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3 ...Fortsetzung 2an sich, so ungewiß wie der fassungslose Geisteszustand, in dem das sokratische Fragen die sich Mitbefragenden schließlich läßt, dies eben jener Hermetik wegen, in der das Tun und Wesen der Menschenstadt sich nur auf die Bautenstadt und ihre Wegnetze begrenzt. Hinzu Gewahrungen aus dem Ensemble insgesamt hervor, ins noch ohnehin Erkennbare, ins überhaupt Elementare. Platon als aus dem Ur-Adel der Stadt, also in seiner Genealogie dort ansässig seit jenen Zeiten, wo die Weite der Landschaft ziemliches Wildland gewesen ist, weiß sich daher eine Schau, wie sie den freien, wilden Tieren ohnehin selbstverständlich ist, und dies sucht er Jenen zu vermitteln, die von der Sagenhaftigkeit des Klein-Atheners Sokrates auf die Höhe wohl des Hügels gelockt worden waren, von wo die Stadt sowohl wie das Umland und das Meer selbstverständlich in einem Blick (: eidos) sichtbar waren. Dortselbst wohl stiftete seine Landschenkung später die Akademie. Hekate, die zauberische Hüterin dieses Wegesinnes, mit dem Sokrates sein geistiges Argument fand, galt zunächst als eine Titanin (in Vorderasien, wo ihr Geist her ist - Kult wäre das falsche Wort), jene der Sterne, der Nacht und des Meeres. Das sind auch die drei großen Elemente, die bei den sonst im Häuser-Wegnetz der kleinen Stadt Behaltnen selbst dann spürbar (Meer- atem) und sichtbar (weiter, hoher Nachthimmel) bleiben, wenn die ephemere Logizität des Tage-Wegwesens keine Rolle spielt. So oder so bleibt also das Volk mit seinen Häusern und Haushöfen in den Dimensionen der Hekate, sei das nun die titanische, elementare Nacht oder das Wegewesen zwischen all den anderen Volks-Aufenthalten in der weiten Stadt. (Auch dazu hat Thessaloniki gute Beispiele, mit den flach in der Meerebene sich erstreckenden Vorstädten, im Ganzen ziemlich fest gefügte Gemeinden; regelmäßige Häuserlabyrinthe durchsetzt mit Werkhöfen, ummauerten Grundstücken usw.) Das Daimonion des Sokrates (was der Bericht darüber als "Gewissen" übersetzt) ist also auch nur die personalisierte, eigentümliche Form des Wissens und Empfindens nicht nur über den logischen Verhalt alleine, wie das Wesen der Menschen in den Wegelabyrinthen ohnehin ist, sondern solch ein Ahnen, wie es sich damit unmittelbar befindet. Aus Gegenden, die mit solchen Zuständen weitgehend vergleichbar sind, habe ich schon früh Beispiele witzig-sinniger Hellsichtigkeit von einfachen Menschen (auf der Straße oder bei ihr) kennengelernt, daß beispielsweise in N**, wenn ich in freien Zeiten ein wenig umherstromerte, also mich diesen trioditischen Halbgewahrheiten nach Ahnung und Gefühl überließ, aus Gesprächen von bestimmten Menschentypen am Wege diese sonderbare, wissende Witzigkeit sprach, ein Wort oder eine Wendung, was sich mir ein wenig einprägte, und dann fand ich, zwei oder drei Hausecken weiter und auch eine Zeitlang - 45 zwei Minuten oder so - danach irgend etwas, das diesem Witz antwortete, das ihn erst dazu machte - nichts Statisches, sondern irgendein beliebiges kleines Ereignis, das nicht schon zugange gewesen sein konnte, als die Hellsichtigkeit mir den Witz hinzugab. Das also ist der hekatische Geist, oder die Geistesgegenwart des sokratischen Daimonion, eher eine Gewiß- heit, ein Gewißsein als ein Gewissen. Die Gewissensform selber ist nur eine Entstellung, so, wie die Erscheinungsform des toten Tierfleisches eine Entstellung des Tier-Lebenswesens ist, vergleichbar der tyrannischen Niedertracht, die Jedem entgegentreten kann und insistieren: aber Du weißt doch!! Auch das macht Argument sowohl bei Sokrates wie bei Platon, wenn sie mit jenen, die noch nicht (oder vielleicht nie) ihre Weisheit haben, sich über die Merkbegriffe angesichts möglicher Bosheit, Tyrannei und Niedertracht im Menschlichen (immer dort im nur Menschlichen) unterhalten, als über die Tapferkeit zum Beispiel, die Tugend, Wahrheit und Wahrhaftigkeit etc. sowie Platons ganzer Kalender über die Spielarten des Staatswesens und des Staats-Unwesens. Für die Kuriosität: bei Fotos von Empfängen im Kreml, vor allem in der Jelzin-Zeit, ist oft eine sonderbare, ziemlich feine Skulptur zu sehen, nicht allzu genau erkennbar; anscheinend tragen da mehrere Figuren miteinander eine Art Kalottenschild mit sehr scharfen Rändern. So etwa muß man sich ein Hekate-Trioditis-Mal wohl vorstellen. (Als weitere Kuriosität: an einer Bildwand eines Tempels in Tibet sind Menschengestalten gezeichnet in gekammerten Feldern, die eine weitläufige Ähnlichkeit zeigen mit gewissen, elementaren Typen des Bürokraten- und Apparatschik-Wesens in bester Sowjetzeit. Vor dieser Wand aber, sehr vergleichbar der nur halb so großen Skulptur in dem Empfangssaal des Kreml, steht eine wunderbar fein gearbeitete Dämonengestalt aus tiefrotem Holz oder Stein, anscheinend eine Kriegerfigur, mit einem Gesicht ähnlich einem Schnabel, der aufgesperrt ist, eine Zunge darin sich geringelt hervorstreckend - sofort dürfte einem einfallen der Alkoholismus Boris Jelzins, der dieser Statue auch weithin allgemeintypisch nicht unähnlich ist. Zu der hervorgeringelten Zunge darf einem einfallen, wie Wodkatrinker wohl nicht selten mit halbgelähmter Zunge so schnalzen, in einer ausgewachsenen Form des Milch-Schnalzers mancher Säuglinge. Die Bären schnalzen auch nicht selten so, wenn sie gewisse Meinungen äußern.) (Ah so: diese Gestalt tritt also sehr plastisch, arche- typisch wie die großen Dämon-Skulpturen der Maya in Mexiko, vor dieser flachen, wie Ikonen so irisierend grundierten Bildwand hervor. Als Zeichen hält sie einen schmalen Speer, eine Lanze, mit einer Mondsichel statt einer Spitze. Die Tibetaner haben weitere solcher Bildwände, in denen unschwer 46 die Typik eines gewissen Preußentums (DDR-typisch) oder eine wild intensiv gestaltete Bildlichkeit des Jüdischen erkennbar sind.) Zum Trioditis-Thema, weil das alles ja mit titanisch tiefer Klarheit vom Geschick spricht, gehören vielleicht auch die übrigen Dreiheiten, weiblich: Die Grazien, die Parzen etc. etc. _________ Hermes und der Weg der Seelen durch die Unterwelt - ja sicher, das ist einfach genug. "Da kann ich Ihnen folgen" sagt das eine Wesen zum anderen, soweit ihm dieses auch deutlich weist und Spur gibt. Da sehe ich, da empfinde ich, da habe ich ja was - und was sonst ist, das weiß von keinem Bleiben, ist wesenlos wie der Weg durch die Unterwelt - was eigentlich eine Nachtwelt ist, eine ohne Tages-Vordergründe, auch eine andere als jene der Hirten und Wächter, welchen der Wind und die Sterne durchaus Geschichten erzählen - aber das ist nicht beim Hermes. Die Gewahrheit solcher Art ist irgendwie wesenlos, verloren, gleicht dem Sinn von Hund, Schwein, Bär für Spuren und Gewahrheiten, denen ein ahnungstiefer Geruchssinn zu folgen versteht, oft im Ausforschen von Aasresten, die solchen Sinnen Geschichten erzählen, wie das so ist, und war, zu existieren als ein bestimmtes Lebewesen in seiner eigensten Welt, dem, was als ein hermetischer Horizont des Leibes selber spürbar bleibt, das ganz bestimmt metabolisch Ereignete und Attachierte. Der