahnungstiefer Geruchssinn zu folgen versteht, oft im Ausforschen von Aasresten, die solchen Sinnen Geschichten erzählen, wie das so ist, und war, zu existieren als ein bestimmtes Lebewesen in seiner eigensten Welt, dem, was als ein hermetischer Horizont des Leibes selber spürbar bleibt, das ganz bestimmt metabolisch Ereignete und Attachierte. Der Lebensgeist selber kann ja nicht mehr sprechen von dem, was Atem, Licht und Bewegungssinn vom wirklichen All wissen über den Leibkompakt hinaus. Da ist denn (wo die Aasluft verflogen ist, zumal) ein zeitlicher und zuständlicher Abstand zum bewegt-lebend Gewärtigen, das sich das verdeutlicht - ein Abstand wie von dieser Erde zum schon fernen Sirius, im Prinzip. Da ist Gewärtigkeit, aber zeitlich entsetzt, und zwischen Erde und Sirius ist luft-atemleeres All. Nur die Gewahrheit überwindet diese Spanne, nicht das Leben selber. Bei Menschen aber, die schon fern dem leben - nur sich ihre Daseinsweise so einrichten - was doch um jedes Dorf und über jedem Dach jederzeit aktuelle, weite Weltgeschichte ist, da übt sich ein so ähnliches Befinden miteinander - die Menschen forschen im jeweils Anderen, was der wohl ist, was dem wohl Figur macht über das hinaus, was man ohnehin erkennen kann. Diese Gewahrheitlichkeit fühlt bei nahen Menschen auch oft über den Tod des einen oder anderen hinaus, wittert z.B. aus dem nachfühlenden Lebensempfinden bei dem mit, wie der so nah erlebte Leib vergeht, und auch, was aus der Welt, die sein Vergängnis annimmt, vielleicht noch mit herzuwittert (Orpheus & Eurydike, aber auch: Kierkegaard, der nicht umsonst so heißt). 47 phi 2 ...alleskönnerischer, alleswisserischer Stummelfingervolapük der Weltbarbarensprache... _________ Wahn: die Vergeistigungsform von Wüten, vergleichbar Glas, das aus Feuerhitze sich formt und dann erkaltet, erstarrt. Geistig: das kann ideale Form haben und bricht das Licht, nach WIRKLICHEN Gesetzen. Aber es hat eben auch andere Qualitäten, die nur material sind: kann zerspringen, fallen, so und so verletzen usw. Spezieller Verhalt zu Charakteren in und beim Sand. In Westfalen z.B. mit seinen Glaseichen auf Haifischzahn-feinem, glastig reinem Sand, ist die ganze Welt so - das braucht keine Spezifikation als geschaffenes Glasobjekt. Dazu die genialisierenden, aber doch sinnlich bannenden, totalen Farbwechselspiele der Wälder, beispielsweise im Weser-gebirge usw. Solche Dinge machen Supercharakter, d.h. eine ganze Mensch- heit erlebt als Totale diese Phänomene in Totale und spezifiziert ihre Wahrnehmungen daher in bestimmte Lebens-Sitten-Charakterformen und individualisierten Ideen dazu, wie die Welt "daher" ist. Es gibt andere vergleichbar einfarbige Gegenden (da suggeriert sich die Bezeichnung "morgenländisch", weil solche Gegenden besonders klar hervorschauen zu Zeiten des späten Mondes, wenn er im Vormittag fein gezeichnet mit in den Tag scheint); solche Landschaft macht z.B. das Ende der Adria und die Gegend zwischen Ravenna und Venedig. Dies letztere ist ja auch bekannt für ebensolch feines, buntes Glaswerk wie in der ersten Bemerkung erwähnt, und, beim späten Mond (da ist noch ein symbolisierender Verhalt zu Empfindungen des weiblichen Leibes in der späteren Phase der Periode) - die Formen und die Sprache beim Karneval beziehen sich deutlich auf dieses: man hält Hof wie im Burgundischen (eine noch so schöne, einfarbene Welt), zieht die PrinzenTYPEN an wie in flammendem Landschmuck, mit Formensinn wie im sandgläsernen, bunten Westfalen, nennt die Prinzessinnen "Venezia", dies alles in einer Zeit, wo die Natur umher nicht "spricht", d.h. unmittelbar aus der Sonnenkraft ihre eigenen Kräfte wiedergibt, sondern wo alles nüchtern ist wie Sand, auch: wie schlämmender Mergel (Schwaben, Pfalz, Burgund), der in sich passiv ist, aber der Vegetation Charakter mitgibt vergleichbar geleimter Kulisse. Wahnhaft kann man Geisteszustände nennen, die sich in solchen oder vergleichbaren Verhalten zu sehr verselbsten, im Sinnencharakter sozusagen verglasen, davon insistente, aus der Selbst- wahrnehmung nicht korrigierbare Meinungen entwickeln, die sich eher leiden als wirklich leben. Hinzu Entstellungs-, Verfalls- und Negativformen dieses Charakters, fragmentarisiert usw., so wie Glas ja auch in seiner physischen Form nicht ohne korrosive usw. Neben- und Abfalleffekte zu haben ist. 48 Wahn: wichtig für den Wertesinn der Menschen damit (auch Tiere erkennen da manchmal etwas). _________ "Aber es MUSS meinen Wahrheitserwartungen entsprechen!" Es muß, es muß, es muß! Was soll das für eine Philosophie sein! Fixieren sich an Vordergründigkeiten wie starrend vor eine Pharaonengrabwand, und in ihrem klar Unbewußten, in dem, woran das präemptiv orientierte Bewußtsein sich nicht stößt, woran es nichts findet, wo Dinge der Welt sich wahrlich miteinander abbilden, ohne daß der SINN darüber erwacht - da zieht leis Hermes mit Seelen auf ihren Wegen hindurch - es ist jemand da, aber hier ist es nicht... _________ Hobbes: definiert als Philosophie, was aber Naturwissenschaft ist. Die "idea" bei denen Engländern, das ist nicht Idee, sondern Konzept und Begriff. _________ Gutes IST oder Gutes geschieht. Daß Gutes werde, wage keiner zu behaupten - dazu sind seine Kategorien niemals endgültig genug. _________ Die Gelassenheit (Nicht-Tun) des Lao Tse als gute Nebenposition zu platonischer Wesenselation. Lao Tse selber ist lebenscharakterlich vergleichbar genug mit Sokrates, kann aber seiner natürlichen Gelassenheit wegen nicht leicht in dessen Argumentweisen und finale sittliche Not geraten. Lao Tse ist klüger als das, konstatiert wissend, daß Sittlichkeit und Nötigung ein und dasselbe sind, indem gewöhnliche Menschen (so meint das ja selbst Kant) sich nicht einfach als sittlich vorhanden wahrnehmen können und der Sinn sittlicher Verfaßtheit über die mindeste Existenz hinaus darin besteht (im Weiteren: bestehen WILL), in der Welt (dem Reich allgemeiner Gewalten) etwas auszurichten. Dazu muß man sich wollen; das ist nicht naturläufig wie die einfache Sorge um seine primäre Existenz. Die Sittlichkeit im Weiteren entsteht ja aus der natürlichen Interferenz zwischen einfachen Sittengruppen oder Urgesellschaften, und der Sinn für das, was über das allergewöhnlichste Existenzinteresse Einzelner und kollektiver Selbste Sache sittlicher Wahrnehmung sein muß oder soll, wird auf dieser Interferenzebene ermittelt mit den Regungen und Gewahrheiten, welche schon in den Urgesellschaften zwischen den Individuen, Familien usw. Wahrnehmung 49 machen, namentlich Interesse (Appetit), Abscheu (Feindschaft, Objektion), Notwendigkeit, usw. So ist z.B. die Welt der griechischen Poleis, so ist der Zustand des Polemos, die unentschiedene Friedlosigkeit zwischen Subjekten, die einander eben nur als unabweisbar existent wahrnehmen müssen. Das Wollen, womit die Subjekte inerter, statischer Lebensverhältnisse erst über sich hinauskommen, bleibt natürlich ein wesentliches Element größerer sittlicher Aggregate, und dort, ab einer gewissen Dichte der Weltwahr- nehmung, konkretisiert sich das Meinen dazu in der Individuation eines präzisen und autonomen Wollens, in einem Willen, den man sich, wie bei anderen elementar-allgemeinen Gewahrungen notwendiger Art, in einem einzelnen Menschen inkarniert vorstellt, und schafft Umstände (wollenderweise wieder, natürlich), worin dieser Wille als einzelnes Bewußtsein, als Sublimation des allgemeinen (sittlichen) Subjekts zu sich kommen soll; daher Könige, Heerführer, weltunternehmende Leute und ihre Privilegien, die eine tätige sowohl wie rezeptive Teilhabe der Allgemeinsubjekte ermöglichen, sogar garantieren sollen, denn die Möglichkeit des Unwillens bis zur letzten Verweigerung, in Emeute und eventuellem Totschlag, behält sich die Sitt-lichkeit immer vor - sie kennt sich nicht anders. Lao Tse kennt und sieht diese Verhalte sehr genau, aus einer unruhigen Weltzeit dort in seinem China, dessen Zustände sowohl vergleichbar sind der selben Zeit der streitenden Stadtstaaten in Griechenland und manchen Verhalten beim Ende des Römischen Reiches im nördlichen Europa. Lao Tse zieht sich bewußt auf eine still kultivierte Sorge um die nur notwendigen, also immer schon einfacher Sitte, einfachem Dasein entsprechenden Gesten zurück, und seine, nicht Forderung, sondern eher: formative Meinung des Nicht-Tuns reflektiert eben die Grenze zwischen wohlverstandener Eigensitte und der fluchtigen Weltverlorenheit, die bei solchen Weltzuständen blindlaufender Sittlichkeiten, von heilloser und absichtsvoller Klügelei zudem verdorbenen, immerzu wie das unbedingt einzig Mögliche erscheinen will. Das zuvor Bemerkte über den Willen sittlicher Konglomerate, der sich in einer zentralen Figur individualisiert, reflektiert nur auf ein Wesen, das man als Volkskönigtum bezeichnen könnte, so wie in den dingdemokratischen Zuständen des alten Germanien und bei vergleichbar archaischen Menschen-völkern, etwa in Vorderasien usw. Daneben findet sich aber seit je eine mehr der unmittelbaren Sitte entsprechende, in sich schon weltkluge Regimentation von feiner strukturierten und gestensichereren Menschengesellschaften, meist in Landschaften, welche dies ohnehin begünstigen. Daraus entstehen, und beweisen sich, neben dem archaischen Königtum schon, solche Lebens- und Weltregimes, die man z.B. als Fürstentümer und andere 50 aristokratische Daseinsordnungen kennt. Sittlich sein zu MÜSSEN ist nur eine Not, und die Einrichtung des Volkskönigtums reflektiert darauf, daß solch ein Motiv nicht genug ist. Was soll die Not taugen, danach schaut es sich damit aus. Die primalen Aristokratien aber, bei denen kratein weniger das Herrschen in einem weiteren Staats- und Weltbild bezeichnet als die kluge, auf Daseinskultur ausgerichtete SELBSTbeherrschung sittlicher Gesellschaften, haben aus ihren vielfältigeren und sinnenwacheren Gewahrungen immer schon eine bessere Klugheit zur Seite, welche ihnen die Welt zu bestehen hilft, selbst da, wo man sie nur erleiden und erdulden muß und ihr nicht mit einfacher Willkür etwas kann. _________ "Glauben" - alles viel zu äußerlich. Das Wort meint doch: innige Gewißheit, nicht im Sinne einer Verinnerlichung eines (abstrakt) Vorgestellten, sondern einen geradezu nur objektiven Verhalt gleich dem, daß die Welt einmalig und unbegrenzbar Ereignis ist; was sich Glauben nennt, gründet, genau besehen, auf einer intuitiven Einsicht wie der, daß die Wahrnehmung der Welt insofern Materie, selbstverständlich und apriorisch sinnreich und wahr ist, weil die Materie des Leibes ja in ebendenselben fundamentalen Verhalten gegründet ist - in beidem, Welt und Leib, insofern Materie, zeigt sich damit ein Gesetz, das bei Interaktionen sich so deutlich merken läßt wie vergleichbar die Abstoßung gleichpoliger Magnete oder die Beschleunigung in der Schwerkraft. Ausgehend von der Immergegenwart solch mittelbaren Empfindens findet zumindest die Intuition zur Gewahrheit noch abstrakterer, dem Sein an sich (sozusagen) inhärenter Behalte. :Pythagoras + Pneuma. _________ "Macht des Tabu" - es gibt keinen sinnvollen Beweis Gottes, der nur argumentiert wäre. Jedes Wesen, nicht nur der Mensch, jedes Ding sogar, hat Grund, dort jenseits seiner begrenzten Existenz und der Ferne der gesamtesten Zeit etwas zu vermuten. Bei Lebewesen spricht dafür die einfache Tatsache, wie die Welt sich zwanglos so in die Form des Lebens fügt, daß dort Bewußtsein - BewußtHEIT zunächst, möglich ist, dies also im Urgesetz der Materie mit angelegt ist. Menschen lernten, auch von Welt und Tier, auf Daimon zu achten, welcher eine Spezialform des Logos ist, das, wie die Welt auf bestimmte Taten und Wendungen mit ihr bestimmter antwortet, Besinnung induzierend. Vom Daimon kam das Weitermeinen (Denken, Empfinden) zu dieser Auffassung des fernsten, damit ganzesten 51 Daimon, fern jenseits Diven, Göttern und Titanen, und davor fand der Mensch Stand, etwa in der Statur des Platon. Die ganze Geschichte aber der Philosophie seither und der geschichtlichen Welt auch zeigt, wie der Mensch verkommt und quasi zwischen alle Teufel fällt, wendet er sich in dieser innersten Gewahrheit des Fernsten und Wahrsten ab - dazu braucht es keinen Glauben, keine Expression. "Sein" ist ein Synonym für eine Stille des Selbstes vor (und in) der stillen Ferne des Alls. Zu Lebzeiten wird keiner wissen in solchen Dingen - aber kann sich befinden, und verläßt er dieses Befinden (meinend oder auch unwissend), so spürt er sofort, wie ihn die Welt hat, und zwar falsch. Nur im Weg des Logos, wie die Welt in sich auch über weite Zusammenhänge "spricht", kann die Tiefe der Seele verstehen, so, wie man den Gesang der Wale verstehen kann. _________ Griechentempel: Nachttempel, Schauhilfen für die Meteorik des Himmels, also schon die Drehung des Firmamentes, Lauf der Planeten etc. Die Cannellierung der Säulen eine Art Mondlichtuhr. Mit dem Fortgang des Mondes durch den Himmel kippen die hohlen Tiefen zwischen den Riefen eine nach der anderen ins Licht. Das weckt auch die viel feineren Sinne für denselben Effekt mit Planetenlichtern und Fixsternen. Die Zella: Inbegriff des Kleinhirntonus, diese wissende, tiefe Ruhe, die alle Zeit sieht, welche nur je gewesen sein wird zu dem Ort im All, welcher der Tempel ist. Wer sich nachts zu den Tempeln in Agrigent stellt (Mond überm Junotempel), der SPÜRT in der Seelenluft der Nacht jene Menschen, die wirklich in jeder Zeit dort gewesen sind. Das ist ein sehr mildes, tiefes Empfinden, überzeit Allgegenwarts-bewußt. (Das weiche Vulkangestein umher wirkt da wohl mit.) Die Römer halten das ein wenig anders, zeigen darin einen Sinn für kleinode Schönheit, der selbst die Griechen bezaubern konnte. Auf den Höhen der Hügel hielten sie Haine, worin wohl meistens ein Tempelhäuschen stand (nach etruskischen Mustern), aus Holz oder Ziegel erbaut. Der Sinn solcher Anlagen war, daß man dort weilen konnte wie in unbegrenzter Gartenlandschaft, und sah in Sternennächten die Fixsterne beim Horizont zwischen die Zypressen und Akazien anderer Haingärten auf ferneren Hügelkanten so hineinfliegen wie Flitterfunken. Niemand wird Rom verstehen, der diesen unendlich feinen Reiz nicht beobachtet oder verstanden hat. Die Tempelhäuschen selber waren Inkubatoren für zeitlichere Ereignisse, den Lauf der Planeten, namentlich Mond, Merkur, Venus und Mars. Saturn und Jupiter hatten ihre Entsprechungen drunten im Boden der späteren Stadt. Dem Jupiter gehören Kapitol und Forum, dem Saturn 52 die Schatten und Gassen zwischen den Häusern der Menschenstadt. Mit der Akazie hatten die Latiner schon immer eine reine Schau, aus deren Schatten her, nach den Sternen der Galaxis, auch fernen Galaxien wie dem Andromedanebel und jenen vielen Nebeln in der Zone zwischen Löwe und Jungfrau. Die Gewaltigkeit des Himmelsraumes, die damit spürbar wird, ist verdeutlicht durch die filigrane Wuchtigkeit des Kolosseums. Die phänomenal gewahre Höhe mancher anderer Bauten reflektiert vielleicht auf das dort schon unhohe Rad der Zirkumpolarsterne. Nicht zufällig gleichen Grabhäuschen den Tempelhäusern in den Höhenhainen - das Gefühl, mit dem Gebein der Toten darin, soll den Sinn für die sternenlichtfein kitzelnde Überzeitlichkeit der Sichten dort droben zugleich festigen und die Gelassenheit des lebenden Gebeins in jene müßigen Allräume und Bewegungsfluchten hineinzufühlen helfen, sozusagen - man findet sich dazu lässig wie locker trockene Knochen. Solche Gärten und Höhen mit Himmel derlei gibt es bis hinauf in die Alpen, weit durch die Provençe nach Westen. Diese Garten-Allsichten formten merkbar mit am römischen Sinn für Juwelen. Manche Sichten bei alten Städten und Plätzen passen ohne Weiteres da hinzu; Avignon sowieso, aber auch in Deutschland Plätze wie Aschaffenburg, Hohenlohe usw. usw. Die Bedeutung des Colosseums als Abbild der Galaxiengigantik mit Blick auf jene Galaxien bei Löwe und Virgo bildet sich ab als das Löwentheater in diesem Bauwerk. Dazu das Wesen des Kornspendens an die Massen als Gleichnis mit dem Jungfraustern, der Spica. Die ist bronzegelb wie der Saturn, wie Korn. Gigantik bei den Griechen: eher ozeanisch als galaktisch. Das Höchste (Eudämonie) der Menschenwelt: eine schöne, natürliche, zwanglos ungerufen sich einstellende Ordnung, wie die Menschen sich zu den Abenden und Nächten bei diesen Tempeln finden. Katzen, Eulen und Fledermäuse als Moderatoren. Das NATÜRLICHE ist das Schöne, was sonst! Aus dem Mißbehagen der Götter aber über unzeitige Bemenschung entsteht so mancher Menschenhader, bis hin zum Krieg. Der Typ, der am ganzesten in diese Himmelsgartenwelt paßt, ist Julius Caesar. Das Genie, die Klugheit, der Sinn für's Ganze, der Verführer - alles Qualitäten aus diesen Himmeln. Das ist alles dorther. Der später so kultische Sinn für die Sonne, zumal als Sol Invictus, ist zu sehen gegen diese weitere Matrix des still durch die Gärten kreisenden Alls (dazu: Nero, der schlimme Nachtschwärmer). Die Sonne kommt eben jeden Tag wieder, erkennbar als der naheste aller Sterne, bleibt niemals aus, gebietet Allen und überdauert Alle, selbstgewiß wie ein Krieger-Bauer auf halbtrockenem Tonboden. Die Religion, die vom Nächsten spricht, 53 bekommt damit ein absolut halkyonisches Element hinzu, einen allstillen Witz, den die auf's Nur-Menschliche des Nächstenbegriffs Fixierten nie verstehen werden. Rom, wie gerade bemerkt, hatte diesen Kult des Sol Invictus, der immer wiederkehrenden Sonne im sylvestrisch schönen All, die in einer klaräugigen Nacht-Weltschau, wie sie nur Rom haben kann mit GÄRTEN (Amman z.B. und Damascus haben vergleichbare, aber titanisch kahle Höhen) als der nächste, naheste aller Sterne wirklich erkennbar ist. Welch sonderbare, göttliche Ironie in ein Verständnis der Sprache vom Nächsten da hineinschaut und sieht, wie EXTRA wahr das ist, wird sich Nächsten- behoffender Nurmenschheit wirklich nicht leicht erschließen. Die ganze Christussage (die doch mit großem Weltallzauber beginnt) wird damit viel elementarer gleichnishaft in einer Tiefe, die hier im Norden nicht gefühlt ist - kein Skorpion, keine Pinie macht Diesen hier Augen für solche Schau. Der Nächste, wo Menschen wie im Arabischen auf den Dächern schlafen oder auf Hügeln reinen Sternenhimmel um das Haus des Nachbars scheinen sehen und dort hindurch, wird auch so zu einer ganz anderen Erscheinung, zu so etwas wie einem Scherz des Weltalls. Und so der Charakter, die Sitten der Menschheit dort. Die Azteken und Maya in Mittelamerika verdeutlichen dasselbe durch ihre Tempelpyramiden, dazu den Goldblattschmuck und bunte Federspiele. Menschen (auch Tiere wie Adler, Leopard, Papagei, Schmetterling und Fledermaus), die so unmittelbar vor den fernsten Sternsichten erscheinen, wirken daher als feinhäutig oberflächliche Hüllen um Kräfte und Formeln von Kräften, welche mit dem, was Sterne formt, bewegt und scheinen läßt, elementar gleich sind, und unmittelbar dazu. Die Weihnachtssage, und das Weitere, ist eben ein Geschenk der Völker drunten im juwelenfunkelnd klarnächtigen Süden an die weiter im Norden (nicht ganz vergessen: Griechen (...Danaer) haben dem Christentum nach Westen und Norden geholfen). Wenn dort die Sonne am tiefsten steht, direkt vor der Mitte der Galaxis, dann können Menschen hier auch diese sonderbare Oberflächlichkeit, die hautdünne Hülle um Kräfte nach dem Gesetz der Sterne (woher ja auch alle Winternahrung kommt) wahrnehmen ( die mahlende Galaxienmitte als der stark fassende Magen, die Sonne: Solarplexus, oder Gesicht). Der Sylvesterkrach hernach soll diese Elementarwahrnehmung noch vertiefen und verdeutlichen. Was die Menschen auf Weihnachten in sich hineinessen, vor allem Zucker und Würzen, zeigt auf diesen Charakter der Sterne. Zucker und die Kräfte der Pflanzen, die in Blüten und Früchten als Aromate erscheinen, kommen direkt aus der reinsten Energie der Sonne und der Sterne. Alle Kohlenstoffsynthese plus ihrer Nebeneffekte und Auswirkungen, Olefine, Paraffine, Wachse, Zucker, Zellulose, entsteht so unmittelbar wie möglich aus dem reinen Licht der Sonne, der Sterne 54 (die Tiefstheit der Sonne zum leeren Horizont ist leicht lesbar wie: unmittelbarstes, reines Licht usw., so geht ja oft die Schrift der Welt, in Sylvesterhimmeln). Nordische Tempel (Gothenkirchen) stellen sich mehr zum näher wirkenden Zirkumpolarkreis (Radrosette im Giebel), dazu Formensprache wie Frostreif in sternfunkelnder Nacht... Elagabals des Syrers Meteorstein, den er den Römern zutrug (Sonnenkult), womit er aber verjagt wurde, ist vielleicht jener, der nun in der Ecke der Kaaba steckt? Das wäre gewiesen, belassen, gegönnt. Als Rom geendet hatte, nahm der Prophet das Thema auf für die Südseite des Meeres - mit einem Meteorstein als Siegel, als Lizenz, sozusagen. _________ Keine gute Erkenntnis, daher kein gutes Verstehen, Meinen, Tun, Sein usw. (so sagt das ja Buddha), wo der Mensch nicht die richtige Mitte in seinem Erkennen hat. Körperfunktionen konstituieren keine Mitte. Plakatives Erkenntnisinteresse für Dinge, Ereignisse, den Nächsten usw. konstituieren Kulisse, aber keine Mitte. Wer allerdings versteht, sich da oder dort wie in der Mitte der Welt zu befinden - der hat vielleicht dann auch ganz zwanglos eine Empfindung, wo die Mitte seiner eigensten Wahrnehmung daher ist. Es ist so einfach. Die Welt im Weitesten wird bald erkennbar, wo nicht unmittelbare Nähe und Unruhe anderer Elemente das Empfinden vereinseitigen. Wo den Menschen das Echo seiner Gesten nicht mehr erreicht, da ist er schon ziemlich im Absoluten. Dort spricht dann die Welt sogleich eine ganz andere Sprache, die der Elemente; das Fernste wird spürbar und sichtbar, damit ein Horizont und umstandslos die Mitte: Wer sieht das denn! WAS sieht da! Innere Ruhe ist bald gefunden, wo es einem schon physikalisch gar nicht einfallen kann, auf irgendetwas loszugehen - weil da in plausibler Nähe nichts ist, weil's zu dumm wäre, auch nur einen Fuß weit was um Anderes zu geben. Wer sich dort wohlbefindet und öfter in solche eigene Mitte kommt, der hört auf einmal in sich, was das ist: die Vernunft, ziemlich solche, wie Immanuel Kant sie meinen konnte, der ja nicht umsonst Astronom war, das heißt: sich extra solch stillen Raum in Richtung auf das Universum hinzunahm. Der HASE sucht und findet gewöhnlich am ehesten solche Plätze reiner Weite, mit interessant ruhigen Horizontformen. Der Hase baut sich keine Baue, weil es ihm nicht um solche Stumpfheiten geht, sondern um die horizontklare Gelassenheit. Und der Hase weiß recht gut, was Menschen sehen und empfinden, die sich in Selbiges finden, besonders, 55 wenn er es ihnen selber gewiesen hat. Der Hase ist das Wahrtier der Vernunft (...das Kanin das Unwahrtier der Vernünftigkeit, zum Kontrast). Wenn die Vernunft wirklich tief wach geworden ist, dann hört sie auch die Welt selber ihre Sache sagen. Dann sprechen Ereignisse eher als Meinungen, weil die Stimme der Welt aus solcher - Tiefe, sozusagen, aber Raumtiefe oder Konzepttiefe ("Logos"), "spricht", wo menschheitliches Meinen nicht hinredet. Dieses befindet sich damit nur mittelbar, meist parasitär, und Parasiten, wie man weiß, pflegen ihre Vulgaritäten. Die aber blicken nicht weit, sind allenfalls wissend witzig. _________ Heidegger, ach so. Fahrangst. Das "Sein" als ein Vordringen in der Zeit, während in-hinter einem (die Kuh scheißt dazu, mit Meinung) dasselbe vom Nichts aufgelöst wird. Nicht schlecht. Nietzsche kannte diese Prellpanik, die schon alte Reiterfiguren manchmal paranoid wild gemacht hatte, der Effekt parforcehaften Preschens auf einem Pferde, weit über Land, vor dann wieder nahe, vordergründige Kulissen, welche sowohl Pferd wie Reiter durch ihre Echonähe erregen und bimsig machen, die Erschütterung des Hufschlags zuvor usw. als intensivierendes Moment, als maßgeblich für die Empfindungen sonst eben auch: laut, schlaghart und unbestimmt (Hufe greifen und halten nicht) - paranoide Schreckhaftigkeit eben, ein gewisser Binnenhorizont des Pferdegeistes. Nietzsche hatte einen lange nachwirkenden Unfall mit einem Pferd (verletzte sich am Sattelrand), fuhr nach seiner Zeit im Deutsch-Französischen Krieg mit einem Lazarettwagen der Eisenbahn heim. Dann später bewegte er sich wohl (nach Basel? nach Berlin und Italien) mittels der Eisenbahn. Das gab ihm Muße und Gelegenheit zu moralitären Betrachtungen. Auch die Eisenbahn vermittelt eine mildere Form jenes Paranoia-Schocks, den Parforcereiter kennen - die Eisenbahn trägt einen binnen eines, zweier Tage in die fernsten Nahbilder von Landschaften und Städten. Das war zu jener Zeit reizvoll und interessant, führte aber manchmal doch zu einem etwas entgeisternden Befremden, dessen stärkster Ausdruck die desolate Befindung Nietzsches nach seinem Zusammenbruch in Turin darstellt (Turin ist auch ohnehin eine sehr bizarre Stadt). So kann man verludern, wenn einen nicht genug alltägliche Umgänglichkeiten bei Verstand halten; aber die Städte selber, wie Turin, an Kavaliers-Paranoia ohnehin lange gewöhnt, befördern das zudem. Nietzsche selber wußte viel besser eigentlich, wie richtig und gut es ist, sich (allein) kräftig durch gute, helle Landschaft zu bewegen, statt dessen. Wie er schließlich, als er Geldgewinn aus seinen Büchern wittert, ganz banausig aus den Bergen hinab nach Turin zieht und sich dort schmausend, der Musik hinterhereilend, gehen läßt - 56 das kann schon erstaunen! Schließlich entsetzt er sich (da werden Augen-lichter in der Stadt mitgeholfen haben) und wird von einem Freund aus seiner Lotterbude abgeholt und nachhause gebracht - per Eisenbahn. Bei Heidegger wird sich das unbedingt geändert haben. Sein Gefühl von Sein und verfolgendem Nichts reflektiert auf des Erlebnis des Autofahrens in jenen frühen Zeiten, wo sich allgemeines Erleben erst nach und nach darauf einfand. (Den Wechsel von Sein und Nichts konnte ich mir nur wie einen ewigen Phasenkreislauf vorstellen - das gleicht auch am ehesten atomistischen Erkenntnissen.) In den 50ern, als Heidegger lebte und ich erfuhr meine erste Welterklärung bei ziemlich vordergründigen Eltern, da war, bis weiter dann fern in die 60er, dieses Erleben des so vordergründig sinnleeren Vorandringens im Raum sowohl wie Zeit sehr stark, ereignete sich als Autofahrten im dunklen Abend über Dutzende von Kilometern, in ganz solcher Phänomenalität. Wenn niemand hinter dem Wagen herfuhr, verschwand alle Welt wie nichtgeschehen jenseits der Heckscheibe. Heidegger, wie da in der Kompilation seine Merkworte zitiert werden, spricht andeutungsweise vom Lümmeln. Heute, wo das Autofahren ein logistisch organisiertes Massenereignis ist, können Menschen, die auch sonst zu viel Vordergrund und entstellendes Elektro-Lichtwittern blendet, sich das geradezu satanische Abenteuer erster Automobilfahrten auf groben, finsteren Straßen gar nicht mehr vorstellen, und Geistesart, die damit raunend phänomenalisiert, auch nicht sehr. Die Satanik, das Wagnis, das machte sich heroische Verreckgestalt in den Ungeheuerlichkeiten des Staates, vor allem des faschistischen. Es gibt ohne Weiteres noch Zeiten, Touren, Orte, wo dies merkbar bleibt, bei nächtlichen Fernfahrten etwa, die sich nicht zu kurz in den allernächsten Tag hinabbinden, aber die Panik, die allzusehr aus- gebaute Wegenetze ermöglichen, ist von ganz anderem Charakter, äußert sich in Ereignisformen, welche in Amerika ihr Muster haben: Drogen, Rodeos, Zusammenrottungen, dazu Verbrechergesten und solche Extrakicks wie die notorisch immer wiederkehrenden Kindesentführungen mittels Autos etc. etc. Das füllt die Zeitgeschichte mit banalen, fragmentarischen Bösigkeiten, neben dem ohnehin immer weiterwürgenden kleinen Theater alltäglicher Unfälle, bei denen oft Achtlosigkeit eine Rolle spielt, die man sich bei Menschen, deren Sinne mit SINN einhergehen, eigentlich nicht recht erklären könnte. _________ Bei dem, was Platon die "Wächter" nennt, sollte man weniger an die Bewacher (der Herden, der Menschheit) denken als an die Wachsamen, Achtsamen, die, welche eine