Es ist schon verwunderlich:
Noch vor einem halben Jahr hätte ein Radiomoderator oder Musikjournalist seine Karriere ruiniert, wenn er sich öffentlich positiv oder auch nur anerkennend über DJ Bobo geäussert hätte. Die Kritik, er könne nicht singen und alles von ihm töne gleich, ist ja auch nicht von der Hand zu weisen.
Aber irgendwie ist plötzlich alles anders: Er tritt mit einem Song am Concours an, der gleich klingt wie alle andern und trifft die Töne nicht, grundsätzlich also nichts Neues. Aber irgendwie spielt das nun alles keine Rolle mehr und die Ostmafia ist an allem schuld. Niemand würde sich getrauen über Bobo herzuziehen, wie damals über Gunvor, die es im Gegensatzt zu ihm immerhin in den Final geschafft hat.
Am meisten enttäuscht hat mich aber die EDU. Man erinnert sich: Die christliche Partei, die im Wahljahr (blosser Zufall!) Unterschriften gesammelt hat, damit der Bundesarat gegen Bobos unchristlichen Text interveniert. Wo bleibt ihr Communiqué: „Das habt ihr nun davon, dass ihr nicht auf uns gehört habt – das ist die verdiente Strafe Gottes, dass ihr über Vampire singt!“?
Ich finde, man sollte ihnen eine Chance geben. Nächstes Jahr sollte die Schweiz mit einem Song über Inquisition, Hexenverbrennung oder das Jüngste Gericht – grundchristliche Wete eben – antreten. Dann wird sichs schon richten.
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