Lebensgeist selber kann ja nicht mehr sprechen von dem, was Atem, Licht und Bewegungssinn vom wirklichen All wissen über den Leibkompakt hinaus. Da ist denn (wo die Aasluft verflogen ist, zumal) ein zeitlicher und zuständlicher Abstand zum bewegt-lebend Gewärtigen, das sich das verdeutlicht - ein Abstand wie von dieser Erde zum schon fernen Sirius, im Prinzip. Da ist Gewärtigkeit, aber zeitlich entsetzt, und zwischen Erde und Sirius ist luft-atemleeres All. Nur die Gewahrheit überwindet diese Spanne, nicht das Leben selber. Bei Menschen aber, die schon fern dem leben - nur sich ihre Daseinsweise so einrichten - was doch um jedes Dorf und über jedem Dach jederzeit aktuelle, weite Weltgeschichte ist, da übt sich ein so ähnliches Befinden miteinander - die Menschen forschen im jeweils Anderen, was der wohl ist, was dem wohl Figur macht über das hinaus, was man ohnehin erkennen kann. Diese Gewahrheitlichkeit fühlt bei nahen Menschen auch oft über den Tod des einen oder anderen hinaus, wittert z.B. aus dem nachfühlenden Lebensempfinden bei dem mit, wie der so nah erlebte Leib vergeht, und auch, was aus der Welt, die sein Vergängnis annimmt, vielleicht noch mit herzuwittert (Orpheus & Eurydike, aber auch: Kierkegaard, der nicht umsonst so heißt). 47 phi 2 ...alleskönnerischer, alleswisserischer Stummelfingervolapük der Weltbarbarensprache... _________ Wahn: die Vergeistigungsform von Wüten, vergleichbar Glas, das aus Feuerhitze sich formt und dann erkaltet, erstarrt. Geistig: das kann ideale Form haben und bricht das Licht, nach WIRKLICHEN Gesetzen. Aber es hat eben auch andere Qualitäten, die nur material sind: kann zerspringen, fallen, so und so verletzen usw. Spezieller Verhalt zu Charakteren in und beim Sand. In Westfalen z.B. mit seinen Glaseichen auf Haifischzahn-feinem, glastig reinem Sand, ist die ganze Welt so - das braucht keine Spezifikation als geschaffenes Glasobjekt. Dazu die genialisierenden, aber doch sinnlich bannenden, totalen Farbwechselspiele der Wälder, beispielsweise im Weser-gebirge usw. Solche Dinge machen Supercharakter, d.h. eine ganze Mensch- heit erlebt als Totale diese Phänomene in Totale und spezifiziert ihre Wahrnehmungen daher in bestimmte Lebens-Sitten-Charakterformen und individualisierten Ideen dazu, wie die Welt "daher" ist. Es gibt andere vergleichbar einfarbige Gegenden (da suggeriert sich die Bezeichnung "morgenländisch", weil solche Gegenden besonders klar hervorschauen zu Zeiten des späten Mondes, wenn er im Vormittag fein gezeichnet mit in den Tag scheint); solche Landschaft macht z.B. das Ende der Adria und die Gegend zwischen Ravenna und Venedig. Dies letztere ist ja auch bekannt für ebensolch feines, buntes Glaswerk wie in der ersten Bemerkung erwähnt, und, beim späten Mond (da ist noch ein symbolisierender Verhalt zu Empfindungen des weiblichen Leibes in der späteren Phase der Periode) - die Formen und die Sprache beim Karneval beziehen sich deutlich auf dieses: man hält Hof wie im Burgundischen (eine noch so schöne, einfarbene Welt), zieht die PrinzenTYPEN an wie in flammendem Landschmuck, mit Formensinn wie im sandgläsernen, bunten Westfalen, nennt die Prinzessinnen "Venezia", dies alles in einer Zeit, wo die Natur umher nicht "spricht", d.h. unmittelbar aus der Sonnenkraft ihre eigenen Kräfte wiedergibt, sondern wo alles nüchtern ist wie Sand, auch: wie schlämmender Mergel (Schwaben, Pfalz, Burgund), der in sich passiv ist, aber der Vegetation Charakter mitgibt vergleichbar geleimter Kulisse. Wahnhaft kann man Geisteszustände nennen, die sich in solchen oder vergleichbaren Verhalten zu sehr verselbsten, im Sinnencharakter sozusagen verglasen, davon insistente, aus der Selbst- wahrnehmung nicht korrigierbare Meinungen entwickeln, die sich eher leiden als wirklich leben. Hinzu Entstellungs-, Verfalls- und Negativformen dieses Charakters, fragmentarisiert usw., so wie Glas ja auch in seiner physischen Form nicht ohne korrosive usw. Neben- und Abfalleffekte zu haben ist. 48 Wahn: wichtig für den Wertesinn der Menschen damit (auch Tiere erkennen da manchmal etwas). _________ "Aber es MUSS meinen Wahrheitserwartungen entsprechen!" Es muß, es muß, es muß! Was soll das für eine Philosophie sein! Fixieren sich an Vordergründigkeiten wie starrend vor eine Pharaonengrabwand, und in ihrem klar Unbewußten, in dem, woran das präemptiv orientierte Bewußtsein sich nicht stößt, woran es nichts findet, wo Dinge der Welt sich wahrlich miteinander abbilden, ohne daß der SINN darüber erwacht - da zieht leis Hermes mit Seelen auf ihren Wegen hindurch - es ist jemand da, aber hier ist es nicht... _________ Hobbes: definiert als Philosophie, was aber Naturwissenschaft ist. Die "idea" bei denen Engländern, das ist nicht Idee, sondern Konzept und Begriff. _________ Gutes IST oder Gutes geschieht. Daß Gutes werde, wage keiner zu behaupten - dazu sind seine Kategorien niemals endgültig genug. _________ Die Gelassenheit (Nicht-Tun) des Lao Tse als gute Nebenposition zu platonischer Wesenselation. Lao Tse selber ist lebenscharakterlich vergleichbar genug mit Sokrates, kann aber seiner natürlichen Gelassenheit wegen nicht leicht in dessen Argumentweisen und finale sittliche Not geraten. Lao Tse ist klüger als das, konstatiert wissend, daß Sittlichkeit und Nötigung ein und dasselbe sind, indem gewöhnliche Menschen (so meint das ja selbst Kant) sich nicht einfach als sittlich vorhanden wahrnehmen können und der Sinn sittlicher Verfaßtheit über die mindeste Existenz hinaus darin besteht (im Weiteren: bestehen WILL), in der Welt (dem Reich allgemeiner Gewalten) etwas auszurichten. Dazu muß man sich wollen; das ist nicht naturläufig wie die einfache Sorge um seine primäre Existenz. Die Sittlichkeit im Weiteren entsteht ja aus der natürlichen Interferenz zwischen einfachen Sittengruppen oder Urgesellschaften, und der Sinn für das, was über das allergewöhnlichste Existenzinteresse Einzelner und kollektiver Selbste Sache sittlicher Wahrnehmung sein muß oder soll, wird auf dieser Interferenzebene ermittelt mit den Regungen und Gewahrheiten, welche schon in den Urgesellschaften zwischen den Individuen, Familien usw. Wahrnehmung 49 machen, namentlich Interesse (Appetit), Abscheu (Feindschaft, Objektion), Notwendigkeit, usw. So ist z.B. die Welt der griechischen Poleis, so ist der Zustand des Polemos, die unentschiedene Friedlosigkeit zwischen Subjekten, die einander eben nur als unabweisbar existent wahrnehmen müssen. Das Wollen, womit die Subjekte inerter, statischer Lebensverhältnisse erst über sich hinauskommen, bleibt natürlich ein wesentliches Element größerer sittlicher Aggregate, und dort, ab einer gewissen Dichte der Weltwahr- nehmung, konkretisiert sich das Meinen dazu in der Individuation eines präzisen und autonomen Wollens, in einem Willen, den man sich, wie bei anderen elementar-allgemeinen Gewahrungen notwendiger Art, in einem einzelnen Menschen inkarniert vorstellt, und schafft Umstände (wollenderweise wieder, natürlich), worin dieser Wille als einzelnes Bewußtsein, als Sublimation des allgemeinen (sittlichen) Subjekts zu sich