bestimmte Vernunft in sich finden, eine 57 elementare Wachheit, die im Innersten ihre Welt kennt, sie gelegentlich ausharrt und im Ganzen immer sofort weiß, woran sie ist. So richten individuell lebende Tiere ihre Zeiten und Wege so ein, daß sie immer dann, wenn sie spüren, daß es Zeit dafür ist, eine Weile lang so etwas wie über die Welt kontemplieren, begeben sich an bestimmte Orte, nehmen dort still platz und lauschen. Dazu müssen sie nicht explizit wachen - oft ist es besser, wenn sie ruhen und dämmern, aber sofort erwachen können, wo etwas Interessantes (nicht unmittelbare Reaktion Erforderndes) merkbar wird. So möchte ich meinen, Eulen träumten von den Beuten, die sie in der Folge antreffen und jagen werden. Kühe ruhen lange Zeiten während des Tages und spüren aus dem Leib mit dem Lauf der Sonne. Bei bestimmten Planetenzeiten, wenn Venus oder Jupiter sehr deutlich in den Abend und die Nacht scheinen, sind sie im Dunklen sehr wach, legen sich so in die Weide, daß sie den Planeten selber gut sehen und sich von ihm gesehen fühlen. An einer Stelle meiner Wege fand ich öfter ein vereinzeltes Reh an, das offenbar mit der Strömungsrichtung eines eiszeitlichen Wasserstromes, der dort sehr flach zu einem Senkenrand ins Rheintal sich hinzieht, schaute, stand da für lange und lauschte nur in die Ferne und Tiefe, schrak natürlich auf, wenn ich daherkam, und eilte davon. Zur Wachsamkeit solcher Art gehört auch dazu, daß ich, wo Tiere mir so begegnen und machen sich eine Flucht, innehalte, zuschaue und warte darauf, daß das Tier sich Besseres weiß. Meistens findet sich, daß es in sicherer Entfernung anhält und herschaut; sodann erfolgt ein kleiner gestischer Austausch, mit dem man einander versichert, daß sonst alles friedlich ist, und mit diesem Abkommen gehe ich weiter und bleibt das Tier, wie's sich befinden will. Hasen z.B. tauchen dann meistens deutlich in guter Meinung ab, zeigen mir, wie sie im Grün verschwinden. Im "Staat" beschreibt Platon im Ganzen die Effekte, die es hat, wenn Men- schen zu nahe miteinander leben, vor allem auf anderen Mensch zu achten haben und von dem, worauf sie da achten können, Macht z.B., Geld, Gewalt, wie geblendet sind, davon in heillosen Zyklen durch alle Phasen kollektiver Uneigentlichkeit getrieben (und verlockt) werden. Platon hielt die Tyrannis für die letzte und absurdeste der Staatsformen, sucht aber selber einen Tyrannen mit seinen Ideen eines idealen Staates zu beeindrucken. Das könnte einen wundern. Immerhin aber kann man, gemäß seiner Lehre von den Phasen des Staatslebens, davon ausgehen, daß er meint, Menschen, die beim Letzten, in der Tyrannis angekommen sind, werden danach weniger anfällig sein für die blindlaufenden Hänge, woraus die Dekadenz der Lebens- Staatsgesellschaften erst entsteht. Außerdem darf man vermuten (Platon war nicht mehr jung, als er Dionysios aufsuchte), daß sein guter Geist ihn zu dieser Expedition anstiftete, damit auf die weitere Zeit hin die Energie 58 (Tyrannei) und der Geist in einer bestimmten Verhaltsform miteinander erkannt seien. Späterhin die Römische Kirche hat für lange Zeit ein Regime gehalten, worin diese beiden Elemente dominierten. Dort war es Jedem jederzeit möglich, weise zu sein wie im platonischen Geist, und solche Weisheit wurde ermutigt. Aber in sittlichen und zivilisatorischen Dingen war diese Herrschaftskultur, die ja aus dem späten Absolutstaat des Römischen Reiches hervorgegangen ist, bestimmt und klar bis zur Despotie. Zu diesem Vorigen, etwas weiter hin: Der Name Schiller heißt "Schieler", von "schielen" dem Verb her. Das denkt man sich wohl besser nicht wie eine körperliche Entstellung, sondern eher als die Bezeichnung für eine Art Flunkerblick. Solche Menschen benehmen sich nicht einfach vordergründig geradlinig, sondern behalten sich Façette vor, hören z.B. mit einem wie weglauschenden Blick zu, wenn zu ihnen gesprochen wird, blenden aber einen meinenden Blick hinzu, wenn sie sprechen. Solcherart Flunkergeist könnte man in vielen Menschentypen nachweisen, die in deutscher Geistigkeit sich bemerkbar gemacht haben, als starkes Beispiel Hegel. Dort baut man eben darauf, daß Menschen - aus der Kirche her z.B. - gewöhnt sind, zu hören, spricht zu diesem vorgestimmten Geist in ihnen und hört selber mit etwas anderem Sinn. Was Kant über Apriorik in der Vernunft bemerkt, gehört wohl dahin. Menschen stehen voreinander dabei als separate Figuren, als Vernunftwesen, haben sonst keine Interaktion zu gehen. "Schielen" mag auch heißen dieser bedenkerische Blick, mit dem jemand sich sinnend von innen in die Braue schaut. Dieser Blick gewinnt Extrabedacht, wo Menschen gelernt haben, Gestirne zu bemerken und zu beachten. Bei manchen Konstellationen und Traversen von Mond & Planeten so weit durch den Himmel, daß sie nur noch ein ungefaßter Blick wie mit der ganzen Stirnseite auffassen kann, entstehen von selber solche Respektivitäts-Seitenblicke, wenn unterm Tag, wo man zuvor den Himmel frühmorgens so gesehen hat, der noch sichtbare Mond den Sinn damit latent gegenwärtig hält. Das sind Namen (Worte) und Gewahrheiten aus einer älteren, einfacheren Zeit als dieser, wo die meisten Menschen die Grundelemente solcher Gewahrheiten gar nicht mehr wahrnehmen können in den Vordergründig-keiten ihres Tagwesens. Viele Menschen meinen zu wissen, was die Planeten sind, aber haben ihrer Lebtag noch nie mit Bewußtsein und wissendem Verstand auch nur einen davon gesehen und erkannt. ("Schieler" könnte man übersetzen wie: sonderbarer Seher.) _________ 59 "Ich hab' da noch 'nen Bacchanten"... _________ ...psychologisch stäupen... statt dessen (Frankreich): couper la tête, das kann heißen, den Kopf ABschneiden, oder, geistiger: einen Kopf in Form bringen, wie: ihn aus einem Material herausarbeiten... _________ Möglichste Posse: falsch bediente Gier... _________ Sich totstellen (der Philister):"ich höre nicht, ich bin nicht für Sie, und ich existiere nicht, wo ich nicht WILL!!" Ach Du je. _________ Nerds: der Sinn für neurotische Nuance... _________ Kasuistik der Daseinsmenagerie. Das 19. Jahrhundert, von Napoleon praktisch mit Ägypten bekanntgemacht, verlor sich bald entzückt in die geistigheitlichen Witzigkeiten, welche diese eigentlich nur demonstrativ erneuerte, aber nicht so neue Bekanntschaft mit sehr altem Weltgeist einherbrachte. Für den lebensnäheren Horizont setzte es von vielen Denkern Gedanken, die eigentlich nicht weit von der Daseinspsychologie des Thoth (der schon die französische Revolution inspiriert hatte - da hatte alter phönizischer Blutgeschmack zugespielt) entfernt sind, inclusive eines Operettentenors: es darf alles wahr sein, aber Sot (man beachte die phonetische Nähe zu "Thoth", gezischelt) muß man sein können. Das wackelt da durch allen Realismus, Materialismus, die Lebens- und Daseinsphilosophie und so viele Böhnchen - es ist ein Zoo. Derlei richtet man zu jener Zeit auch mit neu-gefundener Systematik ein. "Sein", bei allem Durcheinander, was sonst mit diesem Begriff so stattfindet, fand damit auch eine neue Darstellungsformel, die einfachen, aber wachen Geistern eher inne wurde als der schriftfixierten Philosophen-Literaten-Zunft. Sein, das ist im Natron-Phosphat-durchklärten ägyptischen Auge diese sonderbare, der "Idee" Platos wie Glasfluß dem Tautropfen ähnliche Qualität, die manche Schriftkartuschen selbst (gerade) dem naiven Blick zeigen, indem die darin eingeschlossnen Chiffren einander erläutern und belichten, daß in einem Prozeß der Abstraktion und Verdichtung zugleich eine klare Wahrheits- 60 empfindung darin auftaucht, welche nicht mit dem möglichen Bedeutungs-wissen, dem Wert der Chiffren alleine sich erklärt, die damit sogar überhaupt nichts zu tun hat. Strukturalismus späterhin und andere Nebentöne in philosophischer Raisonnage demotisierten in ihren jeweiligen Zungen peripher oder so daran entlang und hielten das alles in einer meinungslosen Nähe, so, wie man sagen könnte, die Wortzeichen auf den Mumienbinden hielten die Mumie selbst in der Nähe und damit das Leben des Pharao auch, mit allem, was dort ganze, einmalige Wirklichkeit umher gewesen ist. Die Pharaonen stammen von Jägern ab, das sind keine Sitzer. Da ist Tanz. "Sein" nennt man nun also einen erkennbaren Zustand, der nur in der Erkenntnis selber merkbar wird, einem sonderbaren Animationseffekt gleich, wo die Chiffren einander erst begrenzen, dann ergänzen, dann erläutern, sodann sich wie Augenaufgehen beleben, und wenngleich die Chiffren und was ihnen real entspricht, darüber wie unwesentlich werden und sich als Realwert entwerten, so ist doch, was sich damit im klaren Erkennen einen "Namen", einen Geist, also diese sich verselbständigende Bedeutsamkeit reinen, aber artikulierten Bedeutens gemacht hat, realer als alles, was Element hinzugab inclusive des Erkenntnisweges. Das heißt "ah, je vois" bei Descartes oder die kluge Erklärung in Platons Brief, was die Idee, "das Noch etwas" sei, wenn der Begriff nur erläutert hat, das Konzept klar ist, und alle Erläuterung um soviel zu viel, wie Worte zuviel sind über "Namen", die nur noch Präsenz sind, nicht mehr umdeutet werden müssen (oder so: wie der Hörende die Idee des Gesagten hat, wenn doch die gesprochenen Worte schon vorüber und verklungen sind). Daher auch heißt es bei den Juden (Israeliten), NACHDEM sie aus Ägypten wiederkamen: der Name Gottes ist unnennbar, und Gott selbst zu denken schon - ist ein Frevel. Dann viel Erläuterung seines Zornes und all dessen, damit klar ist, wie schon das Bezeichnen dieses Verhaltes zuviel des Meinens ist. Einzig, was wie das Gesetz vom Berge her als der Logos aus der geistigen Wirklichkeit selber wie selbstverständlich spricht, mag wahr sein als wie Gottes Wort, aber "als wie" - darüber begann der Tanz um's Kalb und weiter ging's mit aller Umspringerei seither wie gekannt. Die Juden sind eben ein daseinsfrohes Völkchen, und DÜRFEN nichts Anderes sein. Dies alles, wie Platons Brief sagte, sind nichts als frivole Gewohnheiten von Geistern, die zu sehr mit ETWAS meinen müssen, anstatt nur zu sein, wo Sein ist. Sein ist seither in tausend Façetten als ETWAS, irgendwie, identifiziert worden, aber nichts, wirklich, erklärt, was es ist, wie der naive, wache Blick eines Kindes, das diese oder jene Bildzeichenkartusche aus ägyptischen Horizonten schaut; mir selber ist das so gegangen in erster Kindheit, und nicht umsonst malen die Ägypter den Pavian Thoth als 61 Zeugen neben viele Schriftzeichenwände, nicht umsonst besteht die Schrift aus selbstredenden Bildzeichen. Deren Selbstredendheit sagt - und das versteht jeder Pavian: das, was die Zeichen miteinander sagen, ist so selbstredend klar in dem, was es miteinander heißt, wie die Bildklarheit jedes einzelnen Zeichens, und mein kindnaiver Blick, als er, der Bildhaftigkeit wegen länger schauend, sich dem, was da miteinander spricht, innewurde, verstand wie in wissendster Verblüffung: ja klar, wie sonst soll das auch sein. So, wie mir ohne jede weitere Erläuterung, nur durch meinungslos inter- essiertes Hinschauen, dies innewurde, und darauf die Augen ohne jede Meinung über die BEDEUTUNG der Zeichensinne aufgingen, blank, hell, erleuchtet ohne jeden fremden Inhalt, so entsteht "Sein" in der Chiffre selber, wenn nur ein unbefangener Intellekt wahrnimmt, daß diese Zeichen wirklich etwas miteinander sind, das sich nicht in der Erklärung von irgendetwas sonst gebraucht. Deswegen gelten ja Kartuschen als NAMEN, etwas, das an sich nur spricht, zu einem Geist gehört, aber keinen Gebrauch eigentlich beweist. Ich selber gewöhnte mich damals gerade daran, einen Namen zu haben, damit auch: zu sein, was sich mit diesem Namen (einem Namen an sich) befindet. Damals gab's oft Rosinen zu essen und Zitrone, und ich hörte öfter von Syracus, auch von Paris, und derlei. Man erläuterte später auch: Kartuschen sind also Namenszeichen; dazu gehören Menschen mit ihrem Leben, und diese Leben wieder bedeuten ein Reich, ein Befinden, eine Geschichte, ein Geschick, Kultur, die aus Leben und Leib einen Begriff machen wie die Kartusche aus den inbegriffenen Zeichen usw., und die Welt geschieht ja, nicht nur mit jenem, wozu die Chiffre sich zeigt, sondern allmählich auch mit meinem eigenen Leben, das nach und nach, fast meinungslos, eine Gestalt gewinnt. Das alles sind nur Nebensachen, Existenzgeräusche, wie auch mein eigenes, wirkliches Leben nicht leicht etwas Wichtigeres sein will als Geräusch um nichts als Existenz. Sein, um damit wieder zu beginnen, ist aber eben NICHT das, was das Erkennen meint, in seinem Realisationsakte zu bemerken, ist nicht abhängig von solchem Erkennen, so wenig der mit dem Namen Bezeichnete von meinem Erkennen oder dem Bedeutungsverstehen seiner Namenskartusche abhängt. Aber ohnehin sind alle diese Verhalte, die das Gewahren formen, nur existenziale Beiläufigkeiten. Husserl, der sonst nur kognitive Fingerspiele absolviert, erläutert an einer Stelle, die Formel für die Beschleunigung im Gravitationsfeld sei nun mal elementar wahr und von bewußter Realisation unabhängig so, dazu auch dann prinzipiell dasselbe, also wahr, wenn dieselbe Formel mit anderen Größen, sogar mit anderen Formelelementen sich schriebe. Das leuchtete mir ganz unmittelbar EXTRA ein und ist für meine sonst naive Meinung das Substantiellste, was er je gesagt haben 62 wird - weil er da etwas sprechen gemacht hat, was ja auch für sich spricht und immer wahr ist mehr als nur, daß es real ist, als so abstrakt realisierbarer Verhalt in der wirklichen Welt selber. Bei Einstein hat sich zu vergleichbarer Zeit gezeigt, wie interessant solche Elastik des Auffassens die Weltidee zurechtzustellen vermag. Es eh ist aber so, daß das Sein offenbar eine Qualität mehr, nicht: bekommt, aber: zeigt, indem ihm das Erkennen so meinungslos klar auf die Schliche kommt (zu jener Zeit schlich ich auch öfter meiner Schwester vor oder nach und erschreckte sie, indem ich mich hinter Türen versteckte, wohindurch sie kommen mußte - es waren das eben Zeiten, wo wir noch nicht mußten geworden sein, gar etwas gewesen - es geschahen lauter elementare, rein wahre Dinge). Sein ist also diese Qualität, die nicht ein Ding, ein Lebewesen, ein Zeichen, ein sonstwie erkennbarer Zustand hat, sondern etwas, das sich nur durch einen realisierenden Vorgang des sich unbefangen interessierenden Erkennens erschließt, von diesem selben Vorgang aber nicht erklärt und bestimmt wird. Deswegen z.B. ist es egal, ob ich die Kartuschenchiffre begrifflich verstehe - ich verstehe, wie darin das Sein offenbar gerne wartet, erkannt zu sein, aber nicht alleine darin besteht, dieses Zeichen zu sein oder zu geben. Es ist im Abstrakten real, und es dort zu erkennen, verdeutlicht zugleich, was das ist, diese Sphäre, die nur im Abstrakten gewahr wird, oder in solcher Weise. Es wurde damals das Wort "abstrakt" sehr populär, man sprach viel so und illustrierte den Begriff auf mancherlei Weise, als Mathematik, in den Künsten usw. Auch sonst wurden ja Worte, und was sie meinen, auf gar sonderbare Weise zugetragen. Ich hatte eine gewisse Ahnung von dem, was der Dreißigjährige Krieg, der Siebenjährige waren, wer Napoleon usw., lange bevor Geschichte mir schulweise verabreicht wurde oder das Kriegswesen desselben Jahrhunderts erläutert und dokumentiert. Darin auch aber bin ich offenbar in kompletterer Weise informiert worden weit über das hinaus, was heutzutage das meinungsvolle Halbwissen der Öffentlichkeit dazu sein soll. Die Koketterie dessen, was mir das "Sein" mit seiner Erkennbarkeit zu merken gab, zeigte sich ebenso in der nächsten Umgebung, aus der Haltung und den Gesten einer Architektentochter, ein Jahr älter als ich, deren Haus angenehm ordentlich und fein proportioniert war, darin, so weit ich mich entsinne, ein sehr großes Foto des Andromedanebels und sonst ein moderner, abstrakter (eben), ganz sachte ägyptischer Akzent, ein Bild der Pyramiden oder irgend sowas. So ist das nämlich, lachte und zierte es aus ihren Gesten. Das Tollste aber ist der Aspekt, daß das SEIN nicht nötig hat, existent zu sein. Zu erkennen, daß es in reiner Wahrnehmung möglich ist, sich in solcher Form 63 erweist, verdeutlicht, wie da und daß da eine Dimension ist, die sich meinem naivsten, meinungslosen Gewahren so erschließt, aber das, wie gesagt, ist Akt, ist Existenz, die einen Verhalt für das Erkennen erschließt, der über Akt und Existenz hinaus nur eine Dimension hat, aber keinen Inhalt. Das, was SEIN ist, ist damit vollkommen verdeutlicht, aber die Verdeutlichung ist nur der NAME des Seins, das damit einen Ort hat im Gewahrsein, das, einmal erkannt, so etwas wie absolut kognitiv präsent ist, oder: nur präsent wie kognoszierbar, aber die Erkenntnis dazu kann nicht aufgesucht werden, erschließt sich eher, wieder, wie im meinungslosen Gewahren dessen, was die Zeichen in der Kartusche sind über den Verhalt hinaus, daß sie sich so befinden usw. "Ach ja, ich bin" sagte etwas dazu in mir selber wie eine klare, wache Seelenstimme, und Engel waren damals auch sehr reale Wesen, undiskutiert, weils an Engeln nichts zu deuten gibt. Es gibt sie, oder es gibt sie nicht, aber was sie sind, bedarf keiner Debatte. Mit diesem allen verhält es sich also ganz gleich wie mit dem woanders hier Erörterten, Platon, Zeit, Ewigkeit, die Spiegelung im fernen Auge Gottes, und daß es keinen Sinn hat, auf Gott zu zeigen oder nach ihm zu schreien, ihn zu behaupten oder was immer. Ich kann mich befinden wie Platon in diesem Gleichnis von Selbst, Zeit, Ewigkeit usw. und mich so halten und behaben, wie es der Sinn mit dieser fernsten, absolutesten Perspektive ist. Ich kann auch merken, wie mein Befinden und die Welt um mich her aus der guten Ordnung gehen, sollte ich diesen gleichgültig wahrscheinenden Belang in Meinen und Tun leugnen oder negieren. Mehr kann ich nicht, und mehr kann niemand. Es gibt ja auch die regulativ nützliche Gewahrheit für das Gute. Wenn das nicht genügt, ist ohnehin nicht viel Wahres übrig an dieser Welt, von der aber banalstes Erkennen wohl zu merken weiß, daß sie wahr ist in etwas expliziterer Form als, daß sie nur real ist, nur existiert. Dies zu bemerken braucht es allerdings etwas Zeit, etwas Geist, etwas Vernunft. So, wie da eben erläutert, beim Hasen. Ach, ist das alles ausführlich, wo mir doch eigentlich nur ein paar merkwürdige Seitenblicke einfielen zu Nietzsche, der von Leopardi spricht, und Leopardi, das ist jener junge Mann, den sein Vater in einem Ort oben auf dem Berg weit über Rimini einsperrte, weil er ihm zu frivol war - so präzisiert sich ein Aspekt der sittlichen Eifersucht auf jedes Eigene, in der bigotten Sorglichkeit eines Vaters, der seinen Sohn meint daran hindern zu müssen, daß er ihm Schande mache. Aber solche Idee von sittlicher Gewalt ist in sich selber schon frivol. Ja eben, sagt das, frivoler Vater, frivole Gefahr der Sohn. Leopardi mußte sich einsperren lassen wie ein Bildzeichen in eine Kartusche, und alles, was es sonst von ihm zu wissen gibt, das sind diese sonderbaren, mythisch animativen Skizzen, die ebenso in zeitlosen Absoluten oder Totalen 64 bildzeichenhaft deutliche Wesenheiten miteinander sprechen lassen, absolute, kleine Unterhaltungen, wie sie auch ein mickymausiger Pavian sich vorstellen könnte, so, wie er sich die Wahrheit einer ägyptischen Schriftwand vorstellen kann - mit allem Erkennen des auch darin explizit Absoluten, wie im Vorspann hierzu beschrieben - weil man ihm seine eigene Figur dazugemalt hat. "Das verstehst Du", sagt das, und der Pavian versteht, wie nur irgend einer. Wie er BEGREIFT - das ist etwas Anderes; da muß er erläutern, aktualen Subtext produzieren in den ihm möglichen Gesten, und das kann so oder so abwegig sein, weil seine beste Kunst darin besteht, Gesten durch die fassungslos meinungsunfähige Nurgewahrheit diverser Selbste so davon-zuschicken, daß im Gange alltäglichster passagerer Weltbewegungen konzeptioneller, aber nicht allgemein gewahrheitlicher Seelengleichheit, oder so, das, was er meinen kann, irgendwo als Ereignis zusammenkommt, und das wird dann schon sprechen und sagen, was es meinen will. Das heißt bei ihm Logos; da ist er, was die Griechen dazu brachte, den Thoth dem Hermes gleichzusetzen, denn so geht sie, die ägyptische Seelenwanderung. Leopardi also schrieb kleine Geschichten wie Schriftkartuschen so gefügt, und nicht die Zeichenhaftigkeit und deren Animation blieb übrig im Gedächtnis davon, sondern eine Ahnung, daß derlei eine Kartusche ist und daß die Elemente in ihr miteinander sprechen, wie die zeichenhaften Wesen das dort tun, und: Leopardi mußte sein, was er nicht sein wollte, weil er war, was er nicht sein sollte. Rotieren leise umeinander Sein und Nichtsein - wo auch ist Geist, der nicht im einen oder anderen NUR sein kann. Nietzsche findet auf Leopardi zu weisen, ohne genau zu werden - das tut er oft, stellt sich zu Zeit- oder Geistesgenossen wie Chiffren sich zueinander in ägyptischer Schrift. Leopardi ist auch der Name, hergeleitet von einem Tier, desgleichen man schon lange aus Gelegenheiten kannte, da fand es sich eingesperrt wie das Zeichen in die Kartusche. Leopardo heißt Parther- oder Perserlöwe - der Pavian in manchen Gegenden hat öfters Streit mit Leoparden, und die Bosheit beider füreinander hat den Tenor: der ist frivol, der Pavian dem Leoparden, dieser dem Pavian. Die haben ein Charakter- argument miteinander, ein geistig-ungeistiges, so und so. Ich selber finde Leoparden geistiger, und die Frivolität des Pavians hat einen funktionalen Sinn, indem sie ein Mobil macht bei seinen Strategien, wie man durch leere, nur auf seine Frivolität starrende Seelen hermetische Witze in Bewegung hält, fernhin, wo ihm derlei hinweiß. Nietzsche plaziert sich auch gern zum Persischen, deutet das Parthische an, indem er sagt, Rom sei der letzte Platz für einen Philosophen usw. wie kann er das wissen, wenn er nicht dort gewesen ist - es ist doch genau umgekehrt! Aber er sagt das nur, er stellt sich in eine Chiffre, die von Anderem spricht usw. usw. usw... 65

09:43 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


3 ...Fortsetzung 2

Posted in nicht spezifiziert
an sich, so ungewiß wie der fassungslose Geisteszustand, in dem das sokratische Fragen die sich Mitbefragenden schließlich läßt, dies eben jener Hermetik wegen, in der das Tun und Wesen der Menschenstadt sich nur auf die Bautenstadt und ihre Wegnetze begrenzt. Hinzu Gewahrungen aus dem Ensemble insgesamt hervor, ins noch ohnehin Erkennbare, ins überhaupt Elementare. Platon als aus dem Ur-Adel der Stadt, also in seiner Genealogie dort ansässig seit jenen Zeiten, wo die Weite der Landschaft ziemliches Wildland gewesen ist, weiß sich daher eine Schau, wie sie den freien, wilden Tieren ohnehin selbstverständlich ist, und dies sucht er Jenen zu vermitteln, die von der Sagenhaftigkeit des Klein-Atheners Sokrates auf die Höhe wohl des Hügels gelockt worden waren, von wo die Stadt sowohl wie das Umland und das Meer selbstverständlich in einem Blick (: eidos) sichtbar waren. Dortselbst wohl stiftete seine Landschenkung später die Akademie. Hekate, die zauberische Hüterin dieses Wegesinnes, mit dem Sokrates sein geistiges Argument fand, galt zunächst als eine Titanin (in Vorderasien, wo ihr Geist her ist - Kult wäre das falsche Wort), jene der Sterne, der Nacht und des Meeres. Das sind auch die drei großen Elemente, die bei den sonst im Häuser-Wegnetz der kleinen Stadt Behaltnen selbst dann spürbar (Meer- atem) und sichtbar (weiter, hoher Nachthimmel) bleiben, wenn die ephemere Logizität des Tage-Wegwesens keine Rolle spielt. So oder so bleibt also das Volk mit seinen Häusern und Haushöfen in den Dimensionen der Hekate, sei das nun die titanische, elementare Nacht oder das Wegewesen zwischen all den anderen Volks-Aufenthalten in der weiten Stadt. (Auch dazu hat Thessaloniki gute Beispiele, mit den flach in der Meerebene sich erstreckenden Vorstädten, im Ganzen ziemlich fest gefügte Gemeinden; regelmäßige Häuserlabyrinthe durchsetzt mit Werkhöfen, ummauerten Grundstücken usw.) Das Daimonion des Sokrates (was der Bericht darüber als "Gewissen" übersetzt) ist also auch nur die personalisierte, eigentümliche Form des Wissens und Empfindens nicht nur über den logischen Verhalt alleine, wie das Wesen der Menschen in den Wegelabyrinthen ohnehin ist, sondern solch ein Ahnen, wie es sich damit unmittelbar befindet. Aus Gegenden, die mit solchen Zuständen weitgehend vergleichbar sind, habe ich schon früh Beispiele witzig-sinniger Hellsichtigkeit von einfachen Menschen (auf der Straße oder bei ihr) kennengelernt, daß beispielsweise in N**, wenn ich in freien Zeiten ein wenig umherstromerte, also mich diesen trioditischen Halbgewahrheiten nach Ahnung und Gefühl überließ, aus Gesprächen von bestimmten Menschentypen am Wege diese sonderbare, wissende Witzigkeit sprach, ein Wort oder eine Wendung, was sich mir ein wenig einprägte, und dann fand ich, zwei oder drei Hausecken weiter und auch eine Zeitlang - 45 zwei Minuten oder so - danach irgend etwas, das diesem Witz antwortete, das ihn erst dazu machte - nichts Statisches, sondern irgendein beliebiges kleines Ereignis, das nicht schon zugange gewesen sein konnte, als die Hellsichtigkeit mir den Witz hinzugab. Das also ist der hekatische Geist, oder die Geistesgegenwart des sokratischen Daimonion, eher eine Gewiß- heit, ein Gewißsein als ein Gewissen. Die Gewissensform selber ist nur eine Entstellung, so, wie die Erscheinungsform des toten Tierfleisches eine Entstellung des Tier-Lebenswesens ist, vergleichbar der tyrannischen Niedertracht, die Jedem entgegentreten kann und insistieren: aber Du weißt doch!! Auch das macht Argument sowohl bei Sokrates wie bei Platon, wenn sie mit jenen, die noch nicht (oder vielleicht nie) ihre Weisheit haben, sich über die Merkbegriffe angesichts möglicher Bosheit, Tyrannei und Niedertracht im Menschlichen (immer dort im nur Menschlichen) unterhalten, als über die Tapferkeit zum Beispiel, die Tugend, Wahrheit und Wahrhaftigkeit etc. sowie Platons ganzer Kalender über die Spielarten des Staatswesens und des Staats-Unwesens. Für die Kuriosität: bei Fotos von Empfängen im Kreml, vor allem in der Jelzin-Zeit, ist oft eine sonderbare, ziemlich feine Skulptur zu sehen, nicht allzu genau erkennbar; anscheinend tragen da mehrere Figuren miteinander eine Art Kalottenschild mit sehr scharfen Rändern. So etwa muß man sich ein Hekate-Trioditis-Mal wohl vorstellen. (Als weitere Kuriosität: an einer Bildwand eines Tempels in Tibet sind Menschengestalten gezeichnet in gekammerten Feldern, die eine weitläufige Ähnlichkeit zeigen mit gewissen, elementaren Typen des Bürokraten- und Apparatschik-Wesens in bester Sowjetzeit. Vor dieser Wand aber, sehr vergleichbar der nur halb so großen Skulptur in dem Empfangssaal des Kreml, steht eine wunderbar fein gearbeitete Dämonengestalt aus tiefrotem Holz oder Stein, anscheinend eine Kriegerfigur, mit einem Gesicht ähnlich einem Schnabel, der aufgesperrt ist, eine Zunge darin sich geringelt hervorstreckend - sofort dürfte einem einfallen der Alkoholismus Boris Jelzins, der dieser Statue auch weithin allgemeintypisch nicht unähnlich ist. Zu der hervorgeringelten Zunge darf einem einfallen, wie Wodkatrinker wohl nicht selten mit halbgelähmter Zunge so schnalzen, in einer ausgewachsenen Form des Milch-Schnalzers mancher Säuglinge. Die Bären schnalzen auch nicht selten so, wenn sie gewisse Meinungen äußern.) (Ah so: diese Gestalt tritt also sehr plastisch, arche- typisch wie die großen Dämon-Skulpturen der Maya in Mexiko, vor dieser flachen, wie Ikonen so irisierend grundierten Bildwand hervor. Als Zeichen hält sie einen schmalen Speer, eine Lanze, mit einer Mondsichel statt einer Spitze. Die Tibetaner haben weitere solcher Bildwände, in denen unschwer 46 die Typik eines gewissen Preußentums (DDR-typisch) oder eine wild intensiv gestaltete Bildlichkeit des Jüdischen erkennbar sind.) Zum Trioditis-Thema, weil das alles ja mit titanisch tiefer Klarheit vom Geschick spricht, gehören vielleicht auch die übrigen Dreiheiten, weiblich: Die Grazien, die Parzen etc. etc. _________ Hermes und der Weg der Seelen durch die Unterwelt - ja sicher, das ist einfach genug. "Da kann ich Ihnen folgen" sagt das eine Wesen zum anderen, soweit ihm dieses auch deutlich weist und Spur gibt. Da sehe ich, da empfinde ich, da habe ich ja was - und was sonst ist, das weiß von keinem Bleiben, ist wesenlos wie der Weg durch die Unterwelt - was eigentlich eine Nachtwelt ist, eine ohne Tages-Vordergründe, auch eine andere als jene der Hirten und Wächter, welchen der Wind und die Sterne durchaus Geschichten erzählen - aber das ist nicht beim Hermes. Die Gewahrheit solcher Art ist irgendwie wesenlos, verloren, gleicht dem Sinn von Hund, Schwein, Bär für Spuren und Gewahrheiten, denen ein ahnungstiefer Geruchssinn zu folgen versteht, oft im Ausforschen von Aasresten, die solchen Sinnen Geschichten erzählen, wie das so ist, und war, zu existieren als ein bestimmtes Lebewesen in seiner eigensten Welt, dem, was als ein hermetischer Horizont des Leibes selber spürbar bleibt, das ganz bestimmt metabolisch Ereignete und Attachierte. Der Lebensgeist selber kann ja nicht mehr sprechen von dem, was Atem, Licht und Bewegungssinn vom wirklichen All wissen über den Leibkompakt hinaus. Da ist denn (wo die Aasluft verflogen ist, zumal) ein zeitlicher und zuständlicher Abstand zum bewegt-lebend Gewärtigen, das sich das verdeutlicht - ein Abstand wie von dieser Erde zum schon fernen Sirius, im Prinzip. Da ist Gewärtigkeit, aber zeitlich entsetzt, und zwischen Erde und Sirius ist luft-atemleeres All. Nur die Gewahrheit überwindet diese Spanne, nicht das Leben selber. Bei Menschen aber, die schon fern dem leben - nur sich ihre Daseinsweise so einrichten - was doch um jedes Dorf und über jedem Dach jederzeit aktuelle, weite Weltgeschichte ist, da übt sich ein so ähnliches Befinden miteinander - die Menschen forschen im jeweils Anderen, was der wohl ist, was dem wohl Figur macht über das hinaus, was man ohnehin erkennen kann. Diese Gewahrheitlichkeit fühlt bei nahen Menschen auch oft über den Tod des einen oder anderen hinaus, wittert z.B. aus dem nachfühlenden Lebensempfinden bei dem mit, wie der so nah erlebte Leib vergeht, und auch, was aus der Welt, die sein Vergängnis annimmt, vielleicht noch mit herzuwittert (Orpheus & Eurydike, aber auch: Kierkegaard, der nicht umsonst so heißt). 