kommen soll; daher Könige, Heerführer, weltunternehmende Leute und ihre Privilegien, die eine tätige sowohl wie rezeptive Teilhabe der Allgemeinsubjekte ermöglichen, sogar garantieren sollen, denn die Möglichkeit des Unwillens bis zur letzten Verweigerung, in Emeute und eventuellem Totschlag, behält sich die Sitt-lichkeit immer vor - sie kennt sich nicht anders. Lao Tse kennt und sieht diese Verhalte sehr genau, aus einer unruhigen Weltzeit dort in seinem China, dessen Zustände sowohl vergleichbar sind der selben Zeit der streitenden Stadtstaaten in Griechenland und manchen Verhalten beim Ende des Römischen Reiches im nördlichen Europa. Lao Tse zieht sich bewußt auf eine still kultivierte Sorge um die nur notwendigen, also immer schon einfacher Sitte, einfachem Dasein entsprechenden Gesten zurück, und seine, nicht Forderung, sondern eher: formative Meinung des Nicht-Tuns reflektiert eben die Grenze zwischen wohlverstandener Eigensitte und der fluchtigen Weltverlorenheit, die bei solchen Weltzuständen blindlaufender Sittlichkeiten, von heilloser und absichtsvoller Klügelei zudem verdorbenen, immerzu wie das unbedingt einzig Mögliche erscheinen will. Das zuvor Bemerkte über den Willen sittlicher Konglomerate, der sich in einer zentralen Figur individualisiert, reflektiert nur auf ein Wesen, das man als Volkskönigtum bezeichnen könnte, so wie in den dingdemokratischen Zuständen des alten Germanien und bei vergleichbar archaischen Menschen-völkern, etwa in Vorderasien usw. Daneben findet sich aber seit je eine mehr der unmittelbaren Sitte entsprechende, in sich schon weltkluge Regimentation von feiner strukturierten und gestensichereren Menschengesellschaften, meist in Landschaften, welche dies ohnehin begünstigen. Daraus entstehen, und beweisen sich, neben dem archaischen Königtum schon, solche Lebens- und Weltregimes, die man z.B. als Fürstentümer und andere 50 aristokratische Daseinsordnungen kennt. Sittlich sein zu MÜSSEN ist nur eine Not, und die Einrichtung des Volkskönigtums reflektiert darauf, daß solch ein Motiv nicht genug ist. Was soll die Not taugen, danach schaut es sich damit aus. Die primalen Aristokratien aber, bei denen kratein weniger das Herrschen in einem weiteren Staats- und Weltbild bezeichnet als die kluge, auf Daseinskultur ausgerichtete SELBSTbeherrschung sittlicher Gesellschaften, haben aus ihren vielfältigeren und sinnenwacheren Gewahrungen immer schon eine bessere Klugheit zur Seite, welche ihnen die Welt zu bestehen hilft, selbst da, wo man sie nur erleiden und erdulden muß und ihr nicht mit einfacher Willkür etwas kann. _________ "Glauben" - alles viel zu äußerlich. Das Wort meint doch: innige Gewißheit, nicht im Sinne einer Verinnerlichung eines (abstrakt) Vorgestellten, sondern einen geradezu nur objektiven Verhalt gleich dem, daß die Welt einmalig und unbegrenzbar Ereignis ist; was sich Glauben nennt, gründet, genau besehen, auf einer intuitiven Einsicht wie der, daß die Wahrnehmung der Welt insofern Materie, selbstverständlich und apriorisch sinnreich und wahr ist, weil die Materie des Leibes ja in ebendenselben fundamentalen Verhalten gegründet ist - in beidem, Welt und Leib, insofern Materie, zeigt sich damit ein Gesetz, das bei Interaktionen sich so deutlich merken läßt wie vergleichbar die Abstoßung gleichpoliger Magnete oder die Beschleunigung in der Schwerkraft. Ausgehend von der Immergegenwart solch mittelbaren Empfindens findet zumindest die Intuition zur Gewahrheit noch abstrakterer, dem Sein an sich (sozusagen) inhärenter Behalte. :Pythagoras + Pneuma. _________ "Macht des Tabu" - es gibt keinen sinnvollen Beweis Gottes, der nur argumentiert wäre. Jedes Wesen, nicht nur der Mensch, jedes Ding sogar, hat Grund, dort jenseits seiner begrenzten Existenz und der Ferne der gesamtesten Zeit etwas zu vermuten. Bei Lebewesen spricht dafür die einfache Tatsache, wie die Welt sich zwanglos so in die Form des Lebens fügt, daß dort Bewußtsein - BewußtHEIT zunächst, möglich ist, dies also im Urgesetz der Materie mit angelegt ist. Menschen lernten, auch von Welt und Tier, auf Daimon zu achten, welcher eine Spezialform des Logos ist, das, wie die Welt auf bestimmte Taten und Wendungen mit ihr bestimmter antwortet, Besinnung induzierend. Vom Daimon kam das Weitermeinen (Denken, Empfinden) zu dieser Auffassung des fernsten, damit ganzesten 51 Daimon, fern jenseits Diven, Göttern und Titanen, und davor fand der Mensch Stand, etwa in der Statur des Platon. Die ganze Geschichte aber der Philosophie seither und der geschichtlichen Welt auch zeigt, wie der Mensch verkommt und quasi zwischen alle Teufel fällt, wendet er sich in dieser innersten Gewahrheit des Fernsten und Wahrsten ab - dazu braucht es keinen Glauben, keine Expression. "Sein" ist ein Synonym für eine Stille des Selbstes vor (und in) der stillen Ferne des Alls. Zu Lebzeiten wird keiner wissen in solchen Dingen - aber kann sich befinden, und verläßt er dieses Befinden (meinend oder auch unwissend), so spürt er sofort, wie ihn die Welt hat, und zwar falsch. Nur im Weg des Logos, wie die Welt in sich auch über weite Zusammenhänge "spricht", kann die Tiefe der Seele verstehen, so, wie man den Gesang der Wale verstehen kann. _________ Griechentempel: Nachttempel, Schauhilfen für die Meteorik des Himmels, also schon die Drehung des Firmamentes, Lauf der Planeten etc. Die Cannellierung der Säulen eine Art Mondlichtuhr. Mit dem Fortgang des Mondes durch den Himmel kippen die hohlen Tiefen zwischen den Riefen eine nach der anderen ins Licht. Das weckt auch die viel feineren Sinne für denselben Effekt mit Planetenlichtern und Fixsternen. Die Zella: Inbegriff des Kleinhirntonus, diese wissende, tiefe Ruhe, die alle Zeit sieht, welche nur je gewesen sein wird zu dem Ort im All, welcher der Tempel ist. Wer sich nachts zu den Tempeln in Agrigent stellt (Mond überm Junotempel), der SPÜRT in der Seelenluft der Nacht jene Menschen, die wirklich in jeder Zeit dort gewesen sind. Das ist ein sehr mildes, tiefes Empfinden, überzeit Allgegenwarts-bewußt. (Das weiche Vulkangestein umher wirkt da wohl mit.) Die Römer halten das ein wenig anders, zeigen darin einen Sinn für kleinode Schönheit, der selbst die Griechen bezaubern konnte. Auf den Höhen der Hügel hielten sie Haine, worin wohl meistens ein Tempelhäuschen stand (nach etruskischen Mustern), aus Holz oder Ziegel erbaut. Der Sinn solcher Anlagen war, daß man dort weilen konnte wie in unbegrenzter Gartenlandschaft, und sah in Sternennächten die Fixsterne beim Horizont zwischen die Zypressen und Akazien anderer Haingärten auf ferneren Hügelkanten so hineinfliegen wie Flitterfunken. Niemand wird Rom verstehen, der diesen unendlich feinen Reiz nicht beobachtet oder verstanden hat. Die Tempelhäuschen selber waren Inkubatoren für zeitlichere Ereignisse, den Lauf der Planeten, namentlich Mond, Merkur, Venus und Mars. Saturn und Jupiter hatten ihre Entsprechungen drunten im Boden der späteren Stadt. Dem Jupiter gehören Kapitol und Forum, dem Saturn 52 die Schatten und Gassen zwischen den Häusern der Menschenstadt. Mit der Akazie hatten die