47 phi 2 ...alleskönnerischer, alleswisserischer Stummelfingervolapük der Weltbarbarensprache... _________ Wahn: die Vergeistigungsform von Wüten, vergleichbar Glas, das aus Feuerhitze sich formt und dann erkaltet, erstarrt. Geistig: das kann ideale Form haben und bricht das Licht, nach WIRKLICHEN Gesetzen. Aber es hat eben auch andere Qualitäten, die nur material sind: kann zerspringen, fallen, so und so verletzen usw. Spezieller Verhalt zu Charakteren in und beim Sand. In Westfalen z.B. mit seinen Glaseichen auf Haifischzahn-feinem, glastig reinem Sand, ist die ganze Welt so - das braucht keine Spezifikation als geschaffenes Glasobjekt. Dazu die genialisierenden, aber doch sinnlich bannenden, totalen Farbwechselspiele der Wälder, beispielsweise im Weser-gebirge usw. Solche Dinge machen Supercharakter, d.h. eine ganze Mensch- heit erlebt als Totale diese Phänomene in Totale und spezifiziert ihre Wahrnehmungen daher in bestimmte Lebens-Sitten-Charakterformen und individualisierten Ideen dazu, wie die Welt "daher" ist. Es gibt andere vergleichbar einfarbige Gegenden (da suggeriert sich die Bezeichnung "morgenländisch", weil solche Gegenden besonders klar hervorschauen zu Zeiten des späten Mondes, wenn er im Vormittag fein gezeichnet mit in den Tag scheint); solche Landschaft macht z.B. das Ende der Adria und die Gegend zwischen Ravenna und Venedig. Dies letztere ist ja auch bekannt für ebensolch feines, buntes Glaswerk wie in der ersten Bemerkung erwähnt, und, beim späten Mond (da ist noch ein symbolisierender Verhalt zu Empfindungen des weiblichen Leibes in der späteren Phase der Periode) - die Formen und die Sprache beim Karneval beziehen sich deutlich auf dieses: man hält Hof wie im Burgundischen (eine noch so schöne, einfarbene Welt), zieht die PrinzenTYPEN an wie in flammendem Landschmuck, mit Formensinn wie im sandgläsernen, bunten Westfalen, nennt die Prinzessinnen "Venezia", dies alles in einer Zeit, wo die Natur umher nicht "spricht", d.h. unmittelbar aus der Sonnenkraft ihre eigenen Kräfte wiedergibt, sondern wo alles nüchtern ist wie Sand, auch: wie schlämmender Mergel (Schwaben, Pfalz, Burgund), der in sich passiv ist, aber der Vegetation Charakter mitgibt vergleichbar geleimter Kulisse. Wahnhaft kann man Geisteszustände nennen, die sich in solchen oder vergleichbaren Verhalten zu sehr verselbsten, im Sinnencharakter sozusagen verglasen, davon insistente, aus der Selbst- wahrnehmung nicht korrigierbare Meinungen entwickeln, die sich eher leiden als wirklich leben. Hinzu Entstellungs-, Verfalls- und Negativformen dieses Charakters, fragmentarisiert usw., so wie Glas ja auch in seiner physischen Form nicht ohne korrosive usw. Neben- und Abfalleffekte zu haben ist. 48 Wahn: wichtig für den Wertesinn der Menschen damit (auch Tiere erkennen da manchmal etwas). _________ "Aber es MUSS meinen Wahrheitserwartungen entsprechen!" Es muß, es muß, es muß! Was soll das für eine Philosophie sein! Fixieren sich an Vordergründigkeiten wie starrend vor eine Pharaonengrabwand, und in ihrem klar Unbewußten, in dem, woran das präemptiv orientierte Bewußtsein sich nicht stößt, woran es nichts findet, wo Dinge der Welt sich wahrlich miteinander abbilden, ohne daß der SINN darüber erwacht - da zieht leis Hermes mit Seelen auf ihren Wegen hindurch - es ist jemand da, aber hier ist es nicht... _________ Hobbes: definiert als Philosophie, was aber Naturwissenschaft ist. Die "idea" bei denen Engländern, das ist nicht Idee, sondern Konzept und Begriff. _________ Gutes IST oder Gutes geschieht. Daß Gutes werde, wage keiner zu behaupten - dazu sind seine Kategorien niemals endgültig genug. _________ Die Gelassenheit (Nicht-Tun) des Lao Tse als gute Nebenposition zu platonischer Wesenselation. Lao Tse selber ist lebenscharakterlich vergleichbar genug mit Sokrates, kann aber seiner natürlichen Gelassenheit wegen nicht leicht in dessen Argumentweisen und finale sittliche Not geraten. Lao Tse ist klüger als das, konstatiert wissend, daß Sittlichkeit und Nötigung ein und dasselbe sind, indem gewöhnliche Menschen (so meint das ja selbst Kant) sich nicht einfach als sittlich vorhanden wahrnehmen können und der Sinn sittlicher Verfaßtheit über die mindeste Existenz hinaus darin besteht (im Weiteren: bestehen WILL), in der Welt (dem Reich allgemeiner Gewalten) etwas auszurichten. Dazu muß man sich wollen; das ist nicht naturläufig wie die einfache Sorge um seine primäre Existenz. Die Sittlichkeit im Weiteren entsteht ja aus der natürlichen Interferenz zwischen einfachen Sittengruppen oder Urgesellschaften, und der Sinn für das, was über das allergewöhnlichste Existenzinteresse Einzelner und kollektiver Selbste Sache sittlicher Wahrnehmung sein muß oder soll, wird auf dieser Interferenzebene ermittelt mit den Regungen und Gewahrheiten, welche schon in den Urgesellschaften zwischen den Individuen, Familien usw. Wahrnehmung 49 machen, namentlich Interesse (Appetit), Abscheu (Feindschaft, Objektion), Notwendigkeit, usw. So ist z.B. die Welt der griechischen Poleis, so ist der Zustand des Polemos, die unentschiedene Friedlosigkeit zwischen Subjekten, die einander eben nur als unabweisbar existent wahrnehmen müssen. Das Wollen, womit die Subjekte inerter, statischer Lebensverhältnisse erst über sich hinauskommen, bleibt natürlich ein wesentliches Element größerer sittlicher Aggregate, und dort, ab einer gewissen Dichte der Weltwahr- nehmung, konkretisiert sich das Meinen dazu in der Individuation eines präzisen und autonomen Wollens, in einem Willen, den man sich, wie bei anderen elementar-allgemeinen Gewahrungen notwendiger Art, in einem einzelnen Menschen inkarniert vorstellt, und schafft Umstände (wollenderweise wieder, natürlich), worin dieser Wille als einzelnes Bewußtsein, als Sublimation des allgemeinen (sittlichen) Subjekts zu sich kommen soll; daher Könige, Heerführer, weltunternehmende Leute und ihre Privilegien, die eine tätige sowohl wie rezeptive Teilhabe der Allgemeinsubjekte ermöglichen, sogar garantieren sollen, denn die Möglichkeit des Unwillens bis zur letzten Verweigerung, in Emeute und eventuellem Totschlag, behält sich die Sitt-lichkeit immer vor - sie kennt sich nicht anders. Lao Tse kennt und sieht diese Verhalte sehr genau, aus einer unruhigen Weltzeit dort in seinem China, dessen Zustände sowohl vergleichbar sind der selben Zeit der streitenden Stadtstaaten in Griechenland und manchen Verhalten beim Ende des Römischen Reiches im nördlichen Europa. Lao Tse zieht sich bewußt auf eine still kultivierte Sorge um die nur notwendigen, also immer schon einfacher Sitte, einfachem Dasein entsprechenden Gesten zurück, und seine, nicht Forderung, sondern eher: formative Meinung des Nicht-Tuns reflektiert eben die Grenze zwischen wohlverstandener Eigensitte und der fluchtigen Weltverlorenheit, die bei solchen Weltzuständen blindlaufender Sittlichkeiten, von heilloser und absichtsvoller Klügelei zudem verdorbenen, immerzu wie das unbedingt einzig Mögliche erscheinen will. Das zuvor Bemerkte über den Willen sittlicher Konglomerate, der sich in einer zentralen Figur individualisiert, reflektiert nur auf ein Wesen, das man als Volkskönigtum bezeichnen könnte, so wie in den dingdemokratischen Zuständen des alten Germanien und bei vergleichbar archaischen Menschen-völkern, etwa in Vorderasien usw. Daneben findet sich aber seit je eine mehr der unmittelbaren Sitte entsprechende, in sich schon weltkluge Regimentation von feiner strukturierten und gestensichereren Menschengesellschaften, meist in Landschaften, welche dies ohnehin begünstigen. Daraus entstehen, und beweisen sich, neben dem archaischen Königtum schon, solche Lebens- und Weltregimes, die man z.B. als Fürstentümer und andere 50 aristokratische Daseinsordnungen kennt. Sittlich sein zu MÜSSEN ist nur eine Not, und die Einrichtung des Volkskönigtums reflektiert darauf, daß solch ein Motiv nicht genug ist. Was soll die Not taugen, danach schaut es sich damit aus. Die primalen Aristokratien aber, bei denen kratein weniger das Herrschen in einem weiteren Staats- und Weltbild bezeichnet als die kluge, auf Daseinskultur ausgerichtete SELBSTbeherrschung sittlicher Gesellschaften, haben aus ihren vielfältigeren und sinnenwacheren Gewahrungen immer schon eine bessere Klugheit zur Seite, welche ihnen die Welt zu bestehen hilft, selbst da, wo man sie nur erleiden und erdulden muß und ihr nicht mit einfacher Willkür etwas kann. _________ "Glauben" - alles viel zu äußerlich. Das Wort meint doch: innige Gewißheit, nicht im Sinne einer Verinnerlichung eines (abstrakt) Vorgestellten, sondern einen geradezu nur objektiven Verhalt gleich dem, daß die Welt einmalig und unbegrenzbar Ereignis ist; was sich Glauben nennt, gründet, genau besehen, auf einer intuitiven Einsicht wie der, daß die Wahrnehmung der Welt insofern Materie, selbstverständlich und apriorisch sinnreich und wahr ist, weil die Materie des Leibes ja in ebendenselben fundamentalen Verhalten gegründet ist - in beidem, Welt und Leib, insofern Materie, zeigt sich damit ein Gesetz, das bei Interaktionen sich so deutlich merken läßt wie vergleichbar die Abstoßung gleichpoliger Magnete oder die Beschleunigung in der Schwerkraft. Ausgehend von der Immergegenwart solch mittelbaren Empfindens findet zumindest die Intuition zur Gewahrheit noch abstrakterer, dem Sein an sich (sozusagen) inhärenter Behalte. :Pythagoras + Pneuma. _________ "Macht des Tabu" - es gibt keinen sinnvollen Beweis Gottes, der nur argumentiert wäre. Jedes Wesen, nicht nur der Mensch, jedes Ding sogar, hat Grund, dort jenseits seiner begrenzten Existenz und der Ferne der gesamtesten Zeit etwas zu vermuten. Bei Lebewesen spricht dafür die einfache Tatsache, wie die Welt sich zwanglos so in die Form des Lebens fügt, daß dort Bewußtsein - BewußtHEIT zunächst, möglich ist, dies also im Urgesetz der Materie mit angelegt ist. Menschen lernten, auch von Welt und Tier, auf Daimon zu achten, welcher eine Spezialform des Logos ist, das, wie die Welt auf bestimmte Taten und Wendungen mit ihr bestimmter antwortet, Besinnung induzierend. Vom Daimon kam das Weitermeinen (Denken, Empfinden) zu dieser Auffassung des fernsten, damit ganzesten 51 Daimon, fern jenseits Diven, Göttern und Titanen, und davor fand der Mensch Stand, etwa in der Statur des Platon. Die ganze Geschichte aber der Philosophie seither und der geschichtlichen Welt auch zeigt, wie der Mensch verkommt und quasi zwischen alle Teufel fällt, wendet er sich in dieser innersten Gewahrheit des Fernsten und Wahrsten ab - dazu braucht es keinen Glauben, keine Expression. "Sein" ist ein Synonym für eine Stille des Selbstes vor (und in) der stillen Ferne des Alls. Zu Lebzeiten wird keiner wissen in solchen Dingen - aber kann sich befinden, und verläßt er dieses Befinden (meinend oder auch unwissend), so spürt er sofort, wie ihn die Welt hat, und zwar falsch. Nur im Weg des Logos, wie die Welt in sich auch über weite Zusammenhänge "spricht", kann die Tiefe der Seele verstehen, so, wie man den Gesang der Wale verstehen kann. _________ Griechentempel: Nachttempel, Schauhilfen für die Meteorik des Himmels, also schon die Drehung des Firmamentes, Lauf der Planeten etc. Die Cannellierung der Säulen eine Art Mondlichtuhr. Mit dem Fortgang des Mondes durch den Himmel kippen die hohlen Tiefen zwischen den Riefen eine nach der anderen ins Licht. Das weckt auch die viel feineren Sinne für denselben Effekt mit Planetenlichtern und Fixsternen. Die Zella: Inbegriff des Kleinhirntonus, diese wissende, tiefe Ruhe, die alle Zeit sieht, welche nur je gewesen sein wird zu dem Ort im All, welcher der Tempel ist. Wer sich nachts zu den Tempeln in Agrigent stellt (Mond überm Junotempel), der SPÜRT in der Seelenluft der Nacht jene Menschen, die wirklich in jeder Zeit dort gewesen sind. Das ist ein sehr mildes, tiefes Empfinden, überzeit Allgegenwarts-bewußt. (Das weiche Vulkangestein umher wirkt da wohl mit.) Die Römer halten das ein wenig anders, zeigen darin einen Sinn für kleinode Schönheit, der selbst die Griechen bezaubern konnte. Auf den Höhen der Hügel hielten sie Haine, worin wohl meistens ein Tempelhäuschen stand (nach etruskischen Mustern), aus Holz oder Ziegel erbaut. Der Sinn solcher Anlagen war, daß man dort weilen konnte wie in unbegrenzter Gartenlandschaft, und sah in Sternennächten die Fixsterne beim Horizont zwischen die Zypressen und Akazien anderer Haingärten auf ferneren Hügelkanten so hineinfliegen wie Flitterfunken. Niemand wird Rom verstehen, der diesen unendlich feinen Reiz nicht beobachtet oder verstanden hat. Die Tempelhäuschen selber waren Inkubatoren für zeitlichere Ereignisse, den Lauf der Planeten, namentlich Mond, Merkur, Venus und Mars. Saturn und Jupiter hatten ihre Entsprechungen drunten im Boden der späteren Stadt. Dem Jupiter gehören Kapitol und Forum, dem Saturn 52 die Schatten und Gassen zwischen den Häusern der Menschenstadt. Mit der Akazie hatten die Latiner schon immer eine reine Schau, aus deren Schatten her, nach den Sternen der Galaxis, auch fernen Galaxien wie dem Andromedanebel und jenen vielen Nebeln in der Zone zwischen Löwe und Jungfrau. Die Gewaltigkeit des Himmelsraumes, die damit spürbar wird, ist verdeutlicht durch die filigrane Wuchtigkeit des Kolosseums. Die phänomenal gewahre Höhe mancher anderer Bauten reflektiert vielleicht auf das dort schon unhohe Rad der Zirkumpolarsterne. Nicht zufällig gleichen Grabhäuschen den Tempelhäusern in den Höhenhainen - das Gefühl, mit dem Gebein der Toten darin, soll den Sinn für die sternenlichtfein kitzelnde Überzeitlichkeit der Sichten dort droben zugleich festigen und die Gelassenheit des lebenden Gebeins in jene müßigen Allräume und Bewegungsfluchten hineinzufühlen helfen, sozusagen - man findet sich dazu lässig wie locker trockene Knochen. Solche Gärten und Höhen mit Himmel derlei gibt es bis hinauf in die Alpen, weit durch die Provençe nach Westen. Diese Garten-Allsichten formten merkbar mit am römischen Sinn für Juwelen. Manche Sichten bei alten Städten und Plätzen passen ohne Weiteres da hinzu; Avignon sowieso, aber auch in Deutschland Plätze wie Aschaffenburg, Hohenlohe usw. usw. Die Bedeutung des Colosseums als Abbild der Galaxiengigantik mit Blick auf jene Galaxien bei Löwe und Virgo bildet sich ab als das Löwentheater in diesem Bauwerk. Dazu das Wesen des Kornspendens an die Massen als Gleichnis mit dem Jungfraustern, der Spica. Die ist bronzegelb wie der Saturn, wie Korn. Gigantik bei den Griechen: eher ozeanisch als galaktisch. Das Höchste (Eudämonie) der Menschenwelt: eine schöne, natürliche, zwanglos ungerufen sich einstellende Ordnung, wie die Menschen sich zu den Abenden und Nächten bei diesen Tempeln finden. Katzen, Eulen und Fledermäuse als Moderatoren. Das NATÜRLICHE ist das Schöne, was sonst! Aus dem Mißbehagen der Götter aber über unzeitige Bemenschung entsteht so mancher Menschenhader, bis hin zum Krieg. Der Typ, der am ganzesten in diese Himmelsgartenwelt paßt, ist Julius Caesar. Das Genie, die Klugheit, der Sinn für's Ganze, der Verführer - alles Qualitäten aus diesen Himmeln. Das ist alles dorther. Der später so kultische Sinn für die Sonne, zumal als Sol Invictus, ist zu sehen gegen diese weitere Matrix des still durch die Gärten kreisenden Alls (dazu: Nero, der schlimme Nachtschwärmer). Die Sonne kommt eben jeden Tag wieder, erkennbar als der naheste aller Sterne, bleibt niemals aus, gebietet Allen und überdauert Alle, selbstgewiß wie ein Krieger-Bauer auf halbtrockenem Tonboden. Die Religion, die vom Nächsten spricht, 53 bekommt damit ein absolut halkyonisches Element hinzu, einen allstillen Witz, den die auf's Nur-Menschliche des Nächstenbegriffs Fixierten nie verstehen werden. Rom, wie gerade bemerkt, hatte diesen Kult des Sol Invictus, der immer wiederkehrenden Sonne im sylvestrisch schönen All, die in einer klaräugigen Nacht-Weltschau, wie sie nur Rom haben kann mit GÄRTEN (Amman z.B. und Damascus haben vergleichbare, aber titanisch kahle Höhen) als der nächste, naheste aller Sterne wirklich erkennbar ist. Welch sonderbare, göttliche Ironie in ein Verständnis der Sprache vom Nächsten da hineinschaut und sieht, wie EXTRA wahr das ist, wird sich Nächsten- behoffender Nurmenschheit wirklich nicht leicht erschließen. Die ganze Christussage (die doch mit großem Weltallzauber beginnt) wird damit viel elementarer gleichnishaft in einer Tiefe, die hier im Norden nicht gefühlt ist - kein Skorpion, keine Pinie macht Diesen hier Augen für solche Schau. Der Nächste, wo Menschen wie im Arabischen auf den Dächern schlafen oder auf Hügeln reinen Sternenhimmel um das Haus des Nachbars scheinen sehen und dort hindurch, wird auch so zu einer ganz anderen Erscheinung, zu so etwas wie einem Scherz des Weltalls. Und so der Charakter, die Sitten der Menschheit dort. Die Azteken und Maya in Mittelamerika verdeutlichen dasselbe durch ihre Tempelpyramiden, dazu den Goldblattschmuck und bunte Federspiele. Menschen (auch Tiere wie Adler, Leopard, Papagei, Schmetterling und Fledermaus), die so unmittelbar vor den fernsten Sternsichten erscheinen, wirken daher als feinhäutig oberflächliche Hüllen um Kräfte und Formeln von Kräften, welche mit dem, was Sterne formt, bewegt und scheinen läßt, elementar gleich sind, und unmittelbar dazu. Die Weihnachtssage, und das Weitere, ist eben ein Geschenk der Völker drunten im juwelenfunkelnd klarnächtigen Süden an die weiter im Norden (nicht ganz vergessen: Griechen (...Danaer) haben dem Christentum nach Westen und Norden geholfen). Wenn dort die Sonne am tiefsten steht, direkt vor der Mitte der Galaxis, dann können Menschen hier auch diese sonderbare Oberflächlichkeit, die hautdünne Hülle um Kräfte nach dem Gesetz der Sterne (woher ja auch alle Winternahrung kommt) wahrnehmen ( die mahlende Galaxienmitte als der stark fassende Magen, die Sonne: Solarplexus, oder Gesicht). Der Sylvesterkrach hernach soll diese Elementarwahrnehmung noch vertiefen und verdeutlichen. Was die Menschen auf Weihnachten in sich hineinessen, vor allem Zucker und Würzen, zeigt auf diesen Charakter der Sterne. Zucker und die Kräfte der Pflanzen, die in Blüten und Früchten als Aromate erscheinen, kommen direkt aus der reinsten Energie der Sonne und der Sterne. Alle Kohlenstoffsynthese plus ihrer Nebeneffekte und Auswirkungen, Olefine, Paraffine, Wachse, Zucker, Zellulose, entsteht so unmittelbar wie möglich aus dem reinen Licht der Sonne, der Sterne 54 (die Tiefstheit der Sonne zum leeren Horizont ist leicht lesbar wie: unmittelbarstes, reines Licht usw., so geht ja oft die Schrift der Welt, in Sylvesterhimmeln). Nordische Tempel (Gothenkirchen) stellen sich mehr zum näher wirkenden Zirkumpolarkreis (Radrosette im Giebel), dazu Formensprache wie Frostreif in sternfunkelnder Nacht... Elagabals des Syrers Meteorstein, den er den Römern zutrug (Sonnenkult), womit er aber verjagt wurde, ist vielleicht jener, der nun in der Ecke der Kaaba steckt? Das wäre gewiesen, belassen, gegönnt. Als Rom geendet hatte, nahm der Prophet das Thema auf für die Südseite des Meeres - mit einem Meteorstein als Siegel, als Lizenz, sozusagen. _________ Keine gute Erkenntnis, daher kein gutes Verstehen, Meinen, Tun, Sein usw. (so sagt das ja Buddha), wo der Mensch nicht die richtige Mitte in seinem Erkennen hat. Körperfunktionen konstituieren keine Mitte. Plakatives Erkenntnisinteresse für Dinge, Ereignisse, den Nächsten usw. konstituieren Kulisse, aber keine Mitte. Wer allerdings versteht, sich da oder dort wie in der Mitte der Welt zu befinden - der hat vielleicht dann auch ganz zwanglos eine Empfindung, wo die Mitte seiner eigensten Wahrnehmung daher ist. Es ist so einfach. Die Welt im Weitesten wird bald erkennbar, wo nicht unmittelbare Nähe und Unruhe anderer Elemente das Empfinden vereinseitigen. Wo den Menschen das Echo seiner Gesten nicht mehr erreicht, da ist er schon ziemlich im Absoluten. Dort spricht dann die Welt sogleich eine ganz andere Sprache, die der Elemente; das Fernste wird spürbar und sichtbar, damit ein Horizont und umstandslos die Mitte: Wer sieht das denn! WAS sieht da! Innere Ruhe ist bald gefunden, wo es einem schon physikalisch gar nicht einfallen kann, auf irgendetwas loszugehen - weil da in plausibler Nähe nichts ist, weil's zu dumm wäre, auch nur einen Fuß weit was um Anderes zu geben. Wer sich dort wohlbefindet und öfter in solche eigene Mitte kommt, der hört auf einmal in sich, was das ist: die Vernunft, ziemlich solche, wie Immanuel Kant sie meinen konnte, der ja nicht umsonst Astronom war, das heißt: sich extra solch stillen Raum in Richtung auf das Universum hinzunahm. Der HASE sucht und findet gewöhnlich am ehesten solche Plätze reiner Weite, mit interessant ruhigen Horizontformen. Der Hase baut sich keine Baue, weil es ihm nicht um solche Stumpfheiten geht, sondern um die horizontklare Gelassenheit. Und der Hase weiß recht gut, was Menschen sehen und empfinden, die sich in Selbiges finden, besonders, 55 wenn er es ihnen selber gewiesen hat. Der Hase ist das Wahrtier der Vernunft (...das Kanin das Unwahrtier der Vernünftigkeit, zum Kontrast). Wenn die Vernunft wirklich tief wach geworden ist, dann hört sie auch die Welt selber ihre Sache sagen. Dann sprechen Ereignisse eher als Meinungen, weil die Stimme der Welt aus solcher - Tiefe, sozusagen, aber Raumtiefe oder Konzepttiefe ("Logos"), "spricht", wo menschheitliches Meinen nicht hinredet. Dieses befindet sich damit nur mittelbar, meist parasitär, und Parasiten, wie man weiß, pflegen ihre Vulgaritäten. Die aber blicken nicht weit, sind allenfalls wissend witzig. _________ Heidegger, ach so. Fahrangst. Das "Sein" als ein Vordringen in der Zeit, während in-hinter einem (die Kuh scheißt dazu, mit Meinung) dasselbe vom Nichts aufgelöst wird. Nicht schlecht. Nietzsche kannte diese Prellpanik, die schon alte Reiterfiguren manchmal paranoid wild gemacht hatte, der Effekt parforcehaften Preschens auf einem Pferde, weit über Land, vor dann wieder nahe, vordergründige Kulissen, welche sowohl Pferd wie Reiter durch ihre Echonähe erregen und bimsig machen, die Erschütterung des Hufschlags zuvor usw. als intensivierendes Moment, als maßgeblich für die Empfindungen sonst eben auch: laut, schlaghart und unbestimmt (Hufe greifen und halten nicht) - paranoide Schreckhaftigkeit eben, ein gewisser Binnenhorizont des Pferdegeistes. Nietzsche hatte einen lange nachwirkenden Unfall mit einem Pferd (verletzte sich am Sattelrand), fuhr nach seiner Zeit im Deutsch-Französischen Krieg mit einem Lazarettwagen der Eisenbahn heim. Dann später bewegte er sich wohl (nach Basel? nach Berlin und Italien) mittels der Eisenbahn. Das gab ihm Muße und Gelegenheit zu moralitären Betrachtungen. Auch die Eisenbahn vermittelt eine mildere Form jenes Paranoia-Schocks, den Parforcereiter kennen - die Eisenbahn trägt einen binnen eines, zweier Tage in die fernsten Nahbilder von Landschaften und Städten. Das war zu jener Zeit reizvoll und interessant, führte aber manchmal doch zu einem etwas entgeisternden Befremden, dessen stärkster Ausdruck die desolate Befindung Nietzsches nach seinem Zusammenbruch in Turin darstellt (Turin ist auch ohnehin eine sehr bizarre Stadt). So kann man verludern, wenn einen nicht genug alltägliche Umgänglichkeiten bei Verstand halten; aber die Städte selber, wie Turin, an Kavaliers-Paranoia ohnehin lange gewöhnt, befördern das zudem. Nietzsche selber wußte viel besser eigentlich, wie richtig und gut es ist, sich (allein) kräftig durch gute, helle Landschaft zu bewegen, statt dessen. Wie er schließlich, als er Geldgewinn aus seinen Büchern wittert, ganz banausig aus den Bergen hinab nach Turin zieht und sich dort schmausend, der Musik hinterhereilend, gehen läßt - 56 das kann schon erstaunen! Schließlich entsetzt er sich (da werden Augen-lichter in der Stadt mitgeholfen haben) und wird von einem Freund aus seiner Lotterbude abgeholt und nachhause gebracht - per Eisenbahn. Bei Heidegger wird sich das unbedingt geändert haben. Sein Gefühl von Sein und verfolgendem Nichts reflektiert auf des Erlebnis des Autofahrens in jenen frühen Zeiten, wo sich allgemeines Erleben erst nach und nach darauf einfand. (Den Wechsel von Sein und Nichts konnte ich mir nur wie einen ewigen Phasenkreislauf vorstellen - das gleicht auch am ehesten atomistischen Erkenntnissen.) In den 50ern, als Heidegger lebte und ich erfuhr meine erste Welterklärung bei ziemlich vordergründigen Eltern, da war, bis weiter dann fern in die 60er, dieses Erleben des so vordergründig sinnleeren Vorandringens im Raum sowohl wie Zeit sehr stark, ereignete sich als Autofahrten im dunklen Abend über Dutzende von Kilometern, in ganz solcher Phänomenalität. Wenn niemand hinter dem Wagen herfuhr, verschwand alle Welt wie nichtgeschehen jenseits der Heckscheibe. Heidegger, wie da in der Kompilation seine Merkworte zitiert werden, spricht andeutungsweise vom Lümmeln. Heute, wo das Autofahren ein logistisch organisiertes Massenereignis ist, können Menschen, die auch sonst zu viel Vordergrund und entstellendes Elektro-Lichtwittern blendet, sich das geradezu satanische Abenteuer erster Automobilfahrten auf groben, finsteren Straßen gar nicht mehr vorstellen, und Geistesart, die damit raunend phänomenalisiert, auch nicht sehr. Die Satanik, das Wagnis, das machte sich heroische Verreckgestalt in den Ungeheuerlichkeiten des Staates, vor allem des faschistischen. Es gibt ohne Weiteres noch Zeiten, Touren, Orte, wo dies merkbar bleibt, bei nächtlichen Fernfahrten etwa, die sich nicht zu kurz in den