Latiner schon immer eine reine Schau, aus deren Schatten her, nach den Sternen der Galaxis, auch fernen Galaxien wie dem Andromedanebel und jenen vielen Nebeln in der Zone zwischen Löwe und Jungfrau. Die Gewaltigkeit des Himmelsraumes, die damit spürbar wird, ist verdeutlicht durch die filigrane Wuchtigkeit des Kolosseums. Die phänomenal gewahre Höhe mancher anderer Bauten reflektiert vielleicht auf das dort schon unhohe Rad der Zirkumpolarsterne. Nicht zufällig gleichen Grabhäuschen den Tempelhäusern in den Höhenhainen - das Gefühl, mit dem Gebein der Toten darin, soll den Sinn für die sternenlichtfein kitzelnde Überzeitlichkeit der Sichten dort droben zugleich festigen und die Gelassenheit des lebenden Gebeins in jene müßigen Allräume und Bewegungsfluchten hineinzufühlen helfen, sozusagen - man findet sich dazu lässig wie locker trockene Knochen. Solche Gärten und Höhen mit Himmel derlei gibt es bis hinauf in die Alpen, weit durch die Provençe nach Westen. Diese Garten-Allsichten formten merkbar mit am römischen Sinn für Juwelen. Manche Sichten bei alten Städten und Plätzen passen ohne Weiteres da hinzu; Avignon sowieso, aber auch in Deutschland Plätze wie Aschaffenburg, Hohenlohe usw. usw. Die Bedeutung des Colosseums als Abbild der Galaxiengigantik mit Blick auf jene Galaxien bei Löwe und Virgo bildet sich ab als das Löwentheater in diesem Bauwerk. Dazu das Wesen des Kornspendens an die Massen als Gleichnis mit dem Jungfraustern, der Spica. Die ist bronzegelb wie der Saturn, wie Korn. Gigantik bei den Griechen: eher ozeanisch als galaktisch. Das Höchste (Eudämonie) der Menschenwelt: eine schöne, natürliche, zwanglos ungerufen sich einstellende Ordnung, wie die Menschen sich zu den Abenden und Nächten bei diesen Tempeln finden. Katzen, Eulen und Fledermäuse als Moderatoren. Das NATÜRLICHE ist das Schöne, was sonst! Aus dem Mißbehagen der Götter aber über unzeitige Bemenschung entsteht so mancher Menschenhader, bis hin zum Krieg. Der Typ, der am ganzesten in diese Himmelsgartenwelt paßt, ist Julius Caesar. Das Genie, die Klugheit, der Sinn für's Ganze, der Verführer - alles Qualitäten aus diesen Himmeln. Das ist alles dorther. Der später so kultische Sinn für die Sonne, zumal als Sol Invictus, ist zu sehen gegen diese weitere Matrix des still durch die Gärten kreisenden Alls (dazu: Nero, der schlimme Nachtschwärmer). Die Sonne kommt eben jeden Tag wieder, erkennbar als der naheste aller Sterne, bleibt niemals aus, gebietet Allen und überdauert Alle, selbstgewiß wie ein Krieger-Bauer auf halbtrockenem Tonboden. Die Religion, die vom Nächsten spricht, 53 bekommt damit ein absolut halkyonisches Element hinzu, einen allstillen Witz, den die auf's Nur-Menschliche des Nächstenbegriffs Fixierten nie verstehen werden. Rom, wie gerade bemerkt, hatte diesen Kult des Sol Invictus, der immer wiederkehrenden Sonne im sylvestrisch schönen All, die in einer klaräugigen Nacht-Weltschau, wie sie nur Rom haben kann mit GÄRTEN (Amman z.B. und Damascus haben vergleichbare, aber titanisch kahle Höhen) als der nächste, naheste aller Sterne wirklich erkennbar ist. Welch sonderbare, göttliche Ironie in ein Verständnis der Sprache vom Nächsten da hineinschaut und sieht, wie EXTRA wahr das ist, wird sich Nächsten- behoffender Nurmenschheit wirklich nicht leicht erschließen. Die ganze Christussage (die doch mit großem Weltallzauber beginnt) wird damit viel elementarer gleichnishaft in einer Tiefe, die hier im Norden nicht gefühlt ist - kein Skorpion, keine Pinie macht Diesen hier Augen für solche Schau. Der Nächste, wo Menschen wie im Arabischen auf den Dächern schlafen oder auf Hügeln reinen Sternenhimmel um das Haus des Nachbars scheinen sehen und dort hindurch, wird auch so zu einer ganz anderen Erscheinung, zu so etwas wie einem Scherz des Weltalls. Und so der Charakter, die Sitten der Menschheit dort. Die Azteken und Maya in Mittelamerika verdeutlichen dasselbe durch ihre Tempelpyramiden, dazu den Goldblattschmuck und bunte Federspiele. Menschen (auch Tiere wie Adler, Leopard, Papagei, Schmetterling und Fledermaus), die so unmittelbar vor den fernsten Sternsichten erscheinen, wirken daher als feinhäutig oberflächliche Hüllen um Kräfte und Formeln von Kräften, welche mit dem, was Sterne formt, bewegt und scheinen läßt, elementar gleich sind, und unmittelbar dazu. Die Weihnachtssage, und das Weitere, ist eben ein Geschenk der Völker drunten im juwelenfunkelnd klarnächtigen Süden an die weiter im Norden (nicht ganz vergessen: Griechen (...Danaer) haben dem Christentum nach Westen und Norden geholfen). Wenn dort die Sonne am tiefsten steht, direkt vor der Mitte der Galaxis, dann können Menschen hier auch diese sonderbare Oberflächlichkeit, die hautdünne Hülle um Kräfte nach dem Gesetz der Sterne (woher ja auch alle Winternahrung kommt) wahrnehmen ( die mahlende Galaxienmitte als der stark fassende Magen, die Sonne: Solarplexus, oder Gesicht). Der Sylvesterkrach hernach soll diese Elementarwahrnehmung noch vertiefen und verdeutlichen. Was die Menschen auf Weihnachten in sich hineinessen, vor allem Zucker und Würzen, zeigt auf diesen Charakter der Sterne. Zucker und die Kräfte der Pflanzen, die in Blüten und Früchten als Aromate erscheinen, kommen direkt aus der reinsten Energie der Sonne und der Sterne. Alle Kohlenstoffsynthese plus ihrer Nebeneffekte und Auswirkungen, Olefine, Paraffine, Wachse, Zucker, Zellulose, entsteht so unmittelbar wie möglich aus dem reinen Licht der Sonne, der Sterne 54 (die Tiefstheit der Sonne zum leeren Horizont ist leicht lesbar wie: unmittelbarstes, reines Licht usw., so geht ja oft die Schrift der Welt, in Sylvesterhimmeln). Nordische Tempel (Gothenkirchen) stellen sich mehr zum näher wirkenden Zirkumpolarkreis (Radrosette im Giebel), dazu Formensprache wie Frostreif in sternfunkelnder Nacht... Elagabals des Syrers Meteorstein, den er den Römern zutrug (Sonnenkult), womit er aber verjagt wurde, ist vielleicht jener, der nun in der Ecke der Kaaba steckt? Das wäre gewiesen, belassen, gegönnt. Als Rom geendet hatte, nahm der Prophet das Thema auf für die Südseite des Meeres - mit einem Meteorstein als Siegel, als Lizenz, sozusagen. _________ Keine gute Erkenntnis, daher kein gutes Verstehen, Meinen, Tun, Sein usw. (so sagt das ja Buddha), wo der Mensch nicht die richtige Mitte in seinem Erkennen hat. Körperfunktionen konstituieren keine Mitte. Plakatives Erkenntnisinteresse für Dinge, Ereignisse, den Nächsten usw. konstituieren Kulisse, aber keine Mitte. Wer allerdings versteht, sich da oder dort wie in der Mitte der Welt zu befinden - der hat vielleicht dann auch ganz zwanglos eine Empfindung, wo die Mitte seiner eigensten Wahrnehmung daher ist. Es ist so einfach. Die Welt im Weitesten wird bald erkennbar, wo nicht unmittelbare Nähe und Unruhe anderer Elemente das Empfinden vereinseitigen. Wo den Menschen das Echo seiner Gesten nicht mehr erreicht, da ist er schon ziemlich im Absoluten. Dort spricht dann die Welt sogleich eine ganz andere Sprache, die der Elemente; das Fernste wird spürbar und sichtbar, damit ein Horizont und umstandslos die Mitte: Wer sieht das denn! WAS sieht da! Innere Ruhe ist bald gefunden, wo es einem schon physikalisch gar nicht einfallen kann, auf irgendetwas loszugehen - weil da in plausibler Nähe nichts ist, weil's zu dumm wäre, auch nur einen Fuß weit was um Anderes zu geben. Wer sich dort wohlbefindet und öfter in solche eigene Mitte kommt, der hört auf einmal in sich, was das ist: die Vernunft, ziemlich solche, wie Immanuel Kant sie meinen konnte, der ja nicht umsonst Astronom war, das heißt: sich extra solch stillen Raum in Richtung auf das Universum hinzunahm. Der HASE sucht und findet gewöhnlich am ehesten solche Plätze reiner Weite, mit interessant ruhigen Horizontformen. Der Hase baut sich keine Baue, weil es ihm nicht um solche Stumpfheiten geht, sondern um die horizontklare Gelassenheit. Und der Hase weiß recht gut, was Menschen sehen und empfinden, die sich in Selbiges finden, besonders, 55 wenn er es ihnen selber gewiesen hat. Der Hase ist das Wahrtier der Vernunft (...das Kanin das Unwahrtier der Vernünftigkeit, zum Kontrast). Wenn die Vernunft wirklich tief wach geworden ist, dann hört sie auch die Welt selber ihre Sache sagen. Dann sprechen Ereignisse eher als Meinungen, weil die Stimme der Welt aus solcher - Tiefe, sozusagen, aber Raumtiefe oder Konzepttiefe ("Logos"), "spricht", wo menschheitliches Meinen nicht hinredet. Dieses befindet sich damit nur mittelbar, meist parasitär, und Parasiten, wie man weiß, pflegen ihre Vulgaritäten. Die aber blicken nicht weit, sind allenfalls wissend witzig. _________ Heidegger, ach so. Fahrangst. Das "Sein" als ein Vordringen in der Zeit, während in-hinter einem (die Kuh scheißt dazu, mit Meinung) dasselbe vom Nichts aufgelöst wird. Nicht schlecht. Nietzsche kannte diese Prellpanik, die schon alte Reiterfiguren manchmal paranoid wild gemacht hatte, der Effekt parforcehaften Preschens auf einem Pferde, weit über Land, vor dann wieder nahe, vordergründige Kulissen, welche sowohl Pferd wie Reiter durch ihre Echonähe erregen und bimsig machen, die Erschütterung des Hufschlags zuvor usw. als intensivierendes Moment, als maßgeblich für die Empfindungen sonst eben auch: laut, schlaghart und unbestimmt (Hufe greifen und halten nicht) - paranoide Schreckhaftigkeit eben, ein gewisser Binnenhorizont des Pferdegeistes. Nietzsche hatte einen lange nachwirkenden Unfall mit einem Pferd (verletzte sich am Sattelrand), fuhr nach seiner Zeit im Deutsch-Französischen Krieg mit einem Lazarettwagen der Eisenbahn heim. Dann später bewegte er sich wohl (nach Basel? nach Berlin und Italien) mittels der Eisenbahn. Das gab ihm Muße und Gelegenheit zu moralitären Betrachtungen. Auch die Eisenbahn vermittelt eine mildere Form jenes Paranoia-Schocks, den Parforcereiter kennen - die Eisenbahn trägt einen binnen eines, zweier Tage in die fernsten Nahbilder von Landschaften und Städten. Das war zu jener Zeit reizvoll und interessant, führte aber manchmal doch zu einem etwas entgeisternden Befremden, dessen stärkster Ausdruck die desolate Befindung Nietzsches nach seinem Zusammenbruch in Turin darstellt (Turin ist auch ohnehin eine sehr bizarre Stadt). So kann man verludern, wenn einen nicht genug alltägliche Umgänglichkeiten bei Verstand halten; aber die Städte selber, wie Turin, an Kavaliers-Paranoia ohnehin lange gewöhnt, befördern das zudem. Nietzsche selber wußte viel besser eigentlich, wie richtig und gut es ist, sich (allein) kräftig durch gute, helle Landschaft zu bewegen, statt dessen. Wie er schließlich, als er Geldgewinn aus seinen Büchern wittert, ganz banausig aus den Bergen hinab nach Turin zieht und sich dort schmausend, der Musik hinterhereilend, gehen läßt - 56 das kann schon erstaunen! Schließlich entsetzt er sich (da werden Augen-lichter in der Stadt mitgeholfen haben) und wird von einem Freund aus seiner Lotterbude abgeholt und nachhause gebracht - per Eisenbahn. Bei Heidegger wird sich das unbedingt geändert haben. Sein Gefühl von Sein und verfolgendem Nichts reflektiert auf des Erlebnis des Autofahrens in jenen frühen Zeiten, wo sich allgemeines Erleben erst nach und nach darauf einfand. (Den Wechsel von Sein und Nichts konnte ich mir nur wie einen ewigen Phasenkreislauf vorstellen - das gleicht auch am ehesten atomistischen Erkenntnissen.) In den 50ern, als Heidegger lebte und ich erfuhr meine erste Welterklärung bei ziemlich vordergründigen Eltern, da war, bis weiter dann fern in die 60er, dieses Erleben des so vordergründig sinnleeren Vorandringens im Raum sowohl wie Zeit sehr stark, ereignete sich als Autofahrten im dunklen Abend über Dutzende von Kilometern, in ganz solcher Phänomenalität. Wenn niemand hinter dem Wagen herfuhr, verschwand alle Welt wie nichtgeschehen jenseits der Heckscheibe. Heidegger, wie da in der Kompilation seine Merkworte zitiert werden, spricht andeutungsweise vom Lümmeln. Heute, wo das Autofahren ein logistisch organisiertes Massenereignis ist, können Menschen, die auch sonst zu viel Vordergrund und entstellendes Elektro-Lichtwittern blendet, sich das geradezu satanische Abenteuer erster Automobilfahrten auf groben, finsteren Straßen gar nicht mehr vorstellen, und Geistesart, die damit raunend phänomenalisiert, auch nicht sehr. Die Satanik, das Wagnis, das machte sich heroische Verreckgestalt in den Ungeheuerlichkeiten des Staates, vor allem des faschistischen. Es gibt ohne Weiteres noch Zeiten, Touren, Orte, wo dies merkbar bleibt, bei nächtlichen Fernfahrten etwa, die sich nicht zu kurz in den allernächsten Tag hinabbinden, aber die Panik, die allzusehr aus- gebaute Wegenetze ermöglichen, ist von ganz anderem Charakter, äußert sich in Ereignisformen, welche in Amerika ihr Muster haben: Drogen, Rodeos, Zusammenrottungen, dazu Verbrechergesten und solche Extrakicks wie die notorisch immer wiederkehrenden Kindesentführungen mittels Autos etc. etc. Das füllt die Zeitgeschichte mit banalen, fragmentarischen Bösigkeiten, neben dem ohnehin immer weiterwürgenden kleinen Theater alltäglicher Unfälle, bei denen oft Achtlosigkeit eine Rolle spielt, die man sich bei Menschen, deren Sinne mit SINN einhergehen, eigentlich nicht recht erklären könnte. _________ Bei dem, was Platon die "Wächter" nennt, sollte man weniger an die Bewacher (der Herden, der Menschheit) denken als an die Wachsamen, Achtsamen, die, welche eine bestimmte Vernunft in sich finden, eine 57 elementare Wachheit, die im Innersten ihre Welt kennt, sie gelegentlich ausharrt und im Ganzen immer sofort weiß, woran sie ist. So richten individuell lebende Tiere ihre Zeiten und Wege so ein, daß sie immer dann, wenn sie spüren, daß es Zeit dafür ist, eine Weile lang so etwas wie über die Welt kontemplieren, begeben sich an bestimmte Orte, nehmen dort still platz und lauschen. Dazu müssen sie nicht explizit wachen - oft ist es besser, wenn sie ruhen und dämmern, aber sofort erwachen können, wo etwas Interessantes (nicht unmittelbare Reaktion Erforderndes) merkbar wird. So möchte ich meinen, Eulen träumten von den Beuten, die sie in der Folge antreffen und jagen werden. Kühe ruhen lange Zeiten während des Tages und spüren aus dem Leib