allernächsten Tag hinabbinden, aber die Panik, die allzusehr aus- gebaute Wegenetze ermöglichen, ist von ganz anderem Charakter, äußert sich in Ereignisformen, welche in Amerika ihr Muster haben: Drogen, Rodeos, Zusammenrottungen, dazu Verbrechergesten und solche Extrakicks wie die notorisch immer wiederkehrenden Kindesentführungen mittels Autos etc. etc. Das füllt die Zeitgeschichte mit banalen, fragmentarischen Bösigkeiten, neben dem ohnehin immer weiterwürgenden kleinen Theater alltäglicher Unfälle, bei denen oft Achtlosigkeit eine Rolle spielt, die man sich bei Menschen, deren Sinne mit SINN einhergehen, eigentlich nicht recht erklären könnte. _________ Bei dem, was Platon die "Wächter" nennt, sollte man weniger an die Bewacher (der Herden, der Menschheit) denken als an die Wachsamen, Achtsamen, die, welche eine bestimmte Vernunft in sich finden, eine 57 elementare Wachheit, die im Innersten ihre Welt kennt, sie gelegentlich ausharrt und im Ganzen immer sofort weiß, woran sie ist. So richten individuell lebende Tiere ihre Zeiten und Wege so ein, daß sie immer dann, wenn sie spüren, daß es Zeit dafür ist, eine Weile lang so etwas wie über die Welt kontemplieren, begeben sich an bestimmte Orte, nehmen dort still platz und lauschen. Dazu müssen sie nicht explizit wachen - oft ist es besser, wenn sie ruhen und dämmern, aber sofort erwachen können, wo etwas Interessantes (nicht unmittelbare Reaktion Erforderndes) merkbar wird. So möchte ich meinen, Eulen träumten von den Beuten, die sie in der Folge antreffen und jagen werden. Kühe ruhen lange Zeiten während des Tages und spüren aus dem Leib mit dem Lauf der Sonne. Bei bestimmten Planetenzeiten, wenn Venus oder Jupiter sehr deutlich in den Abend und die Nacht scheinen, sind sie im Dunklen sehr wach, legen sich so in die Weide, daß sie den Planeten selber gut sehen und sich von ihm gesehen fühlen. An einer Stelle meiner Wege fand ich öfter ein vereinzeltes Reh an, das offenbar mit der Strömungsrichtung eines eiszeitlichen Wasserstromes, der dort sehr flach zu einem Senkenrand ins Rheintal sich hinzieht, schaute, stand da für lange und lauschte nur in die Ferne und Tiefe, schrak natürlich auf, wenn ich daherkam, und eilte davon. Zur Wachsamkeit solcher Art gehört auch dazu, daß ich, wo Tiere mir so begegnen und machen sich eine Flucht, innehalte, zuschaue und warte darauf, daß das Tier sich Besseres weiß. Meistens findet sich, daß es in sicherer Entfernung anhält und herschaut; sodann erfolgt ein kleiner gestischer Austausch, mit dem man einander versichert, daß sonst alles friedlich ist, und mit diesem Abkommen gehe ich weiter und bleibt das Tier, wie's sich befinden will. Hasen z.B. tauchen dann meistens deutlich in guter Meinung ab, zeigen mir, wie sie im Grün verschwinden. Im "Staat" beschreibt Platon im Ganzen die Effekte, die es hat, wenn Men- schen zu nahe miteinander leben, vor allem auf anderen Mensch zu achten haben und von dem, worauf sie da achten können, Macht z.B., Geld, Gewalt, wie geblendet sind, davon in heillosen Zyklen durch alle Phasen kollektiver Uneigentlichkeit getrieben (und verlockt) werden. Platon hielt die Tyrannis für die letzte und absurdeste der Staatsformen, sucht aber selber einen Tyrannen mit seinen Ideen eines idealen Staates zu beeindrucken. Das könnte einen wundern. Immerhin aber kann man, gemäß seiner Lehre von den Phasen des Staatslebens, davon ausgehen, daß er meint, Menschen, die beim Letzten, in der Tyrannis angekommen sind, werden danach weniger anfällig sein für die blindlaufenden Hänge, woraus die Dekadenz der Lebens- Staatsgesellschaften erst entsteht. Außerdem darf man vermuten (Platon war nicht mehr jung, als er Dionysios aufsuchte), daß sein guter Geist ihn zu dieser Expedition anstiftete, damit auf die weitere Zeit hin die Energie 58 (Tyrannei) und der Geist in einer bestimmten Verhaltsform miteinander erkannt seien. Späterhin die Römische Kirche hat für lange Zeit ein Regime gehalten, worin diese beiden Elemente dominierten. Dort war es Jedem jederzeit möglich, weise zu sein wie im platonischen Geist, und solche Weisheit wurde ermutigt. Aber in sittlichen und zivilisatorischen Dingen war diese Herrschaftskultur, die ja aus dem späten Absolutstaat des Römischen Reiches hervorgegangen ist, bestimmt und klar bis zur Despotie. Zu diesem Vorigen, etwas weiter hin: Der Name Schiller heißt "Schieler", von "schielen" dem Verb her. Das denkt man sich wohl besser nicht wie eine körperliche Entstellung, sondern eher als die Bezeichnung für eine Art Flunkerblick. Solche Menschen benehmen sich nicht einfach vordergründig geradlinig, sondern behalten sich Façette vor, hören z.B. mit einem wie weglauschenden Blick zu, wenn zu ihnen gesprochen wird, blenden aber einen meinenden Blick hinzu, wenn sie sprechen. Solcherart Flunkergeist könnte man in vielen Menschentypen nachweisen, die in deutscher Geistigkeit sich bemerkbar gemacht haben, als starkes Beispiel Hegel. Dort baut man eben darauf, daß Menschen - aus der Kirche her z.B. - gewöhnt sind, zu hören, spricht zu diesem vorgestimmten Geist in ihnen und hört selber mit etwas anderem Sinn. Was Kant über Apriorik in der Vernunft bemerkt, gehört wohl dahin. Menschen stehen voreinander dabei als separate Figuren, als Vernunftwesen, haben sonst keine Interaktion zu gehen. "Schielen" mag auch heißen dieser bedenkerische Blick, mit dem jemand sich sinnend von innen in die Braue schaut. Dieser Blick gewinnt Extrabedacht, wo Menschen gelernt haben, Gestirne zu bemerken und zu beachten. Bei manchen Konstellationen und Traversen von Mond & Planeten so weit durch den Himmel, daß sie nur noch ein ungefaßter Blick wie mit der ganzen Stirnseite auffassen kann, entstehen von selber solche Respektivitäts-Seitenblicke, wenn unterm Tag, wo man zuvor den Himmel frühmorgens so gesehen hat, der noch sichtbare Mond den Sinn damit latent gegenwärtig hält. Das sind Namen (Worte) und Gewahrheiten aus einer älteren, einfacheren Zeit als dieser, wo die meisten Menschen die Grundelemente solcher Gewahrheiten gar nicht mehr wahrnehmen können in den Vordergründig-keiten ihres Tagwesens. Viele Menschen meinen zu wissen, was die Planeten sind, aber haben ihrer Lebtag noch nie mit Bewußtsein und wissendem Verstand auch nur einen davon gesehen und erkannt. ("Schieler" könnte man übersetzen wie: sonderbarer Seher.) _________ 59 "Ich hab' da noch 'nen Bacchanten"... _________ ...psychologisch stäupen... statt dessen (Frankreich): couper la tête, das kann heißen, den Kopf ABschneiden, oder, geistiger: einen Kopf in Form bringen, wie: ihn aus einem Material herausarbeiten... _________ Möglichste Posse: falsch bediente Gier... _________ Sich totstellen (der Philister):"ich höre nicht, ich bin nicht für Sie, und ich existiere nicht, wo ich nicht WILL!!" Ach Du je. _________ Nerds: der Sinn für neurotische Nuance... _________ Kasuistik der Daseinsmenagerie. Das 19. Jahrhundert, von Napoleon praktisch mit Ägypten bekanntgemacht, verlor sich bald entzückt in die geistigheitlichen Witzigkeiten, welche diese eigentlich nur demonstrativ erneuerte, aber nicht so neue Bekanntschaft mit sehr altem Weltgeist einherbrachte. Für den lebensnäheren Horizont setzte es von vielen Denkern Gedanken, die eigentlich nicht weit von der Daseinspsychologie des Thoth (der schon die französische Revolution inspiriert hatte - da hatte alter phönizischer Blutgeschmack zugespielt) entfernt sind, inclusive eines Operettentenors: es darf alles wahr sein, aber Sot (man beachte die phonetische Nähe zu "Thoth", gezischelt) muß man sein können. Das wackelt da durch allen Realismus, Materialismus, die Lebens- und Daseinsphilosophie und so viele Böhnchen - es ist ein Zoo. Derlei richtet man zu jener Zeit auch mit neu-gefundener Systematik ein. "Sein", bei allem Durcheinander, was sonst mit diesem Begriff so stattfindet, fand damit auch eine neue Darstellungsformel, die einfachen, aber wachen Geistern eher inne wurde als der schriftfixierten Philosophen-Literaten-Zunft. Sein, das ist im Natron-Phosphat-durchklärten ägyptischen Auge diese sonderbare, der "Idee" Platos wie Glasfluß dem Tautropfen ähnliche Qualität, die manche Schriftkartuschen selbst (gerade) dem naiven Blick zeigen, indem die darin eingeschlossnen Chiffren einander erläutern und belichten, daß in einem Prozeß der Abstraktion und Verdichtung zugleich eine klare Wahrheits- 60 empfindung darin auftaucht, welche nicht mit dem möglichen Bedeutungs-wissen, dem Wert der Chiffren alleine sich erklärt, die damit sogar überhaupt nichts zu tun hat. Strukturalismus späterhin und andere Nebentöne in philosophischer Raisonnage demotisierten in ihren jeweiligen Zungen peripher oder so daran entlang und hielten das alles in einer meinungslosen Nähe, so, wie man sagen könnte, die Wortzeichen auf den Mumienbinden hielten die Mumie selbst in der Nähe und damit das Leben des Pharao auch, mit allem, was dort ganze, einmalige Wirklichkeit umher gewesen ist. Die Pharaonen stammen von Jägern ab, das sind keine Sitzer. Da ist Tanz. "Sein" nennt man nun also einen erkennbaren Zustand, der nur in der Erkenntnis selber merkbar wird, einem sonderbaren Animationseffekt gleich, wo die Chiffren einander erst begrenzen, dann ergänzen, dann erläutern, sodann sich wie Augenaufgehen beleben, und wenngleich die Chiffren und was ihnen real entspricht, darüber wie unwesentlich werden und sich als Realwert entwerten, so ist doch, was sich damit im klaren Erkennen einen "Namen", einen Geist, also diese sich verselbständigende Bedeutsamkeit reinen, aber artikulierten Bedeutens gemacht hat, realer als alles, was Element hinzugab inclusive des Erkenntnisweges. Das heißt "ah, je vois" bei Descartes oder die kluge Erklärung in Platons Brief, was die Idee, "das Noch etwas" sei, wenn der Begriff nur erläutert hat, das Konzept klar ist, und alle Erläuterung um soviel zu viel, wie Worte zuviel sind über "Namen", die nur noch Präsenz sind, nicht mehr umdeutet werden müssen (oder so: wie der Hörende die Idee des Gesagten hat, wenn doch die gesprochenen Worte schon vorüber und verklungen sind). Daher auch heißt es bei den Juden (Israeliten), NACHDEM sie aus Ägypten wiederkamen: der Name Gottes ist unnennbar, und Gott selbst zu denken schon - ist ein Frevel. Dann viel Erläuterung seines Zornes und all dessen, damit klar ist, wie schon das Bezeichnen dieses Verhaltes zuviel des Meinens ist. Einzig, was wie das Gesetz vom Berge her als der Logos aus der geistigen Wirklichkeit selber wie selbstverständlich spricht, mag wahr sein als wie Gottes Wort, aber "als wie" - darüber begann der Tanz um's Kalb und weiter ging's mit aller Umspringerei seither wie gekannt. Die Juden sind eben ein daseinsfrohes Völkchen, und DÜRFEN nichts Anderes sein. Dies alles, wie Platons Brief sagte, sind nichts als frivole Gewohnheiten von Geistern, die zu sehr mit ETWAS meinen müssen, anstatt nur zu sein, wo Sein ist. Sein ist seither in tausend Façetten als ETWAS, irgendwie, identifiziert worden, aber nichts, wirklich, erklärt, was es ist, wie der naive, wache Blick eines Kindes, das diese oder jene Bildzeichenkartusche aus ägyptischen Horizonten schaut; mir selber ist das so gegangen in erster Kindheit, und nicht umsonst malen die Ägypter den Pavian Thoth als 61 Zeugen neben viele Schriftzeichenwände, nicht umsonst besteht die Schrift aus selbstredenden Bildzeichen. Deren Selbstredendheit sagt - und das versteht jeder Pavian: das, was die Zeichen miteinander sagen, ist so selbstredend klar in dem, was es miteinander heißt, wie die Bildklarheit jedes einzelnen Zeichens, und mein kindnaiver Blick, als er, der Bildhaftigkeit wegen länger schauend, sich dem, was da miteinander spricht, innewurde, verstand wie in wissendster Verblüffung: ja klar, wie sonst soll das auch sein. So, wie mir ohne jede weitere Erläuterung, nur durch meinungslos inter- essiertes Hinschauen, dies innewurde, und darauf die Augen ohne jede Meinung über die BEDEUTUNG der Zeichensinne aufgingen, blank, hell, erleuchtet ohne jeden fremden Inhalt, so entsteht "Sein" in der Chiffre selber, wenn nur ein unbefangener Intellekt wahrnimmt, daß diese Zeichen wirklich etwas miteinander sind, das sich nicht in der Erklärung von irgendetwas sonst gebraucht. Deswegen gelten ja Kartuschen als NAMEN, etwas, das an sich nur spricht, zu einem Geist gehört, aber keinen Gebrauch eigentlich beweist. Ich selber gewöhnte mich damals gerade daran, einen Namen zu haben, damit auch: zu sein, was sich mit diesem Namen (einem Namen an sich) befindet. Damals gab's oft Rosinen zu essen und Zitrone, und ich hörte öfter von Syracus, auch von Paris, und derlei. Man erläuterte später auch: Kartuschen sind also Namenszeichen; dazu gehören Menschen mit ihrem Leben, und diese Leben wieder bedeuten ein Reich, ein Befinden, eine Geschichte, ein Geschick, Kultur, die aus Leben und Leib einen Begriff machen wie die Kartusche aus den inbegriffenen Zeichen usw., und die Welt geschieht ja, nicht nur mit jenem, wozu die Chiffre sich zeigt, sondern allmählich auch mit meinem eigenen Leben, das nach und nach, fast meinungslos, eine Gestalt gewinnt. Das alles sind nur Nebensachen, Existenzgeräusche, wie auch mein eigenes, wirkliches Leben nicht leicht etwas Wichtigeres sein will als Geräusch um nichts als Existenz. Sein, um damit wieder zu beginnen, ist aber eben NICHT das, was das Erkennen meint, in seinem Realisationsakte zu bemerken, ist nicht abhängig von solchem Erkennen, so wenig der mit dem Namen Bezeichnete von meinem Erkennen oder dem Bedeutungsverstehen seiner Namenskartusche abhängt. Aber ohnehin sind alle diese Verhalte, die das Gewahren formen, nur existenziale Beiläufigkeiten. Husserl, der sonst nur kognitive Fingerspiele absolviert, erläutert an einer Stelle, die Formel für die Beschleunigung im Gravitationsfeld sei nun mal elementar wahr und von bewußter Realisation unabhängig so, dazu auch dann prinzipiell dasselbe, also wahr, wenn dieselbe Formel mit anderen Größen, sogar mit anderen Formelelementen sich schriebe. Das leuchtete mir ganz unmittelbar EXTRA ein und ist für meine sonst naive Meinung das Substantiellste, was er je gesagt haben 62 wird - weil er da etwas sprechen gemacht hat, was ja auch für sich spricht und immer wahr ist mehr als nur, daß es real ist, als so abstrakt realisierbarer Verhalt in der wirklichen Welt selber. Bei Einstein hat sich zu vergleichbarer Zeit gezeigt, wie interessant solche Elastik des Auffassens die Weltidee zurechtzustellen vermag. Es eh ist aber so, daß das Sein offenbar eine Qualität mehr, nicht: bekommt, aber: zeigt, indem ihm das Erkennen so meinungslos klar auf die Schliche kommt (zu jener Zeit schlich ich auch öfter meiner Schwester vor oder nach und erschreckte sie, indem ich mich hinter Türen versteckte, wohindurch sie kommen mußte - es waren das eben Zeiten, wo wir noch nicht mußten geworden sein, gar etwas gewesen - es geschahen lauter elementare, rein wahre Dinge). Sein ist also diese Qualität, die nicht ein Ding, ein Lebewesen, ein Zeichen, ein sonstwie erkennbarer Zustand hat, sondern etwas, das sich nur durch einen realisierenden Vorgang des sich unbefangen interessierenden Erkennens erschließt, von diesem selben Vorgang aber nicht erklärt und bestimmt wird. Deswegen z.B. ist es egal, ob ich die Kartuschenchiffre begrifflich verstehe - ich verstehe, wie darin das Sein offenbar gerne wartet, erkannt zu sein, aber nicht alleine darin besteht, dieses Zeichen zu sein oder zu geben. Es ist im Abstrakten real, und es dort zu erkennen, verdeutlicht zugleich, was das ist, diese Sphäre, die nur im Abstrakten gewahr wird, oder in solcher Weise. Es wurde damals das Wort "abstrakt" sehr populär, man sprach viel so und illustrierte den Begriff auf mancherlei Weise, als Mathematik, in den Künsten usw. Auch sonst wurden ja Worte, und was sie meinen, auf gar sonderbare Weise zugetragen. Ich hatte eine gewisse Ahnung von dem, was der Dreißigjährige Krieg, der Siebenjährige waren, wer Napoleon usw., lange bevor Geschichte mir schulweise verabreicht wurde oder das Kriegswesen desselben Jahrhunderts erläutert und dokumentiert. Darin auch aber bin ich offenbar in kompletterer Weise informiert worden weit über das hinaus, was heutzutage das meinungsvolle Halbwissen der Öffentlichkeit dazu sein soll. Die Koketterie dessen, was mir das "Sein" mit seiner Erkennbarkeit zu merken gab, zeigte sich ebenso in der nächsten Umgebung, aus der Haltung und den Gesten einer Architektentochter, ein Jahr älter als ich, deren Haus angenehm ordentlich und fein proportioniert war, darin, so weit ich mich entsinne, ein sehr großes Foto des Andromedanebels und sonst ein moderner, abstrakter (eben), ganz sachte ägyptischer Akzent, ein Bild der Pyramiden oder irgend sowas. So ist das nämlich, lachte und zierte es aus ihren Gesten. Das Tollste aber ist der Aspekt, daß das SEIN nicht nötig hat, existent zu sein. Zu erkennen, daß es in reiner Wahrnehmung möglich ist, sich in solcher Form 63 erweist, verdeutlicht, wie da und daß da eine Dimension ist, die sich meinem naivsten, meinungslosen Gewahren so erschließt, aber das, wie gesagt, ist Akt, ist Existenz, die einen Verhalt für das Erkennen erschließt, der über Akt und Existenz hinaus nur eine Dimension hat, aber keinen Inhalt. Das, was SEIN ist, ist damit vollkommen verdeutlicht, aber die Verdeutlichung ist nur der NAME des Seins, das damit einen Ort hat im Gewahrsein, das, einmal erkannt, so etwas wie absolut kognitiv präsent ist, oder: nur präsent wie kognoszierbar, aber die Erkenntnis dazu kann nicht aufgesucht werden, erschließt sich eher, wieder, wie im meinungslosen Gewahren dessen, was die Zeichen in der Kartusche sind über den Verhalt hinaus, daß sie sich so befinden usw. "Ach ja, ich bin" sagte etwas dazu in mir selber wie eine klare, wache Seelenstimme, und Engel waren damals auch sehr reale Wesen, undiskutiert, weils an Engeln nichts zu deuten gibt. Es gibt sie, oder es gibt sie nicht, aber was sie sind, bedarf keiner Debatte. Mit diesem allen verhält es sich also ganz gleich wie mit dem woanders hier Erörterten, Platon, Zeit, Ewigkeit, die Spiegelung im fernen Auge Gottes, und daß es keinen Sinn hat, auf Gott zu zeigen oder nach ihm zu schreien, ihn zu behaupten oder was immer. Ich kann mich befinden wie Platon in diesem Gleichnis von Selbst, Zeit, Ewigkeit usw. und mich so halten und behaben, wie es der Sinn mit dieser fernsten, absolutesten Perspektive ist. Ich kann auch merken, wie mein Befinden und die Welt um mich her aus der guten Ordnung gehen, sollte ich diesen gleichgültig wahrscheinenden Belang in Meinen und Tun leugnen oder negieren. Mehr kann ich nicht, und mehr kann niemand. Es gibt ja auch die regulativ nützliche Gewahrheit für das Gute. Wenn das nicht genügt, ist ohnehin nicht viel Wahres übrig an dieser Welt, von der aber banalstes Erkennen wohl zu merken weiß, daß sie wahr ist in etwas expliziterer Form als, daß sie nur real ist, nur existiert. Dies zu bemerken braucht es allerdings etwas Zeit, etwas Geist, etwas Vernunft. So, wie da eben erläutert, beim Hasen. Ach, ist das alles ausführlich, wo mir doch eigentlich nur ein paar merkwürdige Seitenblicke einfielen zu Nietzsche, der von Leopardi spricht, und Leopardi, das ist jener junge Mann, den sein Vater in einem Ort oben auf dem Berg weit über Rimini einsperrte, weil er ihm zu frivol war - so präzisiert sich ein Aspekt der sittlichen Eifersucht auf jedes Eigene, in der bigotten Sorglichkeit eines Vaters, der seinen Sohn meint daran hindern zu müssen, daß er ihm Schande mache. Aber solche Idee von sittlicher Gewalt ist in sich selber schon frivol. Ja eben, sagt das, frivoler Vater, frivole Gefahr der Sohn. Leopardi mußte sich einsperren lassen wie ein Bildzeichen in eine Kartusche, und alles, was es sonst von ihm zu wissen gibt, das sind diese sonderbaren, mythisch animativen Skizzen, die ebenso in zeitlosen Absoluten oder Totalen 64 bildzeichenhaft deutliche Wesenheiten miteinander sprechen lassen, absolute, kleine Unterhaltungen, wie sie auch ein mickymausiger Pavian sich vorstellen könnte, so, wie er sich die Wahrheit einer ägyptischen Schriftwand vorstellen kann - mit allem Erkennen des auch darin explizit Absoluten, wie im Vorspann hierzu beschrieben - weil man ihm seine eigene Figur dazugemalt hat. "Das verstehst Du", sagt das, und der Pavian versteht, wie nur irgend einer. Wie er BEGREIFT - das ist etwas Anderes; da muß er erläutern, aktualen Subtext produzieren in den ihm möglichen Gesten, und das kann so oder so abwegig sein, weil seine beste Kunst darin besteht, Gesten durch die fassungslos meinungsunfähige Nurgewahrheit diverser Selbste so davon-zuschicken, daß im Gange alltäglichster passagerer Weltbewegungen konzeptioneller, aber nicht allgemein gewahrheitlicher Seelengleichheit, oder so, das, was er meinen kann, irgendwo als Ereignis zusammenkommt, und das wird dann schon sprechen und sagen, was es meinen will. Das heißt bei ihm Logos; da ist er, was die Griechen dazu brachte, den Thoth dem Hermes gleichzusetzen, denn so geht sie, die ägyptische Seelenwanderung. Leopardi also schrieb kleine Geschichten wie Schriftkartuschen so gefügt, und nicht die Zeichenhaftigkeit und deren Animation blieb übrig im Gedächtnis davon, sondern eine Ahnung, daß derlei eine Kartusche ist und daß die Elemente in ihr miteinander sprechen, wie die zeichenhaften Wesen das dort tun, und: Leopardi mußte sein, was er nicht sein wollte, weil er war, was er nicht sein sollte. Rotieren leise umeinander Sein und Nichtsein - wo auch ist Geist, der nicht im einen oder anderen NUR sein kann. Nietzsche findet auf Leopardi zu weisen, ohne genau zu werden - das tut er oft, stellt sich zu Zeit- oder Geistesgenossen wie Chiffren sich zueinander in ägyptischer Schrift. Leopardi ist auch der Name, hergeleitet von einem Tier, desgleichen man schon lange aus Gelegenheiten kannte, da fand es sich eingesperrt wie das Zeichen in die Kartusche. Leopardo heißt Parther- oder Perserlöwe - der Pavian in manchen Gegenden hat öfters Streit mit Leoparden, und die Bosheit beider füreinander hat den Tenor: der ist frivol, der Pavian dem Leoparden, dieser dem Pavian. Die haben ein Charakter- argument miteinander, ein geistig-ungeistiges, so und so. Ich selber finde Leoparden geistiger, und die Frivolität des Pavians hat einen funktionalen Sinn, indem sie ein Mobil macht bei seinen Strategien, wie man durch leere, nur auf seine Frivolität starrende Seelen hermetische Witze in Bewegung hält, fernhin, wo ihm derlei hinweiß. Nietzsche plaziert sich auch gern zum Persischen, deutet das Parthische an, indem er sagt, Rom sei der letzte Platz für einen Philosophen usw. wie kann er das wissen, wenn er nicht dort gewesen ist - es ist doch genau umgekehrt! Aber er sagt das nur, er stellt sich in eine Chiffre, die von Anderem spricht usw. usw. usw... 65

09:41 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


2 ...Fortsetzung 1

Posted in nicht spezifiziert
die keine Kritik erfahren, keinen Grund haben, und auch keine brauchbarere Wahrnehmung zu ihrem Thema leicht neben sich zuließen - dafür sind sie, nicht in den Prinzipien, doch in der Form zu kategorisch. Es ist eben zu merken, wie ihm der Schatten eines ziemlich bösen Königs zu nahe ist. Der Preußenkönig ist nicht Heraklit, und Kant ist nicht Platon. Der vernünftige Geist ist nur wahrhaft, aber nicht souverän wie ein König, der sich das Königsein erübrigen kann, oder ein Aristokrat, der weiß, was er an der Welt schon hat und den Weiteren nicht mißgönnen muß, was sie ohnehin nicht haben oder missen werden. Kant, Beispiel (erläuternder Text): Sittlich gut...einzig die Handlung, die aus Pflicht um der Pflicht willen, also aus Achtung vor dem Gesetz geschieht. Undsoweiter. Das ist zu stark. Sittlich getan ist, was die Sittlichkeit in ihrem guten Sinn beläßt, was ihren guten Sinn sogar ergänzt und bessert. Schon bestehende Sitte ist nicht genug. Wo bleibt die Transzendenz des Erkennens! Das Gesetz (die Wahrheit) will erkannt und geschätzt sein. Sonst ist es nur Raison, oder Gebot. Diese aber sind unvollkommen. Deswegen nenne ich Kant verstiegen - in der Praktischen Vernunft geht alles über Bord, was er in der Reinen Vernunft zurechtgestellt hat. Eher beiläufig aber nachhaltig weckt er daher in Mitschauenden den Sinn dafür, auf die Umstände des Denkers mitzuachten. Er gibt sich uneigentlich, und das bringt das Erkennen weiter, in Konsequenz. "Wer sittlich gut gelebt hat, ist der Glückseligkeit würdig" (so der Text). Nee nee: wer sittlich gut lebt, IST glücklich. Das ist ja gerade das Ideal der Eudämonie, und die Sittlichkeit BEGINNT mit dem Blick müßiger Gelassenheit. Wer das nicht kennt, kommt aus sittlichen Mühen nicht einfach dorthin. Alle gute Philosophie erläutert dieses Prinzip sinnstiftender Muße, unwissend verfehlender Unmuße in tausend logischen Gleichnissen. Kant ist eben sittlich, raisonniert als ein sittliches Subjekt wie jedes mögliche andere. Platon aber ist frei, und niemals etwas Anderes gewesen. Auch da aber hapert's (Dionysios), wenn's um sittliche Dinge geht. Philosophen haben 25 eben öfter die Nötigung, sich hinsichtlich der Sittenwelt uneigentlich zu geben (Sokrates), im Widerspruch zu oft reinster Freiheit im Selbstsinn, ihrer Erkenntnisse. Kant ist Protestant! Stell Dir vor: nicht die ganze Tradition nur, sondern die darin abgebildete, wahrste Wirklichkeit (das Thema Heraklits also wieder) verschwindet im Siebsand einer immer gleichen, vernunfthaften Gleichzeitigkeit (was Nietzsche den Augenblicksgeist, den letzten, nennt) - das ist doch fürchterlich. Was in der wirklichen Geschichte praktisch, und hinzu geistig Realität bewiesen hat, das ist doch nicht nur Raisonnement über Vermeinbarem, so, wie die Reine Vernunft nur von ihren eigensten Voraussetzungen gegenüber der immer unmittelbaren und mittelbaren Realität ausgehen kann. Was er dazu schreibt, ist so genial, so final gut. Und dann das Ausweichen in zeitlosen Konventionalismus - typisch protestantisch, typisch Sand. An sich wäre allem Raisonnement, das meint, zu Gott sich etwas denken zu müssen, also: meinen zu müssen (die Schrift kann nicht lächeln, aber immerhin, wie bei Platon, Vorstellungen produzieren, die lächeln machen – jeder logische Gottesbeweis ist Nichts, dagegen), wäre eine längere Erörterung beizugeben, wie eigentlich die Ahnungen, welche eine Metaphysik auf einen fernsten, gültigsten Gott bringen, entstanden sind aus einer langen Erlebensgeschichte des Dämons, des Divischen und des Titanischen. Das vergessen sie so vollkommen, da hilft keine Meinung, keine Logik mehr auf. Dieser Geist, der durch die Bilder (eidos, eben) der Menschenwelt solches numinoses Empfinden stiftet, welches sodann erfreut sieht, wie solcherart belebtem Wahrnehmen die Welt auch besser, wahrer antwortet, läßt eben vermuten, so wie ein meinungslos nur gegenwärtiges Lächeln, daß die Welt selber, als Ganzes, auch einem solchen Geist entspringt und entspricht, und die wirklicheren Gründe solchen Empfindens suggerieren sich als das Pneuma, also eine wie Atem so reine, elementale Wirkung, die ein jedes Wesen und Ding in seine Gestalt bringt, es dort in sich erhält, und den Logos, der erkennbare Weg, den solcherart die Dinge in der Welt miteinander nehmen. Aus diesem wieder emaniert ein elementareres Pneuma, aus welchselbem wissendes (nicht nur Wissen meinendes) Erkennen entsteht, in wahren Geistern wahre Per- und Konzeptionen erzeugt. So einfach ist das doch. Das ganze Reden, Meinen und Raisonnieren mit Gott und vor Gott - Kant selber stellt das doch so wahr heraus - ist nur Philologie, Griffekloppen mit einem Begriff, den man nicht selber haben, aber auch nicht verwerfen kann. Das kommt nicht klar, und, wichtiger: mit dem Begriff eines höchsten, letzten, alles durchwirkenden Gottes (verkapptes Abbild eines verabsolutierten genealogischen Prinzips) ist die Dämonie der Nur-Sittlichkeit 26 in ihrem besten, bösesten Argument geblieben: schon über den Daimon der