mit dem Lauf der Sonne. Bei bestimmten Planetenzeiten, wenn Venus oder Jupiter sehr deutlich in den Abend und die Nacht scheinen, sind sie im Dunklen sehr wach, legen sich so in die Weide, daß sie den Planeten selber gut sehen und sich von ihm gesehen fühlen. An einer Stelle meiner Wege fand ich öfter ein vereinzeltes Reh an, das offenbar mit der Strömungsrichtung eines eiszeitlichen Wasserstromes, der dort sehr flach zu einem Senkenrand ins Rheintal sich hinzieht, schaute, stand da für lange und lauschte nur in die Ferne und Tiefe, schrak natürlich auf, wenn ich daherkam, und eilte davon. Zur Wachsamkeit solcher Art gehört auch dazu, daß ich, wo Tiere mir so begegnen und machen sich eine Flucht, innehalte, zuschaue und warte darauf, daß das Tier sich Besseres weiß. Meistens findet sich, daß es in sicherer Entfernung anhält und herschaut; sodann erfolgt ein kleiner gestischer Austausch, mit dem man einander versichert, daß sonst alles friedlich ist, und mit diesem Abkommen gehe ich weiter und bleibt das Tier, wie's sich befinden will. Hasen z.B. tauchen dann meistens deutlich in guter Meinung ab, zeigen mir, wie sie im Grün verschwinden. Im "Staat" beschreibt Platon im Ganzen die Effekte, die es hat, wenn Men- schen zu nahe miteinander leben, vor allem auf anderen Mensch zu achten haben und von dem, worauf sie da achten können, Macht z.B., Geld, Gewalt, wie geblendet sind, davon in heillosen Zyklen durch alle Phasen kollektiver Uneigentlichkeit getrieben (und verlockt) werden. Platon hielt die Tyrannis für die letzte und absurdeste der Staatsformen, sucht aber selber einen Tyrannen mit seinen Ideen eines idealen Staates zu beeindrucken. Das könnte einen wundern. Immerhin aber kann man, gemäß seiner Lehre von den Phasen des Staatslebens, davon ausgehen, daß er meint, Menschen, die beim Letzten, in der Tyrannis angekommen sind, werden danach weniger anfällig sein für die blindlaufenden Hänge, woraus die Dekadenz der Lebens- Staatsgesellschaften erst entsteht. Außerdem darf man vermuten (Platon war nicht mehr jung, als er Dionysios aufsuchte), daß sein guter Geist ihn zu dieser Expedition anstiftete, damit auf die weitere Zeit hin die Energie 58 (Tyrannei) und der Geist in einer bestimmten Verhaltsform miteinander erkannt seien. Späterhin die Römische Kirche hat für lange Zeit ein Regime gehalten, worin diese beiden Elemente dominierten. Dort war es Jedem jederzeit möglich, weise zu sein wie im platonischen Geist, und solche Weisheit wurde ermutigt. Aber in sittlichen und zivilisatorischen Dingen war diese Herrschaftskultur, die ja aus dem späten Absolutstaat des Römischen Reiches hervorgegangen ist, bestimmt und klar bis zur Despotie. Zu diesem Vorigen, etwas weiter hin: Der Name Schiller heißt "Schieler", von "schielen" dem Verb her. Das denkt man sich wohl besser nicht wie eine körperliche Entstellung, sondern eher als die Bezeichnung für eine Art Flunkerblick. Solche Menschen benehmen sich nicht einfach vordergründig geradlinig, sondern behalten sich Façette vor, hören z.B. mit einem wie weglauschenden Blick zu, wenn zu ihnen gesprochen wird, blenden aber einen meinenden Blick hinzu, wenn sie sprechen. Solcherart Flunkergeist könnte man in vielen Menschentypen nachweisen, die in deutscher Geistigkeit sich bemerkbar gemacht haben, als starkes Beispiel Hegel. Dort baut man eben darauf, daß Menschen - aus der Kirche her z.B. - gewöhnt sind, zu hören, spricht zu diesem vorgestimmten Geist in ihnen und hört selber mit etwas anderem Sinn. Was Kant über Apriorik in der Vernunft bemerkt, gehört wohl dahin. Menschen stehen voreinander dabei als separate Figuren, als Vernunftwesen, haben sonst keine Interaktion zu gehen. "Schielen" mag auch heißen dieser bedenkerische Blick, mit dem jemand sich sinnend von innen in die Braue schaut. Dieser Blick gewinnt Extrabedacht, wo Menschen gelernt haben, Gestirne zu bemerken und zu beachten. Bei manchen Konstellationen und Traversen von Mond & Planeten so weit durch den Himmel, daß sie nur noch ein ungefaßter Blick wie mit der ganzen Stirnseite auffassen kann, entstehen von selber solche Respektivitäts-Seitenblicke, wenn unterm Tag, wo man zuvor den Himmel frühmorgens so gesehen hat, der noch sichtbare Mond den Sinn damit latent gegenwärtig hält. Das sind Namen (Worte) und Gewahrheiten aus einer älteren, einfacheren Zeit als dieser, wo die meisten Menschen die Grundelemente solcher Gewahrheiten gar nicht mehr wahrnehmen können in den Vordergründig-keiten ihres Tagwesens. Viele Menschen meinen zu wissen, was die Planeten sind, aber haben ihrer Lebtag noch nie mit Bewußtsein und wissendem Verstand auch nur einen davon gesehen und erkannt. ("Schieler" könnte man übersetzen wie: sonderbarer Seher.) _________ 59 "Ich hab' da noch 'nen Bacchanten"... _________ ...psychologisch stäupen... statt dessen (Frankreich): couper la tête, das kann heißen, den Kopf ABschneiden, oder, geistiger: einen Kopf in Form bringen, wie: ihn aus einem Material herausarbeiten... _________ Möglichste Posse: falsch bediente Gier... _________ Sich totstellen (der Philister):"ich höre nicht, ich bin nicht für Sie, und ich existiere nicht, wo ich nicht WILL!!" Ach Du je. _________ Nerds: der Sinn für neurotische Nuance... _________ Kasuistik der Daseinsmenagerie. Das 19. Jahrhundert, von Napoleon praktisch mit Ägypten bekanntgemacht, verlor sich bald entzückt in die geistigheitlichen Witzigkeiten, welche diese eigentlich nur demonstrativ erneuerte, aber nicht so neue Bekanntschaft mit sehr altem Weltgeist einherbrachte. Für den lebensnäheren Horizont setzte es von vielen Denkern Gedanken, die eigentlich nicht weit von der Daseinspsychologie des Thoth (der schon die französische Revolution inspiriert hatte - da hatte alter phönizischer Blutgeschmack zugespielt) entfernt sind, inclusive eines Operettentenors: es darf alles wahr sein, aber Sot (man beachte die phonetische Nähe zu "Thoth", gezischelt) muß man sein können. Das wackelt da durch allen Realismus, Materialismus, die Lebens- und Daseinsphilosophie und so viele Böhnchen - es ist ein Zoo. Derlei richtet man zu jener Zeit auch mit neu-gefundener Systematik ein. "Sein", bei allem Durcheinander, was sonst mit diesem Begriff so stattfindet, fand damit auch eine neue Darstellungsformel, die einfachen, aber wachen Geistern eher inne wurde als der schriftfixierten Philosophen-Literaten-Zunft. Sein, das ist im Natron-Phosphat-durchklärten ägyptischen Auge diese sonderbare, der "Idee" Platos wie Glasfluß dem Tautropfen ähnliche Qualität, die manche Schriftkartuschen selbst (gerade) dem naiven Blick zeigen, indem die darin eingeschlossnen Chiffren einander erläutern und belichten, daß in einem Prozeß der Abstraktion und Verdichtung zugleich eine klare Wahrheits- 60 empfindung darin auftaucht, welche nicht mit dem möglichen Bedeutungs-wissen, dem Wert der Chiffren alleine sich erklärt, die damit sogar überhaupt nichts zu tun hat. Strukturalismus späterhin und andere Nebentöne in philosophischer Raisonnage demotisierten in ihren jeweiligen Zungen peripher oder so daran entlang und hielten das alles in einer meinungslosen Nähe, so, wie man sagen könnte, die Wortzeichen auf den Mumienbinden hielten die Mumie selbst in der Nähe und damit das Leben des Pharao auch, mit allem, was dort ganze, einmalige Wirklichkeit umher gewesen ist. Die Pharaonen stammen von Jägern ab, das sind keine Sitzer. Da ist Tanz. "Sein" nennt man nun also einen erkennbaren Zustand, der nur in der Erkenntnis selber merkbar wird, einem sonderbaren Animationseffekt gleich, wo die Chiffren einander erst begrenzen, dann ergänzen, dann erläutern, sodann sich wie Augenaufgehen beleben, und wenngleich die Chiffren und was ihnen real entspricht, darüber wie unwesentlich werden und sich als Realwert entwerten, so ist doch, was sich damit im klaren Erkennen einen "Namen", einen Geist, also diese sich verselbständigende Bedeutsamkeit reinen, aber artikulierten Bedeutens gemacht hat, realer als alles, was Element hinzugab inclusive des Erkenntnisweges. Das heißt "ah, je vois" bei Descartes oder die kluge Erklärung in Platons Brief, was die Idee, "das Noch etwas" sei, wenn der Begriff nur erläutert hat, das Konzept klar ist, und alle Erläuterung um soviel zu viel, wie Worte zuviel sind über "Namen", die nur noch Präsenz sind, nicht mehr umdeutet werden müssen (oder so: wie der Hörende die Idee des Gesagten hat, wenn doch die gesprochenen Worte schon vorüber und verklungen sind). Daher auch heißt es bei den Juden (Israeliten), NACHDEM sie aus Ägypten wiederkamen: der Name Gottes ist unnennbar, und Gott selbst zu denken schon - ist ein Frevel. Dann viel Erläuterung seines Zornes und all dessen, damit klar ist, wie schon das Bezeichnen dieses Verhaltes zuviel des Meinens ist. Einzig, was wie das Gesetz vom Berge her als der Logos aus der geistigen Wirklichkeit selber wie selbstverständlich spricht, mag wahr sein als wie Gottes Wort, aber "als wie" - darüber begann der Tanz um's Kalb und weiter ging's mit aller Umspringerei seither wie gekannt. Die Juden sind eben ein daseinsfrohes Völkchen, und DÜRFEN nichts Anderes sein. Dies alles, wie Platons Brief sagte, sind nichts als frivole Gewohnheiten von Geistern, die zu sehr mit ETWAS meinen müssen, anstatt nur zu sein, wo Sein ist. Sein ist seither in tausend Façetten als ETWAS, irgendwie, identifiziert worden, aber nichts, wirklich, erklärt, was es ist, wie der naive, wache Blick eines Kindes, das diese oder jene Bildzeichenkartusche aus ägyptischen Horizonten schaut; mir selber ist das so gegangen in erster Kindheit, und nicht umsonst malen die Ägypter den Pavian Thoth als 61 Zeugen neben viele Schriftzeichenwände, nicht umsonst besteht die Schrift aus selbstredenden Bildzeichen. Deren Selbstredendheit sagt - und das versteht jeder Pavian: das, was die Zeichen miteinander sagen, ist so selbstredend klar in dem, was es miteinander heißt, wie die Bildklarheit jedes einzelnen Zeichens, und mein kindnaiver Blick, als er, der Bildhaftigkeit wegen länger schauend, sich dem, was da miteinander spricht, innewurde, verstand wie in wissendster Verblüffung: ja klar, wie sonst soll das auch sein. So, wie mir ohne jede weitere Erläuterung, nur durch meinungslos inter- essiertes Hinschauen, dies innewurde, und darauf die Augen ohne jede Meinung über die BEDEUTUNG der Zeichensinne aufgingen, blank, hell, erleuchtet ohne jeden fremden Inhalt, so entsteht "Sein" in der Chiffre selber, wenn nur ein unbefangener Intellekt wahrnimmt, daß diese Zeichen wirklich etwas miteinander sind, das sich nicht in der Erklärung von irgendetwas sonst gebraucht. Deswegen gelten ja Kartuschen als NAMEN, etwas, das an sich nur spricht, zu einem Geist gehört, aber keinen Gebrauch eigentlich beweist. Ich selber gewöhnte mich damals gerade daran, einen Namen zu haben, damit auch: zu sein, was sich mit diesem Namen (einem Namen an sich) befindet. Damals gab's oft Rosinen zu essen und Zitrone, und ich hörte öfter von Syracus, auch von Paris, und derlei. Man erläuterte später auch: Kartuschen sind also Namenszeichen; dazu gehören Menschen mit ihrem Leben, und diese Leben wieder bedeuten ein Reich, ein Befinden, eine Geschichte, ein Geschick, Kultur, die aus Leben und Leib einen Begriff machen wie die Kartusche aus den inbegriffenen Zeichen usw., und die Welt geschieht ja, nicht nur mit jenem, wozu die Chiffre sich zeigt, sondern allmählich auch mit meinem eigenen Leben, das nach und nach, fast meinungslos, eine Gestalt gewinnt. Das alles sind nur Nebensachen, Existenzgeräusche, wie auch mein eigenes, wirkliches Leben nicht leicht etwas Wichtigeres sein will als Geräusch um nichts als Existenz. Sein, um damit wieder zu beginnen, ist aber eben NICHT das, was das Erkennen meint, in seinem Realisationsakte zu bemerken, ist nicht abhängig von solchem Erkennen, so wenig der mit dem Namen Bezeichnete von meinem Erkennen oder dem Bedeutungsverstehen seiner Namenskartusche abhängt. Aber ohnehin sind alle diese Verhalte, die das Gewahren formen, nur existenziale Beiläufigkeiten. Husserl, der sonst nur kognitive Fingerspiele absolviert, erläutert an einer Stelle, die Formel für die Beschleunigung im Gravitationsfeld sei nun mal elementar wahr und von bewußter Realisation unabhängig so, dazu auch dann prinzipiell dasselbe, also wahr, wenn dieselbe Formel mit anderen Größen, sogar mit anderen Formelelementen sich schriebe. Das leuchtete mir ganz unmittelbar EXTRA ein und ist für meine sonst naive Meinung das Substantiellste, was er je gesagt haben 62 wird - weil er da etwas sprechen gemacht hat, was ja auch für sich spricht und immer wahr ist mehr als nur, daß es real ist, als so abstrakt realisierbarer Verhalt in der wirklichen Welt selber. Bei Einstein hat sich zu vergleichbarer Zeit gezeigt, wie interessant solche Elastik des Auffassens die Weltidee zurechtzustellen vermag. Es eh ist aber so, daß das Sein offenbar eine Qualität mehr, nicht: bekommt, aber: zeigt, indem ihm das Erkennen so meinungslos klar auf die Schliche kommt (zu jener Zeit schlich ich auch öfter meiner Schwester vor oder nach und erschreckte sie, indem ich mich hinter Türen versteckte, wohindurch sie kommen mußte - es waren das eben Zeiten, wo wir noch nicht mußten geworden sein, gar etwas gewesen - es geschahen lauter elementare, rein wahre Dinge). Sein ist also diese Qualität, die nicht ein Ding, ein Lebewesen, ein Zeichen, ein sonstwie erkennbarer Zustand hat, sondern etwas, das sich nur durch einen realisierenden Vorgang des sich unbefangen interessierenden Erkennens erschließt, von diesem selben Vorgang aber nicht erklärt und bestimmt wird. Deswegen z.B. ist es egal, ob ich die Kartuschenchiffre begrifflich verstehe - ich verstehe, wie darin das Sein offenbar gerne wartet, erkannt zu sein, aber nicht alleine darin besteht, dieses Zeichen zu sein oder zu geben. Es ist im Abstrakten real, und es dort zu erkennen, verdeutlicht zugleich, was das ist, diese Sphäre, die nur im Abstrakten gewahr wird, oder in solcher Weise. Es wurde damals das Wort "abstrakt" sehr populär, man sprach viel so und illustrierte den Begriff auf mancherlei Weise, als Mathematik, in den Künsten usw. Auch sonst wurden ja Worte, und was sie meinen, auf