Urgesellschaften kam ja keiner hinaus. Vor dem Geist müssen sie alle brav sein, und keine Geistigkeit konnte ihn daran hindern, nun mit feierlich rationalen, religiösen Argumenten ganz wie in ältester Dämonenzeit zu schänden, zu töten usw., da hat sich wenig geändert. Die nicht Freien hören nicht, außer in ihren letzten Hörigkeiten. Auch das ist wohlbekannte, namentliche Geschichte. Wo nur Sittlichkeit ist ohne die originale Freiheit des erkennenden Geistes, da ist die Welt des Guten schon lange zu Ende. In der Kritik der Urteilskraft weiter mit solchem Zeug. Kant ist ein guter Astronom gewesen, doch er lebte nicht mit der Natur, in einer Gegend, wo diese ohnehin eher arm ist. Daher konnte ihm nicht leicht innewerden, auch aus anderen, konzeptionellen, zivilisatorisch-sittlichen Gründen usw., was hier als wahrscheinlich erscheint (Darwin und das Weitere haben ja auch Phänomene zu sieben und den Blick für's Mannigfache zu klären geholfen), daß nämlich die verschieden phasierten Rhythmen und die Charakteristiken des näheren Weltalls (Planeten) Kraft- und Raumnischen an diesem Planeten vorprägen (vergleichbar dem Atem-Raumfeld um ein fliegendes Insekt), wohinein physikalische Wahrscheinlichkeit sich eher gefordert als getrieben hineinentwickelte, wonach dann Interdependenzen (Interferenzen) im so schon Entstandenen das System vertieften und variierten. Das nimmt den getriebenen Zweckbegriff aus der Teleologie. Es KONNTE so sein, also wurde es. Die gewöhnliche Entstehenserklärung stutzt zu sehr, schaut zu sehr nur vor das einzelne Ding oder Wesen, und borniert sich da. Diese andere, mehr dem Pneumabegriff entsprechende Erklärung hat zwar nur den Funktionswert einer inspirierten Hypothese, weil ein mechanistisch -physikalischer Beweis, seines zu kurz greifenden Aktuationsbegriffs wegen mit nur unmittelbaren physikalischen Elementen, zur Verifikation nicht taugt, aber ist dafür eben das, was Platon eine Idee nennt, den Sinn vom Ganzen her (das richtig ERKANNT sein will, nicht nur irgendwie begriffen) auf das mögliche Einzelne und Besondere bringend. Das Ganze ist ohnehin immer allgemeiner und eher als jedes Einzelne. Kein Ontologe würde das infrage stellen. So gesagt: dieser Ort, der Planet im Ganzen, ist aus dem allgemeinsten All in solcher Weise gut gesehen, daß in diesem "Blick", der Lichtheit (prädisponiert, vergleichbar der prästabilierten Harmonie), die Phänomene des Mikrokosmos (wozu alles Leben gehört, der mannigfachen Mikro- funktionen wegen, die in ihrer Phasenharmonie erst Leben ermöglichen) in solche als pneumatische Elastik erkennbare Kraftnoduln hineinfinden, Leben konstituieren, und anderen, statisch-dynamischen Kraftlinien und Feldern selbstentwickelnd folgen (Luft-, Wasserströme, Perspirationsformen, 27 Schwer- und Fliehkraft in ihrem Wechselspiel usw. das ist doch alles nur klar). (Nur unaufgeklärte Kinder, denen man nichts Rechtes sagen will, fragen doch verbohrt nach dem mechanischen Grund ihres Daseins, und ihre Eltern dürfen nicht ordentlich antworten - da ist das Motiv: aus dem Pneuma, aus der Liebe, auch nicht recht glaubhaft. Also...aber da wollte etwas. Die reine Möglichkeit neuerstehenden Lebens wollte gut gesehen sein - wenn schon nicht in der natürlichen Idee der Subjekte, die's zum Meinen braucht, so doch in der Physiologie ihrer Leiber und einer Welt, die ihnen die Kraft und Fähigkeit dazu gutsah, usw. usw. Wieso sollte das All, im Prinzip, das Leben selbst auf andere Weise herbeisehen!) (Das Problem der Freiheit ist damit gar keins mehr. Das Leben ist so frei wie die Materie, aus der es besteht, frei ist, sich in die präformierte Möglichkeit des Soseins zu finden. Die prästabilierte Harmonie ist eben nicht nur eine fazile LOGISCHE Meinung, sondern ein sehr fein am wirklichen All postulierbarer, realer Verhalt. Oh, der Leibniz ist so klug!) Kant, so zu sagen, hat kein Argument mit dem Geschmack. Das will nicht wundern bei einer Lebenswelt auf dünnfühligem Sand und fehlt auch Menschen, die ihm mitmerken, nicht so sehr. Aber die ganze Sache ist es damit leider nicht. Genial ist er vor allem bei dem, was Andere im Abstrakten schon weitgehend vorgerichtet haben - da kommt er auf letzten, klaren Grund. Zugleich ist dies aber auch verstehbar wie konsequent zu Ende geführte Logistik; deswegen heißt es ja: Reine Vernunft. Wenn man die Aporien als witzlos beiseite läßt, die Ring- und Fehlschlüsse entlarvt und erledigt, sich konsequent nur an ontisch klare Prämissen und solide attachierbare Logik hält, so kann nichts Anderes dabei hervorschauen. Im Prinzip wendet er nun die Descartesche Methode nicht nur auf das Subjekt der Erkenntnis an, sondern gleich damit auch auf's Objekt, das Ding an sich nämlich. So wie vom Descarteschen Subjekt nur das reine, unmittelbare Erkennen übrigbleibt auf einem nicht weiter reduzierbaren Seinsgrund, so bleibt vom Objekt, dem Ding an sich, nur die Tatsache, daß es existiert und erkennbar bleibt. "Ah, je vois" sagt Descartes, und Kant, der Astronom, zeigt trocken, sinnig, daß man durch das Teleskop von zwei Seiten durch- schauen kann - daß da von zwei Seiten etwas durchschaut. Und mit dem Rest der Menschheit will er nur seinen Frieden, da ist er das trocken protestantische Gegenbild zum fiebrig leidenden, so immens katholischen Pascal, den der Gedanke alleine schon leiden macht, von der Menschheit überhaupt etwas wollen zu müssen. (Der arme Pascal, vom Fieber der Kuh geschlagen - Grimmelshausen kolportiert, Heraklit sei so jung gestorben wie vergleichbar Pascal, in eine frische Kuhhaut gewickelt, die seine akute Krankheit lindern sollte. Da gehören wohl zweie zusammen.) 28 Die Aprioriker haben ja ein Argument, aber sie geben ihm nicht ganz die richtige Beleuchtung - die Selbstverständlichkeit, mit der das Argument verwendet wird, verbirgt eine subjektivistische Tendenz, die nur halb so störend wirkt, wenn man noch ein wenig was hinzuerklärt. Der Begriff "Vernunft" zum Beispiel wird meistens in solch einem geradezu onto- logischen Jargon angewendet, bei dem man meinen soll, derlei komme von Nichts. Dem ist natürlicherweise nicht ganz so. Nicht Jeder kann still allbewußt in seinem Sinnen-Atemleib so ruhen wie Platon, in diesem Ideal- zustand körperlich-seelisch-geistigen Befindens sich von zephyrfeinen Lüften und dem Feuer der Sterne zu Gedankenreichtum anregen lassen. Was in der allgemeinsten Gewahrheit schon der kleinen Kinder das weckt und unterhält, was später dann, in entwickelter Form, die Vernunft heißt, das sind die kontinuierlichen, wie gestisch so wahrnehmbaren Ereignisse im Subtilbereich natürlicher Umgebung, angefangen mit der langsamen, aber durchaus merklichen Bewegung der Sonne, des Mondes auch, und der Sterne, dem Irisieren dieser in flimmernder Nachtluft, dabei auch die überzeitliche Quasigestik des Lichtwechsels im Mond, dann feiner Wind zum Beispiel, der zwar unmittelbar nur Reizwirkung hat, aber in seinen Modulationen über längere Zeit den damit konsonanten ganzheitlichen Empfindungen (Grenzeffekt: Gänsehautfrösteln) "spricht", d.h. eine dem Körper und der Seele wie gestische Zuwendung so sympathetische Gewahrheit unterhält, usw. Hinzu die Gestenspiele der Tiere, fließendes Wasser, Bewegung im Feld und auf der Straße. Zuletzt aber und am deutlichsten in der Entwicklungswirkung auf die expreß vernünftige Welt- wahrnehmung der Ton, die Laune, die Meinung und Bestimmtheit der Sprache, auch im Tun, der Menschen, die für ein Kind ganz selbstverständlich so sehr Teil der Selbstwahrnehmung sind, daß es sich als fast identisch damit empfindet. Da am ehesten verdeutlicht sich, was es vernimmt; das Vernehmen solcherart, aufgelöst in einen allgemeinen Grundtonus lebendiger Wahr- nehmungsfähigkeit, der Bereitschaft, die Welt so bestimmt und bestimmbar gewärtig zu haben, nennt sich Vernunft. Angeboren ist dem Menschen und jedem Lebewesen dazu nur die Materialität seines Leibes, die Gewahrheits- fähigkeit seiner Sinne, die aus dem Atemgeist und den Bewegungssinnen sich ergebende Selbstverständlichkeit des Subjekt- oder Selbstseins als der natürlichen Antwort auf den Unterschied zwischen körperlicher Eigenheit und vielfältiger Welt. So, wie die ganzheitlichen Reizkonglomerate in der Lebensumgebung nicht per se monoton sind, kommen und gehen und oft gar nicht unmittelbar bedeutsam sind, sondern sich nur allgemein ereignen, erzeugen sie eine seelisch-sensuelle Resonanz der positiven Gleichgültigkeit, und damit einen Ansatz, in Aktivitäten z.B. auszuwählen 29 zwischen Möglichkeiten, damit eine elementare Freiheit, die ja schon in den natürlichen Variationsmöglichkeiten der Körpergestik ursprünglich gegeben ist. Daß man mit solcherart subtilgestimmter Vernunft (bei Kant in den Schriften der Praktischen usw. Vernunft klingt das verdächtig nach einem Tarnwort für "Vernünftigkeit", was ein Begriff ist für reine, horizontlose, jenseits aller Rechtfertigungsmöglichkeit nur voluntaristische Konventio- nalität) auch remote Wesenheiten jenseits der unmittelbaren Sinneswahr- nehmung und Begrifflichkeit auffassen kann, ist nur natürlich, indem der Atem z.B. im metabolischen Grund der Sinnesgewahrheit eine langsame Eigenzeitwahrnehmung erzeugt, die in einem Phänomenhorizont mit den langsamen Ereignissen der (vor allem natürlichen) Umwelt ist (sinnigerweise finden manche meteorologischen Formspiele wie die Veränderung des Wolkenbildes in etwa dieser Geschwindigkeit statt). Außerdem müssen ja bei der sehr vielfältigen Sinnenhaftigkeit der Phänomene die Sinne selber in wechselnden Konfigurationen sich koordinieren, in zudem einer (z.B. retikular vermittelten) Wechselwirkung von Aktion (oder Zuwendung) und Perzeption. Alleine schon die Integration der Sinneseindrücke ist eine induk- tive Leistung, wird sinnhafter, indem ein "Wesen", etwas so allgemein Ganz- heitliches wie die eigene Selbstwahrnehmung (die "unteilbare Seele") auch dem Wahrgenommenen sowas wie gegönnt wird - es ist dann so selbst- verständlich "Eines", wie es das Selbst und die wahrgenommene Welt als Ganzes sind. Da aber der Gewahrheitshorizont oder Halo nicht nur auf das Unmittelbare und akut Sinnfällige reduziert ist, in seiner subtil ereignishaften Allfälligkeit ohnehin der allgemeine Grund besonderer Wahrnehmung bleibt, ist es nur natürlich, daß (wiederum am Medium retikularen Ausgleichs) die Sinne, wo sie müßiger sind, nach induktiv-integralen Kohärenzen nur allgemein oder z.B. in sinnenhaften Engrammen der Dingwahrnehmung so etwas wie forschen, wie ja auch die Subtilwahrnehmung für das nicht unmittelbar Sinnfällige und Akute immer wach ist, selbst im Schlaf, selbst im Koma. Angeregt - und das gilt nun besonders für Kant, für die Lebenskultur seiner Zeit, besonders in Preußen - wird solcher Sinn und gewissermaßen intellektualisiert in einer fabriziösen Bedeutung durch nüchterne, angenehme Objekte in einer ruhigen Hauswelt, die durch ihre allezeit realisierbare Gegenwärtigkeit den Objektsinn, im Gedächtnis latenter Nebengründe, in seinen Sinnhaftigkeiten festigen oder bekräftigen. Das "Ding an sich" ist etwas, dessen sich das Gedächtnis vor allem in einer Kombination der taktilen und visuellen Sphären gut entsinnt, so, wie man sich eine Vase gut bedenken kann, die sich meist nicht direkt bemerkt in einem Nebenraum befindet. Kant bezieht gewissermaßen eine daseinsrechtliche Position zwischen Platon und Sokrates. Das Ding-an-sich, wie dieses remote, 30 wohlbekannte Objekt genommen, ist schon etwas sehr Idee-haftes. Wie der Erkennende, Denkende sich davon fernhält und so sein induktives Denken kühl anregt, so hielt Kant sich auch im Ganzen vom Leben der Gassen, der Stadt fern, hielt sich praktisch ein Leben lang in den Binnenereignissen des Hauses auf und vermied so, dem begegnen zu müssen und ausgesetzt zu sein, was dem Sokrates sein hekatischer Dämon ist. Die Sittenfurcht Kants ist ein Reflex auf diesen, und was er dem Denker antut, dem seine eigene elementare Geistesfreiheit nicht genug ist und der den Witz seiner Sache auf die Gasse trägt. Weil eben der Daimon der Sitte so rachsinnig zu sein beliebt (Sokrates mußte sterben wider jedes mögliche gute Argument), ist dem Immanuel Kant auch ein König recht, der seinesteils der Sittendespotie noch ein despotisches Extramaß draufsetzt. Weil man ja schließlich nicht nur bei Sokrates gesehen haben wird, welche Willkür eigensinnige Sitte sich erlaubt, wenns ihr keiner richtet. _________ ...verselbstetes Nichtsein... _________ Literarische Techniken ~ Teil- und Hilfsfunktionen... Wie man Gewahrheiten Halt gibt. _________ "Kommentarisieren Sie" - also: warte nicht auf echten Kommentar. _________ Mit Platon, etwa so: manchmal findet der Geist dieses oder jenes Fenster der Wahrheit, wenn er nur ein wenig rechnen muß! _________ Der elektronische Simulant... _________ Das Garantierbare - das ist Jupiter. Das Unvermeidliche - das ist Saturn. _________ "Also! Volkswirtschaft, das geht so: verdien' ich nichts, verdienst Du auch nichts" vorausgesetzt, Beides habe überhaupt miteinander zu tun. Und das volkswirtschaftliche Subjekt braucht überhaupt nichts zu sein außer: 31 Geld rein, Geld raus, Geld rein, Geld raus, und nichts muß übrigbleiben, sonst kann man, im Prinzip, kein neues Geld gebrauchen. Owehoweh! _________ Alle Werktage muß der gewöhnliche Mensch etwas sein. Die Canaille daher ist bestimmt am Wochenende das, was man nicht sein muß (was man nicht sein soll)... _________ "Werte" ach Du je. Vergenauert heißt dieser Begriff nicht selten: Daseins- werte. Die entsprechende Haltung der damit Argumentierenden ist: ja, worum gibt man denn was (worum begibt man sich). Das entspricht einem primitiven Sinn für Kultmäler, die man quasi blindlings, auch ohne jeden Verstand, jeden Sinn über das Symbolding hinaus, verehrt. Das ist philistin, und die Bedenker, bei denen "Werte" ein hauptsächliches Argument sind (dort ebenso unbefragt (nur erklärt) benutzt wie der Begriff in der weiteren Wirklichkeit auch), beweisen diesen Verhalt selber am besten, durch den Typ, der sie sind und die Dinge, womit sie sich befassen. _________ Ach! Wenn Du erst einmal darfst bemerkt haben, welch ein Bild die Welt selber ist, in allen Dimensionen!! ("was heißt 'eidos'!") _________ Modern gesagt: gut z.B. ist, wenn Du Licht siehst, ohne eine Glühbirne haben an eine Elektrik anschließen müssen - das ist schon gut. _________ Der Bordstein am ewigen Rand aller zivilisatorischen Unzeit... _________ Von Anfang an gilt und bleibt gelten: wer von der Idee zum Ideal ausweicht, der sieht nur noch den Spiegel, aber nicht das Auge Gottes. Das selber gibt es auch nicht zu sehen - das ist nur eine façon à dire - aber eine so wahre, daß man sie schwerlich durch Anderes ersetzen kann. Wem das nicht genügt, so wie es sagt, was man sagen kann, der hat auch in anderer Weise nichts zu sagen - nicht in diesen Dingen. 32 Nicht umsonst hat Platon die Phasen staatlichen Verwirkens - das ist noch nicht der Staat als Idee - in solcher Ironie dargestellt. Was Denker später, angefangen mit Aristoteles, so lehren in der Meinung, das wiederzugeben, was er gesagt & gemeint habe, kommt aus den Bornen ihrer sozialen Situation nicht heraus und empfindet beispielsweise hinsichtlich des Guten wie: Ja - was ist denn nun das Gute! Man muß doch etwas sagen können! Wie kann das sein, daß Geister, die sich in Platons Befindung vor & mit der Welt hineinkennen, so vordergründig in alle Gassen hinab deklamieren! Von der Idee gibt es nicht viel mehr zu sagen, einmal sie in aller Klarheit bestimmt und erkennt ist. Also reden sie von dem, was hinsichtlich ihrer vielleicht von Belang ist, und genau besehen, ist das nur Zeitvertreib. Die meisten der Denker sind so etwas wie Unteroffiziere des Weltgeistes, die dafür sorgen, daß das Volk etwas hört. Das kommt damit, daß aus religiösen Gegenden ein Jargon, ein Mythos auch, hinzugetragen wird, der sich nicht ignorieren lassen will. Der Dämon spricht, dem alles gehören muß, damit er es gelten lassen kann. Das hat ihnen das Imperatorentum seit Diocletian besorgt, dieses absolute, streng gegliederte Staatswesen. Dieses verhält sich zu dem Rom, das zunächst einmal aus seinem unvergleichlichen Geist diese Weltmacht zusammenbrachte, wie der Mond (der späte, welcher mit in den Tag scheint) zu der Sonne. Rom selber, das ist ein unendliches Feuer, aber die Staatsmacht später, die sich nach den Bedürfnissen zur Beherrschung riesiger Teilreiche organisierte, ist darauf nur ein flacher Reflex. Rom selbst ist eine Kraft, die alle anderen Kräfte in Europa, Afrika und Vorderasien bezwingen und überzeugen konnte. Die spätere, absolutistische Caesarenzeit zeichnet die längst domestizierte Welt aber in Muster, glasfein und blaß wie die Linien und Flächen im Mond. Genau besehen spricht ja auch diese Tatsache für die Kraft (nicht die Macht) Roms, daß es eben mit solcher Entwicklung seiner Machtformen der Sinnfälligkeit allgemeinsten Welterlebens (der späte Mond als Spiegel der Welt, blaß im hell kühlen Taghimmel) so symbolgenau zu entsprechen wußte - man ließ die Sinnfälligkeit solchen Himmelsbildes für sich sprechen und formte die Dinge der Erdenwelt danach. Wie das wirkt, läßt sich auch gut in der Philosophie nachweisen: der Gottesstaat des Augustinus ist gezeichnet mit eben diesem leichten reinen Licht der späten Mondzeiten. Überall sehen Menschen solche Zeiten immer wieder, Jahr um Jahr, für mindestens ein Drittel jeden Monats (bei entsprechendem Wetter - daher paßt diese Geistesart besonders zu bestimmten Ländern und Völkern, Slawen beispielsweise (Polen), Burgund, die Provençe, derlei, wo der Mond mit seinem Licht auf hellen, dünnen Böden feine Erscheinung hervorzeichnet) (die Idee des HALOS um das Haupt von Heiligen etc. kommt womöglich daher, 33 daß der Wanderer bei Mondschein in solchen Gegenden das Licht um den Schatten seines Kopfes irisieren sieht, in Sand, Mergel, Tau & Reif). Wo Menschen aber klug sind wie von solchem Himmelsspiegel, da schafft sich, was im Weitesten vergleichbar ihre Sichten formt wie die Gegenwart solchen Mondes, der Staat (dessen Instanzen nicht so allgegenwärtig sind wie heute, sondern nur deutlich beim Horizont der Wege) nach solchem Empfinden mit. Solche Menschheiten haben dann z.B. keine Scheu, grausam zu sein, aber sie entwickeln ein nüchtern brüderliches Menschenbild, das den Einzelnen erlaubt, aus dem Bann des Nur- und allzu Sittlichen, der Dämonie der zu großen Nähe des Nur-Nächsten, sich zu befreien - das war große Neuigkeit für's Altertum und wirkte durch die lateinische (provençalisch gegründete) Lebens- und Geisteskultur noch lange nach, bis zum Barock. Dann brach würgend (Seefahrt, Seefahrt, Seefahrt) ein humanistischer Saecularismus dagegen los, der zwar meinen konnte, Mond und Himmel in ihrer klaren Blässe genauso zu haben wie die Alten, wie das Lateinische - aber das stand nicht auf dem selben Boden, das kam mit dem, was urprünglich solche Geistigkeit gewesen als Überwindung lähmend dämonischer Sittlichkeit in Böden, wo Sonne und Erde miteinander wüteten, den Geist der Menschen verbrannten - Symbol dafür ist Jerusalem, die Kornfresserstadt des Dämons Jer - davon eben kam das nicht her, sondern aus grundlosen oder waldgebirgigen Landschaften, wo immer schon der Mond bestimmte Herden- und Volksgeister als einzig mög-liches Geist-Licht zu wesen gehalten hatte; das atmet nicht auf aus bösem Seufzen und schlimmer Plage, weil die Reinheit und feine Zeichnung des Mondes sie davon für eine Weile erlöst, sondern: da ist der Mond das Einzige, was die Wesen einander ineinander erkennen macht. Dort ist kein warmes großes Meer in seiner Schale, das Atem hinzugibt bis in die letzte Faser des Leibes und der Seele; Himmel und Meer, in der Nacht, atmen und scheinen nicht ineinander, so daß die Menschen ahnen, so tief, wie kein Seufzen geht, was das sein wird, der Eros des Allwesens, sondern alles Solide in den Horizonten ist Schatten im Mondlicht wie der Mond selber zu Neumond, wirft Schatten auf wieder Anderes, das nur zu Schatten wird, und nur die Seelen der Lebewesen selber glimmen nebelhaft auf vom Widerschein der himmlischen Nachthelle in ihren Augen, ihren Seelen. Praktisch ohne Atemseele sind sie, perspirieren in Atem und Empfinden leis vor sich hin so, wie Tau leise knistert und zu Tropfen wird, und Anderes - ist da nicht. Und was bei den Mediterranen Grausamkeit sein konnte bei aber einem allgültigen Empfinden von der Tugend und Freiheit des Einzelnen, davon bleibt hier nur solch eine abergläubische Furcht vor den bösen Möglichkeiten einer Sitte, die nur über diese Wesens-Seelenhaftigkeit des horizontlosen Mondlichts sich vermittelt, wie sie sich in der geradezu 34 würdelosen Respektivität Kants dem Herrscher und der herrschenden Sitte gegenüber zum Ausdruck bringt. Darin, sagt er mit jedem Wort, KANN gar keiner frei sein, und im Altertum, am Mittelmeer und in Frankreich wissen alle, weiß ein Jeder, daß er frei ist in dem Gesetz, das im Guten eher als im Schlimmen, für Jeden gilt, was immer er sei. Das ist der tief und gut besonnene Geist Platons, der den Menschenbegriff und den Geist der Institutionen formt durch alle Zeit bis zur Reformation, bis zur Entdeckung Amerikas und erster Ausbeutung fernster Kolonien. "Geist der Institutionen", das sei hier großzügig zu sehen: die ganze Gestalt von Orden z.B. in ihrem besonders so und so definierten Verhältnis zu Menschen, zur Welt, zu Gott formt jeweils eine gewisse Wendung des Denkens mit platonischer Allgelassenheit und aristotelischer Ordentlichkeit so aus, daß die Einzelnen im Gefüge solcher Körperschaften (wie man das ja heute nennt) nicht meinen müssen, was die gelassenste, weiteste Sicht an ihrem Befinden in und dann mit der Institution im Ganzen solch wohlverstandener Welt sagen, oder: gelten lassen kann - und doch werden sie sich immer richtig befinden zum Ganzen und teilhaben, bewußt oder nicht, an der Wahrheit, die es durchwirkt, mit der es sich beweist. Und Jene, die vielleicht wissen, welcher sublime Witz in diesen Fügungen steckt, werden so heiter über jedes Lächeln gar hinaus - da findet sich dann wieder, was die Alten Äther nannten, der grenzenlose, kitzelnde Reiz im Grund allen Atems, bis ins letzte Atom der Atemseele, vom still funkelnden, in reinen Atomfarben irisierenden Licht der Sterne in den Himmeln drüben am Mittelmeer. Wer dies einmal in seiner ganzen Tiefe gespürt hat, der findet es dann auch beim Erkennen mancher sublimer Verhalte, in der Gewahrung solcher Dinge, die aus solcher ersten Empfindung erdacht & gestaltet wurden. Da ist Logik! Das möchte loskichern aus diesem Gespür wie Sternenall-Ätherglitzer, bei jedem wahren Gedankenpunkt, der merkbar wird. Ach Gott, sagt man, wer will denn je weg aus solchen Himmeln, wenn er sie nur einmal wirklich gesehen hat, gesehen mit ganzem Leib, ganzer Seele, mit allem, was er spürt von seiner Existenz über den Moment hinaus. Und mit dem Guten, nicht wahr, verhält es sich geradeso. Wer es einmal wirklich erkannt hat, der kennt keinen Zweifel mehr, auch nicht in dieser Welt. Not vielleicht, Pein, Leid auch am eigenen Selbste - aber keinen Zweifel. Das ist es, was Platon den Menschen sagt in vielen Beispielen, vielen Wendungen. Die er gebraucht, weil er die Menschen kennt, mit denen er's zu tun hat. Denen ist das allezeit mitgegenwärtig, aber aus der Wahrnehmung wie ent-wendet. Sokrates hilft seinem Argument, indem er den Menschen ihre Vorurteile so, vergleichsweise, entwindet, und wo nur ungefaßtes Erkennenkönnen übrigbleibt - da setzt Platon ein und erläutert ihnen, wovon Weltkenntnis, Mythos und Sage so oder so immer schon mit-wähnten... 35 Nominalismus - ja, eh! Was eine Idee ist, das versteht doch jedes Kind, sobald es lernt, Worte auf Verhalte zu wenden, die nicht einfach unmittelbar anschaulich sind, einen Tag zum Beispiel. Oder Bewegung, Ursache und Folge. Der Universalismus definiert die Universalien mit genau diesem Merkmal: daß nicht unmittelbar erkennbar ist, was das universale Merkmal an verschiedenen Dingen ist. Was Leben ist z.B. erschließt sich als Begriff erst in zweiter Hinsicht, mittels Harrens und Bedenkens. Wer nominalistisch denkt (oder vielmehr: wahrnimmt) verhält sich zu den Erscheinungen, die er deutet, wie ein witziger Kopf, der an den Figurenelementen der Malerei auf einer archaischen Vase herumdeutet. Derlei mag gute Erkenntnis- gymnastik sein und eine Übung für den Witz, aber es wird wohl nicht leicht Sinn machen mit dem, wie sich Dinge ohnehin befinden. Der Universalist kann sich, ganz wie Platon, in sich selbst zurückziehen, die Dinge möglicher Erkenntnis ebenso bei sich lassen, und muß sich damit noch nicht aus dem Erkennen selber verabschieden - die Dinge sprechen zu ihm in der Stille seines Geistes. So sieht der Nominalist nicht aus. Wo er nicht deuten kann, da kann er nur leer systematisieren, und muß den Dingen dauernd auf den Hacken bleiben, sozusagen, wenn er wahrlich sein will. Der Nominalist lernt Worte, der Universalist sieht Dinge. Der Nominalist als Simpel kennt die Dinge der Welt wie die Figuren in einem Bilderbuch, erläutert sich deren Dasein und Verhalte so, wie er sich diese extra erdeuten kann. Was er nicht erdeutet, also explizit im Konnex dazu zur Kenntnis genommen hat, das kann er nicht für wahr nehmen. Wo er so vordergründig sich etwas ereignen sieht, da bleibt ihm im Prinzip nur eine wie mengenlogische, nicht ursächlich mögliche Addition von Ereignispartikeln, die nur wie wahrscheinlich sich miteinander vorfinden. Da ist schon kein wirklicher Gebrauch der Begriffe Substanz und Akzidenz möglich - die haben nur noch Bezeichnungswert. Der Universalist akzentuiert aber die Organizität solchen Miteinander- Erscheinens, und deswegen das Postulat, diese Verhalte haben eine abstrakte Existenz in sich. Das läßt, sozusagen, die Seele des Erkennens im Körper des Dinges, und lauscht diesem, schaut es an, so wie man ein lebendes Tier ansieht auf das, was es in seiner eigensten Meinung von sich & seiner Welt wohl als Nächstes, oder überhaupt, tun wird. Und wo man solcherlei sieht, vielleicht findet man sogar, was einem das nicht nur deutbar, sondern wirklich zu sagen habe. Der Nominalist sieht nur, worüber er mit Anderen reden kann. Und selbst, was und wie Jene sind, das kann er nicht bestimmen und berufen, im Prinzip. Deswegen sind Nominalisten auf Affirmation angewiesen des geltenden Geistes, und nicht, was sich ereignet und wie das sich Ereignende vom Wesen spricht (: Logos), heißt ihnen objektiver Geist, sondern jene Geistesverfassung, auf die Alle schwören müssen, 36 damit sie einander über die Dinge auch etwas zu sagen, zu berichten haben. Was aber die Nominalisten zur Affirmation ihres Objektivgeistes berufen, das kann nur möglicher Selbstempfindung der miteinmeinenden Subjekte sein, und daher haben sie bald Einverstand mit dabei beliebig gemeiner Geister, deren Verfassung des Erkennens ja auch so ist. Und dort herrscht eine Mythologie meinbarer Ursachen, dessen, was man sich nicht explizit, sondern nur implizit erklären kann, womit dem Dämonisieren jede Möglich- keit offensteht, und jede Deutung, die nur probabilistisch ist. Es ist der Affe, der der Welt SEIN Spiel abspielt, weil er zu der Welt, wie sie wirklich ist, keinen Mut und keinen Geist hat. Er hat nur das, was er selber kann, und selbst die Geltung der Logik endet da, wo er will oder nicht will. Ach. Die Fragestellung des Universalisten ist: wie ist es wohl überhaupt. Die des Nominalisten: so, wie's ist: was ist daran nennenswert. Der Probabilismus des Universalisten findet sich im Ding, im ohnehin immer nur teilweise Erkannten, und rät mit der Idee, die's ihm gibt. Der Nominalist spricht probabi- listisch nur von der Möglichkeit eigenen Erkennens: Gewißheiten für Zweifler. Descartes ist unter Anderem deswegen so genial, weil er diesen Unfug auf den letzten Punkt gebracht hat. Nur im Selbsterkennen zweifelt der Zweifler nicht. Dann kommt er, ebenso Kant, darauf, daß wir bestimmte und nennenswerte ( ! ) Wahrnehmungen haben über die materiale Welt und ihre Weiterungen, weil diese Verhalte in material geformten Leibern nun einmal miteingebunden sind und so, aus der Wahrnehmung von Materie für Materie, klare & bestimmte Vorstellungen erfolgen. Damit erreicht er eine dritte Position, eine elementar existenzialistische, wo er nun, aus dem vorder- gründigen Erdeuten des Nominalisten und dem mißverstandenen Idealisieren der Universalisten entkommen, wie blicklos, aber offenen Auges in sich ruht: "es verhält sich das Erkennen daher sooo..." usw., aber dann kommt nicht mehr viel hervor. Kant hat es da keineswegs besser. Anstatt inspiriert die Welt universalistisch einfach zu erzählen (Feudalgeist), nimmt er dem Descartes das Selbstempfinden für die Welt ab, verdeutlicht das alles, buch- stabiert nun die Normen und Grade des Erkennens ebenso herbei, wie der Nominalist die Namen für die Dinge, die Phänomene chiffriert, aber nun: an sich, von sich aus, mit seinen Gewahrhaftigkeiten, gegen die Dinge, welche als Ding-an-sich mit dem Blick nur zu berühren, aber in ihrem Wesen nicht anzunehmen, genauso fliegenwitzig oberflächlich ist wie die Geistesart der Nominalisten. Dies ist der Korridor der Unterwelt, wo Hermes die Seelen nötigt, nicht zu bleiben - Heidegger später figurierte diesen Zustand als die Angst, die Furcht - denn es gibt keinen Grund, keinen gebietenden Geist, auch keinen Dämon, der objekt dafürkönnte - man ist nur nicht, wo man 37 doch ist, und alles wissende, wahre Leben und Erkennen nahebei ist auf Solche allemal vergeudet. Die Seele ist nicht mehr als der Schatten, den die Existenz-in-der-Materie wirft, die Panik der Weltlosigkeit. Bei Husserl, Heideggers Lehrer, ist dieses Thema des Schattens seiner selbst auch sehr deutlich zu spüren (Nietzsche romantisiert mit dem selben Thema beim Wanderer und seinem Schatten). Sie wollen nicht sein, höchstens (seufzend schaut Kant auf seine Nächsten, auf deren Inbegriff, den Herrscher) ein bißchen so sehr, wie die Anderen auch sind, die doch in der Ungewißheit des Weilens auf dieser Welt miteinander das Mißbehagen tendenziellen Nicht-Seins deutlich-reell präsent halten. Mutlos, aber tüchtig, so sei der Preuße. Eije. Was aber der Universalist einfach so gelten lassen kann, auch wenn er nicht genug weiß und meistens niemals Alles wissen kann oder wird, das nimmt der Mono-Nominalist Kant bei Diesem & Jenem als nennenswerte Möglichkeit an, weil er irgendwie sieht, daß er sich das ja so denken muß und ihm Niemand darin widerspricht, er selber auch nicht. Eije. Wem soll das helfen, wozu! Ah, die dunstige Ostsee, mondblindes Nebelmeer! Die Tibetaner hätten wohl einen Ort (Loka), wo solche Geister zu finden sind, deren Sinne nie erwacht sind, deren Atem nie in Götterhimmeln Luft schöpfte, die nur nicht an der maledetten Tatsache vorbeikommen, daß sie existieren und erkennen. Hermes, das ist einer, der lächelt nicht. Wenn selbst die Himmel bersten vom Gelächter der anderen Götter - Hermes verzieht allenfalls angeregt "ja, wie!!" ein wenig das Gesicht - das ist schon heiter! Aber er hat immer todernstes Geschäft. Die Seelen, die er führt – was tun die? Hoffen die? _________ Eckart, wunderschön. Es wird herausgestellt die göttlich überhelle Klarheit (das findet sich ohnehin beim Lesen der Predigttexte selber) in der Unter- schiedswahrnehmung des Ewigen und des zeitlich sich doch wie vektoral bewegt Befindenden (worauf ja später Heidegger noch einmal abzieht), wie da eine ganz sonderbare, als aus dem Urlicht der Welt herbeirieselnde Durchwirkung des ewig Seienden und des immer Werdenden (das spielte so bei den Scholastikern zu der Zeit öfter eine Rolle) Wirkung entsteht, mit der sich - das ist Hasen-Lichtgeist - der innere Blick ganz wunderbarlich aus dem unmittelbaren zeitlichen Zustand ins Licht der Ewigkeit hebt, eine Wirkung, welche ja auch in den Bauformen der Gothik ganz bewußt erzeugt wurde (diese Zeit nun baut sehr hoch, aber in Zellenbauten, wo die einzel- nen Räume nicht so hoch sind, keine zwei Menschenlängen gewöhnlich - daher haben jene, die von dort in die Klüfte zwischen solchen Hochhäusern 38 blicken, meistens auch kein Empfinden für die Raumwirkung solcher Ensembles im Binnen-Himmelsraum, der damit entsteht; die Menschen sind dafür so wenig eingerichtet wie für die Sichten beim Fliegen oder in asiatischen oder amerikanischen Gebirgen, reduzieren sich zu reinen, unrelativierbaren Wahrnehmungspunkten, vergleichbar dem, wie Adler rein im Licht schweben und sehen, aber die haben ja die damit konsonante eigene Körperempfindung). Eckehart hat wohl einige Zeit im Rheintal (Straßburg?) und in Paris gelebt und gelehrt - an Plätzen, die eine Besonderheit aus-zeichnet, indem dort ein Fluß (besonders der Rhein) im Ganzen nordwärts (oder nordwestwärts die Seine) fließt. Damit verhält es sich ja so, daß der nordwärts weisende Vektor des Flusses (in jedem seiner Massepunkte, Moleküle) der in Europa besonders ausgeprägten Fliehkraftwirkung der Erd-drehung entgegenläuft. (Dieser Verhalt, die sehr starke Zentrifugalwirkung, scheint sich auch abzubilden in den geschichtlichen Bewegungen nordischer Völker nach Süden hin, bis nach Nordafrika.) Es entsteht daher, besonders im Rheinlauf, ein quasi paradoxer Effekt, den man empfinden kann ähnlich, wie man bei der Betrachtung des langsam rotierenden Stern- himmels eine Gewahrheit haben kann der den Körper um ca. 1/40 seines Massegewichtes erleichternden Zentrifugalkraft (in Europa). Jeder Massepunkt (im Rheine) bewegt sich mit dem Gefälle des Tales unweigerlich nordwärts, zugleich aber strebt er der Erdrotation wegen (im Betrag von 1/40 seines Massegewichtes) nach Süden, in Richtung auf den Himmelsäquator hin (wo der Horizont der Fliehkraftwirkung zu sein scheint, definiert durch die Polarachse der Erde, um welche die Drehung ja erfolgt). Ein solch subtiler Aberwitz, und genau aus diesem Effekt, ist der sonderbar inspirierten Logik in den Gedanken und Wahrhaftigkeiten Eckarts oft anzumerken - es kann nicht schaden, dies beim Lesen und Bedenken seiner Schriften & Worte nicht zu vergessen. Schon zu Plotins Zeit, als die Römer den Norden Europas weitgehend kannten, spricht eine andere Schau von Aspekten desselben Effekts. Diesmal ist es der Metapherngebrauch zur Erläuterung des Einen. Die Welt soll daraus hervorgehen wie der Baum aus der Wurzel, das Wasser aus der Quelle usw., aber ein Blick für die darin gleiche Empfin-dungsidee weist um eine Spur weiter, auf den spürbaren Zusammenhang zwischen der Rotation der Zirkumpolarsterne (um den Polarstern, das All-Einende selber) jenseits der Nordhorizonte und dem wie springendes Quellwasser von Norden nach Süden IN den Horizonten so hervortreibenden (wie: klärenden) Wirkung der Fliehkraftbeschleunigung... "Urbilder" sagt das immer (Philosophietext), als wenn das die Idee wäre oder etwas rein Metaphysisches - not so: viele Formen, die der Menschheit 39 in sich oder in ihrer Welt darzustellen gelang, oft in den Bewegungen ganzer Völkerschaften, den größten Werken alter Staaten, sind Verdeutlichungen und Abbilder von Formen, welche in der Proportionen des Sternenhimmels erkennbar sind. Bei Aristoteles wohl geht das los, solcher Wortgebrauch in solchem Sinn. Aristoteles aber scheint von Hirten abzustammen, und es sind Hirten um große Talweiden oder auf landweiten Triften gewesen, die in ihren Nachtwachezeiten Muße und Geist für solche Beobachtungen fanden, was das wohl sein könnte in irdischen Begriffen, diese Formen, ewig vorgegeben in den Proportionen der Sternenhimmel. Jäger und Seefahrer rieten dazu. Es ist eben auch kein Zufall, daß Astronomie und Geometrie zu den freien und höchsten Künsten zählen: wer wie die Hirten, Jäger usw. über längere Zeit den Lauf der Sterne, der Planeten und des Mondes zuschaut, der kann in deren himmlischen Gestenspiel ohne weiteres die :Urform des geometrischen Erörterns und Beweisens erkennen. Daher... Eckehart, noch einmal: die ungeheuer begeistigende, sich in immer neuen Wendungen (Flußschleifen) verdeutlichende Erkenntnis von der Durch- wirkung des Ewiggleichen mit dem zeitlich Geschehenden ist in derselben Formel empfunden, die in dem Paradoxeffekt des Fließwassers erkennbar ist (wenn man von den physikalischen Voraussetzungen weiß, und DENKT), denn auch dort durchwirken sich das Zeitliche (die Flußbewegung) und das zumindest Immergleiche (die Fliehkraft, aus celestialen Verhalten hervor- gehend) in einem Element, das so selbstverständlich zum Körper und seinem Befinden dazugehört wie kein anderes. Die photonenfeine Panik Eckeharts ist deshalb so ungemessen, so unsagbar elementar, weil da auch ein Empfinden mitspricht (vielleicht aus Flußfischen in der Nahrung), ein wie ungeheurer Raumkörper, welch reine Masse alles Rheinwasser miteinander ist - worin allzugleich, aber mit einem leichten Tendenzwechsel in der Fliehkraft von Norden nach Süden, dieselbe, aus der noch viel ungeheureren Masse & Rotation des Planeten, im dann schon unnennbar weiten, ätherklaren All, sich beweisende FELDkraft (da sieht der Hase mit, in solchem Wortwitz) Subtilwirkung tut. Das ist nicht mehr die Dimension des Göttergelächters aus griechischen Berghimmeln - darin "lacht Gott selber", könnte man sagen, aber man tut vielleicht gut daran, dabei eher an den Titanen Kronos zu denken, der dem All die Zeit macht und alle Bewegung - bis zu dieser Dimension haben Menschen jedenfalls noch Wahrnehmungen. Nur das Gesetz, die Idee, der Inbegriff der Natur - usw. - Gesetzlichkeit selber, in dem sowohl das All, Zeitlichkeit, Bewegung und dieser unsagbare Subtileffekt, hinzu natürlich das Erkennen der Wesen, die Materie, worin sich das so gewaltig beweist usw, usw, aufgehoben sind, in einem 40 Nabelpunkt kosmischer Abstraktion, läßt jenseits des Titanischen noch die Meinung absoluterer Divinität zu. Das konnte so werden, vom Gewaltigsten bis ins Feinste, Subatomare, bis in die Gewahrheit (Eckehart) oder das Erkennen mit dieser (solche Erörterung wie hier dies) - was bleibt sonst noch zu sagen, wenn es so IST! Der Weg nach Süden: wer ihm, längs des Rheines beispielsweise, folgt, dem steigt der Sternenhimmel merkbar (um einige Grad) entgegen. Zugleich ändert sich der Vektor der Fliehkraftwirkung, die ja auch in jedem Atom jeden lebenden Körpers wirkt, um denselben Betrag, weist um so mehr nach oben, außen, himmelwärts. Das ist wie ein leicht hebendes Gefühl um den Oberbauch. Wer solche Effekte (das Steigen des Sternhimmels) SEHEN kann, der spürt auch diesen Lift, der ohnehin ein wenig stärker wird, weil der Fliehkrafthebel, die Strecke vom Pol zum Rotationspunkt, größer wird. Und dann kommen die Alpen, heben sich und den Wanderer um so viel weiter in die Himmel des Südens usw. - wer kann die Ereignisse der Alten Welt mit wirklichem Sinn erklären, der dies nicht mitsieht! Eckehart wurde später dann von der Inquisition befragt und gerichtet, wobei man von ihm als von einem schon Toten sprach. Das meint: seine Seligkeit kommt eben in der Grundempfindung aus dem Titanischen, für das gilt, was schon bei Heraklit zu sagen war, daß nämlich das beseelteste Tun und Geschehen dort immer doch nur den Rang hat rein physikalischer Ereignisse, reiner, auch ohne jeden Geist geschehender Wirklichkeit - Eckeharts Geist unbenommen, und auch die Seelen seiner Zuhörer, aber was er da elementar beruft, befindet sich im All des Kronos - bei dem jedes Ding & Wesen nur Materie, in nur Raum und Zeit ist. Beim Lesen der Predigten Eckeharts ist auch öfter diese Empfindung auf einmal da ungeheurer Gefahr - das aber gleicht sehr dem, wie im Vorfrühling, bevor noch Gräser und Getreide wirklich zu wachsen beginnen, und wo den Hasen aber der reinste, klarste Himmel ins Gesicht, die Augengründe, die Seele selber scheint haarscharf bis in die letzte Spitze jedes Härchens, wie da der Himmel von allem Zufälligen leergefegt und so sengend scharf gefährlich erscheint, aus den Alltiefen her an die Erde selber. Eckehart spielt sozusagen in seinen Gleichnissen, in der Logik seiner Worte, mit dieser Empfindung, welche den Menschen seiner Zeit nicht unbekannt gewesen sein dürfte - die Institutionen des Karnevals, des Fastens danach entspringen direkt daraus. Wahrscheinlich entsteht diese Empfindung aus einer überzeitlich in endlosen Generationen aller Kreatur, von der Pflanze bis zum Fleischfresser und Parasiten eingeborenen Gewahrheit für die Rolle des Kohlenstoffs in aller Natur, klar empfunden in ihrer ganzen, noch viel gewaltiger als die Massigkeit des Paradoxeffektes in allem Rheinwasser 41 etc. wirkenden Gewaltigkeit, wie scharf eingezogener Atem aus dem Wesensgrund allen Lebens selber sooo - gespürt, wenn noch alles Kohlen- dioxid, das zu Blatt, Holz, Nährpflanze usw. wird, in der Weltatmosphäre darauf harrt, gerufen und assimiliert zu werden. Alles auf diesem Planeten sieht die scharfe Grenze von Sein und Nichtsein in dem unmerklichen, aber realen Brechungseffekt für das Licht der Sterne und der Sonne aus DEM Kohlendioxid im Himmel, das bestimmt zu Pflanze, damit Tierleib, Stand und Ereignis der realen Welt noch werden WIRD, in diesem Jahr und in jedem - derlei sieht man nicht nur zu Eckeharts Zeiten, sondern immerzu, jedes Jahr erneut, so sicher, wie Leben existiert, das dieses Effektes bedarf, ihn wahrnimmt (Kohlendioxid entsteht im Grund der Atemseele immerzu) und in Erkenntnissen sich verdeutlichen kann. Erkenntnis in solchem Sinn ist aber schon der Appetit und Genuß, den das Grastier mit dem Grase hat. Usw. usw. Es finden sich ja noch andere Elemente recht unmittelbar zu dieser Totale des Kohlenstoffs. Einmal der Sauerstoff, der in der Photosynthese von ihm gelöst wird, sodann der Kalk (Knochen), das Eisen (Blut), Silikate (Haut, Zähne etc.etc.). Aus diesen Elementen im Ganzen aber ist die Lebens- umwelt der Menschen in der Gothik gefügt. Stein, Holz, Schmiedeeisen, und weitere organische Materialien (Seile usw.) aus der Kohlesynthese. Man verfeuert Holz, man vergießt und kocht Blut über Eisen. Da ist eine reine Mitte der Welt, genährt und beschienen von einer Sonne, derengleichen Energie (und Energiestruktur) im Inneren entsteht beim Kreisen des Fusionsprozesses um eben diese Elemente, bis hin zum Eisenatom. Soviel ist heute dazu bekannt, und was bei den Alten Äther hieß, das ist vielleicht die Diaphanität aus einer Sphäre (Kernfusion) durch eine andere (Elementphysik der Erdenwelt) ins Leben (Rolle dieser Elemente im Gesamtmetabolismus der Lebenswelt), daraus hervor zur mittelalterlichen Weltgestalt um die Mensch- heit her, auf den klarsten Punkt gebracht im Erkennen der Mystiker aus der Mitte dieser Menschen- Weltgeschichte hervor. Da geht ein Licht, das mehr ist als Photonik - es hat die Qualität reinen Erkennens & Seins, nicht nur der Erkennbarkeit und Existenz. Ein Nebenblick bleibt vielleicht noch aus der Verdammung Eckeharts durch die Hierarchen, das wäre, daß man diesen Effekt im nordwärts fließenden Wasser ja auch aus dem Nil kennen kann - dort aber, so nahe beim Äquator, ist der Fliehkraftvektor zwar sehr stark, aber sehr steil, das heißt: nicht in diesem Antagonismus mit der Fließrichtung des Wassers merkbar. Was dem dort phänomenal eher entspricht, das sind die alljährlichen Hoch- wässer, damit die Wirkung dieser auf das Leben & Dasein der Menschen am Fluß, der Tiere natürlich auch. Vielleicht bildet sich dieser Verhalt (der 42 Winkel des Vektors im Verhältnis zur Flußrichtung des Leben bedeutenden Nils) in der Sonderbarkeit ägyptischer Figurenmalerei ab, der doch an sich unlebendigen, feinzeichnenden Fügung auch plastischer Gestalten nach beinahe rechten Winkeln etc. - wie sollte sich das Vektorbild im Nilwasser nicht ebenso total abbilden in Menschenwerk wie in der Lebenswelt, Geistigkeit & Mystik Europas derselbe Verhalt in nordwärts laufendem Fluß! _________ Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht in der Hinsicht, daß er Ver- nunft hat, sondern dadurch, wie sie sich ihm ausprägt, als Selbstgestaltung in weltergreifenden Kollektiven. Darin ist er aber oft vorgeprägt durch den Arten- (Herden-) Weltgeist mancher Tiere, die ihm die Welt mitvorgeben, zumal Rind, Schwein, Huhn und Schaf (Ziege). Diese Tiergesellschaften zeigen in sich selbst vorstrukturierte, funktionale und hierarchische Verhält- nisse. Der Mensch bringt vor allem eine bestimmte kognitive und fabriziöse Intelligenz dazu, eben jene, welche ihm diese Charaktertiere schon aus- geliefert hat. Da, wo er sich dem Geist solcher Tiere zu sehr überläßt, sieht man, daß es begrifflich und technisch nicht weit über die schon tierischen Verhältnisse hinausgeht. Es befreit sich nicht und präzisiert nicht, was es selbst daneben sein kann. Die Technik kann dabei sehr weit gehen, wo z.B. der Mensch die jupiterische Idealwelt der Kuh, deren Sinn für hohe Himmel, feste, weiße Wolken usw. als Kulturformen (Marmor, Tempel, Foren etc.) seiner eigenen Welt dem nach- und mitformt. _________ Für die Bildung (solche Dinge sind nicht selbstverständlich bekannt): Des Sokrates Daimon heißt hier der hekatische, weil er dem Sokrates typischerweise immer dort an den Weg tritt, wo er sein Haus verläßt. Hekate ist eine alte Elementar- (Titanen-) und später Zaubergöttin, der oft neben den Türen der Häuser auf der Gassen dreigesichtige Male aufgestellt wurden. Das Lexikon erörtert: bei anderem alten Zauber spielten Dreiwege eine bestimmte Rolle; so auch hier. Hekate hieß mit einem Attribut: Trioditis, und wachte bei den Scheidewegen, wo der Mensch sich entscheiden mußte, oder dies nicht tat, aber das zu Lasten besserer Erkenntnis. Die Trioditis-Statue stand deswegen an den Haustüren, weil dort eben drei entscheidende Wege zusammentrafen: der Weg ins Haus selber oder aus ihm heraus, und die gewöhnlich beiden Richtungen der Gasse davor. Es konnten also Fremde davor einfach vorübergehen oder auch sich dem Haus zuwenden, so, wie die Hausbewohner, aus der Tür tretend, eine Meinung finden mußten, in welcher Richtung nun der Gasse zu folgen. Möglicherweise sollten die 43 Hekate-Male Hausfremden extra anzeigen, daß sie dort durchaus Neuigkeiten und Anderes an die Bewohner loswerden konnten. Die Griechen, als ich längere Zeit hatte, ihrem Leben und Treiben in einem Lokal zuzuschauen, zeigten da neben dem für das Spiel vor allem Sinn für witzigen Schnick-schnack, den Westentaschenhändler gelegentlich hereintrugen und feilhielten. Diese Dinge hatten nur mäßigen praktischen Wert, wurden aber oft deshalb gekauft, weil es für alle Interessierten witzig genug war, sich mit den Sinnig- keiten dieser Dinge an sich unterhalten zu finden. Eine ähnliche Façon wie das und die vermutbare Geschäftsfreudigkeit mit Neuigkeiten und Dingen von Fremden, die sich durch das Trioditis-Mal eingeladen fühlen konnten, fand sich bei anderen Völkern später im etwas entwickelten Europa, indem dort vergleichbare Leute wie das Hekate-Volk mit Stoff, Zinnfiguren, Tabak usw. ihre Geschäftchen zu haben wußten. Es ist also für den Hausbewohner einer weitläufigen Stadt voller einfacher Menschen, wie Sokrates doch einer ist, immer eine mögliche Frage des morgens, wenn sie aus der Tür treten, in welcher Richtung sie denn jetzt den Weg in die lebende Stadt antreten werden. Dies ist ja keine Einzelheit, sondern ein ganzes Wesen. Viele Menschen im wegereichen Gefüge der Stadt, die ja auch ein weiteres Bewußtsein über die weiteren Weglagen um ihr Haus hin haben, finden sich so jeden Tag in ihre Wege (in der Oberstadt von Thessaloniki, wo früher wohl eher die Ziegen geweidet wurden, verlaufen beispielsweise viele Wege so miteinander, daß man fast absichtslos oft immer wieder in einem - deformierten, natürlich - Kreisbogen an seinen Ausgangspunkt findet) (ein bißchen Absicht an sich gehört schon dazu, aber die Weganlage lädt wirklich dazu ein). Der Daimon des Sokrates ist also eine Verdeutlichung dieses Verhaltes, das ein WESEN ist, nicht nur ein da oder dort vereinzeltes Befinden. Die Bewohner der Stadt, soweit das Hekate-Volk ist, verstehen Sokrates da unbedingt, ohne weiteres Bedenken, und nun diese speziell sokratische Frageweise hebt ja damit an; diese Befragung des weiteren Wege- sinnes durch jeden, der in der Stadt meinen kann, etwas zu finden zu haben, gibt diesen ganzen Verhalt wieder: Ja eben, sagt er, was ist denn da selbst- verständlich! und die weitere Durchfragung des Meinbaren gleicht elementar dem, wie man sich bei jedem möglichen Wegpunkt, den man fraglich finden kann - Zweigungen oder Kreuzungen usw. - neu besinnen kann - das ist doch die reine Möglichkeit, und das allgemeine Finden und Bedenken aller so wegnetzkundigen Menschen in der Stadt formt einen hermetischen kleinen Kosmos aller kombinatorischen Möglichkeiten und Wirklichkeiten, wo sie zu je solcher und solcher Zeit, mit solchen und solchen bestimmt- ungefähren Ideen, was das Mögliche und Wirkliche des allgemeinen, realen Befindens Aller in der Stadt wohl sein wird, selber sein können - das ist, 44

09:37 - 17 October 2007 - comments {0} - post comment


1 PHIhihihihihi

Posted in nicht spezifiziert
(Hölle Hölle, liebe Leute, ich wollte wohl in schönerer Form erscheinen, doch wie es aussieht, kann ich mein Material nur ganz pauschal hier abfüllen. Nix Formatierung gefunden und was noch - und dabei kann ich froh sein, überhaupt ein Mini-Blögchen zu plazieren. Mit diesem selben Material bin ich schon bei Blog.fr gewesen, was ein Ableger von Blog.de ist, die in Berlin sitzen. Versuchte, das Zeug wiederzufinden mit meinem Funkkartenanschluß, aber da bin ich fein raus: die Website zeigt sich da nur in einer grob einfachen Version; melde ich mich an, hält man mir einen anderen Eintrag vor, den ich bei Blog.de gepostet habe, und bestehe ich drauf, zeigt sich, daß mein Blog in Frankreich einfach verschwunden ist. Nix gut dieser deutsche Misthaufen. Hier geht's ja anscheinend erkennbar ziviler zu, nicht so blendend überrannt. Ich möchte Euch dieses Material hier zur Bemerkung vorstellen, rechne nicht darauf, daß so bald jemand sich die schwere Mühe machen wird, diesen elektronisch ungegliederten Stoff im Äquivalent von 226 Seiten zu lesen. Ist aber bestimmt nettes Zeug, für Leute, denen das liegt. Ein voriger Versuch, zu posten, ist genial fehlgeschlagen nach 7 Stunden Redigierarbeit an dieser Seite. Da war die connection weg und alles fiel in Stücke. Hiermit also ein überlegterer Versuch. Der vorige hat mich ca. 20 MByte von meinem teuren Funkbudget gekostet. Ich werde auch die übrigen Blogs hier bei Gelegenheit sichten. Schien auf den ersten Blick mächtig richtig. Also, folgend... ) (Nix zu machen. Wiederholtes Aufziehen zeigte, daß mehr als 25-26 Seiten ohnehin nicht abgebildet werden. Ich verzweifle also, lasse den Rest aber stehen, als Pröbchen. Werde mich mit kleiner angelegten Sachen vielleicht nochmal bemerkbar machen. Bis dann - ciao!) ________________ Inhaltsübersicht: ________________ Philosophen. Daimon. Pneuma. Mystik. Kant. Spätes Rom. Nominalismus / Universalismus. Eckart. Fliehkraft. Hekate. ________________ Wahn. Königtum. Tempel. Paranoia. Achtsam. Sein. Klima. Paris. England. Schopenhauer. Leibniz. Soothsayer. Kalauer. Philosophen. Seele / Geist. Das Meer. _______________ Bibliothek. Ring. Mittelmeer. Hölderlin. Lernet-Holenia. Planeten. Tautologien. Jünger. Schlangen. Pazifik. Aquarium. Philosophen. Lama. Litteratur. Paris. Gegenden. Getier. Descartes. Ostfrankreich. Jünger. Grimmelshausen. Villette. Artefakt. ________________ Religion. Chaos. Katharer. Meditation. Kunst. Klarstellung. Mathematik. Diesseits. Artefakt. All. Spiel. ________________ Anmerkung: Diese Dinge wurden geschrieben innerhalb einiger Tage am Beginn eines erzwungenen Aufenthaltes in der geschlossenen Abteilung eines Nervenkrankenhauses, wo ich unter der präposterösen Behauptung einer ernsten Geisteskrankheit eingesperrt war (und bin, dreieinhalb Jahre danach). Es hatte sich dort gefunden eine "Kleine Philosophiegeschichte" eines Professor Hirschberger, und man war so gut, mir viel Papier zum Schreiben zu geben. Im Übrigen hatte ich lebhafte Erinnerungen aus meiner lebens- und weltlustigen Zeit gerade zuvor. Wie die intellektuelle Modulation zeigt, ging es mir zu der Zeit geistig ausgesprochen gut. Ein (junger) Arzt zeigte Interesse für diese Schriften, 'um zu ergründen, wie ich denke'. Nun, was das angeht, ist eigentlich alles klar: mein Denken ist elastisch und konsequent wie eine bewegte Wasseroberfläche. Die Dinge, um die es dabei geht, die Philosophie als weite Realität, wird ihn wohl nicht interessiert haben; on est borné, monsieur, c'est ça. Mir jedenfalls hat das Denken, Schreiben und Wiederlesen während dieser Abschrift wirklich Vergnügen bereitet. Ich bin so frei, dies auch jedem eventuellen Leser zu gönnen und zu wünschen. Bis auf Weiteres... ___________________ PHI Hi hihi __________ Plankton - Saatkörner (Embryos) ~ Maden, Puppen. Latenzschicht des Lebens oberhalb des ewig quellenden Zellenherdes. Der Griesbrei des Schlaraffenlandes: ein guter Teil dieser Biomasse geht drauf als Futter für andere Tierarten oder vergeht im Frost usw. Die sittlich völlig glasäugig gewordenen Menschen meinen wirklich, sich von der fuddel- fingrigen Debatte um Stammzellen nicht wegwenden zu können (wo doch ein nichtmal verächtliches Schulterzucken und Weggehen das Einzige sind), weil das mit diesem Bannhorizont zu tun hat: Stammzellen sind fast unsterblich, in Stasis wie Saatkörner und Puppen. Daraus erwachsene, geborene und somit dem Geschick ausgesetzte, sicher sterbliche Menschen sind, verhältig dazu, Mißgewächse, so wie aus der Puppe gewachsene Insekten nur ihre gratig so oder so geratene Existenzform leben können. _________ "Adamantisse"... _________ Aristoteles will LEHREN. Sokrates gibt zu bedenken. Platon: zeigt. _________ Der Papst mag hingehen, die Erde küssen, wo immer ihm eine vor die Füße kommt. Eh! Ich habe hier eine Erde, die MICH küßt, und Du glaubst wohl nicht, daß ich so einfach davonginge von ihr?! _________ "Dreck in der Alchemie"... _________ Nirwana: nichts als die Auflösung des allzu Aktuellen. Wo ein Mensch nicht ist, der Dich Dir wiedergibt - das Nirwana gibt Dich Dir wieder, vollkommen, in Deiner ganzen Wahrheit. Sprich, tanz, denk und atme in ihm - nichts wird Dich wahrer sein lassen, und um so mehr wirst Du zu Dir selber, zu dem (Idee), was Du wahrhaft sein wirst, usw. _________ Nichtseins-Schwankungsbreite... 