gar sonderbare Weise zugetragen. Ich hatte eine gewisse Ahnung von dem, was der Dreißigjährige Krieg, der Siebenjährige waren, wer Napoleon usw., lange bevor Geschichte mir schulweise verabreicht wurde oder das Kriegswesen desselben Jahrhunderts erläutert und dokumentiert. Darin auch aber bin ich offenbar in kompletterer Weise informiert worden weit über das hinaus, was heutzutage das meinungsvolle Halbwissen der Öffentlichkeit dazu sein soll. Die Koketterie dessen, was mir das "Sein" mit seiner Erkennbarkeit zu merken gab, zeigte sich ebenso in der nächsten Umgebung, aus der Haltung und den Gesten einer Architektentochter, ein Jahr älter als ich, deren Haus angenehm ordentlich und fein proportioniert war, darin, so weit ich mich entsinne, ein sehr großes Foto des Andromedanebels und sonst ein moderner, abstrakter (eben), ganz sachte ägyptischer Akzent, ein Bild der Pyramiden oder irgend sowas. So ist das nämlich, lachte und zierte es aus ihren Gesten. Das Tollste aber ist der Aspekt, daß das SEIN nicht nötig hat, existent zu sein. Zu erkennen, daß es in reiner Wahrnehmung möglich ist, sich in solcher Form 63 erweist, verdeutlicht, wie da und daß da eine Dimension ist, die sich meinem naivsten, meinungslosen Gewahren so erschließt, aber das, wie gesagt, ist Akt, ist Existenz, die einen Verhalt für das Erkennen erschließt, der über Akt und Existenz hinaus nur eine Dimension hat, aber keinen Inhalt. Das, was SEIN ist, ist damit vollkommen verdeutlicht, aber die Verdeutlichung ist nur der NAME des Seins, das damit einen Ort hat im Gewahrsein, das, einmal erkannt, so etwas wie absolut kognitiv präsent ist, oder: nur präsent wie kognoszierbar, aber die Erkenntnis dazu kann nicht aufgesucht werden, erschließt sich eher, wieder, wie im meinungslosen Gewahren dessen, was die Zeichen in der Kartusche sind über den Verhalt hinaus, daß sie sich so befinden usw. "Ach ja, ich bin" sagte etwas dazu in mir selber wie eine klare, wache Seelenstimme, und Engel waren damals auch sehr reale Wesen, undiskutiert, weils an Engeln nichts zu deuten gibt. Es gibt sie, oder es gibt sie nicht, aber was sie sind, bedarf keiner Debatte. Mit diesem allen verhält es sich also ganz gleich wie mit dem woanders hier Erörterten, Platon, Zeit, Ewigkeit, die Spiegelung im fernen Auge Gottes, und daß es keinen Sinn hat, auf Gott zu zeigen oder nach ihm zu schreien, ihn zu behaupten oder was immer. Ich kann mich befinden wie Platon in diesem Gleichnis von Selbst, Zeit, Ewigkeit usw. und mich so halten und behaben, wie es der Sinn mit dieser fernsten, absolutesten Perspektive ist. Ich kann auch merken, wie mein Befinden und die Welt um mich her aus der guten Ordnung gehen, sollte ich diesen gleichgültig wahrscheinenden Belang in Meinen und Tun leugnen oder negieren. Mehr kann ich nicht, und mehr kann niemand. Es gibt ja auch die regulativ nützliche Gewahrheit für das Gute. Wenn das nicht genügt, ist ohnehin nicht viel Wahres übrig an dieser Welt, von der aber banalstes Erkennen wohl zu merken weiß, daß sie wahr ist in etwas expliziterer Form als, daß sie nur real ist, nur existiert. Dies zu bemerken braucht es allerdings etwas Zeit, etwas Geist, etwas Vernunft. So, wie da eben erläutert, beim Hasen. Ach, ist das alles ausführlich, wo mir doch eigentlich nur ein paar merkwürdige Seitenblicke einfielen zu Nietzsche, der von Leopardi spricht, und Leopardi, das ist jener junge Mann, den sein Vater in einem Ort oben auf dem Berg weit über Rimini einsperrte, weil er ihm zu frivol war - so präzisiert sich ein Aspekt der sittlichen Eifersucht auf jedes Eigene, in der bigotten Sorglichkeit eines Vaters, der seinen Sohn meint daran hindern zu müssen, daß er ihm Schande mache. Aber solche Idee von sittlicher Gewalt ist in sich selber schon frivol. Ja eben, sagt das, frivoler Vater, frivole Gefahr der Sohn. Leopardi mußte sich einsperren lassen wie ein Bildzeichen in eine Kartusche, und alles, was es sonst von ihm zu wissen gibt, das sind diese sonderbaren, mythisch animativen Skizzen, die ebenso in zeitlosen Absoluten oder Totalen 64 bildzeichenhaft deutliche Wesenheiten miteinander sprechen lassen, absolute, kleine Unterhaltungen, wie sie auch ein mickymausiger Pavian sich vorstellen könnte, so, wie er sich die Wahrheit einer ägyptischen Schriftwand vorstellen kann - mit allem Erkennen des auch darin explizit Absoluten, wie im Vorspann hierzu beschrieben - weil man ihm seine eigene Figur dazugemalt hat. "Das verstehst Du", sagt das, und der Pavian versteht, wie nur irgend einer. Wie er BEGREIFT - das ist etwas Anderes; da muß er erläutern, aktualen Subtext produzieren in den ihm möglichen Gesten, und das kann so oder so abwegig sein, weil seine beste Kunst darin besteht, Gesten durch die fassungslos meinungsunfähige Nurgewahrheit diverser Selbste so davon-zuschicken, daß im Gange alltäglichster passagerer Weltbewegungen konzeptioneller, aber nicht allgemein gewahrheitlicher Seelengleichheit, oder so, das, was er meinen kann, irgendwo als Ereignis zusammenkommt, und das wird dann schon sprechen und sagen, was es meinen will. Das heißt bei ihm Logos; da ist er, was die Griechen dazu brachte, den Thoth dem Hermes gleichzusetzen, denn so geht sie, die ägyptische Seelenwanderung. Leopardi also schrieb kleine Geschichten wie Schriftkartuschen so gefügt, und nicht die Zeichenhaftigkeit und deren Animation blieb übrig im Gedächtnis davon, sondern eine Ahnung, daß derlei eine Kartusche ist und daß die Elemente in ihr miteinander sprechen, wie die zeichenhaften Wesen das dort tun, und: Leopardi mußte sein, was er nicht sein wollte, weil er war, was er nicht sein sollte. Rotieren leise umeinander Sein und Nichtsein - wo auch ist Geist, der nicht im einen oder anderen NUR sein kann. Nietzsche findet auf Leopardi zu weisen, ohne genau zu werden - das tut er oft, stellt sich zu Zeit- oder Geistesgenossen wie Chiffren sich zueinander in ägyptischer Schrift. Leopardi ist auch der Name, hergeleitet von einem Tier, desgleichen man schon lange aus Gelegenheiten kannte, da fand es sich eingesperrt wie das Zeichen in die Kartusche. Leopardo heißt Parther- oder Perserlöwe - der Pavian in manchen Gegenden hat öfters Streit mit Leoparden, und die Bosheit beider füreinander hat den Tenor: der ist frivol, der Pavian dem Leoparden, dieser dem Pavian. Die haben ein Charakter- argument miteinander, ein geistig-ungeistiges, so und so. Ich selber finde Leoparden geistiger, und die Frivolität des Pavians hat einen funktionalen Sinn, indem sie ein Mobil macht bei seinen Strategien, wie man durch leere, nur auf seine Frivolität starrende Seelen hermetische Witze in Bewegung hält, fernhin, wo ihm derlei hinweiß. Nietzsche plaziert sich auch gern zum Persischen, deutet das Parthische an, indem er sagt, Rom sei der letzte Platz für einen Philosophen usw. wie kann er das wissen, wenn er nicht dort gewesen ist - es ist doch genau umgekehrt! Aber er sagt das nur, er stellt sich in eine Chiffre, die von Anderem spricht usw. usw. usw... 6509:41 - 17 October 2007 - post comment
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