1 Um Leibnizens prästabilierte Harmonie richtig abzubekommen in dem Aspekt, daß sie gegeben ist in der Repräsentation aller Monaden sonst in jeder einzelnen, sei vielleicht daran erinnert, daß man sich zu seiner Zeit gerade mit den Feinheiten der Planetenbewegungen bekanntmachte und vielleicht schon das mathematische & instrumentale Richtzeug beieinander hatte, womit man konnte aus den Unregelmäßigkeiten der Planetenbewegungen später die weiteren Planeten errechnen. Das ist zwar noch eine Weile hin, aber man beobachtete und maß die Planeten schon sorgsam und hatte wohl auch einen Begriff dafür, wie sie einander gegenseitig beeinflussen. Das aber ist ein Urmuster der Repräsentation aller übrigen Monaden in der jeweiligen einen, besonderen. Das belebt ja auch die Reflexion sehr, zu bedenken nicht nur, wie die Planeten zur Erde (und Sonne) hin sich befinden, sondern auch, wie sie einander erscheinen. Mit solchen Seitenblicken ist vielleicht Leibnizens wonniger, wie nachtklarer Geisteshumor ein wenig zu erklären. Zwischen den Planeten ist so viel Raum, und doch immer was darin los! _________ Platon als Abkömmling der ursprünglichen Landhalter des Bodens, wo nun Athen steht: bezeichnend eben die Geste, womit er den Philosophen ein schön gelegenes Stück Land vermacht, den Platz der Akademie fürderhin. Das ist der Schlußstein der Gesten des Hingebens an Dazugekommene. Aristoteles macht eigentlich nicht beste Wirkung im schon so weit urbanisierten Athen, sondern viel später, im nachrömischen Italien der dortigen Poleis, der autonomen, politisch regen Landstädte. Die Laune im aristotelischen Meinen gleicht sehr dem nüchternen Geist solch stadt- bürgerlicher Gegenden an Morgenden, wenn von Tau und leichtestem Regen aus der Nacht, vom Meer her, Alles diese gewisse atmende Feuchte auf sich hat (Thales) - auf dem Balkan ist das auch so. Und in Frankreich. _________ Thales, also: Das Wasser, als Element, aus (eher: mit) dem Alles ist, ist ein WESEN, das alles Entstehende, besonders das Lebende, zusammenträgt. Das stimmt doch so! _________ Empedokles: Die Elemente als Begriff muß man nur weiter fassen, dann stimmt alles: Feuer die Bindekraft der Atome, Elektrik etc. Festes die solidifizierte Materie, also schon die Atome, das, was so bleibt, wie's ist, 2 so, wie ein atmender und metabolierender Leib doch seine aggregate Dauer und Solidität hat. Wasser: die im dynamisch-statischen Weltprozeß sich wie fließend, wallend ereignenden Effekte: Wasserfluß, Winddruck (Wolken), Magnetik, Schwerkraft. Luft: Evaporation jeder Art, Quantik, Wärmestrahlung. Später kommt noch hinzu der Äther, welcher gut verdeutlicht ist mit der relativistischen Dimension wie in der Mitte der Sonne, in der Perihelverzögerung des Merkur, oder vielleicht in der Staffelung der atomar-relativistischen, physikalisch-chemischen, organischen usw. Funktionsklassen, deren Vergleichbarkeit eben nicht nur analog sein muß. _________ Um die Philosophie auf die Beine zu stellen, darf nie Heraklit außer Acht gelassen werden und wie sein bestes Argument von Platon entwickelt wird. Der König / der Aristokrat - dessen Leuten wahrscheinlich für lange das artemisisch freie Land gehörte, worauf dann Athen weitgehend erbaut und bewirtschaftet wurde. Für die damit nachgekommene Schicht von Menschen und Werken legt Aristoteles sich ins Zeug. Es ist zu sehen, wie bei diesem der ganze feine Witz und die Seele des Sokrates sollen umsonst (vergebens) gewesen sein. Heraklit, ein wichtiges Moment, das nur aus seiner Lebensfigur (Königs- sohn) zu ersehen ist: zur Episteme gehört dazu die Verhaltung in sich, das Standnehmen gegenüber der Wirklichkeit, wie furchtlos aus einer Schlachtordnung hervorgeschaut. Damit die Metaphorik der Gegensätz- lichkeit (die Logik von Logos und Pneuma). Der Erkennende sieht sich ja auch durch die Differenz seiner eigenen Stellung zum unmittelbaren physischen Kosmos in einer eher ziehenden als treibenden Spannung, und dieser muß er nicht nur standhalten, sondern sein besseres, allgemeineres Wissen dazu (die Episteme eben) zum Tragen bringen. Das ist der Geist der Könige. Er gewinnt diese Souveränität jeder Situation gegenüber durch Standnehmen, und mit diesem beginnt die Schau, welche sich in der platonischen Lehre verdeutlicht. Kurz gesagt (und das reicht für einen weiten Blick durch alle Philosophie seither) illuminiert diese das Standnehmen nicht nur einer widrigen Welt gegenüber, sondern in dem Horizont der jeweils eigentümlichen Zeitlichkeit dem Ewigen gegenüber und was jenseits dessen noch sein sollte. "Eidos" ist damit die jeder geläuterten Erkenntnis jederzeit während ihrer Existenz mögliche Selbstwahrnehmung wie im fernen Auge Gottes (gespiegelt). Andere, christlichere Philosophen verbrauchen sich in Erörterungen, wie man im Auge Gottes GESEHEN ist - das ist ganz etwas Anderes, tendiert zu phantastischem Raisonnement, zur logikimmanenten Spekulation. 4 Hobbes / Nietzsche / Tibetaner: die Gewahrheit allgemeiner, ewig gleicher, in den nicht unmittelbar einfach materialisierten Instanzen nur meinbarer ideeller ( ) Verhalte verdeutlicht sich natürlich, indem das Gesetz oder die Idee des Meinbaren in vielen diffus voneinander verschiedenen Ereignungen spürbar wird. Das ist die wirklich große Sache am Konzept der Ewigen Wiederkehr, indem damit zwanglos bislang unerkannte Phänomene oder Phänomenkonglomerate dem freien Erkennen zugänglich werden. Die Tibetaner kennen diese Erkenntnisform des Dämmerns remoter Wesens- formen schon sehr lange (Totenbuch) (aber das ist nicht klar - das entspricht niedereren, titanischen Wesensformen). Platon warnt vor den Denkfallen des reinen Meinens in Worten und Begriffen (Philologismus). Das Erste an aller Philosophie und damit phasengleicher Geistigkeit ist das Erkennen des Erkennenden selber, das von Anderen (den Worten auch) gelenkt wer- den kann, aber nicht bestimmt. Die Philologoi aber schmecken zu gerne an Begriffen herum, die ihnen schon gegeben sind, oder verlaufen sich logisch in Widersprüche aus schon bestehenden Lehren und Argumenten, die zu ihrer eigenen und besten, oft sehr einfachen Wahrnehmung, dem, was sie sprechen macht und zu wirklichen Philosophen, gar nicht dazu- gehören: logischer Aberwitz, logischer Aberglauben. An Platon, dem Bodhissatva der ganzen Zunft, ist leicht zu spüren diese wissende Ironie, mit der er die Anderen warnt vor den Mißverständlichkeiten des Nurdenkens, Nurmeinens, der Verdeutbarkeit der Schrift usw. und daraufhin selber ihnen Themen und Wendungen anbietet, in die sie sich dann auch unweigerlich verbeißen, angefangen mit Aristoteles. Denn die Welt wird ja ohnehin weitergehen, und dafür kann man ihnen zu tun geben, so wie man einem Hund den Pantoffel zum Knabbern läßt. Es entsteht darüber ja auch gelegentlich wirklich hoher, klarer Geist wieder, indem daß spätere, ebenso unmittelbare und originale Geister sich zwar vom Herkömmlichen weisen lassen, aber mit eben solch rein klarer Eigenerkenntnis wie Platon in das beste Recht des Philosophen treten. Diese Geister sind in der Philosophiegeschichte sofort zu erkennen. Selbst in den entstelltesten Darlegungen ihrer Weis- heiten ist das sofort zu sehen. Platon mit seiner divinen Ironie befindet sich zum weiteren Sein und Werken der Philosophie ähnlich souverän wie Buddha, wo er im zeitlichen Schatten der Welt jenseits seines künftigen Verbrennungs-Scheiterhaufens alles, was je atmen und leben, metabolische Waberlohe sein wird, in seiner ewigen Schau damit in eines sieht. _________ Platon, die Tugend etc. Ganz einfach gefragt (bei gewöhnlichen Menschen muß sokratisches Fragen mithelfen): was ist die Idee Deines Lebens, 5 Deines Daseins, was kann der Inbegriff dessen sein! Was über die Ideen als die absolute Erscheinungsform jeden Dinges und Wesens erläutert wird, soll eigentlich nur den Sinn klären dafür, was man dafür halten kann, die Idee des eigenen Daseins und Lebens, fügt aber zugleich eine Dimension dazu, jene nämlich, in der alle Wesen und Dinge so absolut gegenwärtig sind als Ideen. Dort wird sich wohl dann auch die Idee mitbefinden, welche der Mensch selber als die seines Daseins, seines Wesens gewärtigen kann. So viele Denker sind dann so vollkommen damit okkupiert, das Selbst-Sein in irgend einem solchen Sinne sich und Anderen zu verdeutlichen, daß ihnen die Perspektive einfriert auf das, was einzig der Mensch, das solche Subjekt, an der Welt sinnhaft erkennen kann, und das ist doch (die Kirche fand, aus dem antiken Geist, wunderbare Gleichnisse für solche Verhalte, als Daseins- und Organisationsformen), das ist doch reine Armut! So vieles in der Welt der Ewigkeiten existiert OHNE den Sinn des Menschen, mit keinem bißchen Hinsicht auf ihn, außer, daß es eben mit Sicherheit geradeso existent sein wird. Und der Sinn der Schöpfung (mit diesem Wort) wäre hinsichtlich all dessen ein solcher, daß diese ungeheure Menge der Dinge im Kosmos sich & alles im All in dem allgemeinen Gleichgewicht erhält, bei dem ein Sonnensystem, ein Planet Erde in ihm, Leben auf diesem und Erkenntnis in demselben möglich sind. Wo es aber dazu kommt, daß die Erkenntnis ihrer mit all dem inne wird, da zeigt sich Wahrheit, welche dem Ganzen eine Qualität hinzufügt, und diese Wahrheit illuminiert sich mittels der Idee, der Ideen. Dies zu haben aber kann einen wieder täuschen, blenden, wenn man meint, damit das All in SEINER Weise zu haben. Wie zu bemerken war: eher, daß der Mensch die Tugend könne, muß die Tugend IHN können - das gilt auch und bestimmt für die Wahrheit, den Sinn damit. Vieles kannst Du Menschen sagen, die nicht schauen. Sinn ist nur eine sehr vordergründige Form des Wahren, hat nur dann wirklichen Wert, wenn er die Sinne erschließt für reines, ungefaßtes Gewahrsein (Nirwana). Dort HÖRT sich, was bei Heraklit zu Recht Logos heißt, das Wort, das sich selber spricht als der Sinn des Alls, der dem Menschen (und jedem Wesen) zu erkennen wirklich zukommt. "Sein" aber ist der Zustand, in dem Alles miteinander sich so absolut, d.h. real im reinsten Sinne, befindet. _________ "Urbilder" - also: Wesen befinden sich, an sich, immer in diesem Horizont eigensten Seins im allgemeinsten Seins-Horizont. Es läßt sich aus einzel- nen Momenten dieses zeitlich ausgedehnten Verhaltes nicht unbedingt bestimmen, auch aus Gründen nur bedingter Wahrnehmung durch Andere oder in Reflexion auf sich selbst, wie sehr der Mensch / das Wesen der 6 wirklichen Wesensgestalt, die ja eine integrale ist über Zeit und Mitzustände seiner Welt, entspricht. Aber das Ephemere ist ohnehin bestenfalls so etwas wie Kontrastmittel. Jeder Mensch / jedes Tier hat doch, wo er / es die Welt für gut gelten lassen kann, diese unmittelbare Gewiß- und Gewahrheit, zu sein, was er (es) sein kann in einer Welt, für deren Dinge dasselbe gilt. Das ist geistig, unmittelbare Gewahrheit, kein Beweis, oder: nur relativer Verhalt. _________ All das Gerede von der Vernunft des Menschen und der Unvernunft der Tiere! Wozu sollen die Tiere dem Menschen vernünftig kommen, solange der Mensch die Tiere nicht mit Vernunft ansieht! Gerade an diesem Mißverhalt läßt sich zeigen, was das Wort "Vernunft" überhaupt heißen will! _________ Das ist so herrlich, aus dem großen, überzeitstillen Leib des Mittelmeeres einfach zu spüren, zu sehen dann, was das ist, wovon Platon so ganz selbstverständlich kündet. Wie in anderen Dingen der Griechenwelt auch, so fehlt den Bebildeten das Wichtigste, dieses Erleben, was das Meer ist, das in seinem großen Leib das allzu Unmittelbare (Klima des Tages, der Saison) wie in einem Göttergemüt sich ausgleicht, mit einem Zeitsinn weit über geschichtliches Tun hinaus, und Jeder dort ATMET solchen Geist! Das füllt seine Seele mit Weltatem daher, und der Sinn erkennt, ohne Mühe. _________ Epigrammatische Interpunktationen... _________ Es sind die allerwinzigsten, nur seltersbläschengroßen Rülpserchen, die den ganzen Leib wachkriegen bis ins äußerste Gehirn. Die anderen, wie billig, entlüften nur den Bauch. _________ Der allumfassende Daseinssinn der Streichel-Einheitsweltler... _________ Das Parfum des Absoluten... _________ Wer sprachliche Ereignung nur erleben kann im Dialog, der ist wahrlich nicht zu beneiden. Richtig arm dran aber sind die intellektuellen Moderatoren, 7 die immer nur, in sich, Dialog stiften wollen zwischen Geistern, deren Eines und Anderes sie gar nicht sind, nicht sein können. Manche Literaten leben davon, solche armen Bildungsgeister zu persiflieren... _________ Ja ja. Anthropen haben schon ein Verhältnis zu jedem Ding in ihrer Welt!! _________ Seinwollen, Durst nach Dasein (Tibeter): manche Menschen sind einfach zwanglos Intellekt; andere können sich nur verstehen als Dämon. _________ ...was den Barbarengeist unterhält, das ist das Zweite Gesicht oder die Andere Vernunft. Das ist nichts besonders Geistiges - er schaut eben gern in Dingen, die er wahrnimmt, und hört in dem, was er vernimmt, nach zweitem Sinn. Davon lebt eine ganze Folklore unechten Aberglaubens, und die Psychologen, die Psychoanalytiker haben diese Erwartungen fein bedient: Bücher, die einem darin etwas erzählen, sind tolle Hortschätze, solcher Pseudogeist ist immens geschätzt, wird sehr gelobt, besonders, wenn man sich per Geheimtip damit irgendwo im Wünschenswerten intimisieren kann. Für mich darf das nur so aussehen, daß ein gereizter Barbarengeist mir dauernd hinterherfragt: wat will der! Besonders, wenn ich eben gar nichts will, mich nur halbwegs wohlbefinde und keines meiner Worte, keine meiner Gesten irgendetwas anderes meinen als, was sie ganz offensichtlich sind. ICH hab keine Meinung damit, und was meine Gesten im weiteren All der gewöhnlichen und höheren Dinge bedeuten, das ist mir nur gerade so bewußt, und unterscheidet sich im Prinzip nicht vom Schatten jeder anderen Geste, jedes anderen Menschen oder Tieres. Ich bin nur wach, mehr nicht. _________ "Hier: das wirst Du sofort sein!!" (z.B.: die Drei Versuchungen) _________ Affen wissen zwar die Augendeckel über die Augen zu senken und zu blinzeln, aber Affen reiben sich die Augen nicht. Das heißt: die Weltschau des Affen ist wie manisch-einphasig; da geschieht keine Reflexion. Dort ist immer alles so selbstverständlich, wie's sowieso ist, und der Affe (Makake, Primat) befindet sich selber so fraglos selbstverständlich - wie's sein GESICHT ist. Nur der Mensch reibt sich die Augen (und manche Felltiere wischen und putzen sich das Gesicht, oder: Kühe lecken einander das Fell 8 zurecht, ziehen einander so die empfindende Seele in Ordnung), arbeitet sich (gewöhnlich mit den Knöcheln der Hand-Außenseite) eine Gegen- Mitempfindung des Begreifens dort ins Gesicht, wo die Augen selber und die Muskulatur umher, die das Erschauen aktiv und bestimmend mitformt (das visuelle Meinen), unmittelbar ineinander übergehen. Eine extreme Form eines Nicht-Verhaltes dieser selben Sache ist der Zustand, wenn Boxer, manisch aufgepulvert durch die Anstrengung, den Überschuß an Noradrenalin im Körper, sich die (starren) Augen eben NICHT bedecken und reiben, sondern mit klammen Armen diese vor allem nur vorhaltend schützen, wo zugleich Jeder versucht, dem Anderen Schläge aufs Gesicht, die Augen- gegend usw. zu verpassen. Das Boxen hat seinen Namen daher und wurde erfunden in Chicago, wo Schlachthofarbeiter in den Pferchen (= Boxen) solche Faustkämpfe miteinander ausfochten (ältere Formen des rituellen Faustkampfes seien hierbei außer Acht, weil da keine direkte Tradition ist mit modernem Schauboxen). In gewisser Weise kann man in dieser massiven Wendung der Gegner aufeinander noch ein physisch verhärtetes Abbild erkennen dessen, wie Kühe, Rinder einander die Wahrnehmung richten einmal durch Hornstöße, dann aber auch durch das Einander- Zurechtlecken. Dieser Reiz wirkt sehr bestimmend in die Wahrnehmung der so traktierten Kuh hinein, formt unmittelbar und aktiv daran mit, wie sie sich fühlt, wie sie die Welt unmittelbar sieht. _________ Descartes...daher z.B. die methodische Negativität im Positivismus... _________ Platon: Narzissos spiegelt sich, ewiger Moment, über alle Zeit hinweg im Auge Gottes...(eidos) (Eckart der klare Paniker: aber Gottes Auge ist in jedem Tautropfen!) _________ Von S.'s Tyrannei der Nähe, logischer Fortgang zum Dämon der Unmittel- barkeit. Das hat Dimensionen, beginnend mit den Instanzen (Atomik, Chemie usw.) des seienden Existierens aller Phänomene der Materie, das Ausgesetztsein also, wie es sich bei Heidegger sprachlich, doch fraglich ob in direkt solcher Meinung, artikuliert. Was ist, ist in sich unmittelbar, damit auch unmittelbar zu allem Mit- und sogar Nichtexistenten (Monade / Etre et Neant). Existenz ist in sich akut. Ein dem Menschengeist näherer Aspekt ist die vor allem bei Idealisten gutgesehene unmittelbare 9 Selbstgewißheit des Erkennens, Abbild eben der absoluten Ausgesetzheit an das All des Mitexistenten, wozu glücklicherweise die weitere Zeit gehört, in welcher das Aktuale, Momentane ja nur Existenz-Cursor hat. Man kann nicht sagen, daß der Aktualpunkt einen Vektor in der Zeit habe, so wenig man sagen kann, die Drehung des Rades forme in sich schon einen Vektor längs eines Weges. Die divinste Selbstgewißheit ist die seit und mit Platon in der Philosophia mehr oder weniger mitbewußte ideale (bodhissatvische) Selbstbefindung: gelassen, heiter, sehend (eidos), im guten Born seines weitesten Lebenshorizontes, mit Blick und Haltung zum fernsten Zeithorizont (wozu die Möglichkeit, wie in Athen von Hügeln sowohl über die Menschen-stadt als auch Berge und Meerhorizont ins All zu schauen, sehr förderlich ist - an einem solchen Platz ist das Landstück, worauf die Akademie entstand), die Befindung, wo das Pneuma der Welt am zwanglosesten, und klar bis in die Tiefen des Alls, zu Atem und Pneuma des so gelassen Selbstseienden wird. Welche Befindung wäre natürlicher; was sonst könnte man als gut, ohne weiteres Attribut, bezeichnen! Die davon sich weiter entwickelnde Philo- sophiegeschichte, weniger eine Ideen- als eine Gedankengeschichte, taugt leicht dazu, die daher minderen Grade solcher idealen Befindung des Selbst zu illustrieren. Sokrates zuvor hatte den Daimon hinzugebracht, berichtet ja von ihm, daß er ihm jeden Morgen, wenn er selbst auf die Straße kommt, zutritt und ihn in Anspruch nimmt (Geist der Hekate) (dazu wieder: Sokrates entlarvt Trivia als das, was sie sind). Das Wesen des Daimon oder des Dämonischen ist in sich das der Unmittelbarkeit, in direkter oder nur mählich merkbarer Widrigkeit. Dieser Daimon ist alt wie das Leben, wirkt im Widerspruch des materialen Substrats zum sich selbst ereignenden Leben der Zelle, im Zugriff des Fressenden auf das zu Fressende, in weiterer logischer Konsequenz der damit konstituenten Vergänglichkeit bei der Paarung, Zeugung und Geburt. Das geschieht in einer gewissen Unempfindlichkeit für das Unterlegene und Erduldende. Bezeichnender Aspekt für die Wahrnehmung des Daimon: an dem Tag, wo in der Stadt das Gericht Stand nimmt, dem Sokrates den Garaus zu machen, erscheint ihm der Daimon nicht selber, macht sich also offenbar Gestalt und Gewalt in dem Kollektiv, das sich das Recht und Mittel zuspricht, ihn zu verurteilen und zu töten, also wiederum die allgemeinste und totalste Aktuation zu bewirken, die einem lebenden, damit erkennenden Wesen begegnen kann. Platon selber findet seinen Daimon solche Art in Dionysios, der ihm die Aktuation eher als die Nötigung beibringt, seinen Aufenthalt nicht frei nehmen zu können. Auch zeigt sich die Dämonität der Unmittelbarkeit in der Episode, wo Dionysios sein Wort gegeben hat, einen Gegner nicht zu verfolgen, aber weiß sich nächstentags schon nicht mehr hinzu. Der dunkle 10 Zorn, der Platon selber ob seiner Mahnung deswegen trifft, ist ein Reflex des Dämonischeren, Dionysios, darauf, daß nun eben Platon zu aktuieren, auf ihn einzuwirken trachtet. Dort erscheint als Paradox zugespitzt das Dilemma des Platon, welches sonst eher als milde Groteske merkbar ist, indem er, schon zu sehr aus seine wahrsten (aristokratisch-artemisischen) Gründen, mit dem so allgemein gewordenen Zustand kollektiven Menschen- daseins in der entstandenen Stadt ins Argument kommt. Wo er, mit Sokrates als Menschenkenner zur Seite, das Treiben des Menschenwesens, wie im "Staat", nur beschreibt und kommentiert, und da, wo er aus der besten, kräftigsten Weltzeit der ursprünglichen Griechenexpansion das über lange Wohlerkannte und Geahnte kolportiert und auf seine Weise illuminiert, ist er in seinen besten Gründen, und mit Blick auf seine Bodhissatva-Statur vor und über aller Zeit (in Indien tauchte das einige Zeit später wieder auf in der Figur Šankaras), läßt sich vieles geradezu entwerten, was Spätere über die Idee und das Gute (vor allem) bemerkt haben, indem ethisches Geheck davon wird im nicht mehr so Unvermittelten, der Dämon des Unmittelbaren also mechanischer und blinder zur Geltung kommt. Die Idealsituation ethischen Ergründens ist eben die, in welcher Platon wahrgenommen wird: gesetzt, ein wacher, wahrhafter, gesunder Mensch befinde sich so wohl, daß ihn nichts unmittelbar treibt, lockt oder nötigt - was wird ihm einfallen können, mit der Welt, die ihn so in seiner Individua- lität wohlbehalten bei sich läßt, zu beginnen oder mit Blick auf weitere Welt- Aktualzeit, Lebenshorizont usw. anzurichten! Alles, was das Gute, das Ideale, das Wahre, Ethische, auch Notwendige erörtert, sollte nicht nur von dieser Warte her ausgehen, sondern sich immer wieder darauf einfinden: das Thema des Sabbath, des Sonntags. Platon an sich, als die unvergleichliche geistige Gestalt, lebt am besten von dieser still göttlichen Ironie, womit er denen nahe ihm, vor allem Aristoteles, besser und feiner aber noch Dritten, die ihn, Jenen und alle nach ihnen, in einem Blick haben werden, kleine Merkworte gibt, damit das später oft allzu Relative richtig zu situieren. So ist schnell klar, daß Aristoteles eben nicht mit Platon in einen Rang gehört, sondern: Platon gehört zum ursprünglichen, reinen Land, Aristoteles zu der Stadt, die darauf entsteht und deren Menschheit. Das sind Welten, fern voneinander, im selben Grund. Platon zeigt darin feinsten artemisischen Geist, die göttliche Ironie der Gazelle. Der Dämon ist natürlich eine urtümlichere Sache, als es in dieser gar nicht mehr so archaischen Weltzeit der klassischen Griechen sich verdeutlicht. (Damit eben die charakteristische Wendung vom nur Anthropischen der archaischen und atavistischen Zeiten zum elementar Humanen, das sich begrifflich verdeutlicht im Thema des Guten, wie einverständige Menschen 11 es mit- und ineinander erkennen, sowie in der Weltsicht, die Jeder in selbem Sinn für's Wahre, für's Gute so vor sich hält wie jeder Andere - die befinden sich dabei elementar so wie die Kuh, welche einer anderen völlig neidlos, aber sinnlich interessiert, zuschaut, wie die etwas Gutes, meist ein wenig Ungewöhnliches, ißt, schmeckt da auf dem Atem mit, irgendwie hingerissen, fassungslos.) (Was Eudämonie nämlich am ehesten heißt.) Der Daimon hat eine Urgestalt, eine allgemeine, in der Befindung einfacher, miteinander alleingelassener Pueblovölker; die aneinander nicht vorbei- könnenden und gewissermaßen einander verfallenen Menschen unterhalten da Meinungen, ein Wesen, das betreffend, was sie von Jedem, egal wer's ist, aber eher vom Fremden, aktuieren können (das Fremde entspricht ja am ehesten der Daimonform, die schon den einfachsten Lebewesen das gelassne Leben benehmen kann) - elementar anthrop sind dabei die Ur- Gestenerwartungen des Sittlichen: was die Frau vom Mann erwarten kann, der Mann von der Frau, und für allgemeinsten, noch völlig weltlosen Horizont, das Kind von der Mutter, das Individuum von der Horde und diese von ihm. Das ist der horizont- und weltlose, als matriarchalisch meist charakterisierte Zustand zeitloser Vordergründigkeit einfacher, statisch lebender Völker, die keine exemplarische Sitte haben (so wie Dionysios nicht versteht, was Platon mit der objektiven Geltung des Versprechens meint), und wo das Meinen eben dämonisch zu sich kommt, als Befremden gegenüber unver- standener Differenz, raubt, plündert, schändet, benutzt einfach, was ihm widrig erscheint, aber nur dort, wo es selber nicht aus seinen nächsten Horizonten wissen muß. Diese Unmittelbarkeit des Niederträchtigen (da also, wo nie etwas weit vom leiblichen und örtlichen Platz seiner Geburt fortgeht, wo alles unter dem bleibt, wovon es ausgetragen wurde) zeigt sich immer wieder dann, wenn die unmittelbar daraus entstehende, immer noch hordenhafte Antithese, das archaische Kriegertum, solche Plätze (Aktuation als Schlacht im personlosen Daimon des Krieges) überwältigt und gründlich heimsucht. Diese Horden-Pueblo-Existenzform ist steinzeitlich, sicher mit Garten- herden- und Getreidewirtschaft verbunden, und findet sich so vor allem in Kleinasien, im Irak und nach Indien hin. Es hat sich später erwiesen, daß dieses Muster dämonischer Dekadenz und wüster, vernichtender Überwältigung auch ganze Weltreiche (Byzanz) erledigen kann, in einem dialektischen Prozeß, bei dem nicht einfach dieser oder jener Charakter (dämonische Dekadenz, Kriegsfurie) konnte dieser oder jener Partei zu gesprochen werden. Die Troja-Sage gehört wohl exemplarisch in dieses Bild, als Schmuckblatt. Die Griechen selber hatten Glück, indem sie auf Inseln relativ sichere, für die Sinne weltoffene Siedlungen unterhalten konnten, vor räudigem Geläuf soweit sicher, wo die Elemente (Meer, Himmel, panische 12 Natur) die Menschen bei tätiger Vernunft hielten. Daher die Sage von Kybris (Zypern, als großes Exemplar des Themas) der schaumgeborenen, das heißt: die fast ebenso wie Platon so gelassen in ihren Horizonten lebende, daher schöne Frau der Inseln, wo sie in Bergen und Triften (sie STEIGT aus dem Meer) weit genug konnte vom Alltagsverkehr an den Ufern weg, und dort weilen. Von Athen her hat man viele dieser Inseln im Blick, die da im ionischen Meer liegen wie die zersprengten Stücke einer Hälfte eines Vollrund-Amphitheaters, dessen Gegenhälfte Athen selber ist. Auf Kreta wurde eine der frühesten und lieblichsten solcher Frauengeist-Kulturen von den Achäern vernichtet zu einer Zeit, als die griechische Expansion begann und damit Welt in die allgemeinen Siedlungsbilder kam. Von da an verlor der ursprüngliche Dämonismus an Geltung, wurde durch eine lichtere, feinere, edle Dämonie, die der Titanen und Götter, überwunden. Die damit klug gewordene Ur-Dämonologie, die bei Fischern und Jägern ohnehin eine ziemlich andere Gestalt hatte, immer schon den reineren und wahreren Tier-Weltgeistern zugewandt, blieb aber als Schatten dabei, vor allem in den Formen der Titanen- und Zaubergöttin Hekate, der Schicksals- und Rache-göttinnen usw. Der Daimon des Sokrates ist eben auch zur Erinnerung, daß er den sterblichen und leidensfähigen Menschen gewöhnlich näher ist, als es die Götter sind. Was Platon mit dem "Guten" besagt, sieht sich vielleicht mit dem wohl allgemeinen Bemerken weltbefahrener Griechen, die Fremdes und Eigenes gleichermaßen kennen und zu sagen verstehen: es ist gut; man sieht, wie es sonst ist. Wichtigstes Merkmal des Dämons an sich, sowieso, ist seine Unmittelbarkeit, wobei diese nicht vordergründig und akut sein muß - so ist er nur im Haß, in der Psychose, in der Furie, in Leid und Tod, und natürlich in allen minderen Formen unmittelbarer Nötigung, seien diese leiblich, seelisch oder geistig. Im Besonderen gar jenseits aller unmittelbaren Eigenerfahrung, welcher mögliche Verhalt sich Argument und Beispiel macht in Reflexionen darüber, wie unmöglich, im direkten und im quasi moralischen Sinne, es ist, einen Grund für die Existenz seiner selber, bestimmter fundamentaler Verhalte usw. zu finden, welchselbes Argument sich in den Wendungen absurder Literatur usw. auf kommunen letzten Grund gebracht hat. An sich sieht das noch aus wie eine gallige Platonik, womit gewöhnliche Menschen sollen wie hieroglyphisch ermuntert werden, diese nun statischen, nur eigentlich mit der Zeit selber spielenden Aktuationen wie eine Regel zu nehmen, damit ihre eigenen, aktuell so nutzlosen Daseinsmomente, manchmal, als lesbare Chiffre des Seins an sich aufzufassen, das einen eben angeht und einem innewird wie reine, etwas gratig verhaltene, sowohl Lebens- wie Weltzeit - dort leitet sich das Existenzerleben solcherart nicht 13 mehr wie in Kalendern, Projekten, Epochen usw., von einem äußeren Maß- punkt und Maßstab her. Das ist ja schon die halbe Idee, und auch Dialoge setzen immer einen Anderen voraus, der den Rest der Idee schon beibringen wird, so oder so. Dieses Raisonnement über die Unerkennbarkeit des Seinsgrundes ist also eher anzeichenhaft zu nehmen für eine Meinung, daß Pein, Leid usw., die Nötigung des Dämons im Ganzen, nur Merkpunkte sind und auf einen viel totaleren Verhalt reflektieren, ontologisch und jenseits des Erkennens, auch der Erkenntnis des Guten, im Guten. Damit die gelegentlichen Höllenmachereien, beispielsweise des völkermordenden Faschismus, und früher: die Pessimistik der Gnostiker, die schwarze Bosheit im Dualismus der Weltgeister bei den Persern usw. - einfachen, phäno- menalistisch fixierten Geistern illustriert man diese Dimension als die Hölle. Das Böse ist immer ursprünglicher und absoluter als jedes bedingt Seiende (was ein anderes Wort ist für: das Lebende, das absolut bedingt ist in den Modalitäten seines materialen Substrats - das MUSS so stimmen, sonst ist es alles, aber kein Leben), und seine Absolutheit ist eine solche, daß es dem Erkennenden (= Lebenden) die Sicht vollkommen benehmen kann auf alles, das man neben dem oder jenseits des Bösen, welches ja auch nur in einer ZEIT sich gelten machen kann (wo's Verderben, also Zeitläufigkeit, bedeutet), jemals dürfte noch an Gutem, zuhöchst und äußerst Gutem, erwarten oder meinen, zu finden. Darauf reflektiert z.B. die semitische Erlöseridee. Das meint dort: diesseitige Erlösung, keine Transzendenz. Daher auch erklärt sich die merkbare Dekadenz und Gemeinheit philosophischen Denkens seit der Aufklärung; politisch-weltreal damit einherkommend das Zerreißen alles gut nur Meinenden (und nur kategorisch die Welt Beurteilenden, aber nicht Erkennenden), Zerfetzen der vordergründig nur eudämonisierenden Gemütlichkeiten soll wohl schärfstens heimtreiben, daß es eben kein Jenseits zu erwarten gibt, sondern immer die Stellung und Befindung Platons die gültige bleibt: gelassen, wach, wahr, vollkommen bei sich im ewigen Moment des reinen Daseins, sich zwanglos befindend in der weitesten Sicht auf das Ewige, und hinzu allenfalls die kleinste Möglichkeit eines Gedankens, daß neben dieser sicheren Aussicht an der Oberfläche aller Materie, durch alle nur mögliche Zeit, noch etwas ist, VOR dem dies alles existiert - sonst nichts. Alles Weitere wäre unbillig, und wer sich aus dieser reinen Schau verliert - den hat der Dämon. Und der frißt ihn, wenn's bunt wird. Die Philosophiegeschichte spricht dann von vieler guter Arbeit, besonders mit aristotelischen Werkzeugen, und diese sind ja nun auch nur Aktuatoren. Die logischen Funktionen sind eindeutig wie der Biß eines Verfolgers in seine Beute - "also!!" So werken sie im Weinberg des Herrn (der dem Heraklit gehört, nicht dem Platon) und verlieren manchmal die Sicht 14 in den Reben, hören einander aber gut usw., und alle paar Generationen steht wieder mal einer auf, erblickt in guter Seinsruhe die Welt und Schau wie Platon, nur aus etwas anderer Warte, und die Seele atmet auf - es ist immer noch wahr, so vergessen es manchmal auch ist. Dann aber, bei Descartes, kommt etwas unerhört Sublimes ans Tragen - es ist eigentlich nur ein Moment, und jene, die das Gute nur zu besagen meinen, gar jene, die schon längst über dem Sortiment der Ideale die IDEE verloren haben, leugnen sofort und lebhaft (selbst Descartes selber weiß dann nicht mehr so recht): Descartes hat wirklich Platon selbst verstanden, bemerkt, wie er nur steht im Licht der Ewigkeit, sich still spiegelnd im fernen Auge Gottes, und alle Spekulation des Mittelalters, wie einen Gott darüber auch ansehe, versiegt im selben Moment. Ob Gott SIEHT, kann kein zeitliches Wesen wissen, aber in der Stellung dieser fernsten Ewigkeit gegenüber ist doch, bei allem Begriff des eidos (nicht eigentlich der Idee, wie sie als als Parole dann weiter-gesprochen wird), EIN Auge zumindest, das diesen Verhalt sieht, nämlich das des Platon! Das des Selbstes, wie es aus aller reflexhaften und unter-zeitlichen Aktuationswelt in die ewig gültige Haltung sublimsten Erkennens gekommen ist. Eh bien, so sehe ich doch selber, sagt er, und es bleibt dabei: keine Schwertuerei in logicis wird etwas daran tun: es gibt an Gott nichts zu beweisen (1.,2.,3. Gebot Mosis), aber daß ein absolut wacher, klarer Geist sich nach ihm ausschauen kann, spricht doch elementar für sich. Seitdem spätestens ist Frankreich die Heimat des reinen platonischen Geistes, und dies sich beweisen zu sehen, gelingt noch jeden Tag. Bei Descartes wohl kommt zur Sprache, der Mensch habe bestimmte und klare Vorstellungen (Wahrnehmungen), womit einzig eine Philosophie möglich ist, die ihren Namen verdient, als wie eingeboren. Dieses "inné" ist wohl am ehesten richtig übersetzt als: inhärent. Gebären, das ist viel zu dramatisch, zu agonisch. So sehr ja endlose Tracht- und Geburtsagonie mitgewirkt hat an der Gestaltung der Lebewesen, welche unmittelbar und klar bestimmte, ganze Verhalte des Seins in der Welt erkennen und bedenken können - so weit voraus vor jedem ähnlich aus dem Gesetz der Welt hervor- geratenen Tier ist das nicht, und der Verhalt, um den es geht, ist ja viel ein- facher und absoluter: der Mensch (jedes Wesen) kann nur existieren, sich seiner bestimmten Existenzform innewerden, insofern er aus Materie besteht. Dieser Materie aber sind gewisse Qualitäten wie Dauer, Bestimmtheit der Eigenschaften usw. notwendig inhärent - was solche Qualitäten nicht hat, ist keine Materie und konstituiert damit auch keine Existenz, sei sie unbelebt oder aus ihr konglomeriertes Leben. Nichts also ist diesem natürlicher, als mit diesen elementaren Qualitäten von sich, seinem Materiesubstrat weg, 15 auf den Rest der materiellen Welt zu blicken und auch unmittelbar diese Qualitäten, die es in sich, an sich selber spürt, wahrzunehmen. Deswegen vermutet das Erkennen im sonstwie Objekten ein Sein, so, wie eben im Selbste ein eigensinnig Erkennendes sich spürt, das offensichtlich nicht einfach identisch ist mit dem Materiesubstrat, woraus der lebende Leib besteht - diese Qualität "Sein" als eine nicht nur formale, sondern aus dem Etwas extra hervorgehend, latent darin gegenwärtig, wird meinbar, weil doch offenbar die Materie des lebenden Leibes, so, wie er in dieser speziellen Konglomeration der Elemente ist, das Leben und damit das Erkennen als eine Funktion solcher Materiequalität selber hervorbringt. "Gut" im platonischen Sinne kann man also nennen ein Etwas, das in seinem objektiv wahrnehmbaren Zustand dem Erkennen begegnet, als atme das Sein in ihm hervor bis in die Begrenzungen, so wie das reine Leben in einem stillen Leib, und bei diesem wieder ist "gut" der Lebens- und Geisteszustand, der in den Dingen um sich her solcherlei zwanglos und klar erkennen kann. Viele Denker beschäftigen sich daher damit, einfach über diesen Zustand und seine Bedingungen zu raisonnieren, oft mit stark uneigentlicher Tendenz, weil es eben solch stilles Erkennen nicht leicht gibt, ohne daß die weitere Menschenwelt sich, auch halb- und unwissend, dazu versteht, solches Dasein (mußvoll) zu ermöglichen und zu erlauben. Zudem gilt es, das Erkennen (die Muße) zu beleben, indem anderes, weniger müßiges Erkennen mitunterhalten wird. ...das erkennende Wesen geht aus dem Leibsubstrat hervor geradeso, und prozeßhaft damit identisch, wie aus dem atmenden Atem ein innerer, den Leib durchfühlender Leibatem wird, der Geist überall zugleich gegenwärtigen Sauerstoffs (Bergsons elan vital, einfachstes Aggregat). Damit entsteht in Analogie zum Diffusionspneuma des im ganzen Leib eingefilterten Atems das Konzept des Pneuma als eines Geistes (das, was eben oft als "Idee" apostrophiert wird), der das Ding so durchgeistet wie der Atemleib den Festleib. Beweisen läßt sich allenfalls daran, daß einem beseelten Blick auch die Dinge beseelt erscheinen, diese sich dem Erkennen damit auch anscheinend leichter, bestimmter geben, auch ganzer in ihren nicht erkannten Verhalten zu Anderem gewahrt werden. Damit: Logos. Sodann, weil der latente Atemleib, die Seele, sich ebenmäßiger und lichter empfindet als die akute, unmittelbar ventilierende des Lungenatems, so erscheint einem die Welt (vor blanken Augen, die nicht direkt schauen) auch so, als schiene hinter, jenseits der unmittelbar sich ereignenden, d.h. mitbefindenden Realität eine latente, lichtere, der Atemleib, die Seele des Alls. So, wie in den Erscheinungsphasen des Wirklichen sich Formgesetze eines Aggregates 16 oft durch mehrere Ebenen des weithin kausal damit Verbundenen erkennen lassen, wo sie offensichtlich nicht nur analog sind, hat eine solche Meinung ziemlich etwas für sich. Der Mensch (das Lebewesen überhaupt) nimmt zwanglos so wahr - das ist starkes Argument. Mit Worten und Begriffen läßt sich derlei einmal: erläutern, zum anderen: skeptisch mindern (so, wie man ein Lebewesen auch um seine Atem bringen kann), aber nicht herbeireden aus nur logischen Abstrakten. Erst sehen, dann sprechen. Alles Andere ist, im Prinzip, Vergeudung, plausible Nervosität. Der Daimon der Unmittelbarkeit hat natürlich Geist: er weiß die Wesen nicht nur unmittelbar zu traktieren, sondern richtet ihnen die Meinungen und Vorstellungen ein wenig zu, mit denen sie denken, sich gut müßig wohl zu befinden im SINN (nicht Blick - es heißt Eidos, nicht Intellectus!) auf das Fernste, das Absolute. An sich hilft es dem Blick solcher Art sehr, sich gelegentlich die Geschichte Roms in einer guten Kurzfassung berichten zu lassen - nichts macht so tief satt, in tiefster Seele, wie dieses einzigartige Bild tausend- und mehrjähriger, hemmungslos wahrer Geschichte. Damit auch: wer immer nur meint, sich einzig vor der letzten Front einer längst zurückhin vergangenen Geschichte des relativen Nichtseins zu befinden, der befindet sich dort, wo nicht umsonst der Name "Jüngster Tag", das heißt: letztester von allen schon vergangenen, darüber geschrieben steht, im Weltgericht ohne jede Aussicht, im unerlösten Horizont von Leid und Agonie, von nur erlittener Zeitlichkeit. Das ist eine ewige Dimension, aber nicht die einzige. Wo Menschen daher meinen, nur in Aktualisationen religiöser Gewohnheiten, mit laienhaft theologischen Meinungen gar, in falscher Selbstwendung vor doch der rituellen Übung der SCHWEBE aller Zeit sich entwickeln zu müssen, als Wesen, die nicht einfach gut sind, sondern sich üben stattdessen im gut Meinen, gut Tun, gut Fordern usw., da ist kein Weg, keine Sicht, schon gar keine Schau. Christenreligion, gerade die römische, macht ihren besten Sinn, wenn sie den Blick zurückweist ins alte Rom, in dessen älteste Zeit und das dort ursprüngliche Haintempelwesen. Dort ist und von dorther kommt das Wahrste, was Religion sein kann. Alles Übrige ist wichtige Fassade zur Akzentuierung des Sinnes für Überzeit. All solche Übung hat irgendwann und irgendwie begonnen, aus dem Geiste ganz bestimmter Menschen, aus einer Schau, einem Erkennen und Sinn identisch mit dem, wovon Platon spricht. Das bleibt zu sehen, sonst hat Religion nicht Herz, nicht Atem, und damit auch keinen Verstand, keine reine Wahrheit für sich. 17 Auch bei Leibniz ist dieses Durcheinander zu finden der Begriffe, die reden wie reine Erkenntnis, aber sprechen vom Mehrerlei apriorischer Muster. Auch da ist das Gerede vom Urbildhaften oder was dem entsprechen will (je nach Jargon des Denkers), bei dem man wissen kann (wenn man nur schaut), daß derlei aus der mimetisch-gestischen Anempfindung der Stern- bilder im Nachthimmel kommt. Das kann nichts Anderes sein. Leibniz, sagt das Buch, verehrt Platon, aber solche Komplimente hießen schon oft, daß er gar nicht daran denkt, zu sehen, was Jener gewiesen hat. Im Deutschen fehlt eben meist die Ahnung, die stille, den Geist durchatmende Kraft des Mittelmeeres. Daher stehen die Menschen nicht so frei vor den Horizonten und sind stärker gebannt - in trockenen Landschaften - von der Suggestivität der Sterne. _________ "irgendwas gut gefunden in dieser Welt?" Eudämonische Perspektive mit Todesgelassenheit (Sokrates), die Frage des Dämons bei der Pforte der Ewigkeit. _________ Man soll nicht sagen: das Dasein ist eitel, nichtig. Es ist müßig. Es tut dem Erkennen nicht gut, in solchen Dingen so abrichtend zu urteilen. Das Leben kann nur werten, also gut oder widrig finden, im Hinblick auf seine elementarsten Vorurteile, sein eigenes, auch geistiges Existenzinteresse. Über alles darüber hinaus vermag es nicht, daher versagen dort solche Begriffe. Da ist es müßig, und die Sage vom Weltenrichter am Ende aller Zeiten, wenn alles, was je existieren will, WIRD gelebt (gewest) haben und sein Ende gefunden, meint ja nichts Anderes, als daß auch allen sonstigen zeitlichen Wesen nicht obliegt, das Maß zu bestimmen über die Lebens- meinungen hinaus, dort eben, wo all Solches nur müßig ist. Laß Gott richten (Kronos) - Dir ist es müßig. Sorg um Deine Zeit, usw. _________ Nervend: das Licht der Letzten Wirklichkeit. _________ Es gibt den Staat und es gibt das Staatswesen, so wie es den Wald gibt und das Wesen, das Gewese in ihm. Gewöhnlicher Staatsverstand ereignet sich im Ganzen meist in den Belangen und Gesten des Wesens, also dort, wo das Staats-Wesen sich in einzelnen Akten und Gewahrungen ereignet. So sind auch die Selbstdarstellungen des Staates, "an sich", nur statutorische 18 und zeremonielle Gesten, die das sonst Banale in hehrer Leere, mit möglichstem Pathos, exemplarisch ausüben. Der Geschichtsbegriff des Staats-Wesens ist demgemäß im Ganzen geformt aus der Kompilation staatswesenhaft ereigneter Ab- und Nachbilder und einem quasirealistischen Raisonnement damit. Was der Staat selber ist oder sein kann, das zeigt sich am ehesten, wenn Menschen über diese weiteste Aktualität und Alltäglichkeit des Staatbetreibens einfach sagen: es ist ja Staat, der Staat ist, d.h. beweist sich damit, aber er ist als Begriff zu all Diesem transzendent, so wie der Begriff des Gesetzes transzendent ist zu den Instantationen der verschiedenen Gesetzhaftigkeiten, beispielsweise in den Naturgesetzen, oder wie die Atmosphäre dieses Planeten in allen Einzelheiten als Wind, Hauch, Kondensation (...Atem) usw. sich ereignet, aber damit im Weitesten auch das merkbar wird, was man den Atem der Welt nennen könnte, eine Gewahrheit, die erfühlt sein will über die Zeiten hinweg, und die zu spüren und zu wissen eine reine Qualität mehr in jeden Aktualpunkt atmosphärischer Ereignisse bringt - auch in den Atem der Lebewesen. _________ Heraklit / das Nirwana: was immer ist oder geschieht, also auch alles, was der Mensch tut, das geschieht doch nicht nur im Rahmen eines Bewußt- seins- und Meinungszustandes, sondern es geschieht vor allem im Aggregat der nur wirklichen, d.h. kommentarlos existenten, absoluten Wirklichkeit, vielmehr: der Realität (im Begriff der Wirklichkeit klingt das Verb "wirken" zu sehr mit, das ist zu interaktiv, zu aktiv). Eine böse ironische Verdeut- lichung dessen sind seit alther die absichtlichen Aktuationen des unzeitig geschehenden Todes an Tieren und Menschen, in Reduktion auf den Wirkbegriff, am infamsten in der Mechanistik des Fallbeils (dieses sieht aus wie eine mechanistische Wiedergabe des Ereignisbildes bestimmter deutscher Wetterlagen - ein Deutscher hat die Urform des Fallbeils erfunden - wenn steil von Norden her über die Nordsee (freier Fallweg, Beschleunigung extra durch die Erdrotation) sehr kalte Winde über Westdeutschland gegen den Klotz der Alpen stürzen, Allem kalt machen). Die Meditation der Buddhisten legt darauf ab, indem der Mensch durch sie und das Ideom des Nirwana dazu gehalten wird, sein Bewußtsein aus all seinen Verfängen im psychischen Meinen auf das, was getan, auch nur gemeint oder fürwahr- gehalten wird, herauszulösen. Das ist nur die halbe Rechnung. Für ein waches, tätiges Bewußtsein hilft Heraklit: die Welt, egal wie sie wahrgenom- men wird (perzeptive Antagonie, Episteme, d.h. Gewahrhabung mit einem SINN) oder mit Absichten repräsentiert, kategorisiert usw., ist vor allem Eines, nämlich absolutes Ereignis, etwas ganz und gar, immer in jedem 19 Ereignis und Sein Absolutes, Einmaliges. Das hilft dem Buddhisten auf die Beine, da beginnt die Welt immer neu bei einem wissenden Lächeln. Und jedes Bewußtsein für Wirkliches beginnt wohl am besten damit. Also wieder (die Mechanisten reiten darauf): die Welt ist Ereignis selbst in den bewußtesten Akten, ganz im Ereignisrang rein bewußtlosen Geschehens. Natürlich verliert ein Ereignis, das mit Seelensinn gemeint und getan ist, seinen sprechenden Sinn für das Bewußtsein Anderer, die das wahrnehmen, nicht. Besonders interessant ist dieser Verhalt in sprechenden Artefakten, Bildwerken, Schriften usw. Das will der Satz des Heraklit sagen: es gibt keine Person. _________ Schiffbruch jeden philosophischen Seinsversuchs: unvollkommenes Kategorien-Instrumentarium. (Deutscher Idealismus, diese geniale Kurpfuscherei) (Bürgerliche Rechtmacherei, "es soll ja so sein!") _________ Der Staat ist nur der Staat. Die Republik ist der Platz, wo Staat sich ereignet. Demokratie: was macht Raison! _________ "Das muß mir schrecklich egal sein" Für den Hund ist der Mensch ein Affe mit Prinzip - so lange der Mensch sich da nicht besser kennt. _________ Menschen hier wollen mir, in immer anderen Wendungen der immer gleichen Sturheit, nur einen Satz beibringen:"Du bist schuld, daß ich mich schlecht befinde, wo ich Dich wahrnehme!" Ursache zu sein ganz allgemein genügt da nicht für's Argument. Und kein Benehmen meinesteils ändert was an des Anderen Befindung. Dies ist auch nichts Persönliches: Jene befinden sich oft schlecht, bei vielem, das sie sehen. In Amerika nennt man dieses Unprinzip: Guilt by association. Nicht ein Ursachenzusammenhang, sondern das Vorkommen zweier an sich unver- bundener Wahrnehmungen in einem Anderen, rein oberflächlich-assoziativ, macht die Deutung (~ Kartusche). Dieses Meinen ist nicht extra was - das ist ein allgemein üblicher Zustand. Viele Menschen meinen so, bei Vielem. Keinem würd' einfallen, seine Diät zu ändern, nur damit seine Disposition 20 zum Schlechtfühlen sich vielleicht erledigte - kein bißchen. Die Welt muß ja so sein, wie sie ist. Und weil das alles ja ein gründlich schlimmer Verhalt ist, deswegen sind sie gerne ontologisch, fast mystisch: denk' doch an Deine Mutter, sagt es belegt! Das will sagen: die hat doch schon sich übel befunden, als sie merken mußte, daß ich auch nur sein WOLLTE (was ich ja auch mußte - man wollte auf mich ja, irgendwie, auch nicht verzichten - ALSO!). Das erhellt zugleich, wie man die pseudometaphysische Wurzel des Willensbegriffs in seinsvergessener Lebensphilosophie der vergangenen Generationen verstehen soll. Und mit dem Sollen rücken sie gleich nach: wenn ich nicht einfach nur existieren WOLLTE, sondern MUSSTE, also SOLLTE, bin ich damit nicht reineweg sofort ein Kind der Pflicht?! Diese Kasuistik ist zuhöchst frivol - das Sollen der Existenz erledigt sich ein wenig dadurch, daß man's eher hat systematisch darauf ankommen lassen, und damit bleibt mir eine reine Freiheit, weil so das Existieren eher eine Kunst sein will in Weltordnungen (doch weitgehend natürlicher Art), die mir das Werden und mittlerweile recht dauerhafte Bestehen doch implizit erlauben. Kein Mensch, der genau ist mit solchen Belangen, kann da Besseres zu wissen behaupten, indem es ihm da nicht besser gehen kann als mir. _________ Subquantik, Pneuma: wer der Welt rein mechanistisch in ihre Prinzipien wirken will, wird sich immer damit begrenzt finden, daß er, Erkenntnis und Wirkmöglichkeiten auf die Materie nur in Materie selber findend, immer durch die Begrenztheit direkter Materieeigenschaften behindert ist. (Mechanik, "Erde" in den Elementen des Empedokles.) Immerhin transzendiert der induktive logische Prozeß, der aus mehreren, mehr oder weniger indirekten Wirkungen auf ein kohärentes Ganzes im "Inneren", im Sein eines Dinges schließt, schon diese Begrenztheit. Es gibt aber allgemein die Materiephasen des "Flüssigen" (phasenschwingende, strömende Zustandsausgleiche) und des "Aeroben" (Magnetik, Schwerkraft usw. das PNEUMA der Welt) - daraus ergeben sich die z.B. gequantelten Ereignisformen des wirklichen Kosmos (die selber nur wie mechanisch erscheinen). In einem inspirierten Tanz, der dem gleicht, was der Geist, das Pneuma, die Laune der Götter ist, und den die titanisch klugen Völker wie Tibetaner, Indianer mit ihren Tanzriten nicht nur äußerlich adressieren, kann man auf diese Pneumazone submaterialer Feldkräfte wirken und für sozusagen Wahrscheinlicheres sorgen. Einem skeptischeren Geist mag genügen, daß solche Tänze die damit Begeisterten in eine präzisere Konsonanz mit den Rhythmen des Weltpneuma zu bringen vermögen - das versteht schon eher wer. 21 Die Eudämonie, die Aristoteles (der allzu menschliche) meinen kann: "Ach ja", sagt der Mensch, der sich und das Weitere kennt - wobei läßt man's denn bewenden! Was läßt man gut sein - das ist Eudämonie. _________ Hat Platon nicht alle Phasen der Sonderbarkeit in der Philosophie (es gibt, seit Aristoteles, nicht mehr nur eine Philosophie) zirkumstantial vorher- bestimmt - in den Ereignisformen des Staates, implikativ? Diverse Philo- sophien assistieren (oder schmeicheln) den Meinungen, die einhergehen im Volk, beim Fürsten usw. je nach den Phasenzuständen des Staates! _________ Ja, sogar dies: was Eckehart einem zu sagen hat hinsichtlich Heraklits: An einer Stelle seiner Predigten verwendet er als Gleichnis: die Glut kann die Hand nur brennen, weil Glut und Hand nicht dasselbe sind. Das ist so genial, da fällt mir zunächst einmal das Buch aus der Hand. Erst nun, nach Längerem seither, fällt das aber ineins mit Heraklits Lehre von der wirkenden Differenz zwischen allen Dingen, allen Wesen. Der selber hat das so präzise gar nicht herausgezeichnet - das besorgt nun Eckehart mit diesem ganz einfachen Gleichnis. Auch hier muß natürlich die Sinnfälligkeit der Gleichnis-elemente (Glut, Hand) mitgesehen werden, und der hier woanders verdeut-lichte Geist der Welttotalen vorfrühlinghafter Panik. Menschen zu Ecke- harts Zeiten wissen aus Erfahrung, wo auch nicht mit diesem modernen Vokabular, von der intensiv beizenden Wirkung heißen Kohlendioxids aus der Glut ( die mit ihrem Plasmaglimmen zudem eine bestimmte innere Seh- gewahrheit unterhält), welche im Atem die sonstige Hitzewahrnehmung noch ergänzt. Was aber das Kohlendioxid ganz allgemein an Charakter macht in der gothenzeitlich-mystischen Weltschau, wird hier woanders erörtert. Die Gefahrempfindung, die da eben mystisch abstrakt ist, wird im Gleichnis hier verbegrifflicht mit den Gleichniselementen Hand und Glut. Nicht falsch wäre auch, zu beachten die Nähe des Gleichniselementes "Glut" zur Metapher des Feuers bei Heraklit. Diese selber sollte man nicht allzu symbolisch nehmen, sondern wirklich darauf schauen, wie reales Feuer sich anrichtet, zündet, wie es faßt, sich nährt, gerichtet werden muß, zusammenfällt, als Glut liegenbleibt und glost, schließlich mit einer Art Zufriedenheit ganz mählich erlischt. Menschen zu Heraklits Zeiten (und den meisten seither) hatten das immer sinnfällig so in ihrer Nähe und wußten auch die Phänomenalität dieses Vorganges in superstrukturellen, also sagbarerweise geistigen Ereignissen (Menschensitten, Staatsleben, Krieg) ohne Weiteres wiederzu- kennen. Jedes Leben geht so, wußten die Menschen, und daher brachten sie 22 ganz natürlich eine eigene Wahrnehmungsdimension selber mit hinzu, wenn Heraklit das Feuer als Metapher verwendet. Auch müssen sie wissen, den Brennstoff dafür aus der Welt zu nehmen, und darin alleine verdeutlicht sich schon, welcher Art der Antagonismus eines jeden Seienden mit Anderem sein muß, und was Episteme ist, das Bedachtsein, Standnehmen, Bedenken, die Unterscheidung beispielsweise in der Gewahrung des Möglichen und des Notwendigen. Da hat die Episteme ihr natürliches Maß, eine ziemlich genaue Grenze, die dem Selbste spricht: Logos. _________ Kant: in der Praktischen Vernunft akzentuiert er zu sehr, wie alle Welt da seither, den Willen; es geht beim Sinn für das Gute aber vor allem um ein Meinen: man befindet sich, oder verhält sich nicht primär zu dem, was man wollen, perspektivisch tun und bewirken kann, sondern vor allem erst ein- mal zu viel mehr als das ist, zu dem, was man wahrnimmt und schlichtweg als gut gelten lassen kann, wo einem also das Wollen und Tun nicht notwendig einfallen müssen. Gerade dieser mögliche Zustand definiert ja am besten, was das ist: Eudämonie. _________ ...Subsistenz-Phantasmata politikastischer Existenzialisten... _________ Mach' einen wirklich guten Witz, und manche allzu einfachen Naturen sind beleidigt, einmal, weil sie den Witz bemerken, aber nicht verstehen, öfter aber und schlimmer, weil sie ihn in ihrer Weise nicht weitergeben können. Da dem sehr oft so ist, reduziert sich Alles in einfachen Verhältnissen auf die Themen Gewalt (Macht), Sexualität und Geld (Salz, Würze), was drei Grundformen allgemein verstandenen Witzes sind. _________ Brunschvicg: "Gott ist die Copula". Ja ja. Schau um Gott beim Futurum II, und besonders da, wo's jenseits des Futurum I erst sein Subjekt findet! _________ Spinoza: "...Begriff der absoluten Notwendigkeit der Naturgesetze..." usw. womit der Wissenschaftsbegriff des 19. Jahrhunderts sich behaben soll - es ist wohl so, daß es eher darum geht in diesem Verhalt, zu bestimmen, was und wie Naturgesetze überhaupt sein müssen, um als solche Sinn zu machen. Darum geht es in dieser Sache, bei der im Übrigen die Furcht vor 23 einer metaphysischen Partei (nicht: der Respekt für sie), wo sich der Aktu- ationsdämon eingefunden hat (speziell mit der Inquisition, auch der tyran- nischen Geltendmachung eines bestimmten Verstandes vom Sittengesetz), den Blick ablenkt, besonders bei Spinoza, dem ewig das Befremden der Rabbiner folgt - in all Diesem zeigt sich ja wieder und wieder, verschärft durch den allgemeinen Zugewinn an Macht für die weiteste Gesellschaft, dieselbe ungute Konstellation wie jene, die Sokrates um sein Leben brachte. Sokrates, dabei bemerkt, ist wirklich der beste Freund des Platon, indem er in dessen Gegenwart lebt und stirbt, um etwas zu beweisen, das in Platons Philosophie selber nicht positiv dargestellt werden kann, ihr aber ein wesentliches Argument gibt: wer zu sehr im archaischen Menschenbann lebt, dessen Ausdruck der hekatische Dämon des Sokrates ist, der kann vielleicht philosophieren, aber er kommt nicht auf die Philosophie, die reine Erkenntnis der Welt selber, wie sie im Ganzen ist. Der kann den Griff lösen der Menschen auf das zu Unmittelbare, kann sie in eine gewisse, müßige Fassungslosigkeit versetzen, worin sie nun imstande sind, die platonischen Weitsichtigkeiten aufzufassen. Sokrates ist ganz und gar menschlich. Aristoteles, später, ist menschheitlich in anderer Form - er sieht das Werk. Und Platon, nicht eigentlich zwischen beiden, sondern in Allem nur wie aus eigenster Muße hinzugetreten, ist einzig artemisisch original. Jedes frei lebende Tier, das den Kopf in den Horizont heben kann, sieht die Welt so wie er. Sokrates und Platon haben gut, die Menschen aus ihren habsinnigen Vordergründigkeiten in Fassungslosigkeit zu lösen, ihnen das geistige Augenlicht hinzu zu geben - bei der nur gewöhnlichen Verfassung der Menschenwelt sehen die Menschen nicht, inwieweit Freiheit ihnen mehr Raum geben könnte und sollte, als in den weiteren Möglichkeiten ihrer Habituationen liegt. Deswegen richtet die Sitte den Sokrates hin in einem Sinn so, wie am Rand oder nächsten Landblick mittelalterlicher Städte Rad und Galgen gallewürgend die Grenze markieren zum weiterhin Ungemessenen (Fassungslosen), und dem Platon antwortet vor allem polemischer Geist in seiner Lebensumgebung, vergleichbar dem, wie einer behaupten wird, er verstehe den Geist des Wildes, weil er imstande ist, es zu überlisten und zu fangen, und reibt sich in Widrigkeit an dem, der einfach versteht, mit ihm in heiterster Weltmuße zu leben und seine Wahrnehmungen zwanglos zu teilen. Wo nur Mensch ist, da ist eben eine Niederung des Geistes, so wie in Senken und Tälern zwar das Unmittelbare sehr gewärtig und akut wahr-nehmbar ist, längeres Nichtaufblicken aber da heraus Blick und Geist notwendig eng macht, borniert, ohne daß der Grund für diese Bornierung allzu bemerkt sein müßte. Dieses Problem hat die Philosophie oder das, was sich als sie empfahl, ewig in ihren Widersprüchen rege sein lassen. 24 Wahre Philosophen aber erkennt der Blick sofort daran, daß der Geist in ihnen lebt, so unmittelbar, wie eben das Leben in einem gesunden, wachen Leib unmittelbar ist. _________ Kant: wunderschön - in der Reinen Vernunft ist die ganze Kunst des Sokrates, bequeme Meinungen zu entlarven und ihrethalben auf wirklich meinbaren Grund zu kommen, ganz große Philosophie geworden. Aber in der Praktischen Vernuft, der Ethik ist er nicht in der glücklichen Lage des Platon, bleibt eben da in Begriffen stecken (Gesetzgebung, Pflicht, Zweck usw.),

12:58 - 15 September 2007 - comments {3} - post comment


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